Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 9

1881 - Trier : Lintz
9 Sie thö quädun •) imo: „in Bethleeni, Judenö burgi. so ist gescriban thuruh theil ’\vi5agon2): Thu Bethleeni, Judenö erda, nio in altere bist thu minnista in then heriston Judenö3), wanta fon thir quimit tuomo4), ther rihtit min folc Israhel “ Tho Herodes, tougolo gihalöten magin5), gernlicho lerneta fon in thie zit des sterren, ther sih in araugta6), inti santa sie in Bethleeni sus quedanti: „faret inti fraget gernlicho fon themo binde, thanne ir iz findet, thanne kündet iz mir, thaz ih thara queme inte betö inan. Thö sie gihörtun then kuning, fuorun. senu thö sterro, then sie gisähun in ostarlanto, forafuor sie, unz her quementi stuont oha thär thie kneht was 7). Sie thö gisehente then sterron gisähun mihhilemo gifehen tliräto8). inti ingangante in hüs fundan then kneht mit Mariün, sinero muoter, inti nidarfallente betötun inan, inti gioffonöten irö tresofazzon9) brähtun imo geba, gold inti wihrouch inti myrrün. inti inphanganemo antworte 10) in troume, thaz sie nie wurbin u) zi Herode, thuruh anderan weg wurbun zi irö lantsceffi. 3. Aus Jlolhfc fstbfos (f 1022) Psalmenübersetzung. Psalm 102. Sela mina danchö Gote und6 sinemo heiligen namen danchöen alliu, diu in mir sint. — Dancho imo, unde habe unergezzen alles sines lönes; — Her allen dinen unrehten genadet, der alle dine siecheite heilet; — Her dinen lib löset föne ferlörnissido 12), der dih corönöt in irbarmedo unde in ärmherzi13); — Her dinen willen in guote follöt"). Geniuwöt wirt din jugent, samo so aren 15). — Trübten ist der genäda scheinet16) unde allen rilltet, die unrelit tolent. — Chunda teta er sine wega moysi, allen israelitis geteta er chunt sinen willen. — Trübten ist genädig unde scheinare genädon, langmuotig unde filo genädig. — Er ne habet uns nieht mite gevaren17) näh unseren sundon, 110h er ne lönota uns näh unseren unrehten; Wanda näh dero höhl himiles föne erdo, habet er gefestenot sina genäde über die, die in furhtent. — So ferro daz osten ist föne demo westene, so ferro habet er föne uns ketän unserm unrelit. —- Also fater chinden, so genädet Got dien in furhtenden; — Wanda er bechennet unsera gescaft,18); er ne habet irgezzen, daz wir stuppe 19) bin. — Mennischo ist also heuwe; also der bluomo där in in felde, also ferbluot er; — wanda sin geist, der in imo ist ferferet20), unde hier nebestät21) er, noh fürder hara ne irwindet22) er. — Aber Gotes kenäda ist an dien in furh- tenten föne änagäntero dirro werlte unde claunan unz ze enero werlte 23), unde sin reht ist an unserro suno sunen, — Unde schinet an dien, die sin scriftkebot und siniu flihte24) bestänt. — Trübten gareta25) in himile sinen stuol ze zesewan26) sinis fater unde sin riebe waltet iro allem — Lobönt Got alle sine angeli mahtige in chrefte, ir sin wort tuont ze gehörenne die stimma sinero wortö27). — Lob tuont truhtene alle sine zeichin wurchin28), sine ämbahtara 2 9), ir3ü) sinen willen follont. — Lobönt in alliu siniu werck; in allen dien steten, där sin gewalt si, där lobo Gote nun sela. 4. Aus einer Predigt des Rerthotd von Regensburg (f 1272). So sprechent etteliche kezer, und gleubent sin, daz der tiuvel den menschen ge schliefe; dö geschüef unser herre die sele drin. Pli verfluochter kezer! wanne wurden sie ie gemeines rnuotes? Nu seht, ir seeligen gottes kinder, daz iu der almehtige got sele und lip beschafen hät. Und daz hat er iu ander diu ougen geschahen, an daz autlüze, dar ir nach im gebildet sit. Haz hät er uns reht mit gefiorierten buochstaben an das antlize geschriben. Mit grözeni fiize sint sie geziert *) *) sagten. — 2) Propheten. — 3) in principibus Juda. — 4) Richter. — 6) clam vocatis magis. — 6) erschienen war. — 7) bis er kommend stehen blieb über dem Ort wo das Kind war (kneht — puer). — 8) gavisi sunt gaudio magno valde. — 9) Schatz- gefäße (treso = Schatz, läz = Gefäß). — 10) responso accepto. — u) zurückkehrten. — l2) vom Untergange. — ,3) Erbarmung und Barmherzigkeit. — ") der dein Ver- langen mit Gütern füllet. — 15) dem Adler gleich. — ") übet. — 17) er hat uns nicht gethan. — 18) Beschaffenheit. — l0) Staub. — 20) vergeht. — 2') besteht nicht. — 22) kehrt zurück. — 23) von Ewigkeit zu Ewigkeit. — 24) Gebote. — 23) bereitete. — 26) zur Rechten. — 27) ad audiendum vocem sermonis eius. — 29) Wunderkräfte. — 20) Diener. — 30) die ihr.

2. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 10

1881 - Trier : Lintz
10 und gefloriert. Daz verstent ir gelerten liute wol: aber die ungelerten mügen sin nit versten. Diu zwei ougen das sint zwei o. Ein h daz ist nit ein rehter buoch- stabe: ez büket niuwen den andern; als liomo mit dem h, daz spricht mensche. So sint die brawen dar obe gewelbet und diu nase da zwischen abe her: daz ist ein m, schone mit drin stebelin. So ist daz or ein d, schone gezirkelt und gefloriert. So sint diu naselöcher und daz undertät schöne geschafen reht als ein kriesch x, schöne gezirkelt und gefloriert. So ist der munt ein i, schöne gezieret und ge- floriert. Nu seht, ir reinen bristen liute, wie tugentliche er iuch mit disen sehs buochstaben geziert hat, daz ir sin eigen sint, und daz er iuch geschafen hat. Nu sult ir mir lesen ein o und ein m und aber ein o zuo samen: so spricht ez liomo. So leset mir euch ein d und ein e und ein i zuo samen: so spricht ez dei. Homo dei gotes mensche, gofles mensch! Kezer, du liugest! kezer du liugest! Nu sich wie kezerlich du gelogen hast Ez wart halt nie so getans niht daz der tiuvel ie geschüefe: wanne Sünde und schände die geschuof er des ersten au im selber, und dar nach iemer mer, swä er daz mohte geraten, daz tet er. Der almehtige got geschuof alliu ding, und geschuof die zuo nuze und zuo guote. Allej daz sich riiert üf ertrich, ez si sihtig oder unsihtig, daz hat got geschafen. Nu sich, du kezer, wie du liugest. Sit du gibst daz dich der tiufel geschafen habe, so var euch zuo dem tiufel. Du hast aber dinen herren den tiufel tiufellchen an gelogen: des sol er dir vil wol Ionen, im zerrinne danne alles des fiuwers daz er iergent hat. Nu seht, ir bristen liute, wie schentlichen glouben sie haben, dise valschen diebe des cbristenlichen glouben, der reinclich und schöne über alle glouben liuhtet, als diu sunne überliuhtet alliu licht. Ir reinen bristen liute, da von hüetent iuch vor disen kezer n, die also zuo iu fliesent sam die kazen, und iuch er testen wellent mit ir kröten sämen der unreinen kezerlichen lere die er in sich geleket hat sam diu kaze daz eiter von der kroten. Und sä zuo hant so diu kaze die kroten also ge- leket, so beginnet si alzehant dorren, und get ir daz här üz und wirt alse wider- zreme und alse ungenaeme, als ir an ir seht wol daz si ettewanne küme die lenden näch ir gezinkt. Und dä von hüetet iuch vor den kazen und euch vor den kezern, wanne sie bede schedelich sint an libe und an sele. Daz iuch die kezer iht ver- unreinen, dä beschirme uns alle sampt der almehtige got vor. 5. Aus dem Schmabenspiegel (um 1275). a. Von tiutscher liute eren. Die tiutschen kies ent den künic: daz erwarb in vier künic Karl. Swenne er gewihet wirt und üf den stuol ze Ache gesezet wirt mit der willen, die in erwelt hänt, so hat er küniclichen gewalt unde namen. — Den künic kiuset man ze rihter umbe eigen unde umbe leben unde über iegliches menschen lip unde umbe allez, daz vür in ze klagen kumet. Der keiser mac in .allen landen niht gesin, unde mac allez ungerihte niht verrihten. Dä von llhet er den fürsten unde andern herren wereltlich gerillte. An die vierten hant mac dehein gerihte nimmer körnen mit rchte, dä man umbe menschenbluot rillten sol ode umbe alle vrevel. b. Wä man den künic leiesen sol. Als man einen künic kiesen wil, daz sol man tuon ze Frankenfurt; unde lät man die fürsten in die stat niht, so mugen si mit rehte kiesen vor der stat. Unde als si den künic erkiesent, so sol er die stat unde die liute, die dar inne sint, ze rehte tuon unde sol daz tuon, e daz er von der stat vare. Unde als si sehs wochen in der sehte sint, so sol si der bischof von Meinze ze banne tuon. Unde als si in dem banne sehs wochen und einen tac sin gewesen, so sollen si mit rehte alle bischofe ze banne tuon. Unde wil der künic, er mac si bringen in des päbestes ban. c. Wer den Icünic kiesen sol. Den künic sullen dri phafen fürsten unde vier leien fürsten kiesen. Der bischof von Menze ist kanzler ze diutseken landen: der hat die ersten stimme an der kür. Der bischof von Friere ist kanzler über daz künicrich Arel: der hat die andern stimme an der kür. Der bischof von Köllen, der ist kanzler ze Lamparten unde hät die dritten stimme an der kür. Daz sint drin fürsten ampt; diu hoerent ze der kür. Under den leien fürsten so hät der phalenzgräve von Eine die ersten stimme an der kür: der ist des rickes truhsseze, unde er sol dem künige die ersten scüzel tragen. Der herzöge von Sahsen hät die andern stimme an der kür under den leien: der ist des küniges marschalc unde sol dem künige sin swert tragen. Der maregräve von Brandenburg der hat die

3. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 12

1881 - Trier : Lintz
und denne stuondent siu uf, und dotent sus dristunt, und denn6 luodent siu die liute heim zuo imbisse, und eins luod zweinzig, eins zehen, und iegliches nach sinen Stetten, und buttentz in wol. Und dis was ir regel. Wer in die bruoderschaft weite und an die buosse trotten, der muoste xxxiiij tage dar in ne sin und bliben, und muoste also vil phen- nige han, daz ime alle tage vier phennige an geburtent: das worent xj. Schillinge phennige und vier phennige. und dar umbe so entorstent siu nieman heischen, siu getorstent euch keine herberge heischen noch in kein hus körnen, men lüede in denne drin, und stierte siu denne one heischen drin, siu getorstent euch zuo keiner frowen gereden. welcher aber das brach, der kniuwete vor sinen meisten und bichtet es ime. so satte ime der meister buosse und sluog ime mit der geischein uf sinen rucke und sprach: Stant uf durch der reinen martel ere, und hiiete dich vor den Sünden mere. 7. Aus der Chronik des Jakob Tivinger von Königshofen (st 1420). Das Straßburger Münster. Unser frowen minister, die hohe Stift zu Strosburg, wart zum ersten mole ane gefangen unde gestiftet in hoher würdikeit unde friheit von eime künige von Frangrich, genant Clodoveus, do men zalte noch Glotz gebürte fünf hundert und zehen jor, also in dem cappitel bi den künigen von Frangrich geseit ist, unde ist die erste unde eilteste kirche zu Strosburg unde in dem bistum, die do gemäht wurdent, nachdem also Strosburg unde Eisass anderwerbe1) bekert wurdent, also ouch ist vor geseit. Doch was das münster, do es zum ersten mole gemäht wart,, nüt als gross unde also kostper an gebuwe, also es ignoten2) ist, wan hie vor mähte men die kirchen vaste mit holtzwerke unde mit siebten steinen, unde men hette nüt not umb kostper steine, noch um grosse gezierde. Do nu das münster, also es zum ersten mole gemäht wart, gestirnt uf fünf hundert ior, do kom ein gros übel weiter mit tunre unde Mixende zu Strosburg unde von dem selben tunre verbrämte unser frowen münster und samt Thomans münster, bede genve3) abe nutz in den grünt, unde wol die halbe stat; uf einen tag nach Gotz gebürte tusent und syben jor. Das nuwe münster wart angefangen. Do noch samelte man gelt, steine unde geziig, ein ander münster zu buwende, unde in dem jore, do men zalte noch Gotz gebürte Mxy jor, do ving men das münster, das ignoten ist, vom gründe uf ane zu machende mit eime tieften starken fundamente unde mit kostpern steinen unde ge- zierden, und gieng von tage zu tage uf, das der kor unde das münster one die zwene vorder türne wurdent geweilbet unde gedecket unde vollebroht noch Gotz gebürte Mcclxxv jor. Do noch über zwei jor an saut Urbans tage, do ving man ane zu machende den nuwen turn des münsters wider die brediger, unde wart vollebroht untz an den heim noch Gotz gebürte Mccclxv. Hie zwüschent wart der ander turn wider den fronhof, der so heisset der alte turn, ane gefangen unde gebuwen unde gerwe vollebroht. 8. Aus einer predigt Johann Taulers (1290—1361). Der sun gots, do er utf hueb seine ougen in den himel, sprach er: Vatter, mach klar dein sun. Diss werck lert unss, das wir uff sollen heben al unser sinn, hende, kreist und gemuet in die höhe, und betten in im, mitt im und durch in. diss ist das aller hochwürdigist gebett und werck, das gots sun hie thet, do ei- sernen vatter an bettet, diss ist aller menschen vernunfft überchwencklich, und kam nienderts hier zuo kommen, noch versteen, es sey dann von dem heiligen geist. Von dem gebett spricht Ansselmus und samt Augustinus, das es sei ein uffgang des gemuets in gott. Die reichen menschen kommen zuo euch und gebeut euch armen,, verzeihen, krancken kinderen Iy heller oder Vi und heissent euch etwa vil gebett machen, oder hundert pater noster sprechen, und gebeut euch villeicht Vi pfennig. Von dysem kauff und sunst von andern weisen heit got als vil, als er will. Aber ich sag dir ein ding: ker dich in der warheit von dir selber und von allen geschaffen. *) *) wieder. — 2) jetzt. — 3) gänzlich.

4. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 13

1881 - Trier : Lintz
13 dingen, und richte dein gemuet gantz uff in gott, über alle creatur, in den tieften abgrund; darin versenck deinen geist in gottes geist, in vvarer gelassenkeit, in allen deinen obersten und nidersten breiten, über alle sinne und verstentnuss, in einer waren Vereinigung mit got, innerlich in dem gründ: mit disem überkomestu alle wort und weiss und Übung. Und darin bitt für alles, dafür du schuldig bist zuo bitten, und daz die menschen von dir begern, und für alles, darumb got wil gebetten werden. Und wifs: als klein ein haller gegen hundert tusent marck golds, also ist alles ufswendig gebett gen disem inwendigen gebett, daz da ist und heisst wäre einung mit got, des geschaffen geists versincken und verschmeltzen in den unbe- schaffen geist gottes. 9. Aus Heinrich Susos (ch 1365) Büchlein von der ewigen Weisheit. Nu wol vf sei miniu! Samen dich genzlich von aller vsserkeit in ein stilles swigen rehter inrkeit, daz du mit ganzer kraft uf brechest, daz du dich verlostest und verwildest in die wilden wuesti eins grundelosen herzeleidej uf die hohen velsen dez hinderdahten eilende,z, und schriest mit di nein verseneten herzen, daz ez über berg und tal, höh dur die lüfte in den himel für allez himmelsches her vf tringe, und sprich in diner klegelichen stimme also: „Ach ir lebenden stein, ir wilden rein, ir liebten ouwen, wer git mir, daz daz inbrünstig fiur mins vollen herzen und daz heiss wasser miner klegelichen treffen ivcff erweke, daz ir mir ffelfent klagen daz grundelose leid. Leid, herzeleid, daz min armez herze so togenliclien treit. Owe mich hatte der himmelsch vatter über alle lieplich creatur gezieret, und im selben ze einer zarten minneclichen gemahel userwellet. Nu bin ich im entrannen. Owe ich han in verlorn. Ich han min eineges nserweltez liep verlorn. Owe und owe und minem eilenden herzen iemer we, was han ich getan, was han ich verlorn. Allez daz wunne und frced moht geben, daz ist mir entrannen. Owe ere. Owe froede. Owe alle tröst, wie bin ich din so gar berobet: wan ach und we sol min tröst iemer sin. War sol ich mich keren. Mich hat doch elliu disiu weit gelassen: wan ich min einiges liep han gelassen. Owe und owe daz ich daz ie getet. wel ein iemerlichiu stunde daz was. Luogent an mich speten zitelosen. Seffent mich an einen schieb dorn, alle rote rosen und wisse lylien, und nement war, wie schier verblichen ertorret und erdarbet der bluom, den disiu weit brichet: wan ich sol nu iemer me also lebende sterben, also bluegende turren, also lange alten, und also gesunde siechen. Owe zarter herre, ez ist aber alle klein ze wegenne, daz ich lide, gen dem alleine, daz ich din veterlichs antlüt han erzürnet. Wan daz ist mir ein helle und ein liden ob allem lidenne. Owe, daz du mich so minneklich hattest verhornen, so zärtlich mantest, und so lieplich zage. Owe und daz ich dez allez so gar vergass. Owe sterben. Owe menschliches herz waz mäht du erliden. Owe herz mins wie bist du so stehlin daz du nit allez von leid zerspringest." 10. Aus Johann Gehers von Kaiserslierg (ch 1510) Predigten über das „Uarrenschiff". Die erst schar der narren ist gehübt narren, bischer narren, hüblins narren, baretlins narren. Es seint doctores, die hohe huben vff tragen, und seint doch vngelert; darzuo sie glorieren in vile der büch er, und haben nüt, das einem doctor zuo gehört, dan den namen her doctor und die bischer. Doctor Brant in dem narren schiff wil nit reden von den doctoren oder von andern gelerten, die vil bischer hond, die inen not seint und nützlich, und die selben bruochen; wan wer stuodiren wil on bischer, der schöpftet wasser mit einem sybeckin (haurit aliquid cribro qui discere vult sine libro). 0 was grosen lobs würdig seint bischer Schreiber, bischer eerer und zusammensetzer zuo einem guoten bruoch und einem vernünftigen end! Wer es wissen wöl, der less den Gerson von dem lob der Schreiber. Darumb die die bischer haben und sie bruochen, sol man nit narren heissen, sunder man sol sie achten für witzig, weiss eeren lüt. Aber von denen reden wir hie, die gross weiul gehalten sein, darumb das sie vil bischer haben und dorin glorieren, als in einem andern haussrat: zinegeschir, kessel und plannen, beth und küssen etc. Ja, sprichstu, wie erkenn ich die selbigen narren? Ich antwort dir und sprich in 7 schellen, die nun nach ein ander volgen. Die erst schel. Die erst schel ist vil bischer zuo sammen bringen vmb weltliches ruomes und vppiger eer willen, und darin glorieren wie im andern haussrat. Einer, der glori

5. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 16

1881 - Trier : Lintz
16 Denn wir sehen, das die jungen Kinder und jungen Leute mit Fabeln und Merlin leichtlich bewegt, und also mit tust und liebe zur Kunst und Weisheit gefürt werden, welche lust und liebe beste grösser wird, wenn ein Esopus oder dergleichen Larua oder Fastnachtpntz surgestellet wird, der solche knnst ausrede oder furbringe, das sie beste mehr drauss mercken, und gleich mit lachen annemen und behalten. Nicht allein aber die Kinder, sondern auch die grossen Fürsten und Herrn, kan man nicht das betriegcn zur Warheit und zu jrem nutz, denn das man jnen lasse die Narren die Warheit sagen, dieselbigen können sie leiden und hören, sonst wöllen oder können sie von keinem Weisen die Warheit leiden, Ja alle Welt hasset die Warheit, wenn sie einen trifft. Darnmb haben solche weise hohe Leute die Fabeln erticht, und lassen ein Thier mit dem andern reden, Als sotten sie sagen, Wolan, es wil niemand die Warheit hören noch leiden, und man kan doch der Warheit nicht entberen, So wöllen wir sie schmücken, und vnter einer lüstigen Lügenfarbe und lieblichen Fabeln kleiden, Vnd weil man sie nicht wil hören durch Menschen mund, das man sie doch höre durch Thiere und Bestien mund. So geschiets denn, wenn inan die Fabeln liefet, das ein Thier dem andern, ein Wolfs dem andern die Warheit sagt, Ja zu weilen der gemalete Wolff oder Beer, oder Lewe im Buch dem rechten zweifüssigen Wolff und Lewen einen guten Text heimlich liefet, so wol einen Fuchs ober Tisch also ansprechen, das jm der schweis möchte aus- brechen, und solte wol den Esopum gern wöllen erstechen oder verbrennen. Wie denn der Tichter des Esopi anzeigt, das auch Esopus umb der Warheit willen ertödtet sey, und jn nicht geholffen bat, das er in fabeln weise, als ein Narr, dazu ein ertichter Esopus, solche Warheit die Thier hat reden lassen, Denn die Warheit ist das unleidlichste ding auff erden. 12. Aus Sebastian Tranks (f um 1545) „Jucltburfj“. Der Adel Germaniens. Der ander stand Germanie ist der Adel. Die aus; Gottes ordnung recht edel, vätter des vatterlands, ein forcht und ruot der bösen, und ein schilt bürg, ausfenthalt der frummen sein sotten, witwen und weysen handthaben, die schinden und schaben sy selbs; und die die Hund vor dem pferrich sein sotten, feind vilmals selbst wölff, und reissen alles mit gemalt zuo jnen, was sy vermögen; und wer not, das man vor den hüttern und Wächtern hüttet und wachet; deren Adel gantz und gar von seinem alten glantz ist kummen, und ettwan an tugent stuond, yetzvnd aber alleyn mit stoltzheyt, bracht, reichthumb, gebürt, tyranney jren Adel beweisen; und wie sy yederman verhasset sein, und nichts dann orenkrawer und heüchler für wäre freünd, ja in der warheit souil seynd, wieuil knecht und vnderthonen haben. Nun zeügct zwar die nächst beürisch auffruor gennogsam, was für lust und freündt- schaft die vnderthonen zuo jren Herren haben, die also mit gemalt faren. Die alten Edlen motten mit wolthat jnen die vnderthonen bewegen und willig machen; und diß war auch jr maur und seül, darhinder und daranff jr Reich stuond. Sy aber achteten sich auch reich, so sy reich und wolhabende vnderthonen hetten, die sy in allweg mit guotter ordnung, vorgehung und gesatzen förderten, anff das sy immer ye mehr zuo geben hetten. Ietz will man es alles mit gwalt anßropffen, ja auffeinmal nemmen, und zuo lieben, kriegen und geben nötten, und in summa törlich unwillige Hund zuiagen füren, so doch nie icht inn die lenze bestanden ist, das forcht oder notzwang hat auß- getroschen und abgenöt. Die natur entsitzt ab dem notzwang, die liebe will frey sein, und bede, der will und das Hertz, Ungezwungen. Jn summa, es ist yederman eyngepflantzt ein liebe der freyheit von dem freyen Gott, das wir lieber wöllen gefürt, dann gezogen werden. Daranff haben vil vnedel und edel wenig acht, snndern fordern heüt diß, morgen das, mit was fnog, da fragen sy nit umb. Sy treiben keine andere handthierung, dann jagen, beyssen, sauffen, prassen, spilen, leben von reut, zinß und gölten im Überfluß köstlich. Warumb sys aber nemmen, und was sy darfür schuldig seind zuthuon, gedenckt kaum einer seines ampts, so jn doch dise macht, ettwas auff der burger hals zulegen, nit on vrsach und geding, zur besserung und nicht zum nachtheil der vnderthonen geben ist, so wol als dem tagloner sein taglon, das er darnmb den tag schaffe, also auch disen, nämlich darnmb, das sy Witwen und weysen vor gwalt entschritten, den armen vor gwalt Rechts verhelffen, und sich vmb aller menschen not als jrer eignen annemmen, wie vätter des vatterlandts. Darnmb sollen sy jr rent, gült, zinß und auffenthalt haben, wie einer, der dem altar dienet, vom altar, damit ein yeder taglöner seines taglons bekumme. Thuond sy dasselbig nitt, so ists

6. Deutsche Dichtung im Mittelalter - S. 17

1881 - Trier : Lintz
17 eittei tyranney und ein gwaltigs abnemmen, nit anders dann als wann ein tagwercker sein taglon an mich fordert, ja mit gwalt abnöttigt, und hett doch keyn arbevt ye ange- fangen noch angerürt. Doch foll man in allweg gwalt on auffruor und widerwertigkeyt leiden, und Gott klagen, das ers reche und ablege. Wann ein yeder feins ampts gedacht, so würden sich nit also vil vnberüfst eyntringen und vmb die Predicaturämpter, Oberkeyt und Narrenkappen also reissen; aufs die woll und milch fihet man gar mitt grossem Fleiß, aber auf die wolfart und huot der schaaff hat niemand keyn acht. Darumb ist der Adel fast aller, wie er yetz im schwanck geht, ein überbliben stuck der Heydenschaft, von vnsern ältern aufs vns geerbt, da nichts ist, dann ein rennens, stechens, turnierens, seinen schilt, stamm und nammen hoch auffwerffens, spilens, kriegens, hetzens, herrschens, müssiggehens, übermuot treibens re., welcher adel diß fleisches für Gott stinckt, verworffen, ausgetilckt und auf; seinem Reich ausgemustert ist. j. Corint. j. Acto. xvj. 13. Aus Sebastian Münsters (ff 1552) „Kosmographie". Lappland. Es werden dieses Landts Einwoner darumb Lappen genannt, daß es läppische Leut sind und nicht durchaus witzig, gantz wild, zum theil Viehisch. Es hat kein frembde Nation mit jhnen gemeinschafft, es hat auch lang niemandt ihre Sprach verstanden, und darumb so man ettvas mit jhnen hat wollen handeln, kauffen und verkauffen, hat man das mit deuten oder nnt zeigen müssen außrichten. Ja an etlichen örtern seind sie nock gar wild und Leut scheuch; dann sie fliehen, alsbald sie mercken, daß frembde Leut vor- handen sind, oder so man zu ihnen schiffen will. In jhrem Land wechßt weder Korn, noch Wein, noch Baum, noch Frucht oder sonst etwas, sondern sie crnehrcn sich mit Gewild, das sie schiessen, und mit Fischen, kleiden sich mit wilder Thieren Häut. Ihre Schlafkammern seind Hüten des Erdtrichs, dareyn sie dürr Laub strewen; etliche hausiren in den großen hohen Bäumen, und etliche haben jhre Wohnung vnter den zelten. Sie bawen kein Feld, sondern haben Fisch, deren viel da gefunden werden, dörren sie und machen Mäl darauß. Es ist ein stark Volck und ist lange zeit frey gewesen, biß die Nordwegier und Schweden an sie mit gemalt gesetzt haben und sic gezwungen, järlich Tribut zu geben, nemlich köstliche Fäl von den kleinen Thieren. Das Landvolck ist kleiner Person, aber wol besetzt, seind behend mit Bogen zu schiessen, darzu sie von Kind auff werden gewennet. Dann man gibt den jungen Kindern kein Speiß, sie haben dann vorhin den fürgestellten Zweck getroffen. Ihre Kleidung ist gemacht von zusammen- geneeten Fälen, die sie brauchen wider die Kette. Sie thun nichts, dann daß sie Jagen, Voglen und Fischen. Die Fisch dörren sie am Lufft und führen sie mit Schiffen hinweg sampt den Fälen an etliche bestimpte örter, da die Kaufleut hinkommen, und vertauschen sie an Korn ohn alle Red, brauchen allein in ihrem verkauffen etliche Zeichen, mit denen sie jhren willen den Kauffleuten zu erkennen geben. Sie haben keine Rosß, sondern brauchen für sie Thier, die man in jhrer Sprach Rainiger und Rainen nennt, und seind so groß und geferbt wie ein Esel, haben aber gestalt und auch Hörner wie ein Hirtz, außgenommen daß die Hörner werden yberzogen mit weniger Wullen, seind niederer und haben nicht so viel Zincken als an einem Hirtzen. Sie gehn bey einander wie ein Herd Vieh, und so man sie zam gemacht hat, geben sie vast gute Milch. Sie lauffen also schnell, daß sie in zwölff stunden ein Schlitten ziehen mögen dreissig Teutscher Meilen weit. Vnd wann sie lauffen, schnell oder langsam, krachen jhnen die Knoden und Gleych in den Schynbeinen, gleich alß schlüg man Nuß zusammen. Etliche schreiben, daß sie größer seind dann die Hirtzen, und das zeigt wol jhr weit und groß Gehörn. Sic gebrauchen sich auch der Zauberey, wie etliche darvon schreiben, und das also gewaltig, daß sie ein Schiff im Meere, wann es in seinem Laufs ist, mit jhrer Zauberey stellen mögen, daß kein Wind weiter treiben mag. 14. a. Aus Agidius Tschudis (ff 1572) „Alpisch Nhctia". Von den tütschen Cantzlern. So nun tütsche spraach zu eigner gschrifft gebracht ouch aller dingen Worten an jro selbs vollkommen gnug ist, so wöllend yetz die tütschen Cantzler, ouch die Consistorischen schryber vns wider zu latin bringen, könnend nit ein linien one latinische wort schryben, so sy doch der tütschen genug hettend, machend, das menger gemeiner man, so kein latin kan, nit wissen^ mag, was es bedüt oder wie ers Version soll, wöllend also vnser tütsch, so ein ehrliche spraach ist, verachten, bruchend ouch etwa wälsche wort, so doch all ander Buschmann, lil. 1. 2

7. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 1

1915 - Gotha : Perthes
Zur Einführung Man kann dies Buch ein Vermächtnis Karl Lamprechts nennen, ein letztes Wahrzeichen seines bis zum Tode unermüd- lichen Strebens, den innersten Triebkräften der geschichtlichen Entwicklung seines Volkes nachzuspüren und durch die ge- wonnenen Erkenntnisse und ihre Einprägung ins Zeitbewußt- sein auch seinerseits Stein auf Stein zu fügen an dem großen Kulturbau der Menschheit. Lamprecht aber war nicht nur Forscher und Gelehrter; er trug den Stempel jener höheren Geistigkeit, die alle großen Bahnbrecher über den festumhegten Kreis der Überlieferung weit hinaus neue Lande der Ver- heißung schauen läßt. Das Feuer des Prometheus glühte in ihm, und wenn das bekannte Wort den Geschichtschreiber einen rückwärtsgewandten Propheten nennt, so war er außerdem auch ein vorwärts schauender — der eine kann ja ohne den anderen nicht echt sein. Einem Manne, der sich über den Aus- bruch des Weltkrieges (den er mit Sicherheit voraussah) nur um zwei Jahre verrechnet hat, während der Philister schon glaubte, von einem ewigen Weltfrieden träumen zu können, dürfen wir wohl als gutem Führer vertrauensvoll die Hand reichen, um uns durch den Irrgarten vergangenen Geschehens leiten, uns verborgene Gesetzmäßigkeit erklären, uns die goldenen Adern, die aufwärts führen, zeigen zu lassen; denn wir wollen sehend werden in uns selbst und unserer Herkunft — heute mehr als je! In seiner bekannten letzten größeren Arbeit „Deutscher Aufstieg" durcheilt Lamprecht den jüngsten, für die Gegen- wart wichtigsten Zeitabschnitt der deutschen Geschichte von 1750 an und erleuchtet oft blitzartig weite Strecken unserer Entwicklung. Vielfachen Wünschen von Lesern jener Schrift nachkommend Zeugnisse. 1

8. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 6

1915 - Gotha : Perthes
6 Zur Einführung 1. Philosophie, Weltanschauung, Wissenschaft, Erziehung. 2. Religion und Theologie. 3. Dichtung. 4. Kunst (soweit sie durch schriftliche Zeugnisse zu bezeichnen war). 5. Öffentliches Leben, Politik, Wirtschaft. Mit Hilfe dieser Einteilung sind die zahlreichen Kostproben aus den verschiedenen Jahrhunderten hoffentlich mundgerecht und leicht genießbar gemacht. Es ist mir ein schmerzlicher Gedanke, daß ich dieses Buch seinem geistigen Urheber nicht mehr persönlich widmen kann, son- dern nur seinem Andenken. Mit welcher regen Teilnahme ver- folgte Karl Lamprecht in den letzten Wochen seines Lebens die Entwicklung dieser Schrift, wie griff er immer wieder, auch aus der Ferne und auf dem Krankenlager, belebend, anregend und helfend ein, ohne jemals die Wünsche und Vorschläge des Her- ausgebers und des Verlegers zu unterschätzen! So schulde ich ihm über das Grab hinaus unauslöschlichen Dank. Möge das Buch in seinem Geiste wirken! Herzlichen Dank schulde ich außerdem für mannigfache För- derung und Unterstützung der Verwaltung des Königlich Säch- sischen Instituts für Kultur- und Universalgeschichte bei der Uni- versität Leipzig und den Herren Verlegern, die mir in lie- benswürdiger Weise den Abdruck der Stellen aus den bei ihnen erschienenen Werken erlaubten. Dresden, im Frühsommer 1915. Alfred Hönger.

9. Bd. 1 - S. 20

1835 - Eisleben : Reichardt
20 Einleitung. zu Mittelpunkten haben, die nördliche den Nord- und die südliche den Südpol. Sie machen einen Bogen von 47 Graden oder 705 Meilen. Die Kalte ist in diesen Zonen am größten, weil die Sonnenstrahlen beständig äußerst schräge fallen. An der Gränze der gemäßigten Zonen haben hier die längsten Tage und Nächte eine Länge von 24 Stunden, aber weiter hin nach den Polen neh- men sie um ganze Monate zu. Jahres- und Tageszeiten sind in beiden kalten Zonen einander entgegengesetzt. Frühling und Herbst haben eine solche Kürze, daß sie vom Sommer und Winter kaum unterschieden sind; der Sommer ist heiß aber kurz, beginnt oft erst mit dem Julius und endigt schon in der letzten Hälfte des Au- gusts, der Winter ist desto länger und von großer Kälte begleitet. Die nördliche kalte Zone ist uns weit mehr bekannt, als die süd- liche, und die Schifffahrer sind daselbst wenigstens bis zum 82ften Grade der Breite vorgedrungen; und man kennt in derselben viele Länder; dagegen ist das Gebiet der südlichen kalten Zone fast ganz unbekannt, und scheint beinahe ganz aus Meer zu bestehen. Der bekannte Cook und in den neuesten Zeiten Vellinghausen und Weddell haben sich große Verdienste um die nähere Unter- suchung der südlichen kalten Zone erworben. Cook konnte jedoch nicht weiter als bis zum 71° 10' der südlichen Breite gelangen; und damals waren Südgeorgien und Sandwichsland die südlichsten Länder, die man entdeckt hatte, die aber, so wie auch das in den neuern Zeiten von einem Nordamerikanischen Seefahrer Smith entdeckte Neusüdshetland und die von dem Britten Weddell entdeckten Austral-Orkaden, noch nicht den südlichen Polarkreis er- reichen, sondern ihrer Lage nach zu der südlichen gemäßigten Zone gehören. Nur der Russische Seefahrer Vellinghausen, der auf seiner 1819 —1822 gemachten Entdeckungsreise bis zum 70° der südlichen Breite kam, fand unter 69° 50' s. Br. eine Insel, die er Insel Peters s. nannte, und eine Landküste, welcher er den Namen Alexanders I. Küste gab, und diese sind die südlichsten Länder die man bis jetzt gefunden hat. Doch am weitesten in der südlichen kalten Zone ist der oben genannte Weddell vorgedrungen, welcher bis zum 74° 15' s. Br. gelangte, wo das Meer, das er König Georgs Iv. See nannte, frei von Eisfeldern war. Er schloß aus diesem Umstande, daß auch das ganze Meer bis zum Südpole hin frei von Eise sey, und daß es einem künftigen See- fahrer leichter seyn werde, diesen zu erreichen, als den Nordpol. Die südliche Halbkugel ist um 10 Breitengrade kälter, als die nördliche. Z. B. auf dem Feuerlande, das ohngefähr gleiche Breite mit dem nördlichen Deutschland hat, herrscht eine Isländi- sche Temperatur. Südgeorgien, auf der südlichen Halbkugel, unter gleicher Breite mit dem südlichen Theile Dänemarks in der nörd- lichen Halbkugel gelegen, bringt nur zwei Pflanzenarten hervor. Neusüdshetland, zwischen 60 und 61° s. Br., unter welchen Pa-

10. Bd. 1 - S. 62

1835 - Eisleben : Reichardt
62 Einleitung. ten macht: „Diesen schrecklichen Phänomenen geht in der Regel eine tiefe Stille vorher. Die Sonne ist wie mit einem blutigen Schleier überzogen, die ganze Atmosphäre ist entzündet, und auch nicht der leiseste Windhauch erhebt sich, um das Athmen zu er- leichtern. Nach und nach fangt das Meer an hohl zu gehen, es rollt mit schrecklichem Gebrause seine Wogen ans User, und ein sanfter kühler Wind wird fühlbar; allein plötzlich wird derselbe so heftig, und wechselt so oft, daß in wenigen Augenblicken von allen Seiten des Horizontes Wolken aufsteigen, und über die ganze Na- tur ein trauriges Halbdunkel verbreiten, welches die erschrocknen Seeleute und die armen Einwohner mit den schlimmsten Ahnun- gen erfüllt. Jetzt, nach einigen Minuten, stoßen die von verschie- denen Seiten heraufbrausenden Winde wüthend gegen einander, lassen weit und breit ihr furchtbares Geheul ertönen, durchwühlen das Meer bis auf den tiefsten Grund, und thürmen ungeheure Wogen empor, deren Anblick die Seele des Schiffers mit Grauen und Entsetzen erfüllt. Durch ihr Wüthen werden die so äußerst gefährlichen Wirbelwinde erzeugt, denen kaum zu widerstehen ist, und welche die obern Gipfel der Wogen in dicke Nebelwolken auf- lösen. Wahrend aber der Orkan auf das Meer seine Wuth in vollen Strömen ausschüttet, verbreitet er auf dem Lande Tod und Verderben. Nichts vermag hier seiner Heftigkeit Widerstand zu leisten. Tief eingewurzelte Baume, fest gebaute Hauser, reiche Aerndtcn, der Stolz der Felder, Orangen- und Citroncnwaldchen, Alles wird in den Staubwolken mit fortgerissen, und in wenig Stunden steht der Landmann die Frucht seiner mühevollen An- strengungen völlig zerstört und vernichtet. Der schreckliche Auftritt wird noch furchtbarer durch das zerstörende Feuer des Donners, der zwischen das Brüllen der Winde und Wasserwegen nun auch noch unaufhörlich seine Blitze schleudert, und auf diese Weise öf- ters noch den letzten Zufluchtsort, den der Sturm verschont hat, in Asche legt. Dergleichen Orkane dauern 10 bis 12 Stunden, sel- ten langer, und der Barometer steht wahrend der Zeit immer un- ter Sturm. Ein Schiff, das solchen Sturm kommen sieht, muß entweder den Hafen zu erreichen suchen, um hier vor seiner Ge- walt sich zu sichern, oder es muß schnell das hohe Meer gewin- nen, um hier glücklicher Widerstand leisten zu können; denn in der Nahe der Küste zu bleiben, würde unausbleiblich Schiffbruch und Tod herbeiziehen." Die Geschwindigkeit des Windes ist selten ganz gleichförmig, sondern man unterscheidet deutlich Wind wellen und Wind- stöße. Bei jenen ist die Luft zwar anhaltend in starker Bewegung, aber doch sekundenweise starker oder schwächer; bei diesen pflegt auf eine nur wenige Sekunden anhaltende, aber sehr starke Be- wegung plötzlich eine ziemlich ruhige Luft zu folgen. Oft ist der Wind an dem einen Orte sehr heftig, wahrend kaum 20 oder 30 F.
   bis 10 von 13 weiter»  »»
13 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 13 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 2
6 0
7 4
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 4
33 0
34 0
35 0
36 1
37 6
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 1
17 6
18 0
19 0
20 0
21 3
22 0
23 1
24 1
25 1
26 1
27 1
28 4
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 2
46 1
47 0
48 1
49 0
50 2
51 0
52 2
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 4
67 0
68 0
69 1
70 1
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 2
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 6
93 0
94 4
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 2
4 0
5 0
6 12
7 1
8 1
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 3
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 30
25 0
26 1
27 0
28 1
29 13
30 0
31 0
32 2
33 3
34 17
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 2
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 11
48 2
49 0
50 0
51 0
52 2
53 0
54 7
55 0
56 0
57 0
58 4
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 6
70 1
71 0
72 0
73 0
74 5
75 1
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 12
82 2
83 15
84 0
85 0
86 0
87 2
88 0
89 2
90 2
91 6
92 6
93 0
94 0
95 10
96 0
97 1
98 1
99 1
100 8
101 0
102 0
103 1
104 0
105 1
106 0
107 2
108 0
109 10
110 6
111 1
112 0
113 1
114 0
115 2
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 0
123 0
124 2
125 1
126 1
127 9
128 0
129 3
130 0
131 27
132 0
133 0
134 2
135 0
136 15
137 0
138 1
139 1
140 0
141 0
142 2
143 0
144 0
145 1
146 0
147 2
148 0
149 0
150 0
151 2
152 4
153 1
154 1
155 0
156 0
157 0
158 0
159 4
160 2
161 2
162 0
163 0
164 19
165 2
166 1
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 3
173 20
174 0
175 32
176 0
177 4
178 1
179 8
180 16
181 0
182 2
183 28
184 8
185 1
186 0
187 1
188 3
189 0
190 0
191 0
192 0
193 11
194 1
195 1
196 0
197 0
198 0
199 0