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derben, sondern auch das Verderben derselben verhüten, für die Erhaltung,
Verbesserung und Verschönerung des Gemeindeeigenthums mitwirken.
Diejenigen Mitglieder der bürgerlichen Gemeinde, welche dieselbe
Kirche haben, bilden eine kirchliche Gemeinde (Pfarre). Der Pfarrer
ist der geistliche Vorsteher der Kirchengemeinde. Er bringt in
der Kirche das heilige Meßopfer dar, verkündet in der Predigl
Gottes Wort, spendet die heiligen Sakramente, unterrichtet die
Kinder in der Christenlehre, besucht und tröstet die Kranken
und begleitet die Verstorbenen zum Grabe und betet für sie, aus
daß sie von ihren Sünden erlöset werden. Der Pfarrer hat für die
Seelenbedürfnisse der Mitglieder seiner Gemeinde zu sorgen, und
heißt darum auch Seelsorger. Größere Gemeinden haben außer dein
Pfarrer noch einen oder mehrere Geistliche, welche Kapläne heißen-
Sie sind des Pfarrers Mitarbeiter in der Seelsorge.
1. Der Blinde und der Lahme.
Von ungefähr muß einen Blinden ein Lahmer auf der Straße
finden. Sogleich hofft jener freudenvoll, daß ihn der andre leiten
soll. „Dir," spricht der Lahme, „beizustehen? Ich armer Mann kann
selbst nicht gehen. Doch scheint's, daß du zu einer Last noch sehe
gesunde Schultern hast. Entschließe dich, mich fortzutragen, so will
ich dir die Stege sagen. Dann wird dein starker Fuß mein
Bein, mein Helles Aug' das deine sein." Der Lahme hängt
mit seinen Krücken sich auf des Blinden breiten Rücken. Vereint
wirkt jetzo dieses Paar, was einzeln keinem möglich war.
2. Der Finger.
Die Finger zankten hin und her, wer doch der Wichtigste wohl
wär'. „Still da, der Stärkste der bin ich! Ihr seid nichts ie
ohne mich! Mehr, als ihr vier, thu' ich allein! Drum muß ich Euer
König sein!" So schrie der Daumen. Schon geringer erhob die
Stimm' der Zeigefinger: „Die gröbsten und die feinsten Sachen kan"
ich allein am besten machen! Der Fleißigste und Tüchtigste bin ich,
und drum der Wichtigste!" — Der Mittelfinger rief: „Lernt Sitte!
Als Herr steh' ich in Eurer Mitte! Ich bin der Längste und der
Größte und darum auch der Allerbeste!" — Da sagte der Goldfinger'
„Seht, ich merke, daß ihr nichts versteht! Mich schmücken Gold und
Edelstein; drum muß ich mehr, als ihr doch sein!" — Der kleine
Finger stille schwieg und mischte nicht sich in den Krieg. Da riefe"
ihm die andern zu: „Sprich doch! Was nützest denn nur du?" — &
sprach: „Geschaffen hat mich Gott, wie euch — doch nicht zu eurer"
Spott! Der mich gebildet, wird auch wissen, wozu ich werde nütze^
müssen! er hat ja Alles in der Welt auf seinen rechten Platz gestelll-
Wer thut und leistet, was er kann, was Gott will, der hat recht gethan!
Die Andern hörten, was er sprach, und dachten wohl darüber
nach; still überlegten sie es sich und sprachen dann einmüthiglich: „Hafl
wahr gesprochen, lieber Kleiner! Du bist so gut, als unser einer!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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72
viel Gäste einladen können, dann würde es mir doppelt so viel gekostet
haben." Darum legte er von seinem Gelde so viel, als ihm die
Mahlzeit gekostet hatte, in eine Lade und diese nannte er den Gottes-
kasten. Wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuersbrunst gewesen
war, so gab er einen reichlichen Beitrag zur Unterstützung der Un-
glücklichen. Dann sagte er bei sich selbst: „Mein Haus stehet noch,
Gott hat es mir vor Feuer bewahrt!" und dann legte er wieder was
in den Gotteskasten. Wenn er von Hagelschlag, von Wassernoth oder
andern Unglücksfällen hörte, so gab er wieder und legte allemal in
den Gotteskasten. Er kaufte wohl auch kostbaren Wein und schönes
Geräthe, aber mäßig; mit diesem zierte er sein Haus, von dem Weine
gab er auch den Kranken und legte jedesmal, wenn er etwas gekauft
hatte, auch in den Gotteskasten. So that er sein ganzes Leben lang.
Als er nun sterben wollte, da klagten die Armen, die Wittwen und
Waisen und sagten: „Wer wird sich unser erbarmen, wenn Benedictus
gestorben ist?" Er aber sprach: „Ein guter Vater sorget, daß auch
dann, wenn er nicht daheim ist, seine Kinder haben, was ihnen
nothwendig ist. So nehmet dort den Gotteskasten mit Allem, was
darin ist. Er gehört den Armen, den Wittwen und Waisen; theilet
davon aus und verwaltet ihn weise!" Darauf starb er, und man that,
wie er gesagt hatte. So besteht der Gotteskasten als eine fromme
Stiftung seit mehr als hundert Jahren, und das Andenken des
Benedictus bleibt im Segen.
9. Räthsel.
Der es macht, der will es nicht; der es trägt, behält cs nicht;
der es kauft, gebraucht es nicht; der es hat, der weiß es nicht. —?— {
10. Der Kirchthurnr.
„O Kirchthurm! was stehst du nur immer so da
Und zeigest so ernsthaft nach oben?
Denn immer und immer, so oft ich dich sah,
Hast du auch den Finger erhoben!"
„Lieb Kindlein! ich stehe als Wegweiser hier
Und zeige, den Menschen hienieden
Die sicherste Straße, o glaube es mir,
Die einstens sie führet zum Frieden."
„Hinauf dort, wo zeiget mein Finger stets hin,
Soll'n alle die Menschen einst kommen;
Denn dort ist die Heimath, und Freude wohnt drin,
Doch nur für die Guten und Frommen."
„Dieß merke, mein Kindlein, so oft du mich siehst,
Und wandle den Weg, den ich zeige!
Dann gehst du, wenn immer die Straße du ziehst,
Einst ein zum'himmlischen Reiche."
Hhhiij
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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60
den großen, metallenen Glocken. Ihr feierliches, bedeutungsschweres Ge-
läute ladet uns in's Gotteshaus, mahnt zur Andacht und zum Gebete,
oder erinnert ernst an Tod und Grab: „Wer weiß, wie bald auch
dein Grabgelauk erschallt!" Und die Thurmuhr zeigt und
ruft weithin, wie viel Uhr oder wie spät es ist: „Unser Leben
fähret schnell dahin! Wirke, so lange es Tag ist!" —
In der Kirche finden sich nicht, wie in den Häusern, viele kleine,
abgesonderte Räume oder Stuben. Der Fußboden ist gewöhnlich
mit Steinplatten belegt, und die Decke bildet meistens ein Gewölbe,
das auf den Seitenmauern oder auf den Pfeilern ruht. Die Pfeiler
oder Säulen stehen in Reihen zwischen dem Mittel- oder Haupt-
schiffe und den Seiten- oder Nebenschiffen. Was bemerkst du
an den Wänden? Sind in unserer Kirche auch Gallerien oder
Empor- oder Chorbühnen (Chöre)? —
Alle Sonn- und Festtage und auch manchmal am Morgen oder
Abend in der Woche ist Gottesdienst in dem lieben Gotteshause.
Dann sollen aus der Gemeine oder Pfarre die erwachsenen Christen
und auch die größeren Kinder, wie der zwölfjährige Jesus that, gerne
die schönen Gottesdienste besuchen. Hier sitzt in dem Schiff der
Kirche oder auf den Chorbühnen Arm und Reich, Kinder Eines
Vaters, auf langen Bänken oder in Stühlen, so daß Alle das höher-
gelegene Chor und die Kanzel sehen können; bei der Liturgie stehen
sie auf. Von oben herab, von einer Chorbühne, ertönt lieblich und
mächtig die Orgel, deren glänzende Pfeifen man sieht; der Organtzst
spielt dies herrlichste und größte aller Instrumente. Und die Gemeine
singt Gott dem Herrn heilige Lieder aus dem Kirchengesangbuche,
mitunter auch ein Sängerchor, und von der Kanzel herab, auf
oer die Bibel aufgeschlagen liegt, verkündigt der Prediger der
Gemeine das Wort Gottes. Dann wird wieder gebetet und gesungen.
Und wenn von den Diakonen oder Almosenpflegern das christliche
Almosen für Arme und Hülfsbedürftige gesammelt ist — „ Wohl-
zuthun und mitzutheilen vergesset nicht; denn solche Opfer
(Gaben) gefallen Got't wohl" —, und der Geistliche oder Pfarrer
die Gemeine gesegnet hat, verlassen Alle stille das Gotteshaus
und gehen belehrt, getröstet und erbaut in ihre Häuser, und: „Selig
sind, die Gottes Wort hören und bewahren, den Willen
thun des Vaters im Himmel!"
Der Herr Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern, als man Kindlein zu ihm
brachte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen
nicht; denn solcher ist das Reich Gottes." Und er herzte sie, legte die
Hände auf sie, und segnete sie. Darum bringen die Eltern auch jetzt noch ihre
kleinen Kindlein dem Herrn Jesus dar. Sie tragen sie zur Kirche und lassen sie
taufen „im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes". Die Eltern und die Pathen (Taufzeugen) geloben, zu sorgen, daß
das Kindlein ein rechtes Christenkind werde. Dann erhält es auch seinen Tauf-
oder Vornamen, zur Erinnerung an die empfangene Taufe. Nun ist das
Kind ein Schäflein des treuen Hirten Jesus Christus. Wenn es etwas größer
geworden, geht es in die Schule und später auch in den Katechumenen-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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211
2. Tröste dich nur, daß deine Sach'
Ist Gottes, dem beseht die Nach'
Und laß es ihn nur walten;
Er wird durch seinen Gideon,
Den er wohl weiß, dir helfen schon,
Dich und sein Wort erhalten.
(Don Gustav Adolph, in Reim gebr
3. So wahr Gott Gott ist und sein Wort,
Muß Teufel, Welt und Höllenpfort
Und was dem thut anhangen,
Endlich werden zu Hohn und Spott:
Gott ist mit uns, und wir mit Gott,
Den Sieg woll'n wir klangen.
von seinem Feldprediger vr. Jacob Fabriciuse
*13. Danklied für die Verkündigung des Friedens.
(Der westphälische Friede, geschlossen zu Münster und Osnabrück, 24. Oct. 1648,
endete den 3qjährigen Krieg.)
Gottlob, nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort,
Dass nunmehr ruhen sollen die Spiess’ und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder dein Saitenspiel herror,
0 Deutschland, und sing Lieder im hohen rollen Chor!
Erhebe dein Gemüthe und danke Gott, und sprich:
Herr, deine Gnad’ und Güte bleibt dennoch ewiglich!
(Seite 171: „Nun danket Alle Gott“ — 1648.) (Paul Gerhardt, 1606—1676 )
14. Zinzendorf vor dem Bilde des Heilandes.
Nicolaus Ludwig, Graf und Herr von Zinzendorf, der Erneuerer
der alten Brüdergemeinde, der so viel auf Reisen gewesen ist, kam
1719 nach Düffeldorf. Unter vielen andern schönen Gemälden fand
er ein Bild Christi mit der Dornenkrone. Unter demselben stand ge-
schrieben: „Das that ich für dich, was thust du für mich?"
Diese Frage fiel ihm schwer aufs Herz. Er konnte wenig darauf
antworten. Aber der Vorsatz stand seit jener Zeit in ihm fest, dem
treuen Heilande sich und sein ganzes Leben hinzugeben. Er starb
1760 zu Herrenhut.
m. Das Wort Gottes. — Die christliche
Mission.
Gott redet zu den Menschen auf mancherlei Weise; aber seine
Nede hören und verstehen wir erst dann recht, wenn wir auf die
heilige Schrift oder die Bibel (das Buch aller Bücher) achten,
weßhalb wir diese vorzugsweise das Wort Gottes oder Gottes
Offenbarung nennen. Die Bibel wird eingetheilt in die Bücher
des Alten und die des Neuen Testaments, d. h. Vermächtniffes,
v Bundes. Gegenwärtig sind viele Millionen Bibeln und einzelne
Theile derselben in mehr denn 180 Sprachen über die Erde ver
breitet. Zu dieser großen Verbreitung haben namentlich die seit dem
1. März 1804 entstandenen Bibelgesellschaften beigetragen; allein
die britische und auswärtige Gesellschaft zu London in England hat
in 50 Jahren 45 Millionen Bibeln und Neue Testamente in 175
Sprachen ausg-geben, und dafür 30 Millionen Thaler aufgebracht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Jacob_Fabriciuse Paul_Gerhardt Nicolaus_Ludwig Ludwig von_Zinzendorf März
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Düffeldorf Christi Gottes Gottes Gottes London England
210
gen; doch umsonst. Im Jahr 1523 berief der Züricher Rath alle Geistlichen,
die Termeinten, Zwingli’s Lehre widerlegen zu können, nach Zürich. Zwingli,
der dazu 67 Lehrsätze aufgeschrieben, ging mit dem Worte Gottes aus die-
sem ßeligionsgespräche, dem an 600 Personen beiwohnten, siegreich hervor.
Die reformirte (verbesserte) Lehre fand immer mehr Anhänger. — Dr. Luther
mit Melanchthod,und Zwingli mit Oekolampadius kamen 1. bis 3. Okt. 1529 zu
Marburg in Hessen zusammen, und obgleich sie sich in etlichen Punkten nicht
vereinigen konnten, so behielt doch Zwingli eine grosse Verehrung gegen
Luther. Bald darnach brach der Krieg der katholisch gebliebenen 'Kantone
der Schweiz gegen Zürich und Bern aus. Da zog Zwingli als Feldprediger,
der die Fahne tragen musste, zu Pferde mit. Vor seiner Wohnung auf dem
Stiftsplatze sammelte sich das Kriegsvolk, und tröstend sprach ex zu seiner
treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, wo wir uns trennen müsseni Es
sei so, denn der Herr will es! Er sei mit dir, mit mir und den Kindern!
— So der Herr will, sehen wir uns wieder!“ Am 11. Okt. 1531 kam es bei
Kappel, nahe am Rigiberge, zur Schlacht: 500 Züricher gegen 8000 Feinde.
Die kleine Schaar wurde besiegt, und Zwingli, der unter den Vordersten
kämpfte, sank schwerverwundet darnieder. Ein wilder Kriegsknecht aus Uri
trat herzu und durchbohrte mit dem Schwerte den standhaften Glaubenshel-
den. Die erbitterten Feinde viertheilten und verbrannten seinen Leib, streu-
ten die Asche in den Wind. — Zwingli’s Wittwe hatte in dieser Schlacht
verloren: Mann, Sohn, Schwiegersohn, Bruder und Schwager. Doch das
Werk des Herrn ging nicht unter.
Zu Genf in der Schweiz hatte Zwingli’s reformirte Lehre grossen Ein-
gang gefunden. Da kam 1536 Johannes Calvin hin, geb. 1509 zu Noyon
(spr. Nojon) in Frankreich, der ebenfalls, wie Luther, ein Rechtsgelehrter
werden sollte, Dr. der Rechte und Lehrer der Studenten wurde, zugleich
die heil. Schrift studirte, dann aber aus Paris als Prediger des Evangeliums
fliehen musste nach Basel (1535). Hier in Basel hatte seit 1524 der gelehrte
und sanftmüthlge Joh. Oekolampadius (eigentlich Hausschein), geb.
1484 zu Weinsberg in Schwaben, das Evangelium mit Erfolg verkündet; er
starb mit Zwingli in demselben Jahre 1531. In Genf und weiter wirkte
Calvin, der leiblich schwach, doch geistig stark und kräftig war, als Pre-
diger und Professor an der Universität ausserordentlich bis an seinen Tod,
den 27. Mai 1564. — Ein Jahr vorher (1563) erschien zuerst der auf Be-
fehl des Churfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz (geb. 1515 zu Zim-
mern, gest. 1576 zu Heidelberg) von Zacharias Ursinus und Caspar Olevianus
verfasste Heidelberger Katechismus. —
Im Herzogthum Preussen führte Markgraf Albrecht (1525), in Bran-
denburg der 6. Kurfürst aus dem Hause Hohenzollem, Joachim Ii.
(1. Nov. 1539) die Reformation öffentlich ein, zu der sich auch Dänemark,
Schweden, England, Schottland, die Niederlande etc. bekannten. Kräftig
schnell verbreitete sich und wirkte das evangelische Glaubenslied des Dr. Paul
Speratus (seit 1524 Hofprediger in Königsberg), gedichtet 1523 in Wittenberg.
»Es ist das Heil uns kommen her aus Güt’ und lauter Gnaden;
Die Werk’ vermögen nimmermehr, zu heilen unsern Schaden.
Der Glaub’ sieht Jesum Christum an, der hat genug für uns gethan,
Er ist der Mittler worden.
*12. Gustav Adolph s Feldlledleiu.
Justav Adolph, der fromme Schwedenkönig, geb. 1594, seit 1611 König, kam mit 15,Mo tapse,
i«, Schweden den 4. Juni 1630 auf deutschem Boden den Evangelischen zu Hülfe, und fiel in
der Schlacht bei Lützen, 6. Rov. 1633 (am „Schwedenstelu").
(Mel. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.)
1. Verzage nicht, du Häuflein klein, Und suchen deinen Untergang,
Obschon die Feinde Willens sein, Darvor dir wird recht angst und bang;
Dich gänzlich zu verstören, Es wird nicht lange währen.
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Zwingli Kappel Zwingli Johannes_Calvin Calvin Friedrich_Iii Friedrich Zacharias_Ursinus Caspar_Olevianus Albrecht_( Albrecht Joachim_Ii Paul
Speratus Gustav_Adolph_s_Feldlledleiu Gustav Justav_Adolph Gottes Häuflein
Extrahierte Ortsnamen: Marburg Hessen Bern Rigiberge Glaubenshel- Frankreich Paris Basel Basel Weinsberg Schwaben Genf Heidelberg Preussen Schweden England Schottland Niederlande Königsberg Wittenberg Schweden
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den großen, metallenen Glocken. Ihr feierliches, bedeutungsschweres Ge-
läute ladet uns in's Gotteshaus, mahnt zur Andacht und zum Gebete,
oder erinnert ernst an Tod und Grab: „Wer weiß, wie bald auch
dein Grabgeläut' erschallt!" Und die Thurmuhr zeigt und
ruft weithin, wie viel Uhr oder wie spät es ist: „Unser Leben
fähret schnell dahin! Wirke, so lange es Tag ist!" —
In der Kirche finden sich nicht, wie in den Häusern, viele kleine,
abgesonderte Räume oder Stuben. Der Fußboden ist gewöhnlich
mit Steinplatten belegt, und die Decke bildet meistens ein Gewölbe,
das auf den Seitenmauern oder auf den Pfeilern ruht. Die Pfeiler
oder Säulen stehen in Reihen zwischen dem Mittel- oder Haupt-
schiffe und den Seiten--oder Nebenschiffen. Was bemerkst du
an den Wänden? Sind in unserer Kirche auch Gallerten oder
Empor- oder Chorbühnen (Chöre)? —
Alle Sonn- und Festtage und auch manchmal am Morgen oder
Abend in der Woche ist Gottesdienst in dem lieben Gotteshause.
Dann sollen aus der Gemeine oder Pfarre die erwachsenen Christen
und auch die größeren Kinder, wie der zwölfjährige Jesus that, gerne
die schönen Gottesdienste besuchen. Hier sitzt in dem Schiff der
Kirche oder auf den Chorbühnen Arm und Reich, Kinder Eines
Vaters, auf langen Bänken oder in Stühlen, so daß Alle das höher-
gelegene Chor und die Kanzel sehen können; bei der Liturgie stehen
sie auf. Von oben herab, von einer Chorbühne, ertönt lieblich und
mächtig die Orgel, deren glänzende Pfeifen man sieht; der Organist
spielt dies herrlichste und größte aller Instrumente. Und die Gemeine
singt Gott dem Herrn heilige Lieder aus dem Kirchen gesangbuche,
mitunter auch ein Sängerchor, und von der Kanzel herab, auf
der die Bibel aufgeschlagen liegt, verkündigt der Prediger der
Gemeine das Wort Gottes. Dann wird wieder gebetet und gesungen.
Und wenn von den Diakonen oder Almosenpflegern das christliche
Almosen für Arme und Hülfsbedürftige gesammelt ist — „Wohl-
zuthun und mitzutheilen vergesset nicht; denn solche Opfer
(Gaben) gefallen Gokt wohl" —, und der Geistliche oder Pfarrer
die Gemeine gesegnet hat, verlassen Alle stille das Gotteshaus
und gehen belehrt, getröstet und erbaut in ihre Häuser, und: „Selig
sind, die Gottes Wort hören und bewahren, den Willen
thun des Vaters im Himmel!"
Der Herr Jesus sagte einmal zu seinen Jungem, als man Kindlein zu ihm
brachte: „Lasset die Kindleiu zu mir kommen und wehret ihnen
nicht; denn solcher ist das Reich Gottes." Und er herzte sic, legte die
Hände auf sie, und segnete sie. Darum bringen die Eltern auch jetzt noch ihre
kleinen Kindlein dem Herrn Jesus dar. Sie tragen sie zur Kirche und lassen sie
taufen „im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes". Die Eltern und die Pathen (Taufzeugen) geloben, zu sorgen, daß
das Kindlein ein rechtes Ehristenkind werde. Dann erhält es auch seinen Tcuf-
oder Vornamen, zur Erinnerung an die empfangene Taufe. Nun ist das
Kind ein Schäflein des treuen Hirten Jesus Christus. Wenn es etwas größer
geworden, geht es in die Schule und später auch in den Katcchumenen-
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gen; doch umsonst. Im Jahr 1523 berief der Züricher Rath alle Geistlichen,
die vermeinten, Zwingli’s Lehre widerlegen zu können, nach Zürich. Zwingli,
der dazu 67 Lehrsätze aufgeschrieben, ging mit dem Worte Gottes aus die-
sem Religionsgespräche, dem an 600 Personen beiwohnten, siegreich hervor.
Die reformirte (verbesserte) Lehre fand immer mehr Anhänger. -— Dr. Luther
mit Melanchthon,und Zwingli mit Oekolampadius kamen 1. bis 3. Okt. 1529 zu
Marburg in Hessen zusammen, und obgleich sie sich in etlichen Punkten nicht
vereinigen konnten, so behielt doch Zwingli eine grosse Verehrung gegen
Luther. Bald darnach brach der Krieg der katholisch gebliebenen Kantone
der Schweiz gegen Zürich und Bern aus. Da zog Zwingli als Feldprediger,
der die Fahne tragen musste, zu Pferde mit. Vor seiner Wohnung auf dem
Stiftsplatze sammelte sich das Kriegsvolk, und tröstend sprach er zu seiner
treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, wo wir uns trennen müsseni Es
sei so, denn der Herr will es! Er sei mit dir, mit mir und den Kindern!
— So der Herr will, sehen wir uns wieder!“ Am 11. Okt. 1531 kam es bei
Kappel, nahe am Rigiberge, zur Schlacht: 500 Züricher gegen 8000 Feinde.
Die kleine Schaar wurde besiegt, und Zwingli, der unter den Vordersten
kämpfte, sank schwerverwundet darnieder. Ein wilder Kriegsknecht aus Uri
trat herzu und durchbohrte mit dem Schwerte den standhaften Glaubenshel-
den. Die erbitterten Feinde viertheilten und verbrannten seinen Leib, streu-
ten die Asche in den Wind. — Zwingli’s Wittwe hatte in dieser Schlacht
verloren: Mann, Sohn, Schwiegersohn, Bruder und Schwager. Doch das
Werk des Herrn ging nicht unter.
Zu Genf in der Schweiz hatte Zwingli’s reformirte Lehre grossen Ein-
gang gefunden. Da kam 1536 Johannes Calvin hin, geb. 1509 zu Noyon
(spr. Nojon) in Frankreich, der ebenfalls, wie Luther, ein Rechtsgelehrter
werden sollte, Dr. der Rechte und Lehrer der Studenten wurde, zugleich
die heil. Schrift studirte, dann aber aus Paris als Prediger des Evangeliums
fliehen musste nach Basel (1535). Hier in Basel hatte seit 1524 der gelehrte
und sanftmüthige Joh. Oekolampadius (eigentlich Hausschein), geb.
1484 zu Weinsberg in Schwaben, das Evangelium mit Erfolg verkündet,- er
starb mit Zwingli in demselben Jahre 1531. In Genf und weiter wirkte
Calvin, der leiblich schwach, doch geistig stark und kräftig war, als Pre-
diger und Professor an der Universität ausserordentlich bis an seinen Tod,
den 27. Mai 1564. — Ein Jahr vorher (1563) erschien zuerst der auf Be-
fehl des Churfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz (geb. 1515 zu Sim-
mern, gest. 1576 zu Heidelberg) von Zacharias Ursinus und Caspar Olevianus
verfasste Heidelberger Katechismus. —
Im Herzogthum Preussen führte Markgraf Albrecht (1525), in Bran-
denburg der 6. Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, Joachim Ii.
(1. Nov. 1539) die Reformation öffentlich ein, zu der sich auch Dänemark,
Schweden, England, Schottland, die Niederlande etc. bekannten. Kräftig
schnell verbreitete sich und wirkte das evangelische Glaubenslied des Dr. Paul
Speratus (seit 1524 Hofprediger in Königsberg), gedichtet 1523 in Wittenberg:
*Es ist das Heil uns kommen her aus Güt’ und lauter Gnaden;
Die Werk’ vermögen nimmermehr, zu heilen unsern Schaden.
Der Glaub’ sieht Jesum Christum an, der hat genug für uns gethan,
Er ist der Mittler worden.
* 12 Guftav Adolphs Feldliedleiir.
Gustav Adolph, der fromme Schwedenkönia, geb. 1594, feit 1611 König, kam mit 15,000 tapfe-
ren Schweden den 4. Juni 163o auf deutschem Boden den Evangelischen zu Hülfe, und fiel in
der Schlacht bei Lützen, 6. Nov. 1632 (am „Schwedenstein")-
(Mel. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.)
1. Verzage nicht, du Häuflein klein, Und suchen deinen Untergang,
Obschon die Feinde Willens sein, Darvor dir wird recht angst und bang;
Dich gänzlich zu verstören, Es wird nicht lange wahren.
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Melanchthon Zwingli Zwingli Kappel Zwingli Johannes_Calvin Calvin Friedrich_Iii Friedrich Zacharias_Ursinus Caspar_Olevianus Albrecht_( Albrecht Joachim_Ii Paul
Speratus Adolphs_Feldliedleiir Gustav_Adolph Gustav Schwedenkönia Gottes Häuflein
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2. Tröste dich nur, daß deine Sach'
Ist Gottes, dem beseht die Rach'
Und laß es ihn nur walten;
Er wird durch seinen Gideon,
Den er wohl weiß, dir helfen schon,
Dich und sein Wort erhalten.
(Von Gustav Adolph, in Reim gebracht
3. So wahr Gott Gott ist und sein Wort,
Muß Teufel, Welt und Hollenpfort
Und was dem thut anhangen,
Endlich werden zu Hohn und Spott:
Gott ist mit uns, und wir mit Gott,
Den Sieg woll'n wir erlangen,
von seinem Feldprediger Dr. Jacob Fabricius.)
*13. Danklied für die Verkündigung des Friedens.
(Der westphälische Friede, geschlossen zu Münster und Osnabrück, 24. Oct. 1648,
endete den 30jährigen Krieg.)
Gottlob, nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort,
Dass nunmehr ruhen sollen die Spiess’ und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder dein Saitenspiel hervor,
0 Deutschland, und sing Lieder im hohen vollen Chor!
Erhebe dein Gemüthe und danke Gott, und sprich:
Herr, deine Gnad’ und Güte bleibt dennoch ewiglich!
(Seite 171: „Nun danket Alle Gott“ — 1648.) (Paul Gerhardt, 1606—1676.)
14. Zinzendorf vor dem Bilde des Heilandes.
Nicolaus Ludwig, Graf und Herr von Zinzendorf, der Erneuerer der alten
Brüdergemeinde, der so viel auf Reisen gewesen ist, kam 1719 nach Düsseldorf.
Unter vielen andern schönen Gemälden fand er ein Bild Christi mit der Dornen»
kröne. Unter demselben stand geschrieben: „Das that ich für dich, was
thust du für mich?" Diese Frage fiel ihm schwer auf's Herz. Er konnte
wenig darauf antworten. Aber der Vorsatz stand seit jener Zeit in ihm fest, dem
treuen Heilande sich und sein ganzes Leben hinzugeben. Er starb 1760 zu Herrenhut.
15. König Friedrich Wilhelm Iv. und das Schulkind.
Einst war unser lieber König auf der Keise. In einem Dorfe wurde er
festlich empfangen. Die Schuljugend mit ihrem Lehrer begrüsste ihn, und ein
kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er sich sehr freute.
„Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind,“ sagte der hohe, freund-
liche Herr. „Nun will ich dir aber einmal einige Fragen vorlegen. Wohin
gehört das?“ fragte er und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflan-
zenreich,“ antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?“ fragte
der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineralreich,“ war die
Antwort. „Wohin aber gehöre ich denn, mein Kind?“ war die dritte Frage.
Freundlich blickte das Kind seinen König an und sagte: „Ins Himmel-
reich.“ Da glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägd-
lein empor und küsste es.
„Wohl dir, Land, dess König edel ist!“ (Pred. Sal. 10, 17.)
„Thut Ehre Jedermann; habt die Brüder lieb; fürchtet Gott; ehret den
König.“ (1. Petri 2, 17.)
Iii- Das Wort Gottes. — Die christliche Mission.
Gott rebet zu den Menschen auf mancherlei Weise; aber seine
Rede hören und verstehen wir erst dann recht, wenn wir auf die
heilige Schrift oder die Bibel (das Buch aller Bücher) achten,
weßhalb wir diese vorzugsweise das Wort Gottes oder Gottes
Offenbarung nennen. Die Bibel wird eingetheilt in die Bücher
des Alten und die des Neuen Testaments, d. h. Vermächtnisses,
Bundes. Gegenwärtig sind viele Millionen Bibeln und einzelne
Theile derselben in niehr denn 180 Sprachen über die Erde ver-
14*
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gott_Gott Jacob_Fabricius Paul_Gerhardt Nicolaus_Ludwig Ludwig von_Zinzendorf Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Düsseldorf Christi Petri Gottes Gottes Gottes
08
betten, sondern auch das Verderben derselben verhüten, für die Erhal-
tung, Verbesserung und Verschönerung des Gemeindeeigenthums mitwirken.
Diejenigen Mitglieder der bürgerlichen Gemeinde, welche dieselbe
Kirche haben, bilden eine kirchliche Gemeinde (Pfarre). Der Pfarrer
ist der geistliche Vorsteher der Kirchengemeinde. Er bringt in der
Kirche das heilige Meßopfer dar, verkündet in der Predigt Got-
tes Wort, spendet die heiligen Sakramente, unterrichtet die
Kinder in der Christenlehre, besucht und tröstet die Kranken
' und begleitet die Verstorbenen zum Grabe und betet für sie, auf
daß sie von ihren Sünden erlöset werden. Der Pfarrer hat für die
Seelenbedürfnissc der Mitglieder seiner Gemeinde zu sorgen, und
heißt darum auch Seelsorger. Größere Gemeinden haben außer dem
Pfarrer noch einen oder mehrere Geistliche, welche Kapläne heißen.
Sie sind des Pfarrers Mitarbeiter in der Seelsorge.
1. Der Blinde und der Lahme.
Von ungefähr muß einen Blinden ein Lahmer auf der Straße
finden. Sogleich hofft jener freudenvoll, daß ihn der andre leiten
soll. „Dir," spricht der Lahme, „Leizustehen? Ich armer Mann kann
selbst nicht gehen. Doch scheint's, daß du zu einer Last noch sehr
gesunde Schultern hast. Entschließe dich, mich fortzutragen, so will
ich dir die Stege sagen. Dann wird dein starker Fuß mein
Bein, mein Helles Aug' das deine sein." Der Lahme hängt
mit seinen Krücken sich auf des Blinden breiten Rücken. Vereint
wirkt jetzo dieses Paar, was einzeln keinem möglich war.
2. Der Finger.
Die Finger zankten hin und her, wer doch der Wichtigste wohl
wär'. „Still da, der Stärkste der bin ich! Ihr seid nichts nütze
ohne mich! Mehr, als ihr vier, thu' ich allein I Drum muß ich Euer
König sein!" So schrie der Daumen. Schon geringer erhob die
Stimm' der Zeigefinger: „Die gröbsten und die feinsten Sachen kann
ich allein am besten machen! Der Fleißigste und Tüchtigste bin ich,
und drum der Wichtigste!" — Der Mittelfinger rief: „Lernt Sitte!
Als Herr steh' ich in Eurer Mitte! Ich bin der Längste und der
Größte und darum auch der Allerbeste!" — Da sagte der Goldfinger:
„Seht, ich merke, daß ihr nichts versteht! Mich schmücken Gold und
Edelstein; drum muß ich mehr, als ihr doch sein!" — Der kleine
Finger stille schwieg und mischte nicht sich in den Krieg. Da riefen
ihm die andern zu: „Sprich doch! Was nützest denn nur du?" — Er
svrach: „Geschaffen hat mich Gott, wie euch — doch nicht zu eurem
Spott! Der mich gebildet, wird and; wissen, wozu ich werde nützen müs-
sen! er hat ja Alles in der Welt auf seinen rechten Platz gestellt!
Wer thut und leistet, was er kann, was Gott will, der hat recht gethan!"
Die Andern hörten, was er sprach, und dachten wohl darüber
nach; still überlegten sie es sich und sprachen dann cinmüthiglich: „Hast
wahr gesprochen, lieber Kleiner! Du bist so gut, als unser einer!" —
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viel Gäste einsahen können, dann würde es mir hoppelt so viel gekostet
Haben." Darum legte er von seinem Gelhe so viel, als ihm hie
Mahlzeit gekostet hatte, in eine Lahe nnb diese nannte er den Gottes-
k asten. Wenn er vernahm, haß irgendwo eine Feuersbrunst gewesen
war, so gab er einen reichlichen Beitrag zur Unterstützung her Un-
glücklichen. Dann sagte er bei sich selbst: „Mein Haus stehet noch,
Gott hat es mir vor Feuer bewahrt!" nnh dann legte er wieder was
in den Gotteskasten. Wenn er von Hagelschlag, von Wassernoth oder
andern Unglücksfällen hörte, so gab er wieder und legte allemal in
den Gotteskasten. Er kaufte wohl auch kostbaren Wein und schönes
Gerathe, aber mäßig; mit diesem zierte er sein Haus, von dem Weine
gab er auch den Kranken und legte jedesmal, wenn er etwas gekauft
hatte, auch in den Gotteskasten. So that er sein ganzes Leben lang.
Als er nun sterben wollte, da klagten die Armen, die Wittwen unv
Waisen und sagten: „Wer wird sich unser erbarmen, wenn Benedietus
gestorben ist?". Er aber sprach: „Ein guter Vater sorget, daß auch
dann, wenn er nicht daheim ist, seine Kinder haben, was ihnen
nothwendig ist. So nehmet dort den Gotteßkasten mit Allem, was
darin ist. Er gehört den Armen, den Wittwen und Waisen; theilet
davon aus und verwaltet ihn weise!" Daraus starb er, und man that,
wie er gesagt hatte. So besteht der Gotteskasten als eine fromme
Stiftung seit mehr als hundert Jahren, und das Andenken des Bene-
dietus bleibt im Segen.
0. Räthsel.
Der es macht, der will es nicht; der es trägt, behält es nicht;
der es kauft, gebraucht es nicht; der es hat, der weiß es nicht.— ? —
10. Der Kirchthurm.
,O Kirchthurm! was stehst du nur immer so da
Und zeigest so ernsthaft nach oben?
Denn immer und immer, so oft ich dich sah
Hast du auch den Finger erhoben!"
„Lieb Kindlein! ich stehe als Wegweiser hier
Und zeige den Menschen hinieden
Die sicherste Straße, o glaube es mir,
Die einstens sie führet zum Frieden."
„Hinauf dort, wo zeiget mein Finger stets hin,
Soll'n alle die Menschen einst kommen;
Denn dort ist die Heimath, und Freude wohnt drin,
Doch nur für die Guten und Frommen."
„Dieß merke, mein Kindlein, so oft du mich siehst,
Und wandle den Weg, den ich zeige!
Dann gehst du, wenn immer die Straße du ziehst,
Einst ein zum himmlischen Ne icke."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]