— 102 —
die Erzeugnisse des eigenen Gewerbefleißes überwiegend ausgeführt
werden, müssen Lebensmittel (Getreide) und die Rohstoffe der Industrie
eingeführt werden. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz
nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Deutschland, Italien
und dem Oriente geworden. Schöne Heerstraßen und ein reiches
Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hinder-
nisse des gebirgigen Bodens überwindend.
V. a) Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von 41000 qkm
über 3 Mill. Eiuwohner; somit treffen auf 1 qkm durch-
schnittlich 75 Menschen. Naturgemäß siud die Hochalpengebiete sehr
dünn bevölkert; die Jndustriebezirke dagegen gehören zu den stärkst-
bewohnten Gegenden Europas.
b) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung große Ver-
schiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden,
Osten und die Mitte des Landes bewohnen, weit an Zahl, indem
sie mehr als 7/io aller Einwohner ausmachen. Über 2/10 sind
französisch (im Westen). Der Rest verteilt sich auf die Italiener
(im Süden) und etwa 40 000 Rätoromanen (im Kauton Grau-
bünden).
c) Der Religion nach sind fast 3/5 der Schweizer prote-
stantisch, über 2/ö katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise
katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation besonders auf der
Ebene und im Jura.
ä) Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl-
reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch-
schulen besitzt das Land sechs Universitäten und eine technische
Hochschule.
e) Die Schweiz ist eiu Bundesstaat — die „Schweize-
rische Eidgenossenschaft" — von 22, richtiger 25 Kan-
tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone
bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemein-
samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und
den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche ans
dem National rat (den Vertretern des Volkes) und dem Stände-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Europas Basel Appenzell
39
1278 Ottokars von Böhmen Niederlage und Tod auf
dem Marchfelde.
1282 Belehnung der Söhne Rudolfs Albrecht und
Rudolf mit Ottokars Ländern Oesterreich, Steiermark, Krain: Gründung der Macht des Hauses Habsburg.
1291 Ursprung der schweizerischen Eidgenossenschaft
von Uri, Schwyz und Unterwalden.
1292—1298 Adolf, Graf von Nassau.
Er versucht die Erwerbung Meissens und Thüringens von Albrecht dem Unartigen.
1298 Adolfs Absetzung, Niederlage und Tod bei Göll-
heim.
1298—1308 Albrecht I. von Oesterreich.
1304—1377 Babylonisches Exil der Kirche. (Verlegung des päpstlichen Stuhles nach Avignon 1309). Ende der Weltherrschaft der Hierarchie.
1308 Albrecht wird von seinem Neffen Johann Parri-
cida ermordet.
1308—1313 Heinrich Vh., Graf von Lützelburg.
1310 Erschafft durch die Erwerbung Böhmens
den Lützelburgern eine Hausmacht.
1310—1313 Heinrichs Römerzug (Dante Alighieri) und Kaiserkrönung.
1314—1347 Ludwig der Baier und
1314—1330 Friedrich der Schöne van O ester reich.
1315—1325 Deutscher Bürgerkrieg.
1315 Die Schweizer siegen über den Herzog Leopold
von Oesterreich, Friedrichs Bruder, am Morgarten ;
1316 sie erneuern den ewigen Bund zu Brunnen.
1319 Waldemar der Grosse stirbt.
1320 Die Ascanier i n B r an d e nb urg sterben
aus.
1322 Ludwigs Sieg über Friedrich von Oesterreich
bei Mühldorf.
1323 Beginn des Streites Ludwigs mit dem Papste.
1324—1373 Die Wittelsbacher in Brandenburg. 1325 Trausnitzer Vertrag.
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Extrahierte Personennamen: Ottokars Rudolfs Albrecht Rudolf Rudolf Ottokars Adolf Adolf Albrecht Albrecht Adolfs Adolfs Albrecht_I._von_Oesterreich Albrecht_I. Albrecht Johann_Parri- Johann Heinrich_Vh Heinrich Graf_von_Lützelburg Heinrichs_Römerzug Heinrichs Dante_Alighieri Ludwig_der_Baier Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich Leopold
von_Oesterreich Leopold Friedrichs Friedrichs Ludwigs Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwigs
- 37 —
10,000 wechselnd, in der flachen Schweiz meist reformiert,
in den Alpen vorzugsweise katholisch (die katholischen Urkan-
tone*), wie Tyrol tapfer in der Abwehr alles dessen, was den
alten Gerechtsamen, den alten Sitten, dem alten Glauben Gefahr
zu drohen scheint). Auch die Lebensweise voller Gegensätze:
auf Ackerbau und Viehzucht begründete Wohlhabenheit im niedri-
geren Lande, Hand in Hand mit der von Italien eingeführten
Seiden- (später auch Baumwollen-) Industrie, von deren Mittel-
Punkt Zürich sie sich über die Ostschweiz verbreitet hat, während
Basel, an der Schwelle des großen Handelshauses, den Verkehr
nach N. und W. vermittelt. Genf, Vermittlerin der Uhren-
industrie im ärmeren Juralande. Auch die Alpenwirtschaft zum
Theil industriell betrieben. Mangel an Bergwerken. Die seit
Gründung der Eidgenossenschaft entbundene Kraft der Schweizer
nach Befestigung der politischen Selbständigkeit lange Zeit im
Kriegshandwerke verwerthet (Miethstruppen; Reislaufen); jetzt
friedlicher Erwerb theils im Auslande, theils durch das eiuwan-
dernde Ausland. (Touristenzüge; wandernde Kolonieen beson-
ders am Genfer^**), im Berner Oberlande, um den Vierwald-
stätter See, in Graubünden.)
Das innere Gebirgsland erst seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts bekannter. Die alten gefürchteten Verkehrswege
zwischen Italien und der Schweiz***),'selbst von den Cimbern
umgangen, seit Bonapartes Herrschaft in Kunststraßen umge-
wandelt. Der alte Paß vom Knie der Rhone bei Martinach
über den großen St. Bernhard (7600') nach Aosta (zur
Heerstraße des kleinen St. Bernhard im Thale der Dora Baltea)
nur als Saumpfad tauglich, weiter oberhalb durch die kunst>
volle, niedrigere Simplonstraße ersetzt. Seitdem ein großes
Straßennetz auch durch die mittlere und östliche Schweiz nach
der Lombardei (Mailand). Hier die wichtigsten Passagen 1) die
*) Die um den Vierwaldstätter See und die obere Renß liegenden vier
Waldkantone, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern. Hier der Ansgaugspunkt
der von kräftigen Bauern und Hirten gegründeten Eidgenossenschaft; an
ihren Eingangsthälern Moorgarten, Näfels, Sempach; an derzüri-
cher Straße: Cappel,
**) Der internationale Genfersee im Gegensatze gegen den alemannischen
Bodensee nach Lage, Umgebung und Verkehr.
***) Unter diesen wurde der Gotthardspaß von Snwarow und zwar von
der steilen italischen Seite überstiegen: der kühnste Alpenübergang seit Han-
nibals Zeit.
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Extrahierte Personennamen: Bonapartes Bernhard_( Bernhard Cappel Gotthardspaß_von_Snwarow
356 Die mittlere Zeit.
i^der andern Gesellschaft sondern welches auszuüben sie kraft des Wortes Christi bevollmächtigt ist, da diejenigen, welche die Kirche nicht hören skrtj* «f” Sünder zu betrachten sind (Matth. 18, 17)'
öamit ist zugleich auch den übrigen Katholiken unter Strafe des Bannes Si r!'«? r " ^kommunizierten Gemeinschaft zu pflegen. Daß der Papst Ungehorsame, seien es Hohe oder Niedere, mit dem Bauue be-
2r11 S9erabre sut befugt, als der Kaiser befugt V f J Reichs acht auszusprechen, wodurch der Geächtete rechts-3"> 'Kittelatter war übrigens mit dem Banne zugleich verkuupft, wie dies Friedrich Ii. noch selbst bestätigte, so da,; ein gebannter Kaiser keinen Gehorsam verlangen konnte Das Interdikt (Untersagung) hatte zur Folge, daß in dem wx |attre ,.m Gottesdienst gehalten und mit Ausnahme der
Xt !Is /■ ru.fe r!ejne Sakramente gespendet, auch keine Glocken ge-ll11^ ^rne sererlrchen Begräbnisse abgehalten wurden.
8 132.
Die schweizerische Eidgeuolsenschaft.
364) Neben den weitläufigen Besitzungen der Zährinaer in der Schweiz hatten mehrere Landschaften sich die Unabhängigkeit bewahrt und waren stolz darauf, freie Männer und niemanden nlvemjvctcse unterworfen zu fein. Das waren die alten Waldstetten Schwyz, Uri und Unterwalden. Nach dem Aus-J en der Zähringer kamen die meisten Herrschaften an die Habs-bllrger, und llnterwalden wählte sich den Grafen Rudolf von Habsburg zum L>chirmvogt, ließ sich von ihm aber einen Frei-lnief ausstellen, in dem seine Unabhängigkeit anerkannt war. Es hatten aber die Grafen von Habsburg im Laufe der Zeit auch m diesen Landschaften sich Grund und Boden erworben und sandten Vögte dorthin, um die Gerichtsbarkeit zu üben. Diese versuchten ihre Befugnisse auch auf die reichsunmittelbaren Grnnd-ei^,l1jumer auszudehnen, was die drei Waldstätten mit Besorgnis E. erfüllte, so daß sie schon im Jahre 1291 die uralte Eidgenossenschaft, dnrch die sie sich gegenseitig verbunden hatten, wieder erneuerten. ^ Adolf von Nassan hatte die Freiheiten abermals ausdrücklich bestätigt. Da aber den Habsbnrgern viel daran lag, tit der Schweiz zusammenhängende Besitzungen zu erwerben, so unterließ Albrecht I. diese Bestätigung und trug den Eidgenossen an, sich von dem Schutze des Reiches hinweg und unter den Schutz des Hauses Habsburg zu stellen. Als die Eidgenossen sich dessen weigerten, sandte^ er zwar Reichsvögte, um den Blnt-Zu hegen; allein diese Reichsvögte behandelten die Freien als österreichische Unterthanen und qnälten sie auf mancherlei Art.
365) Drei Jahre ertrugen die Waldstätten diese Unbilden, ms aber die Vögte sich immer mehr Gewaltthätigkeiten erlaubten,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Rudolf_von_Habsburg Rudolf Adolf_von_Nassan Adolf Albrecht_I.
Die Schweiz.
105
dagegen wird jährlich für fast 2^2 Mill. Fr. Butter eingeführt. Das
Vieh bleibt von Mitte Mai bis Mitte September auf den Bergweiden
(Alpen). Nur in dieser Zeit sind die Sennhütten (Gaden) von den
Sennen (Hirten) bewohnt. In Graubünden übersommern jährlich
40—50,000 bergamasker Schafe. Im Canton Tessin treibt man Bie-
nen- und Seidenzucht.
§ 154. Die Industrie ist sehr bedeutend, sie beschäftigt 1/3 des
Volks und liefert in Appenzell außer-Rhoden, St. Gallen und Zürich
Baumwollenwaaren (2 Mill. Feinspindeln) und Musselinstickereien;
in Zürich und Basel Seiden waaren, glatte Zeuge und Bänder; in
Bern Leinen und Damast; in Aargau (Dorf Wohlen), Baselland und
Luzern Stroh- und Roßhaargeflecht: in Genf und Neuenburg
Uhren und Juwelierarbeiten; Maschinenbau in Zürich, Schaffhau-
sen u. a.; im berner Oberlande Holzarbeiten. Für die deutsche
Schweiz zumal sind die Jndustriethäler und -Dörfer viel charakteristischer
als die Industriestädte.
Handel. Verhältnismäßig hat die Schweiz unter allen Staaten
des Festlandes den stärksten auswärtigen Handel, besonders groß ist der
Absatz nach Nordamerika, Brasilien und der Levante. Daher finden
sich schweizer Consuln in allen Welttheilen. Diese Resultate sind er-
zielt durch die Handels- und Zollfreiheit (seit 1849 keine Binnenzölle
mehr), durch die billige Administration und das Fehlen des stehenden
Heeres.
Die Einfuhr unifaßt an Verzehrungsstoffen: Vieh, Getreide
und Mehl, Wein, Butter und Colonialwaaren, ferner: Eisen, Baum-
wolle, Seide und daraus gefertigte Waaren. Die Ausfuhr umfaßt
Käse, Baumwollen- und Seidenwaaren, Strohgeflechte und Uhren.
Die Haupthandelsplätze sind Basel, Genf, Zürich.
Das Eisenbahnnetz breitet sich über die ganze Hochebene aus, über-
steigt aber nirgends die Alpen. 1873.: 1400 Kilom. Eisenbahnen,
5800 Kilom. Telegraphenlinien.
§ 155. Die 22 Cantone.
A. Südwestliche Gruppe, überwiegend französisch.
1. Bern: Bern, Ul., 36,000 E., Sitz der Bundesregierung. Bank,
Münze. Thun am See, Stapel des Oberlandes. Meiringen, im Haslithal.
Burgdorf, 5000 E., im reichen Emmenthal, Fabriken. Das Münsterthal
an der Birs im Jura nördl. vom Weißenstein. Jnterlaken zwischen 2 Seen
inmitten des berner Oberlandes.
2. Wallis: Oberwallis mit den Städten Brieg und Leuk ist deutsch,
llnterwallis mit Sion (Sitten), 5000 E., Martigny (Martinach) und
St. Maurice hat französ. redende Bewohner.
3. Waadtland: Bex, Salzwerk im Rhonethal. Montreux am Ostufer
des Genfersees, klimat. Kurort. Vevey (Vivis), 8000 E., eine der lieblichsten
Schweizerstädte. Lausanne, 27,000 E., herrliche Lage nahe am See. Morges,
(Morsee), lebhafter Handelsplatz am See. Val Orbe, Dorf im Jura, Uhren-
fabrik.
4. Genf: Genf, 47,000 E., mit den Vororten 67,000 E., Universität, die
reichste Stadt der Schweiz, großstädtisches Leben. 3 Banken, bedeutende In-
dustrie in Uhren und Goldarbeiten.
5. Freiburg: Gruyere, Ul., Käsefabr. Freiburg im Uechtlande,
11,000 E. Murten am See gl. N., X 1476.
6. Neuenburg: (Keueimtsl): Neuenburg, 13,000 E. La Chaux de
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Extrahierte Personennamen: Wallis Martigny Maurice
— 48 —
§ 76. pte Hotthardßahn. Schon im Jahre 1869 wurde
zwischen der Schweiz und Italien ein Vertrag abgeschlossen, der den
Bau der Gotthardbahn sicherte. Bald nach Beendigung des Deutsch-
französischen Krieges trat auch das Deutsche Reich diesem Vertrage
bei. Dem vollen Verkehr wurde die Bahn im Jahre 1888 über-
geben. Sie führt in der Mitte zwischen Moni Cenis und Brenner,
und zwar in der Linie Hamburg-Genua und dient hauptsächlich dem
Zwecke, das Deutsche Reich, Holland und Belgien mit den Mittel-
meerhäfen, insbesondere mit Genua, zu verbinden. Das wichtigste
Stück dieser Bahn ist der große Tunnel durch den St. Gotthard.
Derselbe ist fast 15 km lang und erstreckt sich von Göschenen bis
Airolo. Die Durchbrechung des Gebirges dauerte 10 Jahre, von
1872 bis 1882. Der kühne Erbauer dieses Riesenwerkes ist Louis
Favre. Leider hat er die Vollendung desselben nicht erlebt. Die
Gotthardbahn geht in der Schweiz von Basel über Lnzern, Flüelen,
Göschenen, Airolo nach Lugano. In 5 Stunden kann man mit dem
Schnellzuge die schönsten Gegenden der Schweiz durcheilen und die
kühnen Bauten der Strecke kennen lernen.
§ 77. Handelsplätze. Basel, das „goldene Tor der Schweiz",
82000 Gshtw., am Knie des Rheins ist der erste Handelsplatz des
Landes und die große Pforte für Ein- und Ausfuhr nach dem
Norden Europas. Genf, 80000 Einw., besitzt eine ähnliche Beden-
tnng für die Länder des Mittelmeeres. Bedeutenden Handel treibt
auch Zürich, 100000 Einw., welche Stadt bis jetzt die einzige Groß-
ftadt der Schweiz ist. Der rege Handel wird dort durch die umfang-
reiche Industrie, dann aber auch durch den lebhaften Fremdenverkehr
bedingt. Nennenswerte Handelsplätze sind auch Schaffhausen und
die Bodenseehäfen Romanshorn und Rorschach. St. Gallen
treibt großen Handel mit Baumwollenwaren, Biel mit Uhren. Be-
deutende Viehmärkte sind in Lugano. Bern, 70000 Einw., ist ein
bedeutender Eisenbahnknotenpunkt.
Osterreich-Ungarn.
(Größe 676000 qkm, Einwohner 47 Millionen.)
§ 78. Allgemeines. Dieser Staat übertrifft an Größe das
Deutsche Reich, steht demselben aber an Einwohnerzahl nach. Ungefähr
' drei Viertel der Einwohner gruppieren sich um die Donau; ein Viertel
gehört dem Gebiet der Elbe, Oder, Weichsel, des Dnjester, der Etsch
und des Rheins an. Seine Küstenentwickelnng ist gering; er kann
nur von Trieft aus am großen Seeverkehr teilnehmen. In bezug
auf die Bodenform zeigt Österreich-Ungarn eine große Mannig-
faltigkeit; doch ist das Gebirgsland vorherrschend. Wir finden hier
einen großen Teil der Alpen mit dem Bakonywald und dalmatinischen
Gebirge als Fortsetzungen derselben, ferner die böhmisch-mährischen
Stufenlandschaften und die Karpaten. Die bedeutendsten Ebenen sind
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Extrahierte Personennamen: Moni_Cenis Gotthard Louis
Favre
— 47 —
treffliches Obst angebaut; im Kanton Zürich und im Waadtlande
gedeiht guter Wein, dessen Menge aber lange nicht dem eigenen
Landesbedarf genügt. Die vorzüglichen Weiden in den Alpen (Almen)
ermöglichen eine bedeutende Viehzucht. Außer Zuchttieren (Freiburger,
Simmentaler und Schwyzer Vieh) wird viel Käse und kondensierte
Milch ans Ausland abgegeben. Die besten Käsesorten kommen aus
dem Emmen- und Greyerzertale. In der Schweiz blüht die Bienen-
zucht; im Kanton Tessin finden sich auch nennenswerte Seidenzüchtereien.
Der Bergbau ist wenig erträglich, nur Salz wird bergmännisch
gewonnen.
§ 73. Industrie. Trotz des Kohlenmangels und trotz der schwie-
rigeu Verkehrsverhältnisse ist die Schweiz einer der ersten Industriestaaten
der Welt geworden. Die wichtigsten Industriezweige sind: Baum-
Wollenspinnerei und -Weberei nebst Maschinenstickerei (Sitz in der
östlichen Schweiz), Seidenweberei (Hauptsitze Basel und Zürich) und
Uhrenfabrikation. Letztere hat ihren Mittelpunkt in Genf und in
den Tälern des Iura. Neben Uhren werden auch viele Musikwerke
und Schmuckgegenstände hergestellt. Im Berner Oberlande werden
Parkettböden und herrliche Holzschnitzereien gefertigt; blühend ist auch
die Strohflechterei. Selbst Schiffbau und Eisenindustrie haben in
der Schweiz einen guten Ruf; einige Fabriken in Zürich, Winterthnr,
Basel arbeiten sogar für das Ausland.
§ 74. Kandel. Da der Schweizer Industrie die meisten Roh-
Materialien fehlen, so müssen dieselben durch den Handel zugeführt
werden. Einfuhrartikel sind deshalb außer Getreide, Mehl und Kolonial-
waren hauptsächlich Steinkohle, Roheisen, Rohbaumwolle und Roh-
seide. Ausgeführt werden Seiden- und Baumwollenstoffe, Uhren,
Käse, Farbwaren, Strohwaren, Zuchtvieh. Sehr viel geht von diesen
Waren nach dem Deutschen Reiche. Bedeutend ist der Schweizer
Durchfuhrhandel, der schon in alten Zeiten groß war.
§ 75. Kandetsstraßen. Die natürlichen Handelsstraßen der
Schweiz sind, von den zahlreichen Seen abgesehen, kaum nennenswert.
Um so bewundernswerter sind dagegen die dortigen Kunststraßen.
Das schweizerische Bahnsystem, das gut ausgebaut ist, enthält eine
Reihe von Längszügen, die von Nordosten nach Südwesten verlaufen,
und mehrere Querzüge, die im Süden vor dem Alpenwall endigen
oder ihre Fortsetzung in den kühnen, die Berge überschreitenden
Alpenstraßen sinden. Die Gotthardbahn durchbricht in einem ge-
waltigen Tunnel die Alpenwand. Lnzern und Zürich sind bedeutende
Eisenbahnknotenpunkte. Die Schweizer Bahnen finden Anschlüsse
sowohl nach Frankreich als nach Österreich und dem Deutschen Reiche
und sind für den Durchgangsverkehr von großer Bedeutung. Der
Simplontnnnel, der 1897 begonnen wurde, ist etwas über 20 km
laug und reicht von dem schweizerischen Orte Brig im Rhonetal bis
zum italienischen Orte Jselle. Dieser Schienenweg verbindet die
Westschweiz mit Oberitalien.
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Extrahierte Ortsnamen: Zürich Basel Genf Berner_Oberlande Basel Frankreich Rhonetal Oberitalien
— 65 —
3. Albrecht Ii von Oesterreich 1298—1308, Rudolfs Sohn.
Auch er ging eifrig darauf aus, seine Hausmacht zu vergrößern.
Die Gründung der
schweizerischen Eidgenossenschaft (der Rütlibund, die Sage von Geßler und Tell) führte zunächst zur Losreißnng der Walbstätte Schwyz, Uri und Unter-walben vom Hanse Habsburg, und die späteren Siege am Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 (Arnolb von Winkelrieb) hatten die Befestigung und weitere Ausbreitung des Bnnbes zur Folge. — Albrecht würde von seinem Neffen Johann (Parriciba) vonschwaben, dem er fein väterliches Erbe vorenthielt, am Ufer der Reuß unweit der Habsburg ermorbet.
4. Heinrich Vii von Luxemburg 1308—1313 brachte Böhmen an fein Haus und suchte vergeblich die kaiserliche Herrschaft über Italien wieder herzustellen.
5. Ludwig der Bayer 1314—1347 hatte zum Gegenkönig Friedrich den Schönen von Österreich 1314—1330 (Kaiser Albrechts Sohn), beit er in der
Schlacht bei Mühldorf 1322
(die Sage vom „frommen" Schweppermann) besiegte und gefangen nahm, dann aber, feine Treue ehrend, zum Mitkaiser machte. Als die Päpste (welche seit 1309 siebenzig Jahre hindurch zu Avignon residierten) den Kaiser Ludwig unversöhnlich verfolgten, erklärte der
Kurverein zu Rense 1338
d. h. die bei Rense (oberhalb Koblenz) versammelten Kurfürsten, daß der von den deutschen Fürsten gewählte Kaiser der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe. Die Macht seines Hanfes vermehrte Ludwig, indem er Brandenburg feinem Sohne Ludwig verlieh, dem er auch Tirol zuwandte.
§ 62.
Die luxemburgischen Kaiser 1347—1437.
1. Karl Iv 1347—1378 ist „Böhmens Vater, des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater" genannt worden. Er gründete sich eine sehr bedeutende Hansma ch t, indem er die
Andrä, Geschichtlicher Leitfaden. 5. Auflage. c
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Rudolfs Albrecht Johann_(Parriciba Johann Heinrich_Vii_von Heinrich Ludwig_der_Bayer_1314—1347 Ludwig Friedrich Friedrich Albrechts Albrechts Schweppermann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv_1347—1378 Karl
258
Die neuen Cantone der Schweiz. §. 57.
11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit der
Stadt Basel (30,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des Rheines
an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des Rheines
zwischen Jura und Schwarzwald und auf dem Berührungspunkte dreier
Länder (jetzt am Knotenpunkte von vier Eisenbahnen) ihre militärische,
commercielle und historische Bedeutung, sowie ihren sprüchwörtlich ge-
wordenen Wohlstand verdankt. Noch jetzt gilt Basel als der obere
Haupthafen des Rheines, als der erste Handelsplatz der Schweiz. Die
Hauptstadt des (seit 1832 abgetrennten) Halbcantons Basellandschaft
ist Liestal.
12. Schaffhausen liegt in drei Theilen zerstreut außerhalb der
natürlichen Grenze der Schweiz, aus der rechten Seite des Rheines, und
bildet gleichsam einen Brückenkopf zwischen Deutschland und der Schweiz.
Ein Haupterwerbszweig der am Ende der Schiffbarkeit des obern Rheins
liegenden Stadt Schaffhausen ist die Ausladung und Fortschaffung
der Waaren oberhalb des Rheinfalles bei Lauffen.
13. Appenzell auf dem nordöstlichsten Theile des schweizerischen
Alpenlandes, zwischen dem Rheinthal und der Thur, ward durch die
Reformation in zwei unabhängige Staaten getrennt: das südliche, katho-
lische Appenzell-Jnner-Rboden mit dem gleichnamigen, dorfähn-
lichen Hauptorte, und das nördliche, protestantische Appenzell-Außer-
Rhoden, wo eine sehr dichte Bevölkerung (über 10,000 auf 1 □ üjf.)
sich von einer lohnenden Industrie (Baumwollenzeuge, seine Musseline)
nährt; Herisau ist hier der bedeutendste Ort.
Iii. Die neuen und neuesten Cantone vertheilen sich aus die
sranzösische, deutsche und wälsche (italienisch-romanische) Schweiz so, daß
den beiden ersteren Theilen drei angehören, während von den drei übrigen
einer (Graubünden) theils deutsche, theils romanische, einer (Tessin) ita-
lienische , und der dritte (Wallis) zur Hälfte deutsche und zur Hälfte
französische Bevölkerung enthält.
14—16. Bon den drei Cantonen der französischen Schweiz
gehört Neuenburg (Neufchatel) dem Jura, Genf der Ebene, Waadt,
als der einzige unter den jüngern Cantonen, sowohl der Ebene und den
Alpen, als dem Jura an. Die beiden ersteren haben ihren Namen dem
See mitgetheilt, an dessen Westseite ihre Hauptstädte liegen, Waadt
dehnt sich zwischen diesen zwei Seen aus, sie beide berührend. Der
Gewerbsteiß (besonders Uhrmacherei) blüht in den beiden erstern, Waadt
hat an den Ufern des Genfersees die vorzüglichste Weiucultur der
Schweiz. In Neuenburg wird die Hauptstadt Neuenburg sowohl von
Locle, als insbesondere von dem in einem hohen Thale (3000' über
dem Meere) gelegenen la Chaur-de-Fonds (17,000 E.) an Bevöl-
kerung und gewerblicher Thätigkeit übertroffen. — Die Hauptstadt von
Waadt, das schon im römischen Zeitalter bedeutende Lausanne (18,600
E.), erhebt sich über dem Genfersee auf den terrassensörmigen Hügeln
des Mont Jorat, an herrlicher Lage mit Vevay, dem zweiten Ort des
Cantons, wetteifernd. — Der Canton Genf, der kleinste nach Zug,
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
254 Nahrungsquellen, geistige Cultur der Schweiz. 8- 57.
theilweise auch in Wallis, Freiburg, Bern) und der geringe Ueberrest
der italienischen (in Lessin und einem kleinen Theile von Graubünden)
und romanischen (in Graubünden). Weit gleichmäßiger ist die Ver-
theilung in'hinsicht der Religion: zum Protestantismus bekennen sich 7s,
zum Katholicismus 7b. Das Alpenland ist vorzugsweise katholisch ge-
blieben, in der Ebene hat sich die Reformation verbreitet. In den drei
Urcantonen (Schwyz, Uri und Unterwalden) , sowie in Zug, Wallis
und Tessin finden sich keine oder nur wenige Protestanten. Nur die
italienische Bevölkerung ist fast ausschließlich katholisch, wogegen die
romanische (wie im Engadin, im Puschlaverthal) starke reformirte Be-
standtheile enthält.
Auch in dem Geist und Charakter der Bevölkerung prägt sich der Einfluß
der großen Mannichfaltigkeit der Bodengestaltung aus und die Schweiz bietet,
abgesehen von der Abstammung, fast ebenso viele Individualitäten des Volks-
lebens dar, als sie Thalsysteme aufzuweisen hat.
Nahrungsquellen.
In den Alpenregionen wird der Ackerbau nur spärlich betrieben,
die durch hohe Gebirgsrücken von einander getrennten Bewohner der-
selben sind zum Theil halbnomadische Jäger und Hirten, die im Früh-
lings ihre Thäler verlassen und mit ihren Heerden den Sommer und
Herbst auf die höher gelegenen Weiden ziehen, wo Sennhütten ihr Ob-
dach bilden; in den Hauptthälern, durch welche große Kunststraßen
führen, gibt auch der Waarentransport, in einzelnen Theilen des Berner
Oberlandes, im Chamounythal u. s. w. die Führung und Fortschaffung
der Fremden einen nicht unansehnlichen Gewinn. Die Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner der Ebene ist der Ackerbau, die Obst- und Wein-
cultur, die Anlage künstlicher Wiesen; die Schweizer des Jura nähren
sich bet der geringern Ergiebigkeit des Bodens meist von gewerblicher
Thätigkeit. Die Industrie hat vorzugsweise im W. (Basel, Neufchatel,
Genf) und im N.-O. (Zürich, Thurgau, St. Gallen, Appenzell) ihre
Sitze aufgeschlagen und eine hohe Stufe der Vervollkommnung (besonders
in Baumwolle- und Seidemanufacturen, Uhren und Bijouteriewaaren)
erreicht. Wegen der starken Produktion und der geringen Consumtion
bleibt für den auswärtigen Handel eine bedeutende Masse von land-
wirthschaftlichen (Vieh, Käse) und industriellen Produkten übrig.
In Bezug auf geistige Cultur, namentlich allgemeine Verbreitung
des Unterrichtes, stehen die Bewohner der Ebene und des Ost- und
Südabfalls des Jura auf einer höhern Stufe als die des Alpenlandes.
Für den höhern Unterricht bestehen drei schwach besuchte Universitäten:
Bafel (mit 70 Studenten!), Bern und Zürich, sowie drei Akademien
der französischen Schweiz (Genf, Lausanne und Neufchatel).
Staatsverfasfung.
Die Schweiz bildet einen Bundesstaat von 22 Cantonen,
von denen Basel, Appenzell und Unterwalden in je zwei Halbcantone
mit völlig selbständiger Leitung ihrer inner» Angelegenheiten zerfallen.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]