richtet, dem gefürchteten Preußenkönige das gesegnete Land wieder zu entreißen. In der Friedenszeit ließ sie durch tüchtige Generäle ihr Heer umgestalten, hauptsächlich nach dem Muster des preußischen Heeres, das sich in den beiden letzten Kriegen so ausgezeichnet bewährt hatte. Dann suchte sie sich durch Bündnisse zu stärken. Mit Leichtigkeit gelang es ihr, die Kaiserin Elisabeth von Rußland für sich zu gewinnen; denn Friedrich hatte über sie viele derbe Witze gemacht, die der Kaiserin bekannt geworden waren und sie mit dem größten Hasse gegen den König erfüllten. Auch Schweden wurde leicht gewonnen, weil der König dieses Landes sich auf Kosten Preußens bereichern zu können hoffte. Viel schwerer fiel es, das mächtige Frankreich in das Bündnis hineinzuziehen; denn Frankreich und Österreich waren seit vielen Jahrhunderten erbitterte Feinde. In Frankreich herrschte damals ein schwacher König, Ludwig Xv., der ganz unter dem Eiu-fluffe einer gewissen Marquise (Gräfin) von Pompadour stand, die sich nicht des besten Rufes erfreute. Aus Haß gegen Preußen verschmähte es aber die sittenreine, tugendhafte Maria Theresia nicht, an diese Frau ein schmeichelhaftes Schreiben zu richten. Die Marquise fühlte sich dadurch außerordentlich geehrt und bewog den König, dem Bunde gegen Preußen beizutreten. Auch Sachsen fehlte nicht unter den Feinden Friedrichs.
Die Verhandlungen zwischen diesen einzelnen Mächten waren ganz geheim geführt worden; aber Friedrich hatte doch durch einen bestochenen sächsischen Geheimschreiber Kunde davon erhalten. Schnell entschloß er sich, seilten Feinden keine Zeit zum Rüsten und Sammeln zu lassen, sondern ihnen zuvorzukommen. Auf seiner Seite standen nur England, wozu damals auch Hannover gehörte, und von deutschen Fürsten schlossen sich ihm nur die Herzöge von Brau n-schweig und von Gotha und der Landgraf von Hessen an.
Plötzlich und ohne vorhergehende Kriegserklärung fiel Friedrich im August 1756 in das zum Kriege durchaus nicht gerüstete Sachsen ein. In 14 Tagen war das ganze Land besetzt, das sächsische Heer in dem befestigten Lager von Pirna eingeschlossen. Friedrich belagerte es hier, um es auszuhungern. Ein österreichisches Entsatzheer unter dem tapferen und gewandten General Brown rückte heran, um die Sachsen zu befreien. Friedrich aber ließ dieses Heer nicht bis nach Pirna kommen, sondern rückte ihm mit dem größten Teile seiner Truppen entgegen nach Böhmen. Hier kam es am 1. Oktober zur Schlacht bei Lowositz. Gewaltig tobte hier der Kampf. Auf dem linken Flügel der preußischen Aufstellung hatten die Soldaten schon alle ihre Patronen, jeder 90 Stück, verschossen; und da der Feind immer heftiger auf sie eindrang, singen sie an zu wanken. Da
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68 —
fürsten Georg Wilhelm geboren. Seine Jugend fallt in eine traurige und unheilvolle Zeit. Denn seit dem Jahre 1618 wütete der schreckliche dreißigjährige Krieg. Er war entbrannt infolge der religiösen Streitigfeiten zwischen den Protestanten und den Katholiken und wurde daher anfangs von den protestantischen Fürsten Deutschlands gegen den Kaiser und die katholischen Fürsten geführt. Allmählich mischten sich aber auch fremde Fürsten in den Streit, um den deutschen Protestanten zu Helsen, zunächst der König Christian Iv. von Dänemark, später der König Gustav Adolf von Schweden. Im weiteren Verlaufe des Krieges wurde die Religion Nebensache; ja, das katholische Frankreich kämpfte sogar gegen den katholischen Kaiser für die Protestanten. Den fremden Staaten war es nur darum zu thun, Deutschland zu schwächen und sich mit deutschen Lan-desteileii zu bereichern. Unsägliches Elend wurde über unser Vaterland gebracht. Mit entsetzlicher Willkür und Grausamkeit hausten die wilden und rohen Kriegsvölker in den deutschen Landen, viele Städte und Dörfer wurden gänzlich vom Erdboden vertilgt, ganze Gegenden wurden in wüste Einöden verwandelt. Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften lagen vollständig darnieder; am Ende des Krieges betm.] die Bevölkerung Deutschlands nur mehr ein Viertel von der Zahl, die es vor dem Kriege besessen hatte. Die Überlebenden aber waren in dem wilden Kriegsgetümmel größtenteils roh und sittenlos geworden. So trübe und niederbeugend waren die Eindrücke, die der Prinz Friedrich Wilhelm als Knabe empfing. Andererseits aber wurde seine kriegerische Begeisterung frühzeitig geweckt durch die Erzählung von den Siegeszügen des Schwedenkönigs Gustav Adolf, seines Oheims.
Von großer Bedeutung für die ganze Entwickelung des Prinzen war es, daß er schon im frühen Jünglingsalter nach Holland g e-schickt wurde, wo er an der Universität Leyden seinen Studien oblag. Auch lernte er dort im vertranten Umgänge mit seinem Groß-
oheim, dem Prinzen Friedrich von Oranien, Statthalter von Holland, die Kriegskunst, in der er später so Ausgezeichnetes geleistet hat. Holland führte nämlich gerade Krieg mit Spanien. Schon damals faßte Friedrich Wilhelm den festen Entschluß, als Herrscher sein
Leben ganz dem Wohle und Glücke seiner Unterthanen zu widmen. Holland war zu jener Zeit sehr blühend und wohlhabend. Er nahm sich vor, die Einrichtungen, die dieses Land zur Blüte und Wohlhabenheit geführt hatten, dereinst auch in seinem eigenen Lande einzuführen. Sein Streben, einstmals ein tüchtiger und guter Fürst zu werden, bewahrte ihn vor manchen Thorheiten. Einige vornehme Jünglinge wollten ihn wahrend seines Aufenthaltes im Haag, dem Hauptorte Hollands, zu einem schändlichen und ausschweifenden Leben verleiten.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Schweden Frankreich Deutschland Deutschlands Holland Holland Holland Spanien Holland Hollands
75 —
der nicht wenigstens sechs Obstbäume und sechs Eichen aus seinem Boden gepflanzt hatte. Damals stauben die Holländer als vortreffliche Landwirte in hohem Ansehen. Deshalb rief er besonders ans Holland Ansiedler herbei, bamit sie den Ackerbau noch mehr zur Blute brächten und zugleich feine durch den Krieg verödeten Länder wieder bevölkerten. Bei feiner Sorge für die Landwirtschaft wurde der Kurfürst eifrig unterstützt von feiner Gemahlin Luise Henriette. Sie legte bei dem alten Jagdschlösse Bötzow, das später ihr zu Ehren O ranien-bur g genannt wurde, eine Musterwirtschaft an für Garten- und Wiesenbau und führte zuerst die Kartoffeln in Brandenburg ein.
Zur Hebung des Handels und Berkehrs legte Friedrich Wilhelm neue Straßen und Kanäle an. So verband er die Oder und Spree durch einen Kanal. Nach seiner Vollendung konnten Schifte von Breslau über Berlin nach Hamburg fahren, was eine große Erleichterung für den Handelsverkehr herbeiführte, da die Waren am leichtesten und billigsten auf dem Wasserwege befördert werden konnten. Ferner richtete er eine br andenbnrgische Post ein, die von Königsberg nach Kleve suhr und an Schnelligkeit und Pünktlichkeit bald die damalige Reichspost übertraf.
Einen bedeutenden Aufschwung nahmen der Handel und die Ge-werbthätigkeit Brandenburgs durch die Einwanderung von 20 000 betriebsamen französischen Protestanten. Diese waren von dem König Ludwig Xiv. ihrer Religion wegen aus Frankreich vertrieben worden. Friedrich Wilhelm nahm sie mit offenen Armen auf und wies ihnen Wohnsitze in feinem Lande an. Auf diese Einwanderung besonders ist es zurückzuführen, daß es noch heute in Berlin und Brandenburg so viele Familien mit französischen Namen giebt. Aus diesen Familien sind auch im Laufe der Zeit manche tüchtige Offiziere hervorgegangen, die für ihr neues Vaterland Gut und Blut bereitwillig einsetzten.
Während seines Aufenthaltes in Holland hatte Friedrich Wilhelm mit sicherem Blicke ersannt, daß die Blüte und der Wohlstand dieses Landes wesentlich aus dem Handel beruhte, den es mit allen Weltteilen trieb. Zu einem solchen Handel sind aber Schisse erforderlich, eine Handelsflotte, die die heimischen Erzeugnisse nach jenen Gegenden ausführt und dafür die dortigen zurückbringt. Zum Schutze dieser Handelsflotte muß dann auch eine wohlbemannte Kriegsflotte vorhanden sein. Es war daher das eifrigste Streben des großen Kurfürsten, selbst eine Flotte zu besitzen. Deshalb legte er beim Abschlüsse des Westfälischen Friedens so großes Gewicht ans den Besitz Pommerns, weil dieses Land am Meere lag und verschiedene gute Häfen besaß. Wie alle Pläne, die er faßte, fetzte der große Kurfürst auch diesen durch. Zuerst schuf er eine Kriegsflotte, die ihm in seinem
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— 61 —
Zur Erinnerung an den so wichtigen Tag der Erhebung Vran-denburg-Preußens zu einem Königreiche hatte Friedrich am 17. Januar den höchsten Orden in Preußen, den schwarzen Adlerorden gestiftet, der den Wahlspruch führt: „Simm cuique.“
Der neue König blieb bis zum 8. März mit seinem Gefolge in Königsberg, dann erst kehrte er nach Berlin zurück.
Der Kurfürst Friedrich hatte vom Kaiser die Erlaubnis zur Annahme des Königstitels nur gegen das Versprechen erhalten, ihn in seinen Kriegen mit einem Heere zu unterstützen. Dieses Versprechen wurde vom Könige gewissenhaft erfüllt. Der Kaiser hatte damals
Krieg zu führen gegen den König Ludwig Xiv. von Frankreich. Dieser wollte nämlich den spanischen Königsthron für seinen Enkel gewinnen; zugleich aber machte auch der Bruder des Kaisers Anspruch daraus. An der Spitze des kaiserlichen Heeres stand der tüchtige Feldherr Prinz Engen von Savoyen, der sich schon den groß-ten Ruhm erworben hatte durch seine Siege über die Türken. Das Volkslied: „Prinz Eugenius, der edle Ritter" ist ja jedermann besannt.
In Verbindung mit den Engländern, den Bundesgenossen des Kaisers, erfocht Eugen viele glänzende Siege über die Franzosen. In diesen Schlachten thaten sich besonders die preußischen Truppen unter der Führung des Fürsten Leopold von Dessau vor allen anderen hervor. Ihre große Tüchtigkeit und Tapferkeit wurde vom Prinzen Eugen wiederholt rühmend anerkannt.
Der erste preußische König Friedrich I. starb im Jahre 1713. Zu dem Titel, den er seinem Lande schenkte, fügte sein Sohn, König Friedrich Wilhelm I., später die Mittel, vermöge deren sein Enkel, Friedrich der Große, die Macht Preußens schuf und so den Grund legte zu der deutschen Kaiserwürde im Hanse der Hohenzollern.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
18. Jugendzeit.
Drei große Herrscher aus dem Hause Hohenzollern sind es, die vor allen Preußen und damit ganz Deutschland zu der Höhe der Macht und des Ruhmes geführt haben: Friedrich Wilhelm, am besten bekannt unter dem Namen der „große Kurfürst", Friedrich der Große und Kaiser Wilhelm I., der Siegreiche.
Friedrich Wilhelm wurde im Jahre 1g20 als Sohn des Kur-
5 *
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Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Frankreich Deutschland
45
Es wächst und blühet lieblich
zart
Nach eigner, wundersamer Art
Am häuslich-stillen, frommen
Heerd,
Wo Gott und Tugend wird geehrt.
Ein Englein pfleget und be-
wahrt
Das schöne Röslein eigner Art
Mit Treue und mit Heiterkeit
Im Frühling unsrer Erdenzeit.
Laßt nicht das Englein von
euch flieh'n,
Das Röslein nicht so schnell ver-
blühn.
Kein Kleinod schmücket euch so schön.
Als dieses Röslein, Röslein schön!
Und diese beiden, schön und hold.
Viel schöner, als der Erde Gold,
Und alle ihre Herrlichkeit,
Sind Unschuld und Schamhaf-
tigkeit.
55 Silbenräthfel.
Durch dunkle Nacht drängt sich das erste Silbenpaar,
Auf zartem Weiß stellt sich das zweit' am schönsten dar.
Mög' oft das Ganze dein erwachend Aug' erfreuen
Und ungetrübt die Lust des Lebens dir erneuen.
58. Der Mutter Lehren.
(Aus der Chronik des Johannes Laurenburger von Clemens
Brentano.)
Ich bin geboren am 20. Mai 1318 zu Polsnich an der
Lahn, das ist ein Hof, der gehört zum Kloster Arnstein, darin
ich getauft wurde Johannes. Meine Mutter selig wohnte
in einem kleinen Häuschen vor dem Hof. Meinen Vater habe
'ch sehr frühe verloren.
Das Erste, dessen ich mich aus frühster Jugend von meiner
Mutter recht deutlich erinnere, ist, daß sie mich lehrte, mich
mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes zu bezeichnen, und die
Hände zu falten und das Vater unser und den englischen Gruß
zu beten. Sie sagte mir die Gebete vor, ich schaute nach ihren
Lippen und sprach ihr nach, und ich erinnere mich noch sehr
deutlich meiner großen Freude, als ich zum ersten Male Abends
neben ihr an ihrem Betschemel kniete, und diese heiligen Ge-
bete mit ihr fertig und ohne Fehl sprach. Jetzt noch, wenn
ich bete , ist es mir oft, als schaute ich nach ihren Lippen und
spräche ihr nach. Sie war arm, fromm und arbeitsam, und
wenn ich sie gleich später in mancherlei Geschäft gesehen, schwebt
mir ihr Bild doch meistens betend, singend oder spinnend vor
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Laurenburger Clemens
Brentano Johannes
328
tius, Bischof von Antiochia, ein Jünger der Apostel, sehnte
sich mit so heißem Verlangen nach der Marter, daß er die
Christen zu Nom flehentlich bat, ihn nicht etwa vom Tode be-
freien zu wollen. Er wurde, wie er wünschte, den wilden
Thieren vorgeworfen. (I. 107.) Als der heil. Polykarp,
Bischof zu Smyrna, aufgefordert wurde, Christum zu lästern,
erwiederte er lebhaft: „Sechs und achtzig Jahre diene ich
ihm; wie könnte ich lästern meinen König, der mich erlöset
hat." Er sollte lebendig verbrannt werden; das Feuer be-
schädigte ihn nicht; endlich wurde er mit dem Schwerte durchs
bohrt. Zwei edle Frauen, die heil. Symphorosa und die heil.
Felicitas, jede mit sieben Söhnen, die durch sie zum stände
haften Bekenntnisse waren ermuntert worden, starben zu Nom,
ähnlich der frühern Machabäerin, eines glorreichen Todes.
Ebenda verherrlichte der Philosoph Justinus, welcher das Chri-
stenthum durch zwei gelehrte Schutzschriften vertheidigt hatte,
Christum den Herrn mit dem Opfer seines Lebens. (I. 167.)
Zu Lyon in Frankreich, wo das Christenblut in Strömen ver-
gossen wurde, glänzten die Bischöfe Pothinus und Jrenäus,
die Jünglinge Epipodius und Alexander und die Sklavin Blan-
dina durch unerschütterlichen Heldenmuth in den Qualen. Be-
kannt ist die ruhmwürdige Marter des heil. Laurentius zu
Rom und des großen Bischofes zu Carthago, Cyprian, von
denen der erstere auf einem glühenden Roste gebraten, der
andere nach vielen Leiden enthauptet worden. (I. 258.) Von
jeher wurden in der Kirche gefeiert die erst vierzehnjährige
Agnes, die heil. Agatha, Lucia, Katharina und unzählige an-
dere christliche Heldinnen, welche für ihren Glauben und theils
auch für die Erhaltung ihrer Keuschheit gekämpft und über Qual
und Tod gesiegt haben. Das glorreiche Marterthum der heil.
Ursula und ihrer Gefährtinnen fällt in die Zeit des Kaisers
Mariminus, des Thraziers. (I. 235 — 238.)
3 Zerstörung Jerusalems.
Die Synagoge des alten Bundes war nur eine Vorbereitungs-
anstalt für die Kirche Jesu; sie konnte und mußte deshalb, da
die Kirche gegründet war, aufhören, so-wie man ein Gerüst
abbricht, wenn.das Gebäude vollendet ist. Die Mitglieder der
Synagoge sollten nach Jesu Willen auch die ersten Mitglieder
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Extrahierte Personennamen: Apostel Felicitas Alexander Alexander Cyprian Agnes Agatha Katharina Ursula
Extrahierte Ortsnamen: Antiochia Smyrna Christum Christum Frankreich Epipodius Rom Lucia Jerusalems Jesu
381
einige Zeit die Abgaben. Handel und Gewerbe, so wie auch
der Ackerbau blühten unter seiner weisen Negierung wieder
auf. Schon nach dem zweiten schlesischen Kriege beförderte er
Handel und Schifffahrt mit großem Eifer. Er erbaute das
schöne Schloß Sanssouci, beförderte den Seidenbau, legte
Zuckersiedereieu an, so wie Kanäle zur Erleichterung des Ver-
kehrs im Lande. Die durch den Krieg zerstörten Städte ließ
er wieder aufbauen.
Im Jahre 1778 mußte Friedrich noch einmal die Hand
an's Schwert legen. Der Kurfürst von Baiern war gestor-
den , ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen; Karl Theo-
dor , Kurfürst von der Pfalz, war der rechtmäßige Erbe. Da
fiel Oesterreich in Baiern ein, um jenem einen Vertrag auf-
zudringen. Friedrich wurde um Hülfe angesprochen; er sagte
diese zu. Große Heere zogen gegen einander, doch verhinderte
ein baldiger Friede die Entscheidung des Schwertes. Einige
Jahre nachher kam Oesterreich mit einem neuen Plane her-
an , nämlich mit der Eintauschung Baierns für sich gegen
Abtretung der österreichischen Niederlande (Belgien) an Baiern.
Das veranlaßte Friedrich's letztes großes Werk, nämlich die
Gründung des deutschen Fürstenbundes, welchem ge-
mäß sich Preußen und die deutschen Fürsten vereinigten zur
Erhaltung der deutschen Neichsverfassung.
Friedrich der Große starb 1786 den 17. August im 75.
Jahre seines Alters. Er hinterließ seinem Nachfolger ein Land
von 3600 O.-M. mit mehr als 6 Millionen Einwohnern
und ein großes krieggeübtes Heer.
Friedrich Wilhelm Ii., seines Bruders Sohn, bestieg
nun Preußens Thron und zwar in einer sehr bewegten, stür-
mischen Zeit. Er starb nach einer eilfjährigen Negierung im
Jahre 1797 den 16. November an der Brustwasscrsucht. Un-
ter seiner Negierung wurde das Brandenburger Thor zu Ber-
lin aufgeführt.
2 5. Züge aus dein Leben Friedrichs des Grasten.
Friedrich der Große wußte durch Herablassung und
Freundlichkeit die Herzen Aller, die ihn sahen, zu gewinnen.
Als er einst von Schlesien nach Berlin reiste, drängte sich eine
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl_Theo- Karl Friedrich Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Oesterreich Baiern Oesterreich Belgien Baiern Berlin
355
Ungeachtet dieser wiederholten Züge, die zusammen einer
Völkerwanderung aus Europa nach Asien glichen, vermochte
das Königreich Jerusalem der Uebermacht der seldschuckischen
Türken nicht zu widerstehen, und der Sultan Saladin eroberte
1187 Jerusalem wieder. Zwar behaupteten sich die Christen
noch in einzelnen Gegenden des Landes, doch als 1291 auch
die Stadt Ptolemais in die Hände der Sarazenen fiel, verließ
der Ueberrest der Europäer völlig das Land. Nicht gerade der
Eifer, aber die ursprüngliche heilige Begeisterung erlosch, und
mit ihr die Eintracht unter den christlichen Völkern. Spä-
ter wurde es bei überhand nehmenden Unruhen in Europa den
Päpsten nicht mehr möglich, auch nur einen fürstlichen Arm
für die Befreiung Jerusalems zu bewaffnen. Auch wurden die
Abendländer in ihren Unternehmungen gar sehr von den miß-
trauischen Griechen aufgehalten, die nicht nur keinen kräftigen
Beistand leisteten, sondern sogar gegen ihre christlichen Bruder
mit den Muhamedanern Bündnisse schlossen, was sich freilich
ungefähr zweihundert Jahre später in der Eroberung Konstan-
tinopels durch die Türken blutig gerächt hat.
Wenn die Kreuzzüge von einer Seite manche traurige Fol-
gen hatten, wenn sie unzähligen Menschen das Leben kosteten
und viele angesehene Familien in Armuth stürzten, so hatten
sie von der andern Seite auch höchst wohlthätige Folgen. Au-
ßerdem, daß sie dem Islamismus einen Damm entgegensetzten,
gaben sie auch dem frommen Sinne Nahrung, erweckten Theil-
nahme an den kirchlichen Angelegenheiten und regten gewaltig
die schlummernden Kräfte des menschlichen Geistes auf; sie be-
förderten das Emporkommen des Bürgerstandes, die Macht der
Städte und die Blüthe des Handels; sie vermehrten durch ei-
nen Reichthum von Erfahrungen in der Natur-'und Erdkunde
die gemeinnützigen Kenntnisse, und veranlaßten, daß viele
bisher noch unbekannte Arten von Obstbäumen und Gemüsen
ins Abendland kamen. Zu dem Schönsten aber, was die Kreuz-
züge förderten, gehört das Ritterthum, das zwar schon lange
zuvor sich gestaltet hatte, damals aber erst seine Ausbildung er-
hielt. Es machte nun den Adeligen Tapferkeit, Treue, sanftes
Gefühl und Frömmigkeit zur angelegentlichen Pflicht. Die Ein-
weihung zum Nitterthume hieß der'ritterschlag.
15 Die Ritterorden.
Schon im Jahre 1038, vor dem ersten Kreuzzuge, hat-
ten Kaufleute aus Amalfi zur Verpflegung armer Pilger bei
der Kirche des h. Grabes ein Hospital mit einer Kapelle des
heiligen Johannes gegründet; die im Hospital die Kranken
23 *
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Extrahierte Personennamen: Saladin Johannes
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— 357 —
Aufopferungen unsere Anerkennung nicht versagen, wenn wir
nicht ungerecht sein wollen.
16 Rudolph von Habsburg.
Rudolph von Habsburg war, ehe er zum Kaiser von
Deutschland gewählt wurde (1273), nur ein Graf, dessen Güter
im Elsaß und der Schweiz lagen, aber wegen seiner Biederkeit
und Frömmigkeit allgemein geachtet. Einst, als er auf der Jagd
war, begegnete ihm ein Priester, der mit der h. Wegzehrung zu
einem Kranken eilte. Wegen des angeschwollenen Waldwassers
war der Weg schlüpfrig und unsicher geworden. Da sprang Ru-
dolph von seinem Rosse, ließ den Priester aufsteigen und führte
demuthsvoll selbst das Thier am Zügel bis vor das Haus des
Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung vollbracht
war und geleitete dann den Priester zurück. Das Pferd aber
widmete er von nun an dem Dienste der Kirche; denn er hielt
sich für unwürdig, je wieder das Thier zu besteigen, das seinen
Schöpfer getragen hatte. — Erzbischof Werner von Mainz
reiste einst nach Rom, und da ihm der Weg durch das Gebiet
des Grafen Rudolph nicht ganz sicher dünkte, so bat er sich
von demselben ein sicheres Geleite aus. Der, ritterliche Graf
begleitete den Erzbischof selbst und zeigte auf der ganzen Reise
so viel Einsicht und Verstand, so viel Rechtschaffenheit und
Muth, daß Werner, hoch erfreut, einen solchen Mann näher
kennen gelernt zu haben, ihm bei'm Abschiede herzlich die Hand
drückte und sagte: „Nehmt meinen Dank, Herr Graf, und
seid versichert, daß ich stets mit Achtung und Liebe Eurer
gedenken werde."
Als nun die deutschen Fürsten einsahen, daß die Zeit des
Faustrechtes nicht fortdauern dürfe, wenn nicht alle Achtung
vor Gesetz und Ordnung in dem Volke ertödtet werden sollte,
versammelten sie sich zu Frankfurt am Main, um einen Kaiser
zu wählen, der weise und tapfer zugleich sei, um das kai-
serliche Ansehen wieder herzustellen. Da trat Werner von
Mainz auf und schilderte den Grafen von Habsburg mit allem
Feuer der Beredsamkeit als einen frommen, klugen und tapfern
Mann, daß wirklich der schlichte, einfache Graf auf den
Kaiserthron erhoben wurde.
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376
24. Der dreißigjährige Krieg.
Der erste große Krieg, welcher des Religionswechsels we-
gen geführt wurde, hatte in Holland seinen unseligen Ursprung.
Die Holländer nahmen die reformirte Religion an, und sag-
ten sich 1579 von ihrem Landesherrn, dem Könige von Spa-
nien , förmlich los. Darüber entspann sich ein Krieg, der an
60 Jahre währte, und das Münsterland, sogar das Herzog-
thum Westfalen und das Fürstenthum Paderborn oft und hart
mitnahm. Auf einem ihrer verheerenden Züge kamen die Hol-
länder nach Stromberg, und raubten aus der Mitte der Pro-
zession das dortige Kreuz, welches erst in Ostbevern von den
sie verfolgenden Spaniern zurückgenommen wurde. So war
unser Vaterland oft der Schauplatz des zerstörenden Krieges.
Städte, Dörfer und Flecken waren der Plünderung und den
Flammen, die Menschen mancherlei Grausamkeiten preisgegeben.
Der fürchterlichste aber, der 30jährige Krieg brach
1618 in Böhmen aus. Die Protestanten empörten sich
wider den Kaiser, ihren rechtmäßigen König, setzten eine pro-
testantische Negierung ein, und wählten das Haupt des pro-
testantischen Fürstenbundes, Friedrich V. von der Pfalz, zu
ihrem Könige. Dieser Friedrich wurde zwar bald von den ka- J
tholischen Fürsten besiegt und abgesetzt, aber nun drang der
Krieg ins Innere Deutschlands. Das Kriegsglück blieb dem
Kaiser treu, seine tapfern Feldherren schlugen die Feinde, auch
den dänischen König, der den Protestanten Hülfe leistete, aus
dem Felde. Als aber der siegreiche Kaiser den Protestanten
befahl, alle Kirchengüter, unter welchen 2 Erzbisthümer und
12 Bisthümer waren, zurückzugeben, da rafften sie alle Kräfte
zusammen. Der Schwedenkönig Gustav Adolph kam mit einem
starken Heere, und selbst die Franzosen sandten reiche Hülfe.
In den Heeren war allerlei Gesindel, unnütze Menschen, Land-
streicher und Räuber. Wer am besten bezahlte und am mei-
sten plündern ließ, hatte die meisten Soldaten. Jetzt wurde
gegenseitig mit verdoppelter Erbitterung gefochten. Auch unser
Westfalen erlitt die blutigsten und grausenvollsten Auftritte.
In Paderborn plünderte der Herzog Christian von Braun-
schweig, der Tolle genannt, den Dom, nahm den silbernen
Sarg des h. Liborius und viele andere Kostbarkeiten, und
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Extrahierte Personennamen: Stromberg Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Gustav_Adolph Gustav Christian_von_Braun-
Extrahierte Ortsnamen: Holland Westfalen Deutschlands Westfalen Paderborn