Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Konstantinopel.
161
die dunkeln Blutkammern und Turmverließe erzählen
noch von den zahlreichen Morden, welche diese Wände
mit Blut bespritzten, von den unglücklichen abgesetzten
Sultanen, in Ungnade gefallenen Paschas und Vezieren,
brutal eingekerkerten Gesandten fremder Mächte, welche
hier schmachteten. Aber noch hält der finstere Bau die
Verbindung aufrecht zwischen der Seemauer und Land-
mauer oder vielmehr den Trümmern beider. Von hier
läuft die Befestigungslinie quer über den Rücken der
Halbinsel hinüber nach dem Goldenen Horn. Nur durch
Risse und Breschen unterbrochen, zieht die Ruinenpro-
Zession weiter über Höhen und Täler hinüber; 6670 111
lang war der Lauf der zwei parallelen Mauern; über
100 Türme verstärkten die äußere und ebensoviel die
innere Mauer. 30 Tore vermittelten den Verkehr zwi-
schen Stadt und Land; ein jetzt zugeschütteter Wasser-
grabeu wehrte die Annäherung von der Landseite her.
Erdbeben und entsetzliche Belagerungen haben diesem
Riesenwerk der Befestigungskunst hart zugesetzt. Efeu
überrankt jetzt mitleidig die kolossalen Trümmer, dunkle
Zypressen scheinen mit ihnen zu trauern, starke Platanen
sie schützen zu wollen; allerlei Bettelvolk hat sich in ihrem
Gemäuer eingenistet.
Nicht bloß an der Peripherie, auch im Innern
Stambuls ragen noch vereinzelte Ruinen auf wie Glie-
derstümpfe, wie Mumienarme eines Riesenleichnams,
namentlich auf dem Atmeidan, dem Platze des alten
Hippodroms (Rennbahn), in der Nähe der Sophienkirche.
Es sind im ganzen sehr elende Quartiere, welche von
diesen Ruinen garniert und durchwoben werden. Eine
Bevölkerung von 400 000 Menschen ist in Stambul zu-
sammengepfercht, meist in jämmerlichen Steinhäusern
und Holzbaracken, welche fortwährend vom Brand heim-
gesucht werden, durch welcke mit Mühe schnmtzüberzogene
Gassen und halsbrecherisch gepflasterte Straßen sich durch-
winden. Man weiß nicht, ob man den türkischen Quar-
tieren oder den armenischen oder dem jüdischen Viertel
Lennarz, Erdkundliche Charakterbilder.
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382
schöner Gestalt war er freundlich, doch würdevoll, und seine
ganze Haltung zeigte den Herrscher. Die Geschichte nennt
ihn von seinem rötlichen Barte Friedrich Barbarossa,
d. i. Rotbart. Er ließ sich im Jahre 1156 in Pavia
zum König der Lombardei und in Rom zum Kaiser krönen.
Zwei Jahre später zog er abermals nach Italien, um das
stolze Mailand zu züchtigen, wo man im Übermute ein kaiser-
liches Schreiben mit Füßen getreten hatte. Als diese Stadt
sich bald nachher von neuem empörte, eroberte er sie nach
verzweifelter Gegenwehr, ließ sie von Grund ans zerstören
und Salz ans die Trümmer streuen. Indessen wurden die
italienischen Städte durch seine Statthalter hart gedrückt,
und er selbst wollte im Herrscherübermnt den rechtmäßigen
Papst Alexander Iii. nicht anerkennen. Dies führte zu
einem großen Bündnis gegen ihn, infolge dessen er, un-
geachtet der heldenmiitigsten Tapferkeit, aufs Haupt geschla-
gen wurde und sich mit dem Papste aussöhnte. Rach Deutsch-
land zurückgekehrt, ließ er den ungehorsamen Heinrich den
Löwen, Herzog von Baiern und Sachsen, seine schwere Hand
fühlen und machte seinen Namen bei allen Basallen geachtet
und gefürchtet.
Indessen war es im Jahre 1187 dem Sultan Saladin
durch die Uneinigkeit der Christen gelungen, Jerusalem wie-
der zu erobern. Als die Rachricht zu Friedrichs Ohren
drang, beschloß er, obwohl bereits zum 67. Lebensjahre
vorgerückt, seine großen Thaten durch einen heiligen Kreuz-
zug zu krönen, und brach mit einem Heere von 150 000
Streitern durch Ungarn und das griechische Kaiserreich nach
dem Morgenlande ans. Die treulosen Griechen verderbten
die Wege, verrammelten die Pässe, vergifteten Mehl und
Wein: ja der griechische Patriarch predigte laut den Tod
der Kreuzfahrer. Aber Kaiser Friedrich stürmte die Pässe
und drang gegen Konstantinepel vor. Da fügten sich die
Griechen und lieferten Schiffe und Lebensmittel. Sieben
Tage lang dauerte das Überschiffen des kaiserlichen Heeres
nach Kleinasien rifun ging der Zug rasch vorwärts. Bald
aber kamen sie in wüste, wasserlose Gegenden; es brach ein
solcher Mangel ein, daß man sogar Pferdefleisch aß und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Alexander_Iii Alexander Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
385
Der Held bedacht' sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns iin Schwang,
Sie sind bekannt im ganzen Reiche;
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche."
14 Die Krenzzüge.
Schon seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche
wallfahrteten viele Christen in das gelobte Land, um an der
Stätte, wo der Heiland gelebt und gelitten hatte, ihre Andacht
zu verrichten oder für begangene Sünden Buße zu thun. Die
Muhamedaner, welche die heiligen Orte inne hatten, behan-
delten die christlichen Bewohner sehr grausam, p agten die
frommen Pilger und forderten schwere Abgaben von ihnen.
Ein Einsiedler, Peter von Amiens, sah auf seiner Wallfahrt
1093 die schrecklichen Bedrückungen der Christen und hörte
mit Rlihrung die wehmütigen Klagen des frommen Pa-
triarchen Simeon von Jerusalem. ..Ich sende dich," sprach
dieser zuletzt zu ihm, „als Abgesandten des Kirchensprengels
von Jerusalenl an die Christen im Abendlande, daß du von
ihnen Erbarmen und Hülfe für ihre unglücklichen Brüder im
Morgenlande erflehen mögest." Peter übernahm gern diesen
Auftrag und hatte, da er in der Auserstehungskirche für das
Gelingen seines Vorhabens inbrünstig flehete, eine himmlische
Erscheinung; er vernahm aus dem Munde des Erlösers den
Ruf zur Rettung der Christen. Peter eilte nun nach Rom, setzte
den Papst Urban von allem in Kenntnis, und dieser gebot
ihm, überall umher zu reisen und zu predigen von den Leiden,
welchen die Christen im Morgenlande ausgesetzt waren. Der
Papst selbst hielt zu Clermont im Jahre 1095 eine Kirchen-
versammlung, bei welcher sich auch weltliche Fürsten und
Herren in großer Anzahl einfanden; hier forderte er in einer
fo begeisterten Rede die Abendländer zu einem Kreuzzuge
gegen die Muhamedaner auf, daß alle Anwesenden einstimmig
ausriefen: „Gott will esl" Sie erbaten sich sogleich den
Segen des heiligen Vaters zu ihrem frommen und helden-
mütigen Unternehmen und hefteten zum Zeichen ihres Ent-
schlusses ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter. Die von
Clermont Zurückkehrenden forderten nun überall ihre Freunde
und Bekannten auf, teil zu nehmen an dem Zuge gegen die
Ungläubigen; fo entstand eine ungeheure Bewegung im Volke.
Teils aus Andacht und Liebe zum Heilande, teils aus Neu-
gierde und Gewinnsucht, teils aus Kampfbegierde und Ver-
änderungslust eilten ohne Unterschied des Standes, Alters
und Geschlechtes ganze Scharen aus Frankreich, Italien und
Lesebuch für Ober-Klassen. 25
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Peter Urban
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Rom Clermont Clermont Frankreich Italien
388
thränen an der ehrwürdigen Stätte, beichteten reumütig und
gelobten Besserung. Nach einigen Tagen wühlten die Fürsten
den edlen Gottfried von Bouillon einstimmig zum Könige von
Jerusalem; er weigerte sich aber, sich mit einer goldenen
Krone schmücken zu lassen an dem Orte, wo der Herr des
Hinunels und der Erde eine Dornenkrone getragen hatte, und
nannte sich nie anders, als Herzog Gottfried. Das neue
Königreich wurde durch einen großen Sieg bei Askalon be-
festigt, unter Balduin I. und Ii. noch vergrößert, aber gar
bald von allen Seiten durch die übermächtigen Muhamedancr
bedroht. Zur Erhaltung des eroberten Staates wurde durch
den deutschen Kaiser Konrad und durch Ludwig Vii., König
von Frankreich, ein zweiter, durch Kaiser Friedrich 1., König
Philipp von Frankreich und den heldenmütigen Richard Löwen-
herz von England ein dritter, durch Deutsche, Franzosen,
Niederländer und Venetianer ein vierter, durch den deutschen
Kaiser Friedrich Ii. ein fünfter, durch Ludwig den Heiligen
von Frankreich ein sechster und siebenter Hauptkreuzzug unter-
nommen, der kleineren Unternehmungen nicht zu gedenken, die
fast erfolglos waren. So rotteten sich im Jahre 1212 über
30 000 Kinder aus Frankreich und Deutschland zusammen, um
das heilige Grab zu beschützen; sie kamen aber größtenteils
uur bis an die Küsten des mittelländischen Bteeres, wo sie
zerstreut wurden. Viele derjenigen, welche sich einschifften,
starben bei einem Schiffbruche auf dem Meere, und die übrigen
wurden nach Afrika in die Sklaverei verkauft.
Ungeachtet dieser wiederholten Züge, die zusammen einer
Völkerwanderung aus Europa nach Asien glichen, vermochte
das Königreich Jerusalem der Übermacht der seldschuckischen
Türken nicht zu widerstehen, und der Sultan Saladin eroberte
1187 Jerusalenr wieder. Zwar behaupteten sich die Christen
noch in einzelnen Gegenden des Landes, doch als 1291 auch
die Stadt Ptolomais in die Hände der Sarazenen fiel, ver-
ließ der Überrest der Europäer völlig das Land. Nicht ge-
rade der Eifer, aber die ursprüngliche heilige Begeisterung er-
losch, und mit ihr die Eintracht unter den christlichen Völkern.
Später wurde es bei überhand nehmenden Unruhen in Europa
den Päpsten nicht mehr möglich, auch nur einen fürstlichen
Arm für die Befreiung Jerusalems zu bewaffnen. Auch
wurden die Abendländer in ihren Unternehmungen gar sehr
von den mißtrauischen Griechen aufgehalten, die nicht nur
keinen kräftigen Beistand leisteten, sondern sogar gegen ihre
christlichen Brüder mit den Muhamedanern Bündnisse schlossen,
was sich freilich ungefähr zweihundert Jahre später in der
Eroberung Konstantinopels blutig gerächt hat.
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried Balduin_I. Konrad Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_1. Friedrich Philipp_von_Frankreich Philipp Friedrich_Ii Friedrich Ludwig Ludwig Saladin
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Frankreich England Frankreich Frankreich Deutschland Afrika Europa Asien Jerusalem Europa Jerusalems
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
420 Asien.
19.
Die Beduinen Palästinas.
R. Rainpendahl.
Die Beduinen sind unter allen Mohammedanern am wenigsten von
den Übeln Vorschriften und Gesetzen ihres Propheten beeinflußt worden,
haben aber dagegen die Lichtseiten der Gesetzgebung Mohammeds am
besten bewahrt, und ihnen werden die schönsten Züge der Dankbarkeit,
der Gastfreuudschast und der Offenheit nachgewiesen.
Übrigens habe ich in dem äußeren Religionsverhalten und in ihrer
Glaubensweise wenig Abweichungen von denen der andern Moslemiten
gefunden. Sie verrichten zu den verschiedenen Tageszeiten mit nack
Mekka') gerichtetem Antlitz ihr Gebet, wobei ihnen ihr dichter, ans Ka-
melhaar gewebter Mantel den vorgeschriebenen Teppich ersetzt, und seiern
den Ramadan und das Beiramsfest nachts mit übermäßigem Essen und
Trinken und tags mit Fasten. Abends, während des Festmonats, sowie
das letzte Stück des leuchtenden Sonnenrandes verschwunden ist, schlürft
der Beduine aus dem schon bereitstehenden Kruge einiges Wasser, spült
den Mund aus und trinkt. Dann probiert er den unvermeidlichen Tschi-
buk (Tabakspfeife) und begiebt sich bald darauf zum Mahle, um nun, ab-
wechselnd mit Essen und Schlafen, Kräfte zu sammeln für den andern
Fastentag.
Allgemein verbreitet ist der Glaube, daß Seelen Hingeschiedener in
Tieren, vorzugsweise Huuden, wohnen müßten. Sie füttern daher Hunde
ab und zu, hauptsächlich kranke, und gewähren ihnen selbst oberflächliche
Pflege, daher findet man auch immer den unschönen arabischen Hund in
Beduinenlagern.
Bor allem, was an den Tod erinnert, haben sie große Scheu und
meiden viele Plätze im Lande ganz, an welche sich Geschichten von über-
irdischen schlechten Wesen knüpfen. Stirbt einer von ihnen, so wird der
Tote, der in ein weißes Tuch gehüllt worden, unter dem Absingen einiger
Gebete und dein rhythmischen Hersagen einer und derselben Forinel zu
Grabe getragen. Oft ist das Grab keine zwanzig Schritte vom Sterbe-
platze entfernt. In der Grube sind drei Steine so aufgerichtet, daß der
Kopf des Verstorbenen unter denselben liegen kann und die hinabge-
worsene Erde das Gesicht frei läßt. Das Grab wird mit großen Steinen
gefüllt und die Erde festgestampft, um Hyänen und Schakale am Aus-
scharren der Leiche zu hindern.
1) Die religiöse Hauptstadt dermohammedaner, in der arabischen Landschaft Hedschas.
2) Der 9 Monat des mohammedanischen Mondjahres, 29tägige Fasten. (Vergl.
den Aufsatz S. 14b.) Gleich danach wird der große Beiram und 70 Tage später der
kleine Beiram gefeiert.
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schweiger-Lerchenfeld: Smyrna. 433
die Scharen christlicher, zumal griechischer Pilger hierher, im heiligen
Flusse zu baden. Geweiht ist er ja wahrlich durch die Erinnerung an
Johannes den Täufer und an den Erlöser, der sich hier von ihm taufen
ließ, und so sehr die eigentümliche Natur rings umher und die unge-
wohnliche romantische Art des Reisens in diesen Gegenden zerstreut, so
sammelt man geru immer wieder seine Gedaukeu um das Andenken dessen,
der dies ganze Land aller Welt wert gemacht hat. Den Griechen ist
das Bad im Jordan ein Akt religiöser Bedeutung, ohne dessen Vollzug
eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande ihres rechten Abschlusses eut-
behreu würde. Verschwunden sind die Marmorquais, die im sechsten
Jahrhundert die Badestätte der christlichen Wallfahrer auszeichneten; nicht
mehr ragt das große Kreuz mitten im Strome auf. Aber auch jetzt
fegneu die Priester das Wasser ein, ziehen die Pilger in weißen Gewän-
dern, die sie dann als zukünftige Sterbekleider aufheben, scharenweife
in den Fluß hinein und lassen sich von den Popen (griechischen Geistlichen)
dreimal untertanchen. Mit den griechischen Christen gemeinsam machen
diese Wallfahrt zum Jordan katholische Armenier aus Kleinafien, Kopten
aus dem Nillande, auch Marouiten vom Libanon und andere Mitglieder
der römischen Kirche aus allen Weltgegenden. Viele füllen sich Krüge
mit dem Wasser des Flusses, um es in ihre ferne Heimat mitzunehmen.
In langem Zuge geht's dann unter frommen Gefangen wieder nach
Jerusalem zurück. Zur Seite der Pilgerschar führen die zu ihrem Schutze
mitgesandten Bedninen allerlei Reiterstücke und Kampffpiele auf, froh
des großen Gewinnes, den ihnen diese Wallfahrt einbringt. In früheren
Zeiten spielten ihre Vorfahren den Pilgern oft übel mit; mehr wie Ge-
fangene denn wie Schützlinge trieben sie die Schar zum Jordan hin und
wieder zurück und erpreßten mit List und Gewalt immer neue Zugaben
zu dem hohen Tribut, der ihnen schon bezahlt worden war.
Der Rückweg zu unserem Lager führte uns geradeaus westlich. Sil-
berne Strahlen sandte der Vollmond, der hoch über dem Toten Meere
stand, auf die grüne Oase von Jericho herab, als wir durch sie hindurch
unseru Zelten zueilten. Hinter uns kläfften die Hunde des elenden Dorfes.
Von der Elifaquelle aber leuchtete uus ein freundliches Feuer entgegen,
und bald saßen wir guter Dinge im traulichen Zelte beim Mahle.
21.
S m \) x n a.
A. Freiherr von Schweiger-Lerchenfeld.
Unter den levantinischen Küstenstädten hat Smyrna, einst die „Perle
Jouiens", noch lange nicht die Würdigung gesunden, die das „östliche
Neapel" zweifellos verdient. Und dennoch hat diese Stadt ihre land-
Aus allen Erdteilen. 28
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Extrahierte Personennamen: Schweiger-Lerchenfeld Johannes Jordan Schweiger-Lerchenfeld
Extrahierte Ortsnamen: Smyrna Jordan Nillande Jerusalem Jericho Smyrna
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
564 Europa.
und Schönes zu bewundern; freilich mußten wir oft genug lange sitzen
und allerlei unbedeutende und schlechte Dinge betrachten, ehe die Kauf-
lente sich entschlossen, ihre wirklich guten Waren zum Vorschein zu
bringen; dann aber, nachdem die Thür sorgfältig verrammelt und der-
schlössen war, kamen wahre Schätze ans Tageslicht. Wundervolle Sticke-
reien, vier- fünf- und achthundert Jahre alt, Gebetteppiche mit Seiden-,
Gold- und Perlenstickerei, kostbare persische Emaillen und reich verzierte
Pfeifen, prachtvolle kupferne Lampen, deren zarte durchbrochene Arbeit,
von Türkifen eingefaßt, die sonderbarsten Menschen- und Tiergestalten
schmückten, vergoldete und versilberte Kaffeeservice, mit Korallen und
den herrlichsten Steinen besetzte Schnallen, wertvolle Pistolen, Gewehre,
Messer und Dolche, seltenes orientalisches Porzellan, kurz, die schönsten und
merkwürdigsten Dinge wurden uns vorgelegt.
Dann nahmen wir die unter einer Kuppel, inmitten eines Gartens
gelegene Grabstätte der Sultane in Augenschein. In der Mitte des mit
prachtvollen Teppichen belegten Raumes erhebt sich das vou einem Wim-
dervollen Gitter aus Perlmutter umschlossene Grab des letztverstorbenen
Sultans, und rings um dasselbe befinden sich die Ruhestätten seiner
Angehörigen. Kostbare Brokatstoffe und Shawls bedecken die Gräber,
neben welchen, auf reich eingelegten Betpulten, prächtig ausgestattete
Exemplare des Korans aufgeschlagen liegen. Dicht dabei sind die Neffen
des verstorbenen Sultans, die Söhne seiner Schwester, begraben.
Unter den Moscheeen nimmt die ehemalige St. Sophienkirche den
ersten Rang ein, doch ist das Gebäude vou außen lange nicht so schön,
wie von innen. Eine ungeheure Kuppel, die größte der Welt, ruht auf
wundervoll ausgeführten Bogen; Reihen großer Hängelampen umgeben
den, den Mittelpunkt bildenden freien Raum und laffen die nnbeschreib-
lich großartigen Verhältnisse desselben deutlich erkennen. Wohin das Auge
blickt, gewahrt mau die herrlichsten Mosaiken und die prachtvollsten
farbigen Ziegel. Die Säulen der Bogen sind wunderbar schön, einige
derselben, aus grünem Jaspis, stammen aus dem Tempel der Diana von
Ephesns, andere aus Porphyr wurden aus dem Sonnentempel zu Baalbek
hierher gebracht. Die Sophienmoschee ist diejenige, welche der Sultan
gewöhnlich, die Moschee von Achmedjeh diejenige, welche er bei besonderen
Gelegenheiten, so z. B. am Beiramseste, besucht. Diese Moschee ist ein sehr
schönes Gebäude, die Kuppel ähnlich der der erstgenannten, aber weniger
reich an Verzierungen; die Kanzel ist eine genaue Nachbildung der in
Mekka befindlichen. Die Zahl der Minarets bei den einzelnen Moscheeen
ist sehr verschieden, die Moschee von Achmedjeh hat deren sechs, die
Sophienkirche vier und die Moschee in Mekka sieben. Einen merkwür-
digen Anblick gewährt die Taubenmoschee, so genannt, weil Tausende dieser
heiligen Vögel die Höfe bevölkern und die Dächer bedecken. Während
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
566
Europa.
spät, die Gläubigen fingen an, sich in dem Gotteshaus einzufinden, und
wir zogen uns zurück, da man uns darauf aufmerksam gemacht hatte,
daß es während des Ramadan nicht rätlich sei, zur Zeit des Gebetes
in der Moschee zu bleiben. Die frommen Moslems meinen, ihrem Pro-
pheten in besonders wohlgefälliger Weise zu dienen, wenn sie jede Ge-
legenheit wahrnehmen, einen Gianr (Nicht-Mohammedaner) zu beleidigen.
Während wir uns noch in der Moschee aufhielten, wurde uns die
Erlaubnis zur Besichtigung der Schatzkammer überbracht, und fo fuhren
wir dorthin. Das Gebäude befindet sich in dem Hofe des alten Serails,
das vor einigen Jahren niederbrannte, bei welcher Gelegenheit der reiche
Schatz nur mit vieler Mühe gerettet wurde. Das erste, was wir beim
Eintritt erblickten, war ein prachtvoller Thron aus Email, mit Rubinen,
Perlen und Brillanten besetzt. Rings an den Wänden des Gemaches
standen Kisten voll von fammeten, mit Gold gestickten und mit edlen
Steinen bedeckten Gebetteppichen. Auch Gewehre, Dolche und Schwerter
mit Edelsteinen von unschätzbarem Wert, mit Saphiren von der Größe
eines Hühnereies und Rubinen von der Größe eines Taubeneies besetzt,
sahen wir hier in reicher Anzahl, ebenso ungeheure Schalen, angefüllt
mit ungefaßten Türkisen, Korallen, Achaten, Aquamarins, Topasen und
Bernsteinperlen von der allerreinsten Sorte. Ein Behälter enthielt die
herrlichsten Achat-, Krystall- und Jadevasen, und in den oberen Räumen
waren die kostbarsten, reich mit Gold, Korallen und edlen Steinen ver-
zierten Sattelgeräte aufgestapelt. Das größte Wunderwerk war jedoch
eiu mit Diamanten und Rubinen besetzter Toilettentisch. Ungemein große
Brillanten schmückten die den Spiegel stützenden Säulen, der Rahmen
des Spiegels selbst war eine einzige Masse von Brillanten und Rubinen,
und die deu Tisch umgebende, drei bis vier Zoll lange Franse bestand
aus dichten Reihen von Brillanten. Man erzählt sich, daß die Kaiserin
von Frankreich während ihres hiesigen Aufenthalts Geschenke im Wert
von mehr denn 2,000,000 Mark erhielt, und daß der Sultan ihr alles
schenkte, was ihr gefiel, selbst dann, wenn sie gar nicht den Wunsch aus-
gesprochen hatte, den betreffenden Gegenstand zu besitzen.
Bon dem alten Serail ist wenig mehr zu sehen; bei der fürchterlichen
Fenersbrnnft wurde das Gebäude fast bis auf den Grund zerstört. Schön
sind einzelne der außerhalb der Stadt gelegenen Kioske des Sultans,
die er jedoch nur äußerst selten, vielleicht ein- oder zweimal im Jahre,
benutzt. Von einem nahe der Stadt sich erhebenden Hügel hat man
einen wundervollen Blick. Zu Füßen der Anhöhe dehnen sich die drei
Städte Pera, Stambul und Skutari mit ihren Vorstädten Galata und
Tophaneh, und schimmernd leuchten dazwischen das Goldene Horn und
der Bosporus. Die aus drei verschiedenen Landspitzen liegenden Städte
werden nur durch zwei Brückeu miteinander verbunden; die Gondeln sind
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Rohlfs: Wanderung durch Neu-Tripolis. 123
wird dort von der lustigen, schwarzen, freigewordenen Bevölkerung ge-
sungen, gespielt, getanzt und eine nicht geringe Quantität von Lakbi
(Palmwein) und Schnaps konsumiert. Sieht man diese runden, aus
Palmblättern und Stroh angefertigten Hütten vor sich, so sollte man
meinen, in Centralasrika zu sein. Und hört man dann jene schwarzen
Gestalten, hier den einen Haussa, dort den anderen Kanuri, den dritten
Bagirmi oder eine andere Negersprache reden, so wird die Täuschung
nur um so stärker.
Aber schnell weiter eilend, denn es dnstet in und um den Hütten-
ort gar fürchterlich, betritt man nun das eigentliche Schnapsviertel.
Meistens sind es Malteser, die hier ihre Geschäftskenntnis entwickeln.
Viele dieser Häuser, unter denen sich aber auch einige befinden, wo man
Lebensmittel und Kramwaren erhalten kann, haben aber auch Einge-
borene als Besitzer. Man glaubt es kaum, wie geneigt die Eingebore-
nen sind, die Gesetze Mohammeds hinsichtlich verbotener Getränke zu
umgehen. Und da der Verdienst in Tripolis durch die Halfa-Ausfuhr
seit 1870 ein sehr großer geworden ist, so herrschen dort jetzt Verhält-
nisse, welche oft an europäische Zustände erinnern. Es kommt vor, daß
Eingeborene bis drei Mark täglich verdienen können, wenn gerade viel
Halsa am Platz und Dampfer vorhanden find, um die Ladungen einzu-
nehmen. Dann kommen aber auch wieder Zeiten, in denen es nichts zu
verdienen giebt. Von Sparen ist natürlich bei diesen Leuten keine Rede;
das meiste Geld wird den Schnapskneipen zugetragen, welche in einer
für Tripolis unglaublichen Zahl existieren.
So sieht Neu-Tripolis aus, welches sich jetzt schon bis zu deu
Palmbäumen der Mschia erstreckt, während dieser von der Natur so ge-
segnete Garten früher durch eine breite Sandebene von der eigentlichen
Stadt getrennt war.
35.
Der Orden der Znusft.
G. Rohlfs.
Der Orden der Snussi ist verhältnismäßig neu, und wir werden
wohl nicht weit von der Wahrheit abgehen, wenn wir die Stiftung
desselben ins Jahr 1849 oder 1850 verlegen.
Si Mohammed Snussi oder Sidi el Hadsch Mohammed es Snussi
ist im Anfange dieses Jahrhunderts oder vielleicht am Ende des
vorigen geboren und starb Mitte der sechziger Jahre in Djarabub,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Rohlfs Mohammeds Rohlfs Mohammed_Snussi Mohammed Mohammed
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
124 Afrika.
woselbst er auch beerdigt liegt. Früh von Algerien auswandernd,
vielleicht schon che die Franzosen die Regentschaft eroberten, bekam er seine
Erziehung in Fes und besuchte dort namentlich die berühmte Karuin-
Universität. Sein Haß gegen die Christen erhielt Nahrung in Marokko,
wo man mehr als in irgend einem anderen mohammedanischen Lande
die Andersgläubigen verabscheut, außerdem aber dadurch, daß er den
Schmerz erleben mußte, seine Heimat in den Händen der Franzosen zu
sehen. Und in jenem Lande saßte er auch wohl zuerst den Plan, einen reli-
giösen Orden zu stiften, an dessen Spitze er sich selbst stellen wollte.
Marokko ist ja das Heim der religiösen Genossenschaften, und die in
Westafrika verbreitetste, die von Muley Thaib, herrschte bis nach Tripolita-
nien mit unumschränkter Gewalt. Nor allem mußte er erst Hadsch werden
und zwar durch eine Pilgerreise nach Mekka, die er auch ausführte,
und wenn er, was nicht sicher erwiesen ist, nicht wirklich Scherls (d. h.
Abkömmling Mohammeds) war, so machte er sich doch dazu, indem er
sich von nun an „Mulei" oder „Sidi", d. h. gnädiger Herr, nennen ließ.
Er reiste sodann nach Konstantinopel, wo er durch sein frommes Ge-
baren so zu imponieren verstand, daß man seinen Plan, im Osten von
Afrika einen religiösen Orden zu gründen, für vorzüglich fand, und der
Sultan ihn mit einem Ferman ausrüstete, wodurch er ermächtigt wurde,
sich irgend ein beliebiges Stück Land zur Gründung einer Sanya (Ordens)
auszusuchen. Der Scheich Snnssi wählte Djarabnb (in der libyschen Wüste),
das nun der Hauptort und Mittelpunkt einer der mächtigsten religiösen
Genossenschaften wurde. Vielleicht ließ er sich bei der Wahl durch ge-
schichtliche Erinnerungen leiten. Denn die Oase des Jupiter Ammon
ist seit Jahrtausenden religiöser Mittelpunkt gewesen. Hierher soll Her-
kules gepilgert sein, hierher kam wirklich Alexander der Große und selbst
Kato richtete Fragen an den Gott in der libyschen Wüste.
Bald gelangte Djarabnb durch die rasche Verbreitung der Lehren
der Snnssi weit über die Grenzen der libyschen Wüste hinaus zur höchsten
Berühmtheit. Es giebt im Westen schon Anhänger dieses Ordens, und
in den nordeentralasrikauischen Ländern schwört alles auf Sidi Suuffi,
so daß dieser große Heilige dort viel mehr verehrt wird, als der Prophet
selbst, und wenn die Tebu in Knsra z. B. eiuen Eid ablegen, so gebrauchen
sie als stärkste Bekräftigung: „el Hak Sidi Snussi", d. h. „bei der Wahr-
heit Sidi Suussis". Es kamen während unseres Aufenthalts in Kufra so-
gar Pilger aus dem französischen Senegambien, deren Ziel nicht etwa
Mekka war, sondern Djarabnb. Eine solche weite Reise, die sie für ver-
dienstvoller zu halten scheinen, als eine Reise nach Mekka, erhob sie in
den Augen derjenigen Bewohner, deren Länder sie durchzogen, zu ver-
dienstvollen und heiligen Männern. Es ist das der beste Beweis sür
das außerordentliche Ansehen, in welchem Djarabub steht.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Muley_Thaib Mohammeds Scheich_Snnssi Ammon Alexander_der_Große Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Algerien Marokko Marokko Westafrika Mekka Mohammeds Konstantinopel Afrika Sidi_Suuffi Knsra Kufra Mekka Mekka