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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 419

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
419 1804, ward er zum erblichen Kaiser der Franzosen erklärt. Jetzt erweiterte er durch unaufhörliche Siege, die er gegen Italien, Preußen, Rußland, Portugal, Spanien und Österreich errang, non Jahr zu Jahr die Grenzen seines Reiches. Im Jahre 1811 befand er sich auf dem Gipfel seiner Macht. Aber seine Ländergier war auch da noch nicht gesättigt und sein Ehrgeiz nicht befriedigt. Es ward immer sichtbarer, daß er keine unabhängige Macht in Europa neben sich dulden wollte. Jetzt sollte der Schlag Rußland treffen. Der Kaiser Alexander war lange ein treuer Freund und Anhänger Napoleons; allein bald mußte er aus mehreren Vorgängen schließen, daß Napoleon ihm mit verräterischer Liebe zugethan sei, daß er ihn zum letzten, aber größten Opfer ausersehen habe. Darum söhnte er sich mit England, der Seele aller Verbindungen gegen Frankreich, aus und zog auch Schweden, dem er in Norwegen einen Ersatz für Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die kriegerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhängnisse er- griffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küste der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch un- ausgesetzt rüsten; selbst Österreich und Preußen mußten Truppen stellen. Vom Frühjahr bis zum Herbst war alles in Bewegung; nie sah Europa größere und schönere Heere vor- überziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Über 500 000 Mann Franzosen, Österreicher, Preußen, Sachsen, Bayern, Würtemberger, Badenser, Westfalen, Holländer, Ita- liener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da es gerade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Ver- mittelung schloß Alexander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Beteuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter aus Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Abteilung seines Heeres unter Oudinot und Mae- donald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgenstein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitägigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. August, erstürmten die Franzosen diese Stadt, 97i

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 422

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
422 Silber und andere Kostbarkeiten in Fülle hatten, fehlte es ihnen bald am Nötigen, an Brot, und Napoleon sah sich ge- zwungen, jetzt selbst den Besiegten den Frieden anzutragen. Der Kaiser Alexander hielt den Feind listig hin, verwarf dann endlich alle Anträge mit den Worten: „Erst jetzt werde der Krieg für die Russen eigentlich anfangen!" Durch die äußerste Not gedrängt, trat Napoleon am 18. Oktober den Rückzug an, und zwar auf demselben Wege, den er gekommen war. Aber welch ein Rückzug ! Kein Beispiel gleicher Gräß- lichkeit hat die Geschichte aufzuweisen. Der Himmel schien selbst mit den Russen in einen Bund getreten zu sein; denn ein ungewöhnlich früher und strenger Winter trat ein und überraschte die Feinde auf ihrem kläglichen Rückzüge. Menschen und Pferde sanken vor Kälte und Hunger erschöpft dahin, und wie mit einem Leichentuche bedeckte der Schnee die ge- fallenen Opfer. Der Weg durch die unwirtbare Wüste war bald mit toten Menschen und Pferden, mit Trümmern von Geschütz und Gepäck bedeckt. Jeder Tag lieferte Tausende von Gefangenen in die Hände der nachsetzenden Russen, Tau- sende von Nachzüglern fielen unter den Lanzen der Kosacken, unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Am gräßlichsten war das Unglück an der Beresina, über welche Napoleon eine Brücke hatte schlagen lassen. Kaum war die Hälfte hinüber gerückt, als plötzlich das fürchterliche Hurrahgeschrei der Ko- sacken und das Donnern der russischen Kanonen gehört wurde. Und aus einmal stürzte sich der ganze Haufen der Franzosen, Menschen, Pferde, Wagen und Kanonen in rat- und thatloser Flucht durch- und übereinander aus die Brücke. Jeder wollte der erste sein; hier galt kein Befehl, kein Rang mehr; jeder kämpfte um sein Leben. Viele wurden in dem Gedränge er- drückt, viele von den Rädern der Kanonen und Wagen zer- quetscht, viele von der Brücke hinunter in den Strom ge- stürzt. In diese wilde Menschenflut hinein donnerten die Ka- nonen der Russen und richteten eine entsetzliche Verwüstung an. Zuletzt brach die Brticke ein; Tausende fanden ihren Tod in den Wellen, und alle, welche noch am jenseitigen User waren, wurden gefangen. Über 30 000 Mann verloren die Franzosen bei diesem Übergange am 27. November. Napoleon selbst, die Hoffnungslosigkeit seiner Lage einsehend, verließ am 3. Dezember das Heer. In einem elenden Schlitten, den Trümmern seines Heeres voraus, durchjagte er die öden Schnee- und Eisfelder Rußlands nach Wilna und von da über Warschau, Dresden und Mainz nach Paris, um schnell die Bildung eines neuen Heeres zu veranstalten. Den Ober- befehl über die zurückgebliebenen Trümmer überließ er dem

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 435

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
435 bei, welchen er dem gemordeten König in unserm Dom ver- anstalten ließ. In dem nämlichen Jahre mußte er noch die Nachricht vernehmen, daß seine Schwester Maria Antonia, die Königin von Frankreich, ans gleiche Weise gemordet sei. Bald daraus drangen die wütenden Franzosen bis an den Rhein vor, nahmen Köln und kamen dann auch über den Rhein. Maximilian Franz mußte ans einer Stadt in die andere fliehen. Endlich ging er nach Österreich und starb auf dem Schloß Hetzendorf bei Wien um Mitternacht den 27. Juli 1801. In der kaiserlichen Gruft bei den Kapu- zinern in Wien wurde seine Leiche den 29. Juli beigesetzt. Am 3. August erfuhr Münster seinen Tod. Zu seinem Nachfolger wählte das Domkapitel abermals einen Erzherzog von Österreich, Anton Viktor, der aber die auf ihn gefallene Wahl ablehnte, weil durch den Lüne- viller Friedensabschluß der größte Teil des Hochstistes an die Krone Preußen gefallen war zur Entschädigung für ihre an die Franzosen abgetretenen Besitzungen am linken Rheinnfer. Am 3. August 1802 rückten 4000 Mann preußische Trup- pen in Münster ein und besetzten den östlichen Teil des Landes; General Blücher wurde zum Gouverneur der Stadt ernannt. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena (1806) ging auch das Münsterland für Preußen wieder verloren, die Franzosen besetzten es und schlugen es anfangs zum Groß- herzogtum Berg, welches Napoleon zuerst seinem Schwager Murat gab, nachher aber selbst verwaltete. Im Jahre 1811 wurde es zerstückelt; ein Teil wurde bergisch, der größte Teil aber unter dem "Namen Departement der Lippe mit der Hauptstadt Münster dem Kaiserreiche Frankreich ein- verleibt. Es erhielt französische Beamten und französisches Gesetz. — Die Fremdherrschaft dauerte jedoch nur kurze Zeit. Die entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 und die Einnahme von Paris am 31. März 1814 änderten die Lage der Dinge. Der König von Preußen ge- langte wieder zum vollen Besitze seiner Länder, und am 18. Oktober 1815, also gerade zwei Jahre nach der ge- 28 *

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 442

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
442 gehenden Jahres hatten 12 000 Mann Hannoveraner und Sachsen als Epekutionstruppen des deutschen Bundes, der die Rechte Hol- steins durch den Regierungsantritt Christians Ix. gekränkt glaubte, dieses Land besetzt; die Dänen waren ohne Gegenwehr hinter die Eider zurückgegangen. Der preußisch-österreichischen Armee stand die dänische in einer Stärke von 35 000 Mann gegenüber und leistete hartnäckigen Widerstand. Die Siege der Deutschen bei Missunde, Oversee, Rackebüll und Fehmarn brachten keine Entscheidung. Da erfolgte am 18. April durch die Preußen unter Führung des Prinzen Karl die heldenmütige Erstürmung der zehn Schanzen zu Düppel, in welche sich die Dänen zurückgezogen hatten. Die westfälischen Truppen insbesondere nahmen an dem Sturme ruhmvollen An- teil. Dänemark zeigte sich nach diesem Siege fügsamer, allein die während einer sechswöchentlichen Waffenruhe zu London ge- pflogenen Verhandlungen brachten den Frieden noch nicht zu stände. Der Krieg begann am 26. Juni von neuem, bis der siegreiche Übergang nach Alsen am 29. Juni und die Besetzung von Jütland durch die vereinigten Heere die Wiederaufnahme der Verhandlungen und endlich am 30. Oktober den Abschluß des Friedens zu Wien herbeiführten. In demselben entsagte der König von Dänemark zu Gunsten des Königs von Preußen und Kaisers von Österreich allen seinen Rechten auf die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Auf diese Weise war ein mühseliger Winterfeldzng voll An- strengungen und Entbehrungen mit dem herrlichsten Ausgange gekrönt worden. Die siegreichen Truppen wurden bei der Rückkehr in die Heimat überall mit Begeisterung und Jubel empfangen. 33. Der Krieg gegen Österreich und seine Bundesgenossen. Die gemeinschaftliche Verwaltung der Herzogtümer veranlaßte leider schon bald nach dem Friedensschluß Verwicklungen zwischen Preußen und Österreich. Einstweilen wurden dieselben durch die am 14. August 1865 zu Gastein abgeschlossene Übereinkunft wieder ausgeglichen. Man kam überein, daß die Ausübung der im Wiener Vertrage erworbenen gemeinschaftlichen Rechte betreff

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 457

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
457 aber ehe sie angekommen, hatte dieser schon in dreitägiger, blutiger Schlacht am 15., 16. und 17, Januar alle Angriffe der feindlichen, mehr als doppelten Übermacht mit uuüber- tresflichem Blute und unerschütterlicher Standhaftigkeit abge- wiesen und die Franzosen zu jammervollem Rückzüge gezwun- gen. Aus diesem ihrem Rückzüge aber wurden sie von der unterdes näher gerückten Manteufsel scheu Armee festgehalten und genötigt, sich entweder zu ergeben, oder über die nahe ge- legene Schweizerische Grenze zu gehen. Bourbaki wählte das Letztere, und die noch 80,000 Mann starke Armee wurde am 1. Februar von den Schweizern entwaffnet und gefangen ge- halten. Jetzt lag nach Vernichtung aller seiner Heere Frank- reich wehrlos zu deu Füßen der deutschen Sieger. Jeder Ver- such, dieselben von der Belagerung Paris' abzuziehen, war ge- scheitert. Wir kehren zur Geschichte dieser denkwürdigsten aller Belagerungen zurück. Im Vertrauen aus die Stärke ihrer Befestigungen, auf die rauhe Jahreszeit, die sich einzustellen begann, und auf den Entsatz durch eine Hülfsarmee aus der Provinz, von deren Bildung man Kunde durch Brieftaubeupost erlangt hatte, spottete die Stadt anfangs der Belagerer. Als aber weder die rauhe Witterung, noch die Ankunft von Hülfe, noch die zahlreichen Ausfälle die deutschen Heere von Paris zu ver- treiben vermochten, da begann Mißtrauen und Entrüstung die Herzen der Pariser zu ergreifen. Dazu kam noch, daß am 27. Dezember die Beschießung der Forts durch die unter un- säglichen Schwierigkeiten herbeigeschafften Belagerungsgeschütze ihren Ansang nahm. Die bis in die Stadt selbst einschlagen- den Kugeln verbreiteten Angst und Entsetzen unter den Ein- wohnern. Seuchen und Mangel an Lebensmitteln stellten sich ebenfalls ein. Noch aber war die französische Hartnäckigkeit und der französische Stolz nicht vollends gebrochen. Eri als die sichere Kunde von der Niederlage aller in den Provinzen zusammengebrachten Entsatzheere jede Hoffnung auf Befreiung zu nichte gemacht hatte, erschienen am 24. Januar zu Ver- sailles, wo das deutsche Hauptquartier sich befand, französische Unterhändler, um die Bedingungen des Friedens zu erbitten. Die bis zum 28. Januar sich hinziehenden Unterhandlungen führten an diesem Tage zum Abschlüsse eines Waffenstillstandes, der für alle Truppen in Frankreich, mit Ausnahme der in Elsaß, Burgund und an der Schweizer Grenze kämpfenden, Geltung haben sollte. Am 29. wehten endlich die deutschen Fahnen von den stolzen Forts der Weltstadt. Eine Versamm- lung der Abgeordneten von ganz Frankreich sollte schleunigst nach Bordeaux berufen werden, um zu entscheiden, ob der

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 428

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
“ — 428 — -gesteckt, Offiziere eingesperrt, Kardinäle fortgejagt, überall französische Bürgergarden errichtet, und päpstliche Unter- thanen vor das französische Kriegsgericht gestellt und hin- gerichtet. Das Volk blieb dem Papste ergeben, gab seine Traner kund durch Einstellung des Karnevals, feierte äder- ten Krönungstag des Papstes gegen die sonstige Sitte. Na- Poleon erfuhr alles zu Wien, und weil Pius ihn schon zwei- mal durch ein Breve mit dem Kirchenbanne bedroht hatte, so erklärte der Gewalthaber mit einem Federstriche den t7. Mai 1809, 4 Tage vor der Schlacht bei Aspern, den Kirchenstaat dem französischen Kaisertum einverleibt und warf dem Papste 2 Millionen Franken Gehalt aus. Den 9. Juni wurde dieser Erlaß in den Straßen Roms feierlich ausgerufen. Nun säumte Pius nicht länger. Den 10. Juni machte er dem römischen Volke bekannt, daß er die Rechte der Kirche unverletzt bewahren müsse und von ihrem Feinde kein Gnaden- gehalt annehmen dürfe, er vertraue auf Gott und die Fröm- migkeit der Gläubigen. Am folgenden Tage brachte er in der Frühe das heilige Meßopfer dar, und nach demselben sprach er heldenkühn vor dem versammelten Volke den Kirchenbann aus über Napoleon und dessen sämtliche Ratgeber und Helfer. Mit blitzenden Buchstaben ward der Bann an den Thüren der Hauptkirchen angeschlagen, und ehe die Franzosen das Blatt abrissen, hatte die ganze Stadt Kenntnis von dem Inhalte bekommen. Pius konnte nun sein Schicksal vermuten, er ließ die Thüren seines Palastes zumauern, verbot seinen Schweizern aber alle Gegenwehr und nahm schriftlich Abschied von seinem Volke. Den 6. Juli 1809 überstiegen die Franzosen unter General Radet die Mauern des päpstlichen Gartens, schlugen -einige Thüren ein und traten in das Gemach, wo der Papst zwischen einigen Kardinälen an einem Tische schrieb. Er stand auf und fragte mit Würde und Milde: „Warum stören Sie die Ruhe meiner Wohnung, und was wollen Sie?" Ergriffen zogen alle ihre Hüte ab, und Radet ver- langte Abtretung des Kirchenstaates im Namen des Kaisers. Als Pius mit 'Nein antwortete, und Radet erklärte, er habe

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 429

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
429 in diesem Falle Befehl, ihn von Rom wegzuführen, nahm Pius fein Brevier und reichte dem Kardinal Pacca seinen Arm. In einem verschlossenen Wagen ward er schnell ab- geführt, Radet nahm den Kutschersitz ein, Gendarmen ritten um den Wagen. Man brachte ihn nach Grenoble, Valence, Nizza, und überall lagen Menschen am Wege, welche um seinen Segen baten. Zu Nizza waren ihrer 16 000 ver- sammelt. Die Schnelligkeit der Reise und die Sonnenhitze machten den ehrwürdigen Greis in dem verschlossenen Wagew bald krank, so daß man ihm auf dem Cenis 2, zu Grenoble 11 Ruhetage vergönnen mußte. Den 9. August 1809 brachte man ihn nach Savona, einer Seestadt im ehemaligen Gebiete von Genua. Hier fand er einen Hofstaat für sich angeordnet, er weigerte sich aber, von demselben Gebrauch zu machen und versagte jetzt allen von Napoleon ernannten Bischöfen die Bestätigung, weil dieser das frühere Konkordat selbst gebrochen hatte. Nun änderte Napoleon den Ton, der Hofstaat verschwand, der Papst wurde in ein Zimmer ge- sperrt, mußte seine Gebetbücher und Schreibmaterialien ab- geben und bekam täglich 5 Paoli (etwa 20 Sgr.) zum Unterhalte, so daß er Almosen von den Bürgern Savonas nehmen mußte. Zwar wurde nach zwei Wochen dieser karge Unterhalt verbessert, aber seine Gefangenschaft blieb 3 Jahre hindurch gleich strenge; er durfte gar keinen Brief schreiben oder empfangen, noch weniger einen Besuch annehmen. Der große Kaiser selbst schrieb ihm einmal einen höhnischen Brief; aber ganz Europa bewunderte den Mann, der, wehrlos, sich kühn dem Despoten widersetzte, vor welchem die mächtigsten Monarchen in den Staub sanken. Es war am 23. Januar 1814, als Napoleon dem Papste die Freiheit zurück gab. Und kaum 3 Monate später mußte der Verfolger der Kirche, nachdem der Herr über ihn Gericht gehalten hatte, und die Verbündeten sieg- reich in Paris eingezogen waren, in demselben Schlosse Fontainebleau, wo er den Papst so hart gehalten und sich sogar vermessen hatte, ihm zu erklären, er habe aufgehört^ das Oberhaupt der Kirche zu sein, seine eigene Thron-- entsagung unterzeichnen.

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 445

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
445 In raschem Siegesläufe gingen jetzt die Preußen unter An- führung ihres Königs vorwärts und besetzten ganz Böhmen und Mähren. Ihre Vorhut stand zuletzt nur uoch wenige Stunden von Österreichs Hauptstadt entfernt. Da kam zu Nikolsburg am 26. Juli ein Waffenstillstand zu stände, und gleichzeitig wurden die Grundzüge für die demuächstigen Friedens-Verhandlungen ver- einbart. Der Friede selbst wurde zu Prag am 23. August 1866 abgeschlossen. In demselben verzichtete Österreich auf den Besitz Venetiens zu Gunsten des Königreichs Italien, erkannte die Aus- lösung des bisherigen deutschen Bundes an, gab seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne seine Beteiligung, trat seine Rechte auf Schleswig und Holstein an Preußen ab und verpflichtete sich zur Zahlung von 20 Millionen Thaler Kriegs-Kontribution. Während solches in Sachsen und Böhmen sich ereignete, waren unter Führung der Generale Vogel von Falkenstein und Man- teufel die Preußen von zwei verschiedenen Seiten in Hannover eingedrungen und hatten es ohne Schwertstreich besetzt. Der blinde König Georg V. hatte sich mit seinem Heere eiligst zurück- gezogen, um zu der Reichsarmee zu stoßen, wurde aber eingeholt und mußte nach blutiger Gegenwehr in dem Treffen bei Langen- salza am 29. Juni kapitulieren. ' Dem General von Vogel war nun die Aufgabe geworden, mit kaum 53 000 Mann die von den Prinzen Karl von Bayern und Alexander von Hessen befehligten beiden Bundeskorps auseinander zu halten und einzeln Zu schlagen. Er lösete diese Ausgabe aus das glücklichste und hielt nach den siegreichen Treffen zu Dernbach, Kissingen und Aschaffen- burg am 16. Juli seinen Einzug in Frankfurt am Main. Da- mit war auch der Feldzug gegen das Buudesheer zu Ende ge- führt. Mit den einzelnen Staaten wurde wegen des Friedens zu Berlin verhandelt. Sie mußten Kriegskontributionen zahlen, Zum Teil auch, wie Baiern und Darmstadt, kleine Gebietsteile abtreten. Letzteres verpflichtete sich außerdem mit der Provinz Oberhessen dem Norddeutschen Bunde beizutreten. Zu diesem Beitritt mußte auch König Johann von Sachsen sich verstehen. Zu Ansang des Monats August war König Wilhelm aus Böhmen in seine Residenz zurückgekehrt. Die Reise glich einem Triumphzuge. Kurz darauf wurde eine königliche Botschaft wegen

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 459

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
37. Das neue deutsche Kaiserreich. Napoleon I. strebte, getrieben von unersättlichem Ehrgeize,, nach der Herrschaft über ganz Europa. Das zu seiner Zeit zerrissene, ohnmächtige Deutschland war das, erste Ziel seiner Eroberungspläne. Die vereinigte Macht Österreichs, Ruß- lands und Englands, welche den Siegeslauf des Schlachten- kaisers in seinem Beginne hemmen wollte, wurde durch die Dreikaiserschiacht bei Austerlitz 1805 vernichtet. Dieser Sieg, war auch der Todesstreich für das 1000jährige deutsche Reich. Sechzehn Fürsten Süd- und West-Deutschlands verbanden sich zu dem sogenannten „Rheinbünde" unter dem Schutze Napo- leons, deni sie in allen Unternehmungen Beistand zu leinen sich verpflichteten, und erniedrigten sich so zu französischen Vasallen. Da legte der alte Kaiser Franz Ii. diebedeutungs- los gewordene Würde eines deutschen Kaisers am 6. August 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Österreich. In dem- selben Jahre versuchte es Preußen, unterstützt von wenigen deutschen Staaten, sich dem allgewaltigen Eroberer zu wider- setzen; aber in 3 blutigen Schlachten besiegt, büßte es die Hälfte seiner Länder ein, woraus un Herzen Deutschlands ein französisches Vasallenreich, das Königreich Westfalen, für einen Bruder Napoleons gebildet wurde. In stiller Verzweiflung hielten die meisten Deutschen ihre Sache für verloren. Nur ein deutscher Staat, obgleich zer- stückelt und erniedrigt, arbeitete im stillen unverdrossen daran, die sehnlichst gewünschte Befreiung von dem fremden Joche vorzubereiten. Männer, wie Scharnhorst, Gneisenau, Hardenberg, Stein suchten durch Hebung der Volksbildung, Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, Abschaffung der Leib- eigenschaft und Ordnung des Finanzwesens Staat und Volk, zu kräftigen. Sieben Jahre der Schmach gingen über Deutschland dahin. Da ereilte Gottes strafende Gerechtigkeit den erbarmungsloseir Länderverwüster in den Eisfeldern Rußlands. Schnell ent- schlossen erhob Preußen zuerst die Fahne, aufrufend zum Kampfe für die Rettung und Unabhängigkeit Deutschlands. Tage des Ruhmes, unauslöschlich in unserer Geschichte, folgten. Rußland focht an der Seite Preußens; bald schloß sich Öster- reich an; länger zögerten die übrigen deutschen Staaten. Die Völkerschlacht bei Leipzig entschied Napoleons Schicksal. Unsev Vaterlaud^ward von den Feinden befreit. Leider vernichtete bei den Friedensverhandlungen zum großen Teil die Feder, was das Schwert gewonnen hatte. Schöne Teile deutschen Landes blieben im französischen Besitze. Der deutsche Kaiser- thron wurde nicht wieder aufgerichtet. An dessen Stelle trat

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 543

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
543 — man zahlreiche Rinder- und Schafherden, und ungarische Ochsen werden weithin ausgeführt. Die Bewohner des österreichischen Staates sind einander nicht allein an Sprache, sondern anchan Bildung und Sitten sehr unähnlich. Der Bewohner von Wien mit seiner gut- mütigen Freundlichkeit ist ein ganz anderer Mensch, als der wilde Kroate oder der schmutzige Galizier. Wenn wir aber von den eigentlichen, von den deutschen Österreichern in den früher zu Deutschland gehörenden Provinzen sprechen, so sind diese ein kräftiger, gutmütiger Menschenschlag, der zwar von andern deutschen Stämmen an Gewandtheit, aber schwerlich an Treuherzigkeit und Dienstfertigkeit übertroffen wird. Sie reden die deutsche Sprache, die zwar bei ihnen hart und breit, dabei aber doch recht gemütlich „klingt. An Kenntnissen und Kunstfertigkeiten stehen die Österreicher den andern Deutschen nicht nach, im Gewerbsbetriebe haben sie teilweise einen Vorsprung vor ihnen. Dein Religionsbekenntnisse nach sind sie durchweg katholisch. „ Die Regentenfamilie ist in Österreich sehr beliebt; sie zeigt sich aber auch bei allen Gelegenheiten ungemein freund- lich gegen jedermann. In Wien ist man gewohnt, bei Spa- ziergängen und bei allgemeinen Lustbarkeiten den Kaiser und die Erzherzöge in bürgerlicher Kleidung zu Fuße gehend anzutreffen. Mit hoher Achtung spricht der Österreicher von seinem Kaiser, und der im Jahre 1835 verstorbene Kaiser Franz galt bei seinen Lebzeiten als ein Vater seines Volkes und wird auch jetzt noch als solcher verehrt. Das Fürstentum Liechtenstein am Rhein, unweit des Bodensees, zwischen der Schweiz und Tirol mit 159 qkm und 9500 Einwohnern (katholisch) gehört nicht zum Deutschen Reiche. Hauptort Vaduz, Flecken in der Nähe des Rheins. 38. Des Armen Leichenbegängnis. Es schleicht ein Wagen, schwarz und schwer. Zuin Friedhof hin; Doch weint fein Auge hinterher Im großen Wien. ,,Weristderpilger,denzurruh' Man so verbannt?" „Ein Armer." — „Wem gehört er zu?" „Ist unbekannt." Doch einersieht's; es jammert ihn Des armen Manns, Nur einer aus dem weiten Wien, Der Kaiser Franz. Er folgt der Leiche frommen Schritts Und betet leis': „Herr, nimm ihn auf in deinensitz, Den armen Greis!" Und als das Volk den Kaiser sah Im Trauerschritl, Da ström t's herzu von fern und nah Und betet mit. So wuchs und wuchs der Trauerzug Des armen Manns, Und jedes Herz in Ehrfurcht schlug Für Kaiser Franz.
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