Specielle Geschichte.
311
auf den kaiserlichen Meiereien, welche als Muster aufgestellt wurden,
bessere Getreidearten und Baumfrüchte ziehen, und gab Gesetze über die
Landwirthschaft. Die entfernteren Provinzen ließ er von vornehmen
Beamten bereisen, und die Verwaltung derselben untersuchen. Die be-
waffnete Mannschaft berief er regelmäßig zu Nationalversammlungen,
wo man über das Wohl des Landes, so wie über Krieg und Frieden
berathete. Durch einen Canal wollte er den Main und die Donau
mit einauder verbinden, und auf diese Weise eine große Wasserstraße
zwischen dein schwarzen Meere itnd der Nordsee Herstellen. Selbst aus-
wärtige Fürsten anerkannten seine Verdienste und beehrten ihn durch
Geschenke. So erhielt er von dem Chalifen von Bagdad, Harun-
al-Raschid, eine künstliche, durch Wasser getriebene Uhr. Groß
und merkwürdig, wie er gelebt hatte, wurde er zu Aachen begraben,
als er am 28. Januar 8!4 gestorben war, nämlich im vollen Kaiser-
schmucke auf dem goldnen Stuhle sitzend, mit der goldnen Pilgertasche
um die Hüften, mit der Krone auf dem Haupte und das Evangelium
auf dem Schooße.
Zwar ist nicht zu läugnen, dass die Unterthauen durch die vielen
Kriege, welche zu führen er gewissermaaßen gezwungen war, und die
denselben wohl manches schwere Opfer kosteten, oft hart bedrückt wur-
den. Auch die Verwaltung der entfernteren Provinzen, in welche er
Beamtete schickte, um daselbst die nöthigen Steuern zu erheben, ver-
ursachte für die Unterthanen und Steuerpflichtigen manchen Druck und
manche Klage. Solche Uebelstände aber kann man unmöglich dem
Kaiser ganz zur Last legen; hätte er sie vermeiden können, so wäre es
gewiss geschehen. Denn wo er Mängel sah, da wirkte er gern und rief
stets Besseres in das Dasein. Und sind nicht Fehler und Missgriffe
für jeden Sterblichen unvermeidlich? Auch Karl der Große konnte
sich ja in seinen Maaßregeln und in der Wahl seiner Beamteten täu-
schen, auch er konnte getäuscht werdcit.
Das neu errichtete Kaiserthum verfiel nach Karl's Tode bald
wieder, denn seine Nachfolger, die Karolingcr, hatten seinen Geist
nicht geerbt. Sie waren meist Schwächlinge.
Ludwig der F r o m m e, welcher, als Karl's Sohn, 814 zur
Regierung gelangte, war dein weitausgedehntcn Staate nicht gewachsen.
Er theilte desshalb (817) das Reich mit seinen drei Söhnen, welche
aber die Schwäche des Vaters missbrauchten, ihn bekriegten, besiegten
und sogar beschimpften. Der Familienzwist wurde dadurch herbeige-
führt, dass, nachdein das Reich unter die drei Söhne Lothar, Pipin
und Ludwig vertheilt war, der Vater auch seinem später gebornen
Sohne zweiter Ehe, Karl dem Kahlen, einen Theil des Reichs zu-
wcnden wollte. Von Gram gebeugt, starb Ludwig der Fromme
im Feldlager bei Mainz 840 als ein jammernswerthes Opfer seiner
Schwäche. Die Brüder setzten den Kampf fort, bis endlich der Ver-
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Karl_dem_Kahlen Karl Ludwig_der Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Main Donau Nordsee Bagdad Mainz
332
Zweiter Zeitraum. Iii. Abschnitt.
schutzlos war, bildete sich bei der Chevalerie der Grundsatz, dass der
Starke verpflichtet sei, den Schwachen zu schützen, und dass dem Tapfe-
ren Großmuth gezieme. Als Beschützer der Unschuld musste die Ehre
des Rüters höchstes Gut werden, eine Ehre, deren selbst Könige nur
durch den Ritterschlag theilhaftig wurden. Kinder und Greise, Frauen,
zumal Wittwen und Waisen, Geistliche und Wallfahrer, Kranke und
Gefangene und Andere haben Schutz gegen Gewaltthat gefunden, aber
wie viel des Guten auch durch das Ritterthum gewirkt wurde und wie
sehr auch die Religion die Hauptverpflichtungen desselben lauterte und
heiligte, oder die. oft bis zur Abenteuerlichkeit gesteigerte Galanterie
gegen die Damen anfeuerte, das Grundübel der damaligen Zeit wurde
nicht geheilt. Dennoch hat es unendlich wohlthätig gewirkt und noch
jetzt, nachdem es längst dem veränderten Geist der Zeiten gewichen, sind
seine Folgen sichtbar, z. B. in der Heilighaltung des Ehrenwortes, in
mancher Verfeinerung des geselligen Tones, in mancher Delikatesse in
der Freundschaft und Liebe.
Jenes eben angedeutete Grundübel war die Lehnsverfassung
oder das Feudalwesen. Als nämlich die Germanen auf Eroberungen
auszogen und große monarchische Reiche bildeten, gab der König Stücke
seines persönlichen Beutetheiles an Land seinen ihm am nächsten stehen-
den Dienstmannen als Lehen, uin sic dadurch enger an ihn und den
Thron zu knüpfen, während andere ihre kleineren Loose als freies Allod
behielten. Jene Lehnsträger suchten nun einerseits ihre Lehen erblich
zu machen, andererseits Stücke ihres Lehns an Andere zu vergeben, um
auch ihrerseits sich ein Gefolge von (After-) Vasallen zu bilden, endlich
drittens die kleineren Allodbesitzer in ihren Lehnsverband zu ziehen, um
dadurch ihren Besitz zu vergrößern. Gleiches fand auch nach der Con-
solidirung der Monarchie im Frankcnreiche und in deii aus demselben
hervorgegangenen Reichen Statt. Aber nicht nur die weltlichen Land-
besitzer, sondern auch die geistlichen, Bischöfe und Aebte, suchten durch
Heranziehung von Rittern als Lehnsträger theils Schutz gegen Gewalt-
that, theils Vergrößerung des Gebietes. So kam es, dass der gemein-
freie Allodbesttzerstand fast ganz zu Grunde ging und fast Jedermann in
irgend ein Hörigkeitsverhältniss sich fügen musste. Dadurch wuchs
natürlich das Ansehen der großen Lehnsbesitzer so, dass sie lieh den
Königen als Gleiche gegenüberstellen konnten, während die Masse des
Volks fast zur Leibeigenschaft herabsank. Solches wäre bei strenger
Durchführung der Allodialverfassung nimmer geschehen, denn das Princip
dieser ist die Freiheit, jener die Knechtschaft; diese erkennt Bürgerpflich-
ten und Bürgerrechte an, jene weiß blos von persönlicher Verpflichtung;
in dieser bilden alle Einzelnen eine vereinigte Nation, in jener begründet
sich die Zerreißung des Nationalverbandes in so viele kleinere zusammen-
gewürfelte Menschenhaufen, als es Kronvasallen giebt, deren After-
vasallen ihrerseits die Zerstückelung bis zur Winzigkeit fortsetzen. Stirbt
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
bald darauf in der Schlacht bei Crecy fiel, fliehen, und konnte nur auf
weiten Umwegen in sein väterliches Erbe, Böhmen, gelangen. Alle
. übrigen Plane und Verbindungen zu des Kaisers Sturze scheiterten au
dessen Muthe, noch mehr aber an der treuen Ergebenheit der Städte.
So über alle seine Feinde triumphirend, starb er 1347 nach einer thaten-
reichcn und prüfungsschweren Regierungszeil von 33 Jahren. Die
bairische Partei stellte in dem edlen, tapferen und gebildeten Günther
von Schwarzburg einen Gegenkaiser auf, allein beigebrachtes Gift
nagte an der Lebens - und Geistesfrische Günther's so sehr, dass er schon
1349 in ein frühes Grab sank, nachdem er vorher an Karl durch das
Anerbieten von 20,000 Mark seine Ansprüche auf die Krone abgetreten
hatte. Karl begab sich nun nach Aachen, um nochmals gesetzlich ge-
wählt und gekrönt zu werden. So kehrte endlich nach 33 Jahren
innerlichen Zerwürfnisses dein um diese Zeit durch allerlei physische Uebel,
Erdbeben, Hungersnoth, Pest (der schwarze Tod, dem in wenig Jahren
viele Millionen erlagen) verheerten Deutschland die ersehnte Ruhe zurück.
Karl Iv. (1347—1378), ein Mann, dem Geld und Gut über
Ruhm und Ehre ging, „vereinigte das tückische Wesen der Slaven, die
er beherrschte, mit der diplomatischen Gewandtheit der Franzosen, die
ihn erzogen, und mit den treulosen egoistischen und politischen Künsten
der Italiener, die ihn ausgebildet hatten." Den Mangel an kriegeri-
schen Eigenschaften ersetzte er durch Gewandtheit in diplomatischen Com-
binationen. Ohne Schwertstreich gewann er ganz Schlesien, einen Theil
der Oberpfalz, die Reichsstadt Eger nebst Gebiet, die Grafschaft Glatz
für sich und die Kur Brandenburg (1373) durch Erbverbrüderungsver-
trag mit den Markgrafen Ludwig und Otto von Brandenburg für sein
Haus. So mehrte Luxemburg sein Haus, während Wittelsbach das
feinige durch immerwährende Theilung schwächte. Für den Flor dieser
seiner Erblande sorgte Karl durch Errichtung der Universität zu Prag
(1348), welche der Dichter Petrarca begründen half, durch vortreffliche
administrative Einrichtungen und durch Herbeiziehung von Künstlern,
Handwerkern, deutschen Colonisten, Baumeistern, wie durch Anlegung
von Straßen, Brücken, Städten, Dörfern, als durch Urbarmachung
von Haiden und Wäldern. So kam das sonst barbarische König-
reich zu noch nie gesehener Blüthe. Desto weniger that er für Deutsch-
land. Sein Römerzug in Begleitung eines Heeres von 300 Mann,
glich einer Farce und diente nur, um seine Taschen mit dem Erlöse
verkaufter Rcichsrechte an die lombardischen Städte zu füllen. Die
von ihm herrührende goldene Bulle, das erste geschriebene Reichs-
grundgesetz, gegeben auf dem Reichstage zu Nürnberg (1356), setzte die
Kaiserwahl und die Kurstimmen und ähnliche alte Herkommen als posi-
tives Gesetz fest, wobei manche Willkürlichkeit und Parteilichkeit be-
gangen wurde. Sich übrigens um Deutschland wenig kümmernd, sah
er den überhandnehmenden Befehdungen und gewaltthätigen Verbrechen
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Extrahierte Personennamen: Günther
von_Schwarzburg Günther Karl Karl Karl Karl Karl_Iv Karl Ludwig Ludwig Otto Karl Karl Petrarca
Extrahierte Ortsnamen: Crecy Aachen Hungersnoth Deutschland Brandenburg Luxemburg Wittelsbach Nürnberg Deutschland
448
Erster Zeitraum. Ii. Abschnitt.
schied. Ferdinand Ii. zog in Prag ein, zerriss den Majestätsbrief,
rief die Jesuiten zurück und vertrieb die protestantischen Prediger. (5s
folgten nun eine Menge Landesverweisungen, Hinrichtungen, und die
Union sah sich genöthigt, aus einander zu gehen. Die Pfalz wurde
leicht genommen, und von Ferdinand Ii. auf Maximilian von Baiern
zugleich mit der Kurfürstenwürde übergetragen. Johann Georg von
Sachsen, ein protestantischer Fürst, welcher aus die Hilfe, die er bei der
Unterdrückung der rebellischen Protestanten Böhmens leistete, 72 Tonnen
Goldes verwendet hatte, erhielt dafür die beiden Lausitzen. Der Krieg
schien beendigt, nachdem Ferdinand Ii. die Gegenreformation in seinen
Erbstaaten durchgesetzt, allein viele protestantische Fürsten ergriff Böh-
mens und Friedrich's Schicksal. Letzterer wurde nebst dem Mark-
grafen Johann Georg von Brandenburg, dem Fürsten Christian
von Anhalt und dem Grafen von Hohenlohe, welche beide die
Generale des Königs Friedrich von der Pfalz waren, in die Acht erklärt,
viele vornehme Böhmen wurden hingerichtet, verbannt, in die Gefäng-
nisse vergraben und an 30,000 Familien zur Auswanderung gezwungen.
Ueber 50 Millionen protestantischen Gutes wurde confiscirt und meist
den Jesuiten zu Theil, und selbst in Schlesien und Mähren wurde dem
protestantischen Glauben, wie der Kaiser einst zu Loreto gelobt hatte, ge-
waltsam ein Ende gemacht. Allein her Missbrauch des Sieges brachte,
was er bringen musste: „ein abermaliger Krieg entzündete sich an den
so muthwillig aufgewühlten Brandtrümmern des alten." Einige Jahre
hielten Graf M a n s fe l d und Herzog C h r i st i a n von Braunschweig
mit ganz geringen Streitkräften die kaiserlichen Generale Wallenstein,
Tilly u. a. im Schach, wurden aber bis zum Jahre 1624 unschädlich
gemacht. König Christian von Dänemark war Kreisobrister von
Niedersachsen. Als solcher hielt er es für seine Pflicht, sich der unter-
drückten Protestanten anzunehmen. Aber auch er wurde von dem ligi-
stischen General Tilly bei Dessau und von dem kaiserlichen General
Wallenstein bei Lutter so geschlagen (1626), dass Niebersachsen
und Dänemark, mit Ausnahme der Inseln, von den Kaiserlichen besetzt
werden konnte. Die Herzöge von Mecklenburg wurden geächtet,
und Wallenstein mir den Ländern derselben beliehen. Durch den Lübecker
Frieden sah sich Christian Iv. genöthigt, die Sache der Protestanten
aufzugeben (1629). Durch sein Glück übermüthig gemacht, erließ nun
Ferdinand Ii. das berüchtigte Restitutionsedict, nach welchem
alle seit dem Passauer Vertrage eingezogenen geistlichen Güter den Geist-
lichen zurückgegeben, die Reformirten von dein Religionsfrieden ausge-
schlossen, und die protestantischen Unterthanen katholischer Fürsten ge-
zwungen werden sollten, zum Kalholicismus zurückzukehren. Ferdinand
glaubte bei der Vollziehung dieses Cdicts, welche mit furchtbarer Strenge
durchgeführt werden sollte, wenig Widerstand zu finden, und entließ
desöhalb, aber auch wegen der vielen bei dem Kaiser gegen den dictator
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Johann_Georg_von
Sachsen Johann Ferdinand_Ii Ferdinand Johann_Georg_von_Brandenburg Johann Christian
von_Anhalt Hohenlohe Friedrich Friedrich Tilly Christian_von_Dänemark Tilly Christian_Iv Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand
450
Erster Zeitraum. Ii. Abschnitt.
bete er sich nach Sachsen, wohin ihm Gustav Adolph, vom Kurfürsten
Johann Georg dringend ersucht, nachfolgte, und stellte sich bei Lützen,
in der Nähe Leipzigs, dem Feinde gegenüber. Am 16. November 1632
kam es zu einer furchtbaren Schlacht. Pappenheim fiel, Wallenftein
wurde gänzlich geschlagen und musste fliehen. Aber auch der Sieger
G u st a v Adolph war gefallen, ob von feindlichen Kugeln getroffen,
weil er sich zu weit vorgcwagt hatte, oder ob durch die Kugel eines
seiner Begleiter, des Herzogs Franz von Sachsen-Lauenburg,
meuchlerisch ermordet, ist nicht zu entscheiden. Der Verlust Beider war
unersetzlich. Die Gegend, wo er fiel, bezeichnete lange Zeit ein
grauer Stein, der Schwedens) ein genannt. Am 16. November
1832 aber, als am zweihundertjährigen Gedächtnisstage jener ewig
denkwürdigen Schlacht, setzte man dem Retter von Deutschlands Frei-
heit auf eine feierliche Weise ein Denkmal. Der Held war zwar ge-
fallen , aber sein Werk ging nicht unter mit ihm. Der wackere Kanzler
Orenstierna, Gustav Adolph's vertrautester Freund, leitete die An-
gelegenheiten des Staates im Cabinete, der Herzog Bernhard von
Sachsen-Weimar aber bei der Armee. Dem Letzteren standen viele
brave Generale zur Seite, welche in der Schule Gustav Adolph's
gebildet worden waren. Wir nennen einen Banner, Wrangel, Horn,
Torstenson und Königsmark.
Der wankelmüthige Johann Georg von Sachsen aber wollte als
Kurfürst nicht unter der Leitung eines Kanzlers stehen. Als daher am
7. Septbr. 1634 die Schlacht bei Nördlingen verloren ging, fiel
er von Schweden ab, und trat im Prager Frieden 1635 zu der kaiser-
lichen Partie über. Wallenstein, von dem der Wiener Hof fürchtete,
dass er wohl gar damit umgehe, für sich selbst ein Reich zu erobern,
war schon früher, auf geheimen Befehl des Kaisers, meuchelmörderisch
angefallen und getödtet worden (25. Februar 1634).
Nach der Schlacht bei Nördlingen nahm sich der französische Mini-
ster, Cardinal Richelieu, der deutschen Protestanten mit mehr Nach-
druck an, und erklärte Spanien, welches selbstthätig an dem dreißig-
jährigen Kriege in Deutschland Theil genommen, selbst den Krieg.
Der Herzog Bernhard von Weimar erkämpfte nun den Besitz von
Breisach und Elsaß, starb aber plötzlich eines schnellen Todes, wahr-
scheinlich an Vergiftung. Die beiden eroberten Länder, Breisach und
Elsaß, kamen 1639 an Frankreich. Zwei Jahre vorher starb
Ferdinand Ii. Sein Nachfolger Ferdinand Hi. (1637—1657)
wusste keinen schicklichen Vorwand zu finden, wie er den Krieg beenden
sollte, desshalb setzte er ihn noch fort, und dies nur darum, weil man
durch denselben die Truppen am leichtesten, nämlich auf fremde Kosten,
unterhalten, und doch im Fall der Noch gleich zur Hand haben konnte.
Das Glück schien sich nun ganz auf die Seite der Franzosen und
Schweden gewendet zu haben. Ja, sie hätten beinahe den Kaiser mit
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Johann_Georg Johann Adolph Franz_von_Sachsen-Lauenburg Franz Kanzler
Orenstierna Gustav_Adolph's Gustav Bernhard_von
Sachsen-Weimar Gustav_Adolph's Gustav Johann_Georg_von_Sachsen Johann Cardinal_Richelieu Bernhard_von_Weimar Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Hi Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Nähe_Leipzigs Pappenheim Schwedens Deutschlands Schweden Wiener_Hof Spanien Deutschland Breisach Breisach Frankreich Schweden
476
Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
August T. veranstaltete eine neue Gesetzgebung, und sorgte dadurch ganz
vorzüglich für das Wohl seines Staates. Der Kurfürst Friedrich
August I. oder der Starke brachte außer andern bedeutenden Opfern
der polnischen Krone auch das des Protestantismus. Hannover hatte
nicht nur Erweiterung der Grenzen errungen, sondern auch eine neue
Kurwürde, und seit 1714, durch Georg Ludwig, den Enkel der un-
glücklichen Pfalzgräfin und Böhmenkönigin Elisabeth, sogar den Thron
von Großbritannien erworben.
Das Haus Wittelsbach war in Deutschland ebenfalls zu einer
nicht unbeträchtlichen Macht gelangt, indem es zwei Kurfürstenthümer
(Baiern und die Pfalz) besaß, und in Karl X. (Pfalzgrafen Karl
Gustav von Zweibrückcn) schon 1654 den Schweden einen König ge-
geben hatte , weil gerade damals Gustav Adolph's Tochter, Christine,
aus Eitelkeit die Krone von Schweden opferte. Dagegen schmeichelte
stch eben jetzt Kaiser Leopold I. mit der Hoffnung einer bedeutenden
Erbschaft, wodurch er sich und seiner Familie den Vorrang vor allen
Herrscherfamilien Europas zu erwerben hoffen dürfte. Denn
in Spanien war Karl Ii. dem Tode nahe, ohne Kinder zu hin-
terlassen. Unter seinen Vorgängern Philipp Hi. und Philipp Iv.
(1598 —1621 und 1621 —1665) sank das unglückliche Land durch
die Intoleranz und Unfähigkeit der beiden Könige auf eine traurige Stufe
der Ohnmacht nach Innen und Außen. Die einst so stolzen Spanier
verwandelten sich in ein armes, träges, schmutziges Volk, ohne Industrie
und ohne geistige Bildung. Philipp Iv. musste stch 1640 die Lostren-
nung Portugals als eines eigenen Reiches gefallen lassen und hatte an
Ludwig Xiv. einen zu mächtigen und gierigen Nachbar. In Portugal
kam das Haus Braganza auf den Thron. 1668 erkannte Spanien die
Unabhängigkeit Portugals an, welches unter Peter's Ii. Regierung mit
Holland einen Frieden schloss, der ihm den Besitz von Brasilien sicherte.
Karl Ii. von Spanien (1665—1700) war der letzte aus dem Habsburgi-
schen Mannsstamme. Alle Regentcnhäuser Europas erwarteten mit
der höchsten Spannung, welche der vielen ihm verwandten Häuser er zum
Erben einsetzen würde. Schon früher batte er ein Testament gemacht,
in welchem er zufolge des Erbrechts sich für den Sohn des zu Brüssel,
als Statthalter der spanischen Niederlande, residirendcn Kurfürsten Maxi-
milian Emanuel von Baiern erklärte. Aber Maximilian Emanuel
starb als Kurprinz. Als Kronbewerber traten nun die beiden Schwäger
Karl's auf. Nämlich der Kaiser Leopold I. für seinen zweiten Sohn,
den Erzherzog Karl, und Ludwig Xiv. für seinen Enkel, den Her-
zog von Anjou. Karl Ii. entschied sich für Frankreich, und in stol-
zem Uebermuthe erklärte nun Ludwig seinem Hose: „Nun giebt es keine
Pyrenäen mehr!" Dagegen aber traten England, Holland und Por-
tugal mit der Erklärung auf: die Erwerbung so großer Länder, selbst
solcher, welche außerhalb Europas lägen, sei für Europas Freiheit ge-
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich August_I. Georg_Ludwig Ludwig Böhmenkönigin_Elisabeth Karl_X Karl Karl
Gustav_von_Zweibrückcn Karl Gustav Gustav_Adolph's Gustav Christine Leopold_I. Karl_Ii Karl Philipp_Hi Philipp Philipp_Iv Philipp Philipp_Iv Philipp Ludwig_Xiv Ludwig Karl_Ii Karl Emanuel_von_Baiern Maximilian_Emanuel Maximilian Schwäger
Karl's Leopold_I. Leopold_I. Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig von_Anjou Karl_Ii Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Wittelsbach Deutschland Baiern Schweden Europas Spanien Portugal Haus_Braganza Spanien Portugals Holland Brasilien Spanien Europas Frankreich England Holland Europas Europas
Specielle Geschichte.
439
Gewalt aufrecht erhalten. In dieser Absicht ließ er 1520 eine Menge
der vornehmsten Schweden hinrichten (Stockholmer Blutbad) , wo aber
der edle Jüngling Gustav Wasa entkam. Gustav fand in den Thä-
lern Dalekarliens und Mora Anhang, und befreite Stockholm von dem
grausamen Christian Ii., der auch bald daraus in Dänemark abgesetzt
wurde. Nun bestieg 1523 Gustav Wasa den Thron Schwedens als
Wahlkönig, führte den Protestantismus ein, und befestigte sich dadurch
auf dem Throne. Er verbesserte die Staatsverwaltung, brach aber
auch zugleich das Ansehn der hohen Geistlichkeit, und theilte ihre Güter
mit dem Adel. Die Geistlichkeit behielt zwar ihren Sitz im Reichsrathe,
musste es sich aber gefallen lassen, dass auch der Bürger - und Bauern-
stand unter die Reichsstände ausgenommen wurde. Ein solches Ende
nahm, nach 125jähriger, von Empörung und Bürgerkrieg oft unter-
brochener Dauer, die Calmarische Union. Wasas Enkel, Gustav
Adolph, kämpfte darauf für den Protestaittismuö in Deutschland, als
dieser dem Katholicismus zu erliegen schien, und starb in diesem Kainpse
bei Lützen in Sachsen, 1632. Gustav Adolph's Tochter, Christine,
welche nach ihrem Vater den Thron bestieg, trat später zum Katholi-
cismus zurück, nachdem sie vorher die Regierung niedergelegt hatte.
In Dänemark folgte, nach Christian's Ii. Absetzung, Her-
zog Friedrich von Schleswig und Holstein (1523 — 1533),
und darauf dessen Sohn, Christian Iii. (1533 —1559), obgleich
mancherlei Aufstände zu Gunsten des abgesetzten Königs, welcher 1559
als Gefangener starb, ausbrachen. Friedrich Ii. (1559 —1588),
ein thätiger, kluger, nur allzu kriegslustiger Fürst, bezwang das edle
Volk der Dithmarsen und führte einen 7jährigen Krieg mit Schweden,
weil er die schwedische Krone in sein Wappen auszunehmen sich ange-
maaßt hatte, und erlangte dadurch einige Abtretungen von Schweden.
Sein Sohn Christian Iv. (1588 —1648), den Vater an persön-
lichen Gaben noch übertreffend, würde glücklicher gewesen sein, wenn
nicht der dreißigjährige Krieg seine und des Reiches Kraft gebrochen
hätte. Der harte Friede zu Lübeck mit dem Kaiser und zu Brömsebröe
(1645) mit den Schweden zogen harte Verluste herbei.
Die Niederlande. Diese durch Handel und Gewerbfleiß reich
gewordenen Provinzen waren, als Karl V. die Regierung niederlegte,
an Philipp Ii. von Spanien übergeben worden. Diesem finstern
Tyrannen hatte man von seiner frühesten Jugend an den Glauben an-
gebildet : Ketzer und Rebellen seien gleich bedeutend; dabei sei es die
Pflicht eines jeden Fürsten und Regenten, in seinen Staaten nur einen
Glauben zu dulden, und jeden Andersdenkenden zu verfolgen. Dieser
Ansicht zufolge unterdrückte er die Stände (Cortes) in Spanien.
Den Niederländern wollte er nicht nur ihre staatsbürgerlichen Freiheiten
und Privilegien, sondern sogar auch ihre religiöse Freiheit rauben. Er
schickte desshalb den Herzog Alba nach Brüssel, welcher seit 1566
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wasa Gustav Gustav Gustav Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Wasas Gustav
Adolph Gustav Gustav_Adolph's Gustav Christine Friedrich_von_Schleswig Friedrich Christian_Iii Friedrich_Ii Friedrich Christian_Iv Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp
156
Dritter Zeitraum. Iii. Abschnitt.
an, dass es alle Mal am ersten Sonntage gehalten werden sollte,
welcher ans den ersten Vollmond nach der Frühlingsnachtgleiche einfällt.
Daher fällt das Osterfest alle Mal zwischen dem 25. März und 23.
April. Die Kirche wurde durch Schenkungen immer reicher, und die
Geistlichen suchten sich immer wichtigere Vorrechte zu erringen. Wäh-
rend die Religion und mit ihr die Kirche sich immer höher erhob und
ausbreitete, zogeir sich einzelne Bekenner des Christenthums in die Ein-
samkeit zurück, um hier ihr Leben in frommer Selbstbeschauung zu ver-
bringen. So entstanden Einsiedler, wie Paul von Theben. Andere
traten in Gesellschaften zusammen. oder versammelten auch, wie P a-
chomius und Antonius, Schüler um sich. Dadurch entstanden
Klöster und Mönche, welche sich später zu besondern Orden gestalteten.
Es bliebe nun noch übrig, Einiges über das Religionssystem der
nordischen Völker, von welchem die Götterlehre der Deutschen ein Theil
ist, zu berichten. Wie interessant letztere auch ist, können wir doch
nicht näher darauf eingehen , weil namentlich die Deutschen zu größerer
geschichtlicher Bedeutung erst um die Zeit gelangen, in welcher sie schon
ganz, oder doch zum Theil Christen geworden waren, und weil die
deutsche Mythologie äußerst dunkel und ohne bleibende Folgen ist. Wir
verweisen daher in Bezug darauf auf ein ausschließlich mythologisches
Werk.
§. 2. Staats form. Augustas hatte durch seine schlaue Poli-
tik die Freiheit getödtet und die Römer so vortrefflich an das Gehorchen
gewöhnt, dass es sein Nachfolger wagen konnte, das Majestätsgesetz
zu erlassen, wonach der Kaiser als über dem Gesetze stehend proclamirt,
das Volk aber grausam und übermüthig niedergetretcn wurde. Die
Eomitien wurden, um dem Volke auch den letzten Schein von seiner
Souveränität zu nehmen, dem Senate übertragen. Bis zu Severus
Zeiten blieben jedoch noch mancherlei Erinnerungen wenigstens an die
Formen der Republik zurück, ja es schienen die edleren Kaiser mehr die
Häupter eines Freistaates, als Imperatoren zu sein, während die Ty-
rannei der schlechten Kaiser für gesetzwidrige Bedrückung angesehen
wurde. Nur diese Kaiser gaben das Gesetz der Majestätsbeleidigung
(crimen laesae majestatis) und besoldeten die Angeber. Wunderbarer
Weise spielt die Majestätsbeleidigung auch in den neuesten Zeiten wieder
eine wichtige Rolle und das Schauspiel elender Denunciation erneuert
sich auf betrübliche Weise fast täglich. Es ist nicht einzusehen, wie
ein Herrscher, der so hoch über dem Volke steht, durch ein Wort
beleidigt und wie ein solches Wort mit jahrelanger Freiheitsentziehung
bestraft werden könne. Enthält eine solche Aeußerung eine Lüge, lo ist
der Herrscher darüber erhaben und er wird durch sein Thun den Blas-
phemisten bald genug zu beschämendem Schweigen gebracht und so einen
moralischen Sieg ohne Gleichen gewonnen haben; enthält sie aber
Wahrheit, so ist es nicht allein traurig, dass es eben Wahrheit ist,
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
trag von V e r d u n zu Stande kam (843), wodurch das große Reich
auf folgende Art vertheilt wurde: Lothar erhielt den Kaiscrtitel, Ita-
lien und einen Strich Landes an der Schelde, Maas, Rhone, Saone
bis zum Rhein (das Reich Lothringen, Lotharii regnum); Ludwig
erhielt Ostfranken oder das eigentliche Deutschland, und Karl der
Kahle erhielt Westfranken oder das eigentliche Frankreich. So war
denn die große, fränkische Monarchie, welche Karl der Große durch
viele Opfer gegründet hatte, in drei selbstständige Reiche — Frank-
reich, Deutschland und Italien — getheilt, und somit die erste
Grundlage zu der jetzigen Staatenordnung gegeben. Hätte wohl Karl
der Große ahnen können, dass man sein großes, schönes, so mühevoll
zusammengebrachtes Reich nach kaum 29 Jahren so zersplittern würde?
In Frankreich regierten die Karolinger auf eine ganz er-
bärmliche Weise, wie schon die ihnen gegebenen Beinamen: „der Kahle,
der Stammler, der Dicke, der Einfältige, der Faule," zur Genüge an
den Tag legen. Ja, sie waren nicht ein Mal mächtig genug, sich
gegen äußere Feinde zu vertheidigen, sondern mussten von den Norman-
men den Frieden theuer erkaufen, und denselben sogar einen bedeutenden
und schönen Strich Landes, Normandie (912), in Lehn geben.
Schon 933 starb Lothar's, des Kaisers, Linie aus. Dies gab zu
langen Kämpfen zwischen den deutschen, französischen und italienischen
Großen Veranlassung. In Deutschland hatten die Fürsten fast unauf-
hörlich Kriege mit unruhigen Nachbarn zu führen, und wurden dabei
selbst noch durch Empörungen der eigenen Unterthanen beunruhigt.
Karl der Dicke von Deutschland bekam (884—887) alle drei Reiche
wieder unter seinen Seepler, wurde aber auf dem Reichstage zu Tribur,
weil er zwei Mal von den Normannen den Frieden schimpflich erkauft
hatte, von den deutschen Fürsten abgesetzt. An seine Stelle kam in
Deutschland sein unechter Neffe, der Herzog von Kärnthen, Arnulph
(887 — 898), welcher mit Kraft die Normannen (891) und die Slaven
unter Zwentibold von Großmähren mit Hilfe der Magyaren demüthigte
und selbst die römische Kaiserkrone erlangte. Leider starb er in der
Blüthe der männlichen Kraft, den Thron seinem 6jährigen Sohne Ludwig
vererbend. Durch das, wohl zum Unglücke des Staats cingeführte
Lehnwesen machten sich viele der größern Vasallen (Belehnten), als
Fürsten, Herzöge, Land-, Mark- und Pfalzgrafen beinahe völlig unab-
hängig, indem sic viele kleinere Häupter iu ihren Verband nahmen und
dadurch immer selbstständiger auftraten. Besonders in Frankreich wurde
dies Unwesen sehr weit getrieben. Zwei Statthalter bildeten in Bur-
gund eigene Königreiche, und durch das Beispiel derselben kam es so weit,
dass der letzte König aus dem Hause der Karolinger, Ludwig V. (der
Faule), sein Reich auf Laon und Rheims beschränkt sah. Allein nach
dessen Tode gelangte der kräftige und mächtige Herzog von Francien,
Hugo Cap et (987), auf den französischen Thron.
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Extrahierte Personennamen: Lothar Maas Ludwig Ludwig Karl_der
Kahle Karl Karl_der_Große Karl Karl Stammler Karl_der_Dicke_von_Deutschland Karl Ludwig Ludwig Ludwig_V. Ludwig_V. Hugo_Cap
Extrahierte Ortsnamen: Rhone Rhein Lothringen Deutschland Frankreich Frank- Deutschland Italien Frankreich Deutschland Deutschland Frankreich Bur- Laon Rheims
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
Wohlstandes im Lande, Sicherung der Grenzen gegen räuberische Ein-
fälle der Normannen, Slaven und Ungarn, und alle hat er auf's glän-
zendste gelöset. Zuerst wendete er sich gegen die aussätzigen Herzöge
von Schwaben und Baiern und zwang sie durch Gewalt der Waffen,
aber noch entschiedener durch hochherzige Milde zur Anerkennung. Im
Westen gewann er (1024) Lothringen wieder, im Norden und Osten
gründete er die Marken Schleswig und Meißen gegen die Normänner
und Slaven, im Innern des Landes legte er durch Errichtung von
Burgen, welche als Schutzwchr gegen die Einfälle dienten, den Grund
zu vielen Städten. Noch blieb aber ein schweres Werk übrig, die De-
müthigung der Ungarn. Zu dem Ende schloss er einen 9jährigen
Waffenstillstand (924 — 933) mit ihnen und zahlte einen Tribut, ver-
wendete aber die Zeit zur Bildung einer tüchtigen Reiterei und eines
geordneten Heerwesens. So vorbereitet erwartete er einen neuen Ein-
fall der Ungarn nach seiner Tributsverweigerung und rettete in der Ber-
nichtungsschlacht bei Merseburg (933) Deutschlands Waffenehre
gegen die Ungarn. Er starb, unübertroffen von den Gepriesensten seiner
Nachfolger an Kraft und Güte, der Bürgerkrone nicht minder, als jener
des Helden werth.
Ihm folgte sein Sohn Otto I. der Große (936—973) auf
dem deutschen Königsthrone. Seine Kriegsthaten übertreffen an Glanz
noch die seines Vaters, aber er verstand es weniger gut „sich Liebe zu
erwerben". So kam cs, dass die Hälfte seiner Negierungszeit mit
inneren Kriegen gegen Empörer, unter ihnen selbst sei» Sohn Ludolf,
sein Bruder Heinrich und sein Eidam Konrad von Lothringen, erfüllt
war. Die Empörer wurden gedemüthigt und ihre Lehen an ihm er-
gebene Männer vergeben. Sein Erbland Sachsen bekanr Herrmann
Billung, dessen weibliche Nachkommenschaft noch heute England und
die Meere beherrschen. Die Empörungen Heinrich's und Ludolf's hatten
einen Zug Otto's bis vor die Mauern von Paris und die schreckliche
Schlacht auf dem Lechfelde gegen die Ungarn (955) zur Folge, durch
welche die Ungarn für immer von Deutschlands Grenzen zurückgewicsen
wurden. Nicht minder glorreich kämpfte er gegen die Dänen und die
Slaven, und zwang sie zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit und
zur Annahme des Christenthums, welches durch die Bisthümer Meißen,
Merseburg, Zeitz (Naumburg), Havelberg, Brandenburg, Posen,
Schleswig, Ñipen und Aarhus befestigt wurde. Das für Deutschland
folgenreichste Ereigniss war Otto'ö Kaiserkrönung in Nom. In Italien
herrschte nämlich eine weibliche Linke Karl's des Große», zur Zeit
Otto 1. Berengar von Jvrea. Derselbe hatte durch Ränke und Gift
die Herrschaft in Oberitalien erlangt und wollte die Genmhlin seines
letzten Gegners Lothar (i 950) Adelheid zwingen, sich mit seinem Sohne
Adalbert zu vermählen. Sie entkam jedoch auf das feste Schloss Ca-
nossa und rief Otto zu Hilfe. Otto nöthigte nun Berengar zur Flucht,
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TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Otto_I. Ludolf Heinrich Heinrich Eidam_Konrad_von_Lothringen Konrad Herrmann
Billung Otto Berengar_von_Jvrea Lothar_( Adelheid Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Schwaben Baiern Lothringen Ungarn Ungarn Merseburg Deutschlands Ungarn Sachsen England Paris Ungarn Ungarn Deutschlands Christenthums Merseburg Zeitz Naumburg Havelberg Brandenburg Posen Schleswig Aarhus Deutschland Italien Oberitalien