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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 108

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
108 Ii. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. mein, bei Geistlichen und Laien. Dazu bedurfte es eines allgemeinen Conciliums. So wurde denn auf Sigismunds Betreiben im Jahre 1414 die Kirchenversammlung zu Kostnitz berufen. Es war eine glänzende Versammlung: 346 Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte, 564 Prälaten und Universitätslehrer, viele niedere Geistliche und über 1600 Fürsten, Herren, Grasen und Ritter, sämmtlich mit zum Theil sehr zahlreichem Gefolge, so daß die Zahl der Fremden bisweilen über 100,000 stieg. Von den drei Päpsten war nur Johann Xiii. zugegen; er hoffte durch seine Italiener, welche die zahlreichsten in der Versammlung waren, den Sieg über die beiden andern Päpste zu gewinnen. Allein das Concilium hatte beschlossen, daß alle drei Päpste ihre Krone niederlegen müßten, damit eine ganz neue Ordnung anfangen könnte; und Johann, weil er zugegen war, sollte die Abdankungsurkunde zuerst unterschreiben. Er that es, weil er in der Gewalt der Versammlung war; allein in seinem Herzen hatte er schon beschlossen, das Aeußerste zu versuchen, um seine Gewalt dennoch zu behaupten. Am folgenden Tage benutzte er den Tumult eines großen Turnieres, auf welches aller Aufmerksamkeit gerichtet war, und entfloh in der Kleidung eines gemeinen Reiters aus Kostnitz nach Schaffhausen in das Gebiet seines Freundes, des Herzogs Fri ed-rich von Oestreich. Dieser, so wie die italienischen Geistlichen, folgten ihm in der nächsten Nacht. Aber das Concilium zeigte bei dieser Gelegenheit seinen ganzen Ernst, erklärte die Absetzung des Papstes für unwiderruflich und belegte die mit ihm Entwichenen mit dem Banne, so wie auch der Kaiser die Reichsacht gegen den Herzog von Oestreich aussprach. Durch diese Einigkeit der geistlichen und weltlichen Macht wurde der Widerstand schnell überwunden. Johann Xx111. mußte sich unterwerfen, weil der Herzog Friedrich sich kaum selbst retten konnte, und dieser verlor durch die Acht alle seine Länder im Schweizer Gebiet, welche die Schweizer auf des Kaisers Geheiß weggenommen hatten; die im Reiche belege-neu Erbgüter aber bekam er nachher durch Begnadigung vom Kaiser wieder. Der zweite Papst, Gregor Xii., war ein friedliebender Mann von 88 Jahren und erklärte gleich Anfangs, daß er seine Würde niederlegen werde, wenn der Friede der Kirche es fordere; er that es 1415 und wurde Kardinal-Bischof von Porto. Der dritte aber, Benedikt Xlll., war desto hartnäckiger und wollte von keinem Nachgeben hören, obgleich Kaiser Sigismund selbst deshalb nach Spanien reiste. Als aber endlich der König von Aragonien ihm seinen Schutz entzog, mußte auch er sich in seine Absetzung fügen. Nun konnte der päpstliche Stuhl wieder besetzt werden. Aber es war noch eine andere große Aufgabe für das Concilium übrig, nämlich über eine allgemeine Kirchenverbesserung zu rathschlagen, die, wie wir schon oben gesehen haben, von vielen Seiten dringend gefordert wurde. Man klagte über Sitten-verderbniß der Geistlichkeit, über das Erkaufen geistlicher Stellen um Geld, über die Beschränkung der Wahlfreiheit der Kapitel und der Rechte der Landesherren durch die Ansprüche des römischen Hofes, und besonders darüber, daß so viel Geld aus allen christlichen Ländern nach Rom gezahlt werden mußte. Am eifrigsten drangen die Deutschen mit ihrem Kaiser auf Abstellung dieser Klagen, und zwar ehe ein neuer Papst gewählt werde. Die Engländer stimmten ihnen bei; Anfangs auch die Franzosen. Aber die Italiener, deren Vortheil es war, daß die alte Verfassung blieb, verlangten vor allen Dingen erst einen Papst, in der Hoffnung, dies werde ein Italiener sein, wie bei treitem die meisten Päpste, und er werde die Absichten der übrigen Nationen zu vereiteln wissen. Sie brachten es auch durch ihre Klugheit dahin, daß ihnen die Spanier und nachher auch die Franzosen: beifielen, und so mußte denn wirklich erst ein neuer Papst gewählt werden. Die

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 49

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Kaiser Karls Tod. 814. 49 vom Kopfe bis zu den Füßen durchnäßt, von den seidenen Mänteln blieb bald hier, bald da ein Stück in den Dornen hängen, und die Zähne klapperten allen vor Frost. Der Kaiser that, als ob er die klägliche Verfassung seiner Hofleute gar nicht bemerkte, sondern jagte nach Herzenslust, bis er selbst müde war, und kehrte endlich gegen Mittag nach Hause zurück. Er, in seinem tuchmen Rocke und der warmen Weste aus Otterfellen, befand sich recht wohl und stellte sich an den Kamin, um seine Kleider zu trocknen. So wie aber die feinen Hofleute sich auch heranstellten, um die kalten Glieder zu erwärmen, so schrumpfte das, was sie noch von seidenen Kleidern an sich hatten, ganz zusammen und zerriß noch mehr, — bis endlich Karl, nachdem er sie genugsam beschämt glaubte, ihnen befahl, nach Hause zu gehen und warme vaterländische Kleidung anzulegen. 26. Kaiser Karls Tod. 814. Karl hatte noch den Kummer, daß zwei seiner Söhne, und zwar die vor- züglicheren, Karl und Pippin, vor ihm starben; Ludwig blieb allein übrig. Es war ein harter Verlust für den alten Vater, der seine Kinder außerordentlich liebte; er hatte drei Söhne und drei Töchter gehabt, und sie auf das beste erzogen. Die Söhne lernten nicht nur, was ein Edelmann damaliger Zeit wissen mußte, alle ritterlichen Uebungen, sondern auch, was zu ihrer Geistesbildung gehörte, und die Töchter arbeiteten aufs fleißigste in allen weiblichen Künsten, im Spinnen, Weben, Nähen und in Stickerei. Nie aß Karl ohne seine Kinder, und auch auf Reisen mußten sie ihn zu Pferde begleiten. Als der alte ehrwürdige Kaiser über 70 Jahre alt war und öfters Fieber seinen sonst so kräftigen Körper angriffen, fingen seine Getreuen an, für sein Leben besorgt zu sein, und ihre Angst brachte sie dahin, daß sie alles, was sich irgend Unerwartetes zutrug, aus seinen baldigen Tod deuteten. So ereigneten sich mehrere Finsternisse an Sonne und Mond; die kaiserliche Burg zu Aachen wurde Don Erdbeben erschüttert; ja der Säulengang, der dieselbe mit dem großen Münster verband, stürzte plötzlich, am Himmelfahrtstage bis auf den Grund zusammen. Die große hölzerne Brücke über Den Rhein bei Mainz, woran zehn Jahre gebaut war, wurde binnen drei Stunden vom Feuer verzehrt. Als Karl im Jahre 810 den letzten Zug gegen den Dünenkönig Gottfried machte und eines Morgens früh ausgeritten war, fuhr plötzlich eine Feuerkugel quer vor ihm vorüber und machte sein Pferd so scheu, daß es niederstürzte und ihn selbst hart zu Boden warf. Die Spange seines Mantels zerbrach und das Wehr- gehenk riß entzwei; doch wurde er selbst von den herbeieilenden Dienern unbeschädigt aufgehoben. Alle diese und andere Vorfalle erfüllten die ©einigen mit Angst; er selbst aber achtete nicht darauf. Im Januar des Jahres 814 wurde er von einem starken Fieber mit Seitenstichen befallen; sein gewöhnliches Heilmittel, womit er sich sonst immer geholfen, nämlich Fasten, vermochte diese Krankheit nicht zu brechen. Am Morgen des 28. Januar, um die fünfte Stunde, fühlte er die Nähe des Todes, hob die rechte Hand kräftig in die Höhe und drückte auf Stirn, Brust und Füße das Zeichen des heiligen Kreuzes. Dann streckte er die Hände noch einmal aus, faltete sie über der Brust, schloß die Augen und sang mit leiser Stimme: „In deine Hände befehle ich meinen Geist!" — und starb. Er war 72 Jahre alt 4

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 52

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
58 Ii. Zeitr. Das Mittelatter. Von 768 bis 1517. daß sich m dem heutigen Sinne des Wortes ein deutsches Voll, die deutsche Nationalität bilden konnte. Doch bedeutete das Wort deutsch noch lange nur die Sprache, die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen (diutisk von diota Volk), erst im Anfange des 11. Jahrh, begannen unsere Vorfahren sich als deutsches Volk zu bezeichnen in demselben Sinne, wie wir den Ausdruck brauchen. Also der äußere Zusammenschluß aller reindeutschen Stämme in einem Reiche und ihre Abschließung gegen ihre romanischen Nachbarn, das ist die Bedeutung des Mersener Vertrages, der zum ersten Male die Grenzen zwischen einem französischen und deutschen Reiche gezogen hat, Grenzen, die zum Theil im jüngsten Frieden wiederhergestellt sind. 29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland. 843—911. Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger, herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren: Ludwig der Deutsche (843-876), Karl der Dicke (876-887), Arnulf (887-899) und Ludwig das Kind (899—911). Der erste Ludwig hielt im Ganzen noch gute Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Fernde wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Feinden bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Norden kamen oft zahlreiche Raubgeschwader der Normänner aus Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen bis tief in die Länder hinein und verheerten und plünderten alles umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn vorgedrungen. ^ Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigentlich Magyaren (Madscharen), ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im jetzigen Ungarn festgesetzt und die dort noch vorhandenen Avaren unterjocht hatte. Auf ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie ein verwüstend« Sturmwind bald über die eine, bald über die andere deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwert und führten meistentheils Tausende von Gefangenen jeden Standes und Alters als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung gegen sie gedacht werden konnte, warm sie schon wieder verschwunden und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit ihnen zu fechten, denn sie hielten zum regelmäßigen Gefecht nicht Stand, sondern griffen bald an, bald flohen sie und schossen im Fliehen ihre Pfeile aus horne-nen Bogen mit solcher Gewalt rückwärts, daß man ihnen schwer ausweichen konnte. Uebrigens waren sie klein, häßlich von Ansehen und von barbarischen Srttem Diese Feinde kamen zuerst unter dem letzten Karolingischen Könige Ludwig, der von seiner Jugend den Beinamen das Kind erhalten hat. Der vorige König Arnulf hatte die Ehre der deutschen Waffen noch durch eine glückliche Schlacht gegen die Normänner bei Löwen gerettet; nun aber ging sie ganz verloren. Die Ungarn verheerten regelmäßig jedes Jahr eine der deutschen Pro-

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 214

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
914 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. deutsche Bundesheer bei dem ersten Rufe des Vaterlandes ins Feld gestellt werden müsse, und die öffentliche Stimme, besonders unter den zunächst bedrohten Bewohnern des Rheines, billigte jede Maßregel des Ernstes mit solcher Entschiedenheit, daß diese den Franzosen unerwartete Volksstimmung in Deutschland gewiß nicht wenig dazu beigetragen hat, ihre Kriegslust zu dämpfen. Während sie zögerten, einen so gefährlichen Kampf zu beginnen, wurde der Streit im Orient durch das rasche und kräftige Einschreiten der Engländer schnell beigelegt, die in Vereinigung mit einer östreichischen Flotille die syrischen Küsten den Aegyptiern entrissen und zuletzt das für unüberwindlich gehaltene St. Jean d'akre, an welchem einst Napoleons Einfall in Syrien gescheitert war, ant 3. November in den Grund schossen. Mehemed Ali wurde auf Aegypten be- schränkt und Frankreich mußte das Geschehene geschehen sein lassen. In eben diesem Jahre 1840 starb der gerechte König Friedrich Wil-helm Iii. von Preußen, nachdem schon 5 Jahre früher Kaiser Franz ihm vorangegangen war. In Oestreich folgte Ferdinand I., in Preußen Fried- rich Wilhelm Iv. Die begeisterten Worte des letztem bei den Huldigungen in Königsberg und Berlin, welche seine warme Liebe zu dem gesammten deutschen Vaterlande aussprachen, in dem Augenblicke, als ein Kamps mit Frankreich bevorzustehen schien, trugen nicht wenig dazu bei, die Gemüther mit Zuversicht zu erfüllen. Auch in mehreren andern deutschen Ländern war ein Wechsel der Regenten eingetreten. In Würtemberg folgte schon im I. 1816 auf König Friedrich fein Sohn Wilhelm I.; in Barern 1825 auf Maximilian 1. Joseph König Ludwig; in Sachsen 1827 auf Friedrich August König Anton, und 1836 auf diesen König Friedrich; in Weimar 1828 auf Karl August der Großherzog Karl Friedrich; in Hannover auf Georg Iii. 1820 Georg Iv., dann 1830 König Wilhelm Iv., und auf biefen 1837 Ernst August. Die hannoversche Krone würde von der englischen getrennt, weil in England eine Frau, die Königin Victoria, zur Regierung kam. Die Jahre 1840 bis 48 ftnb für Deutschland äußerlich im Frieden vorüber gegangen, wie wir bettn überhaupt der Vorsehung für 33 Friebensjahre feit 1815 zu banken hatten, die unser Volk auf der Bahn des Fleißes und der Erwerbsthätigkeit fortschreiten ließen. Einzelne Störungen kamen, wie es die Natur der menschlichen Dinge mit sich bringt, auch in biefen 8 Jahren vor. Am 5. Mai 1842, ant Himmelfahrtstage, brach in Deutschland erster Hanbelsstabt, Hamburg, eine Feuersbrunst aus, die bei heftigem Wittbe 3 Tage lang mit so unrniberftehlicher Gewalt wüthete, daß ein Fünftheil der großen Stadt, 1700 Häuser mit zwei schotten Kirchen und ihren Thürmen, in Asche sank. Der Verlust an Eigenthum und kostbaren Waaren betrug viele Millionen, und es schien kaum möglich zu sein, daß die so schwer getroffenen Menschen von solchem Sturze sich würden erholen können. Und bennoch erhoben sich in kurzer Zeit Häuser und Straßen aus dem Schutte, selbst der Aufbau der Kirchen konnte durch hülfreiche Gaben beginnen, und wer nach 5 ober 6 Jahren bte Stadt wieder betrat, fand sie schöner hergestellt, als sie gewesen war, die engen Straßen erweitert, neue Kanäle angelegt und das rege Leben des Welt-

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 127

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Der schmalkaldische Krieg, 1546 und 1547. 127 von Burtenbach, einem Ritter, der schon gegen Türken und Franzosen gefochten hatte und unter anderm mit in der berühmten Schlacht von Pavia gewesen war. Aber auch Schärtlm hatte seinen eigenen Plan und wollte immer das kühnste Wagestück unternehmen. Die drei Heerestheile stießen im Sommer 1546 in Schwaben zusammen und bildeten nun eins der stärksten Heere, welche seit langer Zeit in Deutschland gesehen waren; es war 47000 Mann stark und mit allem wohl gerüstet. Der Kaiser dagegen hatte erst einen kleinen Theil seiner Macht zusammen; [noch fehlten die Bundesgenoffen aus Italien und der Haufe des Grafen von Büren, der aus den Niederlanden herbeikam. Ein rascher Angriff der Verbündeten hätte ihnen große Vortheile verschaffen können; allein in der Unentschlossenheit ließen sie dem Kaiser alle Zeit, die Italiener an sich zu ziehen und ein festes Lager bei I n g o l st a d t zu errichten. Sie begnügten sich, ihm eine Schrift zuzusenden, worin sie erklärten: „sie wüßten sich keines Ungehorsams schuldig, weßhalb er sie mit Krieg überziehen wolle, seine Absicht sei nur, die Lehre des Evangelii und die Freiheit des deutschen Reiches zu unterdrücken." — Karl nahm diese Schrift garnicht an, sondern beantwortete sie auf der Stelle durch Achtserklärung gegen die beiden Fürsten von Sachsen und Hessen, „ die ihm, — so sagte er, — Krone und Scepter nehmen und am Ende alles unter ihre Tyrannei bringen wollten." — So hart beschuldigte ein Gegner den andern, wie immer in den Zeiten heftiger Parteiung zu geschehen pflegt. Nach langem Zögern rückten die Verbündeten endlich vor des Kaisers Lager bei Ingolstadt; aber anstatt einen kühnen Sturm auf dasselbe zu wagen, beschoffen sie es 5 Tage lang mit dem schweren Geschütz, ohne etwas auszurichten; und nachdem sie nun genug Kugeln verschossen hatten, zogen sie ab. Schärtlm war höchst niedergeschlagen darüber und versichert in seiner Lebensbeschreibung, daß er von dieser Zeit an kein Herz mehr zu diesem Kriege habe fassen können, „denn er sehe keinen Ernst zu einem rechtschaffenen Kriege." Der Kaiser war ebenfalls ganz erstaunt, als er das große Heer schmählich abziehen sah, zog ihm nach, vereinigte sich mit dem Grafen von Büren, und war nun stark genug, dasselbe im offnen Felde zu bekämpfen. Aber der Muth war gewichen und die schmakaldischen Bundesgenossen machten den Versuch vom Kaiser-Frieden zu erhalten. Dadurch verriethen sie aber ihre Schwäche nur noch mehr und der Kaiser ließ ihr Schreiben öffentlich vor der Schlachtordnung seines Heeres ablesen, um dessen Muth zu stärken, und gab ihnen zur Antwort: „er wisse keinen Weg zum Frieden, als wenn der Kurfürst und der Landgraf sich, ihr Heer und ihre Unterthanen seiner Gnade und Ungnade übergäben." — Mit dieser Antwort zogen die Fürsten in ihre Heimath zurück, der Kaiser aber benutzte feine Zeit besser und brachte die süddeutschen Städte eine nach der andern zur Unterwerfung. Sie mußten seine Verzeihung mit großen Gelbsummen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgulden, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzung einnehmen. Unterdeß hatte der Kurfürst von Sachsen sein eigenes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wieder gewinnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offenbar als Freund des Kaisers kund gethan und zur Vollstreckung der Acht in Sachsen eingefallen war. Moritz, der viel geringere Macht hatte, als der Kurfürst, mußte weichen und floh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Kurfürst nun Zeit behielt, sich wieder gehörig zu verstärken, so war der

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 138

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
139 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. gegen den Kaiser laut erklärt und die Stände, welche die Folgen wohl vorher- sehen konnten, rüsteten sich zu ernsthafter Gegenwehr. Ihr Anführer war der Graf Mathias von Thurn, ein heftiger und föhnet Mann. Man trieb die Jesuiten aus dem Lande, die für die Urheber aller Feindschaft gegen die Evangelischen angesehen wurden, und einem Ausschuß von 30 Edelleuten wurde die Verwaltung des Landes anvertraut. Die Böhmen rechneten darauf, daß die evangelischen Stände in Oestreich ihrem Beispiele folgen würden, und in der That gingen diese auch damit um, mit ihnen ein Bündniß zu schließen. Aber die entschlossene Thätigkeit Ferdinands verhinderte dieses. Er rüstete sich mit Macht, hielt die Oestreicher im Gehorsam und sprach seinen festen Vorsatz aus, auch die Böhmen dahin zurückzuführen. — Unterdeß starb der Kaiser Mathias 1619, und die Böhmen ergriffen diese Gelegenheit, sich ganz vom Hause Oestreich loszusagen; sie entsetzten Ferdinand der Würde eines Königs von Böhmen und erwählten statt seiner den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz. Er war das Haupt der Union in Deutschland, ein Schwiegersohn des Königs Jacob I. von England, und galt, freilich mit Unrecht, als ein entschlossener großherziger Fürst. Friedrich nahm die gefährliche Krone an, obwohl der Kurfürst von Sachsen und sein eigener Schwiegervater ihn davon abmahnten. 69. Ferdinand Ii. 1619-1637. Während dieses in Böhmen vorging, war Ferdinand von den deutschen Kurfürsten am 28. August 1619 in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Außer den geistlichen Kurfürsten hielten es auch Sachsen und Brandenburg mit dem Hause Oestreich, und so konnten die Einwendungen von Pfalz allein die Wahl nicht hindern. Auf der Rückreise von Frankfurt schloß Ferdinand mit dem Herzog Maximilian von Baiern ein enges Bündniß, so wie er auch ein gleiches mit Spanien geschlossen hatte, nach welchem der spanische Feldherr Spinola von den Niederlanden aus in die pfälzischen Länder einfallen sollte. Maximilian rückte rasch mit den Baiern und Oestreichern in Böhmen ein. Der neue König Friedrich V. hatte seine Zeit nicht so gut benutzt; anstatt die Böhmen durch Vertrauen zu gewinnen und ihnen durch kräftige Maßregeln Muth einzuflößen, zog er feine mitgebrachten deutschen Rathgeber den Böhmen vor und überließ sich dem sorglosen Genuß seiner Königswürde in Festen und Lustbarkeiten. Schlacht auf dem weißen Berge bei Prag, 8. November 1620. — Als daher Maximilian heranrückte, entstand Bestürzung und Verwirrung. Die Böhmen verschanzten sich zwar auf dem weißen Berge bei Prag, allein ein entschlossener Angriff brachte die Verschanzungen in weniger als einer Stunde in die Hände der Oestreicher und Baiern, und Friedrich, der der Schlacht von den Wällen der Stadt zugesehen hatte, wagte nicht einmal, diese selbst zu vertheidigen, sondern floh in der Nacht mit feiner Gemahlin und dem Grasen von Thurn nach Schlesien und von da nach den Niederlanden. Er wurde in die Reichsacht erklärt, Böhmen von Ferdinand in Besitz genommen, die Pfalz von Spaniern unter Spinola besetzt, und so war Friedrich, ehe er sich besinnen konnte, ein länderloser Fürst und mußte von der Gnade seines Schwiegervaters, des Königs von England, leben. Das böhmische Land erfuhr ein hartes Schicksal. Ferdinand ließ 27 An-

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 140

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
140 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Im Herbst 1625 brach er mit dem Heere nach Niedersachsen auf, hielt Winterquartiere in den reichen Gegenden um Halberstadt und Magdeburg und schlug im nächsten Frühjahr den Grafen von Mansfeld an der Dessauer Elb-Brücke. Dieser, zu schwach gegen Wallenstein, wandte sich plötzlich aus Sachsen in die östreichischen Länder Schlesien und Ungarn und nöthigte Wallenstein, ihn zu verfolgen. Endlich, da er sich nicht länger halten konnte, entließ er in Ungarn seine Haufen, die sich wieder nach allen Gegenden zerstreuten, verkaufte Geschütz und Heergeräth und reiste selbst, mit wenigen Getreuen, durch Bosnien und Dalmatien nach Venedig zu. Unterwegs aber, in dem Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien, wurde er krank, und da er die Herannäherung des Todes fühlte, zog er seine Rüstung an, gürtete seinen Degen um, und erwartete, auf zwei feiner Dfstciere gestützt, stehend sein Ende. So trat dieser rastlose Mattn, der eine Haupttriebfeder des Krieges gewesen war, von der Schaubühne ab. Sein Freund, Christian von Braunschweig, starb in demselben Jahre 1626; und der König von Dänemark wurde vontilly bei Lutter am Barenberge, im Braunschweigischen, gänzlich geschlagen. Zum zweitenmale verließ das Glück in diesem langwierigen Kriege gänzlich die protestantische Sache und der König Christian Iv. mußte feine deutschen Länder: Holstein, Schleswig und Jütland von Tillys und Wallensteins Heeren gänzlich verwüstet sehen. Er war froh, im Jahre 1629 einen erträglichen Frieden, welchen man den Frieden zu Lübeck nennt, zu erhalten, mußte aber versprechen, seine Bundesgenossen, die Herzöge von Mecklenburg, nicht ferner zu unterstützen. Diesen hatte nämlich Ferdinand ihre Länder genommen und sie Wallenstein, zum Ersatz der Summen, die er aus feinem Vermögen für den Krieg aufgewendet hatte, gegeben. So war nun der stolze Mann Herzog von Mecklenburg und ein Fürst des deutschen Reiches. Er hätte auch gern noch Pommern dazu gehabt, um eine lange Strecke an der Küste der Ostsee im Besitz zu haben und eine Flotte auf der Ost- und Nordsee zu begründen; — er hatte in seiner Zuversicht sogar schon den Titel eines „Admirals des baltischen und oceanischen Meeres" angenommen, — und griff deshalb die feste Stadt Stralsund in Pommern an, die sich weigerte, kaiserliche Besatzung einzunehmen. Aber die Bürger vertheidigten sich auf das tapferste, schlugen alle Stürme ab, und Wallenstein mußte, nach einem Verluste von wenigstens 12,000 Mann, unverrichteter Sache von ihren Mauern abziehen, obgleich er in seinem Zorne gelobt hatte: er wolle die Stadt herabreißen, und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Uebrigens galt Pommern als ein befreundetes Land; mit Dänemark war Friede, und überhaupt kein Feind mehr vorhanden; und dennoch blieb Wallenstein mit seinem Heere, das er bis auf 100,000 Mann vermehrt hatte, unbeweglich in Norddeutfchland stehen und sog dasselbe auf das unerhörteste aus. Seine geworbenen Hausen verübten die schrecklichsten Gräuelthaten, brannten und mordeten, und von allen Seiten kamen die bittersten Klagen bei dem Kaiser rin. Es half aber nichts, denn des Feldherrn Wille schien mächtiger zu sein, als selbst der des Kaisers. Endlich drangen alle Fürsten des Reiches, vor allen der Herzog von Baiertt, auf dem Reichstage zu Regensburg 1630 so einstimmig in Ferdinand, daß er sich entschließen mußte, Wallenstein den Oberbefehl zu nehmen. Dieser zog sich stolz aus seine Güter zurück, indem er sagte: „Der Kaiser habe mit dem Abdanken feines Heeres den edelsten Stein aus seiner Krone weggeworfen."

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 142

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Llt Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. sollten, und befahl seinen Feldherren, die Glieder des Leipziger Bundes mit Gewalt zu entwaffnen; der König aber beklagte sich laut über die Lauigkeit der Fürsten gegen ihren Glauben: „Zur Zeit eines solchen Sturmes, sagte er, als worin sich die Evangelischen befinden, will es sich nicht schicken, daß etliche fleißig arbeiten, die andern dem Sturme zusehen und die Hände in den Schooß legen: sonbern ein jeder muß das Werk mit Freuden angreifen." — Da seine Worte nicht halfen, mußte er sich auf seine eigene Kraft und sein Waffenglück verlassen, und bald verschafften ihm diese auch, nach Vertreibung der Kaiserlichen aus Pommem, den Herzog dieses Landes zum Bundesgenossen und die Stadt Stettin zu einem vortrefflichen Waffenplatze; und eben so übergab ihm der Kurfürst von Brandenburg, als er auf Berlin losrückte, die Festungen Küstrin und Spandau. Auf diese Weise im Rücken gesichert, hatte er jetzt die Absicht, die von Tilly belagerte, wichtige Festung Magdeburg zu befreien, die ihn auf das dringendste um Hülfe anrief; aber ehe er noch dahin gelangen konnte, war die unglückliche Stadt schon gefallen. Magdeburgs Zerstörung, 20. Mai 1631. — Die Stadt Magdeburg war, weil sie mit dem schwedischen Könige Freundschaft geschloffen hatte, zuerst von Pappenheim, dann auch von Tilly schon eine geraume Zeit belagert. Die Bürger vertheidigten sich unerschrocken und hofften täglich, daß der König zu ihrer Hülfe erscheinen werde. Tilly, der wohl wußte, wie nahe er schon war, beschloß einen Sturm zu wagen. Am 19. Mai ließ er, als wenn er die Belagerung aufheben wollte, die Kanonen aus den Schanzen rückwärts führen, und die Bürger jubelten schon laut; aber in der nächsten Nacht versäumten sie, von der langen Anstrengung ermüdet und ihrer Rettung schon gewiß, die nöthige Wachsamkeit. Um 5 Uhr des nächsten Morgens werden sie plötzlich durch den Donner des Geschützes aufgeschreckt, und als sie bestürzt an ihre Plätze auf die Mauern eilen, sind diese schon an mehreren Stellen eingeschossen, an andern erstürmt, und die Kaiserlichen dringen unaufhaltsam in die Stadt. Verzweiflungsvoll wollen die Bürger noch die Straßen und selbst ihre Häuser vertheidigen, aber dadurch vermehren sie nur die Wuth der Soldaten. An Barmherzigkeit ist nicht zu denken; Männer, Weiber, K-nder, alles ohne Unterschied wird gemordet und die Häuser werden in Brand gesteckt. — Die ganze große Stadt, bis auf den Dom, das Liebfrauenkloster, und wenige Fischerhäuser an der Elbe, wurde ein Raub der Flammen; nur ein ungeheurer Aschenhaufen blieb übrig, und mehr als 20,000 Menschen kamen an jenem schrecklichen Tage um; Tillys Sieg aber wurde mit den Worten nach Wien und München berichtet: „Seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei solch ein Sieg nicht gesehen worden." Die Schlacht bei Leipzig. 17. Sept. 1631. — Nach der Eroberung von Magdeburg brach Tilly aus und fiel in das Land des Kmsürsten von Sachsen ein, um den Befehl des Kaisers gegen die Theilnehmer des Leipziger Bundes auszuführen. Er plünderte die Städte Merseburg und Weißenfels und rückte auf Leipzig los. Seit beinahe 80 Jahren hatten die Kurfürsten von Sachsen es immer mit dem Hause Oestreich gehalten; biefe Gewaltthat Tillys aber brachte den Kurfürsten zu dem Entschlüsse, sich mit Gustav Aböls zu verbinden, der es schon so lange gewünscht hatte. Er vereinigte sein Heer mit den Schweden und verlangte nun nichts sehnlicher, als eine Schlacht, um fein Land von den Verheerungen der Tillyschen Schaareu zu befreien. Gustav zauberte; er wußte wohl, daß von dieser ersten Hauptschlacht alles abhiug; wenn er sie

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 143

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Schlacht bei Breitenfeld 1631. 143 Verlor, so mußte er mit Schimpf und Schande nach Schweden zurückkehren. Und Tilly war viel stärker, als er; er hatte ein altes, erprobtes Heer und war selbst ein so bewährter Feldherr, daß er, obgleich er schon über 70 3ahr all war, von sich rühmen konnte, noch nie eine Schlacht verloren zu haben. Dennoch mußte sich der König zur Schlacht entschließen, wenn er seinen Bundesgenossen nicht im Stich lasten wollte. Er rückte gegen Tilly, als dieser eben Leipzig eingenommen hatte, und auf den Feldern des Dorfes Breitenfeld, nicht weit nördlich von der Stadt, wurde die entscheidende Schlacht geschlagen. Mit großem Ungestüm drangen die Kaiserlichen auf die Sachsen ein, die den linken Flü- gel ausmachten, und trieben sie in die Flucht; es waren neugeworbeue, des Krieges noch unerfahrene Hausen. Daraus wurden die Schweden von zwei Seiten angegriffen, von der einen durch die Reiter unter Pappenheim, dem tapfersten Reiteranführer feiner Zeit, von der andern durch das Fußvolk unter Tilly selbst. Aber sie standen wie Mauern; nichts konnte sie erschüttern; und Tilly fand hier eine ganz neue Schlachtordnung, die Gustav Adolfs großer Geist geschaffen hatte. Bis dahin hatte man immer sehr viele, oft 16 Reihen hinter einander gestellt; Gustav ordnete bei dem Fußvolk nur 6 und bei den Reitern nur 4 Reihen hintereinander. Dadurch wurde feine Schlachtordnung länger und die Kugeln des feindlichen Geschützes konnten nicht so viel Schaden in seinen dünnern Reihen anrichten. Indem Tilly durch diese neue Kriegsweise, sowie durch der Schweden Standhaftigkeit, aus der Fassung gebracht, nicht wußte, wie er es eigentlich angreifen sollte, benutzte der König den Augenblick feiner Unentschlossenheit, ließ durch eine schnelle Wendung den Hügel angreifen, wo Tilly fein meist es Geschütz aufgestellt hatte, nahm es weg und richtete es auf des Feindes gedrängte Haufen selbst. Dieser Augenblick entschied. Die Kaiserlichen kamen in Unordnung und Flucht und erlitten eine gänzliche Niederlage. Nur zerstreute Haufen sammelten sich am folgenden Tage um Tilly, der selbst in Lebensgefahr gewesen und nur durch glücklichen Zufall entkommen war. Er wandte sich nun gänzlich aus dem nördlichen Deutschland weg, und dieses war durch den Einen Sieg für Gustav Adolf gewonnen. Ein noch viel größerer Gewinn für ihn war aber die Begeisterung des Volkes m allen evangelischen Ländern und der feste Glaube, daß er als ein Retter der Kirche gesandt sei. Er wurde fast angebetet, wohin er kam, und feine hohe, Ehrfurcht erweckende Gestalt, das Erhabene und zugleich Treuherzige in seinem Gesicht und Auge, trugen nicht wenig zu dem außerordentlichen Eindrücke bei, welchen er machte. Auch in seinen Schweden war m jener ersten Zeit des Krieges ein ganz anderer Geist, als in den geworbenen Schaaren, die den Krieg säst nur als ein Räuberhandwerk trieben, sowohl in denen, die Mansfeld und Christian von Braunschweig für die Evangelischen, als die Dlly und Wallenstein für den Kaiser ausgestellt hatten Zucht, Ordnung und Gottesfurcht waren die Triebfedern, durch die Gustav feine Schweden zur Tapferkeit im Kampfe und zur Standhaftigkeit in Gefahren begeisterte. Zweimal des Tages war andächtiges Gebet im schwedischen Lager und die Geistlichen, die mit dem Heere zogen, waren in hoher Achtung. Der König erkannte mit seinem Scharfblicke schnell, wie günstig der Augenblick für ihn war. So vorsichtig und langsam er bis dahin vorwärts gegangen war, so rasch drang er, nach der Leipziger Schlacht, über Thüringen und Franken an den Rhein und von da sogar bis in das Herz von Baiern vor. Tilly wagte es nicht mehr, ihm in offener Schlacht zu begegnen; er versuchte es nur,

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 144

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
fl 44 in. Zeitr. Die neuere Zeit. Bon der Reformation bis jetzt. ihm den Uebergang über den Lechfluß, der Baiern von Schwaben trennt, zu verwehren, aber er wurde dabei von einer Stückkugel schwer verwundet und starb nach 15 Tagen. Gustav Adolf zog als Sieger in die bairische Hauptstadt München ein, ohne jedoch der Stadt und dem Lande ein Leid zuzufügen. — Zn gleicher Zeit war der Kurfürst von Sachsen, nach dem mit dem Könige verabredeten Plane, in das Königreich Böhmen eingefallen und hatte feinen feierlichen Einzug in die Hauptstabt Prag gehalten. 72. Gustav Adolf und Wallen stein. So hatte die einzige Schlacht bei Leipzig dem Kaiser die Früchte des vorhergegangenen zwölfjährigen Krieges wieber genommen und er sah sich sogar in feinen eigenen Säubern angegriffen. In biefer Bebrängniß wußte er feinen Feldherrn zu finben, den er dem siegreichen König entgegenstellen konnte, außer Wallen sie in. Dieser lebte in stolzer Zurückgezogenheit auf feinen Gütern in Böhmen , noch immer zürnend über die Kränkung feiner früheren Absetzung. Die Millionen, die er im Kriege erpreßt hatte, luanbte er bazn an, eine glänzende Hofhaltung um sich zu versammeln, prächtiger, als selbst der Kaiser. Sechszig Edelknaben, in hellblauen Sammet mit Gold gekleidet, bedienten ihn, und 300 auserlesene Pferde standen in feinen Ställen und fraßen aus marmornen Krippen. Als jetzt die kaiserlichen Abgeordneten zu ihm kamen und ihn baten, dem Kaiser wieder ein Heer zu werben und es selbst anzuführen, ließ er sie lange bitten; endlich willigte er ein unter Bedingungen, die ihm eine säst kaiserliche Gewalt gaben. Er erhielt den Oberbefehl ganz unumschränkt, konnte über Leben und Tod feiner Offiziere entscheiden, und sollte sogar über die Eroberungen im Reiche frei schalten und allein Begnadigungen ertheilen können. Der Kaiser sollte nie beim Heere selbst erscheinen und Wallenstein beim Frieden Mecklenburg oder ein anderes Land als Entschädigung erhalten. Nun pflanzte er feine Werbefahne wieder auf und Taufende, die schon unter ihm gedient hatten, strömten zu ihr. Er hatte bald 40,000 Mann zusammen und vertrieb die Sachsen leicht aus Böhmen. Dann wandte er sich gegen Gustav Adolf, der ihm bei Nürnberg entgegen kam, und beide Feldherren schlugen ein verschanztes Lager gegen einander auf, so wie zwei Gegner, die sich stark genug fühlen und einer des andern Schwäche ablauern wollen. Elf Wochen lagen sie gegen einander und das Land umher seufzte schwer unter der Last der großen Heere. Ungeduldig entschloß sich endlich der König, Wollenstem auf seinen Bergen anzugreifen; aber sie waren zu gut verschanzt; ganze Reihen seiner Schweden, wurden von den Feuerschlünden niedergeschmettert und er mußte den Sturm aufgeben. Vierzehn Tage wartete er noch, ob Wollenstem nicht herabkäme ; ba er sich nicht rührte, wanbte er sich wieber nach Baiern. Darnach brach auch Wollenstem auf und zog plötzlich nach Sachsen, um den Krieg nach dem nörblichen Deutschland zu versetzen. Der König hinter ihm her; und bei Lützen, nicht weit von den Felbern, wo er schon mit Tilly gestritten hatte, traf er mit Wallenstein zusammen. Die Schlacht bei Lützen. 16. Nov. 1632. — Des Königs Seele war mit einer trüben Ahnung erfüllt. Als er einige Tage vorher in Naumburg einzog, empfing ihn das Volk als einen schützenben Engel, umfaßte feine
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