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1. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 65

1879 - Berlin : Decker
— 65 — in die Verbannung ßehn. In zehnjähriger Missionswanderung wirkte er mit apostolischem Eifer in der Wetterau. iu Liefland, Preußen, Holland, in der Schweiz, in West inbien unter den Negersclaven, in Nordamerica unter den Indianern, bis er 1747 mit der Erlaubniß zur Rückkehr nach Sachsen die Anerkennung seiner Gerneinbe erlangte. In den entlegensten Lünbern zweier Welttheile entstanden zahlreiche Niederlassungen nach den Grunbsätzen der Herrnhuter Gemeinbe. Mit unermüdlicher Thätigkeit, in nn erschöpfter Geistes- imb Liebesfülle gehörte Zinzendorf bis ans Ende seiner Stiftung an. in welcher sich Speners Lieblingsgebanke einer ecclesiola in ecclesia verwirklichte. . Herder nennt ihn einen Eroberer im Reiche der Geister, bergleichen die Welt von Anfang nur wenige gesehen hat. Er starb 1760 ; seinen Leib begleiteten 2100 Gemeindeglieder zu seiner letzten Ruhe. Das ganze Gemeindewesen der Brüderunität beruht auf der Vorausfetzung eines Specialbundes zwischen ihr und dem Herrn. Christus selbst gilt als der Oberälteste der Gemeinde, der seinen Willen ihr theils durch Eingebung seines Geistes theils in besonderen Fällen (bei Verleihung von Gemeindeämtern. Aussendung von Missionaren, Aufnahme in die Gemeinde, Verehelichungen) auf Grund von Spr. 16, 33, Apstlg. 1, 26 durchs Loos kundgiebt. Die oberste Kirchengewa'lt steht bei der Synode; ein Ausschuß derselben, die Aeltesten-Conferenz, welche ihren Sitz zu Berthelsdorf hat, besorgt die Geschäfte der Kirchenverwaltung. An der Spitze der einzelnen Gemeinden steht bic Gemeinbe-Direction. Die Kirchenämter gliedern sich in Bischöse, Aelteste, Diaconen n. s. w., die Gemeibe sondert sich nach dem verschiebenen Alter, Geschlecht itnb Staub in „Chöre" der Verheirateten, der Verwittweten, der Jünglinge, Jungsrauen und Kinder, mit besonderen Pflegern und theilweise in besonderen Häusern zusammen wohnend. Glieder und Freunde der Brüdergemeinde in der Diaspora werden durch eigens dazu erwählte Pfleger regelmäßig besucht. Mittelpunct der Lehre und des Andachtslebens der Brüdergemeinde ist die Versöhnung des Sünders durch das Blut Christi. Alle Lehrerkenntniß ist ihr bedeutungslos, die nicht mit dem Gefühl erfaßt, im Herzen erfahren wird. In ihre kirchlichen Gebräuche hat sie bic apostolische Liebesmähler wieder ausgenommen. Auf die allgemeine evangelische Kirche hat sie mannichfach wohlthätigen Einfluß ausgeübt, inbem sic ihr das Beispiel eines durch tebenbigcn Herzensglauben an bcn Gekreuzigten getragenen Gcmcindclcbens darstellt. In Einfalt, Stille und Lantcr- Säfifer, Abris, b. Kirchenbuch. >

2. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 57

1879 - Berlin : Decker
— 57 — §. 50. Die Reformation hatte nur durch Lossagung Der^Jesuiren-von der Kirche des Papstes sich durchsetzen können. Seitdem bot diese alle Mittel der List und Gewalt auf, das Verlorene wieder an sich zu bringen. Im Jesuiten-Orden stellte sich ihr hierzu ein Gehilfe von nahezu dämonischen Kräften zu Gebote. Der Stifter desselben, ein spanischer Ritter Ignatius Loyola, hatte sich, an schweren Wunden darniederliegend, an den Legenden der Heiligen zu dem Entschluß begeistert, sein ferneres Leben einer geistlichen Ritterschaft in Weltverläugnung und Weltüberwindung zu weihen. Nach seiner Genesung vertauschte er im Kloster Montserrat seine Kleider gegen Bettlergewand und weihte seine Waffenrüstung der Himmelskönigin. In harten Bußübungen fand er sich von himmlischen Entzückungen getröstet. Bei beschränkter Begabung und Bildung, aber von eiserner Willenskraft, lernte er, 33 Jahr alt unter Knaben sitzend, Latein, studirte mit Eifer Philosophie und Theologie und entwarf zu Paris mit sechs gleichgesinnten Genossen den Plan eines neuen Ordens für den katholischen Glauben, dessen Regel neben den drei gewöhnlichen Mönchsgelübden, den unbedingten Gehorsam gegen den Papst forderte. Diese „Gesellschaft Jefn" erhielt 1540 die päpstliche Bestätigung. Ignatius wurde ihr erster General. Unter seinem ihm an Geist weit überlegenen Nachfolger Laynez gelangte der Orden zu seiner weltgeschichtlichen Macht. Deine Stärke beruht in der festen einheitlichen Verfassung, der klugen Auswahl und Verwendung und dem unbedingten Gehorfam aller seiner Glieder (se ferri ac regi a divina providentia per superiores suos sinere debent perinde ac cadaver essent), in der großartigen Weite seines Gesichtskreises und seiner Wirksamkeit, in welcher er alles, was die Welt an Mitteln bietet, seinem Zwecke dienstbar gemacht hat, in der gegenseitigen Überwachung und dem Gemeingeist, welchem Vaterland, Verwandtschaft, persönliche Neigung, das eigene Urtheil und Gewissen nichts und der Orden alles gilt. Sein Arbeitsfeld ist ein dreifaches: 1) der äußeren Mission unter den Nichtchristen, 2) der inneren Mission in der römischen Kirche, 3) der eon-vertirenben Mission unter den Protestanten. Berüchtigt ist die Moral der Jesuiten durch ihre Casuistik, b. i. die cmbequemenbe Anwendung des Sittengesetzes auf einzelne Fälle des Lebens: 1) durch den Probabilismus (Der Mensch bars einer Meinung auch ohne eigne Ueberzeugung folgen, wenn Grünbe von Gewicht ober anerkannte Auetori-♦äten für jene sprechen), 2) die methodus dirigendae

3. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 62

1879 - Berlin : Decker
— 62 — des großen Fürsten soll mir ein Hindrnng sein."), darauf zum Archidiaconus nach Lübben berufen. 'Aus der großen Menge der übrigen seien hier noch Johannes Heermann, Martin R in! a r t, Georg Neu mark, Paul Flemming, Joh. Rist, Simon Dach, dut Kurfürstin Luise Henriette von Brandenburg, Jo haun es Franck genannt. ^Mctismus"d §• 55. Ueber der starken Betonung der Lehre und des Bekenntnisses in den heftigen Auseinandersetzungen mit den Katholiken und Resorrnirten hatte sich in der lutherischen Kirche eine Orthodoxie ausgebildet, die in der Wissenschaft zu einer neuen Scholastik, im practischen Leben zum Pharisäismus zu entarten drohete. Um so ernstlicher drangen Stimmen der wieder erwachenden deutschen Mystik, wie Joh. Arndts Wahres Christenthum (1605), Hein r. Müllers Erquickstunden, auf Pflege eines durch die Jesusliebe geheiligten Lebens, und Phil. I a c. S p e n e r s Pia desideria d. i. Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche (1675) leiteten eine mächtige Erwecknng der Geister ein. Der Pietismus, im Gegensatz zur Orthodoxie, auf erbaulichen Gebrauch der heiligen Schrift und häusliche Andacht, auf Wiedergeburt, Herzensfrömmigkeit und Zucht des Wandels dringend, bewahrte die evangelische Kirche vor Verknöcherung. Philipp Jacobspeuer, aus dem Elsaß gebürtig, seit 1666 Senior der Geistlichkeit in Frankfurt a. M., wo besonders feine collegia pietatis ein neues Erbauungsleben in weiten Kreisen wachriefen, später Oberhofprediger in Dresden, dann Propst an St. Nicolai in Berlin. Sein berühmtester Schüler: Aug. Herrn. Francke aus Lübeck, wirkte in Leipzig als Privatdocent besonders durch feine Bibelstunden, dann als Diaconus in Erfurt, feit 1691 Prediger der Vorstadt Glaucha zu Halle, wo er die weltbekannten noch heute blühenden Franckefchcn Stiftungen gründete, das Werk feines unbedingten Vertrauens in die Hilfen Gottes zu guten Werken. Jef. 40, 31. " Der pietistischen Schule verdankte auch das evangelische Kirchenlied eine schone Nachblüthe (feine dritte Periode 1675—1757). Es sind vorzugsweise Lieder der Heiligung, in denen die mystische Innigkeit der,,Jesus-üeder", zu welchem bereits Angelus Silesius 1657 den Ton angeschlagen, mit der ernstpractischen Richtung auf Wiedergeburt und Leben sich verschmelzt. Zu den kannteften Dichtern dieses Kreises zählen Francke, F r>^

4. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 64

1879 - Berlin : Decker
Die Brüdergemeinde. durch selbstlose Thätigkeit im Dienst der Menschenliebe vor Mit- und Nachwelt sich zu rechtfertigen und zu behaupten. Vincent de Paula, ein Mann aus dem Volke, einst Selav in Tunis, der alle geistige und leibliche Noth der Menschheit auf dem Herzen‘ trug, stiftete 1624 „die Priester der Mission" (Lazaristen), um innerhalb der Christenheit dem verwahrlosten Volke das Christenthum und seine Segnungen zu bringen, zugleich eine Bildunas- \ schule des französischen Clerus, und ad Gewissensrath der Wittwe le Gras 1634 „die barmherzigen Schwestern". ] (Forts. §. 60.) ö 7 ] §.57. In der Brüdergemeinde erreichte der Geist des Pietismus seine Ausgestaltung zu einem selbstständigen kirchlichen Gemeinwesen. Der Stifter derselben. Nicolaus Ludwig, Graf von Zinzendorf, ge-! boren 1700 zu Dresden, von Spener aus der Taufe ge- 1 hoben, wurde bis zum zehnten Jahre im Hause seiner Großmutter, der Freifrau von Gersdorf, zu tiefer Gottinnigkeit und Jesusliebe erzogen und hierauf dem Francfeschen Pädagogium in Halle übergeben. Damals schon folgte der Knabe seinem kirchenbildnerischen Trieb in der Stiftung eines Senfkorn-Ordens, stände weissagte über ihn: : Dieser wird einmal ein großes Licht in der Kirche werden. Der 16jährige Jüngling bezog die Universität Wittenberg, wo er neben dem juristischen Berufsstudium mit brennendem Eifer den theologischen Wissenschaften sich ergab; bereiste die Niederlande, Frankreich und die Schweiz und nahm darauf gegen seine Neigung die Stelle eines Kursächsischen Hof- und Justizrathes in Dresden an, was ihn nicht hinderte, in seinem Hause nach der Weise Speners öffentliche Erbauungsstunden zu halten und Erbauungs- ! schriften ausgehen zu lassen. Auf dem Hutberge bei feinem Gute Berthelsdorf in der Oberlausitz hatte er einigen Familien ausgewanderter mährischer Brüder eine Zufluchtsstätte eingeräumt, Herrnhut (Pf. 84, 4). Er gab der durch weitere Zuwanderungen verstärkten Niederlassung eine auf Grund der alten mährischen entworfene Gemeinde-Verfassung und gründete dadurch „die erneuerte Brüder-unität" 1727. 1732. legte er sein Staatsamt nieder, unterwarf sich als lutherischer Caudidat in Stralsund der theo- ' logischen Prüfung und ließ sich 1737 von dem Oberhof-prebtger Jablonsky zu Berlin, dem ältesten Bischof der • mährischen Brüder in Polen, zum Bischof der Brüder- 1 gemeinde ordiniren. Trotz ihrer ausdrücklichen Zustimmung zur augsburgischen Consession blieb diese doch mit dem Verdachte der Sectirerei belastet. Zinzendorf mußte 1738 i

5. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 68

1879 - Berlin : Decker
Xic fsltt)oüjd)f Hirdie seit 1700. — 68 — Tempel der Vernunft errichtete, bis ein Robespierre 1794 das Deeret erließ: Le peuple frangais recoimait retre supreme et riminortalite de l’äme, führten Europa zur religiösen Besinnung znrück. Die Nothjahre in der tiefsten Erniedrigung und Knechtung unseres Vaterlandes unter der Zuchtruthe Napoleons hoben den langverschür« teteu Schatz deutscher Frömmigkeit wieder zu Tage. Das geistliche Lied nahm durch Sänger wie Novalis und Moritz Arndt (fünfte Periode des Kirchenliedes) einen neuen Aufschwung. Die Schlachten der Befreiungskriege wurden „mit Gott für König und Vaterland" geschlagen. In der heiligen Alliance vereinigten sich 1815 die drei mächtigsten Herrscher Europas als Repräsentanten der evangelischen, römischen und griechischen Kirche: über den Zwiespalt des Bekenntnisses hinaus das Christenthum zum höchsten Gesetze des Völkerlebens zu erheben. König Friedrich Wilhelm Iii. beging die dritte Säcnlar-feicr der Reformation mit dem Aufruf zur Union ihrer beiden Kirchen, welcher die Denkart des Zeitalters ebenso bereitwillig entgegenkam als sich seitdem an und neben ihr der Sinn für die consessionelle Besonderheit geschärft hat. Von der 1810 gestifteten Universität zu Berlin ging durch Friedrich Schleierm ach er und seine Freunde die Begründung der neueren deutschen Theologie aus, eine wissenschaftlich vertiefte, gläubige Auffassung des Christen thu ms anbahnend, „als eines neuen göttlichen Lebens in der Menschheit, welches die Person Christi zum schöpferischen Ausgangs- und Mittelpuncte hat." Der seit 1832 aus schwachen Anfängen erwachsende Gnstav-Adolphs-Verein wurde zum Sammelpuuete protestantischen Gemeinsinns. Seit dem Revolntionsjahre 1848, welches die tiefen Schäden auch unseres kirchlichen und socialen Lebens bloslegte, entzündete sich in weiten Kreisen der Eifer für innere Mission, welche in mannichfachster Weise durch Armen- und Krankenpflege. Rettungshäuser (rauhes Haus durch Candidat Wich er u seit 1833), Kinderbewahranstalten. Diaconen- und Diaeo nissenhäuser (zu Kaiserswerth durch Pastor Flieduer seit 1836), durch Mäßigkeitsvereine, Reisepredigt und Stadtmissionen, durch seelsorgerische Behandlung der Ge fangeuen und Versorgung entlassener Sträflinge, dnrcli Verbreitung christlicher Volksschriften it. s. w. der geist leiblichen Noth unseres Volkes zu begegnen sucht. §. 60. Die, katholische Kirche setzte auch im 18. Jahr hundert überall, wo man ihr die Macht dazu ließ, ihw Feindseligkeiten gegen die Evangelischen fort: mit welcher

6. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 20

1879 - Berlin : Decker
— 20 — Verehrung erneuerte nahezu den heidnischen Heroen- und Geniencultus. Wallfahrten waren durch das Beispiel der Kaiserin Helena in Aufnahme gekommen. Aus dem Einsiedlerleben ging durch Pachomius das Klosterwesen hervor (erstes Kloster auf der Nilinsel Tabennä 340) und fand an den berühmtesten Kirchenlehrern Lob reimet: und Beförderer, im Abendlande besonders durch Ambrosius, Hieronymus und Bischof Martinus von ^ours. B_en£-dictus von Nursia gab demselben eine auf Ora et labora gegründete Regel und Reform (529), in Montecassino ein Musterkloster, der Gründer eines Ordens, dem das große Verdienst zufällt, Jahrhunderte lang viele Wunden schwerer Zeiten geheilt, Völker belehrt und bekehrt, Wildnisse urbar gemacht und die Denkmale des untergehenden classischen Alterthums auf die Nachwelt gerettet zu haben. (Forts. §. 29.) ^ Mit der Vorstellung einer über die Gemeinde erhabenen Stellung des Clerus war seit Coustantin die Ausstattung desselben mit äußeren Vorrechten Hand in Hand gegangen und namentlichoie Macht der Bischöfe in stetigem Steigen geblieben. Zu der Zahl der drei großen Metropoliten von Rom, Alexandrien und Antiochien, Patriarchen genannt, gesellte sich der von Constantüropel, welchem das zweite ökumenische Concil gleichen Rang mit dem römischen zusprach, eine unerschöpfliche Quelle der Eifersucht zwischen beiden. Doch behauptete der römische Stuhl durch die Gunst der Verhältnisse vor dem byzantinischen die größere Unabhängigkeit von den weltlichen Gewalten und die höhere Geltung bei den Völkern. Leo I., der Große, eine im poittreitde Herrschernatur, der glückliche Fürsprecher Roms gegen Attila (4521. durch Raphael in den Staimn des Vaticans gefeiert, erhob den dem römischen Patriarchen ' schon bisher zugestandenen Ehrenprimat zur praktisch sich geltend machenden Oberaufsicht über die Kirche. Er zuerst berief sich auf Matth. 16^ 18. als göttliche Institution des päpstlichen Regiments und erlangte vom Kaiser Valenti-nianus Iii. ein Gesetz, welches ihn zum Oberhaupt der abendländischen Kirche erklärte: Tune enim demum ec-clesiarum pax ubique servabitur, si rectorem suum agnoscat universitas. (Forts. §. 19.) §. 18. Die christliche Kunst nahm seit dem vierten Jahrhundert auf zwei Gebieten, welche durch das ganze j Mittelalter das Feld ihrer fruchtbarsten Entwickelungen geblieben sind, einen lebenvollen Aufschwung: in der Dicht funst und Baukunst. 1. Das Verbot Julians, welches den Christen den

7. Abriß der Kirchengeschichte für Gymnasien - S. 60

1879 - Berlin : Decker
— 60 — des T erritorialsysteins (cuius regio eins religio), ursprünglich zur Rettung des Protestantismus ausgebracht, besonders in Oesterreich, Bayern und den bischöflichen Ländern Rheinland und Westphaen unerbittliche Anwendung zur Beseitigung des Protestantismus. Die unerträgliche Spannung des Gegensatzes entlud sich im Hreißigjä h r i giltl-^xie-gx. (1618—48). Seine Veranlassung gab der Aufstand der Böhmen, welchen Kaiser Matthias durch Verletzung der Zusagen des Majestätsbriefs Rudolfs Ii. hervorgerufen. Nach Ueberwindung des böhmischen Winterkönigs F r i e fc> r i ch Y. von der Pfalz und C h r i st i a n s von Dänemark gab Kaiser Ferdinand Ii. das Restitutiousediet 1629, kraft dessen alle seit dem Pas-sauer Vertrag eingezogene Stiftungen der katholischen Kirche zurückgestellt, die Calvirfften vom Religions-frieden ausgeschlossen und die katholischen Stände an der Bekehrung ihrer Unterthanen nicht verhindert werden sollten. König Gustav Adolf von Schweden hinderte durch seinen Siegeszug von Usedom bis München die Vergewaltigung der evangelischen Kirche. Seit seinem Heldentod bei Lützen am 6. November 1632 schwankte das Waffenglück hin und her, bis der grauenvolle Krieg an gegenseitiger Ermattung im westphälischeu Frieden sein Ende fand. Unter schwedischer und französischer Bürgschaft wurde der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auf die Reformirteu als Augsburgische Con-sessionsverwandte ausgedehnt. Ueber streitigen Besitzstand der Kirchengüter sollte das Jahr 1624 entscheiden. ' Das politische Gleichgewicht der protestantischen und katholischen Stände aus den Reichstagen und m Reichsgericht wurde sicher gestellt. Die Aufrechterhaltung der den Evangelischen durch den Frieden verbürgten Rechte überwachte seit 1663 das Corpus evangelicorum. („Gottlob, nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort, daß nunmehr ruhen sollen die Spieß und Schwerter und ihr Mord." P. Gerhard.) Doch war es ein Friede ohne innere Versöhnung, Deutschland auf ein Jahrhundert verwüstet, verarmt, zerrüttet, an Geist und Kräften gelähmt, an Sitten verwildert^ und unter Verlust edler Provinzen ausländischem Einfluß preisgegeben. Seit dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640—88) wurde an Stelle Kursachsens, dessen Fürsten überdies seit dem Uebertritt Friedlich Augusts des Starken (1698) der katholischen Kirche wieder angehörten, der jugendlich-aufstrebende brandenbnrgisch-prenßische Staat der politische Vertrete-und Sachwalter der evangelischen Kirchen Deutschlands.

8. Weltkunde - S. 109

1876 - Hannover : Helwing
109 c. Die Franken. §. 29. Das Heranwachsen derselben. Wo wohnten zur Zeit der Völkerbündnisse die Franken? Chlodwig stiftete um 500 das Frankenreich. Er herrschte zuerst nur über einen Theil der Franken (zwischen Maas und Schelde), besiegte 486 die letzten Römer (Soissons), 496 die Alemannen, 507 die Westgothen, unter- warf mit Gewalt und List die übrigen Franken und beherrschte so ganz Gallien und die Rheinlande. An der Donau hatte sich aus Vermischung ein neuer Stamm gebildet, die Bayern, die um 550 in Abhängigkeit von den Franken kamen. Seine Söhne theilten das Reich und eroberten Thüringen (dessen nörd- licher Theil an Sachsen fällt) und Burgund. Noch ver- schiedene Theilungen und Wiedervereinigungen haben kein besonderes Interesse. Unter den letzten schwachen Königen (Merowingern) kam die ganze Macht allmählich in die Hände der Haus- hofmeister. Der major domus Karl Martell schlug 732 bei Poitiers (wo liegt das?) die Mauren. Pipin der Kleine stieß mit Zustimmung des Papstes den letzten Merowinger vom Thron und wurde selbst König. Er zog gegen die Longobarden, schenkte das eroberte Land dem Papste und gründete so den Kirchenstaat. So gründen die Franken eine feste Herr- schaft über die gesammten deutschen Stämme, mit Ausnahme der Sachsen und Friesen. An die Stelle der römischen Macht ist die germanische getreten. §. 30. Lehenswesen. In dem Frankenreiche verschwindet der letzte Rest altgermanischer Gemeinfreiheit, und durch Eroberungen rc. bildet sich die Lehensversassung, die nun dem deutschen Leben ein ganz anderes Gepräge gab. Die Könige beschenkten ihre Dienstmannen mit erobertem Lande für die geleisteten Kriegs- dienste (Eigenthum, Allod). Von dem, was der König für sich behielt, gingen manche Stücke wieder auf die Dienstleute als Lehen über. Dieses Verhältnis dehnte sich schon früh auch auf Aemter aus; aber erst nach und nach wurde die Erblichkeit fest- gestellt. Die Vasallen waren dem Lehensherrn in allen Dingen zu Dienste und Treue verpflichtet. Da die Lehensmannen von ihrem Lehen wieder kleine Stücke an andere als Lehen abgaben, so wurden sie dadurch wieder zu Lehensherren, und es enstand eine vielfach verzweigte Gliederung. Das ärmere Landvolk gerieth in Leibeigenschaft. Mancher Freie trat auch sein Allod ab, um es als Lehen gegen Schutz rc. wieder zu empfangen. Hofämter: Kämmerer (der den Schatz bewahrte), Marschall (der die Pferde unter Aufsicht hatte), Truchseß (der die Tafel besorgte), Schenk (der den Wein herbeischaffte und darreichte), major domus (der

9. Weltkunde - S. 135

1876 - Hannover : Helwing
135 §. 64. Der dreißigjährige Krieg, a. Veran- lassung. Die Spannung zwischen Protestanten und Katholiken dauerte noch immer fort. 1 Als Kaiser Matthias den streng katholischen, jesuitisch erzogenen Ferdinand Ii. zu seinem Nach- folger ernannte und durch Schließung einer protestantischen Kirche und Niederreißung einer andern, beide in Territorien geistlicher Stände in Böhmen, nach der Meinung der Protestanten den Maje- stätsbrief verletzte und die Verwaltung Böhmens an 10 Statt- halter, wovon 7 Katholiken, übertrug, entstand in Prag ein Aufruhr, 1618, bei dem die kaiserlichen Räthe aus dem Fenster geworfen wurden. — b. Hergang. 1. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—24). Ferdinand Ii. (1619—37) war Kaiser geworden. Die Böhmen wollten ihn nicht als König haben und wählten das Haupt der Union, Friedrich von der Pfalz. Dieser wurde aber in der Schlacht am weißen Berge geschlagen, mußte fliehen, Böhmen wurde verwüstet und der Protestantismus ausgerottet. Friedrich erhielt nur von zwei Landsknechtsführern (Christian von Braunschweig und Ernst von Mans- feld) Hülse, diese wurden in der Pfalz von Tillh geschlagen, und das Kurfürstenthum Pfalz kam an Bayern. — 2. Der niedersächsisch-dänische Krieg (1624—30). Als Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld erst in die Nieder- lande und dann in Niederdeutschland einfielen, theils um die Katholiken zu schädigen, theils um ihre Truppen zu ernähren, rückte Tillh nach Westfalen und schlug Christian in Westfalen. Bald nachher starb dieser. Als Tillh nun Norddeutschland be- drohte, stellte sich Christian Iv., König von Dänemark als Kriegö- oberster an die Spitze der Protestanten, wurde aber von Tillh bei Lutter am Barenberge in Braunschweig geschlagen. (1626). Albrecht von Wallenstein wurde kaiserlicher Obergeneral über ein von ihm selbst geworbenes Heer, schlug Mansfeld bei der Dessauer Brücke (1626) und verfolgte ihn bis Ungarn, wo Mansfeld starb. Tillh und Wallenstein eroberten Holstein, Wallenstein dann Schleswig und Jütland. Er verjagte die meck- lenburgischen Herzöge, eroberte Pommern, aber Stralsund widerstand ihm siegreich (Wallensteins Schwur). 1629 wurde mit Dänemark Frieden geschlossen, in welchem Christian seine Länder zurück erhielt, aber seine Verbündeten im Stiche ließ. Wallenstein wurde mit Mecklenburg belehnt. Im Restitutions- edikt (Wiederherstellungsgesetz) befahl der Kaiser, der katholischen Kirche alle seit dem schmalkaldischen Kriege eingezogenen geistlichen Güter zurückzugeben. Die lauten Klagen aller Reichsstände, auch der katholischen, über die fürchterlichen Erpressungen und Grausam- keiten des Wallensteinschen Heeres bei Ausführung des Restitutions-

10. Weltkunde - S. 136

1876 - Hannover : Helwing
edikts bewogen den Kaiser, Wallenstein seines Feldherrnamtes zu entsetzen und einen großen Theil des Heeres zu entlassen. — 3. Der schwedische Krieg (1630—35). Da landete der fromme Gustav Adolf, König von Schweden, an der pommer- schen Küste. Die Ausschiffung der Truppen fiel gerade aus den Tag, da vor 100 Jahren die Protestanten dem Kaiser ihre Be- kenntnisschrift in Augsburg überreicht hatten. (Wann?) Gustav Adolf wollte die unterdrückten Protestanten schützen und seine Ver- wandten, die Herzoge von Mecklenburg, wieder einsetzen. Nach- dem er die.kaiserlichen aus Pommern vertrieben, rückte er nach Brandenburg vor, aber sein Schwager, der schwache Georg Wil- helm von Brandenburg, und der Kurfürst von Sachsen zauderten, sich Gustav Adolf rechtzeitig anzuschließen. So konnte er nicht hindern, daß Tilly Magdeburg zerstörte (Mai 1631). Bald darauf schlug ihn Gustav Adolf im September bei Leipzig oder Breitenfeld. Während nun die Sachsen Böhmen eroberten, zog Gustav Adolf im raschen Siegeslauf (mit Weimar, Sachsen, Braunschweig verbunden) durch Thüringen und Franken nach dem Rhein und dann nach Bayern, wo er am Zusammenfluß des Lech und der Donau Tilly schlug, der tödtlich verwundet wurde (1632). Während dieser Zeit hatte auf des Kaisers Bitten Wallen- stein wieder ein Heer geworben, dessen unumschränkter Oberherr er wurde. Er vertrieb die Sachsen aus Böhmen und wandte sich dann gegen Gustav Adolf. 11 Wochen standen beide sich ver- schanzt gegenüber bei Nürnberg. Der Sturm der Schweden und Weimaraner mislang. Schnell zog Wallenstein nach Sachsen. In der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 fiel Gustav Adolf, aber die Schlacht wurde gewonnen. Es wurde in Süd- deutschland weiter gekämpft (Bernhard von Weimar, Oxenstierna). Wallenstein wurde 1634 zu Eger in Böhmen ermordet. (Wes- halb?) Die Kaiserlichen und die Bayern siegten im August bei Nördlingen (wo?) über die Schweden. 1635 schlossen Sach' sen, Brandenburg und die meisten protestantischen Fürsten mit dem Kaiser Frieden. — 4. Der schwedisch-französische Krieg (1635—48). Die Franzosen mischten, wie bislang schon heimlich, so jetzt offen sich in die deutschen Angelegenheiten *), und beide, Schweden (Bannär und Torstenson) und Franzosen kämpften gegen die Kaiserlichen weiter; bald siegten diese, bald jene. Nach langen Verhandlungen (seit 1637 regierte Fer- dinand Iii. als Kaiser, zum Frieden geneigt) wurde endlich zu *) Weshalb - Es betraf die Verminderung der deutschen Macht und die Vergrößerung Frankreichs. Der Krieg wird nun zu einem rein po> litischeu.
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