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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 23

1873 - Hildburghausen : Gadow
21 deren Gewährung gar leicht mißbraucht oder wenigstens zu einer großen Versuchung werden konnte. Aber bald überzeugte er sich, mit was für einer aufrichtigen und redlichen Seele er es zu thun habe. Er fragte unter andern Dingen nach dem Wenigen, was nach den dama- ligen Anforderungen der Kirche ein Christ wissen sollte. Der Knabe sagte seinen Glauben, sein Vaterunser nebst einigen andern kürzeren Gebeten gut her und beantwor- tete munter etliche Fragen aus den Evangelien. Nun sprach der Abt: „Mein Söhnlein, du darfst alle Tage, wenn unsere Kühe zur Tränke getrieben werden, kommen und holen, was sie unter dem Barren liegen lassen. Und wenn der Bruder Küchenmeister etwas übrig hat, so wird er es dir auch mitgeben für dich und deine Mutter." Dann segnete er den Knaben und entließ ihn froh und. getröstet. In der Hütte der Wittfrau hatte nun die Noth ein Ende. Bald kam auch der warme und freundliche Früh- ling; die Wittwe entdeckte wieder eine ergiebige Sandgrube, und ihr Benedikt trieb als gedungenes Ziegenhirtlein die Ziegen des Dorfes auf die hohen, luftigen Berge. In die Kost ging er bei den einzelnen Besitzern der Ziegen der Reihe nach. Sein Osterlamm aß er im Kloster, seinen Psingstkuchen buk ihm die Wirthin, seinen Kirchweihschmauß hielt er in der neuen Mühle und seinen Namenstag feierte er wieder bei den Benediktinern. An Unterhaltung fehlte es ihm auch auf den einsamen Höhen nicht. Da lag der damals noch unbenützte Kalk- schiefer so am Tage, daß es ihm leicht ward, Platten davon herauszuheben und aus ihnen mit einem ganz kleinen Ham- mer, den ihm noch sein verstorbener Vater gemacht hatte, regelmäßige Vierecke zu fertigen. Was man so unrichtiger und sündlicher Weise Zufall nennt, führte den Knaben zu einer wichtigen Erfindung. Benedikt legte einmal eine Schieferplatte, wie er sie aus dem Boden gebrochen hatte, auf seinen Schooß, zeichnete mit einer Kohle von seinem Hirtenfeuer ein Viereck darauf und sprach dann bei sich: „Wenn ich fünfzig solche viereckige Tafeln hätte, könnte ich meine ganze Haus- flur damit belegen, wo jetzt die Hühner scharren, wenn es draußen regnet." Und während er dieß dachte, klopfte er mit seinem Hämmerlein auf dem einen schnurgera- den Kohlenstrich sanft auf und ab. Denn er freute sich über den hellen Klang der Platte. Aber auf einmal

2. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 138

1873 - Hildburghausen : Gadow
136 kam. Der Blick seines Auges, die ganze stolze Haltung und ein gekrümmter Finger an der einen Hand, die er ausstreckte, machten diesen aufmerksam. „Du bist nicht der, der Du scheinen willst", sprach Karl zu ihm. „Ich bin ein Fürst wie Du", antwortete unerschrocken Wittekind, „ich bin der Herzog der Sachsen." Diese Weise gefiel dem großen Könige wohl; er unterredete sich lange mit ihm über die Gebräuche der christlichen Religion, die der Heide in der Kirche des Lagers gesehen, und Wittekind erklärte sich bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, er habe in seinem Wappen ein schwarzes Roß geführt und nach der Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in dem Braunschweigischen und Hannoverischen Landeswappen das weiße Roß stammen. Karl führte auch Krieg mit den Mauren (Arabern) in Spanien, und es gelang ihm, das Reich durch Eroberung der spanischen Mark bis an den Ebro hin zu erweitern. Der Nachtrab seines Heeres, von seinem Neffen, dem wegen seiner wunderbaren Stärke viel besungenen Roland geführt, fiel in einen Hinterhalt. „Die Noncevalschlacht," eins der herrlichsten Gedichte des Mittelalters, schildert diesen Unter- gang. Karls Reich erstreckte sich also von dem Ebro im Westen bis zu der Theiß in Ungarn und der Oder, von dem Kanal, der Nordsee, der Eider, der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, Niederland, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn. Karls Lieblingssitze waren Aachen und Ingelheim. Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des Reichs ermahnt hatte, seinem Sohne treu zu bleiben, ging er 813 am 16. November im kaiserlichen Schmuck in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, er- mahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder all- zeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, Keinen seiner Lehen und Ehren ohne hinlängliche Ursache und Untersuchung zu entsetzen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 83

1873 - Hildburghausen : Gadow
Si Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, insoweit in Schutz, daß er nur in Augsburg vor dem päpstlichen Gesandten Kajetan er- scheinen durfte (im I. 1518). Indessen vermochte ihn dieser nicht zum Widerruf zu bewegen. Eben so wenig gelang dies einem zweiten Gesandten des Papstes, von Miltitz (1519), und auch die Disputation mit dem Vertheidiger der päpstlichen Macht, Eck, in Leipzig diente nur dazu, ihn in seinen Ansichten zu befestigen. Als daher'der Papst die Bannbulle gegen ihn schleuderte, so that er am 10. December 1520 den noch entscheidenderen Schritt, das; er diese und die Sammlung der päpstlichen Verordnungen öffentlich in Wittenberg verbrannte. 33) Mittlerweile war im I. 1520 Kaiser Karl V. zur Regie- rung gelangt, ein besonders mächtiger Fürst, welcher Oesterreich, Spanien, die Niederlande, Neapel, Sizilien und die spanischen Eroberungen in der neuen Welt unter seiner Herrschaft vereinigte, der Reformation aber nicht wohlwollte. Dieser lud Luther vor den Reichstag zu Worms und als Luther auch hier standhaft bei seiner Lehre verharrte*), so that er ihn in den Bann, worauf sein Gönner, Kurfürst Friedrich der Weise, ihn bei Altenstein scheinbar mit Gemalt gefangen nehmen ließ und ihn auf die Wartburg in Sicherheit brachte. Dort begann er seine Bibelübersetzung mit den Psalmen. Er kehrte aber schon im nächsten Jahre nach Witten- berg zurück, als ein Theil seiner Anhänger (namentlich Karlstadt) durch Irrlehren Unruhen erregte und dadurch seine Anwesenheit nöthig wurde. In den nächsten Jahren vereinigte er sein Wort mit den Waffen der Fürsten, um den Bauernkrieg, welcher in einen; großen Theil von Deutschland zum Ausbruch kam und in Nord- deutschland hauptsächlich durch Thoinas Münzer erregt wurde, zu unterdrücken. Münzer mit seinem Anhang wurde in der Schlacht bei Frankenhausen (1525) geschlagen, er selbst gefangen genommen und hingerichtet. 34) Nach dem Tode Friedrichs des Weisen im I. 1525 erklärte sich sein Nachfolger Johann der Beständige (1525 bis 1532) noch entschiedener für die Reformation, die demnach in Kursachsen all- gemein eingeführt wurde: ein Beispiel, dem bald andere Länder folgten. ^Luther machte darauf in den I. 1527 bis 1529 eine Rund- reife hi Sachfen, auf welcher er vorzüglich die Volksschulen besser einzurichten bemüht war, für welche er auch seinen kleinen Kate- chismus herausgab. 35) Im I. 1529 wurde die neue Lehre wieder auf dem Reichs- tag zu Speier verhandelt und daselbst beschlossen, daß die Anhänger der neuen Lehre vor der Hand unangefochten bleiben, jede weitere Verbreitung derselben aber verboten werden sollte. Gegen diesen Beschluß erklärten sich (protestirten) die Anhänger der neuen Lehre und erhielten deshalb den Namen Protestanten. Als darauf ein Einigungsgesuch auf dem Reichstage zu Augsburg, im Jahre 1530, auf welchem die Augsburger Confession übergeben wurde**), zu keinem günstigen Erfolg führte, vielmehr die Protestanten sich mit Gewalt bedroht sahen, so schlossen sie zu ihrer Vertheidigung im I. 1531 das L>chmalkaldische>Bündniß. 36) Ehe es jedoch zum Krieg kam (der Kaiser war nämlich durch Kriege mit den Franzosen und Türken beschäftigt), starb der *) S. Nr. 81 des Lesebuchs. **) S. Nr. 62 des Lesebuchs. Anh. 3. Th. pefcbuch. r

4. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. uncounted

1873 - Hildburghausen : Gadow
88 nunmehr auf engere Grenzen beschränkt wurde, Herzöge oder es hatte auch reinen gemeinschaftlichen Fürsten, sondern stand untei Grasen. Ein solcher war auch Ludwig der Bärtige, welcher 103b eine Grafschaft in Thüringen gründete, worin ihm sein Sohn Lud wig Ii., der Springer*) (1ó56—1128), dann dessen Sohn Ludwig Iii (11-28—1140), welcher zum Landgrafen erhoben wurde (daher als solcher Ludwig I.), dann Ludwig der Eiserne**) (1140— 1172) Ludwig Iii. (1172—1190), Hermann I. (1190—1211), Ludwig bei Heilige (1217—1227), dessen Gemahlin oie heilige Elisabeth war und endlich Heinrich Raspe folgte, mit dessen Tode 1247 das Ge schlecht ausstarb. 2) Die Erbschaft der Landgrafen^ das heutige Thüringen, sie fast ganz au das Haus Wettin, das Stammhaus der jetzigen sächsi scheu Fürsten, welche bereits die Markgrasschaft Meißen und da^ Osterland befaß nud nun Thüringen mit diesem Besitz vereinigte Markgraf Heinrich der Erlauchte nahm das Erbe nach einem langer Kriege im I. 1203 in Besitz (st. 1288). Auf ihn folgte Albrecht oe> Unartige, der mit seinen Söhnen, Friedrich mit oer gebissenen Wang« und Diezmann, Krieg führte und sein Land sogar an den Kaisei verkaufte, gegen den es jedoch Friedrich (1288—1324) behauptete 3) Als darauf im Jahr 1422 das askanische Haus ausstarb welches seit 1180 im Besitz des Herzogthums Sachsen war, so erhiel ein Abkömmling des Hauses Wettin, Friedrich der Streitbare, auck Sachsen (des. aus dem Kurkreis Wittenberg bestehend) und damii zugleich die Kurwürde. Rach seinem Tode (1428) regierten feint Söhne Friedrich der Sanftmüthige und Wilhelm , erst gemeinschaft lich, theilten aber nachher und geriethen darüber in Krieg (Bruder- krieg, 1446—1451), der jedoch durch Friedrichs Edelmuth noch gut lich beigelegt wuroe. Friedrich starb 1464; ihm folgten seine Söhn-: Ernst und Albert, welche, nachdem ihnen auch Wilhelms Thei durch dessen Tod (1482) zugefallen, den Vertrag zu Leipzig schlossen durch welchen das sächsische Land in die 2 Theile der ernestinischen und albertinischen Linie getheilt wurde. Ernst erhielt das Kurland und Thüringen, Wilhelm oie Markgrafschaft Meißen; das Oster land wurde getheilt. Ernst starb 1486, Albert 1500. 4) Im albertinischen Sachsen folgte auf Albert: Georg (150' —1539), Heinrich (1539—1541), welcher die Reformation in seinen Lande einführte, dann Moritz (1541—1553), der die Kurwürde süi sich und die albertinische Linie gewann (s. §. 37). Im ernestini scheu Sachsen merke die Kurfürsten: Friedrich den Weisen (l48t —1525), Johann den Beständigen (1525—1532), Johann Friedrick den Großmüthigen (1532—1554), (s. § 32—36) und die Herzöge Johann von Weimar (st. 1611) und von dessen 8 Söhnen Wilheln (st. 1662), den Stifter der jetzigen weimarischen Linie, Ernst dei Frommen (st. 1675), den Stifter der gothaischen Linie und bei jüngsten, Bernhard, welcher im 30jährigen Kriege an Gustav^Adolsi Seite focht, ferner Bernhard I., den Gründer oes Hauses Sachsen Meiningen, Karl August von Weimar (1758—1828), der im Iah: 1815 zum Großherzog erhoben wurde, und Herzog Georg I., Herzog Bernhard Erich Freund und Herzog Georg Ii. von Meiningen. *) S. Nr. 73 des Lesebuchs. **) S. Nr. 74 und 75 des Lesebuchs.

5. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 192

1873 - Hildburghausen : Gadow
190 84. Lukas Kranach der Aeltere. Lukas Kranach, der Aeltere, war einer der geschick- testen und berühmtesten Maler seiner Zeit, zwar im Auslande, in der Stadt Kronach in Franken, geboren (1742), aber in Sachsen einheimisch geworden. Er er- öffnet die Reihe der bekannten sächsischen Maler, und es gebührt ihm das Lob, den Kunstsinn in Sachsen ge- weckt zu haben. Seine Gemälde werden noch jetzt sehr gesucht und theuer bezahlt. Schon der kunstliebende Kur- fürst, Friedrich der Weise von Sachsen, hatte diesen vor- trefflichen Maler und edlen Mann wegen seiner Kunst und Tugend um das Jahr 1493 an seinen Hof gezogen, ihn zum Hofmaler gemacht und zum Begleiter auf der Wallfahrt nach Jerusalem mitgenommen. Er verlieh ihm, zum Zeichen seines Beifalls, den adeligen Wappen- schild einer geflügelten Schlange, Kranachs Malerzeichen. Diese Gunst Friedrich des Weisen stieg unter Johann dem Beständigen und erreichte unter Johann Friedrich dem Großmüthigen die höchste Stufe; denn Lukas war dessen besonderer Liebling und verdiente es auch; denn er widmete diesem biederherzigen Fürsten sich ganz, sowie auch der Fürst ihm mit innigster Freundschaft zugethan war. In guten Zeiten hatte er bei dem redlichen und verständigen Maler Rath und Ergötzung gefunden, in bösen Stunden fand er Aufheiterung und Trost. Als Wittenberg nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg von Kaiser Karl V. eingeschlossen und, um das Leben des gefangenen Kurfürsten zu retten, eben im Begriff war, dem ergrimmten Sieger die Thore zu öff- nen, ließ er den Hofmaler Kranach, welcher zugleich Bürger- meister der Stadt war, zu sich ins Lager kommen, empfing ihn huldreich und sagte: „Es hat mir Dein Kur- fürst ehedem zu Speier ein schönes Gemälde, so Du verfer- tiget, verehrt und ich betrachte dasselbe stets mit Vergnügen. Deßhalb wollte ich den Meister selbst sehen. Auch, fügte er freundlicher hinzu, ist zu Mecheln im Schlosse mein Bildniß von Deiner Hand vorhanden, und ich möchte gern von Dir wissen, wie alt ich damals gewesen?" Kranach erwiderte: „Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt. Als dieselben mit dem Kaiser Maximilian, der Ew. Majestät bei der Hand führte, in das Zimmer getreten war, um sich abschildern zu lassen, konnte ich nicht bequem damit fortfahren, noch Ew. Majestät zum

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 165

1873 - Hildburghausen : Gadow
163 hartnäckigen Forderung zurückbringen und seinen starren Sinn erweichen. Der Kurfürst sah sich daher genöthigt, sie ihm mit Gewalt zu nehmen und den Vitzthum in seine vorigen Meißnischen Güter wieder einzusetzen. Die- ses Verfahren erklärte Kunz für Ungerechtigkeit, und es verdroß ihn so sehr, daß er beschloß, sich auf das Em- pfindlichste an dem Kurfürsten zu rächen. Er kam auf den boshaften Gedanken, seinem Landesherrn das ibm Theuerste und Liebste, seine beiden Prinzen, zu rauben, oie Prinzen, auf denen die ganze Hoffnung des meißnisch- thüringischen Hauses ruhte. Dadurch hoffte Kunz zu sei- nem Zweck zu gelangen und den Kurfürsten zu zwingen, ihm seine unrechtmäßigen Forderungen zu bewilligen. Nie hatte der Kurfürst geglaubt, daß Kunz, den er mit so -viel ausgezeichneter Achtung behandelt hatte, an ihm und seinen Kindern so grausam handeln könne. Kunz äußerte seinen bösen Vorsatz selbst in Gegenwart des Kurfürsten, indem er erklärte, daß er sich nicht an Land und Leuten, sondern an des Landesherrn eigenem Leibe und Blute er- holen würde. Der Kurfürst hielt die Ausführung einer solchen Drohung für unmöglich und sagte bloß die Worte: „Mein Kunz, siehe zu, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennest." Kunz faßte indeß wirklich den boshaften Entschluß, seines Landesherrn beide Söhne zu entführen. Er unter- suchte zu dem Ende genau und sorgfältig alle Ein- und Ausgänge, sowie überhaupt die Lage des Schlosses zu Altenburg, wo der Kürfürst damals seinen Hof hatte, weil deren Kenntniß ihm zur Vollführung seiner That nöthig war. Zugleich verband er sich mit andern eben so bos- haften als verwegenen Rittern, die er durch Geld und Versprechungen gewann, und die ihm zur Ausführung seines Vorsatzes behülflich zu sein eidlich versprechen mußten. Die vornehmsten waren die beiden meißnischen Ritter Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels. Nun fehlte es ihm noch an einem Kundschafter. Es fand sich bald ein verschmitzter, liederlicher Bube, ein kurfürst- licher Küchenjunge, Namens Hans Schwalbe, der Alles, was auf dem Schlosse vorging, ausforschen und ihm da- von Nachricht geben sollte, und der sonach einen vollkom- menen Spion abgab. Dieser Mensch war ihm zur Aus- führung seiner boshaften Unternehmung besonders wich- tig. Kunz hatte sich unterdeß auf das Schloß Kohren zu einem seiner Freunde, in der Nähe von Altenburg, Ix*

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 198

1873 - Hildburghausen : Gadow
196 schönen Beinamen der Heldenmüthigen beigelegt. Sie hat denselben besonders auch wegen ihrer standhaften Thätigkeit verdient, mit welcher sie die Reformation in ihrem Lande zu befördern und zu befestigen, das Mönchswesen gänzlich abzuschaffen und den Schulunterricht in einen bessern Zustand zu setzen suchte. Huldreich gewährte sie Allen, die der reinen Lehre halber Verfolgungen auszustehen hatten (und das geschah damals häufig), Schutz und Unterstützung. So nahm sie unter Andern auch einen gewissen Kaspar Aquila vor der Wuth seiner Verfolger in Schutz und rettete ihn dadurch vor einem schmählichen Tode. Dieser Aquila war Pfarrer zu Saalseld, war in seinen jüngern Jahren der kaiserlichen Armee Karl's V. als Feldprediger nach den Niederlanden gefolgt und hatte schon hier einmal die Angst vor dem gräßlichsten Tode auszustehen gehabt; denn als er sich einst geweigert hatte, eine Kanonenkugel zu taufen, wurde er von den ausgelassenen Soldaten in einen Feuer- mörser geladen, um in die Luft geschossen zu werden, welchenl grausamen Schicksale er nur dadurch glücklich entkam, daß das Pulver nicht zünden wollte. Jetzt nun war er zum zweiten Male in Lebensgefahr. Er hatte nämlich Karlls V. Interim (eine vom Kaiser den Protestanten vorgeschriebene Glaubensformel) auf der Kanzel heftig angegriffen. Der Kaiser war daher auf den freimüthigen Prediger sehr er- zürnt, und es ward ein Preis von 5000 Gulden auf seinen Kopf gesetzt. Da ließ ihn die Gräfin Katharina, auf Bitten der Saalfelder Bürger, heimlich auf ihr Schloß bringen, hielt ihn mehrere Monate lang auf demselben verborgen und pflegte sein mit der edelsten Menschenliebe, bis er sich ohne Gefahr wieder sehen lassen konnte. Katharina starb (1567), allgemein verehrt und schmerz- lich betrauert, im 58sten Jahre ihres ruhmvollen Lebens und im 29sten ihrer segensreichen Regierung. In der Haupt- kirche zu Rudolstadt ruhen ihre Gebeine. 86. Gefahr und Rettung deß Oberstadtjchreibers Frisius rmd feiner Familie bei der Eroberung von Magdeburg im Jahre 1631, erzählt von seinem Sohne. Die Belagerung begann im Februar des Jahres 1631 und währte bis den 10. Mai, an welchem die Stadt

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 79

1873 - Hildburghausen : Gadow
77 auch nach Frankreich vordrangen, wurde ihren ferneren Eroberun- gen durch die genannte Schlacht das Ziel gesetzt*). 19) Tie Erhebung Pipins aus den Königsthron gelang besonders durch Unterstützung des Papstes und seines Apostels Bonisacius. Als nämlich das Christenthum sich immer weiter ausdehnte, so erhoben sich die Bischöfe über die andern Geist« licheir und unter ihnen nahm wiederum der Bischof von Nom (weil angeblich das dortige Bisthum durch den Apostel Petrus gegründet worden) den obersten Platz und das Necht, die Kirche zu regieren, in Anspruch, worin derselbe hauptsächlich auch durch Bonisacius (eigentlich Winfried genannt) unterstützt wurde, welcher von 718—755 nicht nur das Christenthum da, wo dasselbe im fränkischen Reich noch nicht angenommen war, ioabeni mit ihm auch die Lehre von der Oberboheit des Papstes verbreitete. Als daher Pipin die Königskrone wünschte, wandte er sich an den Papst mit der Frage, ob ihm mit der königlichen Macht nicht auch der königliche Raine gebühre, und dieser gab dein Bonisacius Auftrag, ihn zu salbe», und that es auch 2 Jahre nachher noch einmal selbst. 20) Auf Pipin folgte sein Sohn Karl der Große (768 bis 81-1), welcher durch den Sachsenkrieg (772 bis 803 und durch andere siegreiche Kriege das Frankenreich dergestalt ver- größerte, daß es alle diejenigen europäische» Länder umfaßte, welche einst das weströmische Reich gebildet hatten, nur mit Ausnahme eines Theils von Cpairien. Auch letzte ihm der Papst, dem er gegen die Longobarden in Italien Hülfe ge- leistet hatte, die römische Kaiserkrolie aus im I. 800. Zugleich wußte er durch weise Einrichtungen Ruhe und Ordnung in seinem rveiteu Reiche herzustellen und zu erhalten, so wie er auch für die Bildung seines Volkes Alles t.-at, was die dama- ligen Verhältnisse erlaubten **). 21) Karls Sohn, Ludwig der Fromme, gab durch seine Schwäche Anlaß, d.,h seine Söhne sich unter einander bekrieg- ten und sogar gegen ihren Vater die Wafsen kehrten. Der Krieg wurde auch nach seinem Tode (840) fortgesetzt, und nachher durch den Vertrag zu Berdün (spr. Werdöng) im I. 843 dahin beendiat, daß das Reich unter die 3 Söhne getheilt wurde. Lothar erhielt Italien und einen Landstrich an Rhone und Rhein bis an die Schelde (Lothringen genannt), Karl den westlichen Theil (Frankreich), Ludwig den östlichen Theil, d. h. Deutschland. Seitdem bildete Dentschland ein bc- *) Auch Spanien wurde ihnen nach und nach bis jui» 15. Jahr- hundert durch C»c wenigen Cbnsien wieder entrissen die in den Georgen Ane Zuflucht getuchl harren und von da aus erobernd wieder vordrangen. **) S. Nr. 69 de» Lesebuchs.

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 84

1873 - Hildburghausen : Gadow
82 Kurfürst Johann der Beständige (1532), dem sein Sohn Johann Friedrich der Großmüthige folgte, und starb auch Luther zu Eis- leben am 18. Februar 1546*). Kurz nach Luther's Tode aberbrach der Schmalkaldische Krieg aus (1546—1547), welcher mit der Nie- derlage des Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg endigte, in Folge deren Johann Friedrich selbst und das andere Haupt der Protestanten, Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen, in des Kaisers Gefangenschaft geriethen. 37) Allein Herzog Moritz von Sachsen, der, obgleich selbst Protestant, den Kaiser gegen seinen Vetter, den Kurfürsten, unter- stützt hatte, und statt dessen die Kurwürde vom Kaiser erlangt hatte, wendete nunmehr die Waffen gegen den Kaiser und zwang ihn zu dem Paffauer Vertrag (1552), m welchem den Protestanten Glaubensfreiheit zugestanden und welcher nachher durch den Augs- burger Religionsfrieden (1555) bestätigt wurde. 38) Ungefähr gleichzeitig mit Luther war in der Schweiz und zwar in Zürich Ulrich Zwingli in gleichem Sinne aufgetreten und hatte eine Hälfte der Schweiz für die neue Lehre gewonnen. Seine Lehre wurde nachher von Calvin in Genf weiter ausgebildet und fand später auch in Deutschland Aufnahme. Ihre Anhänger heißen Reformirte. 39) Außer in Deutschland wurde die Reformation auch noch in England, Schottland, Schweden und Dänemark eingeführt. b) Der dreißigjährige Krieg von 1618—1648. 40) Durch den Augsburger Religionsfrieden war in Deutsch- land noch keine völlige Ausgleichung zwischen Protestanten und Katholiken herbeigeführt worden; vielmehr dauerte die feindselige Stimmung immer fort, bis sie in Böhmen im 1.1618 zum Kriege aus- brach. In diesem zu Oesterreich gehörigen Lande sahen sich näm- lich die dortigen, damals sehr zahlreichen Protestanten durch den Kaiser in ihren Rechten bedroht. Sie werfen daher die kaiserlichen Räthe Martinitz und Slawata aus dem Schloßfenster in Prag, vertreiben die Oesterreicher aus Böhmen und rücken im folgenden Jahre unter Anführung des Grasen Thurn vor Wien, welches sie hart bedrängen, bis der Kaiser durch rasch herbeigekommene Truppen aus seiner Roth befreit wird. Auch wählen sie statt des Kaffers den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König. Indeß werden sie nn Jahr 1620 vom Kaiser, der von den übrigen Katho- liken (der katholischen Liga) unter Herzog Maximilian von Bayern unterstützt wird, am werßen Berge bei Prag geschlagen und das Land unterworfen. 41) Der Kaiser mit der Liga setzt den Krieg, fort, erobert die Pfalz und als Niederdeutschland die Waffen ergreift, um sich gegen die Katholiken zu schützen und den König Christian Iv. von Däne- mark zum Führer wählt, so stellt Albrecht von Wallenstein im Namen des Kaisers, aber aus seine oder vielmehr auf Deutschlands Kosten ein großes Heer auf, mit welchem er — neben Tilly, dem Führer der Liga — allen Widerstand zurückschlägt, so daß der Kaiser im Jahr 1629 in gam Deutschland unumschränkt herrscht. 42) Da erscheint zu der Zeit, als der Neid der übrigen Fürsten den Kaiser genöthigt hatte, Wallenstein abzudanken, rm I. 1630 zur Rettung der Protestanten Gustav Adolph, König von Schweden. *) S. Nr. 83 des Lesebuchs.

10. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 85

1873 - Hildburghausen : Gadow
63 Zwar vermag er Magdeburg nicht zu retten, welches am 10. Mar von Tilly erobert und zerstört wird*). Kurz darauf aber Wägt er Tilly bei Leipzig, verfolgt Tilly brs an den Lech und als Wal- lenstein wieder den Oberbefehl der Kaiserlichen übernommen hatte, so schlägt er auch diesen am 16. November bei Lützen, fällt aber selbst in der Schlacht. 43) Der Krieg wurde darauf von den Schweden, denen sich auch die Franzosen anschlossen, und den protestantischen Fürsten (von denen aber die Mehrzahl schon im I. 1635 mit dem Kaiser Friede schloß) bis zum Jahr 1648 fortgeführt, in welchem der west- fälische Frieden geschlossen wurde. Der Krieg endete^mit der Verwüstung von ganz Deutschland und damit, daß an Schweden Pommern nebst einigen andern Theilen Deutschlands, an Frank- reich der Elsaß, zunächst jedoch mit Ausnahme der darin gelegenen freien Reichsstädte, abgetreten werden mußte. e) Die Zeit zwischen dem westphälischen Frieden und dem Ausbruch der französischen Revolution, 1648—1789. 44) Deutschland, durch den westfälischen Frieden und durch seine Uneinigkeit geschwächt, konnte sein Ansehen nach außen nicht erhalten und verlor in zahlreichen Kriegen mit Ludwig Xiv., König von Frankreich, die Städte im Elsaß, welche noch deutsch geblieben waren, später auch noch Lothringen (im I. 1735). Nur Friedrich der Große, König von Preußen, weckte das Selbstgefühl der Deut- schen wieder, als er sich im siebenjährigen Kriege (1756—1763) gegen weit überlegene Feinde, gegen Oesterreich, den größten Theil der übrigen deutschen Staaten, Rußland und Frankreich behauptete, und namentlich als er im Jahr 1757 über die Franzosen bei Roß- bach einen glänzenden Sieg gewann**). 45) Indeß hatten in Frankreich selbst die Kriege Ludwigs Xiv., die Verschwendung seiner Nachfolger, die Unsittlichkeit der höheren Klassen und die vielen herrschenden Mißbräuche nach und nach den be- denklichsten Zustand herbeigeführt. Der Staat war mit einer über- großen Schuldenlast beladen und in dem Volke war die Achtung vor der Regierung, vor dem Gesetz und vor dem Fürsten nach und nach zerstört worden. Die Aufregung wurde dadurch erhöht, daß die nordamerikanischen Staaten, die bisher unter Englands Herrschaft gestanden hatten, diese Herrschaft mit Frankreichs Beistand abge- worfen und einen Freistaat gebildet hatten (s. 6. § 110). d) Die französische Revolution. Napoleon. Der Be- freiungskrieg. 46) Der König von Frankreich, Ludwig Xiv., sieht sich im I. 1789 genöthigt, die Reichsstände zusammen zu berufen, um für die bedrängte schwierige Lage des Reiches Abhülfe zu stnden. An- fangs sind diese ernstlich und mit redlichem Willen um Verbesse- rungen bemüht, und erregen in und außer Frankreich durch die Abschaffung vieler Mißbräuche die lebhaftestes Hoffnungen. Bald aber werden Leidenschaft und zügellose Herrschsucht entfesselt. Der König wird erst ins Gefängniß geworfen, dann zum Tode verur- teilt und hingerichtet (1793), vor und nach ihm Tausende der redlichsten Bürger (Schreckensherrschaft unter Robespierre). Die Preußen und Oesterreicher, mit mehreren anderen Staaten ver- *) S. Nr. 86 des Lesebuchs. **) S. Nr. 87 des Lesebuchs. 6*
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