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Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Ib
— Gott. Fatalismus — Vorherbestimmung. Freitag der wöchentliche
Feiertag. Ramadan — 30tägiges Fasten. Bairamfest — 3tägiges
Freudenfest. Imam — Priester. Derwische — eine Art Mönche.
Mufti n kirchliches Oberhaupt, auch Mitglied des Divan oder ge-
heimen Rathes. — Zwei Parteien: Sunniten, vorzüglich in Ae-
gypten, Syrien, Türkei, Arabien und Tatarei; und die Schiiten
nehmen die Sunna (Ueberlieferung) nicht an, besonders in Persien
verbreitet. (Im 18ten Jahrhunderte entstand eine Sekte, die We-
chabiten.)
12. Entstehung des Papstthums. Unter Konstantin
dem Großen die angesehensten Bischöfe zu Rom, Konstantinopel, Ale-
xandrien und Antiochien. — Nach Theodosius dem Großen(Theilung
des Reiches unter seine Söhne Arkadius und Honorius in Mor-
genland und Abendland 395) die mächtigsten Bischöfe in Konstan-
tinopel (Patriarch) und Rom. — Der morgenländische Kaiser Pho-
kas ernennt den römischen Bischof (Gregor den Großen 590 — 604)
zum Oberhaupte (Papst) der ganzen Christenheit. (Spätere Spaltung
in die abend- und morgenländische Kirche 1053 unter Michael Ce-
rularius, dem Patriarchen zu Konstantinopel.) — Pipin der Kleine,
inajor domus — Reichsverweser des fränkischen Königs Childerich,
durch Papst Zacharias 752 als fränkischer König bestätigt, schenkt
dem Papste dafür Land. — Karl der Große vermehrt — im Jahre
800 von Leo Iii. als römischer Kaiser gekrönt—durch Schenkungen
die weltlichen Besitzungen des Papstes. — Die päpstliche Macht
(Hierarchie) nimmt zu, steigt am höchsten unter Gregor Vii.
Dritte Periode bis 1317.
13. Papst Gregor Vii. (Hildebrand) 1073 — 85, verbie-
tet die Simonie — Erwerbung geistlicher Aemter durch Geld, ordnet
das Cölibat an 1074 und untersagt die Investitur (Einsetzung der Bi-
schöfe durch Laien) 1075.—Verhalten gegen Heinrich Iv. (s. allg.gesch).
14. Irrthümer und Mißbrauche der christlichen
Kirche, a) Anbetung der Heiligen, von Gregor dem Großen ge-
boten. Johann Xv. gab das erste Beispiel einer päpstlichen Ka-
nonisation (Heiligsprechung). — b) Verehrung der Reliquien (Ue-
berreste der Heiligen). — c) Bilderdienst (Verehrung der Heiligen-
bilder) von Maria, Christus re. gemalt, geschnitzt oder ausgehauen.
— d) Wallfahrten (Betfahrten zu entfernten Heiligenbildern, Reli-
quien, heiligen Stätten). — e) Werkheiligkeit, Streben nach Gott-
gefälligkeit durch sogenannte gute Werke, z. B. durch einsames Leben,
Selbstpeinigungen, Gebete (Rosenkranz—schnur niit 150 Kugeln in
15 Abtheilungen), Schenkungen an Kirchen re., Ablaßkauf :c. —
f) Lehre vom Fegfeuer (Gregor der Große 600). — g) Verbot des
Bibellesens (Innocenz Iii. 1199). — h) Lehre von 7 Sakramen-
ten : Ohrenbeichte (Innocenz Iii. 1215), Firmung (Concil zu Lyon
1274), Ehe, Priesterweihe (Ordination), letzte Oelung — außer Taufe
und Abendmahl (seit dem Mönche Radbertus 831 die Transsubstan-
tiation — Verwandlung des Brodes und Weines in das Fleisch
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Extrahierte Personennamen: Theodosius_dem_Großen( Honorius Honorius Gregor Gregor Michael_Ce- Königs_Childerich Childerich Zacharias Karl_der_Große Karl Leo_Iii Leo Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Gregor_dem_Großen Gregor Johann_Xv. Maria Maria Christus Gregor Innocenz_Iii Innocenz Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Persien Rom Konstantinopel Mor- Rom
Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
19
und Blut Jesu und seit 1147 Abendmahl unter einerlei
Gestalt).'
15. Monchswesen. Früher in der Einsamkeit lebende
Asceten, Anachoreten, Eremiten, Einsiedler traten in Gesell-
schaften zusammen. Paulus von Theben 250. Antonius in Aegyp-
ten 305; sein Schüler Pachomius legt den Grund zu den Klöstern.
•— Mönche, Nonnen; Abt, Aebtissin; Prior, Priorin. ■—-Kloster-
gelübde: Keuschheit, Armuth, Gehorsam. Das erste Kloster in
Europa 530 von Benedikt von Nursia gestiftet (Benediktiner). Der
Orden der Dominikaner, von Dominikus de Guzmann 1215 gestif-
tet; Franziskaner oder Minoriten, von Franz von Assisi 1208 gestif-
tet; Karmeliter, vom Papste Honorius Iii. 1224 bestätigt; Augu-
stiner seir 1256 vereinigt; Kapuziner, von Matthäus v. Bassi 1528
gestiftet und noch andere.
16. I n qui si tion (Ketzergericht). Ketzer — Andersgläubige,
früher von den Bischöfen mit Bann belegt. 385 erste Ketzerverur-
theiluug (Priscillian) zum Tode von der Synode zu Trier.—Durch
Ketzermeister (Inquisitoren) geschahen Gütereinziehungeu und Hin-
richtungen (Auto da fe) in Spanien (unter Ferdinand dem Katho-
liken), Frankreich, Italien. — 1229 bestätigt Gregor Ix. die In-
quisition auf der Synode zu Toulouse. Der berüchtigtste Ketzermei-
ster, Konrad von Marburg, wüthete 1214 — 33 am Rheine. Un-
ter dem Großinquisitor Torquemada in Spanien fielen 1481 -— 98
etwa 10,000 Menschenopfer. In den Niederlanden unter Philipp Ii.
1808 Aufhebung in Spanien unter Napoleon,
17. Kreuzzüge 1096— 1291 (s. allgem. Geschichte).
18. Geistliche Ritterorden in Palästina.
a) Johanniterorden (Hospitalbrüdrr) seit 1048 von neapo-
litanischen Kaufleuten durch ein Johannes dem Täufer geweihtes
Kloster begründet, im 12. Jahrhundert durch Raymund in einen
Ritterorden umgewandelt; 1191 aus Palästina vertrieben; 1369 auf
der Insel Rhodus (Rhodiser); seit 1530 aus der Insel Malta (Mal-
teser) , die ihnen 1798 die Franzosen entrissen; seit 1800 Besitz-
thum der Engländer (Kleidung: schwarze Mäntel mit weißem
Kreuze).
b) Templerorden (Tempelherren), 1119 durch mehrere Ritter
zur Beschützung der Pilger in Palästina gestiftet, später in Woh-
nungen auf dem Tempelplatze in Jerusalem, 1291 aus die Insel
Cypern geflüchtet, 1312 durch Papst Clemens V. und König Phi-
lipp Iv. mittels einer Bulle aufgehoben; Großmeister Molay und
viele andere Ritter lebendig verbrannt (Kleidung: weiße Mäntel mit
rothem Kreuze).
c) Deutsche Ritter (Kreuzherren, Marianer), von Herzog
Friedrich von Schwaben 1190 gestiftet, besorgten in dem von einigen
Kaufleuten aus Bremen und Lübeck gegründeten Hosvitale die Pflege
kranker und verwundeter Pilger in Jerusalem (Kleidung: weiße
Mäntel mit schwarzem Kreuze). 1229 von den Polen gegen die
Preußen zu Hilfe gerufen, besiegten sie die Letzteren und bekehrten
2*,
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Extrahierte Personennamen: Antonius Benedikt_von_Nursia Dominikus_de_Guzmann Franz_von_Assisi Franz Honorius_Iii Honorius Matthäus Ferdinand Gregor_Ix Gregor Konrad_von_Marburg Konrad Torquemada Philipp_Ii Philipp Napoleon Johannes Clemens_V. Marianer Friedrich_von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Theben Europa Spanien Frankreich Italien Toulouse Rheine Spanien Niederlanden Spanien Palästina Palästina Malta Palästina Jerusalem Cypern Molay Bremen Jerusalem
54
welche die Verehrer Jesu belehrten, für die Pflege der Armen und
Kranken sorgten, den Glauben durch eine wahre Gottesverehrung
förderten und darüber wachten, daß keine Jrrlehrer den Samen des
Unglaubens ausstreuten. War eine Gemeinde sehr zahlreich und
blühend, so genoß natürlich auch der Vorsteher derselben eine große
Achtung. Solche große Christengemeinden gab es in den ersten Jahr-
hunderten namentlich zu Rom in Italien, zu Alerandrien in
Aegypten, zu Antiochien in Syrien und zu Con st ant in opel
in der heutigen Türkei. Lange standen diese Aufseher oder Bischöfe
dem Range nach einander gleich, und keiner derselben hatte mehr Vor-
rechte als der andere. Allein mehre Umstände vereinigten sich in der
Folge, welche dem römischen Bischöfe eine größere Gewalt verliehen.
Rom war ja die Hauptstadt des abendländischen Kaiserthums; in Rom
gab es große Reichthümer; nach Rom wendete man sich auch, damit
der dasige Bischof die Streitigkeiten beilegen sollte, worein sich nicht
selten verschiedene Gemeinden oder ihre Vorgesetzten verwickelten.
Dazu kam, daß Pipin, der Staatsminister des fränkischen Königs
Childerich, seinen schwachen Herrn vom Throne stieß und sich mit
Genehmigung des römischen Bischofs Zacharias selbst darauf setzte.
Zacharias salbte ihn im 8ten Jahrhunderte zum Könige der Fran-
ken, wofür ihm dieser beträchtliche Ländereien in der Umgegend von
Rom schenkte. Karl der Große, Pipin's Sohn, bestätigte ihn im
Besitze derselben, und so war der Grund zu dem nachmaligen Kirchen-
staate gelegt. Von jetzt an ward der römische Bischof ausschließlich
Papst, d. h. Vate r, genannt; ein Titel, den man früher sämmtlichen
-Bischöfen der übrigen Provinzen gab. Bald wuchs mit der Gewalt
der Päpste auch ihre Anmaßung. Sie erklärten sich öffentlich für die
unmittelbaren Nachfolger Petri und gaben fälschlich vor, der
Apostel Petrus habe die Gemeinde zu Rom gegründet, er sei der erste
Bischof daselbst gewesen und habe den jedesmaligen Papst zu seinem
Nachfolger bestimmt. Gleichwohl hat Christus niemals gewollt, daß
der Apostel Petrus ein regierender Herr sein sollte; vielmehr war es
sein Wille, daß seine Schüler lehren, nicht aber herrschen sollten.
Die Päpste sprachen ferner den Grundsatz aus, sie seien die Statt-
halter Christi oder die Stellvertreter desselben; wie also der Er-
löser bei seinem Leben für die Kirche gesorgt habe, so sei es die Pflicht
des Papstes, als eines sichtbaren Oberhauptes der christlichen Ge-
meinden, das Wohl derselben zu fördern. Je mehr diese Behaup-
tungen geltend wurden, desto unumschränkter herrschte von Rom aus
der angebliche Stellvertreter Christi, und er wollte nichts mehr davon
wissen, daß der Heiland die Länder, die ihm der Versucher bot, ver-
schmähte und nicht einmal hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte.
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Extrahierte Personennamen: Childerich Zacharias Zacharias Karl Apostel Petrus Christus Apostel Petrus Christi
Extrahierte Ortsnamen: Italien Syrien Rom Rom Fran- Rom Rom Rom Christi
56
verkündigte, und welche seine Apostel nach dem Tode ihres Herrn mit
eben so viel Klarheit als Wärme verbreiteten. Allmählich schlichen sich
Irrthümer ein, welche das Evangelium verfälschten und in kurzer Zeit
erhielt das Falsche eine gesetzliche Kraft, weil die Vorsteher der Kirche
ihren Vortheil dabei fanden.
Das Evangelium lehrt: „Der Mensch arbeite und schaffe
mit seinen Händen etwas Gutes, auf daß er habe zu geben
den Dürftigen." Aber schon im 2ten Jahrhunderte begaben sich
viele Christen in die Einsamkeit, nährten sich von schlechter Kost, beteten,
ohne zu arbeiten, und fügten ihrem Körper mancherlei Schmerzen zu,
indem sie sich mit Ruthen oder Riemen blutig hieben, in der Meinung,
ein solches Leben sei ein wahrhaft frommes Leben und Gott wohlge-
fällig. Mau nannte diese Sonderlinge Einsiedler. Die vorzüg-
lichsten darunter hießen Paulus von Theben, Antonius von
Aegypten und Simon, welcher Letztere 30 Jahre lang sich auf
einer Säule unter freiem Himmel aufhielt, ohne je herabzusteigen, und
blos von den freiwilligen Gaben lebte, welche ihm gutwillige Menschen
brachten. Aus diesem Einsiedlerleben bildeten sich im 6ten Jahr-
hunderte die Mönche, die in Klöstern lebten, und von denen mehre
den Namen Bettelmönche erhielten, weil sie sich nicht nützlich beschäf-
tigten, sondern blos im Lande herumzogen und Almosen zusammen-
bettelten.
Das Evangelium lehrt: „Ob Jemand sündigt, so haben
wir einen Fürsprecher bei d e m V a t e r, I e s u m C h r i st u m,
der gereckt ist." Aber bald sagte man, es gebe Heilige, das ist:
verstorbene Menschen, die sich durch Fasten, durch eheloses Leben, durch
Wunder ausgezeichnet hätten. Wegen ihrer großen Vorzüge wurden
sie vom Papste für Heilige erklärt. Dian sagte ferner: Diese Heiligen
herrschen mit Jesu im Himmel; darum muß man sie in aller Demuth
ehren, sie zu seinen Fürsprechern bei Gott machen, sie um ihren Schutz
anrufen und ihre Körper verehren. In der Folge der Zeit hatte daher
jedes Land, ja fast jede Stadt ihren besonderen Schutzheiligen oder
Schutzpatron.
Das Evangelium lehrt: „Da sie sich für weise hielten,
sind sie zu Narren geworden und haben verwandelt die
Herrlichkeit des großen Gottes in ein Bild gleich dem ver-
gänglichen Menschen." Aber bald fand man es nöthig, die Bilder
von Jesu, von der Maria, von den Heiligen einer vorzüglichen Auf-
merksamkeit zu würdigen. Man beugte vor ihnen die Kniee; man küßte
sie; man entblößte vor ihnen das Haupt; man unternahm weite Reisen
zu ihnen; man zündete Lampen vor ihnen an und brachte Weihrauch,
um ihnen die gebührende Ehre zu erweisen.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Irrthümer Antonius Simon Dian Jesu Maria Maria
63
ihn im 8ten Jahrhunderte zum Könige der Franken, wofür
ihm dieser beträchtliche Ländereien urn Rom schenkte. Karl
der Große, Pipin's Sohn, bestätigte ihn im Besitze der-
selben und so war der Grund zu dem nachmaligen Kirchen-
staate gelegt. Von jetzt an ward der römische Bischof aus-
schließend Papst d. h. Vater genannt; ein Titel, den
man früher sämmtlichen Bischöfen der übrigen Provinzen
gab. Bald wuchs mit der Gewalt der Päpste auch ihre
Anmaßung. Sie erklärten sich öffentlich für die unmittel-
baren Nachfolger Petri, und gaben fälschlich vor,
der Apostel Petrus habe die Gemeinde zu 9ionv gegründet,
er sei der erste Bischof daselbst gewesen, und habe den je-
desmaligen Papst zu seinem Nachfolger bestimmt. Gleich-
wohl hat Christus niemals gewollt, daß der Apostel Petrus
ein regierender Herr seyn sollte; vielmehr war es sein Wille,
daß seine Schüler lehren, nicht aber herrschen sollten.
Die Päpste sprachen ferner den Grundsatz aus, sie seyen
die Statthalter Christi, oder die Stellvertreter des-
selben; wie also der Erlöser bei seinem Leben für die Kirche
gesorgt habe, so sey es die Pflicht des Papstes, als eines
sichtbaren Oberhauptes der christlichen Gemeinden, das Wohl
derselben zu fördern. Jemehr diese Behauptungen geltend
wurden, desto unumschränkter herrschte von Rom aus der
angebliche Stellvertreter Christi, und er wollte nichts mehr
davon wissen, daß der Heiland die Länder, die ihm der
Versucher bot, verschmähte, und nicht einmal hatte, wo er
sein Haupt hinlegen konnte. Unter allen Päpsten dehnte
keiner seine Macht weiter aus, als Gregor Vii., eigent-
lich Hildebrand genannt, der Sohn eines Schmiedes,
der von 1073 — 108.5 regierte. Von Kaisern und Königen
forderte er Unterwerfung. Als daher der deutsche Kaiser
Heinrich Iv. sich ihm widersetzte, so that er diesen in
den Bann, zufolge dessen ihm keiner seiner Untergebenen
mehr gehorchte, und er von aller christlichen Gemeinschaft
so lange ausgeschlossen blieb, bis ihn der Papst wieder zu
Gnaden annahin. Heinrich, dem es sonst nicht an. Muth
gebrach, unternahm im Winter eine beschwerliche Reise
über die Alpen nach Italien, um seinen Feind um Verzeih-
ung zu bitten. Gregor hielt sich damals zu Canossa in
Toskana bei der Gräfin Mathilde auf. Hier ließ er
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Extrahierte Personennamen: Karl Apostel Petrus Christus Apostel Petrus Christi Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Christi Italien Toskana
C i>
Klarheit als Warme verbreiteten. Allmalig schlichen sich
Irrthümer ein, welche das Evangelium verfälschten, und
in kurzer Zeit erhielt das Falsche eine gesetzliche Kraft, weil
die Vorsteher der Kirche ihren. Vortheil dabei fanden.
Das Evangelium lehrt: Der Mensch arbeite
und schaffe mit seinen Händen etwas Gutes,
auf daß er habe zu geben den Dürftigen.. Aber
schon im 2ten Jahrhunderte begaben sich viele Christen in
die Einsamkeit, nährten sich von schlechter Kost, beteten,
ohne zu arbeiten, und fügten ihrem Körper mancherlei
Schmerzen zu, indem sie sich mit Ruthen oder Rieinen
blutig hieben, in der Meinung, ein solches Leben sey ein
wahrhaft frommes Leben und Gott wohlgefällig. Man
nannte diese Sonderlinge Einsiedler. Die Vorzüglich-
sten darunter heißen Paulus von Theben, Antonius
von Aegypten, und Simon, welcher letztere 30 Jahre
lang auf einer Säule unter freiem Himmel lebte, ohne je
herabzusteigen; er lebte blos von den freiwilligen Gaben,
welche ihm gutwillige Menschen brachten. Aus diesem
Einsiedlerleben bildeten sich im 6ten Jahrhunderte die Mönche,
die in Klöstern lebten, und von denen Mehre den Namen
der Bettelmönche erhielten, weil sie sich nicht nützlich be-
schäftigten, sondern blos im Lande herumzogen und Almo-
sen zusammenbettelten.
Das Evangelium lehrt: „Ob Jemand sündigt,
so haben wir einen Fürsprecher bei den: Vater,
Jesum Christum, der gerecht ist." Aber bald sagte
man, es gebe Heilige, das ist verstorbene Menschen, die
sich durch Fasten, durch eheloses Leben, durch Wunder aus-
gezeichnet hätten. Wegen ihrer großen Vorzüge wurden sie
vom Papste für Heilige erklärt. -Man sagte ferner: Diese
Heiligen herrschen mit Jesu im Himmel; darum muß man
sie in aller Demuth ehren, sie zu seinen Fürsprechern bei
Gott machen, sie um ihren Schutz anrufen und ihre Körper
verehren. In der Folge der Zeit hatte daher jedes Land, ja
fast jede Stadt ihren besonderen Schutzheiligen, oder Schutz-
patron. Das Evangelium lehrt: „D a sie sich für w e i se
hielten, sind sie zu Narren geworden, und
haben verwandelt die Herrlichkeit des großen
Gottes in ein Bild gleich dem v e r ga n g l i ch en
5
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Extrahierte Personennamen: Irrthümer Antonius Simon
Gl
vermochten, und zündete alsdann zur Nachtzeit die Brenn-
stoffe an', damit die zum Tode verurtheilten Christen die
Stelle leuchtender Laternen vertreten sollten. Wahrlich eine
Unmenschlichkeit, für welche die menschliche Sprache keine
Worte hat. Zn dieser Verfolgung fanden zwei der thätig-
sten Apostel ihr Ende. Paulus, von dem wir noch 13
Briefe oder Episteln im neuen Testamente haben, ward zu
Rom enthauptet, nachdem durch ihn viele Tausende zur neuen
Lehre bekehrt worden waren, und Petrus, der uns eben-
falls zwei Briefe hinterlassen hat, starb den Tod am Kreuze,
wie es ihm Jesus schon lange vorher geweissaget hatte. Be-
drückungen der Art erlaubten sich die römischen Kaiser gegen
die Christen noch öfter, his endlich zu Anfange des 4ten
Jahrhunderts Constanti» der Große den Thron be-
stieg. Dieser Kaiser herrschte über ein unermeßliches Reich.
Es gehörten dazu in Europa: Italien mit seinen Inseln, Por-
tugal, Spanien, Frankreich, England, Theile von Schott-
land, Holland und Deutschland, Ungarn, die Moldau und
Walachei, Griechenland und die Inseln; ferner in Asien:
Syrien, Phönizien und Palästina; in Africa: Aegypten,
nebst der ganzen nördlichen Küste jenes großen Erdtheils.
Zu dieser Herrschaft gelangte er 324. Schon früher zeigte
er sich dem Christenthume nicht abgeneigt. Bald aber machte
er dasselbe zur allgemeinen Religion in seinen weitläufigen
Besitzungen, ohne jedoch die Heiden mit Strenge zu ver-
folgen, oder sie mit Gewalt zur Annahme der neuen Lehre
zu zwingen. Als Freund der Christen verbot er die Opfer
bei Lebensstrafe; 'auch riß er die heidnischen Tempel nieder,
zerstörte die Götzenbilder, die man bisher angebetet, baute den
Christen prachtvolle Tempel, ertheilte den Lehrern des Chri-
stenthums viele Vorrechte, und war selbst in seinen An-
dachtübungen sehr fleißig. Kurz vor seinem Ende, nämlich
im Jahre 337, ließ er sich taufen. Seinem Beispiele folgten
viele Große des Reiches, und so kam es, daß das Evan-
gelium von Jesu Christo bald allgemeinen Beifall unter den
heidnischen Völkern fand. Zwar versuchte es ein Verwandter
von Constantia dem Großen, Julianus, dem Heiden-
thume wieder aufzuhelfen, und er heißt daher in °der Ge-
schichte I u l i a n u s der Abtrünnig e. Allein dieser
Christenfeind, der seit 331 regierte, fiel bald daraus in ei-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Petrus Jesu_Christo Constantia
Extrahierte Ortsnamen: Rom Europa Italien Spanien Frankreich England Holland Deutschland Ungarn Griechenland Asien Syrien Africa
62
ner Schlacht gegen die Perser. So war auch diese neue
drohende Gefahr glücklich vorüber, und noch nicht war das
4te Jahrhundert zu Ende, als der römische Kaiser T h e o-
dosius, mit dem Beinamen der Große, sich der be-
drängten Ehristusbekenner kräftig annahm, scharfe Gesetze
gegen das Heidenthum ergehen ließ und das Christenthum
für den allgemein geduldeten Glauben in seinem Reiche er-
klärte. In demselben Geiste handelten auch seine beiden
Söhne, Honorius und Arcadius, unter welche er
seine vielen Lander noch bei seinen Lebzeiten vertheilte. Ge-
nug, die christliche Kirche war nun fester begründet, als je,
und sie feierte den schönsten Sieg über ihre Feinde.
Die G e w a l t der P ä p si e.
Je mehr sich das Christenthum ausbreitete, desto nö-
thiger war es, daß die christlichen Gemeinden ihre Vorsteher
oder Aufseher erhielten, welche die Verehrer Jesu belehrten,
für die Pstege der Armen und Kranken sorgten, den Glau-
den durch eine wahre Gottesverehrung förderten und darüber
wachten, daß keine Irrlehrer den Saamen des Unglaubens
ausstreueten. War eine Gemeinde sehr zahlreich und blühend,
so genoß natürlich auch der Vorsteher derselben eine große
Achtung. Solche große Christengemeinden gab es in den
ersten Jahrhunderten namentlich zu Rom in Italien, zu
Alexandrien in Aegypten, zu Antiochien in Syrien
und zu C o n st a n t i n o p e l in der heutigen Türkei. Lange
standen sich diese Aufseher oder Bischöfe dem Range nach
einander gleich, und keiner derselben hatte mehr Vorrechte,
als der andere. Allein mehre Umstande vereinigten sich in
der Folge-, welche dem römischen Bischöfe eine größere Ge-
walt verliehen. Rom war ja die Hauptstadt des abendlän-
dischen Kaiserthums; in Rom gab es große Reichthümer;
nach Rom wendete man sich auch, damit der dasige Bischof
die Streitigkeiten beilegen sollte, worein sich nicht selten ver-
schiedene Gemeinden oder ihre Vorgesetzten verwickelten.
Dazu kam, daß Pipin, der Staatsminister des fränki-
schen Königs Childerich, seinen schwachen Herrn vom
Throne stieß und sich mit Genehmigung des römischen Bi-
schofs Zacharias selbst darauf setzte. Zacharias salbte
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Königs_Childerich Childerich Zacharias Zacharias