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Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
- 111
Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums.
Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.)
1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen.
Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten.
1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer.
Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt.
1492 Entdeckung Amerikas. v.
Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe.
Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti.
1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt).
2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. .
3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m .
4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Peter_Schsser Gutenberg Mohammed Konstantin_Xi Palologus Karl_der_Khne Karl Karl Karl Nancy Renatus_von_Lothringen Karl Nancy Karls Ludwig_Xi.1 Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Friedrichs Maximilian Maximilian Christoph_Kolumbus Jsabella Ferdinands August Karl_Vii Karl Jeanne_d'arc Remy_tn Philipp Philipp Margarete Jsabella_von_Castll Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Mainz Mainz Italien Burgund Burgund Niederlande Bndnis Karls Burgund Frankreich Burgund Niederlande Amerikas Indien Afrika Portugal Spanien Haiti Lothringen Rouen Spanien Granada
um es wegen seines falschen Ausspruches zu beschämen. Aber dieses ließ ihm sagen, er habe ja durch seinen Übergang über den Halys ein großes Reich zerstört, freilich — sein eigenes; das Wort sei also erfüllt.
c) Unterwerfung der Griechen in Kleinasien. Dieser schnelle und entscheidende Sieg des Cyrus rief große Bestürzung bei allen Völkern Asiens hervor, besonders auch bei den in Kleinasien wohnenden Griechen. Vor dem Kriege gegen Krösus hatten sie ein Bündnis mit Cyrus abgelehnt; nun schickten sie eine Gesandtschaft an den Sieger, um mit ihm einen Freundschastsvertrag abzuschließen. Cyrus erzählte diesen Gesandten folgende Fabel: Ein Fischer saß am User und blies den Fischen die schönsten Melodien zum Tanze vor, aber sie achteten nicht daraus und wollten nicht kommen. Da nahm er sein Netz und sing sie. Als er sie nun ans Land zog und sie um ihn herum
zappelten, sprach er: „Hört jetzt nur aus zu tanzen, da ihr vorher
nicht auf mein Pfeifen tanzen wolltet." Den Griechen erging es wie den armen Fischen; sie verloren ihre Freiheit.
d) Kamps gegen Babylon. Cyrus ging schließlich zum Kampfe vor gegen das babylonische Reich, das schon in einem großen Bogen von den Ländern des siegreichen Eroberers umschlossen war. Mit Gewalt konnte das außerordentlich stark befestigte Babylon nicht genommen werden; es wurde List gebraucht. Während eines großen
Festes waren die Wachen in der Stadt nicht recht auf ihrem Posten.
Cyrus hatte Abzugskanäle für den Euphrat, der mitten durch die Stadt floß, graben lassen und das Wasser in der Nacht in einen See geleitet. Dadurch sank es so tief, daß die persischen Krieger durch den Fluß waten und unter der Mauer her in die Stadt eindringen konnten. So wurde Babylon 338 erobert und der persischen Herrschaft unterworfen, damit waren auch Syrien, Phönizien und Palästina seinem Reiche einverleibt. (Vergl. Gesch. der Babylonier.) Den unter Ne-bucadnezar in die Gefangenschaft geführten Juden gestattete Cyrus die Rückkehr in ihr Vaterland (336).
3. Lebensende des Cyrus. Nicht so glücklich wie gegen die Völker Irans und Mesopotamiens war Cyrus im Kampfe gegen die Massa-geten, die nördlich vom kaspifchen See wohnten, am Sir oder Jaxartes. Nachdem ihre Königin Tomyris einen Heiratsantrag des Cyrus abgewiesen, wurde ihnen der Krieg erklärt. Krösus, der den König begleitete, hatte den Rat erteilt, reichlich Speisen und Wein in dem Lager auszustellen, und dann dasselbe zu verlassen, als wolle man sich zurückziehen. Diesen Rat hatte Cyrus befolgt. Die Massageten, geführt von dem jungen Königsfohne, fielen über das Lager her und ließen sich die Speisen und den Wein, dessen Wirkungen sie nicht kannten, gut schmecken. Nun kehrten die Perser zurück, schlugen die meistens berauschten Massageten in die Flucht und nahmen viele gefangen, auch den Sohn der Tomyris. Dieser wurde vor Cyrus geführt. Als er sich eine Gnade ausbitten sollte, bat er um Lösung seiner Fesseln und Rückgabe seines Schwertes. Kaum war seine Bitte
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Asiens Kleinasien Cyrus Irans Mesopotamiens
— 173 —
Von großartigstem Einfluß auf die Bilbung der weiblichen Jugenb war die Reformation. Seit Luther dem deutschen Volke die beutsche Bibel und das beutsche Gesangbuch in die Hand gegeben hatte, war eine planmäßige Unterweisung auch der weiblichen Jugenb eine Not-wenbigkeit geworben. Luther sorberte, „die allerbesten Schulen, beibe für Knaben und Mägblein, an allen Orten aufzurichten". „Ein Mägblein kann wohl soviel Zeit haben, daß sie des Tags eine Stuube zur Schule gehe und bennoch ihres Geschäfts im Hause wohl warte; verschlästs und vertanzt es und verspielet es boch wohl mehr Zeit," schrieb er.
Sein Wunsch ist im Laufe der Jahrhunberte erfüllt worben; jetzt finben sich allerorten Schulen, in benen Knaben und Mägbelein gleichmäßig unterrichtet werben.
3. Rechtliche Stellung der Frauen. Obwohl die beutsche Frau nicht die Stellung einer Sklavin dem Manne gegenüber hatte, so galt sie boch nicht als gleichberechtigt. Der Mann war Herr und Gebieter, bessert Willen und Gebot sie unterworfen war. Die Jungfrau konnte nicht nach ihrer Herzenswahl die Ehe eingehen, fonbern der Vater bestimmte ihr bett Gatten. Auch in der christlichen Zeit blieben die Verhältnisse lange ähnlich geregelt. Das Bibelwort: „Er soll Dein Herr sein!" unterstellte die Frau der Oberhoheit des Mannes; er war ihr Vormunb in allen rechtlichen Angelegenheiten. Auch blieb es Sitte, daß der Vater die Hand der Tochter versprach. Nach dem jüngsten deutschen Rechte werben Jüngling und Jungfrau mit 21 Jahren müubig und bürfen, sobalb sie 25 Jahre alt sinb, ohne Zustimmung der Eltern die Ehe schließen. Diesem „Münbigwerben" entspricht es auch, daß jetzt viele Berufsarten dem weiblichen Geschlecht offen stehen, die früher nur von Männern verwaltet würden. Frauen sinb thätig im Lehrfache, im kaufmännischen Gewerbe (Buchhalterinnen), im Kunstgewerbe, selbst im mebizmischen Fache u. a. m.
4. Leben der deutschen Frauen. Der Grunbzug im deutschen Frauenleben war Stille und Zurückgezogenheit. Im Nibelungenliebe wirb uns berichtet, daß Siegsrieb, der mit vielen Mannen nach Worms zur Brautwerbung gekommen war, über ein Jahr am Königshofe verweilte, ohne die schöne Kriemhilbe nur einmal gesehen zu haben. Die Fürstinnen lebten in ihren Gemächern (Kemenaten), mit weiblichen Hanbarbeiten beschäftigt, und erschienen öffentlich nur bei feierlichen Gelegenheiten, z. B. bei einem Siegesfest, einem Turnier, einer fürstlichen Vermählung. Später zogen sie zuweilen auch wohl mit auf die Jagb und ließen ihren Ebelfalken steigen. Zur Zeit des Minnegesanges empfingen die Ebelfrauen und Burgfräulein auch fahrenbe Sänger urtb Spielleute in der Burg und ergötzten sich an den schönen Liebern und dem Saitenspiel.
Von jeher betrachteten die deutschen Frauen es als ihren natürlichen Beruf, Kranke zu pflegen. Armen und Notleibenben Hilfe zu bringen. Frauen jeben Stanbes waren der Wnnbpflege knnbig und
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Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur. 299
jagd Erholung. Auch Ratbert kam hinzu, der erprobte Lehrer der Schule, der
sich nur schwer von seinen Geschichtsbüchern trennte. Aus dem Dunkel im
Saalesgrund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen
Schristzüge alle Welt bewunderte. Da stand auch Notker, der Arzt, und Engel-
bert, der den Tiergarten zur Kurzweil der Brüder eingerichtet hatte; auch Ger-
hard, der Prediger, und Folkard, der Maler, waren da.
Die Brüder schickten sich an, den hohen Gast zu empfangen. Das schwere
Tor knarrte auf; heraus schritt der Abt und paarweise folgten die Brüder lang-
samen Ganges und Hymnen singend. Zwei der Brüder trugen eine kunstvoll
geschnitzte Truhe herbei; aus der zog der Abt eine neue Kutte hervor, warf sie
der Herzogin um und sprach: „So ernenne ich unseres Klosters erlauchten
Schirmvogt zum Mitglied und schmücke ihn zum Zeichen dessen mit des Ordens
Gewandung." Auch das Gefolge mußte sich einkleiden lassen.
Gerold, der Schaffner, eilte inzwischen zum Wächter und sprach: „Ihr
sollt auf den nächsten Meierhöfen ansagen, daß sie noch heute abend die schul-
digen Hühner zur Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten
Bissen Wildbret beschaffen!"
Frau Hedwig, die Herzogin in Schwaben, begehrte nun einen Rundgang
durch das Kloster zu machen. Der Abt geleitete seine Gäste zuerst in die Kirche.
Nachdem Frau Hedwig am Grabe des hl. Gallus ihre Andacht verrichtet, wünschte
sie den Klosterschatz zu sehen. Herr Cralo ließ die gebräunten Schreine in der
Sakristei öffnen. Da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern mit
Stickereien und gewirkten Darstellungen aus der heiligen Geschichte. Hiernach
wurden die Truhen aufgeschlossen. Da leuchtete es vom Schein edler Metalle;
silberne Ampeln glänzten hervor und Streifen getriebenen Goldes zur Einfassung
der Evangelienbücher, köstliche Gefäße in seltsamen Formen, Leuchter, Schalen
und Weihrauchbehälter; auch ein Kelch von Bernstein war dabei.
Abt Cralo schlug nun einen Gang in den Klostergarten vor. Der trug
Kraut und Gemüse nach Bedarf der Küche, zudem nützliches Arzneigewächs und
heilbringende Wurzeln. Nahe beim Baumgarten war ein großer Raum abgeteilt
für allerlei wild Getier, wie solches in den nahen Alpen hauste oder als Geschenk
von fremden Gästen verehrt war. Auf einem Apfelbaume saß ein dienender
Bruder und pflückte die edeln Früchte. — Jetzt ertönte der Gesang zarter Knaben-
stimmen; die Zöglinge der inneren Klosterschule kamen herbei, der Herzogin
ihre Huldigung zu bringen. Wie die rotwangigen Mönche und Äbte der Zukunft
daherzogen, den ernsten Blick niedergeschlagen, stieß Frau Hedwig einen Korb
um, so daß die Äpfel lustig unter den Zug der Schüler rollten. Aber unbeirrt
zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der
lockenden Frucht; doch streng hielt ihn sein Nebenmann am Gürtel. „Sind
alle Eure Schüler so wohl gezogen?" fragte die Herzogin gerührt. „Gute
Zucht unterscheidet den Menschen vom Tier," erwiderte der Abt. „Wenn Ihr
Euch überzeugen wollt, die Großen in der äußeren Schule wissen nicht minder,
was Gehorsam ist." Frau Hedwig nickte. Da führte sie Cralo in die äußere
Schule, wo vornehmer Laien Söhne erzogen wurden, die sich dem weltgeistlichen
Stande widmen wollten. In der Klasse der Ältesten stand Ratbert, der Viel-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur.
299
jagd Erholung. Auch Ratbert kam hinzu, der erprobte Lehrer der Schule, der
sich nur schwer von seinen Geschichtsbüchern trennte. Ans dem Dunkel im
Saalesgrund ragte Sintram hervor, der unermüdliche Schönschreiber, dessen
Schristzüge alle Welt bewunderte. Da stand auch Notker, der Arzt, und Engel-
bert, der den Tiergarten zur Kurzweil der Brüder eingerichtet hatte; auch Ger-
hard, der Prediger, und Folkard, der Maler, waren da.
Die Brüder schickten sich an, den hohen Gast zu empfangen. Das schwere
Tor knarrte ans; heraus schritt der Abt und paarweise folgten die Brüder lang-
samen Ganges und Hymnen singend. Zwei der Brüder trugen eine kunstvoll
geschnitzte Truhe herbei; aus der zog der Abt eine neue Kutte hervor, warf sie
der Herzogin um und sprach: „So ernenne ich unseres Klosters erlauchten
Schirmvogt zum Mitglied und schmücke ihn znm Zeichen dessen mit des Ordens
Gewandung." Auch das Gefolge mußte sich einkleiden lassen.
Gerold, der Schaffner, eilte inzwischen zum Wachter und sprach: „Ihr
sollt auf den nächsten Meierhöfen ansagen, daß sie noch heute abend die schul-
digen Hühner zur Ausschmückung der Mahlzeit schicken und sollt einen guten
Bissen Wildbret beschaffen!"
Frau Hedwig, die Herzogin in Schwaben, begehrte nun einen Rnndgang
durch das Kloster zu machen. Der Abt geleitete seine Gäste zuerst in die Kirche.
Nachdem Frau Hedwig am Grabe des hl. Gallus ihre Andacht verrichtet, wünschte
sie den Klosterschatz zu sehen. Herr Eralo ließ die gebräunten Schreine in der
Sakristei öffnen. Da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern mit
Stickereien und gewirkten Darstellungen aus der heiligen Geschichte. Hiernach
wurden die Truhen aufgeschlossen. Da leuchtete es vom Schein edler Metalle;
silberne Ampeln glänzten hervor und Streifen getriebenen Goldes zur Einfassung
der Evangelienbücher, köstliche Gefäße in seltsamen Formen, Leuchter, Schalen
und Weihrauchbehälter; auch ein Kelch von Bernstein war dabei.
Abt Eralo schlug nun einen Gang in den Klostergarten vor. Der trug
Kraut und Gemüse nach Bedarf der Küche, zudem uützliches Arzneigewächs und
heilbringende Wurzeln. Nahe beim Baumgarten war ein großer Raum abgeteilt
für allerlei wild Getier, wie solches iu den nahen Alpen hauste oder als Geschenk
von fremden Gästen verehrt war. Auf einem Apfelbaume saß eiu dienender
Bruder und pflückte die edeln Früchte. — Jetzt ertönte der Gesang zarter Knaben-
stimmen; die Zöglinge der inneren Klosterschule kamen herbei, der Herzogin
ihre Huldigung zu bringen. Wie die rotwangigen Mönche und Äbte der Zukunft
daherzogen, den ernsten Blick niedergeschlagen, stieß Frau Hedwig einen Korb
um, so daß die Äpfel lustig unter den Zug der Schüler rollten. Äber unbeirrt
zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der
lockenden Frucht; doch streng hielt ihn sein Nebenmann am Gürtel. „Sind
alle Eure Schüler so wohl gezogen?" fragte die Herzogin gerührt. „Gute
Zucht unterscheidet den Menschen vom Tier," erwiderte der Abt. „Wenn Ihr
Euch überzeugen wollt, die Großen in der äußeren Schule wissen nicht minder,
was Gehorsam ist." Frau Hedwig nickte. Da führte sie Eralo in die äußere
Schule, wo vornehmer Laien Söhne erzogen wurden, die sich dem wcltgeistlichen
Stande widmen wollten. In der Klasse der Ältesten stand Ratbert, der Viel-
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Die Bauhütten im Mittelalter.
171
82. Die Bauhütten im Mittelalter.
Da in den ersten Zeiten des Mittelalters die pflege der Künste
von den Klöstern ausging, so lag auch die Baukunst ganz in den Händen
der Mönche und der Geistlichkeit. Bischöfe und Äbte legten das Schurzfell
an, nahmen Hammer und Kelle zur Hand und führten mit Hülfe ihrer
Mönche Klöster und Kirchen auf. Zu St. Gallen arbeitete der Mönch
Notker als Baumeister, und der Bischof Williges von Mainz war der Bau-
herr des Mainzer Doms. Ais die Baulust und das Baubedürfiris zu-
nahmen, reichten die Kräfte der Klosterbrüder nicht nrehr aus; es mußten
Laien zu Hilfe genommen werden. Zunächst wurdeir Hörige der Kloster-
güter als Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute herangezogen. Sie wurden
später, als die Bürger infolge des Lmporblühens der Städte (s. Nr. \3ty)
auch für weltliche Bauten und Privathäuser kunstgerechte Ausführung
verlangten, selbständige Handwerker. So traten an Stelle der geistlichen
Meister freie weltliche, die wie andere Handwerker zur Bildung von Ber-
einigungen schritten, wenn in einer Stadt ein ansehnlicher Kirchenbau
unternommen wurde, so bildete sich ein Bauverein, war der Lau voll-
endet, so schnürten Meister und Gesellen ihr Bündel, uni an einen, andern
Lau tätig zu sein. Bei der Ausführung von Münstern und Dornen,
deren Bollendung Zahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte dauerte, war mair
darauf bedacht, festgegründete Bereine zu errichten, die als „Banhütten*)"
bezeichiret wurden. Die Meister der Bauhütterr waren arr die Stelle
der bauführenden Äbte und Bischöfe getreteir und stariden ihren Hand-
werkerrr gegeirüber auch im Ansehen eines geistlichen Oberen, und so
wurden auch, wie Ordensregeln, strenge urrd für unverletzlich erachtete Ge-
bräuche aufgestellt.
Die Ehre der Arbeit war das oberste Gesetz. )eder Meister nrußte bei
seiner Lossprechung bei deir Heiligerr schwören, das Geschäft ehrlich zu treiben
und die festgesetzten Gebräuche zu beachten. Durch deir Schutz urrd die
Begünstigung der Bischöfe und Fürsten genossen die Bauhütten mancherlei
Borrechte, z. B. eigene Gerichtsbarkeit. Frenide Richter sollten bei Streitig-
keiten der Zunftgenossen nicht angerufen werden. Der Kläger mußte sich
beiin Meister melden, der bei schweren Fällen andere Berufsgenossen zur
Entscheidung hinzuzog. Unmittelbar unter dem Meister stand der „Parlier",
(d. h. Sprecher, daher „polier"), welcher jenen in Verhinderungsfällen ver-
trat. Hatte der Lehrling den Gesellenstand erreicht, so wurden ihn: die
Erkennnngszeichen mitgeteilt, durch die er sich in andern Hütten ausweisen
konnte; solche waren Wortformeln, Grnß und Handgeschenk. Auch erhielt
er ein Zeichen, das er auf die von ihn: bearbeiteten Werkstücke setze,, durfte.
Derartige Zeichen, die aus Winkeln, Kreuzen, Haken und Dreiecken zusam-
inengestellt waren, findet man noch oft an Kirchenbauten. Strenge wurde
auf Wahrung der Kunstgeheiknnisse gehalten, welche vornehnilich in der
Kenntnis künstlicher Bauart, in der Bildung der Gewölbsteine und in dein
Steinschnitte bestanden. Kein werkinann durfte einen, der nicht seines
Handwerks war, mit der Anwendung des Winkelmaßes und Richtscheit-
bekannt machen.
*) Bauhütte nannte man ursprünglich das Bretterhaus, in welchen, die Zusammen-
künfte der Bauleute und die Verteilung der Arbeiten stattfanden.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
396
zu achten, daß, was die Leute mit ihren fänden verarbeiten oder verfertigen,
als - peck, getrocknetes Fleisch, Wurst, eingesalzenes Fleisch. wein, Essig,
Maulbeerwein, Lens, Aase, Butter, Malz, Bier, Met, Honig, wachs, Mehl,
alles mit der größten Reinlichkeit hergestellt und bereitet werde. — Unsere
Wälder und Forsten sollen gut in Obacht genommen werden, wo ein
Plutz zürn Ausroden ist, rode man aus und dulde nicht, daß Felder sich
bewalden, und wo ein Wald sein soll, da dulde man nicht, daß er zu sehr
behauen und verwüstet werde." (Bergl. Nr. f07.)
An den Abt des Alosters zu Fulda schrieb Karl i. 3- 787: „wir
thun Dir kund, daß wir und Unsere Getreuen für nützlich erachtet haben,
daß die Uns zur Aufsicht überwiesenen Bistümer und Alöster ihren Fleiß
nicht nur auf einen der Ordensregel entsprechenden Lebenswandel und auf
Übung der Religion, sondern auch aus Erforschung der Wissenschaft und
auf eifrigen Unterricht verwenden, je nach dein Gott einem jeglichen die
Gaben gegeben hat. 3n den Uns zugesandten schreiben haben wir den
Sinn zwar gut, die Sprache aber meist roh gefunden. So sangen wir an
zu fürchten, wie die Fähigkeit im Schreiben geringer geworden, so werde
auch das Berftändnis der heiligen Schriften abnehmen. Deswegen ver-
mahnen wir Euch, die Erlernung der Wissenschaften nicht zu vernachlässigen,
sondern mit demütigem und gottgefälligem Bestreben zu wetteifern, daß
3hr immer leichter und sicherer in die Geheimnisse der göttlichen Schriften
eindringen möget, wenn Du also Unsern Dank verdienen willst, so ver-
säume nicht, Abschriften dieses Briefes an alle Alöster Deines Sprengels
zu senden."
3m 3ahre 789 verordnete Karl:
„Die Geistlichen und Mönche sollen nicht nur die Ainder der Hörigen,
sondern auch die der Freien heranziehen und sich zugesellen, und sie sollen
Schulen einrichten in den einzelnen Alöstern und Bischofssitzen, in denen die
Anaben Psalmen, Noten, Gesänge, Aalenderkunde, Sprachlehre und von
Fehlern gereinigte Bücher lesen lernen; denn gar mancher möchte gern würdig
zu Gott beten und vermag es doch nur mangelhaft um der viele Fehler
enthaltenden Bücher willen. Duldet auch nicht, daß die Anaben durch das
Lesen und Schreiben an Fehler gewöhnt werden! Muß ein Evangelien-,
Psalmen- oder Meßbuch abgeschrieben werden, so mögen dies Männer von
reifem Alter Mit aller Sorgfalt thun." Nach Alb. Richters Quellenbuch.
*242. Das mittelalterliche Kloster, eine Pflanzstätte der Kultur.
1. Der hl. Benedikt*) und seine Schüler haben sich ans die bauliche
Anlage ihrer Klöster wohl verstanden. Land auf, Land ab, wo irgend eine
Ansiedelung stand, die gleich einer Festung einen ganzen Landstrich beherrschte,
etwa als Schlüssel zu einem Thal oder als Mittelpunkt sich kreuzender Straßen
oder als Hort des feinsten Weinwuchses, da konnte der Wanderer vermuten, daß
solches Gotteshaus dem Orden des hl. Benedikt gehöre.
Auch der irische Einsiedler Gallus (560 — 627) hatte einen für ein Kloster
löblichen Platz gewählt, als er in einem waldigen Gebirgsthal über dem Boden-
see zuerst seine schmucklose Zelle baute. Aus ihr war ein umfangreiches Kloster
*) Benedikt, der Heilige (480—543), Abt in dem von ihm bei Neapel gegründeten
Kloster, wurde durch seine fast allgemein angenommene Mönchsregel Reformator des abend-
ländischen Mönchswesens.
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Extrahierte Personennamen: Karl_i Karl Karl Karl Gallus
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
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denen diese neue Sache gar verlockend vorkam, und die auch gern das mit-
und nachgemacht hätten, was die grosse Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer
Oberlin liess nun seine Gemeinde unter der Dorflinde zusammenkommen, las
ihr das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl der
Regierung, und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch gehorchen. Er
halte es für gut, noch heute zu den nötigen Beratungen zu schreiten. Zuerst
müsse ein Vorsitzender gewählt werden; er, als der gewesene Pfarrer des Orts,
dürfe sich für heute wohl noch einmal das Recht nehmen, seine Meinung
zuerst zu sagen; er schlage den Schulmeister des Orts als Vorsitzenden vor.
Der Schulmeister sträubte sich zwar etwas gegen diese Wahl; aber Oberlin
bestimmte ihn bald, sie anzunehmen, und so wurde denn die Wahl des Bruders
Schulmeister zum Vorsitzenden einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt
war nun die Reihe an dem Vorsitzenden, aus der Mitte der Versammlung
jemand zum Bruder Redner zu ernennen. Wer passte aber dazu besser als
der bisherige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen
bestätigt.
„Jetzt ist nun die Frage,“ sagte Oberlin, „welches Haus und welchen Tag
wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruders Vorsitzenden
hat nur eine grosse Stube, die Schulstube; da geht aber kaum die Hälfte von
uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zuhören wollen. Im
bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so wüsste ich eben doch
im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern Versammlungen als
die bisherige, gewesene Kirche.“ — Die Bauern gaben hierzu allgemein ihren
Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft,“ fuhr Oberlin fort,
„so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Strassburg zum Markte
fahren, ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch, der geeignetste
und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bisherige und gewesene
Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von 9 Uhr an.“ — Die
Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall zu erkennen.
Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der Bruder
Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch,“ sagte
er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte mich
auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen besonderen
Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser sehen und
hören.“ Die Bauern billigten das.
Der neue Bruder Redner trat jetzt auf die Kanzel. Er zog abermals
den Befehl der Regierung aus der Tasche und las ihn vor. „Die Welschen,“
sagte er, „wollen also, wir sollen gegen die Tyrannen reden und über ihre
Abschaffung uns beraten. Tyrannen sind nun in der alten Zeit solche und
solche gewesen, und die haben dies und das gethan. Hier in unserm stillen
Steinthal haben wir freilich keinen solchen Tyrannen; es wäre also vergeblich,
gegen einen solchen zu sprechen. Ich wüsste euch aber dennoch Tyrannen
zu nennen und zu beschreiben, die nicht bloss im Steinthal und in euren
Häusern, sondern sogar in euren Herzen wohnen. Gegen diese Tyrannen,
Mord, Ehebruch, Fleischeslust und alles gottlose Wesen, will ich also hier
reden, so wie ich euch denn auch das beste Mittel nennen und beschreiben
will, diese Tyrannen abzuschaffen, welches kein anderes, ewig kein anderes
ist, als das durch den Erlöser dargebotene Heil.“
Als der Pfarrer eine Zeit lang so gesprochen hatte, sagte er: „Sollte
es nicht besser sein für mich und euch, dazwischen auch eins zu singen, und
■I
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Die Bauhütten im Mittelalter.
17]
82. Die Bauhütten Im Mittelalter.
Da in den ersten Zeiten des Mittelalters tue Pflege der Künste
von den Klöstern ausging, so lag auch die Baukunst ganz in den fänden
der Mönche und der Geistlichkeit. Bischöfe und Äbte legten das Schurzfell
an, nahmen Hammer und Kelle zur Hand und führten mit Hülfe ihrer
Mönche Klöster und Kirchen auf. Zu St. Gallen arbeitete der Mönch
Notker als Baumeister, und der Bischof williges von Mainz war der Bau-
Herr des Mainzer Doms. Als die Baulust und das Baubedürfnis zu-
nahmen, reichten die Kräfte der Klosterbrüder nicht mehr aus; es mußten
Laien zu Hilfe genommen werden. Zunächst wurden hörige der Kloster-
güter als Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute herangezogen. Sie wurden
später, als die Bürger infolge des Lmporblühens der Städte ff. Nr. \36)
auch für weltliche Bauten und Privathäuser kunstgerechte Ausführung
verlangten, selbständige Handwerker. So traten an Stelle der geistlichen
Meister freie weltliche, die wie andere Handwerker zur Bildung von Ber-
einigungen schritten, wenn in einer Stadt ein ansehnlicher Kirchenbau
unternommen wurde, so bildete sich ein Bauverein, war der Bau voll-
endet, so schnürten Meister und Gesellen ihr Bündel, um an einem andern
Bau tätig zu sein. Bei der Ausführung von Münstern und Domen,
deren Vollendung Zahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte dauerte, war man
darauf bedacht, festgegründete Vereine zu errichten, die als „Bauhütten*)"
bezeichnet wurden. Die Meister der Bauhütten waren an die Stelle
der bauführenden Äbte und Bischöfe getreten und standen ihren Hand-
werkern gegenüber auch im Ansehen eines geistlichen Oberen, und so
wurden auch, wie Ordensregeln, strenge und für unverletzlich erachtete Ge-
bräuche aufgestellt.
Die Ehre der Arbeit war das oberste Gesetz. Zeder Meister mußte bei
seiner Lossprechung bei den Heiligen schwören, das Geschäft ehrlich zu treiben
und die festgesetzten Gebräuche zu beachten. Durch den Schutz und die
Begünstigung der Bischöfe und Fürsten genossen die Bauhütten mancherlei
Vorrechte, z. B. eigene Gerichtsbarkeit. Fremde Richter sollten bei Streitig-
keilen der Zunftgenossen nicht angerufen werden. Der Kläger mußte sich
beim Meister melden, der bei schweren Fällen andere Berufsgenossen zur
Entscheidung hinzuzog. Unmittelbar unter dem Meister stand der „parlier"
sd. h. Sprecher, daher „polier"), welcher jenen in Verhinderungsfällen ver-
trat. Hatte der Lehrling den Gesellenstand erreicht, so wurden ihm die
Erkennungszeichen mitgeteilt, durch die er sich in andern Hütten ausweisen
sonnte; solche waren Wortformeln, Gruß und Handgeschenk. Auch erhielt
er ein Zeichen, das er auf die von ihm bearbeiteten Werkstücke setzen durfte.
Derartige Zeichen, die aus Winkeln, Kreuzen, Haken und Dreiecken zusam-
mengeftellt waren, findet man noch oft an Kirchenbauten. Strenge wurde
auf Wahrung der Kunstgeheimnisse gehalten, welche vornehmlich in der
Kenntnis künstlicher Bauart, in der Bildung der Gewölbsteine und in dem
Steinschnitte bestanden. Kein Werkmann durfte einen, der nicht seines
Handwerks war, mit der Anwendung des Winkelmaßes und Richtscheits
bekannt machen.
*) Bauhütte nannte man ursprünglich das Bretterhaus, in welchem die Zusammen-
künfte der Bauleute und die Berteilung der Arbeiten stattfanden.
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