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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 52

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 52 — Jugend war sein Sinn dem Militärwesen zugewandt. Als lojähriger Knabe kommandierte er mit größter Freude eine kleine Kriegsschar von adeligen Knaben gleichen Alters. Als Jüngling pflegte er das Weidwerk besonders oom Jagdschloß zu Wnsterhansen (Mittelmark) aus. Die Treiber, 10—15jährige Burschen aus dem Dorfe, bildete er selbst militärisch aus. Alle erhielten statt der Stöcke, mit denen sie die Waldungen durchklapperten, kleine, hölzerne Gewehre. Nachlässigkeiten und andere Verstöße bestrafte er unnachsichtig mit dem Stocke. Schickte ihn sein Vater aus Reisen, so wohnte er aufmerksam den Paraden und militärischen Übungen bei. Als König gehörte seine ganze Liebe deu Soldaten; sie nannte er seine lieben blauen Kinder. Im Jahre 1711 hatte Friedrich Wilhelm die Russen und die Polen durch die Marken ziehen sehen; sehr richtig sagte er sich, daß die noch so hohen Kosten der Heeresverwaltung unendlich geringer seien, als der Schaden, den ein Einbruch fremder Heere über das unbewachte und unbeschützte Land bringen müsse. Darum spannte er seine Wehrkraft aufs höchste an, und das Heer erreichte unter ihm die Stärke von 83 000 Mann; nächst Rußland und Frankreich war Preußen jetzt die bedeutendste Militärmacht Europas. Die Soldaten gewann er teils durch Werbung, teils durch Aushebung. Im In- und Auslande zogen seine Werber umher, um gegen Zahlung eines Handgeldes Soldaten zusammenzubringen. Weil das aber nicht genügte, teilte er das Land in Bezirke (Kantone), und jedem Regiment wurde ein Bezirk zugewiesen, aus dem es junge Leute zum Militärdienste ausheben durfte. Alle dienstfähigen Leute des Kantons trug man in die Regimentsliste ein. Diejenigen von ihnen, welche noch nicht gleich zu den Fahnen genommen wurden, erhielten als äußeres Kennzeichen am Arme rote Militärbinden. Vom Waffendienst befreit waren die Söhne von Adeligen, reichen Bürgern und königlichen Beamten, ferner die einzigen Söhne und diejenigen, welche das Geschäft des Vaters übernehmen sollten. Die Potsdamer Riesen. Übertriebene Vorliebe hatte der König für große, schön gebaute Soldaten. Sein Leibregiment zu Potsdam zählte 3000 solcher Riesen. Manchem unter ihnen konnte ein gewöhnlicher Mensch mit ausgestrecktem Arm noch nicht bis zur Stirn reichen; denn das Mindestmaß eines Leibgardisten betrug 1,88 m. Der Flügelmann Jonas maß sogar 2,45 m. Kein Geld, keine List, keine Gewalt scheute der König, um einen Menschen zu bekommen, der zur Riesengarde paßte. Die Werbung eines einzigen Irländers von übermenschlicher Größe soll viele 1000 Mark gekostet haben. Kein hochgewachsener junger Mann war sicher vor seinen Werbern, selbst Mönche wurden ausgehoben und in die Garde gesteckt. Die Hamburger beschwerten sich einst über Gewaltmaßregeln der Werber. Das ärgerte den König. Als sie nun einen Berliner Geistlichen zu ihrem Pastor wählten und den König baten, ihn zu entlassen, schrieb er auf das Gesuch: „Platt abgeschlagen; die Hamburger wollen mir meinen besten Prediger aus dem Lande holen, und wenn ich einen Lumpenkerl anwerben lasse, wird ein Hallo darüber gemacht." Wollte ihm ein fremder Fürst eine besondere Freude machen, so

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 111

1890 - Leipzig : Reichardt
- 111 Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums. Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.) 1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten. 1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas. v. Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe. Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti. 1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt). 2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. . 3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m . 4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.

4. Frauengestalten - S. 86

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 86 — laßten die damalige Kronprinzessin Carola, jetzige Königin von Sachsen (s. S. 94), Marie Simon an die Spitze eines neugegründeten Vereins für Krankenpflege, des „Albert-Vereins" (S. 96), zu berufen und sie so dauernd für das schöne Werk der Humanität zu gewinnen. — Die Kriegsstürme des Jahres 1870 waren entfesselt; mit unglaublicher Schnelligkeit eilte das Heer über den Rhein, um die bedrohten Grenzen des Vaterlandes zu schützen. Ihr auf dem Fuße folgte die freiwillige Krankenpflege. Wohlausgerüstet zu ihrer ernsten Thätigkeit und mit vielem Hilfsmaterial und Verbandzeug versehen, begab sich auch Frau Simon am 3. August als Abgeordnete des Albert-Vereins und Führerin seiner sechs Pflegerinnen anf den Kriegsschauplatz. Welche außerordentliche Thätigkeit sie hier entwickelte, wie segensreich sie hier wirkte, das sehen wir am besten an ihren Briefen, denen wir Nachstehendes entnehmen. Während der blutigen Kämpfe um Metz wurde sie nach Pont ä Mousson berufen, sie kam in der Nacht dort an, als die Verwundeten aus der Schlacht vom 16. August scharenweise dort eintrafen. Niemand in der Stadt wollte die Verwundeten aufnehmen. Im Seminar lagen deren mehr als tausend, und Massen von Wagen mit Unglücklichen, die nicht untergebracht werden konnten, standen noch auf den Straßen herum. „Wir besannen uns nicht," schreibt sie, „und brachen die Kirche auf, da man sie uns nicht gutwillig öffnete, und fuchteu nun hier die Armen unterzubringen. Zunächst sahen wir uns nach Stroh und sonstigem Material uni, worauf wir sie betten konnten. Es war hier kein Plätzchen leer, alle Gänge waren belegt. Wir suchten ein Faß Wein zu bekommen, und das war das einzige, was wir, mit Wasser vermischt, den armen erschöpften Menschen geben konnten. Es war eine schreckliche Nacht; in dieser einen Nacht habe ich mehr als fünfzig Jahre gelebt und gelitten; ich hatte nur eine Bitte zu Gott: um Kraft zum Ausdauern; mir ahnte, es käme noch Schlimmeres. Meine armen Pflegerinnen waren ebenfalls sehr erschöpft; ich konnte ihnen nicht einmal etwas bieten, um ihre Kräfte aufzufrischen, denn der letzte Rest von den Mundvorräten, die ich für unseren eigenen Bedarf mitgenommen hatte, war in der Nacht verteilt worden. Ohne irgend etwas genossen zu haben, mußten sie mit mir vom Verbinden fort und anf unseren mit Kisten bepackten Leiterwagen weiter nach Metz vor. Wir fuhren gegen zwölf Uhr mittags ab. Die Hitze war grenzenlos. Die Kolonnen wirbelten einen Staub auf, daß wir kaum die Augen öffnen konnten. Alle Ortschaften, die wir passierten, waren in größter Aufregung; wir hörten Kanonendonner und sahen Feuerschein, der von brennenden Dörfern herrührte. Um 8 Uhr abends kamen wir auf eine Anhöhe, wo wir in gerader Linie kaum eine

5. Frauengestalten - S. 119

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 119 — aufmerksam auf Martin Luther, wie er mit den anderen durch die Straße zog und saug; sie fand ein ganz besonderes Wesen in diesem Schüler und sie gewann ihn um seines frommen Singens und Betens willen herzlich lieb und nahm ihn auf in ihr Haus. Da hörte mit eiuemmale alle Not auf, denn Frau Cotto war ihm eine gute „Wirthin", wie sie Luther zu nennen pflegt, und er hat ihr zeitlebens ein dankbares Andenken bewahrt. Von dieser Wohlthäterin Luthers wissen wir nur wenig; nur auf dem Grabsteine zu Eisenach steht noch zu lesen, daß die „ehrbare und tugendsame Frau Ursula Cotta" anno 1511 am Sonnabend nach Kathrinen (d. i. am 29. November) in Gott verschieden ist. Sie hat also ihres Schützlings große Zeit nicht erlebt. Die Familie Schalbe, aus welcher Frau Cotta stammte, war eine besonders fromme und wohlthätige Familie, wie sie auch durch ihre großen Schenkungen an Kirchen und Klöster bewies. Besonders bedeutende laufende Unterstützungen erhielt das sogenannte „Franzis-kancrhaus" am Fuße der Wartburg, das von der heiligen Elisabeth (Nr. 7) zur Speisung der Armen gestiftet worden war; Luther hat da auch mehrfach mit den Mönchen dieses Hauses verkehrt, und höchst wahrscheinlich ist ihm da schon das Verlangen gekommen, so wie sie in beschaulichem Dasein zeitlebens Gott dienen zu können und durch solches fromme Leben den Himmel zu gewinnen. Der Wittwe Haus }\i Eisenach. Horch! Durch des Winters Sturmgesause Ertönt mit Macht ein neues Lied. An manchem stolzen Herrenhause Der stumme Chor vorüberzieht. Doch vor der Wittwe stiller Wohuung Da wird der Mund ihm aufgethan, Und mit gar festlicher Betonung Stimmt er die frommen Weisen an. Hin zu der Schüler Lobgesängen Neigt sich der frommen Wittwe Ohr. Ihr ist's, als ob in's Herz ihr klängen Der Engel Gruß aus höherm Chor. Doch weitaus von den Stimmen allen So keck und frisch und doch so rein Hört ihr des Einen Stimm' erschallen — Wer mag der junge Sänger sein? „Den Sänger, ja, den muß ich kennen; O, bringt den Knaben her zu mir!

6. Frauengestalten - S. 22

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 22 — der Schüler rollten. Aber unbeirrt zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der lockenden Frucht, doch streng hielt ihn sein Nebenmännlcin im Gürtel. Wohlgefällig sah der Abt die Haltung des jungen Volkes und sprach: „Disziplin unterscheidet den Menschen vom Tiere!" — Nun ging es zur äußeren Kloster-schule, wo zumeist vornehmer Laien Söhne und diejenigen erzogen wurden, die sich weltgeistlichem Stande widmen wollten. Man trieb griechische Übersetzungen. Nach einer Weile aber begann es sich zu regen in den Schulbänken, es summte und brummte wie ferne Sinrm-glocken, zur Übersetzung kams nicht mehr. Plötzlich stürmten sie ans die Herzogin ein, rissen sie von des Abtes und ihres Kämmerers Seite und umzingelten sie. „Gefangen! gefangen!" schrie die holde Jugend und begann sich mit den Schulbänken zu verschanzen. „Gefangen! Wir haben die Herzogin von Schwaben gefangen. Was soll ihr Lösegeld sein?" — „Was soll das alles, ihr schlimmen Knaben ?" fragte die Herzogin lächelnd. Da trat einer der Anführer vor, beugte seine Knie und sprach demütig: „Wer als Fremder kommt, ist ohne Schutz und Friede, und friedlose Leute hält man gefangen, bis sie sich der Unfreiheit lösen." „Lernt ihr das auch aus euren griechischen Büchern?" „Nein, Herrin, das ist deutscher Brauch." „So will ich mich denn auslösen," lachte Frau Hadwig, „was heischt ihr denn für ein Lösegeld?" — „Der Bischof Salomo von Konstanz war auch unser Gefangener," sprach der Schüler, „der hat uns drei weitere Ferientage erwirkt im Jahre und eine Erquickung von Fleisch und Brot, und hat's in seinem Testamente verbrieft und angewiesen." „O Nimmersatte Jugend!" sprach die Herzogin, „so muß ich's zum mindesten dem Bischof gleichthun. Habt ihr schon Felchen*) aus dem Bodensee verspeist?" „Nein!" riesen die Jungen. „So sollt ihr jährlich sechs Felchen zum Angedenken an mich erhalten. Der Fisch ist gut für junge Schnäbel." — „Gebt Jhr's mit Brief und Siegel?" — „Wenn's sein muß!" — „Langes Leben der Frau Herzogin in Schwaben! Heil ihr!" ries's von allen Seiten. „Heil, sie ist frei!" — Die Schulbänke wurden in Ordnung gestellt, der Ausgang gelichtet, springend und jubelnd geleiteten sie die Gefangene zurück. Im Hintergründe flogen die Pergameutblätter als Freudenzeichen in die Höhe. Wie die Herzogin mit dem Abte den Hörfaal verlassen, sprach dieser: „Es erübrigt nun noch, Euch des Klosters Bücherei zu zeigeu, die Arzneikammer lernbegieriger Schüler, das Zeughaus für die Waffen des Wissens." Aber die Herzogin war ermüdet, sie dankte. An der Geißelkammer vorüber gingen sie nach den Gemächern des Abtes, um die Schenkung an die Schnlknaben urkundlich zu machen. *) Alpenseefische, auch Recken genannt.

7. Frauengestalten - S. 145

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 145 — allem, was zu ihrem leiblichen und geistigen Wohle unumgänglich nötig. Dazu war aber eine große Anzahl von Gehülfinnen erforderlich, und diese Gehülfinnen waren schwer aufzutreiben. Mißversuche entmutigten Amalie keineswegs, und sie ruhte nicht, bis eine Anzahl von zunächst zwölf gewonnen war. Auch einige Ärzte erboten sich aus freiem Willen zu liebesthätiger Mitarbeit, und so wurden die Distrikte verteilt. Das begonnene Werk gedieh fröhlich, immer mehr Helferinnen und Ärzte sagten ihre Teilnahme zu; und die Berichte, welche Amalie alljährlich über die Thätigkeit ihres Vereins herausgab, wurden nicht nur von den Hamburgern begierig gelesen, sondern der Ruf dieses Vereins drang tief hinein in das deutsche Vaterland und regte viele Städte an, ein Gleiches zu thun: Bremen, Berlin, Leipzig, Magdeburg, Kopenhagen luden Amalie ein, mit Rat und That ihnen bei der „Gründung von Frauenvereinen" behilflich zu sein. Die Königin von Dänemark kam als Kronprinzessin selbst nach Hamburg und nahm ihre Vereinsthätigkeit in Augenschein. Amalie richtete auch in Kopenhagen selbst einen Frauenverein ein und leitete mit den dortigen Frauen die ersten Besuche bei den Armen und Kranken. In den späteren Jahren verlebte auch Amalie manchen Sommer einige Wochen auf Schloß „Sorgenfrei" bei der hohen Frau, von welcher sie so hoch geschätzt und geehrt wurde. Auch die Königin von Preußen, Elisabeth, ließ sie zu sich bitten und besuchte sie. Amalie Sieveking hat eine ungeheuere Thätigkeit entfaltet, und sie teilte ihre Zeit unter die Vereinsarbeiten und den Unterricht ihrer Schülerinnen, denn mit dem „Amalienstift" (dasselbe enthielt 24 Wohnungen für arme Familien) war eine Art Erzieherinnen-Seminar verbunden, an welchem sie selbst unterrichtete. Trotzdem gab es nicht selten Tage in der Woche, wo sie sich kaum Zeit zum Mittagsessen nahm, oder nur im Stehen ein wenig Buttermilch mit trockenem Brötchen verzehrte, an sich dachte sie meist zuletzt. Nachstehender Auszug aus einem Briefe (vom Jahre 1837) an ihre Erzieherin, in welchem sie ihr Tagewerk an einigen Wochentagen beschreibt, giebt uns ein Bild ihrer aufopfernden Thätigkeit. Sie schreibt: „Am Dienstag stehe ich um halb fünf Uhr auf und habe dann bis 6 Uhr für die Kinder zu arbeiten. Das Morgenfrühstück wird bei der Arbeit eingenommen. Um 6 Uhr gehe ich zur Stadt und komme etwa ein viertel nach 7 Uhr im Stadthause (der Ort ihrer Vereinsversammlnngen) an. Hier warten schon Arme auf mich, bisweilen wohl zwanzig und darüber, die mich zu sprechen begehren. Das dauert fast bis halb 9 Uhr, wo ich dann nach unserem Hause gehe, die dort an mich eingegangenen Briese und Billette und dergleichen durchsehe, noch einiges auf den Unterricht vorbereite, und wenn die Zeit sich findet, auch noch vor den Stunden einen Gang Mittenzwey, Frauengestalten. 10

8. Frauengestalten - S. 146

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 146 — für die Armen zum Armenarzt, Pfleger und dergleichen oder auch zu den Armen mache. Um 10 Uhr kommen meine Kleinen und bleiben bis gegen 2 Uhr. Um 2x/2 Uhr gehe ich nach unserer Freischule, wo ich bis 3 x/2 Religionsunterricht erteile. Die Zeit von 3!/2 bis 5 Uhr ist entweder durch Gänge oder durch schriftliche Arbeiten für den Verein ausgefüllt. Um 5 Uhr versammeln sich bei mir einige frühere Schülerinnen, und ich halte mit ihnen erst eine förmliche Bibelstunde; nachher trinken wir zusammen Thee und unterhalten uns; zuletzt pflege ich ihnen noch irgend eine sie interessierende Mitteilung aus dem Gebiete der Litteratur und dergleichen zu machen. Um 8 Uhr gehen sie auseinander. Inzwischen sind bei mir die Berichte über die von den Damen gemachten Armenbesuchen eingelaufen. Diese Berichte, weit über hundert an der Zahl, müssen von mir dnrckgesehen, manches daraus notiert, die Besuche neu erteilt werden. Diese Arbeit beschäftigt mich, so lange ich mich noch wach erhalten kann. Am anderen Morgen wird wieder um 41/2 Uhr aufgestanden und dann sogleich ans Korrigieren der von den Kindern gelieferten Arbeiten gegangen. Nach 7 Uhr gehe ich wieder nach dem Stadthause, um den Armen Audienz zu geben. Von 81/2 bis 12 Uhr ist Schule. Die Zeit von 12 bis 3 Uhr wird in der Regel noch ganz ausgefüllt mit Arbeiten für den Verein. Präzise um 3 Uhr gehe ich nach dem Stadthaufe zur wöchentlichen Versammlung des Vereins, die bis nach 41/2 Uhr dauert. Komme ich gegen 5 Uhr nach Haufe, so wartet auf mich eine Schar armer Kinder, denen ich Religionsunterricht erteile. Nachdem ich sie um 6 Uhr entlassen, habe ich entweder Aufsätze zu korrigieren oder dergleichen, oder ich mache Armenbefuche bis gegen 9 Uhr. Dann aber, die letzte Stunde dieses Tages, pflege ich zu guten Freunden zu gehen, um in ihrer Gesellschaft und Unterhaltung ein wenig abzuspannen." Amalie Sieveking war eine der bedeutendsten Chorführerinnen im Reiche der Liebe, denen taufende von edlen Frauen und Jungfrauen auf neugebahnten Wegen zum Dienste der Menschenliebe folgen. 48. Aufruf der Frauen und Jungfrauen Nürnbergs zur Errichtung einer deutschen Flotte. Wenn wir eilten Rückblick werfen auf die Bestrebungen und Errungenschaften unseres Jahrhunderts, auf das Fluten und Ebben im Gebiete des Geisteslebens, so tritt uns das Jahr 1848 als eine scharf nmrisfene Zeitenhöhe entgegen. Wie ein schöpferischer Lenzes-odem ging es damals durch die Volksschichten und rief auf allen Ge-

9. Frauengestalten - S. 37

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 37 — an der Erbschaft wurde erst seit dem dreizehnten Jahrhundert Brauch. Im übrigen war aber Frauentugend hochgeschätzt, namentlich von den Rittern, und weibliche Hilflosigkeit zu schützen gegen jede Unbill gehörte zu den ersten und heiligsten Pflichten des edlen Mannes. Die Erziehung der Mädchen war äußerst einfach. Sobald die Mädchen dem kindlichen Spiele entwachsen waren, wurden sie unter Leitung der Mütter in weiblicher Arbeit und Kunst unterwiesen, namentlich im Spinnen, Weben, Wirken und Anfertigen von Gewändern. Fürstentöchter wurden in der Regel einer Erzieherin — Meisterin — übergeben und waren während dieser Zeit meist von einer Schar gleichalteriger Mädchen aus den vornehmsten Familien des Landes umgeben, die deu Unterricht in weiblichen Fertigkeiten und in der Anstandslehre mit genossen. Wer von den Reicheren seine Töchter nicht bei Hof unterbringen konnte, gab sie in ein Frauenkloster zur Erziehung, welche freilich sich fast dnrchgehends auf das Beibringen mechanischer Geschicklichkeit in feineren weiblichen Arbeiten und der Kenntnis der Gebetsformeln, einiger biblischer Geschichten und Heiligenlegenden beschränkten. Von den: Unterrichte in den Schulen waren die Mädchen noch völlig ausgeschlossen. So hatten denn nur wenige Gelegenheit, unter der Leitung eines Geistlichen im Lesen und Schreiben unterrichtet zu werden. Mathilde, die Gemahlin Heinrich I., ließ nach dem Tode ihres Gemahls sich und ihren weiblichen Hofstaat noch im Lesen und Schreiben unterrichten. Daß jedoch auch in den Frauenklöstern da und dort ein größerer Bildungstrieb, ein mehr wissenschaftlicher Sinn sich regte, beweist beispielsweise der Name Roswitha (s. Nr. 6). Auch ist ausgemacht, daß viele Frauen des Mittelalters in feiner und geistreicher Weise bedeutende Gesprächsstoffe zu behandeln verstanden und daß sie Latein sprachen und schrieben. Wir dürfen mit Bestimmtheit annehmen, daß auf den Putztischen vieler Burgfrauen Liederbüchlein und Rittergedichte in zierlicher Handschrift zu sehen waren, wenn auch nicht so zahlreich, wie die Albums und Miniaturausgaben auf dem Tische der heutigen Frauenwelt. So verging den Mädchen die Zeit der Jugend in großer Einfachheit und Zurückgezogenheit. Nur bei Turnieren und anderen festlichen Gelegenheiten pflegten sie öffentlich zu erscheinen. Sonst sah man sie nur bisweilen am Fenster oder während der Messe in der Kirche, wo die Fraueu, wie noch heute auf dem Lande, ihre besonderen Plätze hatten. Das gesellige Leben bewegte sich in den strengen Formen herkömmlicher Sitte. Ging eine Frau ans, so mußte sie vor sich hinsehen, ohne die Augen umherschweifen zu lassen; auch galt es für unschicklich, wenn sie sich umschaute oder wenn sie ohne Mantel ausging. Keine Frau konnte ohne männliche Begleitung im Theater, auf Bällen, Spaziergängen oder gar in Bierstuben sich zeigen. — Trotzdem war es ihre Pflicht, wenn sie angesprochen wurde, gegen

10. Frauengestalten - S. 83

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 83 — Auf diesen Gängen war die Psarrfrau oft begleitet von einem kleinen Mädchen, einem armen Kinde aus Bellefosse, es ist dies ein Weiler, welcher zur Pfarrei Waldbach gehörte. Das Mädchen hieß Luise Scheppler und war geboren am 4. November 1763. Luise kannte keinen höheren Genuß, als in dem Pfarrhanse kleine Dienstleistungen zu übernehmen oder der Frau Pfarrerin auf ihren Gängen zu den Armen und Kranken den Korb mit den Lebensmitteln zu tragen. Die größte Freude aber ward ihr zu teil, als sie nach ihrer Konfirmation als Magd in das Pfarrhaus einziehen konnte. Man hatte hier schon lange das Kind mit dem regen Geiste und dem herrlichen Gemüte lieb gewonnen; und gar bald merkten die braven Pfarrersleute, daß sie an der neuen Magd nicht nur eine Helferin im Hause, sondern auch eine treffliche Gehilfin ihres Wirkens in der Gemeinde gefunden hatten. Luise hatte auch eine große Liebe zu kleinen Kindern, mitleidig blickte sie ans dieselben, wenn sie, sich ganz allein überlassen, aus der Straße lärmend oder auch weinend sich aufhielten, denn viele Eltern waren fort in den Wald oder auf das Feld, und die Kleinen ohne alle Aussicht, und dadurch vielen Gefahren, vor allem der Gefahr der Verwahrlosung ausgesetzt. Luise sann und sann, ob es nicht möglich sei, von ganz früh an ein besseres Geschlecht heraufzuziehen. Da nahm sie einmal eine Anzahl kleiner Mädchen und Knaben in mütterliche Pflege, reinigte ihnen zuerst Gesicht und Hände, setzte sie dann in Reih und Glied und erzählte ihnen kleine Geschichten, sang ihnen ein Liedchen vor, spielte dann mit ihnen, zeigte und erklärte ihnen Bilder — kurz, das Steiuthaler Dienstmädchen that, was jetzt die dazu besonders vorbereiteten Kindergärtnerinnen thun. War das Wetter unfreundlich, ba versammelten sich die Kinder in der Scheune des Pfarrhofes. Oberliu sah staunenb zu, und der Gebaute an die Kleinkinderbe-wahrung wurde immer mächtiger in ihm und erfüllte lebhaft fein Herz. Er sorgte für helle Räume zur unentgeltlichen Aufnahme der Kinder vom dritten bis zum siebenten Lebensjahre, auch beschaffte er Bilder und andere Anschauungsmittel. Luise Scheppler aber ist diesem Dienste an den Kleinen treu geblieben bis an ihr Lebensende. Achtundfünfzig Jahre lang war sie die geschickteste unter den Leiterinnen der Kinderbewahranstalten; keine konnte so erzählen wie sie, so faßlich und so zum Herzen sprechend, keine vermochte die Augen der Kinder so erglänzen zu lassen, wie sie, wenn sie Geschichten vom Heiland erzählte. Dabei versäumte sie die Sorge für die Armen und Kranken nicht, und als die treusorgende Gattin Oberlins bereits verstarb, als Luise erst zwanzig Jahre alt war, so besorgte letztere auch das ganze Haus- 6*
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