206
Iii. Westasien. Arabien.
Produkte sind vorzüglich: die edelsten Pferde, fett,
schwänzige Schafe, Kameele (das unentbehrlichste Haus,
thier), viele Raublhrere (worunter Hyänen, Löwen,
Panther), Fische, deren Fang für die Küstenbewohner
wichtig ist, Zugheuschrecken, die hier gegessen werden,
Perlenmuscheln, Kaffee von der besten Sorte, Datteln,
ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner, da nicht viel
Getreide gezogen wird, Manna, Senesblatter, Süd-
früchte, Balsam, Baumwolle, Salz. Metalle sind
vorhanden, es wird aber wenig darauf gebaut.
Die Einwohner, 10 bis 12 Millionen an der
Zahl, sind meistens Araber, welche eine eigene in Asien
weit verbreitete Sprache reden, und sich in viele Stäm-
me theilen. Ein Theil der Araber lebt ansässig, ein
Theil nomadisch, jene heißen Fellahs, diese Beduinen.
Ackerbau und Industrie sind unbedeutend, wichtiger die
Viehzucht und der Kaffeebau. Der Handel ist bedeutend,
aber größtentheils in den Händen der Banianen (Indi,
schen Kaufleute). Die Einwohner bekennen sich zur
Muhamedanischen Religion; doch hat ein Theil sich
von derselben getrennt, und erkennt die göttliche Sen-
dung Muhameds nicht an, welche Parthei sehr zahl-
reich ist und den Namen der Wahabiten oder Wechabi,
ren führt. Außer den in patriarchalischer Unabhängig-
keit lebenden Nomaden-Stämmen, giebt es verschiedene
Staaten, besonders in den Küstenländern, unter eige,
neu Fürsten, auch steht jetzt ein Theil Arabiens, vor-
züglich die Küste längs des rothen Meeres, unter der
Herrschaft des Pascha von Aegypten.
Mekka, heilige Stadt der Muhamedaner, südwestlich von
Wassora, östlich vom rothen Meere, in einer unfruchtbaren Ge-
gend, ist der Geburtsort des Muhamcd und enthalt die heilige
Kaaba oder das Gotteshaus, welches von Abraham erbaut seyn
soll, daher Mekka von vielen Pilgrimmen besucht wird, indem
§eder Muhamedaner verpflichtet ist, wenigstens einmal in seinem
Leben hierher zu wallfahrten. — Medina, heilige Stadt der
Muhamedaner, nordwestlich von Mekka, mit dem Grabe Muha-
rncds, und daher aucb ein besuchter Wallfahrtsort. — Mas tä-
te, Hauptstadt des Imam von Maskatc, eines der mächtigsten
Arabischen Fürsten, südöstlich von Basra, am Arabischen Meere,
ist ein wichtiger Sechandelsplatz und hat einen Hafen. — Die
südöstlich von Maskate, unweit des Afrikanischen Vorgebirges
Gardafui gelegene und daher richtiger zu Afrika gerechnete In-
sel Socotorah, gehört auch dem Imam von Maskate, ist aber
jetzt von den Britten besetzt.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Westasien Asien Arabiens Mekka Mekka Medina Mekka Basra Afrika
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
84
555 Italien wird Provinz des griechischen Kaiser-tums. Erarchatzuravenna. Narses ersterexarch. 568 Albuin grndet das langobardischc Reich in Italien. Die Langobarden hatten mit Hilfe der Avaren das Reich der Gepiden an der Donau erobert, muten es jenen aber bald berlassen. Darauf zogen sie im Bunde mit 20000 Sachsen nach Italien'), welches sie den Griechen fast ganz entrissen. Pavia, erst nach dreijhriger Belagerung erobert, wurde Hauptstadt des neuen Reiches.
Alboins Gemahlin, Rosamunde. Tochter des Gepiden-knigs Knnimund. Auf einem Gastmahl der Schdel des Vaters als Trinkgef; Ermordung Alboins2).
Das Langobardenreich bestand etwa 200 Jahre lang (bis 774).
622 Mohammeds Flucht von Mekka nach Medma (Hedschra).
Begrndung des Islam.
Mohammed in Mekka in Arabien geboren, aus dem Stamme Koreifch. Sein Oheim Abu Taleb. Aufseher der Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Witwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d.i. glubige Ergebung; die Anhnger Moslemin, d.i. Glubige. Es giebt nur einen Gott und Mohammed ist sein Prophet"^).
622 Flucht von Mekka nach Medina (Hedschra, mohammedanische Zeitrechnung). 630 Eroberung von Mekka, 631 Angriff gegen das byzantinische Reich, 632 Tod Mohammeds, sein Grab in Medina. Der Koran, d.i. Schrift. Sekten der Schiiten und Sunniten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren Abu Bekr, Omar, Othman und Ali. Omar eroberte Pal-stina, S.yrien und Persien, während sein Feldherr Amru gypten unterwarft). Bald wurde auch Afrikas Nordkste erobert.
711 Tank setzt nach Spanien der; Schlacht bei Xerez
de la Frontera.
Gibraltar Gebel al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der letzte Westgotenknig Roderich verliert die Schlacht bei Xerez de la Frontera, Musa vollendet die Eroberung Spaniens. Nur in den asturischen Gebirgen behauptet sich ein kleines westgotisches Reich. Von hier aus kmpften die Christen fortwhrend gegen die Mauren
1) Angeblich durch den von der Kaiserin Sophia beleidigten Narses gerufen. ,
2) Tod der Rosamunde und des Helmichis durch Gift.
3) Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgnger.
*) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der groen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Erarchatzuravenna Alboins Mohammeds Mohammed Abu_Taleb Kadidscha Mohammed Hedschra Mohammeds Abu_Bekr Omar Omar Gibraltar__Gebel Roderich Musa Sophia Jesus M.
244
sahrteten fromme Pilger aller christlichen Länder einzeln und in Schaaren
ungehindert nach Palästina, um vornehmlich in Jerusalem und am
heiligen Grabe zu beten und die Vergebung ihrer Sünden zu erflehen.
Auch nach Verdrängung der christlichen Herrschaft durch die Araber störte
man sie in ihrer Andacht nicht. Als aber die Türken das heilige Grab in
ihre Gewalt bekamen, wurden die Christen gemisshandelt und die heiligen
Oerter beschimpft.
Da kam ein Pilger, Peter von Amiens, der Einsiedler genannt, von
Jerusalem zurück, er war hager wie der Tod, seine Augen leuchteten aus
tiefen Höhlen; er schilderte die Leiden der Christen und die Gräuel, die an
pilgernden Christen von den Sarazenen verübt wurden, mit grellen Farben.
Im Pilgerkleide, auf einem Esel reitend, durchzog er nun die Länder, das
Kreuz in der einen Hand und in der andern einen Brief des Patriarchen
von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes. Mit feurigem Wort die
Gemüther entflammend, erklärte er, Christus sei ihm erschienen und habe zu
ihm geredet: „Wohlauf Petrus, richte aus, was du begannst, und ich werde
mit dir sein; die Stunde ist gekommen, dass mein Tempel gereinigt werde."
Wunderbar waren die Bewegung, die Gestalt, sein Gewand und seine Schil-
derungen. Alt und Jung, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und
Knecht standen auf, in's gelobte Land zu ziehen. Besonders in Frankreich
war die Aufregung allgemein, und als Pabst Urban im Jahre 1095 zu
C termo nt im südlichen Frankreich eine Kirchenversammlung abhielt, welcher
14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Aebte und Laien ohne Zahl beiwohnten,
da forderte er alles Volk auf, dass jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz
auf sich nehme, um Christum zu gewinnen. Und alles Volk rief: „Gott
will es!" Ein rothes Kreuz auf der rechten Schulter wurde das Zeichen
der „Kreuzfahrer." Die Rüstungen der Fürsten dauerten den Aufge-
regten zu lange. Da brach schon im Frühjahre 1096 ein großer ungeord-
neter Hausen unter Führung des Peter von Amiens und Walther von
Habenichts aus Frankreich auf; aber Tausende derselben wurden schon von
kriegerischen Völkern in Ungarn und an der untern Donau erschlagen,
und der Rest erlag in Asien dem Schwerte der seldschuckischen Türken.
Bis zum Herbst desselben Jahres indess war ein großes Heer gerüstet,
an besten Spitze der fromme Gottfried von Bouillon, Herzog von
Riederlothringen, stand, unter ihm viele Fürsten und Edle aus allen
Ländern zwischen den Pyrenäen und den Alpen. Gegen '/- Million
Streiter, darunter 100,000 gepanzerte Reiter, zogen gegen Morgen und
gelangten nach Kl ein a sien. Wunder der Tapferkeit geschahen im Kampfe
gegen die S e l d s ch n ck e r, aber Seuchen, Hunger und das Schwert rafften
Viele dahin, und nur etwa 40,000 Streiter brachen nach der blutigen Er-
oberung von Antiochia nach Jerusalem auf, welches sie um Pfingsten 1096
erreichten. Beim Anblick der heiligen Stadt sielen Alle auf die Knie, betend
und mit Freudenthränen im Auge. Aber eine schwere Belagerung der festen,
gutversorgten Stadt, wohl versehen mit festen Thürmen und ragenden Zin-
nen, voch denen die blitzenden Geschosse der Türken niederzischten, war nöthig.
Sonnenbrand, Hunger und Wassermangel rafften noch gegen die Hälfte
dahin. Noch 30 Tage dauerte es. Vielen entsank Kraft und Muth. Da
tzeig sich plötzlich auf dem Del der ge ein hoher Ritter in schneeweißer
leuchtender Rüstung; er winkt ihnen nach der heiligen Stadt hin. „Ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Jerusalem Jerusalem Jerusalem Frankreich Frankreich Christum Frankreich Ungarn Donau Asien Riederlothringen Antiochia Jerusalem
244
sahrteten fromme Pilger aller christlichen Länder einzeln und in Schaaren
unbehindert nach Palästina, um vornehmlich in Jerusalem und am
heiligen Grabe zu beten und die Vergebung ihrer Sünden zu erflehen.
Auch nach Verdrängung der christlichen Herrschaft durch die Araber störte
man sie in ihrer Andacht nicht. Als aber die Türken das heilige Grab in
ihre Gewalt bekamen, wurden die Christen gemisshandelt und die heiligen
Oerter beschimpft.
Da kam ein Pilger, Peter von Amiens, der Einsiedler genannt, von
Jerusalem zurück, er war hager wie der Tod, seine Augen leuchteten aus
tiefen Höhlen; er schilderte die Leiden der Christen und die Gräuel, die an
pilgernden Christen von den Sarazenen verübt wurden, mit grellen Farben.
Im Pilgerkleide, auf einem Esel reitend, durchzog er nun die Länder, das
Kreuz in der einen Hand und in der andern einen Brief des Patriarchen
von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes. Mit feurigem Wort die
Gemüther entflammend, erklärte er, Christus sei ihm erschienen und habe zu
ihm geredet: „Wohlauf Petrus, richte aus, was du begannst, und ich werde
mit dir sein; die Stunde ist gekommen, dass mein Tempel gereinigt werde."
Wunderbar waren die Bewegung, die Gestalt, sein Gewand und seine Schio
derungen. Alt und Jung, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und
Knecht standen auf, in's gelobte Land zu ziehen. Besonders in Frankreick
war die Aufregung allgemein, und als Pabst Urban im Jahre 1095 zu
Clermont im südlichen Frankreich eine Kirchenversammlung abhielt, welcher
14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Aebte und Laien ohne Zahl beiwohnten,
da forderte er alles Volk auf, dass jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz
auf sich nehme, um Christum zu gewinnen. Und alles Volk rief: „Gott
will es!" Ein rothes Kreuz auf der rechten Schulter wurde das Zeichen
der „Kreuzfahrer." Die Rüstungen der Fürsten dauerten den Aufge-
regten zu lange. Da brach schon im Frühjahre 1096 ein großer ungeord-
neter Hausen unter Führung des Peter von Amiens und Walther von
Habenichts ans Frankreich auf; aber Tausende derselben wurden schon von
kriegerischen Völkern in Ungarn und an der untern Donau erschlagen,
und der Rest erlag in Asien dem Schwerte der seldschuckischen Türken.
Bis zum Herbst desselben Jahres indess war ein großes Heer gerüstet,
an dessen Spitze der fromme Gottfried von Bouillon, Herzog von
Niederlothringen, stand, unter ihm viele Fürsten und Edle aus allen
Ländern zwischen den Pyrenäen und den Alpen. Gegen '/2 Million
Streiter, darunter 100,000 gepanzerte Reiter, zogen gegen Morgen und
gelangten nach Kleinasien. Wunder der Tapferkeit geschahen im Kampfe
gegen die S e l d s ch u ck e r, aber Seuchen, Hunger und das Schwert rafften
Viele dahin, und nur etwa 40,000 Streiter brachen nach der blutigen Er-
oberung von Anti och ia nach Jerusalem auf, welches sie um Pfingsten 1096
erreichten. Beim Anblick der heiligen Stadt fielen Alle auf die Knie, betend
und mit Freudenthränen im Auge. Aber eine schwere Belagerung der festen,
gutversorgten Stadt, wohl versehen mit festen Thürmen und ragenden Zin-
nen, von" denen die blitzenden Geschosse der Türken niederzischten, war nöthig.
Sonnenbrand, Hunger und Wassermangel rafften noch gegen die Hälfte
dahin. Noch 30 Tage dauerte es. Vielen entsank Kraft und Muth. Da
tzeig sich plötzlich auf dem Oelberge ein hoher Ritter in schneeweißer
leuchtender Rüstung; er winkt ihnen nach der heiligen Stadt hin. „Ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Christus Petrus Pabst_Urban Urban Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Muth
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Jerusalem Jerusalem Jerusalem Frankreick Clermont Frankreich Christum Frankreich Ungarn Donau Asien Niederlothringen Kleinasien Jerusalem
215
Saaten und Obsthainen bedeckte Thäler. In alten Zeiten war Samaria
das Gebiet des Stammes Ephraim und Halb-Manasse, hier herrschten
mit allen Gräueln des Götzendienstes die Könige von Israel durch zwei
Jahrhunderte, in welchen kräftige Ermannung mit jammervoller Schwachheit
des Abfalls stets wechselte bis zur endlichen Verbannung des Volkes nach
Assyrien (720). Darnach wohnte das Mischvolk der Samariter im Lande.
— Nablus, das alte Sichem oder Sichar, lagert sich in einem frucht-
baren, quellenreichen Thale unter Maulbeer-, Mandel-, Oel- und Feigen-
bäumen, hier weideten Jakobs Söhne ihre Heerden und verkauften ihren
Bruder Joseph an die Jsmaeliter, hier schlug Abraham im Lande
Kanaan zuerst seine Zelte auf und erwarb ein Eigenthum. Seine und seiner
Söhne Fügungen und Führungen des Hvrrn knüpfen sich an Sichem. Am
Jakobsbrunnen, der noch draußen vor der Stadt als ein mit üppigem
Kräuterwerk umsponnenes Gemäuer gezeigt wird, hat der Herr, müde, ge-
rastet und sein Gespräch mit der Samariterin gehalten. (Joh. 4.) Der Brunnen
ist 80 Fuß tief. In der Nähe erheben sich die Felsenberge Ebal und
Garizim unmittelbar aus dem Thale und stehen 2150 Fuß hoch einander
gegenüber. Von ihnen erklang zu Mosis Zeiten Fluch und Segen; auf dem
Garizim, ihrem heiligen Berge, brachten die Samariter ihre Opfer. Die
andern Orte Samariens lagen und liegen noch auf den Berghöhen. In
Siloh, 4 Stunden von Sichem, stand lange die Stiftshütte. — Nablus
hat 15,000 Einwohner und ist durch den Handel von Damaskus nach der
Seeküste lebhaft.
3) Judäa, die südlichste Landschaft Palästinas, das Gebiet des Stammes
Juda, Benjamin, Simion und Dan wird, im Osten an das todte
Meer grenzend, im Westen gegen das Mittelmeer abfallend, von nackten,
unbeholzten, welligen Höhen durchzogen. Es giebt fruchtbare Striche, aber
manche Gegenden, wie die des Thales zwischen Gaza und Jerusalem
werden an öder Wildheit nicht leicht übertroffen. Nördlich von Joppe dehnt
sich ein zwei Stunden breiter Küstensaum, die im alten Testament wegen
ihres Blumenschmuckes gerühmte Ebene Saron, aus. Im Februar prangt
diese Ebene mit einem Flor von Tulpen, Lilien, Narcissen, Hyacinthen und
andern Blumen, zwischen denen Rinder und Kameele weiden. Vom Mai
an ist die Pracht der Wiesen dahin, das Gras verdorrt, und in Kurzem
ist der ganze Boden ausgebrannt und die Flur zur dürren Wüste geworden,
bis der Frühregen im Oktober sie wieder erquickt. Im Osten jenseit des
todten Meeres liegt das moabitische Gebirge, auf dem der Oelberg lag.
Aber das Auge sucht hier vor Allem Jerusalem.
4) Jerusalem, die heilige Stadt, ist«oas Ziel, nach dessen erstem Erscheinen
sich Kreuzfahrer und Pilger drängen, das sie mit Gebet und frohem Zuruf be-
grüßen, die Stadt, auf die das zerstreute Volk Israel noch eben so mit
Stolz wie mit Schmerz und Sehnsucht blickt; die Stadt, die selbst der
Muselmann die Heilige nennt. — Da liegt sie und stellt sich dem suchenden
Auge als eine weiße Mauerreihe dar, über welche einige Kuppeln und Minarets
hervorragen; kahle Berge und Hügelketten rings umher. Da liegt sie, „die
Königin in dem Lande, die zur Wittwe gemacht ist, die der Herr voll Jammer
gemacht hat."—Schon zu Abrahams Zeiten lag hier Salem, d. i. Friede.
Die Jebusiter hatten hier eine Feste. David entriss sie ihnen, nannte sie
Jerusalem, d. i. Friedensstadt und machte sie zur Hauptstadt und zum
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Jakobs_Söhne Joseph Abraham Benjamin Abrahams David David
Extrahierte Ortsnamen: Samaria Ephraim Israel Assyrien Nablus Sichem Kanaan Sichem Siloh Sichem Nablus Damaskus Juda Gaza Jerusalem Joppe Oelberg Jerusalem Jerusalem Israel Salem Jerusalem
192
204. Silvanas.
Etwa lm zweiten Jahrhunderte n. Ch. G. kam einst zu
den Brüdern auf dem Berge Sinai, unter denen Sikvanus
Abt war, ein fremder Bruder. Da dieser sah, dassjene ar-
beiteten, sprach er zu ihnen: „Warum wirket ihr doch Speise,
die vergänglich? Maria bat das gute Theil erwählet." .Da
sagte der Abt zu seinem Jünger Zacharias: „Gieb dem frcm-
den Bruder ein Buch, und führe ihn dort in jene Zelle, dass
er ungestört lesen könne." Und der Bruder saß und las.
Da aber die neunte Stunde kam, sahe er fleißig aus den Weg
hinaus, ob denn keiner käme, ihn zum Essen zu rufen. Und
er barrete noch eine Stunde; dann aber ging er hinaus zum
Abte, und fragte ihn, ob denn die Brüder noch nicht äßen.
Jener antwortete: „Es ist bereits geschehen." Da fragte
der Fremde, warum er denn nicht auch gefordert sei zum
Essen? — Silvanus antwortete: „Ich habe geglaubt, Du
bist ein geistlicher Mensch, der wie Maria das beste Theil er-
wählt hat, und den ganzen Tag sitzet und lirset, und der
vergänglichen Speisen nicht bedarf. Wir aber als fleischliche
Leute bedürfen der vergänglichen Speise; darum arbeiten
wir auch." Da erkannte der fremde Bruder sein Unrecht;
und der Abt erquickte ihn und sagte: „Bedenke doch, mein
Bruder, dass hwr auf Erden keine Maria fern kann ohne
Martha!"
G H. Schubert.
205. Die Schlangen.
Kein Theil der Naturgeschichte soll dem Menschen un-
bekannt bleiben, am allerwenigsten sollte man sich durch die
Hässlichkeit oder Schädlichkeit erues Thieres abbalten lassen,
es näher kennen zu lernen, denn immer wird man, was für
ein Thier es auch sein mag, Neues und Merkwürdiges er-
fahren. Auch von den Schlangen, diesen so verschrienen
Thieren, will ich doch zeigen, dass es möglich ist, Etwas von
ihnen zu erzählen, was merkwürdig und lehrreich ist, und ge-
wiss Jeden begierig machen wird, noch mehr davon zu
hören. —
Du wirst wol, mein lieber Leser, erst sehr wenige Schlan-
gen gesehen haben? Vielleicht eine Ringelnatter, die bei uns
am gemeinsten ist? oder die hübsche braunglauzeude Blind-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Silvanas Maria Zacharias Silvanus Maria Maria Maria Martha H._Schubert
243
da sie ist durch den Bann ihres Unterthaneneides entbunden waren; sondern auch
die verließen den aus der Kirche ausgestoßenen Kaiser, die er mit Wohlthaten
überhäuft hatte. Als endlich sogar die Fürsten zusammentraten und ihm droheten,
einen andern Kaiser zu wählen, wenn er sich nicht mit dem Papste versöhne; da
entschloss sich der Kaiser nach Italien zu reisen. Es war im Winter des Jahres
1077, als er mit seiner Gemahlin, mit seinem Söhnlein und einem kleinen Gefolge
die mühsame Pilgerfahrt antrat. Auf einem Umwege entzog er sich den ihm auf-
lauernden Feinden und schlug den Weg über die Seealpen nach Italien ein.
Hier auf den starren Eisfeldern- und Gletscherrücken war kein Schritt ohne Lebens-
gefahr; doch erreichte er endlich die Höhe des Gebirges. Aber noch größere Müh-
seligkeiten und Gefahren bot die andere Seite dar. Diese war so abschüssig, dass
man keinen festen Fuß fassen konnte. Auf Leben und Tod musste der Versuch
gemacht werden. Die Männer krochen auf Händen und Füßen; die Frauen wur-
den in Schläuchen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen. Mit beispielloser
Geduld bestand Heinrich alle Mühseligkeiten und Gefahren der Reise, um sich
nur wieder mit dem Papste auszusöhnen.
Gregor war bei Heinrichs Ankunft gerade auf seiner Reise zum Reichstage
nach Augsburg begriffen. Er erschrak, als er hörte, dev Kaiser sei im Anmarsche
und entwich in das feste Schloss Kanossa. Heinrich aber lehnte Hülfe, welche
die lombardischen Großen und Bischöfe gegen den herrschsüchtigen Papst ihm an-
boten, ab mit den Worten: „Ich bin nicht gekommen, zu kämpfen, sondern Buße
zu thun."
Sobald Heinrich in Kanossa anlangte, ließ er durch die Markgräfin
Mathilde, die Herrin des Schlosses, den Papst bitten, ihn vom Bannspruche zu
lösen; er wollte sich jeder Bußübung unterziehen, die der heilige Vater ihm auf-
erlegen würde. Seine Bitte ward ihm gewährt. Gregor verlangte, dass Hein-
rich im Büßerhemde vor ihm erscheine. Und der König von Deutschland
und Italien musste, nur mit einem wollenen Hemde angethan, entblößten Haup-
tes und barfuß im Schlosshofe auf des Papstes Entscheidung harren. Drei Tage
stand so der Unglückliche, ohne sich durch Speise und Trank zu erquicken. Die
Markgräfin und andere Freunde Gregors wurden durch das Weinen Heinrichs
so gerührt, dass sse unter Thränen Fürbitte beim Papste einlegten; ja, einige riefen
sogar, das sei mehr als apostolische Strenge, das sei tyrannenmäßige Grausamkeit.
Endlich am vierten Tage ließ der Papst den Büßenden vor sich kommen und sprach
ihn unter der Bedingung frei, dass er ruhig nach Deutschland gehe und sich aller
königlichen Gewalt entschlage, bis auf einem Reichstage entschieden sei, ob er
König bleiben solle oder nicht. — Einen so harten Bescheid hatte Heinrich doch
nicht erwartet. Mit Unwillen und Zorn im Herzen schied er von Gregor und
hat nachmals die Waffen gegen ihn nie mehr aus der Hand gelegt.
Der Streit über die Einsetzung der Geistlichen wurde aber erst nach fünfzig
Jahren des heftigsten Kampfes auf billige Weise beigelegt.
14. Der erste Kreuzzug.
Gegen die Mitte des vierten Jahrhunderts erklärte der römische Kaiser Kon-
stantin sich öffentlich für das Christenthum und lebte mitten unter Christen in
seiner neuen Hauptstadt Konstanunopel. Seit dieser Zeit wallfahrteten fromme
Pilger aller christlichen Länder einzeln und in Schaaren ungehindert nach Palästina,
um vornehmlich in Jerusalem und am heiligen Grabe zu beten und die
Vergebung ihrer Sünden zu erflehen. Auch nach Verdrängung der christlichen
Herrschaft durch die Araber störte man sie in ihrer Andacht nicht. Als aber die
Türken das heilige Grab in ihre Gewalt bekamen, wurden die Christen gemiss-
handelt und die heiligen Oerter beschimpft.
Da erschien 1094 Peter von Amiens, ein Einsiedler, der von einer Wall-
fahrt zum heiligen Grabe zurückkehrte, und durchzog Italien und Frankreich. Ab-
gezehrt von Hunger und langen Mühsalen, barfuß und mit entblößtem Haupte,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Gregor Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Mathilde Gregor Gregors Heinrichs Heinrich Heinrich Gregor Gregor Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Augsburg Kanossa Kanossa Deutschland Italien Deutschland Palästina Jerusalem Italien Frankreich
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das Pilgergewand mit einem Stricke zusammengehalten, mit einem Kruzifix in der
Hand, ritt er auf einem Esel daher. Er predigte in Kirchen, auf den Straßen,
auf Kreuzwegen, und feine glühende Beredsamkeit verbreitete allgemeine Begeiste-
rung. Mit grellen Farben malte er die Noth der christlichen Pilger im gelobten
Lande. „Wie lange wollt ihr noch zaudern," sprach er, „den Heiden das heilige
Land zu entreißen? Sollen euch erst die Strafgerichte Gottes treffen? Sie werden
euch treffen, wenn ihr nicht Alles lasset, was ihr habt, und für Christum kämpft.
Ich verkündige euch Hunger und Pestilenz und die ewige Berdammniss, wenn ihr
nicht Weib und Kind, Haus und Hof, Burg und Stadt verlasset und hinziehet,
Christum zu befreien aus der Heiden Hand. Wohlan, streitet für ihn, dessen
Namen sie höhnen, und alle eure Sünden sind euch vergeben, ihr habt die ewige
Seligkeit, Frieden und Freude in Ewigkeit."
Als nun im November 1095 Papst Urban selber eine Kirchenversammlung
im südlichen Frankreich hielt und in gottinniger Rede zum Zuge gegen die Un-
gläubigen mahnte, da ries die ganze Versammlung: „Gott will es! Gott will
es!" Alle knieten nieder und erhielten den päpstlichen Segen. Bischöfe, Fürsten,
Ritter, freie Männer und Knechte hefteten sich ein rothes Kreuz auf die Schulter,
zum Zeichen, dass sie zu dem Zuge in's heilige Land bereit seien.
Zügellose Haufen, mit welchen Peter von Amiens und andere Führer schon
im Frühjahr 1096 aufbrachen, erreichten Palästina nicht; Hunger und Seuchen
und das Schwert der Türken hatten sie aufgerieben.
Im Herbste desselben Jahres machte sich ein wohlgeordnetes und gut ausge-
rüstetes Heer unter der Führung Gottfrieds von Bouillon auf den Weg.
Ueber 100,000 gepanzerte Reiter und 200,000 streitbare Männer zu Fuß hatten
sich zum Kreuzzuge zusammengefunden. Zweimal wurden die Türken geschlagen,
aber, von ihnen umschwärmt, kostete jede Tagereise Hunderten von Christen das
Leben. Die meisten starben vor Antiochia und in dieser Stadt nach ihrer Er-
oberung. Umlagert von zahllosen Türkenschaaren, sckien ihr Untergang gewiss. Da
stürzte ein Christenhäuflein aus der Stadt und trieb das ganze Türkenheer zur
Flucht. Nur 300 Ritter vollbrachten diese wunderbare That.
Nun auf nach Jerusalem! Am 6. Juni 1099 lag die heilige Stadt vor
ihnen. Alle riefen unter Thränen mit einer Stimme: Jerusalem! Jerusalem!
Alle Mühsale waren vergessen, und man schickt? sich zum Sturme an. Aber es
waren nur noch 20,000 streitbare Männer am Leben. Den ersten Sturm schlugen
die Türken ab. Es mangelten Mauerthürme, Wurfmaschinen und Sturmleitern;
das Holz dazu musste aus einem meilenweit entlegenen Wäldchen herbeigeschafft
werden. Alt und Jung, Vornehm und Gering, Alle legten Hand an, und in
kurzer Zeit war das Werk vollbracht. Aber, auch der zweite Sturm wurde abge-
schlagen. Kaum dämmerte der Morgen des folgenden Tages, so begann die Blut-
arbeit von Neuem. Mit Erbitterung und wachsender Wuth vertheidigten sich die
Türken. Töpfe mit brennendem Pech und Sckwefel, Steine, Balken, selbst Leich-
name wurden auf die Köpfe der Belagerer hinabgeschleudert. Sie weichen. Ein
Jubelrus der Türken erschallt. Da zeigt Gottfried von Bouillon nach dem
Oelberg hin. Eine Rimrgestalt erscheint dort in weißer Rüstung und schwingt
den hellstrahlenden Schild. „Seht da," so ruft er, „einen Cherub mit flammen-
dem Schwerte, den Gott zum Mitstreiter uns sendet!" — „Gott will es! Gott
will es!" — antwortet die Schaar der Christen, und mit wildem Ungestüm dringt
sie vorwärts. Gottfried erklimmt zuerst die Mauer; die Seinen folgen; Schaar
drängt sich auf Schaar, — und Jerusalem ist erobert.
Nun raffte der Würgengel des Todes fürchterlich durch das Kriegsschwert der
rachedürstigen Menge. 10,000 Feinde lagen in ihrem Blute. — Gottes Friedens-
enge! aber stand mit abgewandtem Gesicht und schaute gen Golgatha, wo der
Allversöhner sein Blut vergossen und gesprochen: Sie wissen nicht, was sie thun.
Ehe noch die Waffen ruhten, eilte Gottfried barfuß, ohne Helm und Panzer zum
heiligen Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien
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Extrahierte Personennamen: Urban Peter_von_Amiens Palästina Gottfried_von_Bouillon Gottfried Gottfried
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