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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 206

1836 - Eisleben : Reichardt
206 Iii. Westasien. Arabien. Produkte sind vorzüglich: die edelsten Pferde, fett, schwänzige Schafe, Kameele (das unentbehrlichste Haus, thier), viele Raublhrere (worunter Hyänen, Löwen, Panther), Fische, deren Fang für die Küstenbewohner wichtig ist, Zugheuschrecken, die hier gegessen werden, Perlenmuscheln, Kaffee von der besten Sorte, Datteln, ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner, da nicht viel Getreide gezogen wird, Manna, Senesblatter, Süd- früchte, Balsam, Baumwolle, Salz. Metalle sind vorhanden, es wird aber wenig darauf gebaut. Die Einwohner, 10 bis 12 Millionen an der Zahl, sind meistens Araber, welche eine eigene in Asien weit verbreitete Sprache reden, und sich in viele Stäm- me theilen. Ein Theil der Araber lebt ansässig, ein Theil nomadisch, jene heißen Fellahs, diese Beduinen. Ackerbau und Industrie sind unbedeutend, wichtiger die Viehzucht und der Kaffeebau. Der Handel ist bedeutend, aber größtentheils in den Händen der Banianen (Indi, schen Kaufleute). Die Einwohner bekennen sich zur Muhamedanischen Religion; doch hat ein Theil sich von derselben getrennt, und erkennt die göttliche Sen- dung Muhameds nicht an, welche Parthei sehr zahl- reich ist und den Namen der Wahabiten oder Wechabi, ren führt. Außer den in patriarchalischer Unabhängig- keit lebenden Nomaden-Stämmen, giebt es verschiedene Staaten, besonders in den Küstenländern, unter eige, neu Fürsten, auch steht jetzt ein Theil Arabiens, vor- züglich die Küste längs des rothen Meeres, unter der Herrschaft des Pascha von Aegypten. Mekka, heilige Stadt der Muhamedaner, südwestlich von Wassora, östlich vom rothen Meere, in einer unfruchtbaren Ge- gend, ist der Geburtsort des Muhamcd und enthalt die heilige Kaaba oder das Gotteshaus, welches von Abraham erbaut seyn soll, daher Mekka von vielen Pilgrimmen besucht wird, indem §eder Muhamedaner verpflichtet ist, wenigstens einmal in seinem Leben hierher zu wallfahrten. — Medina, heilige Stadt der Muhamedaner, nordwestlich von Mekka, mit dem Grabe Muha- rncds, und daher aucb ein besuchter Wallfahrtsort. — Mas tä- te, Hauptstadt des Imam von Maskatc, eines der mächtigsten Arabischen Fürsten, südöstlich von Basra, am Arabischen Meere, ist ein wichtiger Sechandelsplatz und hat einen Hafen. — Die südöstlich von Maskate, unweit des Afrikanischen Vorgebirges Gardafui gelegene und daher richtiger zu Afrika gerechnete In- sel Socotorah, gehört auch dem Imam von Maskate, ist aber jetzt von den Britten besetzt.

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 84

1890 - Leipzig : Reichardt
84 555 Italien wird Provinz des griechischen Kaiser-tums. Erarchatzuravenna. Narses ersterexarch. 568 Albuin grndet das langobardischc Reich in Italien. Die Langobarden hatten mit Hilfe der Avaren das Reich der Gepiden an der Donau erobert, muten es jenen aber bald berlassen. Darauf zogen sie im Bunde mit 20000 Sachsen nach Italien'), welches sie den Griechen fast ganz entrissen. Pavia, erst nach dreijhriger Belagerung erobert, wurde Hauptstadt des neuen Reiches. Alboins Gemahlin, Rosamunde. Tochter des Gepiden-knigs Knnimund. Auf einem Gastmahl der Schdel des Vaters als Trinkgef; Ermordung Alboins2). Das Langobardenreich bestand etwa 200 Jahre lang (bis 774). 622 Mohammeds Flucht von Mekka nach Medma (Hedschra). Begrndung des Islam. Mohammed in Mekka in Arabien geboren, aus dem Stamme Koreifch. Sein Oheim Abu Taleb. Aufseher der Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Witwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d.i. glubige Ergebung; die Anhnger Moslemin, d.i. Glubige. Es giebt nur einen Gott und Mohammed ist sein Prophet"^). 622 Flucht von Mekka nach Medina (Hedschra, mohammedanische Zeitrechnung). 630 Eroberung von Mekka, 631 Angriff gegen das byzantinische Reich, 632 Tod Mohammeds, sein Grab in Medina. Der Koran, d.i. Schrift. Sekten der Schiiten und Sunniten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren Abu Bekr, Omar, Othman und Ali. Omar eroberte Pal-stina, S.yrien und Persien, während sein Feldherr Amru gypten unterwarft). Bald wurde auch Afrikas Nordkste erobert. 711 Tank setzt nach Spanien der; Schlacht bei Xerez de la Frontera. Gibraltar Gebel al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der letzte Westgotenknig Roderich verliert die Schlacht bei Xerez de la Frontera, Musa vollendet die Eroberung Spaniens. Nur in den asturischen Gebirgen behauptet sich ein kleines westgotisches Reich. Von hier aus kmpften die Christen fortwhrend gegen die Mauren 1) Angeblich durch den von der Kaiserin Sophia beleidigten Narses gerufen. , 2) Tod der Rosamunde und des Helmichis durch Gift. 3) Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgnger. *) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der groen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 64

1909 - Hamburg : Boysen
— 64 — heit lebte, und er' sehnte sich danach, ihm zu helfen. Um zur Klarheit zu gelangen über das, was in ihm arbeitete, begab er sich in die Einsamkeit. Hier erschien ihm der Engel Gabriel; er forderte Mohammed auf, als Prophet unter seinem Volke aufzutreten und die große Wahrheit zu verkünden, daß es nur Einen Gott gibt. Anfangs offenbarte sich Mohammed nur einer kleinen Schar. Die erste, die an ihn glaubte, war seine Gattin Kadidscha. Ihr folgten Mohammeds Sklave Zayd, sein Neffe Ali und zwei angesehene Bewohner Mekkas, Abu Bekr und Othman. Als Mohammed sich eine größere Gemeinde gründen wollte, da traf er in Mekka auf heftigen Widerstand und gerade bei dem Stamme, dem er selber entsprossen war, den Koraischiten. Denn diesem Stamme war die Hut über die Kaaba anvertraut, und als Mohammed sein Prophetentum verkündete, da fürchteten die Hüter des arabischen Heiligtums, daß durch Mohammed ihr Ansehen und ihr Einkommen angetastet würden. Er wurde für sie ein Gegenstand der Sorge und des Hasses, und sie suchten ihn zu verderben. Aber durch die Flucht entzog sich Mohammed den Nachstellungen seiner Stammesgenossen. Im Jahre 622 begab er sich, von wenigen Getreuen begleitet, nach Medina, wo er schon zuvor Glauben gefunden hatte. Dort bildete sich um ihn eine größere Gemeinde, und nun trat Mohammed aus der Stille des Privatlebens heraus; er wurde Staatsmann, Feldherr, Fürst. Mit dem Schwerte in der Hand zog er gegen die Koraischiten und besiegte sie. Ein arabischer Stamm nach dem anderen schloß sich dem glücklichen Krieger an, der zugleich der begeisterte und beredte Verkünder eines neuen Glaubens war. Im Jahre 630 zog er als Sieger in Mekka ein, bewies jedoch Mäßigung und Milde. Als er im Jahre 632 in Medina starb, war ganz Arabien ihm zugefallen; alle Stämme hatten sich in dem Gedanken geeinigt, es gibt nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Wo Mohammeds Sterbebett gestanden, wurde sein Grab gegraben, und dieses Grab war bald das sehnsüchtig erstrebte Ziel der Pilgerfahrt von Millionen. Der Koran*). Mohammed bezeichnet seine Lehre als Islam, d. i. Hingebung, nämlich Hingebung an den Willen Gottes. Die Moslemin oder Gläubigen erkennen die Gesetzgebung Mose und das Evangelium Jesu als Vorstufen des Islam an. Aber der Islam ist die letzte und höchste Offenbarung Gottes. Der Tröster, den Jesus verheißen, ist in Mohammed erschienen; nach ihm ist kein anderer Prophet mehr zu erwarten. Mohammeds Lehre ist im Koran enthalten, einem Buche, das erst nach dem Tode Mohammeds zusammengestellt wurde. Zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenem Anlaß hat Mohammed den Inhalt stückweise und mündlich mitgeteilt; aufgezeichnet sind die Worte von seinen Vertrauten. Außerdem enthält der Koran auch Stücke, die nur durch mündliche Überlieferung erhalten waren, vielleicht auch solche, die aus der Phantasie von Mohammeds Freunden hervorgegangen sind. *) Ein kostbares Exemplar befindet sich in unserem Gewerbemuseum.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 66

1909 - Hamburg : Boysen
— 66 — zeiten verkündigt-, der Gläubige richtet den Blick beim Beten nach Mekka. Außer dem Gebet sind Almosengeben und Fasten Hauptpflichten. ,,Beten führt auf halbem Wege zu Gott, Fasten bis an die Tür seines Hauses, Almosen öffnet die Pforte.“ Ferner ist jedem Moslem, der Vermögen genug besitzt, zur Pflicht gemacht, wenigstens einmal in seinem Leben nach Mekka zu pilgern. Er bestellt sein Haus und macht sich auf den Weg, um die verschiedenen heiligen Stätten zu besuchen, vor allen Dingen aber den schwarzen Stein der Kaaba zu küssen und dort am heiligen Stein seine Gebete zu verrichten. Nicht wenig hat gerade diese Vorschrift dazu beigetragen, die Mohammedaner mit einem starken Gemeinschaftsgefühl zu erfüllen. Islamitische Macht und Kultur. Der Islam trat mit dem Ansprüche auf, die allgemeine Religion zu sein, und dem Gläubigen ist höchste Pflicht, den Islam zu verbreiten. Das Mittel dazu ist das Schwert, der Eroberungskrieg. ,,Nur Kranke, Lahme, Blinde dürfen zu Hause bleiben. Verloren ist, wer sich mit Vater und Mutter entschuldigt. — Wer am Tage der Schlacht dem Feinde den Rücken kehrt, den trifft Gottes Zorn, und die tiefste Hölle wird seine Wohnung sein. — Das Paradies ist unter dem Schatten der Schwerter. — Besser in den heiligen Krieg ziehen, als 70 Jahre zu Hause beten, einmal in den Krieg ziehen, als 5° Wallfahrten." So trat das Volk der Araber in die Geschichte ein. Fast spurlos waren die Weltereignisse bisher an ihm vorübergegangen. Jetzt gab der neue Glaube dem Volke einen großartigen Schwung 5 seinem Tatendrange öffnete sich plötzlich ein ungeheurer Tummelplatz. Nicht mehr handelte es sich um die dürftige Beute, die man einer Karawane abnehmen oder in kleiner Fehde mit einem anderen Stamme gewinnen konnte. Vor den Blicken der geeinigten Nation lagen die Hauptstädte der Welt mit ihren Schätzen, und diese gebührten von Rechts wegen den Kriegern, welche Allahs Schlachten schlugen. Gleich nach dem Tode Mohammeds begann unter den Kalifen, seinen Nachfolgern im geistlichen und zugleich im weltlichen Amte, der gewaltige Siegeszug des arabischen Volkes. Die mohammedanischen Heere unterwarfen Syrien, Kleinasien, Aegypten, die ganze Nordküste Afrikas und die Pyrenäenhalbinsel-, ein Reich entstand, das von Delhi bis Granada reichte. Erst Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, setzte ihrem Vordringen ein Ziel, indem er sie 732 in der Schlacht bei Tours und Poitiers besiegte-, sonst hätten sie auch das Frankenreich überflutet. Im Osten brachen sich ihre Kräfte an dem Widerstande, den Konstantinopel leistete. Das ungeheure Gebiet, das dem Kalifen gehörte, konnte jedoch seiner Größe wegen nicht Zusammenhalten. Das Reich löste sich in eine Anzahl mohammedanischer Einzelstaaten auf, und diese wurden dann der Boden für eine reiche Kultur. Weil die Mohammedaner Bethäuser gebrauchten und ihre Fürsten Paläste, wurde die Baukunst gepflegt. Das Gebethaus der Araber, die Moschee, bestand aus einer viereckigen Säulenhalle, in deren

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 68

1909 - Hamburg : Boysen
— 68 — die Mauren. Dagegen nahmen die Dinge im Osten für das Christentum und seine vorkämpfende Macht, das oströmische Reich, eine bedrohliche Wendung. Ein turkomanischer Stamm, nach seinem Führer Seldschuk die Seldschuken genannt, war zu Anfang des ii. Jahrhunderts in die Länder des Kalifen von Bagdad eingebrochen, hatte die arabischen Herrschaften über den Haufen geworfen und türkische Sultanate gegründet, und immer weiter waren die seld-schukischen Türken nach Westen, nach Syrien und nach Kleinasien hin vorgedrungen. Da wandte sich der Kaiser von Ostrom, der sich in seiner Hauptstadt nicht mehr sicher fühlte, mit einem Hilfegesuch an Papst Gregor Vii., und da der Kaiser einen hohen Preis bot, die Wiedervereinigung der östlichen Kirche mit Rom, so gewann er den Papst für sich. In öffentlichen Erlassen verkündete Gregor, daß er die Absicht habe, die Christen gegen die Ungläubigen unter die Waffen zu rufen, um die Seldschuken in Kleinasien zu bekämpfen und Konstantinopel vor dem Ansturm der Feinde zu retten. Aber der ehrgeizige Papst verstrickte sich in den Kampf mit dem abendländischen Kaisertum (Heinrich Iv.) und konnte daher seinen großartigen Plan, die griechische und lateinische Kirche wieder zu vereinigen, nicht ausführen. Außer der Gefahr, in welcher Konstantinopel schwebte, machte auch die Not der Wallfahrer ein großes Unternehmen gegen die Mohammedaner notwendig. Die Kirche sah Pilgerfahrten als verdienstlich an und schrieb dem Gebete an besonders geweihten Stellen die Kraft zu, den Sünder am sichersten zu entsündigen. Darum zogen, besonders seit dem Anfang des n. Jahrhunderts, alljährlich viele Tausende nach Maria-Einsiedeln, nach San-Jago, nach Rom, zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus, und auch übers Meer nach Palästina, wo die Füße des Herrn gestanden, wo die Spuren seines Wirkens von Ort zu Ort verfolgt werden konnten. Aber in Jerusalem bemächtigte sich der christlichen Wallfahrer ein zwiefaches Gefühl. Sie versanken in schwermütiges Entzücken, wenn sie des Glückes teilhaftig wurden, am Grabe des Herrn zu beten. Sie wurden jedoch auch von heißem Ingrimm erfüllt, wenn sie sahen, daß an der heiligsten Stätte der Christenheit die Feinde ihres Glaubens herrschten. Seitdem die Türken Palästina erobert hatten, mußten die Christen, welche dorthin pilgerten, gar schwere Gewalttaten erdulden. Darum sehnte sich die christliche Welt nach einer Befreiung des heiligen Grabes. Dem zweiten Nachfolger Gregors Vii., Urban Ii., gelang es, die Christen zu einem großen Kriegszuge gegen die Mohammedaner zu begeistern. Im Jahre 1095 hielt Urban auf dem Boden seiner französischen Heimat, in Clermont, eine Kirchenversammlung ab, um zu einem allgemeinen Kriege gegen die Mohammedaner zu werben. Außer den Häuptern der Geistlichkeit, den Hunderten von Bischöfen und Äbten, strömten dorthin auch zahllose Laien, hohe und niedere. Unter freiem Himmel — denn kein Gebäude konnte die Menge fassen — sprach der Papst über die Bedrängnisse der

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 63

1909 - Hamburg : Boysen
Der Islam und die Kreuzzüge. Ungefähr um dieselbe Zeit, als Kaisertum und Papsttum um die Oberherrschaft rangen, ungefähr in derzeit von 1100 bis 1300, fand ein anderer, ebenso gewaltiger Kampf zwischen den Christen und den Mohammedanern statt, die Kreuzzüge. Um diese große Bewegung zu verstehen, müssen wir unsere Blicke zunächst nach Arabien richten. Arabien und die Araber. Die Halbinsel Arabien ist nur an der Westküste fruchtbar; der größte Teil des Landes besteht aus Steppen und Wüsten. Die Bewohner Arabiens, die Araber, waren daher nur in ihrer Minderzahl seßhaft-, die meisten waren Nomaded, deren Reichtum in Kamelen und Pferden bestand. Jene trieben Handel mit den Bodenerzeugnissen des Küstenlandes. Diese, die Beduinen, lebten davon, daß sie Handelskarawanen geleiteten oder plünderten. Sie waren in eine Menge kleiner Stämme zerteilt, die ihre beste Kraft in zwecklosen Fehden vergeudeten. Die Araber liebten die Freiheit, hatten Freude an Abenteuern und Wagnissen, waren gastlich und genügsam, aber auch rachsüchtig. Ihre Religion war bis zum Auftreten Mohammeds Sternendienst und Götzendienst: Mit Vertrauen und Verehrung schauten sie zu den glänzenden Lichtern auf, nach denen sie beim nächtlichen Ritt durch die Wüste ihren Weg fanden, und außerdem verehrten die einzelnen Stämme ihre besonderen Schutzgötter. Die Stadt Mekka besaß das größte Heiligtum der Araber, einen schwarzen Stein, der einst vom Himmel herabgefallen war, die Kaaba. Er ist in die Mauer eines würfelförmigen Tempels so hineingefügt, daß man ihn von außen her sehen kann. Der sichtbare Teil des Steines ist etwa kreisförmig und hat einen Durchmesser von ungefähr 25 cm. Seit uralten Tagen waren Stein und Tempel das Ziel arabischer Wallfahrten. Mohammed. In Mekka wurde Mohammed geboren. Früh verwaist, führte er bei seinem Oheim Abu Taleb ein Leben voll Entbehrung. Er war Schafhüter, Kameltreiber, Bogen- und Köcherträger. Als er herangewachsen war, trat er in das Geschäft der reichen Kaufmannswitwe Kadidscha, die später seine Gattin wurde. Bis zum vierzigsten Jahre blieb Mohammed Kaufmann, dann erst erwachte der Prophet in ihm. Ihn bekümmerte das Elend seines Volkes, das in staatlicher Zersplitterung und in religiöser Zerfahren-

8. Geschichtliches Lesebuch - S. 65

1909 - Hamburg : Boysen
- 65 — Der Koran verkündigt einen strengen Monotheismus, der sich mit besonderem Abscheu gegen die christliche Lehre von der Dreieinigkeit wendet. Im Koran heißt es: „Gott hat nicht einen Sohn, wie die Christen lehren. Fern sei von euch diese Gotteslästerung. Sie sagen, der Barmherzige habe einen Sohn. Euer Vorgeben ist ungeheuer. Kein Wunder wär’s, der Himmel zerriß und die Erde öffnete sich, und die Berge stürzten ein über dieser Behauptung.“ Ihren höchsten Schwung erreicht die heilige Schrift der Mohammedaner, wenn sie die Schrecken des Weltgerichts schildert, ihre höchste Anmut, wenn sie von den Freuden redet, welche der Seligen im Paradiese harren. Allerlei Zeichen werden vorangehen, bis endlich der Engel (Isfrahil) in die Posaune stößt. Wenn der Schall zum drittenmal ertönt, beginnt das Gericht. Dann ist die Luft erfüllt von den Seelen, die ihre Körper suchen, die Erde öffnet sich, die Gebeine rauschen; Glied findet sich zu Glied. Aufrecht wandeln die Gläubigen einher, die Ungläubigen liegen am Boden. Eine große Wage wird dann in der Hand Gabriels sein: in die Schale Licht werden die guten, in die Schale Finsternis die schlechten Handlungen gelegt. Darauf muß die Menge der Seelen über eine Brücke hinziehen, die ist scharf wie die Schneide eines Säbels und ist über den Abgrund der Hölle gespannt. Sünder und Ungläubige stürzen hinab, während die Frommen wie auf Schwingen des Vogels hinübereilen. Ist der Gläubige des Paradieses wert befunden, so erfrischt er sich zuerst an dem Teiche des Propheten, dessen Wasser süß ist wie Honig, kalt wie Schnee, klar wie Krystall; wer davon trinkt, den wird nicht wieder dürsten, wie im heißen Wüstensand. Alsdann öffnen sich die Tore des Paradieses und der Fromme tritt ein. Der Boden besteht aus feinstem Weizenmehl, aus Perlen und Hyazinthen (Edelsteinen), nicht aus Kieseln; er ist von Flüssen klaren Wassers, von Bächen von Milch und Honig, selbst von Wein, der hier auf Erden den Gläubigen versagt ist, durchflossen. Da ist der Baum des Lebens, mit köstlichen Früchten behängen und so groß, daß ein Renner 100 Jahre brauchen würde, um seinen Schatten zu durchfliegen. Die Luft ist von Wohlgerüchen erfüllt, sie ertönt vom melodischen Rauschen der Zweige, von dem Gesänge der Töchter des Paradieses. Dort wohnen die Gläubigen in Gezeiten, Kronen von Gold und Diamanten auf dem Haupte, von Hunderten von Dienern besorgt, essen aus goldener Schüssel, trinken aus goldenem Becher, ohne Überladung, ohne Trunkenkeit, mit unaufhörlichem Genuß. Nach dem Koran sind alle irdischen Geschicke unbedingt vorherbestimmt (Fatalismus). Als Mohammeds Bahn eine kriegerische wurde, und er den Kampf für den Glauben zur ersten Pflicht machte, da war dieser Lehrsatz von höchster Bedeutung. Ohne Zagen, ohne hinter sich zu schauen, stürzte sich der Moslem in den Kampf: der Tag seines Todes war in die ewigen Tafeln eingegraben; Sieg oder Tod, beides sicherte ihm die Freuden des Paradieses. Die Pflichtenlehre des Islam schreibt täglich 5 Gebete vor. Von den Minarets, den Gebetstürmen, herab werden die Gebets- Stoll, Geschichtliches Lesebuch, r. Teil. 5

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 67

1909 - Hamburg : Boysen
— 67 — Mitte sich ein offener Hofraum mit einem Wasserbecken befand. An der einen Seite erweiterte sich die Halle zu einem tieferen Säulenbau, das war die eigentliche Stätte für die Versammlung der Gemeinde und die Verrichtung des Gebetes. Da es den Arabern durch den Islam verboten ist, Bilder von lebenden Wesen herzustellen, wurden die Wände der Moschee mit Worten aus dem Koran geschmückt. Großen Fleiß und große Liebe widmeten die Mohammedaner der Veredlung ihrer Schriftzeichen — sorgfältig geschriebene arabische Bücher bieten dem Beobachter einen überaus schönen Anblick dar — und kunstvoll umrahmten sie die schönen Schriftzeichen an den Wänden der Moschee mit Ranken und Linien, den sogenannten Arabesken. Zur Herstellung von Fußböden und Wandornamenten bediente man sich mit Vorliebe der Mosaikarbeit. (Der Azzahra in der Nähe von Cordova). Von den dichterischen Werken, die aus den mohammedanischen Reichen hervorgegangen sind, haben einige Weltruf erlangt. Dahin gehören die Märchensammlung iooi Nacht, die Makamen des Hariri und das Königsbuch des persischen Dichters Firdusi. Auch die Wissenschaft wurde gepflegt. In den arabischen Hauptstädten, z. B. in Damaskus, Bagdad, Kairo, Cordova, Samarkand, gab es berühmte Lehranstalten; Universitäten würden wir heute sagen. Die Araber stützten sich bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten auf die Werke der alten Griechen, von denen sie arabische Übersetzungen veranstalteten. Aber sie beschränkten sich nicht auf das Studium der Alten, sondern versuchten auch, selbständig die Wissenschaft zu fördern. Namentlich widmeten sie ihren Scharfsinn der Mathematik (Algebra, arabische Ziffern), der Sternkunde, der Chemie, der Arzneiwissenschaft, der Philosophie und der Sprachkunde. Viel wurde für die Ausnutzung und Verbesserung des Bodens und für Handel und Gewerbe getan. Als Söhne der Wüste waren ■die Araber immer besonders dankbar für die Wunderkraft fruchtbaren Bodens-, einem wasserlosen Lande entstammend, waren sie unübertroffen in der geschickten und sorgsamen Benutzung des kostbaren Elementes, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu heben; kaum einen Tropfen ließen sie unverwertet. In einigen Gewerben, wie der Weberei und Färberei, in Metallarbeiten und namentlich der Goldschmiedekunst wurden sie früh von den Abendländern als Meister anerkannt und auch als Kaufleute zu Lande und zur See haben sie es den Abendländern frühzeitig gleich-, wenn nicht zuvorgetan. {Sindbad, der Seefahrer). Ursache und Anlaß der Kreuzzüge. Da beide, Christentum und Islam, den Anspruch erhoben, Weltreligionen zu sein, herrschte naturgemäß zwischen ihnen ein beständiger Kampf. In diesem Kampfe neigte sich gegen Ende des n. Jahrhunderts im Westen Europas der Sieg auf die Seite der Christen. An der Nordküste Afrikas erfochten die Seemächte Pisa und Genua glänzende Siege über die Mohammedaner; die Normannen kämpften mit wachsendem Erfolge gegen die Araber um den Besitz Siciliens, .und auch die Christen der pyrenäischen Halbinsel erhoben sich gegen 5*

10. Geschichtliches Lesebuch - S. 73

1909 - Hamburg : Boysen
Das Mönchtum. Die Kirche hatte das Verlangen, ihre Herrschaft über die ganze Erde auszubreiten, alle widerstrebenden Gewalten, Ungläubige und Ketzer, zu vertilgen, alle weltlichen Herrscher sich untertan zu machen. Merkwürdig — mit diesem Streben nach Weltherrschaft verband sich die Ansicht, daß ein vollkommenes christliches Leben nur dann gedeihen könne, wenn der Christ auf alle Güter des Lebens verzichte, auf Eigentum, Weib und Kind, auf persönlichen Willen und persönliche Ehre. Die Kirche des Mittelalters kennzeichnen also zwei Begriffe, die sich scheinbar ausschließen: Weltherrschaft und Weltflucht. Von den Weltherrschaftsplänen der Kirche war in den vorigen Abschnitten die Rede; hier soll vom Mönchtum gesprochen werden; in ihm zeigt sich am deutlichsten die weltflüchtige Richtung der Kirche. Einsiedler und Mönche im Morgenlande. Etwa seit dem Jahre 300 wurde in vielen Gläubigen die Sehnsucht rege, sich aus der zerstreuenden Welt in die Einsamkeit zu flüchten und sich dort ungestört frommen Betrachtungen hinzugeben; sie hofften, auf diese Weise sich Gott nähern zu können, hofften, daß ihnen die Gnade zuteil würde, Gott zu sehen. So lebte z. B. der fromme Hilarion schon seit seinem 15. Lebensjahre in einer Einöde Palästinas nahe dem Strande. Seinen Leib hüllte er in einen Sack; seine Tageskost waren 15 Datteln, die er nach Sonnenuntergang aß; gegen Sonne und Regen baute er sich eine Zelle, so klein, daß gerade sein Leib hineinging. Er sah Gesichte, Gestalten in Kriegswagen, welche über ihn hinwegfahren wollten und vor ihm in der Erde verschwanden, hörte Geschrei und Gebrüll von Geistern und dämonischen Tieren. Er betete, sang Psalmen und sprach sich die Worte der heiligen Schrift vor. Der Ruf seiner Frömmigkeit drang durch das Land; die Leute zogen zu ihm und flehten in der Not um sein Gebet; auch andere Einsiedler gesellten sich zu ihm. Aber der Zudrang der Menschen wurde ihm lästig; er fiel in Schwermut, weinte und sehnte sich nach seiner früheren Einsamkeit. Zuletzt zog er fort, besuchte die Heiligen in den Städten Asiens und die Einsiedler in der Wüste und auf den Bergen. Überall wurde er jedoch durch den Zulauf der Menschen erschreckt, und überall entfernte er sich wieder. Endlich fand er auf Cypern eine Zuflucht, die ihm behagte; dort ist er gestorben.
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