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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

2. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 111

1890 - Leipzig : Reichardt
- 111 Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums. Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.) 1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten. 1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas. v. Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe. Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti. 1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt). 2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. . 3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m . 4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 38

1909 - Hamburg : Boysen
— 38 — 787 ging Karl einen Schritt weiter und erließ ein Rundschreiben an die Bischöfe und Äbte seines Reiches, in welchem er befahl, bei jeder Kathedrale und in jedem Kloster eine Schule zu errichten. Diese Dom- und Klosterschulen waren besonders für die Heranbildung n von tüchtigen Geistlichen bestimmt, standen jedoch auch den Laien offen. Die Unterrichtsgegenstände waren dieselben wie in der Hofschule. Berühmt wurden vor allen anderen die Klosterschulen zu Fulda, zu Reichenau und zu St. Gallen. Sogar mit dem Plane, eine allgemeine Volksschule zu gründen, trug sich Karl. Es sollten darin zum mindesten das christliche Glaubensbekenntnis und das Vaterunser in deutscher Sprache gelernt werden. Doch ist dieser 'Plan niemals zur Ausführung gelangt. Deutsche Übersetzungen jenes Bekenntnisses und jenes Gebetes ließ Karl anfertigen. Um den Kirchengesang zu heben, erbat sich Karl geübte Vorsänger aus Rom. Papst Hadrian stellte ihm wiederholt ausgezeichnete Sänger zur Verfügung, und Karl überwies sie an die verschiedenen Kirchen seines Landes. Besonderen Ruf erlangten die Gesangschulen in Metz, Soissons und St. Gallen. Auch die Baukunst wollte er pflegen, nachdem er in Italien die römischen Prachtbauten gesehen hatte. Er ließ Säulen und Ornamente, Baumeister und Werkleute aus Italien kommen und manchen Bau in seinem Reiche ausführen. Am bekanntesten sind die Paläste in Ingelheim, Nymwegen und Tribur, der Dom zu Aachen und die Kirche zu Michelstadt. — Die Gelehrten und Edlen, die Lehrer und später auch die ehemaligen Schüler der Hofschule bildeten einen vertrauten Kreis, einen Verein, Akademie genannt, in dem sich der König mit seinen Kindern am liebsten bewegte. Der Umgang war zwanglos und herzlich. Damit nicht die Formen des höfischen Umgangs den Meinungsaustausch hinderten, führten die Mitglieder erdichtete Namen. Karl selber hieß David. Ihre Blütezeit erreichte die Akademie in den Jahren 796—800. Ihr geistiger Mittelpunkt war Alkuin. Seine Schüler — und fast das ganze jüngere Geschlecht des Hofes gehörte dazu — achteten ihn wie einen Vater, und wo es ihm nötig schien, nahm Alkuin auch die Rechte eines Vaters in Anspruch. Er warnte, bat und strafte. Sogar gegen den König übte er ehrfurchtsvoll die Pflicht eines mahnenden Freundes. In seinen Briefen bat er um Erbarmen mit den gefangenen Avaren, widerriet die Auflage des Zehnten im neubekehrten Lande und erinnerte leise, daß man bei den Sachsen zu sehr christliche Belehrung versäumt habe. Einer der jüngsten in der Akademie war Einhard, 770 im Maingau geboren. Unter allen Getreuen war er dem Kaiser der vertrauteste, von ihm wie ein Sohn geliebt. Er war der Bauverständige am Hofe, welcher über den großen Werken der Paläste und der Kirchen wachte. In der Akademie führte er den Namen Beseleel, nach dem Erbauer der Stiftshütte. Wahrscheinlich verfaßte er im Aufträge des Hofes die Annalen der Regierung Karls; jedenfalls beschrieb er nach dem Tode seines Herrn Karls Leben in lateinischer Prosa.

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 26

1909 - Hamburg : Boysen
Reichstag der das Schauspiel heftigster Parteikämpfe bot, nicht ent-schließen kräftige Rustungen zu unternehmen. Die Großen fürchteten, daß ein starkes Heer dem König die Mittel geben könne, sich unumschränkt zu machen. Es wurde freilich beschlossen, das Adelsheer aufzubieten; aber von einer umfassenden Anwerbung wollte man nichts wissen. Wie an Soldaten, mangelte es an Geld. Der König war reich, aber er hielt seine Schätze zurück, und Adel und Geistlichkeit waren auch nicht geneigt, für das Vaterland zu steuern — In Polen herrschte ein ratloses, sich selbst verzehrendes Durcheinander. Sollte nun der Fürst des aufstrebenden brandenburgischen Staates in dem bevorstehenden Kriegsspiel auf diese Karten setzen, die verloren schienen, ehe noch das Spiel begann? Sollte er sich der kampfbereiten Übermacht Schwedens entgegenstellen, auf die Gefahr hin, daß der polnische Hof im letzen Augenblick das preußische Königtum Karl Gustav preisgab und sich so einen billigen Frieden erkaufte? Der protestantische Deutsche gegen den protestantischen Schweden zugunsten Polens, das völlig unter dem Einfluß der Jesuiten stand? Wenn eine Eroberung oder Zerstückelung Polens im Werke war, war es nicht für Brandenburg eine politische Notwendigkeit, auch seinen Anteil dabei zu fordern? Erwägungen solcher Art wurden im Kabinett des Kurfürsten angestellt und veranlagten ihn, obgleich er im ersten Jahre seiner Regierung dem polnischen Könige den Lehnseid geleistet hatte die Verbindung mit Karl Gustav zu suchen. Es gelang auch, ein Bündnis zwischen Brandenburg und Schweden abzuschließen. Durch dasselbe verpflichteten sich die beiden Herrscher, einander in dem Kriege gegen Polen beizustehen. ^ Als Kriegsentschädigung sollte Friedrich Wilhelm gioße Gebietsteile in Polen erhalten,; das Herzogtum Preußen wurde ihm jedoch zunächst noch nicht zugestanden. Preußen sollte in den Besitz Schwedens übergehen, und Friedrich Wilhelm sollte das Herzogtum nur als schwedisches Lehen empfangen. Brandenburger und Schweden rückten dann vereinigt in Polen ein, und der polnische König mußte flüchten. — Aber die Polen fanden Bundesgenossen; Russen, Niederländer und Österreicher traten auf ihre Seite, und so zahlreichen Feinden gegenüber konnte sich Schweden-Brandenburg nur mit Mühe behaupten. An kriegerische Eroberungen war nicht mehr zu denken; man hatte genug zu tun, sich gegen die Feinde zu verteidigen. Diese günstige Gelegenheit benutzte der Kurfürst, um dem Schwedenkönig das Zugeständnis abzuringen, daß das Herzogtum Preußen hinfort souverän sein solle. Als der Kurfürst im Anfang des Krieges die Forderung der Souveränität zum erstenmal erhoben, hatte Karl Gustav diese Forderung lachend als eine Vermessenheit behandelt. Es fiel dem Stolze des schwedischen Herrschers auch jetzt sehr schwer, den bisherigen Vasallen von seinen Lehnspflichten zu befreien. Aber der Brandenburger hatte seine Zeit richtig ersehen; es war für Karl Gustav unmöglich, ihn jetzt unbefriedigt von sich zu weisen und ihn den Bewerbungen der Gegner zu überlassen. Im Vertrage zu Labiau wurde die Souveränität des Kurfürsten über das Herzogtum Preußen von Schweden anerkannt, und gegen eine

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 121

1909 - Hamburg : Boysen
Die Herrschaft der Jakobiner. Arbeiten. Nach Ansicht der Jakobiner waren die Menschen durch den alten Staat verdorben. Ihr Gemeinsinn war nicht entwickelt; sie verstanden es nicht, ihren Vorteil dem Vorteil der Gesamtheit unterzuordnen. Ihre ursprüngliche Natur war durch eine Kruste von schlechten Gewohnheiten und törichten Neigungen bedeckt. Darum mußte die Aufgabe des Jakobiners die sein, den verdorbenen Menschen der Gegenwart in den guten Bürger des Zukunftsstaates zu verwandeln. Verunstaltet wird der natürliche Mensch — sagten die Jakobiner — namentlich durch die bestehenden Religionsformen und durch die gesellschaftliche Ungleichheit. Von diesen beiden Übeln mußten sie also den Menschen zunächst befreien. Allerdings hatte ja schon die Nationalversammlung die Güter der Geistlichen eingezogen, die geistlichen Orden aufgelöst, die Priester in beeidigte Staatsbeamte verwandelt und die Oberhoheit des Papstes gebrochen. Aber das genügte den Jakobinern nicht. „Als ob ein Giftbaum seine Schädlichkeit verliere, wenn er in den Besitz der Öffentlichkeit übergeht! Der Baum muß zerstört werden.“ Unbeeidigte Priester wurden darum nicht mehr im Lande geduldet. Eine Ausnahme wurde nur mit den Kranken gemacht und mit denen, welche über 60 Jahre alt waren; aber diese wurden gefangen gesetzt. Stellten sie sich nicht freiwillig im Kerker ein, so wurden sie — falls man sie entdeckte — hingerichtet. Dasselbe Schicksal traf die verbannten Priester, die nach Frankreich zurückkehrten, sowie alle die Leute, v/elche eidweigernde Priester bei sich versteckten. Auf einer Liste waren die Namen derjenigen Pfarrkinder verzeichnet, welche von der Neuordnung der Kirche nichts wissen wollten, die Namen der Fanatiker, wie man sagte. Als Fanatiker galten alle, welche die Dienste der verfassungsmäßigen Priester zurückwiesen, also die Nonnen, die ihm nicht beichteten, die Bauern, die seine Messe nicht anhörten, die Frauen, die seine Hostienteller nicht küßten, die Eltern, die ihre Kinder nicht durch ihn taufen ließen. Alle diese Leute und diejenigen, die mit ihnen umgingen, ihre Angehörigen, Gäste, Wirte,

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 73

1909 - Hamburg : Boysen
Das Mönchtum. Die Kirche hatte das Verlangen, ihre Herrschaft über die ganze Erde auszubreiten, alle widerstrebenden Gewalten, Ungläubige und Ketzer, zu vertilgen, alle weltlichen Herrscher sich untertan zu machen. Merkwürdig — mit diesem Streben nach Weltherrschaft verband sich die Ansicht, daß ein vollkommenes christliches Leben nur dann gedeihen könne, wenn der Christ auf alle Güter des Lebens verzichte, auf Eigentum, Weib und Kind, auf persönlichen Willen und persönliche Ehre. Die Kirche des Mittelalters kennzeichnen also zwei Begriffe, die sich scheinbar ausschließen: Weltherrschaft und Weltflucht. Von den Weltherrschaftsplänen der Kirche war in den vorigen Abschnitten die Rede; hier soll vom Mönchtum gesprochen werden; in ihm zeigt sich am deutlichsten die weltflüchtige Richtung der Kirche. Einsiedler und Mönche im Morgenlande. Etwa seit dem Jahre 300 wurde in vielen Gläubigen die Sehnsucht rege, sich aus der zerstreuenden Welt in die Einsamkeit zu flüchten und sich dort ungestört frommen Betrachtungen hinzugeben; sie hofften, auf diese Weise sich Gott nähern zu können, hofften, daß ihnen die Gnade zuteil würde, Gott zu sehen. So lebte z. B. der fromme Hilarion schon seit seinem 15. Lebensjahre in einer Einöde Palästinas nahe dem Strande. Seinen Leib hüllte er in einen Sack; seine Tageskost waren 15 Datteln, die er nach Sonnenuntergang aß; gegen Sonne und Regen baute er sich eine Zelle, so klein, daß gerade sein Leib hineinging. Er sah Gesichte, Gestalten in Kriegswagen, welche über ihn hinwegfahren wollten und vor ihm in der Erde verschwanden, hörte Geschrei und Gebrüll von Geistern und dämonischen Tieren. Er betete, sang Psalmen und sprach sich die Worte der heiligen Schrift vor. Der Ruf seiner Frömmigkeit drang durch das Land; die Leute zogen zu ihm und flehten in der Not um sein Gebet; auch andere Einsiedler gesellten sich zu ihm. Aber der Zudrang der Menschen wurde ihm lästig; er fiel in Schwermut, weinte und sehnte sich nach seiner früheren Einsamkeit. Zuletzt zog er fort, besuchte die Heiligen in den Städten Asiens und die Einsiedler in der Wüste und auf den Bergen. Überall wurde er jedoch durch den Zulauf der Menschen erschreckt, und überall entfernte er sich wieder. Endlich fand er auf Cypern eine Zuflucht, die ihm behagte; dort ist er gestorben.

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 20

1909 - Hamburg : Boysen
— 20 — um eine größere Anleihe. Cromwell lehnte das Gesuch nicht ab; aber als Pfand forderte er das Herzogtum Bremen. Davon wollte nun freilich Karl Gustav nichts wissen; schon als Werbeplatz sei ihm diese Landschaft völlig unentbehrlich. Als er in größere Bedrängnis geriet, wurden seme Bitten um englisches Geld und englisches Bündnis nachdrücklicher. Er schlug dem Protektor vor, sich Ostfrieslands oder der Grafschaft Oldenburg zu bemächtigen; für eine Anleihe von 400 000 Lstr. bot er Buxtehude und die Leher Schanze, also einen Posten an der Elbe und einen an der Weser. Alle diese Angebote wurden von Cromwell als ungenügend zurückgewiesen; er könne mit einem großen auswärtigen Unternehmen bei seinem Parlamente nur durchdringen, wenn er einen namhaften Gewinn zu bieten habe, wie es das Herzogtum Bremen sein würde; äußerstenfalls könne er sich auch mit der Abtretung von Stade begnügen; aber jedenfalls müsse England einen starken militärischen Stützpunkt auf dem Festlande haben; nur so könne er sich auf ein Kriegsbündnis einlassen und Karl Gustav Truppen zur Hilfe senden. Karl Gustav ließ mit Versuchen und Vorschlägen nicht nach. Der Gesandte, welchen er (August 1657) aufs neue nach London schickte, erhielt in seiner Unterweisung eine ganze Musterkarte von Vorschlägen, mit denen er den Protektor gewinnen sollte. Zuerst wurde auf Oldenburg hingewiesen; dazu könne dann Ostfriesland gewonnen werden, und der Protektor könne außerdem auch das Bistum Münster und andere Teile des westfälischen Kreises mit seinen Truppen belegen. Wünsche er auch an der Ostsee eine geeignete Stellung zu gewinnen, so sei der König bereit, ihm die Schanze Weichselhaupt bei Danzig und einen Teil von Pommerellen zu uberlassen. Noch erwünschter aber würde es dem Könige sein, wenn der Protektor von Delmenhorst absehe und statt dessen „an der dänischen conqueste participieren“ wolle; dann sollte ihm der Gesandte Nord-Jütland sowie den stattlichen Hafen bei Lister Diep, auch alle da herumliegenden Inseln, wie Sylt, List und Romö, anbieten; auch der königliche Anteil von Dithmarschen nebst Glückstadt wurden zur Verfügung gestellt; doch müsse in diesem Falle England auf einen Posten an der Weser verzichten und sich mit der Elbe begnügen. Zuletzt aber sprach die Anweisung aus, wenn Cromwell durchaus den Fuß auf beiden Strömen haben wolle, und kein anderes Mittel sei, ihn zu tatkräftiger Hilfe zu bewegen, so könne der Gesandte schließlich auch darein willigen. Wie herrenloses Gut, nach dem man nur die Hände auszustrecken braucht, so bot der Schwede dem Engländer deutsche Küstenländer und deutsche Strommündungen an. Es drängt sich uns das Gefühl auf, daß die deutschen Lande in jenen Tagen völlig schutzlos dalagen. Die beiden fremden Herrscher verhandeln, als ob es nur ihrer Verständigung bedürfe, um dieses oder jenes reichsfürstliche Gebiet der Botmäßigkeit Englands zu unterwerfen, d. h. es zu einem Stützpunkt für englische Handelsunternehmungen auf dem Festlande zu machen. Vielleicht wäre Cromwell auf die schwedischen Erbietungen eingegangen, wenn Karl Gustav sich rechtzeitig entschlossen hätte, ihm das Herzogtum Bremen zu opfern. Neben der französischen, dänischen,

8. Geschichtliches Lesebuch - S. 160

1909 - Hamburg : Boysen
— 16o — Liebe im Umkreis der evangelischen Kirche und betrieben von Gliedern derselben“ zu steuern. Natürlich kann die umfassende Arbeit der inneren Mission hier nicht erschöpfend dargestellt werden; aber es soll doch an einigen Beispielen das Arbeitsfeld und die Art der Arbeit gekennzeichnet werden. In den ärmeren Schichten der Bevölkerung ist die Frau nicht selten genötigt, durch Arbeit außer dem Hause als Fabrikarbeiterin, Scheuerfrau, Morgenfrau, Näherin zum Unterhalt der Familie beizutragen. Das hat außer anderen Übelständen auch den im Gefolge, daß in diesen armen Familien die Kinder vernachlässigt werden. Die kleineren bleiben ohne Aufsicht eingeschlossen zu Hause oder werden Wartefrauen übergeben, die aus dem Aufziehen der Kinder ein Geschäft machen und zum Teil ihrer Pflicht nur schlecht nach-kommen; die größeren treiben sich^unbeaufsichtigtt* auf der Straße umher. Diesen Notständen wollen die Krippe, die Warteschulen und der Knaben- und Mädchenhort abhelfen. Die Krippe (Jesu Lager im Stall zu Bethlehem) gewährt Kindern von der vierten Lebenswoche bis ins dritte Lebensjahr an allen Werktagen Aufnahme und Pflege. Morgens werden die Kinder von den Ihrigen gebracht und abends wieder abgeholt. Die Krippe sorgt gegen geringe Vergütung für bekömmliche Nahrung und Kleidung, frische Luft, Reinlichkeit und das gehörige Maß von Schlaf; die Erziehung richtet ihr Augenmerk auf gute Gewöhnung, Gehorsam, Anleitung zum Spiel, Sprechen- und Laufenlernen (Hürde). Die Warteschule behält die Kinder bis zum sechsten oder siebenten Jahre. Hier werden die Kinder mit Erzählen, Anschauungsunterricht, Gesang und Spiel beschäftigt; eigentliches Lernen (Buchstabieren, Rechnen usw.) ist ausgeschlossen. Bleiben die Kinder über Mittag, so müssen sie auch gespeist werden. Der Knaben- und Mädchenhort will den Kindern für die schulfreie Zeit das Elternhaus ersetzen. Den Kindern wird Gelegenheit gegeben, ihre Schularbeiten zu machen und zu spielen, sie nehmen eine Mahlzeit ein und werden auch wohl mit einfachen Erwerbsarbeiten beschäftigt (Strohflechten, Bürstenbinden, Holzkleinmachen usw.) Es gibt ferner viele Kinder, die man als sittlich verwahrlost bezeichnet. Vielleicht haben die Eltern dieser Kinder nicht die rechte Begabung oder den rechten Willen, um ihre Kinder zu erziehen; vielleicht leben die Eltern so, daß jede Erziehung unmöglich gemacht ist (übermäßige Arbeit, Hausierhandel, Bettel, Diebstahl); vielleicht aber sind die Kinder gründlich mißraten, trotzdem von Jugend an alles Mögliche für ihr leibliches und geistiges Gedeihen getan ist. Für solche sittlich verwahrlosten Kinder gründete Johann Hinrich Wiehern im Jahre 1833 das Rauhe Haus (Ruges Haus) bei Hamburg, eine Rettungsanstalt, die für viele andere Rettungshäuser vorbildlich geworden. Das Eigentümliche der Erziehung im Rauhen Hause besteht in der sogenannten Familieneinrichtung. 12 bis 15 Knaben leben in getrennten Häusern unter Aufsicht eines Bruders (s. u.). In diesen Familien sind nicht gleichartige Schulklassen oder Arbeitsabteilungen bei einander, sondern ganz verschiedene Kinder, jüngere und ältere, begabte und unbegabte, starke und schwache; doch sind

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 162

1909 - Hamburg : Boysen
und Diakonissen (s. u.) die Gefangenen regelmäßig besuchen dürfen. Schon während der Gefangene seine Strafzeit verbüßt, setzt sich die Kirche mit seinen Angehörigen in Verbindung; denn für die Zukunft des Entlassenen ist es von entscheidender Bedeutung, welche Familienverhältnisse er zu Hause vorfindet. Äußeres Elend, sittliche Verkommenheit, Trauer oder Wut über den Fall des Angehörigen usw. bieten der Kirche Anknüpfungspunkte. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis ist vor allen Dingen nötig, dem Freigelassenen Arbeit zu verschaffen, meistens auch ihn zu beraten, zu trösten, zu warnen und Fürsprache einzulegen, wenn ihm Härte oder ungerechtes Mißtrauen begegnet. In den siebziger Jahren hat man die Zahl derjenigen Menschen, die sich in Deutschland arbeitslos umhertrieben, auf 200000 geschätzt. Unter den Arbeitslosen lassen sich zwei große Abteilungen machen, die Hilflosen und die Liederlichen. Im einzelnen Falle die Art des Mannes zu erkennen und dem Arbeitslustigen wieder zu einem geordneten Dasein zu verhelfen, ist Aufgabe der Arbeiterkolonien. Die Arbeiterkolonien sind von Pastor von Bodelschwingh in Bielefeld gegründet worden. Bodelschwingh ließ seit Jahren in seiner Anstalt für Epileptische arme Wanderer speisen und erkannte, daß die Verlorenen und Gefährdeten unter jenen Wanderern nur dadurch gerettet und bewahrt werden können, daß man ihnen Arbeit verschaffe. Im Jahre 1882 stiftete er bei Bielefeld die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, welche bald vielfache Nachahmung (auch in Hamburg) gefunden. In den Kolonien wird land- und forstwirtschaftliche Arbeit betrieben, und zwar möglichst solche, welche auch im Winter einer größeren Anzahl von Leuten zu tun gibt (Meliorationsarbeiten); außerdem werden die Kolonisten in den sich von selbst ergebenden Haus-, Bureau- und Handwerksarbeiten innerhalb der Kolonie beschäftigt, Ferner hat sich die christliche Liebe der Waisen, der Taubstummen, der Blinden, der Idioten, der Fallsüchtigen, der Verkrüppelten, der Kranken und der Irren angenommen. Alle diese Werke der Barmherzigkeit, in denen sich die Lebenskraft der christlichen Kirche offenbart, bezeichnet man als innere Mission. Dabei ist jedoch immer zu beachten, daß der inneren Mission da Not und Elend am größten erscheinen, wo die Menschen gleichgültig gegen Jesus geworden oder sich gar feindselig von ihm abwenden. Darum sieht die innere Mission ihre Aufgabe nicht allein darin, äußere Hilfe zu leisten, sondern verbindet mit dieser Liebestätigkeit die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Schrift. Für die umfangreiche Tätigkeit der inneren Mission sind zahlreiche Arbeiter nötig, und diese findet die Kirche in Geistlichen und Kandidaten, sowie in Diakonen und Diakonissen. Das Diakonen- oder Brüderhaus ist eine Schöpfung Johann Hinrich Wicherns. Wiehern brauchte in seinem Rettungshaus für verwahrloste Kinder junge Leute als Gehilfen. Dieselben nannte er Brüder, weil sie den ihnen anvertrauten Kindern wie ältere Brüder zur Seite stehen und miteinander in brüderlicher Gemeinschaft unter Christo leben sollten. Später verwendete Wiehern die Brüder auch
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