Von Bonifatius.
73
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward.
War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk.
Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet.
War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge.
Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter.
Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden.
Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume.
In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache.
Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten.
Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen.
so fand er im Kloster liebevolle Pflege.
Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen.
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"j } . ' ' J . 7 ; -
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Bonifatius Christo Gott Jesus
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
85. Der Sinai.
385
mit Inseln im Sandmeere oder mit Flecken auf einem Parderfell verglichen hat.
Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht
wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe
hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine
kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen
unterhalb einer der Hochflächen entspringen. Kühner.
85. Der Sinai.
3n seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vorgebirge des Sinai
in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sie jeden
Zutritt zu dem innern Heiligtum vermehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt,
von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht
aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Über die rot-
braunen Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von
dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahu
durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben.
Die Thäler des Sinai sind zum Teil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöcken
und Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind
fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch
und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal
besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht
die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen
treten am Quell gesellig zusammen. Prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch
die klare Luft, und während das freigelassene Kamel des Pilgers am Ginster
rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch,
an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Tautropfen, wie weißglänzende
Perlen hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches in weitem
Bogen die Nordseite des inneren Gebirges umkreist und ernst und großartig
bis an den Fuß des höchsten Gipfels emporführt. Eine breite, schöne Ebene
bildet den Vorplatz des heiligen Berges. Sie ist mit Gesträuch und Kräuter-
bäschen bekleidet; aber nackt, mit zersplitterten Spitzen, umschließt das Granit-
gebirge diesen Raum, und in feierlicher Erhabenheit ragt die dunkle Vorderwand
des Horeb empor. Seitwärts führt eine enge Felsspalte bis zum Rücken des
Berges hinauf in ein tiefes, von Gebüsch begrüntes Becken, um welches zwölf
Bergspitzen wie ernste Wächter des Allerheiligsten her stehen. Dies ist die Stätte
der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tausende Israels in ein Heer-
lager vereinigen, als sie ausgezogen waren von Raphidim und lagerten in der
Wüste Sinai gegen den Berg (2. Mose 19). Am Südrande dieser Ebene kann
man dicht an den steilen Absturz des Berges herantreten und mit der Hand
sein Ende berühren, woraus zu begreifen ist, daß Moses ein Gehege ziehen
mußte, um das Volk abzuhalten, ehe er es aus dem Lager Gott entgegenführte
bis unten an den Berg. — Auf den Felsenzinnen des Horeb aber fuhr Jehovas
Majestät vor den Augen des Volkes mit Feuer und Donner und dunklem Gewölk
hernieder. Selbst der schmale Fußsteig scheint noch vorhanden, auf welchem der
Mann Gottes aus der Ebene emporstieg und sich hinzumachte in das Dunkele,
da Gott innen war (2. Mose 20, 21). Bähler.
Vaterländisches Lesebuch. 25
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Ss. Der Sinai.
385
Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht
wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe
hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine
kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen
unterhalb einer der Hochflächen entspringen. Kühner.
85. Der Sinai.
3n seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vorgebirge des Sinai
in die Höhe, steil und wild durcheinandergeworfen, als wollten sie jeden
Zutritt zu dem innern Heiligtum verwehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt,
von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht
aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Über die
rotbraunen Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von
dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn
durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben.
Die Thäler des Sinai sind zum Teil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöcken
und Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind
fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch
und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal
besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht
die vaterländische Königskerze aus sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen
treten am Quell gesellig zusammen. Prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch
die klare Luft, und während das freigelassene Kamel des Pilgers am Ginster
rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch, an
dessen Zweigen das Manna wie geronnene Tautropfen, wie weißglänzende Per-
len hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches im weiten
Bogen die Nordseite des inneren Gebirges umkreist und ernst und großartig
bis an den Fuß des höchsten Gipfels emporführt. Eine breite, schöne Ebene
bildet den Vorplatz des heiligen Berges. Sie ist mit Gesträuch und Kräuter-
büschen bekleidet; aber nackt, mit zersplitterten Spitzen, umschließt das Granit-
gebirge diesen Raum, und in feierlicher Erhabenheit ragt die dunkle Vorder-
wand des Horeb empor. Seitwärts führt eine enge Felsspalte bis zum Rücken
des Berges hinauf in ein tiefes, von Gebüsch begrüntes Becken, um welches
zwölf Bergspitzen wie ernste Wächter des Allerheiligsten her stehen. Dies ist
die Stätte der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tausende Israels
in ein Heerlager vereinigen, als sie ausgezogen waren von Raphidim und
lagerten in der Wüste Sinai gegen den Berg (2. Mose 19). Am Südrande
dieser Ebene kann man dicht an den steilen Absturz des Berges herantreten
und mit der Hand sein Ende berühren, woraus zu begreifen ist, daß Moses
ein Gehege ziehen mußte, um das Volk abzuhalten, ehe er es aus dem Lager
Gott entgegensührte bis unten an den Berg. — Auf den Felsenzinnen des
Horeb aber fuhr Jehovahs Majestät vor den Augen des Volkes mit Feuer und
Donner und dunklem Gewölk hernieder. Selbst der schmale Fußsteig scheint
noch vorhanden, aus welchem der Mann Gottes aus der Ebene emporstieg und
sich hinzumachte in das Dunkele, da Gott innen war (2. Mose 20, 21).
Bä hier.
Vaterländisches Lesebuch.
25
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88. Blick ins Weltall.
401
6. Betrachten wir nun noch die Weltlage des heiligen Landes, so tritt
uns immer klarer der Gedanke entgegen, daß keine Stätte geeigneter war zur
Anzündung des Lichtes, das die Welt erleuchten sollte. Palästina liegt nicht
nur im Mittelpunkte der alten Welt, sondern auch in einer Gegend, wo viele der
großen Verkehrsstraßen der Völker zusammentrafen und teilweise noch zusammen-
treffen, Straßen, die in allen Richtungen bis in die entferntesten Länder führen.
Außerdem lag es zur Zeit des Heidentums in der Mitte der Nationen, welche
am frühesten menschliche Bildung angenommen hatten und zur höchsten Macht
und Blüte gelangt waren; ringsherum wohnten die Ägypter, die Babylonier
und die Assyrier, die Phönizier und Syrer, die Griechen und die Römer und
die Araber. So ist es denn wahr, was Hes. 5, 5 geschrieben steht: „Das ist
Jerusalem, die ich unter die Heiden gesetzt habe und rings um sie her Län-
der." So war es diesen Völkern leicht, den Gott Israels kennen zu lernen
und seine Herrlichkeit zu sehen; und als nachher die Apostel ausgingen, fanden
sie gebahnte Wege, welche zu den entferntesten Gegenden der bekannten Welt
führten. Diese Straßen aber berührten das heilige Land selbst nicht, sondern
im Norden die phönizischen oder im Süden die ägyptischen Städte. Das hei-
lige Land ist eine Friedensinsel mitten im Ozean der Welt. Sie
kann allem, was sie umgibt, fremd bleiben, aber die ganze Erde ist ihren Be-
wohnern offen. In heiliger Einsamkeit und Stille reifte hier der Same des
göttlichen Wortes, um dann mit wunderbarer Schnelligkeit unter alle Völker
getragen zu werden. Nach O erste dt.
88. Blick ins Weltall.
Jes. 40, 26: Hebet eure Augen iu die Höhe und sehet!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer
bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet?
1. Die Erdr und die Lonne.
nach dem Augenscheine und nach dein allgemeinen Glauben wäre die Erde
niit allen ihren Bergen und Tälern eine große, runde Fläche, gleich einer
ungeheuer großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts
mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle
Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf
und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten
Berg oder Haus, bald rechts und bringt Tag und Nacht, Sommer und Win-
ter, und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar ent-
setzlich hoch über unsern Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Stern-
seher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen
bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen ausgehenden Stern mit
der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April
von Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wenn
er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein,
durch die Mohammedaner und Heiden, vom Land aufs Wasser und vom Wasser
wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pseiflein Tabak
einfüllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist,
und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück, aus
Vaterländisches Lesebuch. ofi
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Israels Deutschland Polen Asien
225
4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen.
Die Umstehenden erwarteten mit Entsetzen, daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler
treffen werde. Als aber das nicht geschah, erkannten sie die Machtlosigkeit ihrer
Götter, und viele ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius
eine dem heiligen Petrus geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fritzlar).
Noch größere Schwierigkeiten fand der unermüdliche Mann in Thüringen;
denn hier widerstrebten auch viele irrgläubige und sittenlose Priester seinen An-
ordnungen, so daß er viele ihres Amtes entsetzen und neue an ihre Stelle be-
rufen mußte. Dennoch ließ er nicht nach in seinem Eifer; überall gründete er
Kirchen und Klöster, und wie er selber mit dem feurigsten Glauben die werk-
tätige Liebe verband, so wurden auch die unter seinem Einfluß gestifteten Klöster
bald Zusluchtsörter für die Bedrängten, Herbergen für die Wanderer, Spitäler
für die Kranken und Pflanzstätten für Kunst und Wissenschaft.
Nach diesen Erfolgen erteilte ihm der Papst die Würde eines Erzbischofs
und lud ihn ein, wieder nach Rom zu kommen. Während dieses Besuches
kamen seine Pläne für die Gestaltung der deutschen Kirche zur Reise: als er
zurückkehrte, war er fest entschlossen, die Kirchenverfaffung des ganzen Landes
gleichmäßig zu ordnen und den Papst zum Schiedsrichter derselben zu machen.
Er berief im Jahre 743 die erste deutsche Kirchenversammlung, welche strenge
Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel vieler Geistlichen erließ und feierlich
den römischen Bischof oder Papst für das Oberhaupt der deutschen Kirche er-
klärte. Im Einverständnis mit Plpin stellte er dann auch im westlichen Teil
des Frankenreiches, dem heutigen Frankreich, dieselbe Kirchenverfassung her und
ließ die Oberhoheit des Papstes von allen Bischöfen anerkennen.
Nachdem Bonifacius 30 Jahre lang für die Ausbreitung des Christen-
tums in Deutschland gewirkt hatte, ward er zum Erzbischof von Mainz gewählt.
In dieser mächtigen Stellung salbte er Pipin den Kleinen, den starken Reichs-
verweser des Frankenreiches, zum König; aber die Vollmacht dazu ließ er sich
vom Papste geben, so daß auch dies Ereignis wesentlich dazu beitrug, die
strenge kirchliche Ordnung und die Oberhoheit des Papstes zu befestigen.
Aber obgleich er so der erste Kirchenfürst Deutschlands war, vergaß er
doch nicht seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der mündlichen Verkündigung des
Evangeliums und der Heidenbekehrung. In seinem siebzigsten Jahre legte er seine
erzbischöfliche Würde nieder und ging noch einmal als Glaubensbote oder Missionar
zu den westlichen Friesen. Keine Gefahr oder Beschwerde achtend, zog er von
Ort zu Ort und predigte mit solcher Begeisterung, daß täglich Hunderte sich
taufen ließen. Aber in der Gegend des heutigen Groeningen drang eine Schar
heidnischer Friesen, voll Erbitterung über die Zerstörung ihrer Heiligtümer, auf
ihn ein; seine Begleiter griffen zu den Waffen, aber er verbot ihnen jeden Wider-
stand, indem er auf die fromme Ergebung des Heilandes verwies, und so litt
er mit 52 Genossen den Mürtprertod im Jahre 755. Sein Schwert und Schild
war der Glaube an Jesus Christus; aber mit dieser Wehr und Waffe hat er
Dinge vollbracht, die vorher unmöglich erschienen waren. Nach Dtelttz.
In angelsächsischer Sprache lautet sein Namen Avynireth, von 'Wyn d. h. Glück,
lateinisch bonum fatum; daraus erklärt sich auch sein Beiname, der urkundlich nur Boni-
fatius geschrieben wird. Der Beiname „Apostel der Deutschen" ist erst sehr späten Ur-
sprungs; er selbst nannte sich „Dienstmann des römischen Papstes".
Vaterländisches Lesebuch. 15
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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365
Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln die Köpfe der heiligen Evangelisten
und Apostel aussehen und Johannes des Täufers. Hat aber ein solcher Stern einen
Schweif, so hat er allemal das Ansehen eines Dunstes, der von Strahlen erhellt ist. Man
kann hinter ihm immer die Sterne sehen, an denen er vorbeizieht; er ist immer etwas ge-
bogen, wird bald größer, bald kleiner, bald heller, bald bleicher.
4. Die Milchstraße.
Die Fixsterne sind so weit von uns entfernt, daß eö gar kein Mittel mehr giebt,
ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern, der mit seinem
wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt, muß wenigstens 28,00vmal
weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also kann er auch nicht fehlen, daß er noch
viel größer als die Sonne und selber eine glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits
wieder vielleicht eine ganze Planetenwelt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere
Fixstern eine Sonne; denn daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer
größeren Entfernung her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein
breiter, flatternder Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif,
den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternscher betrachtet,
löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne auf; und es ist wohl glaublich,
daß, wenn ein Sternseher auf den letzten, obersten Stern sich hinaufschwingen könnte, der
von hier aus noch zu sehen ist, so würde er noch nicht am Ende sein, sondern ein neuer
Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen würde sich vor seinen Augen anfthun bis
ins Unendliche hinaus.
Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet hat und alle
die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sicht daö Kind lächeln auf der Mutter
Schooß und ernährt auch bäd kleinste Insekt, und er umfaßt die Erde und den Himmel
und aller Himmel Himmel mit Liebe und Erbarmung. Denn ob auch die unfaßbare
Größe des Weltalls predigt: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, und
Adams Kind, daß du dich seiner annimmst? so wissen wir doch: Und ob auch
eine Mutter ihres Kindes vergäße, so will ich doch deiner nicht ver-
gessen, spricht der Herr.
■
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Aegypten. Iii
beliebte. Das im Nilschilf lauernde Krokodil so gut, wie der Jchneu-
mon, der die Eier dieser mörderischen Eidechse verzehrt, — der nützliche
Ibis, Hund und Katze, der Stier, vor allen der Stier Apis, in dem
Osiris Seele wohnte, wurden göttlich verehrt. Dabei richtete sich der
ernste, düstere Blick der alteu Aegypter mehr auf ein seliges Jenseit als
auf das beste Diesseit, den meisten eine Zeit harten Dienstes und
Druckes. Doch hing Seligkeit besonders von dem wohlerhaltenen Zustand
der Leiche ab; sonst mußte die Seele sich auf eine Wanderung durch
andere Leiber gefaßt machen; darum hier die Kunst des Einbalsa-
mirens in hoher Vollkommenheit. Der Ausspruch eines Tobten-
gerichtes, das selbst Könige nicht schonte, entschied nach strenger
Prüfung, ob ein Todter verwesen oder balsamirt werden solle. Das
letztere geschah dann mit solchem Geschick, daß wir noch jetzt über die
wohlerhaltenen Leichen oder Mumien erstaunen. Und diese ihre köst-
lichsten Schätze zu bergen, hat dies Volk des Todes und der Todten,
„dessen Land schon wie ein Sarg aussieht," nicht bloß die oben erwähnten
Gebirgsreihen ans große Strecken zu Kammern und Corridoren für
Menschen- und Thiermumien ausgehöhlt, sondern der Könige Haupt-
sorge ist von ihrem Regierungsantritte an gewesen, sich ein kolossales
Grab zu bauen. Es wurde eine Pyramide, inwendig mit einer engen
Kammer, ausgeführt; dann aber in jedem kommenden Regierungsjahre
mit einem neuen Steinmantel bekleidet. Kolossal waren übrigens alle
Bauwerke der Aegypter, zu denen die nahen Bergketten reichliches
Material lieferten: die aus einem Stück gearbeiteten Spitzsäulen oder
Obelisken, die Säulenreihen und Tempel, letztere im Inneren
mit ihrer Bilder- oder Hieroglyphenschrift bedeckt. Europäische
Gelehrte haben sie wenigstens zum Theil entziffert und daraus Licht für
die so verworrene älteste Geschichte des Landes gewonnen.
Anfangs zerfiel dasselbe in mehrere Staaten. Unter einem
Scepter dann vereint, trat es unter dem großen Ramses oder Seso-
stris nach Vorderasien und (wie wieder in unserem Jahrhundert) nach
den mittleren Nillanden hin erobernd auf. Sage von dem Eroberer
Sefostris. Druck der Juden im Diensthanse Aegypten. Seit Psam-
metich, nach 700 v. Chr., ist uns durch Herodot die Reihe seiner
Könige oder Pharaonen bekannter. Was ist von dem nächsten Nach-
folger Necho dagewesen? Der persische Eroberer Cambyses unter-
jochte das Land 525 durch seiuen Sieg bei Pelnsium; mit Widerstreben,
das mehrmals in offenen Aufruhr überging, trug Aegypten das per-
fische Joch, bisalexander der Große die Befreiung brachte. (Wann?)
Von seinen Feldherren gründete Ptolemäus, des Lagus Sohn, hier-
ein Königreich. Seine Nachfolger, die Ptolemäer, schützten Wissen-
schaft und Kunst; der Flor des Landes war groß. Mit der Besiegung
und dem Tode der Cleopatra, 30 v. Chr., ^ endigte die Unabhängig-
leit von Aegypten. Es ward römische Provinz, seit 393 zum oströ-
mischen Reiche gehörig. Dem Christenthnme war das Land schon
früh gewonnen (Marcus, Stifter der Gemeinde zu Alexandria), in seinen
östlichen Wüsten die ersten christlichen Einsiedler und Mönche; doch
kam Christi Kirche in eine gedrückte, armselige Stellung, als um die
Mitte des 7. Jahrhunderts Aegypten von den Arabern erobert und
zu einem Theile des Kalifenreiches gemacht ward (§ 49). Bei dem
allmählichen Zerfallen desselben wechselte auch hier die Herrschaft. Wer-
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Extrahierte Personennamen: Ramses Sefostris Herodot Necho Cambyses Cleopatra Marcus
Extrahierte Ortsnamen: Nilschilf Vorderasien Alexandria Christi
Alte Griechische Geschichte. 239
sie in glänzenden Siegen die Donau immer weiter hinunter
gedrängt („Prinz Eugenius, der edle Ritter"). Von einer
andern Seite her traten seit Peter dem Großen die Russen
erobernd auf; die türkische Grenze wich nach und nach vom
Don bis zum Pruth. Dazu kam in den Provinzen Aufstand
der Statthalter; in der Hauptstadt häufiger, regelloser, oft
blutiger Thronwechsel, meist durch Frechheit der Janitscharen
herbeigeführt. Da beschloß Mahmud Ii. sein Volk durch
Annäherung an europäische Cnltur und Sitte wieder empor
zu bringen. Das Corps der Janitscharen, in einem schreck-
lichen Blutbade fast ganz vertilgt, wich einem auf europäische
Weise eingerichteten Kriegsheere; viele Veränderungen im gleichen
Sinne folgten nach. Aber doch mußte dieser Sultan es ge-
schehen lassen, daß Aegypten sich immer unabhängiger stellte, und
daß der Aufstand der Griechen seit 1821 zur Entstehung eines
neuen Königreichs Griechenland führte. Die Türken
verdanken das Bestehen ihrer Herrschaft in Europa nur der
Nachsicht der christlichen Mächte mit dem „kranken Mann."
Aber unter ihnen selbst geht die alte Volkssage, als würde ihr
Zeichen, der Halbmond, dem Kreuze einst wieder Platz machen
müssen, und reiche Türken haben sich deshalb von jeher gern
auf asiatischem Grund und Boden begraben lassen.
Der pomphafte Titel, welcher den Sultan oder Pa-
dischah, das weltliche, aber auch geistliche Oberhaupt der
Türken (französisch le grand Seigneur, der Großherr), jetzt
Abdul Aziz, noch immer schmückt, erinnert an die frühere
Macht und Herrlichkeit. Nur einiges daraus: „Ich, Diener
der edelsten Staaten und Sitze, der glücklichsten Länder und
Städte, welche die Kibla der Welt (wohin man sich beim
Gebet dreht, nämlich nach der Kaaba in Mekka) und der
Hochaltar des ganzen Menschengeschlechts sind, der hochver-
ehrten Mekka und der erlauchten Medina, der heiligen Jeru-
salem: der Herrscher der drei großen Residenzen, welche alle
Könige mit Neid ansehen, von Jstambol, Edrene und Brussa;
Herr von Syrien, dem paradiesischen, und Aegypten, dem
einzigen und unvergleichlichen, von ganz Arabia, Afrika,
Mauretanien, Abefsinien, von ganz Griechenland fammt allen
Inseln und Gestaden. — Ich, der gerechte und siegreiche
Padischah zahlreicher Inseln und Städte, dessen Herrschafts-
diplom mit dem erhabenen Namenszuge des Herrschers zweier
Welten bezeichnet und verziert und dessen Kalifenpatent mit
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Extrahierte Personennamen: Peter Abdul_Aziz
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europa Mekka Mekka Medina Syrien Afrika Mauretanien Griechenland
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derer Art, sonderlich an Eheleute, Eltern und Kinder, Her-
ren und Knechte, und ein mächtiger Ausruf zum Kampfe
für das Reich Goltes beschließen den Brief.
Der Brief an die Philip per ist anzusehen als die
Ansprache eines zärtlichen Vaters, der unter vieler Trüb-
sal und großen Gefahren seinen guten Kindern aus der wei-
ten Ferne ein Wort der Liebe und Ermahnung zuruft. Phi-
lippi war eine der Hauptstädte von Maeedonien, und wie
der Apostel hier das Evangelium gegründet, steht Apg. 16.
Die Phtlipper hatten den Apostel sehr lieb, hatten ihm vor
allen anderen Gemeinden sprechende Beweise dieser Liebe ge-
geben (Phil. 4, Is.. 16.); und er nennt sie seine Freude und
Krone. (Phil. 4, 1.) Sie hatten den innigsten Antheil an
den Trübsalen genommen, welche er als Gefangener in Rom
erdulden mußte, und einen Freund des Apostels, den Epa-
phroditus, ihm gesandt, daß sie erführen, wie es ihm ginge.
Dem gibt er bei seiner Rückkehr unsern Brief nun mit.
Er erzählt den Philippern darin von seinen Leiden und
Hoffnungen, er ermuntert sie zur Eintracht, zur Liebe und
Demuth nach dem Vorbilde Christi, muß aber auch sie war-
nen vor den Jrrlehrern, und schließt mtt Ermahnungen,
Danksagungen und Grüßen.
Der Brief an die Colosser. Die Stadt Colossä lag
in der Landschaft Pyrygien von Kleinasien, deren Bewoh-
ner sich von jeher durch eine besondere Neigung zur Schwär-
merei auszeichneten. Die dortige Gemeinde war nicht von
dem Apostel, sondern vornämlich durch einen gewissen Epa-
phras gestiftet. (Col. 1, 7.) Auch in diese Gemeinde hatten
verschiedene Jrrlehrer Eingang gefunden, welche theils die
äußeren Gebräuche des jüdischen Gesetzes mit Aengstlichkeit
beobachtet wissen wollten, theils allerlei schwärmerische Leh-
ren aufbrachten, in welchen das Heil von strengen körper-
lichen Uebungen und Entsagungen abhängig gemacht wurde.
(K. 2, 8. 20—23.) Sie sind es hauptsächlich, vor wel-
chen der Apostel in diesem Briefe warnt. Ec verweiset die
Colosser dagegen auf Christum, als den Inbegriff aller Ge-
heimnisse der Weisheit und Erkenntniß, als den Grund aller
Vollkommenheit, neben welchem alle Menschenlehre und Men-
schensatzung nur Wahn und Trug ist. Ec ermahnt, an ihm,
als dem göttlichen Haupte, allein festzuhalten, allem Andern
abzusterben, und das neue Leben in Christo durch treue Be-
obachtung seiner klaren und offenbaren Gebote zu bewähren.
Dieser Brief hat viel Aehnlichkeit mit dem an die Epheser,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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