Von Bonifatius.
73
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward.
War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk.
Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet.
War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge.
Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter.
Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden.
Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume.
In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache.
Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten.
Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen.
so fand er im Kloster liebevolle Pflege.
Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Christo Gott Jesus
228
Drittes Buch.
muhamedanischen Geistlichkeit steht der Mufti, der den
Sultan bei der Thronbesteigung mit dem Schwerdte Muha-
meds umgürtet, und dessen Gutachten von großer Bedeutung
sind. Jmame heißen die Vorsteher der einzelnen Gottes-
häuser oder Moscheen; von ihren schlanken Lhürmen, den
M i n a r e t s, rufen die Muezzins, Ausrufer, die Gläubigen
zu dem ömaligen täglichen Gebet. Der heilige Wochentag ist
der Freitag, das höchste Fest das Bairamfest, das auf den
Fastenmonat Ramadan folgt. Derwische sind die mu-
hamedanischen Mönche, welche auch in verschiedene Gesell-
schaften oder Orden zerfallen. Da übrigens das heilige Buch
der Moslemim, der Koran, nicht bloß Quelle der Religion,
sondern auch des Rechts ist; (die Ulemas erklären ihn) —
da der Sultan als Nachfolger der Kalifen, S. 74., als
weltlicher und geistlicher Beherscher der Gläubigen gilt: so
ist weltliches und geistliches Regiment bei den Türken auf
eigenthümliche Weise verflochten. Die im türkischen Gebiet
lebenden Juden und Christen, zusammen Rajahs genannt,
waren sonst in einem fast rechtlosen Zustande; in neueren
Zeiten sind mehrere Gesetze zu ihren Gunsten erlassen, ohne
daß gräßliche Ausbrüche der Volkswuth in einzelnen Provin-
zen darum ihr Ende gefunden hätten.
1. Türkische Provinzen auf der Balkan-
Halbinsel.
Wir betrachten nun die Gegend an beiden Meerengen
und die. Hauptstadt besonders, und durcheilen dann die türki-
schen Provinzen auf der eigentlichen Halbinsel, indem wir
hier wie später auch auf die Verhältnisse der alten Geschichte
Rückblicke thun.
a) Der Th eil des Mittelmceres, zwischen der östlichen Halbinsel
und Kleinasien, heißt bei uns entweder äg ei sch cs Meer (von
einem alten attischen Könige Acgeüs) oder Archipelagus, d, i.
Jnselmeer. Mit dem letzteren Namen belegen es auch die Tür-
ken. Im No. dieses Meeres tritt eine Landzunge der östlichen Halb-
insel, bei den Alten thracischer Cherson es genannt, so dicht
an die vorspringende kleinasiatische Küste, daß eine 6 M. lange, an
den engste» Stellen 2500' breite Meerenge entsteht. Die Alten
nannten sie Hellespont; auf europäischer Seite lag Sestos,
auf asiatischer Abydus (Brücke des Lerxes; Hero und Leander);
auch der Ziegcnfluß (Acg o s Po ta m o s) floß hier, wo Lysa nder
am Ende des peloponncsischen Krieges die Athener gänzlich besiegte.
Jetzt heißt die Enge Straße der Dardanellen. Die alten
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Aegypten. Iii
beliebte. Das im Nilschilf lauernde Krokodil so gut, wie der Jchneu-
mon, der die Eier dieser mörderischen Eidechse verzehrt, — der nützliche
Ibis, Hund und Katze, der Stier, vor allen der Stier Apis, in dem
Osiris Seele wohnte, wurden göttlich verehrt. Dabei richtete sich der
ernste, düstere Blick der alteu Aegypter mehr auf ein seliges Jenseit als
auf das beste Diesseit, den meisten eine Zeit harten Dienstes und
Druckes. Doch hing Seligkeit besonders von dem wohlerhaltenen Zustand
der Leiche ab; sonst mußte die Seele sich auf eine Wanderung durch
andere Leiber gefaßt machen; darum hier die Kunst des Einbalsa-
mirens in hoher Vollkommenheit. Der Ausspruch eines Tobten-
gerichtes, das selbst Könige nicht schonte, entschied nach strenger
Prüfung, ob ein Todter verwesen oder balsamirt werden solle. Das
letztere geschah dann mit solchem Geschick, daß wir noch jetzt über die
wohlerhaltenen Leichen oder Mumien erstaunen. Und diese ihre köst-
lichsten Schätze zu bergen, hat dies Volk des Todes und der Todten,
„dessen Land schon wie ein Sarg aussieht," nicht bloß die oben erwähnten
Gebirgsreihen ans große Strecken zu Kammern und Corridoren für
Menschen- und Thiermumien ausgehöhlt, sondern der Könige Haupt-
sorge ist von ihrem Regierungsantritte an gewesen, sich ein kolossales
Grab zu bauen. Es wurde eine Pyramide, inwendig mit einer engen
Kammer, ausgeführt; dann aber in jedem kommenden Regierungsjahre
mit einem neuen Steinmantel bekleidet. Kolossal waren übrigens alle
Bauwerke der Aegypter, zu denen die nahen Bergketten reichliches
Material lieferten: die aus einem Stück gearbeiteten Spitzsäulen oder
Obelisken, die Säulenreihen und Tempel, letztere im Inneren
mit ihrer Bilder- oder Hieroglyphenschrift bedeckt. Europäische
Gelehrte haben sie wenigstens zum Theil entziffert und daraus Licht für
die so verworrene älteste Geschichte des Landes gewonnen.
Anfangs zerfiel dasselbe in mehrere Staaten. Unter einem
Scepter dann vereint, trat es unter dem großen Ramses oder Seso-
stris nach Vorderasien und (wie wieder in unserem Jahrhundert) nach
den mittleren Nillanden hin erobernd auf. Sage von dem Eroberer
Sefostris. Druck der Juden im Diensthanse Aegypten. Seit Psam-
metich, nach 700 v. Chr., ist uns durch Herodot die Reihe seiner
Könige oder Pharaonen bekannter. Was ist von dem nächsten Nach-
folger Necho dagewesen? Der persische Eroberer Cambyses unter-
jochte das Land 525 durch seiuen Sieg bei Pelnsium; mit Widerstreben,
das mehrmals in offenen Aufruhr überging, trug Aegypten das per-
fische Joch, bisalexander der Große die Befreiung brachte. (Wann?)
Von seinen Feldherren gründete Ptolemäus, des Lagus Sohn, hier-
ein Königreich. Seine Nachfolger, die Ptolemäer, schützten Wissen-
schaft und Kunst; der Flor des Landes war groß. Mit der Besiegung
und dem Tode der Cleopatra, 30 v. Chr., ^ endigte die Unabhängig-
leit von Aegypten. Es ward römische Provinz, seit 393 zum oströ-
mischen Reiche gehörig. Dem Christenthnme war das Land schon
früh gewonnen (Marcus, Stifter der Gemeinde zu Alexandria), in seinen
östlichen Wüsten die ersten christlichen Einsiedler und Mönche; doch
kam Christi Kirche in eine gedrückte, armselige Stellung, als um die
Mitte des 7. Jahrhunderts Aegypten von den Arabern erobert und
zu einem Theile des Kalifenreiches gemacht ward (§ 49). Bei dem
allmählichen Zerfallen desselben wechselte auch hier die Herrschaft. Wer-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ramses Sefostris Herodot Necho Cambyses Cleopatra Marcus
Extrahierte Ortsnamen: Nilschilf Vorderasien Alexandria Christi
Drittes Buch. 241
sich am Hofe und in der Hauptstadt immer mehr. Am meisten
muß noch auf den religiösen Glauben des Volkes Rücksicht
genommen werden. An der Spitze der muhamedauischeu Geist-
lichkeit steht der Mufti, der den Sultan bei der Thron-
besteignng mit dem Schwerte Muhämeds umgürtet, und dessen
Gutachten von großer Bedeutung sind. Jmame heißen die
Vorsteher der einzelnen Gotteshäuser oder Moscheen; von
ihren schlanken Thürmen, den Minarehs, rufen die Muez-
zins, Ausrufer, die Gläubigen zu dem fünfmaligen täglichen
Gebet. Der heilige Wochentag ist der Freitag, das höchste
Fest das Beiram fest, das auf den Fastenmonat Rama-
dan folgt. Derwische sind die muhamedanischen Mönche,
welche auch in verschiedene Gesellschaften oder Orden zerfallen.
Da übrigens das heilige Buch der Moslemin, der Kor«.n,
nicht bloß die Quelle der Religion, sondern auch des Rechts
ist: (die Ulemas erklären ihn) — da der Sultan als Aach-
folger der Kalifen (S. 79) als weltlicher und geistlicher
Beherrscher der Gläubigen gilt, so ist weltliches und geistliches
Regiment bei den Türken auf eigeuthümliche Weise verflochten.
Die im türkischen Gebiete lebenden Juden und Christen, znsam-
men Rajahs [räbschahs] genannt, waren sonst in einem
fast rechtlosen Zustande, sind aber in neuester Zeit in Bezug
auf Rechte und Lasten den Türken gleichgestellt.
1. Länder der Balkan-Halbinsel unter türkischer
Hoheit (Rumänien ausgeschlossen), 7200 Dm., 12 Mill. E.
a) Der Theil des Mittelmeeres zwischen der Balkan-Halbinsel und
Kleinasien heißt bei uns entweder Aegäisches Meer oder (griechischer)
Archipslagus. Mit dem letzteren Namen belegen ihn auch die
Türken. Im No. dieses Meeres tritt eine Landzunge der Balkan-
Halbinsel, bei den Alten Thracischer Chersonßs genannt, so dicht
an die vorspringende kleinasiatische Küste, daß eine 6 M. lange, an
der engsten Stelle nur 800™ (2500') breite Meerenge entsteht. Die
Alten nannten sie Hellespont; auf europäischer Seite lag Sestos,
ans asiatischer Ab^dus (Brücke des ^erxes, Hero und Leander); auch
der Ziegenfluß (Aegos Potamos) floß hier, wo Lys ander am Ende
des peloponnestschen Krieges die Athener gänzlich besiegte. Jcht heißt
die Enge Straße der Dardanellen. Die alten Dardanellen-
schlösser liegen ziemlich an der Stelle der genannten alten Städte: durch
eine Kette kann hier die Meerstraße gesperrt werden. Die neuen liegen
am südlichen Eingange. n
Da, wo der Hellespont, bei der Hafenstadt Gallipoli, 50,000 E.,
aushört, läuft das europäische Ufer gegen No. weiter, das asiatische aber
zieht eine Strecke entschieden nach O., dann erst nach N., wo es zum
zweiten Mal mit Europa zusammentrifft. Hierdurch entsteht das kleine
Daniel's Lehrb. b. Geogr. 1873. 16
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Gotteshäuser Leander)
Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Balkan-Halbinsel Balkan-Halbinsel Kleinasien Gallipoli Europa
28
stehliche Hand des Herrn; er wird ans einem Saulus ein
Paulus. Er ist das auserwählte Rüstzeug, welches den
Namen des Herrn zu den Heiden bringen soll; eine neue
Zeit beginnt für das Reich Gottes; immer reicher und voll-
ständiger entfaltet sich die Erfüllung der göttlichen Verhei-
ßungen. Petrus bahnt dem großen Apostel der Heiden den
Weg. Er, wie alle Apostel, den Sinn ihres Volkes thei-
lend, scheut jede Berührung mit den abgöttischen Heiden.
Ein Gesicht vom Herrn aber belehrt ihn, daß er ohne Be-
denken zu dem Heiden Cornelius, der ihn auf göttlichen An-
trieb zu sich fordern läßt, eingehen soll; er predigt ihm und
seinem ganzen Hause Christum, und da auch diese Heiden
das göttliche Siegel des Glaubens, die Gabe des heiligen
Geistes, empfangen, zweifelt er, und bald auch die anderen
Apostel und Gläubigen nicht mehr, daß auch die Heiden
Theil haben sollen am Reiche Gottes, und fasten Beschlüsse,
wie es in Zukunft mit den aus dem Heidenthum Uebertre-
tenden ztl halten fei. Zu Antiochien aber in Syrien sam-
melte sich die erste Christengemeinde, welche auch bekehrte Hei-
den in ihrem Schooße hatte. Dem Paulus indeß war es
vorbehalten, die Menge der Heiden ins Netz des Evange-
liums zu ziehen. Er gesellte sich zu verschiedenen Zeilen
mehrere Begleiter zu, als: Barnabas, Markus, Lukas, Ti-
molheus, Titus, Silas, Apollo und Andere. In Begleitung
Dieser hat er drei große Missionsreisen gemacht fast in alle
Gegenden der damals bekannten Welt. Die erste (i. I. 45.)
ging über Cypern nach Kleinasien hin, auf welcher die Vor-
fälle in Lystra und Derbe besondere Beachtung verdienen
(Apg. 13, 14.); die zweite (i. I. 53.) erweckt insbesondere
unsere Theilnahme, weil sie dem von uns bewohnten Welt-
theile das Licht des Evangeliums brachte, indem sie den Apo-
stel über Kleinasien nach Europa führte, und zwar zunächst
nach Macedonien; die Bekehrung einer Lydia, eines Kerker-
meisters zu Philippi (Apg. 16.), die Aufnahme, welche der
Apostel in Theffalonich, dann zu Athen und zu Korinth fand
(Apg. 17, 18.), sind das Merkwürdigste von dieser Reise.
Nachdem der Apostel ein und ein halbes Jahr in Korinth ge-
wesen war, ging er über Ephesus nach Jerusalem zum Fest,
trat von hier seine dritte Missionsreise (i. I. 57.) durch
Kleinasien an und verweilte zwei Jahre lang in Ephesus
(Apg. 18, 11 —Is. 20.), wo er Gelegenheit fand, seine
Wirksamkeit auf die ganze umliegende Gegend auszudehnen.
Ein Aufruhr vertrieb ihn jedoch; er ging im Frühling des
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Extrahierte Personennamen: Apostel Apostel Cornelius Apostel Barnabas Markus Lukas Titus Silas Lydia Apostel Apostel
33
zur Mildthätigkeit, zur Beharrlichkeit in der Buße und im
Glauben.
Der Brief an die Galater, welchen der Apostel eben-
falls, wie den ersten an die Korinther, etwa im Jahre 58,
von Ephesus aus schrieb, ist ein würdiges Seitenstück zu
dem Briefe an die Römer. Die Galater wohnten in Klein-
asien und waren die Nachkommen eines Schwarms ausge-
wanderter Gallier, welche etwa drittehalbhundert Jahre vor
Chr. G. sich hier niedergelassen und mit griechischen Ein-
wohnern vermischt hatten; ein einfaches, gmmüthiges, aber
leicht bewegtes Völkchen, welches der Apostel auf seinen mehr-
maligen Reisen durch Kleinasien öfter besucht, und welches
ihn in höchster Liebe aufgenommen hatte. (Gal. 4, 14. 15.)
Aber unbeständig, wie sie waren, hatten sie sich nur zu bald
und zu sehr jenen jüdischen Jrrlehrern hingegeben, die wir
schon in Korinth bemerkten, und die überall, und auch hier
das Ansehen des großen Heidenapostels zu verkleinern und
das jüdische Gesetz den Gläubigen wieder aufzubürden trach-
teten. Der Apostel muß auch in diesem Briefe zuerst wie-
der sein apostolisches Ansehen vertheidigen; dann aber bittet
er mit Allem, was die brünstige Liebe zu erlöseten Seelen
ihm nur eingibt, die Galater, sich nicht wieder unter das
knechtische Joch des Gesetzes fangen zu lassen, weil durch
kein Werk des Gesetzes, durch kein menschliches Verdienst .
und Thun, sondern allein durch den lebendigen, in Liebe
thätigen Glauben an Jesum Christum Gerechtigkeit und Se-
ligkeit erlangt werde.
Der Brief an die Epheser, welchen der Apostel etwa
im Jahre 64 nach Chr. G. in Rom während seiner Gefan-
genschaft schrieb, ist zunächst zwar an die Epheser, die Bewoh-
ner einer großen, reichen Handelsstadt in Kleinasien, bei
denen der Apostel so lange und unter so großen Trübsalen
weilte (Apg. 19. 1 Cor. 15, 32.), gerichtet; er ist aber
eigentlich ein Nmlaussschreiben, welches von mehreren apo-
stolischen Gemeinden gelesen werden sollte. Diese werden
von dem Apostel nachdrücklich an ihren vormaligen trostlosen
Zustand als Heiden, dann an das große Heil, was ihnen
im Evangelio geworden, erinnert, und endlich feierlich er-
mahnt, die Einigkeit im Geiste, zu welcher sie durch ihren
Einen allerheiligsten Glauben berufen seien, zu bewahren,
und als Glieder Eines Leibes an Dem, der das Haupt ist,
immerfort zu wachsen. Allerlei köstliche Ermahnungen an-
K! n d e r f r e u n i>, 3. Auff. 3
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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58
Klöstern die schrecklichsten Greuel verübt wurden. Dem Papste
waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie
durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und
daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge-
den waren ihm die sogenannten Bettelorden, d. l. diejenigen
Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch
noch das der Armuth und des unbedingten Gehorsams lei-
steten: die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus
geb. 1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170 .
—1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare
Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine
schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die
sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht anvertraut, wel-
ches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur in
einem verbotenen Buche gelesen hatten, durch die fürchter-
lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte
und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa-
nien sollen allein 31000 Menschen durch dieses Gericht ver-
brannt worden sein.
Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte
aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich
gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen,
denn die kostete wohl 360 Gulden; wenn aber nun Einer
mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei
Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit
die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und
nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten
und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle
Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel
weniger predigen. Ihr Geschäft in dev Kirche war, daß sie
unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu-
zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben-
dige und Todte opferten (vergl. Hebr. 10, 12 — 11.), was
man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem
Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte
von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum,
sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl
die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht
an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be-
kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse
von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und
einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor-
geulande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Franziskus Dominikus Maria Maria Jakob
254
Pus, welche er diesem entführt hatte. Er war es, der Jo-
hannes enthaupten ließ; er bekam aber seinen Lohn dafür,
denn auch er wurde von den Römern abgesetzt und verwie-
sen im Jahre 39 n. Chr. G. 4) Philippus, auch der
Vierfürst genannt, der beste von Herodes Söhnen, welcher
den nördlichen Theil des Landes jenseit deö Jordan tune
hatte und nach einer milden Regierung 39 Jahre n. Chr.
G. starb. Die letzte Gemahlin Herodes des Großen war
Martamne, eine treffliche Frau, welche er aber sammt den
mit ihr erzeugten beiden Söhnen Arist ob ul und Aleran-
der hinrichten ließ. Aristobul hatte 3 Kinder hinterlaffen,
1) die obengenannte Herodias, welche schamloser Weise
zwei Stiefbrüder ihres Vaters nach einander heirathete;
8) Herodes, der nicht weiter bekannt ist; 3) Hero-
des Agrippa I., der König über das ganze jüdische Reich
wurde, die Christen blutig verfolgte, aber auch in einem
plötzlichen Tode seinen Lohn dafür bekam. (Ap. Gesch. 12.)
Dessen Sohn, der letzte Nachkomme des Herodes, Hero-
des Agrippa Ii., wurde König über die Länder des
Vierfürsten Philippus und erlebte die Zerstörung Jerusa-
lems. Er war es, welchem Paulus (Ap. Gefch. 26.) das
Wort Christi bezeugte, aber vergeblich, denn wenn er gleich
sagte, es fehle nicht Viel, so überrede er ihn, daß er ein
Christ würde, so fehlte doch noch Viel daran, denn er wurde
es nie, und starb, wie die meisten seiner gottlosen Vorfah-
ren, in Sünden.
Xi.
Sprachübungen.
Der einfache Satz.
Der einfache Satz besteht aus einem Subjekt (Selbstand) und
einem Prädikat (Aussage).
Gott lenkt. Menschen denken. Friede ernährt. Unfriede
verzehrt. Die Sonne glänzt. Die Sterne flimmern. Der
Hund bellt. Die Nachtigall singt. Der Fisch schwimmt. Die
Rose duftet. Gott ist heilig. Christen sind fromm. Beten
ist löblich. Fluchen ist schändlich. Moses war ein Gesetzge-
der. David war ein König. Jerusalem ist eine Stadl. Die
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Extrahierte Personennamen: Herodes_Söhnen Jordan Herodes Aristobul Christi David David