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1. Zeittafeln der griechischen Geschichte zum Handgebrauch und als Grundlage des Vortrags in höheren Gymnasialklassen mit fortlaufenden Belegen und Auszügen aus den Quellen - S. 137

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Der völlige Untergang der griechischen Freiheit. 137 Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. j Kunst und Literatur. Сххх1у, 2. 243. Korinth und Megara mit dem achäischen Bunde ver- Kallimachosv), Lykophronw), einigt78). Apollonios1), Eratosthenesy)- Cxxxiy, 3. 242. Unglücklicher Versuch des Spartanerkönigs Agis Iv., ' ■ . die Lykurgische Verfassung wieder herzustellen79 * * * *). 78) Pol. Ii, 43. Flut. Ar. 16 — 24. In Akrokorinth lag eine makedonische Besatzung, durch welche Antigonos den ganzen Pelo- poiyies beherrschte, s. Flut. a. a. 0. 16. vgl. Paus. Vii, 7, 3. Aratos •eroberte Akrokorinth und führte die somit befreite Stadt dem Bunde zu. Seitdem war Aratos, der in diesem Jahre zum zweiten Male Strateg war, bis zu seinem Tode der eigentliche Leiter des Bundes, s. Pol. a. a. 0.: peeydxr\v de ngoxonrjv Ttovx\Gag xrjg imßoxrjg Iv oxiycrj Xqovq) Xoen'ov rjdrj deexixec ngogxaxwv /utv той xwv Ayaiwv e&vovg, Flut. a. a. 0. 24: war ¿nel perj хат Iveauxov li-rjv, nag ¿viuvtov algeigflac Gxgaxrjybv avxov, едуы de xal yvatfxij dea navxog agyeev. Auch Trözen und Epidauros schlossen sich in dieser Zeit dem Bunde an, s. Flut, ebend. Faus. Ii, 8, 4. Vii, 7, 1. 79) Der Verfall Spartas, welcher mit dem peloponnesischen Kriege beginnt und besonders durch das Eindringen grosser Geld- Hexametern verfasste. Ausserdem schrieb er noch mancherlei Ande- res, Suid. s. v. Macrob. Sat. V, 20. Vit. y (oepbdga noxvygafi- /uarog avrig). Sein Hauptwerk wurde ins Lateinische übersetzt von Cicero, de nat. d. H, 41, Caesar Germanicus und Festus Avienus, und stand trotz seiner gelehrten Eintönigkeit, Quint. X, 1, 55, bei den Römern in hohem Ansehen, Cic. de orat. I, 16. de rep. I, 14. Ovid. Amor. I, 15, 16: Cum sole et luna semper Aratus erit. v) Kallimachos aus dem Geschlechte der Battiaden zu Kyrene, •Schüler des Grammatikers Hermokrates, dann Vorsteher einer Schule zu Alexandreia und hierauf von Ptolemäos Philadelphos an das dor- tige Museum und die Bibliothek berufen, deren Vorstand er zuletzt wurde, Suid. s. v. Ilegl xoj/u. Viii, 20 f. Bergk, Proll. Aristoph., lebte um 260 — 230. Gelehrter, Dichter und Kritiker, soll er 800 Schriften verfasst haben, Suid. s. v. Wir besitzen von ihm 6 Hymnen und 60 Epigramme, von seinen übrigen Schriften haben sich nur Bruchstücke erhalten. Besonders wurden seine Elegieen geschätzt, Quint. X, 1, 58 (princeps elegiae), daher auch nachge- bildet von römischen Dichtern wie Ovidius, Propertius (vgl. Eleg. Iii, 1) und Catullus (Lxvi, de coma Berenices), wie auch sein Schmähgedicht ‘Tßtg auf den Apollonius von Rhodos das Vorbild zu dem gleichnamigen Gedicht des Ovidius war. Dann sind zu nennen seine aexea, eine überaus gelehrte Mythensammlung in 4 Büchern, und seine nivaxeg, in denen er den gesammten Bestand der grie- chischen Literatur nach Fächern verzeichnete und Begründer der griechischen Literaturgeschichte wurde. Suid. s. v. Auch als Lehrer hat er bedeutend gewirkt, Eratosthenes, Aristophanes u. A. waren seine Schüler (Kaxxe/uäyeeoe). Es heisst von ihm, Ovid. Amor. I, 15, 14: Battiades semper toto cantabitur orbe; | quamvis ingenio non valet, arte valet. w) Lykophron aus Challds auf Euböa, Dichter und Grammati- ker , war von Ptolemäos Philadelphos an der Bibliothek von Alexan- üreia angestellt, um die Werke der Komiker zu ordnen, Vit. a, Westerm. Vitt. min. p. 142. Suid. s. v. liege xcofi. Viii, 19 f. Bergk, Proll. Aristoph., und ward zu dem Siebengestirn (Ilxecdg) von Dich- tern der alexandrinischen Zeit gerechnet. Von seinen Schriften hat sich nur sein episches Gedicht Axe^avdga (irrthümlieh Kaggavdga Fcter, griech. Zeittafeln. 4. Aufl. summen in und nach demselben gefördert wurde, s. S. 85. Anm. 152, und welcher bald darauf eine weitere Nahrung durch die Rhetra des Epitadeus erhielt, s. S. 20. Anm. 20, zeigte sich besonders darin, dass der Grundbesitz sich immer mehr in den Händen einer kleinen Minderzahl vereinigte und die Zahl der Vollbürger immer mehr zusammenschmolz, s. Flut. Ages. 5: xayv xrjg eirnogiag elg oxiyovg avggueeorig nevea xrjv noxev xaxegyev avsxev&egiav xal xwv xaxuiv dayoxiav tmcpegovoa — anexectp&rjgav emaxoaeeov ov nxeioveg Znagxeaxae xal xovxcov cgcog exaxov paar oi yfjv xexxrjfxevoe xal xxrjgov, vgl. S. 90. Anm. 167. Agis eröffnete daher seine reformatorische Thätigkeit mit einem Gesetz, durch welches die Schulden erlassen wurden, und diesem folgte ein zweites Gesetz, welches bestimmte, dass eine neue Ackervertheilung vorgenommen und das ganze Gebiet in 4500 Loose für die Spartiaten und in betitelt) erhalten, Suid. s. v.: xb axoxeivov noirjpa. Alle übrigen Schriften, namentlich auch seine 20 Tragödien, Suid. s. v., sind verloren gegangen. x) Apollonios aus Alexandreia lebte um 250 —190, verliess aber seine Vaterstadt, als er mit der Vorlesung seines Epos Agyo- vavxtxä, angeblich in Folge der Missgunst und Schmähsucht ande- rer Dichter, durchfiel, Vit. a, ß’, Westerm. Vitt. min. p. 50. 51. Bei dieser Gelegenheit auch mit Kallimachos verfeindet, griff er denselben in einem Epigramm an, Antliol. Gr. Iac. T. Iii, p. 67, worauf dieser mit dem Ibis antwortete. Dann ging er nach Rhodos, eröffnete dort eine Redeschule und erwarb sich durch Vorlesung seiner Gedichte solchen Beifall, dass er das Bürgerrecht erhielt und daher auch den Zunamen 6 \Podeog, Vit. a, ß’. Später ward er nach Alexandreia zurückberufen an das Museum und wurde Ober- bibliothekar an der dortigen Bibliothek. Ausser seinem gelehrten Epos Agyovavxexd und dem genannten Epigramm hat sich von seinen Schriften nichts erhalten. y) Eratosthenes, geboren zu Kyrene im Jahre 276, wurde gebildet zu Athen, dann durch Ptolemäos Euergetes zum Vorsteher der alexandrinischen Bibliothek befördert, Suid. s. v. Itegl xwu. Viii, 21. Bergk, Proll. Aristoph., und starb im Jahre 196 oder 194 angeblich freiwillig den Hungertod, Suid. s. v. lucian. Macrob. 27. Man nannte ihn Brjxa, weil er in jeder Art vod Gelehrsamkeit den zweiten Rang einnahm, Suid. Er selbst soll sich zuerst tpexoxoyog genannt haben, Suet. de Grammatt. 10. Sein grosses Werk, Feco- ygaepixä (yeooygaepoh/ueva oder yecoygacpia), erhob die Geographie zur Wissenschaft, ist aber bis auf Anführungen bei Strabo verloren gegangen. Ausserdem erstreckten sich seine Schriften auf das Gebiet der Philosophie, Chronologie, Geschichte, Literaturgeschichte, Mathematik, Astronomie und Grammatik. Erhalten hat sieb von ihm nur ein Epigramm auf die Verdoppelung des Würfels, Anthol. Graec. Iac. I, P. 2. p. 315, und ein Brief an König Ptolemäos über dieses Problem, Fratosth. Bernhardt), p. 175 f. Die unter seinem Namen auf uns gekommenen Kaxaaxegegfxoi, ein Verzeichniss von Gestirnen, ist viel späteren Ursprungs. 18

2. Zeittafeln der griechischen Geschichte zum Handgebrauch und als Grundlage des Vortrags in höheren Gymnasialklassen mit fortlaufenden Belegen und Auszügen aus den Quellen - S. 140

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
140 Fünfte Periode. Von 336 —146 v. Chr. Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur. Cxxxix, 3. 222. Antigonos erobert die arkadischen Städte Tegea, Orchomenos, Mantinea, Heräa und Tel- phusa* 94). Cxxxix, 4. 221. Kleomenes hei Sellasia von Antigonos völlig ge- schlagen95). Die alexandrinischen Grammatiker und Kritiker Zenodotos*), Ari- stophanes“), Aristarchosbb). (fnovqci xcti Toig oixr\Qoig wgtkq /axivovfisvovg ctvctayja&ca. Antigonos kam mit 20,000 Mann zu Fuss und 1400 Reitern, Flut. Arat. 43. Kleomenes gab bei der Annäherung des Antigonos die Belagerung ron Sikyon auf und besetzte den Isthmos; als indess Argos in seinem Rücken abfiel und von den Achäern besetzt wurde, sah er sich genöthigt, diese Stellung aufzugeben, und nun drang Antigonos bis an die Grenze von Lakonika vor, wo er die sparta- nischen Befestigungen bei Belmina und Aegä zerstörte, s. Polyb. Ii, 52 — 54. Plut. Cleom. 20—21. Arat. 43 —44. Kleomenes suchte sich nun hauptsächlich auf Ptolemäos zu stützen, an den er jetzt seine Mutter und seinen Sohn als Geissein schickte, Plut. Cleom. 22. vgl. Pol. Ii, 51. 94) Polyb. Ii, 54. Plut. Cleom. 23. Kleomenes gab allen Helo- ten, welche 5 Minen bezahlten, die Freiheit und nachdem er durch dieselben sein Heer verstärkt (nach Plutarch betrug die Zahl der- selben 6000, nach Macrob. Sat. I, 11. betrug sie 9000), überfiel er im Winter Megalopolis, nahm Und zerstörte es, Plut. Cleom. 23-25. Philop. 5. Polyb. Ii, 55. 61. 95) Kleomenes machte im Frühling, ehe Antigonos seine Trup- pen wieder gesammelt hatte, einen Einfall in das Gebiet von Argos und verwüstete dasselbe, Polyb. Ii, 64. Plut. Cleom. 26. Hierauf stellt er sich, den Antigonos erwartend, zu Anfang des Sommers z) Zenodotos aus Ephesos, Schüler des Philetas, erster Vor- steher der Bibliothek zu Alexandreia und Erzieher der Söhne des Ptolemäos Philadelphos, beschäftigte sich mit der Grammatik und Kritik griechischer Dichter und veranstaltete die erste Ausgabe des Homer, Suid. s. v. Plepi xcj/j. Bergk, Proli. Aristoph. Viii, 22. aa) Aristophanes von Byzantion, Kritiker und Grammatiker, Schüler des Zenodotos, Kallimachos und Eratosthenes, und Lehrer des Aristarchos, dann nach Apollonios Rhodios Vorsteher der Bibliothek zu Alexandreia, Suid. s. v. ’Aqlotuqxos, v. "Eqcitoadivijg. Ihm wird die Erfindung der Accent- und Interpunctionszeichen bei- gelegt, Villoison. Anecd. Gr. Ii, p. 131. Apollon. Alex. Iv, p. 304. und in Gemeinschaft mit Aristarchos die Festsetzung des Alexan- drinischen Kanons, Procl. Chrestom. p. 340 f. Quint. X, 1, 46 f. Den Mittelpunkt seiner Studien bildeten bei Aristophanes, wie bei den übrigen Alexandrinischen Gelehrten, die Homerischen Gedichte, welche er mit kritischen Zeichen versehen herausgab; doch wandte er seine Thätigkeit auch anderen Griechischen Dichtern zu und schrieb auch ein grosses lexikalisches Werk, Xtgeig. Von all sei- nen Büchern haben sich indess nur Bruchstücke in den Scholien zu den Dichtern erhalten. (Polyb. Ii, 65.) bei Sellasia mit 20,000 Mann im Ganzen auf, Antigonos rückt ihm mit 28,000 Mann zu Fuss und 1200 Reitern entgegen, und es kommt zur Schlacht, in welcher Kleomenes völ- lig geschlagen wird, Polyb. Ii, 65 — 69. Plut. Cleom. 27 — 28. Philop. 6. Nach Plutarch. Cleom. 28. sollen die 6000 Spartaner, welche in der Schlacht zugegen waren, bis auf 200 gefallen sein. Kleomenes flieht nach Aegypten, wo er sich vergeblich bemüht, den König zur Hülfsleistung für sein Vaterland zu bewegen, und wo er nach drei Jahren (Polyb. Iv, 35.), nachdem er endlich sogar als Gefangener behandelt worden und ein Versuch, sich durch Erregung eines Aufstandes in Alexandreia zu befreien, misslungen, sich mit seinen Begleitern seihst den Tod giebt, Plutarch. Cleom. 32 — 39. Polyb. V, 35 —39. Antigonos hebt in Sparta, wo man ihn ohne Widerstand aufnimmt, die Einrichtungen des Kleomenes wieder auf, Polyb. Vi, 70, und kehrt dann nach Makedonien zurück, wohin er durch einen Einfall der Illyrier gerufen wurde, lässt aber in Korinth und Orchomenos eine Besatzung zurück, durch welche er seine Herrschaft im Peloponnes aufrecht erhielt, s. Polyb. Iv, 6. Plutarch. Arat. 45. Vgl. über die militärische Bedeu- tung von Korinth, Pol. Vii, 11. Plut. Arat. 50. Flam. 10. Paus. Vii, 7, 3. Die Achäer wurden mit den Epeiroten, Phokiern, Böo- tiern, Akarnanen und Thessaliern zu einem thatsächlich unter der Oberhoheit von Makedonien stehenden Bunde vereinigt, Polyb. Iv, 9, bb) Aristarchos aus Samothrake, gebildet zu Alexandreia durch Aristophanes, wurde Erzieher des jungen Ptolemäos Epiphanes und (nach Aristophanes) Oberbibliothekar und bildete als der gefeiertste aller Grammatiker und Kritiker (o xoqvtfuiog tcüv ygctja/uktixatv, ó yqa/u/ucttixüjtutog) zahlreiche Schüler, ging endlich aber als Greis nach Kypros, wo er 72 Jahr alt eines freiwilligen Hunger- todes gestorben sein soll, Suid. s. v. Agiaroqcivrjg, Athen. Ii, p. 71 b. Er beschäftigte sich besonders mit der Kritik und Erklä- rung der älteren Dichter, des Homer (s. oben S. 19. Anm. a.), Pindaros, Archilochos, Aeschylos, Sophokles, Ion, Aristophanes und schrieb nach Suidas über 800 Commentare und mehrere gram- matische Werke, von denen sich nur Bruchstücke in den Scholien- sammlungen erhalten haben. Seine bedeutenden Verdienste um die Kritik und Erklärung des Homer erhellen namentlich aus den Homerischen Scholien und dem Commentar des Eustathios. Sein Hauptgegner war Krates aus Mauos, der zu Pergamum lehrte und dem Hauptwerke des Aristarchos Ji(qì àvaxoylag eine Schrift Tteqi ctvo/zccxlag entgegensetzte, Gell. Ii, 25. vergi. Xiv, 6, 3. Varro d. I. I. Ix, 1. Er wurde der Stifter der pergamenischen Schule.

3. Zeittafeln der griechischen Geschichte zum Handgebrauch und als Grundlage des Vortrags in höheren Gymnasialklassen mit fortlaufenden Belegen und Auszügen aus den Quellen - S. 136

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
136 Fünfte Periode. Von 336 —146 y. Chr. Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur. Cxxyii,1. 272. Tod des Pyrrhos 75). .Bukolische Dichtung q) Theokritos1-), Bion8), Cxxix, 3. 262. Athen wieder der makedonischen Herrschaft unterworfen76). Moschos ‘). Cxxxii, 2, 251. Aratos befreit Sikyon und vereinigt es mit dem achäischen Bunde 77). Alexandriner: Aratosu), 75) Pyrrhos machte, sobald er Italien verlassen (Flut. Fyrrlx. 26), also im J. 274, einen Angriff auf Makedonien, bemächtigte sich dieses Reiches und zog dann nach Griechenland; hier griff er zuerst Sparta an, jedoch ohne Erfolg, und wandte sich dann gegen Argos, wo er bei einem Yersuche, die Stadt durch Sturm zu nehmen, seinen Tod fand (wie erzählt wird, wurde er, als er schon in die Stadt eingedrungen, durch einen Dachziegel er- schlagen). S. Flut. Fyrrh. 26 — 34. Faus. I, 13, 5 — 7. Iii, 6, 2. Iustin. Xxy, 3—5. [Das Todesjahr ergiebt sich theils aus der Folge der Begebenheiten, theils daraus, dass nach Oros. Iv, 3 die Tarentiner sich auf die Nachricht vom Tode des Pyrrhos den Römern unterwarfen, was nach den Triumphalfasten im J. 272 geschah.] 76) Paus. Iii, 6, 3 Iustin. Xxyi, 2. Aus der Combination dieser beiden Slellen erhellt, dass Antigonos, wahrscheinlich kurz nach dem Tode des Pyrrhos, nach Griechenland zog, dass er dort ausser gegen die Griechen auch gegen eine Flotte des Ptole- mäos unter Patroklos zu kämpfen hatte, dass dieser Patroklos und der König Areus von Sparta den von Antigonos belagerten Athe- nern zu Hülfe kamen (was vor 265 geschehen sein muss, da Areus in diesem Jahre in einer Schlacht bei Korinth gegen Alexandros von Epeiros fiel, s. Flut. Ag. 3. Diod. Xx, 29), dass Antigonos von diesem Kriege zuerst durch einen neuen Einfall der Kelten in Makedonien und dann durch einen Angriff des Sohnes des Pyrrhos, Alexandros, abgerufen wurde, dass aber Athen endlich (nach Polyaen. Iv, 6, 20 durch eine Kriegslist des Antigonos) nach tapferer Gegenwehr unterlag. Das Jahr der Einnahme wird dadurch bestimmt, dass der Komödiendichter Philemon nach Suid. s. v. <Pix. unmittelbar vor derselben starb, und dass dessen Tod nach Diod. (Exc. Hoesch.) Xxiii, 7 ins J. 262 zu setzen ist. [Eine in neuerer Zeit aufgefundene, zuerst von Pittakis (’Etpiyu. Agyutoxoy. Nr. 1) herausgegebene Inschrift lehrt, dass Athen und Sparta, letzteres nebst seinen Bundesgenossen, um 270 mit einander und mit Ptolemäos ein Bündniss zur Vertheidigung ihrer und der übrigen Griechen Un- abhängigkeit geschlossen hatten, und liefert zugleich den interessan- ten Beweis für die Vermuthung Niebuhrs, dass der zwischen Anti- gonos und den Griechen geführte Krieg der von Athenäus (p. 250 f.) erwähnte Chremonideiscbe sei, indem Chremonides in der Inschrift erwähnt wird.] Antigonos legte Besatzungen in den Peiräeus, in Munychia und in das Museion; die letztere wurde jedoch bald darauf wieder von ihm zurückgezogen. 77) Fol. Ii, 43 (wo das J. angegeben wird). Flut. Ar. 2 bis 10. Mit und durch Aratos erhielt der Bund zuerst seine grössere Bedeutung und seine höheren Zwecke, s. Flut. Fhilop. 8. Ueber ihn im Allgemeinen s. des. Flut. Ar. 10: noxificx) fiev xul uywvc /Qi/aua&ue (fuvtqwg usugar/g xul Svgsxmg, xxtxjjui Sk Ttguyfiutct xcä ovaxtuüouaüui xgvcpu noxtig xcä Tvguvvovg tneßovxotutog, vgl. Pol. Tv, 8. 60. q) Die bukolische Poesie ist eine Mischgattung zwischen dar- stellender und erzählender Dichtung über Hirtenleben und Hirten- liebe, Anon. Iltgl twv Trjg noir/a. yuguxt.: ro Sk ßovxoxixov 77 oir]ua fiiy/iu tar) nuvrbg eisovg — rjyovv Siriyrj/iutixoh yrä Sgufiutixov —, civtti i] noir/mg tu twv uygoixwv rj&rj ix/iuaat- tcu. — Entstanden ist diese Dichtung vornehmlich aus volksthüm- lichen mit dem Dienste der Artemis verbundenen Hirtengesängen in Sicilien und Lakonika, Anon. Ijsgl Trjg ivgsaswg twv ßovxox., kunstmässig ausgebildet durch Theokritos. r) Theokritos aus Syrakus blühte zur Zeit des Ptojemäos Phi- ladelphos, war ein Schüler der Dichter Philetas von Kos und Askle- piades von Samos und lebte zu Kos, Syrakus und Alexandreia, Vit. u , Westcrm. vitt. min. p. 285. Suid. s. v. Theocr. Id. Xv, v. 56. Xv. Xvii. Mosch. Id. Iii; die Erzählung von seiner Hinrichtung durch Hieron wegen Schmähungen, Schol. Ovid.ibis. v. 551, hat, verglichen mit Id. Xvi, wenig Wahrscheinlichkeit. Wir besitzen unter Theo- kritos Namen 30 tlsrxxut, kleine dichterische Bilder des Hirten- lebens oder geselliger Zustände, und 26 Epigramme, zum grössten Theil in dorischem Dialekt, vgl. Ahrens, Bucolicor. Graecor. rell. p. 165 —175, doch ist die Aechtheit mehrerer dieser Gedichte zwei- felhaft. Andere Dichtungen desselben sind verloren gegangen, Suid. s. v. vgl. Quint. X, 1, 55: Admirabilis in suo genere Theocritus, sed mnsa illa rustica et pastoralis non forum modo verum ipsam etiam urbem reformidat. s) Bion, geboren bei Smyrna, Zeitgenosse des Theokritos, Suid. s. v. Mosch. 3enltutf. Biwv. v. 70, lehte in Sicilien a. a. O. v. 55 f. 76 f, und starb an Gift, das ihm beigebracht worden war. Von ihm hat sich vollständig erhalten ein Gedicht 3entracpiog Aswvisog, ausserdem Bruchstücke seiner Hirten- und Liebeslieder, vgl. Ahrens, Bucolicor'. Graecor. rell. I, p. 179 —193. In seinem Grab- liede heisst es: abv ccvtoj | xul to fiixog vid-vaxe xul oixtro Acoglg uocsu. t) Moschos aus Syrakus, Suid. s. v., jüngerer Zeitgenosse des Theokritos und Bion, 3ettlt. Biwv, Bekannter des Aristarchos, Suid. s. v. Unter den von ihm erhaltenen Gedichten ist das bedeu- tendste Evgwnr], Ahrens, Bucolicor. Graecor. rell. p. 197 — 210. [Die Verfasser von mehreren der dem Moschos wie dem Theokritos zuge- schriebenen Gedichte sind ungewiss, vgl. Incert. Idyll. Ahrens, a. a. O. 213—263.] u) Aratos, wahrscheinlich aus Soli in Kilikien, nach anderen aus Tarsos, aus edlem Geschlechte, Vit. u, Westerm. vitt. minor. p. 53. Vit. ß', a. a. O. p. 57, Vit. 6', p. 59. Suid. s. v., blühte um 284—276, Vit. cc. Suid. s. v., hörte zu Athen die Vorträge des Stoikers Persäos, Vit. «f, und ging mit demselben an den Hof des Antigonos Gonatas, bei dem er in Gunst stand, Vit. u, y, S', und auf dessen Veranlas- sung er sein Hauptgedicht, <Paivo(ievu, von den Bewegungen der Gestirne nebst einem Anhänge über die Wetterzeichen (Aioorj/isiu), in

4. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 73

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Bonifatius. 73 sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward. War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk. Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet. War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge. Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter. Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden. Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume. In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache. Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten. Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen. so fand er im Kloster liebevolle Pflege. Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen. &,tc #7. (W : - v.*- >, yvw l\\ h hx- ^ %; "j } . ' ' J . 7 ; -

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 108

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
108 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. gesagt hatte: „Wenn die Mauer in die Hohe kommt, und ich mich dran hängen lassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat", sagt Francke, „hat mir der Herr zugebröckelt, wie man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die Notdurft erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch großes Gedränge, und doch konnte Francke aus die Frage: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhause 143 Waisenkinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jünglinge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden aus der Kaffe des Waisenhauses täglich gespeist. — Die Franckeschen Stiftungen übten einen gesegneten Einfluß auf Ver- besserung des Schul- und Erziehnngswesens bei arm und reich in der Nähe und Ferne aus. 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. 1. Wer nur den lieben Gott läßt walten. ^er Verfasser des Liedes ist Georg Neumark, geboren im Fahre 1621. Er war nicht immer herzoglich sächsischer Archivsekretär und Bibliothekar zu Weimar, sondern es gab eine Zeit, da war er ohne Versorgung und lebte in so großer Armut zu Hamburg, daß er sich einst, wie man erzählt, genötigt sah, seine Gefährtin in manchen Leiden, seine teure Viola di Gamba, die er mit seltener Fertigkeit spielte, zu versetzen. Da er aber nicht aufhörte, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, so blieb auch ein Zeichen der Erhörung nicht aus. Neumark wurde nämlich an den schwedischen Gesandten zu Hamburg, von Rosenkranz, empfohlen. Zur Probe ließ dieser ihn eine Schrift an die Reichsräte in Schweden aufsetzen, welche die Ernennung zum Gesandtschafts-Sekretär zur Folge hatte. Sein erstes Geld mußte seine Viola heimholen, und sein dankerfülltes Herz ergoß sich in dem schönen Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten", das sogleich auch mit der Musik geboren wurde; doch ist die jetzt gebräuchliche Melodie eine andere als die ursprüngliche. Mehr verbürgt ist freilich die andere Erzählung, nach welcher er das Lied in Kiel gedichtet und in Musik gesetzt hat, als er unverhofft Erzieher der Söhne des Amtmanns Stephan Hennings geworden und dadurch drückenden Sorgen enthoben war. K. Heinrich. 2. Nun danket alle Gott. Äer Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres- schlüsse und an Friedensfesten, gesungen worden ist und noch gesungen wird, ist Martin Rinkart, Archidiakonus zu Eilenburg in der Provinz Sachsen. Er hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen Krieges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche zu jener Zeit die deutschen Lande durchzog, wütete auch in Eilenburg. Es starben täglich 40 — 50 Per- sonen, im ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinkart die Pestleichen beerdigen, wobei jedesmal 10-—-12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Auf solche Weise hat er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund,

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 108

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
108 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. gesagt hatte: „Wenn die Mauer in die Höhe kommt, will ich mich dran hängen lassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat", sagt Francke, „hat mir der Herr zugebröckelt, wie man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die Notdurft erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch großes Gedränge, und doch konnte Francke auf die Frage: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhanse 143 Waisenkinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jünglinge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden ans der Kasse des Waisenhauses täglich gespeist. — Die Franckeschen Stiftungen übten einen gesegneten Einfluß auf Ver- besserung des Schul- und Erziehnngswesens bei arm und reich in der Nähe und Ferne ans. 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. 1. Wer nur den lieben Gott läßt walten. Äer Verfasser des Liedes ist Georg Neu mark, geboren im Jahre 1621. Er war nicht immer herzoglich sächsischer Archivsekretär und Bibliothekar zu Weimar, sondern es gab eine Zeit, da war er ohne Versorgung und lebte in so großer Armut zu Hamburg, daß er sich einst, wie man erzählt, genötigt sah, seine Gefährtin in manchen Leiden, seine teure Viola di Gamba, die er mit seltener Fertigkeit spielte, zu versetzen. Da er aber nicht aufhörte, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, so blieb auch ein Zeichen der Erhörnng nicht ans. Neumark wurde nämlich an den schwedischen Gesandten zu Hamburg, von Rosenkranz, empfohlen. Zur Probe ließ dieser ihn eine Schrift an die Reichsräte in Schweden aussetzen, welche die Ernennung zum Gesandtschafts-Sekretär zur Folge hatte. Sein erstes Geld mußte seine Viola heimholen, und sein dankerfülltes Herz ergoß sich in dem schönen Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten", das sogleich auch mit der Musik geboren wurde; doch ist die jetzt gebräuchliche Melodie eine andere als die ursprüngliche. Mehr verbürgt ist freilich die andere Erzählung, nach welcher er das Lied in Kiel gedichtet und in Musik gesetzt hat, als er unverhofft Erzieher der Söhne des Amtmanns Stephan Hennings geworden und dadurch drückenden Sorgen enthoben war. K. Heinrich. 2. Nun danket alle Gott. Äer Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres- schlüsse und an Friedensfesten, gesungen worden ist und noch gesungen wird, ist Martin Rinkart, Archidiakonus zu Eilenbnrg in der Provinz Sachsen. Er hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen Krieges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche 31t jener Zeit die deutschen Lande durchzog, wütete auch in Eilenbnrg. Es starben täglich 40 — 50 Per- sonen, im ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinkart die Pestleichen beerdigen, wobei jedesmal 10—12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Ans solche Weise hat er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund,

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 112

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
112 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. gesagt hatte: „Wenn die Mauer in die Höhe kommt, will ich mich dran hängen lassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat", sagt Francke. „hat mir der Herr zugebröckelt, wie man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die Notdurft erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch großes Gedränge, und doch konnte Francke auf die Frage: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhause 143 Waisenkinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jünglinge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden aus der Kasse des Waisenhauses täglich gespeist. — Die Franckeschen Stiftungen übten einen gesegneten Einfluß auf Ver- besserung des Schul- und Erziehungswesens bei arm uiid reich m der Nähe und Ferne aus. 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. 1. Wer nur den ließen Gott läßt walten. ^Der Verfasser des Liedes ist Georg Neumark, geboren im Jahre 1621. Er war liicht immer herzoglich sächsischer Archivsekretär und Bibliothekar zu Weimar, sondern es gab eine Zeit, da war er ohne Versorgung und lebte in so großer Armut zu Haniburg, daß er sich einst, wie man erzählt, genötigt sah, seine Gefährtin in manchen Leiden, seine treue Viola di Gamba, die er mit seltener Fertigkeit spielte, zu versetzen. Da er aber nicht aufhörte, dem Herrn zu singen und zu spielen m seinem Herzen, so blieb auch ein Zeichen der Erhörung nicht aus. Neuinark wurde nämlich an den schwedischen Gesandten zu Hamburg, von Rosenkranz, empfohlen. Zur Probe ließ dieser ihn eine Schrift an die Reichsräte in Schweden aufsetzen, welche die Ernennung zum Gesandtschafts-Sekretär zur Folge hatte. Sein erstes Geld mußte seine Viola heiinholen, und sein dankerfülltes Herz ergoß sich in dem schönen Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten", das sogleich auch mit der Musik geboren wurde; doch ist die jetzt gebräuchliche Melodie eine. andere als die ursprüngliche. Mehr verbürgt ist freilich die andere Erzählung, nach welcher er das Lied in Kiel gedichtet und in Musik gesetzt hat, als er unverhofft Erzieher der Söhne des Amtmanns Stephan Hennings geworden und dadurch drückenden Sorgen enthoben war. K. Heinrich. 2. Nun danket alle Gott. 10er Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres- schlüsse und an Friedensfesten, gesungen worden ist und noch gesungen wird, ist Martin Rinckart, Archidiakonus zu Eilenburg in der Provinz Sachsen. Er hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen Krieges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche zu jener Zeit die deutschen Lande durchzog, wütete auch in Eilenburg. Es starben täglich 40 — 50 Personen, im ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinckart die Peffleichen beerdigen, wobei jedesmal 10 —12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Auf solche Weise hat er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund,

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 100

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
100 „Wenn die Mauer in die Höhe kommt, will ich mich dran hängenlassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat," sagt Francke, „hat mir der Herr zugebröckelt, wie man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die Nothdurst erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch großes Gedränge, und doch konnte Francke auf die Frage: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhause 143 Waisenkinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jüng- linge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden aus der Kasse des Waisenhauses täglich gespeist. — Die Francke'schen Stiftungen übten einen gesegneten Einfluß auf Verbesserung des Schul- und Erziehungswesens bei Arm und Reich in der Nähe und Ferne aus. 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. 1. Wer nur den lieben Gott läßt walten. Der Verfasser des Liedes ist Georg Neumark, geboren im Jahre 1621. Er war nicht immer herzoglich sächsischer Archivsekretair und Bibliothekar zu Weimar, sondern es gab eine Zeit, da war er ohne Versorgung und lebte in so großer Armut zu Hamburg, daß er sich einst, wie man erzählt, genöthigt sah, seine Gefährtin in manchen Leiden, seine theure Viola di Gamba, die er mit seltener Fertigkeit spielte, zu versetzen. Da er aber nicht aufhörte, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, so blieb auch ein Zeichen der Erhörung nicht ans. Neumark wurde nämlich an den schwedischen Gesandten zu Hamburg, von Rosenkranz, empfohlen. Zur Probe ließ dieser ihn eine Schrift an die Neichs- räthe in Schweden aufsetzen, welche die Ernennung zum Gesandtschafts-Sekretair zur Folge hatte. Sein erstes Gelb mußte seine Viola heimholen, und sein dank- erfülltes Herz ergoß sich in dem schönen Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten," das sogleich auch mit der Musik geboren wurde; doch ist die jetzt ge- bräuchliche Melodie eine andere als die ursprüngliche. Mehr verbürgt ist freilich die andere Erzählung, nach welcher er das Lied in Kiel gedichtet und in Musik gesetzt hat, als er unverhofft Erzieher der Söhne -des Amtmanns Stephan Hennings geworden und dadurch drückenden Sorgen enthoben war. 2. Nun danket alle Gott. Der Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres- schlüsse und an Friedensfesten gesungen worden ist und noch gesungen wird, ist Martin Rinkart, Archidiakonus zu Eilenburg in der Provinz Sachsen. Er hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen Krie- ges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche zu jener Zeit die deutschen Lande durchzog, wüthete auch in Eilenburg. Es starben täglich 40—50 Personen, im ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinkart die Pestleichen beerdigen, wobei jedesmal 10 — 12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Aus solche Weise hat er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund, daß ihm nicht ein Finger weh that. Auf die Pest folgte eine eben so furchtbare Hungersnoth, bei welcher viele den Hungertod starben. Man sah dazmnal öfters 20—30 Personen

10. H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 398

1906 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
398 § 109. Die sächsisch-thüringische Staatengruppe. die vom Grafen Nikolaus von Zrnzendorf neu belebte Brüder-gemeine (ein Zweig der lutherischen Kirche) den Namen der Herrnhuter führt. Nordwestlich von Bautzen Kamenz, Lesfings Geburtsstadt. 2) Großherzogtum Sachsen-Weimar. Die ernestinischen Fürsten teilten sich nach dem Schlage von 1547 in mehrere Linien; doch vergrößerte sie ihr Gebiet bedeutend durch einen großen Anteil an der Grafschaft Henneberg (fränkischer Kreis), mit deren erloschenem Grafengeschlechte das Haus Sachsen im Erbvertrag gestanden hatte. Die eine Hauptlinie, Weimar, erhielt 1815 die großherzogliche Würde und bedeutende Vergrößerungen. Ihr in drei größeren und vielen kleinen Teilen zerstreut liegendes Gebiet enthält 3600 qkm mit 362 000 meist lutherischen Bewohnern. (Uber die Naturverhältnisse aller ernestinischen Lande §99,2,b. §101,1,3,a,b. §102,l,h.ß.) a) Im größeren Ostteil an der Ilm und Saale: Weimar in dem gewundenen Tale der Ilm, 29 000 E. Der geschichtliche Ruhm Weimars besteht darin, daß es unter Karl August ein wahrer Musenhof deutscher Dichter war. Wieland, Herder, Schiller, Goethe strahlen vor allem hervor: der Fremde sucht die Erinnerungen an sie auf und tritt mit Ehrerbietung an ihre Grabstätten. Fabrikstadt Apolda. An der S a a l e: Jena, zwischen schroff zum Fluß abfallenden, malerischen Kalkbergen im anmutigen Tale, eine kleine, aber berühmte Universitätsstadt. Schlacht 1806. b) Im West teil an der Werra und Hörsel: Eisenach, unweit der Thüringischen Pforte (§ 101, 1), an? — 31 000 E. Darüber erhebt sich im S. die W a r t b n r g , lange Zeit die Residenz der thüringischen Landgrafen. Gar manche Erinnerung macht sie außerdem bedeutend. Hier wirkte die fromme wohltätige Elisabeth (§ 107, 11 Ans.), hier war zur Zeit des Landgrafen Hermann von Thüringen der Sammelplatz der größten deutschen Dichter (Sage vom Sängerkriege), hier begann Luther 1521 die Bibelübersetzung. Die Wartburg ist jetzt in ihrer schönen ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt. c) Im Hennebergischen: Ilmenau, in reizender Lage an der Ilm. Etwas südwestlich von Ilmenau der Aussichtspunkt Gickel-hahn mit Aussichtsturm (860 m, höchster Punkt des Grotzherzogtums). d) Das östliche Stück ist der früher königlich sächsische Neustädter Kreis, welcher die reußischen Lande in zwei Stücke teilt. 3) Herzogtum Sachsen - Koburg - Gotha, 2000 qkm mit 229 000 lutherischen Einwohnern. a) Im thüringischen (Weser-) Gebiet die Hauptstadt Gotha, zwischen Gärten und anmutigen Spaziergängen, 35 000 E. Das Schloß ans der Höhe ist weithin sichtbar. In der Nähe die neue Sternwarte -Ein Paar Stunden nach Sw. liegt am Rande des Thurtnger Waldes Schnepsenthal, eine Erziehungsanstalt; bei ihr vorbei geht man durch
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