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1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 73

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Bonifatius. 73 sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward. War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk. Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet. War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge. Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter. Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden. Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume. In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache. Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten. Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen. so fand er im Kloster liebevolle Pflege. Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen. &,tc #7. (W : - v.*- >, yvw l\\ h hx- ^ %; "j } . ' ' J . 7 ; -

2. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 77

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
77 Kommst du in diese oder jene norddeutsche Stadt, so erblickst du wohl am Rathause oder auf dem Markte aus Stein oder Holz ein Ritter-standbild aus alter Zeit, das nennen die Leute den Roland. Ob aber dies Bild den tapfern Helden Karls darstellt, ist nicht gewi. * Durch siegreiche Kriege hatte Karl ein mchtiges Frankenreich Kaiserkrnung geschaffen. Im Herbste 799 ging er nach Rom, um den Papst, den seine Feinde vertrieben hatten, wieder in seine Wrde einzusetzen. Am Christtage des Jahres 800 das war damals der erste Tag des Jahres besuchte der König den Gottesdienst in der Peterskirche. Da trat der Papst hinzu, setzte ihm unter dem Jubel des Volkes eine goldne Krone aufs Haupt und huldigte ihm als Kaiser. Nunmehr fhrte der Herrscher des groen Frankenreiches den Titel Rmischer Kaiser und war der oberste Herr der ganzen Christenheit. * Kaiser Karl konnte in den vielen Gauen seines weiten Reiches nicht Die Beamten berall nach dem Rechten sehen. Im Mai eines jeden Jahres traf Staate, mit den Groen des Reiches auf dem Maifelde zusammen. Da wurden Kriege beschlossen, auch wurde Gericht gehalten, und die neuen Gesetze wurden bekannt gegeben. Tchtige Männer setzte er als Gaugrafen der die einzelnen Teile des Landes, aber an die Grenzen, in die Marken, die oft der Feind bedrohte, schickte er die kampferprobten Markgrafen. Sendboten des Kaisers kamen bald hierhin, bald dorthin und sahen nach, ob die Grafen des Herrschers Befehle ausfhrten. Karl trachtete darnach, fromme und kluge Untertanen zu haben. Karls Frsorge Darum lie er viele Kirchen und Klster erbauen. Snger muten aus Untertanen. Italien kommen und seine Franken schnen Kirchengesang lehren. Den Mnchen gab er auf, in den Klstern Schulen zu errichten und die Kinder aus der Umgegend zu unterweisen. Auch an seinen Pfalzen muten gelehrte Klosterbrder den Shnen seiner Hofbeamten Unterricht erteilen. In der Hosschule sah der Kaiser wohl selbst einmal nach, wie es mit dem Lesen und Schreiben ging. Im Jahre 814 starb Karl. Man trauerte lange um diesen Karls Tod gewaltigen Herrscher und nannte ihn den Groden. 14' Sein Sohn und Nachfolger war aber ein schwacher Mann. Unter Vertrag zu ihm zerfiel das Reich. Im Jahre 843 wurde es durch den Vertrag zu " Verdnn in drei Teile zerlegt. Teutschland, Frankreich und Italien sind daraus geworden.

3. Deutsche Sozialgeschichte - S. 227

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Katholisch-soziale und evangelisch - soziale Bewegung. Wicherns „Innere Mission". 227 gearbeitet hatte der Bewegung aber der „größte christliche Menschenfreund" des 19. Jahrhunderts, H. Wichern. 1833 gründete er bei Hamburg für 12 arme Kinder ein kleines „Nettungshaus". Das Gebäude ward ursprünglich „Rugehaus" genannt. Wie sich diese Bezeichnung (= Rauhes Haus) erklärt, steht nicht unzweifelhaft fest: wahrscheinlich hängt sie mit der ursprünglich einsamen, den Winden ausgesetzten Lage des dicht mit uralten Bäumen umgebenen Gebäudes zusammen. Das Rettungshaus sollte mehr oder weniger Verwahrlosten das Familienleben aus Grund christlicher Hausordnung ersetzen. Wichern beantwortet die Frage: „Was ist denn das Christentum?" von vornherein praktisch: es ist die Ausübung der Liebe, die dem Nächsten dient. Von ihm stammt auch der Name „Innere Mission". Im Revolutionsjahre 1848 sprach er auf dem Kirchentage in Wittenberg darüber, und 1849 schrieb er: „Die erste Periode der inneren Mission ist die herablassende Hilfe für Hilfsbedürftige, die zweite wird sein die freie christliche Assoziation der Hilfsbedürftigen selbst für ihre sozialen Zwecke. Sollte es nicht möglich sein, unser christliches Volk für das Christlich-Soziale zu begeistern, wie es jetzt den Verführern möglich geworden, es für die Verwirrung der atheistischen und radikalen sozialistischen Schwärmereien zu begeistern?" Er wollte die sittlichen Kräfte des evangelischen Christentums zu Gunsten aller notleidenden kleinen Leute eingesetzt wissen, mit diesen Kräften sollten sich nach und nach alle sozialen Verhältnisse durchdringen, durch die christliche Liebe das wirtschaftliche Leben erneuert und gefestigt werden. Damit hat Wichern den Grundgedanken der evangelisch-sozialen Bewegung zuerst ausgesprochen. Zu einer eigentlichen Reformthätigkeit aber brachte er es nicht, sondern beschränkte sich daraus, Kinder und Arme durch Wohlthätigkeit zu „retten Auf dem Gebiete der inneren Mission machte sich neben Wichern Fliedner dadurch verdient, daß er einen rheinisch-westfälischen 15* Evangelisch-soziale Bewegung. Wicherns „Innere Mission".

4. Deutsche Sozialgeschichte - S. 228

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
228 Sechziger und siebziger Jahre. Huber und Todt. Diakonissenverein ins Leben rief und 1836 in Kaiserswerth bei Düsseldorf eine Diakonissenanstalt stiftete. Nach ihrem Vorbilde sind bereits über fünfzig gegründet und etwa 8000 Diakonissen aus ihnen hervorgegangen. Auch andere Blüten trieb der Segensbaum der inneren Mission, nämlich viele Herbergen zur Heimat, Asyle, Verpflegungsstationen und ähnliche Anstalten. Den Anstoß zur Weiterentwicklung des evangelisch-sozialen Gedankens gab der mit Wichern befreundete Universitätsprosessor Huber (vgl. <5.160). 1865 bezeichnete er als einziges Mittel, um den sozialen Nöten abzuhelfen, Arbeitergenossenschaften, erfüllt vorn Geiste christlicher Zucht und Bruderliebe. Huber übte aber keinen irgendwie bedeutenden Einfluß aus, blieb ein „Prediger in der Wüste", wie ihm Lassalle einmal schrieb. Den Anfang zu einer Organisation der Anhänger des evangelisch-sozialen Gedankens und damit zu unmittelbaren und lebhaften Sozialreformbestrebungen machte der vom Schriftsteller Rud. Meyer stark beeinflußte Superintendent Todt. 1877 stiftete er im Bunde mit dem Katheder-sozialisten (s. S. 212) Wagner und dem Hofprediger Stöcker den Centralverein für Sozialreform aus religiöser und konstitutionell -monarchischer Grundlage. Unpraktisch, aber streitbar, wie er war, hielt Todt fast alle Anklagen der Sozialdemokratie gegen die heutige Gesellschaftsordnung für berechtigt. Als einzige Grundlage und Ausgangspunkt aller evangelisch - sozialen Reformarbeit stellte er aber die Bibel hin, verglich einzelne Lehren des Neuen Testamentes mit denen der Sozialdemokratie und kam meist zum Schlüsse, daß sie sich „nicht entgegen" seien. Den sozialen Gehalt des Neuen Testamentes im allgemeinen stellte er nicht dar. Eine Richtung aufs Politische gab schon Todt der evangelischsozialen Bewegung. Eine Partei aber wollte sein Centralverein weder sein noch werden. Todt hielt jede unmittelbare Beteiligung der Geistlichen am sozialpolitischen Kampfe für unrichtig, vollends

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 8

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
8 4. Anskar, der Apostel des Nordens. Alster gegründet, während des ganzen Mittelalters (bis 1618) als zu Stormarn gehörig betrachtet ward. Unermüdlich war er hier thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben zu stärken, durchzog predigend und taufend die nahe- gelegene Landschaft und baute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wippenthorp oder Faldera. Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordseeküsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der König Horic (Erich) mit einer Raubslotte plötzlich vor Hamburg. Die überraschten Einwohner flohen, Anskar und seine Schüler retteten kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund aus zerstört, und Kirche und Schule, die Anskar daselbst gegründet hatte, gingen in Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt, und die christlichen Gemeinden zerstreuten sich. In dieser Not fanden Anskar und seine Gefährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lünebur- gischen, eine sichere Zufluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes Werk wieder auf. Vor- züglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den Urheber alles Unheils, für das Christentum zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien er als kaiserlicher Ge- sandter am Hofe des heidnischen Königs und wußte bald durch Worte und Thaten jeden Haß und Argwohn aus dessen Seele so sehr zu entfernen, daß er von nun an der Predigt in seinem Lande keine Hindernisse in den Weg legte. Auf dem jetzt von Fischern bewohnten Holm (d. h. Insel) zu Schleswig (nicht in dem gegenüberliegenden Haddeby oder Haddeboth ---- Haddes Buden) ward damals die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, die Anskar der Maria, der Mutter Jesu, weihte. Mit Freuden sah er die zerstreuten Gemeinden sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der Asche erhob und seine Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern folgte er dem Rufe des Kaisers, als dieser die Bistümer Hamburg und Bremen vereinigte und ihn zum Erzbischof beider erhob. Aber auch in Bremen, wo er fortan wohnte, fand er noch keine Ruhe. Noch einmal riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach Schweden, und als er kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß nach einem blutigen Bürgerkriege Horic der Jüngere in Sliasvic die Kirche habe schließen lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien. Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des heidnischen Königs, und wiederum gelang es ihm, sein Vertrauen zu gewinnen. Nicht allein wurde der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern auch in Ripen eine zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und überließ treuen Männern die weitere Leitung seiner nordischen Gemeinden, an denen sein Herz mit Liebe und Sorge noch in seinem Alter hing. Mit hohem Dankgefühl gegen Gott konnte er jetzt in Bremen von seiner jahrelangen, angestrengten Arbeit ausruhen. Aber die Kräfte seines Körvers waren durch Entbehrung und Enthaltsamkeit erschöpft; ein härenes Gewand war seine Kleidung und Wasser und Brot seine Speise. Endlich warf ihn eine schmerzliche Krankheit danieder, und nun quälte ihn die Vorstellung, daß er im Dienste des Herrn nicht genug gethan habe und daher der verheißenen Märtyrerkrone nicht für würdig befunden sei. Doch, wie einst in seiner Jugend, glaubte er auch wieder eine Stimme zu hören, die ihm

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 47

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
22. Aus Klaus Sarins' Leben. 47 sehr mangelhaft. Nach einigen anderen Fragen, auf welche ich Antwort gab und keine, entließ er mich mit den Worten: „Wenn Sie bis zum Anfang der Winterschule fertig deklinieren und konjugieren können, so kann ich Sie in Prima aufnehmen." Ich war froh darüber, dachte indes: Wissen die Herren Primaner nicht mehr? Ich ging erfreut über diesen Ausfall fröhlich nach Hause zurück und in meine bisherige Arbeit. Die war mehrenteils Dreschen selbander. Ich gab meinem Mitdrescher täglich 1 ß., damit er morgens recht frühe käme; nachmittags 4—5 Uhr waren wir fertig mit unserm Tagewerk, und ich lernte bis in den späten Abend. Am 7. Oktober 1797 fuhr mich mein Dienstherr mit meiner blauen Lade und den Kleidungsstücken darin samt allen meinen Büchern nach Meldorf, und ich ging selbigen Tages zum Rektor, mich darstellend und nun erwartend, daß ich in Prima gewiesen würde. Allein — auf seine Frage, ob ich gut gelernt hätte, und auf meine Erwiderung, das glaube ich, sagte er: „Aber haben wir auch neulich eine Probe gemacht im Übersetzen aus dem Deutschen ins Latei- nische?" Ich mußte nein sagen, dachte dabei: Ach, daß du damit wegbliebest! Die Probe wurde angestellt und fiel schlecht aus, worauf er sagte, es sei doch wohl besser, daß ich zuerst in Sekunda ginge; die Schule hätte auch diesen Herbst einen geschickten Konrektor bekommen. Das beugte mich; doch brach es mich nicht. 2. Hanns als Prediger in Lunden. ülan muß in Norderditmarsen gewesen sein und muß in Lunden gewesen sein, um es abschätzen zu können, wenn ein Prediger nicht schweigt in der Kommune. Einmal: Unrecht ist Unrecht, und ein Unrecht leiden von Beamten und deren unrechtem Verfahren ist überall nicht zu leiden; denn: wenn es den Grad erreicht, daß es die Herzen beschwert, indem es die Kassen leert und die Gemüter drückt, von Gott und seinem Worte wegtreibt, weil der Beamte eigen- mächtig schwere Abgaben ausschreibt — dann, acht' ich, darf, muß auch der Prediger dazu sprechen, dazu, darein. So aber ging's in Lunden vor, in und nach dem Kriege 1812—1813 her. Meine Predigt, die ich über das schlimme Treiben der Beamten hielt, ließ ich drucken zur Ermunterung, daß man das doch nicht dulden möge, da wir doch eine Obrigkeit wieder hätten in der Land- schaft, dahin der Weg offen stünde. Da habe ich nicht gesagt: Jagt die Beamten weg! Bestürmt ihnen das Haus und werft ihnen die Fenster ein! Bringt ihnen eine tüchtige Katzenmusik! Nein, solches habe ich nicht gesagt, sondern: Gehe zu deiner Obrigkeit. — Einen gewaltigen Eindruck machte die Predigt, indem sie gehalten wurde, einen gleichfalls unerhörten Eindruck, indem sie ge- lesen wurde. Mehrere haben sie auswendig gelernt. In Heide war ein Blatt aus der gedruckten Predigt genommen und ans öffentliche Brett genagelt. Man schalt mich mit Bitterkeit und Heftigkeit: Ich sollte bei der Bibel bleiben! Kein Kirchspielvogt oder Kirchspielschreiber, kein Advokat und Advokatenschreiber sprach mit mir, wenn ich mit einem solchen zusammentraf. Im landschaftlichen Hause zu Heide, einem Wirtshause, konnte ich kaum ein Quart Wein bekommen; Wirt und Wirtin schoben es mir mit abgewandtem Gesichte zu. Meine Ver- teidiger hatte ich auch, darunter recht eifrige, und sogar ein Kirchspielvogt sagte mir bei einem Zusammenkommen mit ihm, es wäre recht gut gewesen, daß ich

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 23

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
23 gefunden; man hat die Pfarrer erschlagen, Bewohner der Siechenhäuser ermordet, Frauen die Zunge ausgerissen oder aufgespalten, Männern härene Stricke um die Köpfe gewunden und mächtig zugezogen, um durch solche Martern das Ge* ständnis des Versteckens von Schätzen zu erzwingen. Aemter und Klöster, Städte, Schlösser, Flecken und Dörfer sind ausgeplündert, die Kirchen geschändet, die Altarm'äthe gestohlen, Taufsteine und Altarbibeln mit Unflat beschmutzt, Biblio- theken verbrannt/ Ein Theil meines Fürsteuthums, zwölf Meilen in der Länge, sieben Meilen in der Breite, liegt gänzlich verheert." Vom Bartholomäustage bis zum Ende des September 1626 durchzogen Dänen, die doch evangelisch waren, das Fürstenthum Lüneburg von Uelzen bis zur Elbe, schnitten das Korn, schlachteten das Vieh, schrieben Brandschatzungen aus, ließen hinterdrein die Dörfer in Rauch aufgehen und schossen auf die Bauern wie auf Hunde. Nach ihnen kamen die Kaiserlichen und nahmen, was sie konnten. Tilly brachte 1628 bis 1631 in dem Lande zwischen Deister und Leine mehr als zwei Millionen Thaler auf. Herzog Christian von Celle, welcher von diesem Kriege sagt, er sei aus Gottes gerechtem Zorn über die Sünden der Zeit entsprossen, schätzte schon am Schlüsse de« Jahres 1628 den Schaden, welchen die fremden Heere ihm zugefügt hatten, auf mehr als sieben Millionen Thaler, Friedrich Ulrich aber den seinigen schon im Jahre zuvor auf das Zehnfache dieser Summe. Das Fürstenthum Kalenberg mußte 1634 allein an Kriegssteuer 18,000 Thaler zahlen. Noch in dem Jahre vor dem Friedensschluß erpreßten die Schweden aus den Dörfern des Amts Winsen 18,000 Thaler. Die Stadt Lüneburg mußte von 1638 an bis zum zweiten Jahre nach dem Friedensschlüsse eine halbe Million Thaler an Kriegssteuern zahlen. Als die Schweden 1636 Lüneburg besetzten, mußten die Bürger 36,000 und das Kloster St. Michaelis 14,000 Thaler erlegen, um die Plünderung abzuwenden. Die Stadt Burgdorf mußte 1632 an den kaiserlichen Kriegsobersten Pappenheim 12,000 Thaler zahlen und dennoch war sie vor der Brandfackel nicht geschützt. Uelzen mußte den Schweden 1635, weil es auf Befehl des Landesherrn ihnen den Einzug verweigerte, mit 21,000 Thalern büßen. Göt- tingei» berechnete schon 1629 den Schaden, der ihm aus dem Kriege erwachsen war, auf mehr als eine halbe Million. Bürger und Bauern zogen in Schaaren aus dem Fürstenthume weg, weil ihre Häuser eingeäschert, ihre Pflüge zerbrochen, ihre Saaten zerstampft waren, und gingen nach dem Eichsfelde, um als Handarbeiter ihr Leben zu fristen. Goslar hatte von 1632 bis 1634 über 530,000 Thaler Kriegs kosten; mehr als 200 Bürger wanderten 1635 aus Angst und Betrübnis ins Elend. In den braunschweig-lüneburg'scheu Fürstenthümern waren über 200 Städte, Flecken und Dörfer abgebrannt. 1671 fanden sich in den Aemtern Harste noch 202, Neustadt am Rübenberge 191, Kalenberg 63, Moringen 49, Lauenstein 31 Ackerstellen, welche seit dem Kriege wüste lagen. Häufig wies der Kriegsoberst, wenn ein Amt die Schatzung nicht leisten konnte, den Soldaten einzelne Dörfer zum Ausplündern an; wer dann seine Habe zu retten suchte, wurde erschlagen, und das ausgeraubte Haus wurde verbrannt. Im Amte Bnrgdorf war die Hälfte aller Hauöwirthe den Hungertod gestorben oder vom Feinde erschlagen. Die Bürger von Nordheim waren 1637 auf 150 Köpfe zusammengeschmolzen; über 300häuser standen herrenlos und wurden von

9. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 111

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Aegypten. Iii beliebte. Das im Nilschilf lauernde Krokodil so gut, wie der Jchneu- mon, der die Eier dieser mörderischen Eidechse verzehrt, — der nützliche Ibis, Hund und Katze, der Stier, vor allen der Stier Apis, in dem Osiris Seele wohnte, wurden göttlich verehrt. Dabei richtete sich der ernste, düstere Blick der alteu Aegypter mehr auf ein seliges Jenseit als auf das beste Diesseit, den meisten eine Zeit harten Dienstes und Druckes. Doch hing Seligkeit besonders von dem wohlerhaltenen Zustand der Leiche ab; sonst mußte die Seele sich auf eine Wanderung durch andere Leiber gefaßt machen; darum hier die Kunst des Einbalsa- mirens in hoher Vollkommenheit. Der Ausspruch eines Tobten- gerichtes, das selbst Könige nicht schonte, entschied nach strenger Prüfung, ob ein Todter verwesen oder balsamirt werden solle. Das letztere geschah dann mit solchem Geschick, daß wir noch jetzt über die wohlerhaltenen Leichen oder Mumien erstaunen. Und diese ihre köst- lichsten Schätze zu bergen, hat dies Volk des Todes und der Todten, „dessen Land schon wie ein Sarg aussieht," nicht bloß die oben erwähnten Gebirgsreihen ans große Strecken zu Kammern und Corridoren für Menschen- und Thiermumien ausgehöhlt, sondern der Könige Haupt- sorge ist von ihrem Regierungsantritte an gewesen, sich ein kolossales Grab zu bauen. Es wurde eine Pyramide, inwendig mit einer engen Kammer, ausgeführt; dann aber in jedem kommenden Regierungsjahre mit einem neuen Steinmantel bekleidet. Kolossal waren übrigens alle Bauwerke der Aegypter, zu denen die nahen Bergketten reichliches Material lieferten: die aus einem Stück gearbeiteten Spitzsäulen oder Obelisken, die Säulenreihen und Tempel, letztere im Inneren mit ihrer Bilder- oder Hieroglyphenschrift bedeckt. Europäische Gelehrte haben sie wenigstens zum Theil entziffert und daraus Licht für die so verworrene älteste Geschichte des Landes gewonnen. Anfangs zerfiel dasselbe in mehrere Staaten. Unter einem Scepter dann vereint, trat es unter dem großen Ramses oder Seso- stris nach Vorderasien und (wie wieder in unserem Jahrhundert) nach den mittleren Nillanden hin erobernd auf. Sage von dem Eroberer Sefostris. Druck der Juden im Diensthanse Aegypten. Seit Psam- metich, nach 700 v. Chr., ist uns durch Herodot die Reihe seiner Könige oder Pharaonen bekannter. Was ist von dem nächsten Nach- folger Necho dagewesen? Der persische Eroberer Cambyses unter- jochte das Land 525 durch seiuen Sieg bei Pelnsium; mit Widerstreben, das mehrmals in offenen Aufruhr überging, trug Aegypten das per- fische Joch, bisalexander der Große die Befreiung brachte. (Wann?) Von seinen Feldherren gründete Ptolemäus, des Lagus Sohn, hier- ein Königreich. Seine Nachfolger, die Ptolemäer, schützten Wissen- schaft und Kunst; der Flor des Landes war groß. Mit der Besiegung und dem Tode der Cleopatra, 30 v. Chr., ^ endigte die Unabhängig- leit von Aegypten. Es ward römische Provinz, seit 393 zum oströ- mischen Reiche gehörig. Dem Christenthnme war das Land schon früh gewonnen (Marcus, Stifter der Gemeinde zu Alexandria), in seinen östlichen Wüsten die ersten christlichen Einsiedler und Mönche; doch kam Christi Kirche in eine gedrückte, armselige Stellung, als um die Mitte des 7. Jahrhunderts Aegypten von den Arabern erobert und zu einem Theile des Kalifenreiches gemacht ward (§ 49). Bei dem allmählichen Zerfallen desselben wechselte auch hier die Herrschaft. Wer-

10. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 58

1846 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
58 Klöstern die schrecklichsten Greuel verübt wurden. Dem Papste waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge- den waren ihm die sogenannten Bettelorden, d. l. diejenigen Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch noch das der Armuth und des unbedingten Gehorsams lei- steten: die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus geb. 1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170 . —1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht anvertraut, wel- ches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur in einem verbotenen Buche gelesen hatten, durch die fürchter- lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa- nien sollen allein 31000 Menschen durch dieses Gericht ver- brannt worden sein. Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen, denn die kostete wohl 360 Gulden; wenn aber nun Einer mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel weniger predigen. Ihr Geschäft in dev Kirche war, daß sie unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu- zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben- dige und Todte opferten (vergl. Hebr. 10, 12 — 11.), was man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum, sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be- kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor- geulande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden
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