Von Bonifatius.
73
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward.
War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk.
Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet.
War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge.
Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter.
Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden.
Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume.
In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache.
Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten.
Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen.
so fand er im Kloster liebevolle Pflege.
Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Christo Gott Jesus
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Aegypten. Iii
beliebte. Das im Nilschilf lauernde Krokodil so gut, wie der Jchneu-
mon, der die Eier dieser mörderischen Eidechse verzehrt, — der nützliche
Ibis, Hund und Katze, der Stier, vor allen der Stier Apis, in dem
Osiris Seele wohnte, wurden göttlich verehrt. Dabei richtete sich der
ernste, düstere Blick der alteu Aegypter mehr auf ein seliges Jenseit als
auf das beste Diesseit, den meisten eine Zeit harten Dienstes und
Druckes. Doch hing Seligkeit besonders von dem wohlerhaltenen Zustand
der Leiche ab; sonst mußte die Seele sich auf eine Wanderung durch
andere Leiber gefaßt machen; darum hier die Kunst des Einbalsa-
mirens in hoher Vollkommenheit. Der Ausspruch eines Tobten-
gerichtes, das selbst Könige nicht schonte, entschied nach strenger
Prüfung, ob ein Todter verwesen oder balsamirt werden solle. Das
letztere geschah dann mit solchem Geschick, daß wir noch jetzt über die
wohlerhaltenen Leichen oder Mumien erstaunen. Und diese ihre köst-
lichsten Schätze zu bergen, hat dies Volk des Todes und der Todten,
„dessen Land schon wie ein Sarg aussieht," nicht bloß die oben erwähnten
Gebirgsreihen ans große Strecken zu Kammern und Corridoren für
Menschen- und Thiermumien ausgehöhlt, sondern der Könige Haupt-
sorge ist von ihrem Regierungsantritte an gewesen, sich ein kolossales
Grab zu bauen. Es wurde eine Pyramide, inwendig mit einer engen
Kammer, ausgeführt; dann aber in jedem kommenden Regierungsjahre
mit einem neuen Steinmantel bekleidet. Kolossal waren übrigens alle
Bauwerke der Aegypter, zu denen die nahen Bergketten reichliches
Material lieferten: die aus einem Stück gearbeiteten Spitzsäulen oder
Obelisken, die Säulenreihen und Tempel, letztere im Inneren
mit ihrer Bilder- oder Hieroglyphenschrift bedeckt. Europäische
Gelehrte haben sie wenigstens zum Theil entziffert und daraus Licht für
die so verworrene älteste Geschichte des Landes gewonnen.
Anfangs zerfiel dasselbe in mehrere Staaten. Unter einem
Scepter dann vereint, trat es unter dem großen Ramses oder Seso-
stris nach Vorderasien und (wie wieder in unserem Jahrhundert) nach
den mittleren Nillanden hin erobernd auf. Sage von dem Eroberer
Sefostris. Druck der Juden im Diensthanse Aegypten. Seit Psam-
metich, nach 700 v. Chr., ist uns durch Herodot die Reihe seiner
Könige oder Pharaonen bekannter. Was ist von dem nächsten Nach-
folger Necho dagewesen? Der persische Eroberer Cambyses unter-
jochte das Land 525 durch seiuen Sieg bei Pelnsium; mit Widerstreben,
das mehrmals in offenen Aufruhr überging, trug Aegypten das per-
fische Joch, bisalexander der Große die Befreiung brachte. (Wann?)
Von seinen Feldherren gründete Ptolemäus, des Lagus Sohn, hier-
ein Königreich. Seine Nachfolger, die Ptolemäer, schützten Wissen-
schaft und Kunst; der Flor des Landes war groß. Mit der Besiegung
und dem Tode der Cleopatra, 30 v. Chr., ^ endigte die Unabhängig-
leit von Aegypten. Es ward römische Provinz, seit 393 zum oströ-
mischen Reiche gehörig. Dem Christenthnme war das Land schon
früh gewonnen (Marcus, Stifter der Gemeinde zu Alexandria), in seinen
östlichen Wüsten die ersten christlichen Einsiedler und Mönche; doch
kam Christi Kirche in eine gedrückte, armselige Stellung, als um die
Mitte des 7. Jahrhunderts Aegypten von den Arabern erobert und
zu einem Theile des Kalifenreiches gemacht ward (§ 49). Bei dem
allmählichen Zerfallen desselben wechselte auch hier die Herrschaft. Wer-
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Extrahierte Personennamen: Ramses Sefostris Herodot Necho Cambyses Cleopatra Marcus
Extrahierte Ortsnamen: Nilschilf Vorderasien Alexandria Christi
328
tius, Bischof von Antiochia, ein Jünger der Apostel, sehnte
sich mit so heißem Verlangen nach der Marter, daß er die
Christen zu Nom flehentlich bat, ihn nicht etwa vom Tode be-
freien zu wollen. Er wurde, wie er wünschte, den wilden
Thieren vorgeworfen. (I. 107.) Als der heil. Polykarp,
Bischof zu Smyrna, aufgefordert wurde, Christum zu lästern,
erwiederte er lebhaft: „Sechs und achtzig Jahre diene ich
ihm; wie könnte ich lästern meinen König, der mich erlöset
hat." Er sollte lebendig verbrannt werden; das Feuer be-
schädigte ihn nicht; endlich wurde er mit dem Schwerte durchs
bohrt. Zwei edle Frauen, die heil. Symphorosa und die heil.
Felicitas, jede mit sieben Söhnen, die durch sie zum stände
haften Bekenntnisse waren ermuntert worden, starben zu Nom,
ähnlich der frühern Machabäerin, eines glorreichen Todes.
Ebenda verherrlichte der Philosoph Justinus, welcher das Chri-
stenthum durch zwei gelehrte Schutzschriften vertheidigt hatte,
Christum den Herrn mit dem Opfer seines Lebens. (I. 167.)
Zu Lyon in Frankreich, wo das Christenblut in Strömen ver-
gossen wurde, glänzten die Bischöfe Pothinus und Jrenäus,
die Jünglinge Epipodius und Alexander und die Sklavin Blan-
dina durch unerschütterlichen Heldenmuth in den Qualen. Be-
kannt ist die ruhmwürdige Marter des heil. Laurentius zu
Rom und des großen Bischofes zu Carthago, Cyprian, von
denen der erstere auf einem glühenden Roste gebraten, der
andere nach vielen Leiden enthauptet worden. (I. 258.) Von
jeher wurden in der Kirche gefeiert die erst vierzehnjährige
Agnes, die heil. Agatha, Lucia, Katharina und unzählige an-
dere christliche Heldinnen, welche für ihren Glauben und theils
auch für die Erhaltung ihrer Keuschheit gekämpft und über Qual
und Tod gesiegt haben. Das glorreiche Marterthum der heil.
Ursula und ihrer Gefährtinnen fällt in die Zeit des Kaisers
Mariminus, des Thraziers. (I. 235 — 238.)
3 Zerstörung Jerusalems.
Die Synagoge des alten Bundes war nur eine Vorbereitungs-
anstalt für die Kirche Jesu; sie konnte und mußte deshalb, da
die Kirche gegründet war, aufhören, so-wie man ein Gerüst
abbricht, wenn.das Gebäude vollendet ist. Die Mitglieder der
Synagoge sollten nach Jesu Willen auch die ersten Mitglieder
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Extrahierte Personennamen: Apostel Felicitas Alexander Alexander Cyprian Agnes Agatha Katharina Ursula
Extrahierte Ortsnamen: Antiochia Smyrna Christum Christum Frankreich Epipodius Rom Lucia Jerusalems Jesu
483
tat für Pilger, worin noch im Jahre 1825 — 263,000 Fremde
verpflegt wurden. Dann kommen noch die Hospitäler für ver-
schiedene Nationen, die Anstalten zur Verpflegung der Kran-
ken in ihrer Wohnung, zur Unterstützung der Dürftigen und
zur Aussteurung armer Mädchen.
Von den Festlichkeiten, welche die Fremden nach Nom zie-
hen , sind die glänzendsten die G i r o n d o l a und die K r e u z-
beleuchtung in der Peterskirche. Jene Girondola flammt
zu Ostern und am Tage Peier und Paul auf; sie besteht aus
einem doppelten, mit 4500 Raketen versehenen Feuerrade und
aus einer Menge anderer Feuerwerks-Vorrichtungen, und wird
auf der Plattform der Engelsburg, hoch oben, wo der kolossale,
vergoldete Engel steht, abgebrannt. Was die andere Festlich-
keit anlangt, so wird aus der höchsten Wölbung der Kuppel,
gerade über dem Hochaltare ein 40 Fuß langes messingenes
Kreuz herabgelassen, das mit 1000 Lampen bedeckt ist. Die
Menschen, die daran herumklettern, sehen wie unbedeutende
Zwerge aus; ihre Entfernung, die Weite des Raumes, in
welchem sie hängen, und die Niesengröße aller umgebenden
Gegenstände verkleinern sie mit jedem Augenblicke mehr, indem
diese mit dem Entbrennen der Lampen wachsend hervortreten.
Wie die Lampen sich entzündet haben, verschwinden die Befe-
stigungen, an denen das Kreuz hängt, vor dem Glanze, und
daßelbe scheint nun frei in dem hockgcwölbten Raume zu schwe-
den. Dieser Moment ist einzig in seiner Art; der Zauber des
Lichtes, das allmählig in alle vier Arme des Kreuzes der Kirche
strömt und alle Hallen, alle Seitengänge des ungeheuern Ge-
bäudes erhellt, ist unvergleichbar. Obwohl nun ganze Schaa-
ren von Betenden und von Neugierigen sich durch die Kirche
hinbewegen und natürlich den in der Mitte unter der Kuppel
stehenden Hochaltar umlagern, so entsteht doch kein eigentliches
Gedränge, ein solches wird in diesem ungeheuern Raume nicht
möglich.
42 Das heilige Land.
Das Land, wo Christus unser Erlöser, lebte, wird in der
heiligen Schrift mit verschiedenen Namen genannt. Es hieß
das Land Canaan von dem vierten Sohne Chams; das Land
Israels von Jakob, der auch den Namen Israel hatte;
das Land der Hebräer oder das jüdische Land, Judäa;
Palästina oder Philistina von den Philistern, die einen
Theil dieses Landes bewohnten; Jehovas Land oder Jehovas
Eigenthum; das gelobte Land, oder das Land der Verhei-
ßung. Wir Christen nennen es das heilige Land, weil
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Extrahierte Personennamen: Christus Jakob Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Peterskirche Engelsburg Israels Israel
92
Fremdling, setze dich bei mir.
Und der süßen Ruhe pflege;
Weilte doch schon Mancher hier.
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Nur getrost das müde Haupt
Dort in meinen Schatten lege,
Süße ruhten, die geglaubt.
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Ob dir Noth und Lebenspein
Stürmisch sich im Herzen rege;
Manche lernten sich schon freu'n
Bei dem alten Kreuz am Wege,
Zogen neu gestarket fort
Auf der Wildniß ödem Stege,
Kamen zu der Heimath Ort
Von dem alten Kreuz am Wege.
V8. Und dann?
Zu dem heiligen Philippus Neri kam einst ein Jüngling
und erzählte ihm mit großer Freude, daß seine Eltern ihm auf
vieles Bitten endlich erlaubt hätten, die Nechtsgelehrsamkeit zu
studiren, und daß er keine Mühe scheuen wolle, die Studien
recht bald und gut zu vollenden. Der heilige Philippus machte
nicht gern viel Geschwätz, und was man mit drei Worten sa-
gen kann, das sagte er lieber mit anderthalb. Er hörte dem
Jüngling ganz gelassen zu, und fragte zuletzt nur: Und dann? —
Dann werde ich Advokat, erwiederte der fröhliche Student.
Und dann? fragte der Heilige weiter. Dann, sagte der Jüng-
ling, dann werde ich viele verwickelte Rechtshändel zu Ende
führen und mir durch meine Kenntnisse und meinen Eifer schon
Ruf und Ansehen zu verschaffen wissen; die Leute werden mir
stark zulaufen, um mir ihre Prozesse zu übertragen. Und
dann? fragte der Heilige wieder. Dann, fuhr der junge
Mensch fort, dann werde ich ein hübsches Geld mir verdienen,
ein schönes Haus an der Hauptstraße kaufen, Pferde und Kut-
sche anschaffen und ein vergnügtes, herrliches Leben führen.
Frohen Muthes kann man unter solchen Umständen dem Alter
entgegen gehen, und ich werde meine letzten Tage in Ehren
und in Ruhe genießen, weil dann ja alle meine Wünsche erfüllt
sind. Ganz ruhig fragte der alte Patriarch wieder: Und dann?
Dann, sagte der Jüngling langsam, dann — dann — ja
dann werde ich sterben. Der heilige Philippus aber erhob die
Stimme und fragte noch einmal: Und dann? Der Jüngling
antwortete hierauf nicht; er bedachte sich, und es stiegen ernste,
dunkle Wolken auf in seiner Seele, Gedanken an Tod und
Sarg und Grab, und an das große stille Meer hinter dem Grabe,
an die Ewigkeit. So kann in der Frühe ein schönes Morgen-
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357
Zum persischen Meerbusen, von dort bis zum Hellespont und
von dem Hellespont bis zu den Usern des Tiber ertönte jetzt
der Name und die Lehre Jesu. Beinahe in allen größeren
Städten wurden von den Aposteln und Apostelschiilern Ge-
meinden gegründet. Über jede einzelne Gemeinde war ein
Vorsteher gesetzt. Man nannte diesen mit einem griechischen
Worte Episcopus, d. i. Aufseher, und hiervon stammt unser
Wort Bischof. Ihm zur Seite standen Gehülfen, die ge-
wöhnlich aus den Ältesten der Gemeinde gewählt wurden
und daher Presbyteri (Alte) hießen, woher unser Wort
Priester kommt. Unter den Bischöfen, die als Nachfolger
der Apostel die oberste Leitung der Kirche hatten, galten als
die angesehensten die in den vier Hauptstädten des römischen
Reichs, in Rom, Alexandria, Antiochia und Jerusa-
lem, zu denen später auch der von Konstantinopel kam.
Der erste aller Bischöfe war jedoch der zu Rom, der Nach-
folger des heiligen Petrus, der dort seinen bleibenden Sitz
gegründet hatte. Man nennt ihn Papst, von dem lateinischen
Worte Papa, welches Vater bedeutet. Von Nom aus
strömte das Licht des Evangeliums uach und nach in alle
Welt, und die Stadt des Romulus ward zur ewigen Stadt
der Kirche.
Bald hatte sich, wo immer die heiligen Sendboten ihren
Fuß hinsetzten, mit einem Male alles verändert. Die
Schwelgerei, die Unzucht, die Grausamkeit, die Ehr- und
Geldgier war da plötzlich verschwunden; an die Stelle der
schändlichen Götzenopfer und der übrigen Greuel der Ab-
götterei war die Anbetung Gottes im Geiste und in der
Wahrheit, war Sittenreinheit und Heiligkeit des Wandels
getreten. Das Wort vom Kreuze, von der Selbstverleug-
nung, der Demut, Keuschheit re., das dem Ohre der irdischen
Menschen so hart klingt — es hatte dennoch bei den
Rohen und Abergläubischen, bei den Jrdischgesinnten und
Ungläubigen, bei Ungelehrten und Gelehrten freudigen Glau-
den und treuen Gehorsam gefunden und hatte sich als die
Kraft Gottes erwiesen, selig zu machen alle, die daran
glaubten. Vereint in heiliger Liebe, selig in der Hoffnung
der himmlischen Güter stellten sich die Christen dar als eine
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Extrahierte Personennamen: Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Rom Alexandria Antiochia Konstantinopel Rom
58
Klöstern die schrecklichsten Greuel verübt wurden. Dem Papste
waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie
durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und
daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge-
den waren ihm die sogenannten Bettelorden, d. l. diejenigen
Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch
noch das der Armuth und des unbedingten Gehorsams lei-
steten: die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus
geb. 1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170 .
—1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare
Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine
schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die
sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht anvertraut, wel-
ches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur in
einem verbotenen Buche gelesen hatten, durch die fürchter-
lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte
und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa-
nien sollen allein 31000 Menschen durch dieses Gericht ver-
brannt worden sein.
Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte
aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich
gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen,
denn die kostete wohl 360 Gulden; wenn aber nun Einer
mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei
Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit
die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und
nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten
und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle
Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel
weniger predigen. Ihr Geschäft in dev Kirche war, daß sie
unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu-
zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben-
dige und Todte opferten (vergl. Hebr. 10, 12 — 11.), was
man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem
Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte
von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum,
sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl
die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht
an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be-
kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse
von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und
einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor-
geulande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden
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Extrahierte Personennamen: Franziskus Dominikus Maria Maria Jakob
254
Pus, welche er diesem entführt hatte. Er war es, der Jo-
hannes enthaupten ließ; er bekam aber seinen Lohn dafür,
denn auch er wurde von den Römern abgesetzt und verwie-
sen im Jahre 39 n. Chr. G. 4) Philippus, auch der
Vierfürst genannt, der beste von Herodes Söhnen, welcher
den nördlichen Theil des Landes jenseit deö Jordan tune
hatte und nach einer milden Regierung 39 Jahre n. Chr.
G. starb. Die letzte Gemahlin Herodes des Großen war
Martamne, eine treffliche Frau, welche er aber sammt den
mit ihr erzeugten beiden Söhnen Arist ob ul und Aleran-
der hinrichten ließ. Aristobul hatte 3 Kinder hinterlaffen,
1) die obengenannte Herodias, welche schamloser Weise
zwei Stiefbrüder ihres Vaters nach einander heirathete;
8) Herodes, der nicht weiter bekannt ist; 3) Hero-
des Agrippa I., der König über das ganze jüdische Reich
wurde, die Christen blutig verfolgte, aber auch in einem
plötzlichen Tode seinen Lohn dafür bekam. (Ap. Gesch. 12.)
Dessen Sohn, der letzte Nachkomme des Herodes, Hero-
des Agrippa Ii., wurde König über die Länder des
Vierfürsten Philippus und erlebte die Zerstörung Jerusa-
lems. Er war es, welchem Paulus (Ap. Gefch. 26.) das
Wort Christi bezeugte, aber vergeblich, denn wenn er gleich
sagte, es fehle nicht Viel, so überrede er ihn, daß er ein
Christ würde, so fehlte doch noch Viel daran, denn er wurde
es nie, und starb, wie die meisten seiner gottlosen Vorfah-
ren, in Sünden.
Xi.
Sprachübungen.
Der einfache Satz.
Der einfache Satz besteht aus einem Subjekt (Selbstand) und
einem Prädikat (Aussage).
Gott lenkt. Menschen denken. Friede ernährt. Unfriede
verzehrt. Die Sonne glänzt. Die Sterne flimmern. Der
Hund bellt. Die Nachtigall singt. Der Fisch schwimmt. Die
Rose duftet. Gott ist heilig. Christen sind fromm. Beten
ist löblich. Fluchen ist schändlich. Moses war ein Gesetzge-
der. David war ein König. Jerusalem ist eine Stadl. Die
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Extrahierte Personennamen: Herodes_Söhnen Jordan Herodes Aristobul Christi David David
Autor: Ernsing, Rudolf, Pigge, Heinrich, Widmann, Simon Peter
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Zeit des Pompejus.
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gefhrt wurde, dem Pompejus bertragen. Der Antrag, den Manilius einbrachte, wurde von dem damaligen Prtor Cicero in der Rede ,De imperio Gnaei Pornpei' oder ,pro lege Manilia' befrwortet.
168. Der dritte mithrndatifche Krieg. Ein Einfall, den der Legat Murena in Pontus machte, wird gewhnlich als der zweite mithra- mtttso-* datische Krieg (8381) bezeichnet. Auf Sullas Befehl wurden damals tme Krieg, die Feindseligkeiten eingestellt und der Friede von Dardanns erneuert.
Einen neuen Krieg begann Mithradates, als König Nikomedes testa- mithrada-mentarisch sein Reich Bithynien den Rmern vermachte. Er beschlo, die tische Krieg Rmer an der Besitzergreifung zu hindern. Anfangs kmpfte er glcklich 74_63' und drang bis Cyzikus vor, das er belagerte. Da aber erschien der Konsul Lucius Liciuius Lucullus und zwang ihn, nach Pontus zurck-zukehren. Dann fiel Lucullus selbst in Pontus ein, und Mithradates mute bei seinem Schwiegersohn Tigranes in Armenien Zuflucht suchen.
Lucullus drang nun bis Armenien vor, nahm nach einem glnzenden Siege die Stadt Tigranocerta ein und wollte durch die armenischen Berge ans die alte Hauptstadt Artaxata losrcken, als seine Soldaten sich weigerten weiter zu marschieren und er zur Rckkehr nach Mesopotamien gezwungen wurde, wo er Winterquartiere nahm. So gelang es Mithradates, in sein Reich Pontus zurckzukehren, wo er die dort zurckgelassenen Truppen ver-nichtete. Lucullus, der wie die Soldatenmeuterei zeigt, bei den Soldaten un-beliebt war, sand auch an der Ritterschaft in der Provinz Asien, deren ma-loser Habsucht er scharf entgegengetreten war, Gegner, die seine Abberufung beim Senate durchsetzten. Er mute daher sein Heer dem ankommenden Pompejus bergeben. Pompejus besiegte den Mithradates in der ncht= te erj0lfle lichen Schlacht am Lykusslusse, sdwestlich von Trapeznnt an einer Pompejus. Stelle, wo spter Nikopolis (Siegesstadt) gegrndet wurde. Mithradates floh nach der Krim. Tigranes demtigte sich und wurde in seiner Herr-schaft auf Armenien beschrnkt. Pompejus ordnete jetzt die Verhlt-nisse Asiens. berall stellte er Ruhe und Ordnung wieder her, grndete Städte und kam auf feinen Zgen durch die Lnder bis nach Palstina. Palstina war nach dem Zerfall des Reiches Alexanders des Groen an die Ptolemer, dann durch Eroberung an Antiochns von Syrien ge-kommen. Die Unterdrckung ihrer Religion fhrte die Juden zu einer Erhebung unter dem Priester Matthias; besonders unter dessen Sohn Judas, von dessen Beinamen Makkabi ( Hammer) das Geschlecht den Namen Makkaber erhielt, kmpften die Juden fr ihre Religion und ihre politische Freiheit. Die Makkaber waren Hohepriester und Fürsten zugleich und vergrerten das Reich. Als Pompejus dorthin kam. war gerade ein Streit entstanden zwischen den Brdern Hyrkanus und Aristobulus, den Pompejus zu Gunsten des erfteren entschied. Jerusalem wurde im Sturm genommen. Seitdem muten die Juden Tribut zahlen, die Makkaber behielten als Vasallenfrsten Roms die
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