Von Bonifatius.
73
sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward.
War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk.
Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet.
War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge.
Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter.
Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden.
Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume.
In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache.
Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten.
Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen.
so fand er im Kloster liebevolle Pflege.
Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Christo Gott Jesus
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Aegypten. Iii
beliebte. Das im Nilschilf lauernde Krokodil so gut, wie der Jchneu-
mon, der die Eier dieser mörderischen Eidechse verzehrt, — der nützliche
Ibis, Hund und Katze, der Stier, vor allen der Stier Apis, in dem
Osiris Seele wohnte, wurden göttlich verehrt. Dabei richtete sich der
ernste, düstere Blick der alteu Aegypter mehr auf ein seliges Jenseit als
auf das beste Diesseit, den meisten eine Zeit harten Dienstes und
Druckes. Doch hing Seligkeit besonders von dem wohlerhaltenen Zustand
der Leiche ab; sonst mußte die Seele sich auf eine Wanderung durch
andere Leiber gefaßt machen; darum hier die Kunst des Einbalsa-
mirens in hoher Vollkommenheit. Der Ausspruch eines Tobten-
gerichtes, das selbst Könige nicht schonte, entschied nach strenger
Prüfung, ob ein Todter verwesen oder balsamirt werden solle. Das
letztere geschah dann mit solchem Geschick, daß wir noch jetzt über die
wohlerhaltenen Leichen oder Mumien erstaunen. Und diese ihre köst-
lichsten Schätze zu bergen, hat dies Volk des Todes und der Todten,
„dessen Land schon wie ein Sarg aussieht," nicht bloß die oben erwähnten
Gebirgsreihen ans große Strecken zu Kammern und Corridoren für
Menschen- und Thiermumien ausgehöhlt, sondern der Könige Haupt-
sorge ist von ihrem Regierungsantritte an gewesen, sich ein kolossales
Grab zu bauen. Es wurde eine Pyramide, inwendig mit einer engen
Kammer, ausgeführt; dann aber in jedem kommenden Regierungsjahre
mit einem neuen Steinmantel bekleidet. Kolossal waren übrigens alle
Bauwerke der Aegypter, zu denen die nahen Bergketten reichliches
Material lieferten: die aus einem Stück gearbeiteten Spitzsäulen oder
Obelisken, die Säulenreihen und Tempel, letztere im Inneren
mit ihrer Bilder- oder Hieroglyphenschrift bedeckt. Europäische
Gelehrte haben sie wenigstens zum Theil entziffert und daraus Licht für
die so verworrene älteste Geschichte des Landes gewonnen.
Anfangs zerfiel dasselbe in mehrere Staaten. Unter einem
Scepter dann vereint, trat es unter dem großen Ramses oder Seso-
stris nach Vorderasien und (wie wieder in unserem Jahrhundert) nach
den mittleren Nillanden hin erobernd auf. Sage von dem Eroberer
Sefostris. Druck der Juden im Diensthanse Aegypten. Seit Psam-
metich, nach 700 v. Chr., ist uns durch Herodot die Reihe seiner
Könige oder Pharaonen bekannter. Was ist von dem nächsten Nach-
folger Necho dagewesen? Der persische Eroberer Cambyses unter-
jochte das Land 525 durch seiuen Sieg bei Pelnsium; mit Widerstreben,
das mehrmals in offenen Aufruhr überging, trug Aegypten das per-
fische Joch, bisalexander der Große die Befreiung brachte. (Wann?)
Von seinen Feldherren gründete Ptolemäus, des Lagus Sohn, hier-
ein Königreich. Seine Nachfolger, die Ptolemäer, schützten Wissen-
schaft und Kunst; der Flor des Landes war groß. Mit der Besiegung
und dem Tode der Cleopatra, 30 v. Chr., ^ endigte die Unabhängig-
leit von Aegypten. Es ward römische Provinz, seit 393 zum oströ-
mischen Reiche gehörig. Dem Christenthnme war das Land schon
früh gewonnen (Marcus, Stifter der Gemeinde zu Alexandria), in seinen
östlichen Wüsten die ersten christlichen Einsiedler und Mönche; doch
kam Christi Kirche in eine gedrückte, armselige Stellung, als um die
Mitte des 7. Jahrhunderts Aegypten von den Arabern erobert und
zu einem Theile des Kalifenreiches gemacht ward (§ 49). Bei dem
allmählichen Zerfallen desselben wechselte auch hier die Herrschaft. Wer-
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Extrahierte Personennamen: Ramses Sefostris Herodot Necho Cambyses Cleopatra Marcus
Extrahierte Ortsnamen: Nilschilf Vorderasien Alexandria Christi
Die Christenverfolgungen. Die Manichäer. 191
über Kohlen langsam braten. Der Heilige fühlte die Schmerzen gar
nicht, betete für die Bekehrung und Erhaltung Roms, und gab end-
lich, die Augen gen Himmel gewendet, den Geist auf.
In derselben Verfolgung wurde auch der h. Cyprianus erst
verbannet, dann ein Jahr spater enthauptet. Ehe er den Todesstreich
empfing, breiteten die Christen Tücher um ihn aus, fern Blut als Re-
liquie aufzubewahren. Bald nachher wurden mehrere seiner Schüler,
unter andern der h. Montanus mit 8 Genossen, nachdem man sie
lange im Kerker hatte hungern und dursten lassen, enthauptet.
§. 142.
Die Manichäer.
Kaiser Valerian, der dw 8te Christenverfolgung ausschrieb, wurde
vom neupersischen Könige Sapor, wie schon erzählt ist, zum Stall-
knecht gemacht, nachher geschunden, und seine Haut in einem persischen
Tempel aufgehängt. Unter eben diesem Sapor stand in Persien ein
Mann aus, Namens Manes, und stiftete eine neue Religion, um sich
einen Namen zu machen. Er verwarf das alte Testament, und nannte
Moses einen Betrüger; vom neuen Testamente ließ er nicht viel, den
Sohn und h. Geist erklärte er für Ausflüsse der Gottheit. Er sagte,
der Sohn habe die Welt erschaffen, der Teufel aber das Böse beige-
mischt, und den Menschen ihre sündhafte Natur eingepflanzt — da sei
der Sohn zum Schein Mensch geworden und gestorben, der h. Geist
auch über die Apostel gekommen, aber für den von Christus verspro-
chenen Tröster gab Manes sich selbst aus, der die christliche Religion
zur Vollkommenheit bringen solle. Er lehrte, gute Seelen würden in
der Sonne erst durch Feuer, im Monde durch Wasser gereinigt, und
kämen dann in das Lichtreich, böse müßten erst durch Pflanzen und
Thiere wandern, und wenn sie sich dann besserten, würden sie auch
ins Lichtreich ausgenommen, sonst zu ewigen Qualen verdammt. Da-
her verbot Manes, Thiere zu tödten, und Pflanzen abzureißen. Er
theilte seine Anhänger in Auserwählte und Zuhörer. Nur die
Zuhörer durften heirathen, Thiere schlachten und Pflanzen abschneiden,
und arbeiteten für die Auserwählten, welche ihr Leben in stiller Be-
trachtung zubringen sollten. Die Vorsteher der Secte waren Manes
als der Tröster, unter ihm 12 Apostel, 72 Jünger als Bischöfe, dann
Priester und Diaconen. Sie hatten die Taufe und das Abendmahl,
feierten nur den Sonntag und den Sterbetag Christi, und wollten
überhaupt für Christen gehalten werden. Sie rühmten sich einer groß-
ßen Sittenreinheit, waren aber nur Scheinheilige. Ihre Secte machte
anfangs viel Aussehen, und verbreitete sich durch Asien, Aegypten,
Africa, Italien und Gallien, bestand aber etwa nur 300 Jahre. Der
Stifter Manes selbst hatte ein besonderes Schicksal. Er versprach dem
Könige Sapor, ihm seinen kranken Prinzen gesund zu machen, als
das Kind aber unter seinen Proceduren starb, ließ jener dem Betrüger
die Haut abziehen, und dieselbe ausstopfen.
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268
Dritter Zeitraum.
Abt zu Clairvaux, wurde aber seine größte Zierde. Immerwäh-
rendes Beten, Arbeiten und Schweigen war Regel, so auch eine küm-
merliche Nahrung; die Kleidung war weiß. Vom h. Bernardus wer-
den wir noch mehr hören.
.Der Augustinerorden entstand im loten Jahrhundert, da
italianische Einsiedler sich Eremiten des h. Augustinus nannten,
4 Tage der Woche in Wasser und Brod fasteten, und nur Sonntags
Fleisch aßen. Der h. Petrus Damianus, Cardinalbischof von
Ostia, stiftete 1060 die regulirten Chorherren des h. Augu-
stinus, Weltpriester in klösterlichem Verbände; diesem Orden gehörte
auch der berühmte Thomas von Kempen an. Nach einigen Jahr-
hunderten zählte man 80,000 Augustiner und eben so viele Augu-
stinessen. Am zahlreichsten sind jetzt noch die Augustiner-Bar-
füßer, welche von Almosen leben.
Der Carmeliterorden entstand im 12ten Jahrhundert, da
Pilger unter Berthold aus Calabrien sich zuni Eremitenleben auf
dem Berge Carmel vereinigten. Im I. 1224 bestätigte Pabst Hono-
rius 111. ihre Regel. Sie tragen braune Kleidung, ein graues Sca-
pulier und einen weißen Mantel, und sind in mehrere Stamme zer-
fallen, besonders Observanten (zur Zeit ihrer Blüthe 180,000
Mönche und Nonnen), und Carmeliter-Barfüßer in Spanien
und Italien, die fast strenger leben, als die Carthauser. Die Carme-
liter verehren den Propheten -Elias als ihren Stifter.
Der Camaldulenserorden wurde 1012 vom h. Romual-
dus im Thale Camaldoli bei Arezzo gestiftet, nach der geschärften
Regel des h. Benedictus. Die Mitglieder wohnen in abgesonderten
Einsiedeleien oder Camaldulen, tragen weiße Kleider von grobem
Zeuge, beobachten das Schweigen, fasten oft, und trinken nie Wein.
Die Observanten des Ordens leben in Klöstern nicht so strenge.
Der h. Romualdus erreichte ein Alter von 120 Jahren, von denen er
100 in der Buße zugebracht hatte.
Der Trinitarierorden oder der h. Dreifaltigkeit zur
Erlösung der Gefangenen wurde 1160 durch den h. Joannes
von Matha und den h. Felix von Valois gestiftet. Die Mit-
glieder sammelten überall Gaben, Christen aus der Sclaverei der Un-
gläubigen loszukaufen. Als der h. Stifter das erste Mal zwei ^Jünger
nach Afrika sendete, brachten diese 186 losgekaufte Christen zurück, und
er selbst holte 120 aus der Sclaverei unter vielen Leiden, selbst Le-
bensgefahren. Als seine Kräfte schwanden, ging er nach Rom, und
diente noch 2 Jahre den Leidenden in den Kerkern, Hospitälern und
Armenhäusern.
Der Prämonstratenserorden wurde 1127 vom h. Norber-
tus, Canonicus zu Tanten am Rheine, gestiftet, und zwar in der
Einöde Pr<5montrü bei Laon in Frankreich, um tüchtige Prediger
für das Volk zu bilden, und die Geistlichkeit zu veredeln. Der h.
Norbertus wurde nachher Erzbischof zu Magdeburg.
Wir sehen, jeder Orden setzte sich ein besonderes Zieh, aber alle
Orden wirkten zusammen, der Christenheit in ihren Bedürfnissen zu
helfen.
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242
Zweiter Zeitraum.
Bald nach dieser ergreifenden Feierlichkeit siel Karl in ein hitziges
Fieber, und seine sonst übliche Fastenkur schlug nicht mehr an. Er
empfing die h. Communion, und starb betend den 28ten Januar 814.
Sein Grab ist zu Aachen, und viele Bisthümer verehren ihn unter den
Heiligen.
Zweiter Zeitraum.
Won Carl dem Großen bis zu den Krcuzzügen.
(I. Ehr. 814— 1096.)
(282 Lahre.)
?. Die Karolinger.
§. 25.
Ludwig der Fromme.
^arl des Großen Nachkommen, die Karolinger genannt, hatten
nichts von seinem Geiste. Der erste von ihnen war ein frommer Mann,
d. h. andächtig, gutherzig, aber zum Regenten eignete er sich nicht.
Sein gänzlicher Mangel an Nachdruck und Selbstständigkeit machten
ihn bald zum Gespött, und seine besten Befehle wurden nicht erfüllt.
Als er zur Negierung gelangte, waren seine Söhne Lothar,
Pipin und Ludwig schon erwachsen; unter sie theilte er das Reich
schon im vierten Jahre seiner Regierung. Aber die Söhne waren mit
der Theilung gar nicht zufrieden, bekriegten sich einander und den Va-
ter, und thaten ihm allerlei Kränkungen an. Lothar setzte seinen Va-
ter zu Soissons in der Kirche vor allem Volke auf den Bußsack, gab
ihm einen Zettel in die Hand, auf welchem seine bekannten Sünden
standen, z. B. daß er am Grünendonnerstage eine Heerschau gehalten
habe, und diese mußte er laut ablesen, worauf die Bischöfe ihm eine
Kirchenbuße auflegten.
Schlimmer fand sich Ludwig der Fromme, als ihm aus einer
neuen Ehe von der baierischen Prinzessinn Judith noch ein Söhnlein
geboren wurde, Karl der Kahle benannt, weil er wahrscheinlich
kahl ausgehen mußte, da sein Vater alles Land schon vertheilt hatte.
Aber der Judith zu Gefallen stieß Ludwig der Fromme den beschwor-
nen Theilungsplan um, damit Karl der Kahle etwas erhalten möchte,
und das erbitterte die älteren Prinzen noch mehr. Sie verharrten in
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Carl Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Ludwig_der_Fromme Ludwig Judith Karl_der_Kahle Karl Judith Ludwig Karl
58
Klöstern die schrecklichsten Greuel verübt wurden. Dem Papste
waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie
durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und
daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge-
den waren ihm die sogenannten Bettelorden, d. l. diejenigen
Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch
noch das der Armuth und des unbedingten Gehorsams lei-
steten: die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus
geb. 1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170 .
—1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare
Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine
schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die
sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht anvertraut, wel-
ches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur in
einem verbotenen Buche gelesen hatten, durch die fürchter-
lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte
und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa-
nien sollen allein 31000 Menschen durch dieses Gericht ver-
brannt worden sein.
Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte
aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich
gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen,
denn die kostete wohl 360 Gulden; wenn aber nun Einer
mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei
Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit
die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und
nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten
und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle
Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel
weniger predigen. Ihr Geschäft in dev Kirche war, daß sie
unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu-
zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben-
dige und Todte opferten (vergl. Hebr. 10, 12 — 11.), was
man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem
Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte
von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum,
sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl
die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht
an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be-
kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse
von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und
einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor-
geulande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden
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Extrahierte Personennamen: Franziskus Dominikus Maria Maria Jakob
254
Pus, welche er diesem entführt hatte. Er war es, der Jo-
hannes enthaupten ließ; er bekam aber seinen Lohn dafür,
denn auch er wurde von den Römern abgesetzt und verwie-
sen im Jahre 39 n. Chr. G. 4) Philippus, auch der
Vierfürst genannt, der beste von Herodes Söhnen, welcher
den nördlichen Theil des Landes jenseit deö Jordan tune
hatte und nach einer milden Regierung 39 Jahre n. Chr.
G. starb. Die letzte Gemahlin Herodes des Großen war
Martamne, eine treffliche Frau, welche er aber sammt den
mit ihr erzeugten beiden Söhnen Arist ob ul und Aleran-
der hinrichten ließ. Aristobul hatte 3 Kinder hinterlaffen,
1) die obengenannte Herodias, welche schamloser Weise
zwei Stiefbrüder ihres Vaters nach einander heirathete;
8) Herodes, der nicht weiter bekannt ist; 3) Hero-
des Agrippa I., der König über das ganze jüdische Reich
wurde, die Christen blutig verfolgte, aber auch in einem
plötzlichen Tode seinen Lohn dafür bekam. (Ap. Gesch. 12.)
Dessen Sohn, der letzte Nachkomme des Herodes, Hero-
des Agrippa Ii., wurde König über die Länder des
Vierfürsten Philippus und erlebte die Zerstörung Jerusa-
lems. Er war es, welchem Paulus (Ap. Gefch. 26.) das
Wort Christi bezeugte, aber vergeblich, denn wenn er gleich
sagte, es fehle nicht Viel, so überrede er ihn, daß er ein
Christ würde, so fehlte doch noch Viel daran, denn er wurde
es nie, und starb, wie die meisten seiner gottlosen Vorfah-
ren, in Sünden.
Xi.
Sprachübungen.
Der einfache Satz.
Der einfache Satz besteht aus einem Subjekt (Selbstand) und
einem Prädikat (Aussage).
Gott lenkt. Menschen denken. Friede ernährt. Unfriede
verzehrt. Die Sonne glänzt. Die Sterne flimmern. Der
Hund bellt. Die Nachtigall singt. Der Fisch schwimmt. Die
Rose duftet. Gott ist heilig. Christen sind fromm. Beten
ist löblich. Fluchen ist schändlich. Moses war ein Gesetzge-
der. David war ein König. Jerusalem ist eine Stadl. Die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Herodes_Söhnen Jordan Herodes Aristobul Christi David David
665
Besondere Geographie von Asien.
den Stämmen Ephraim und Juda benutzend, einen großen Theil des Volkes zum
Abfalle. Nur die Stämme Juda und Benjamin und einige kleinere Theile anderer
Stämme blieben dem Roboam treu. die übrigen wählten Jeroboam zu ihrem Kö-
nige. Diese bildeten da« Königreich Israel, jene das Königreich Juda. Diese Tren-
nung des Reiches geschah 975 v. Chr.
Das Königreich Juda bestand 383 Jahre; während welcher Zeit 19 Kö-
nige und eine Königin regierten. Zedekias, der letzte König, wurde von Nebukad-
nezar mit den Vornehmsten des Volkes gefangen nach Babylon geführt.
Das Königreich Israel bestand 253 Jahre unter 19 Königen. Hoseas,
der 19. König, verweigerte dem Assyrer Salmanassar den Tribut und wurde besiegt
mit den Vornehmsten nach Assyrien geführt.
So seufzte also das „Volk Gottes" in babylonischer und assyrischer Gefan-
genschaft und erst nachdem der Perserkönig Cyrus das morschgewordene babylonische
Reich erobert hatte, erhielten die Juden Erlaubniß (536 v. Chr.), nach Palästina
zurückzukehren. 50,000 Juden machten schon jetzt von dieser Erlaubniß Gebrauch
und kehrten nach Palästina zurück, 6000 Juden aber erst 58 Jahre später.
Im Jahre 333 v. Chr. wurde Palästina von Alexander d. Gr. erobert. Als
nach seinem frühen Tode sein ungeheures Reich unter seine Feldherrn getheilt wurde,
kam Palästina mit Egypten unter die Herrschaft des Ptolomäus Lagi, welcher Jeru-
salem eroberte und viele Juden nach Egypten führte. Dieses Regiment hatte gegen
100 Jahre gedauert, als um 200 v. Chr. Palästina von den Syriern erobert wurde.
Unter deren Herrschaft mußte das unglückliche Volk von der Grausamkeit des An-
tiochus Epiphanes, welcher von 176—164 v. Chr. herrschte, Vieles leiden. Mit Ge-
walt wollte er die Juden zum Götzendienst zwingen. Da erhob sich 161 v. Chr.
Mattathias gegen die syrische Tyrannei, bewirkte einen Aufstand der Juden und die
Familie der Makkabäer erkämpfte endlich nach vielen Opfern und Kämpfen
völlige Unabhängigkeit vom syrischen Joche und gab Judäa einen eigenen König wie-
der. Aber schon mit Joh. Hyrkanus, welcher noch Jdnmäa und Samaria erobert
hatte, schließt 107 die Heldenreihe der Makkabäer, und innere Unruhen, insbesondere
unter den Secten der Pharisäer und Sadducäer, zerrütteten das Land. So wurde
es den mächtigen Römern leicht, dasselbe zu erobern. Im Jahre 48 v. Chr. setzte
der römische Feldherr Jul. Cäsar den Herodes Antipas (Antipater) aus Jdu-
mäa zum Procurator von Judäa ein. Ihm folgte sein Sohn Herodes d. Gr.
unter dem Titel König. Durch ihn wurde 37 v. Chr. Jerusalem erobert, die mak-
kabäische Familie gänzlich ausgerottet und durch des Kaisers Augustns Freigebigkeit
das Land so viel erweitert, daß es ganz Palästina nebst Jdumäa umfaßte. Herodes
starb 1 n. Chr. Nach seinem Tode wurde das Land unter seine drei Söhne also
vertheilt, daß Archelaus Judäa, Samaria und Jdumäa, Herodes Antipas Ga-
liläa und Peräa, und Philippus das Land jenseit des Jordan erhielt. Nachdem
dann Archelaus wegen seiner Grausamkeiten abgesetzt war, wurde das Land dnrch
einen römischen Landpfleger verwaltet (Pontius Pilatus von 27—36 n. Chr.).
Nachdem König Agrippa, Herodes Enkel, welcher durch die Gunst des Kaisers
Calligula allmälig ganz Palästina wieder erlangte, im I. 44 gestorben war, wurde
Palästina wieder römische Provinz und von Statthaltern verwaltet. Diese waren
aber meist sehr hart und ihr Druck lastete so schwer auf dem Lande, daß dre Juden
sich im I. 64 n. Chr. gegen die römische Herrschaft empörten. Diese Empörung
endete mit ihrer vollständigen Vernichtung. Der römische Feldherr Titus eroberte
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Extrahierte Personennamen: Benjamin Hoseas Salmanassar Cyrus Cyrus Palästina Alexander_d Alexander Palästina Palästina Mattathias Cäsar Judäa Palästina Archelaus_Judäa Herodes_Antipas Pontius_Pilatus König_Agrippa Palästina Titus
Extrahierte Ortsnamen: Asien Juda Juda Israel Juda Juda Israel Assyrien Palästina Palästina Samaria Jerusalem Samaria Palästina
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Das Mittelalter.
schulen, zog gelehrte Männer in sein Land und lernte selbst in seinem höheren Alter noch schreiben. Bei dem Unterrichte, den der Benediktiner Alkuin aus England erteilte, war er häufig persönlich zugegen und lernte mit, um nachzuholen, was er in der Jugend versänmt hatte.
Auch den Verkehr und Handel suchte der große Mann durch Schiffbarmachung von Flüssen und Anlegung von Brücken, durch Gründung von Handelsplätzen und Jahrmärkten, durch Verbesserung der Straßen zu heben. Landbau und Viehzucht, die Hauptbeschäftigung seiner Franken, wurden ebenfalls gefördert, Dörfer angelegt und Heiden urbar gemacht.
In einem Alter von 68 Jahren war Karl noch von keiner Krankheit befallen worden. Erst in den letzten 4 Jahren mußte er viel an Fiebern leiden und fühlte sein Ende herannahen. Er starb am 28. Januar 814, nachdem er die hl. Kommunion empfangen hatte, unter frommen Gebeten und wurde in seinem Dome zu Aachen beigesetzt.
2. Geschichte der Araber und der Oströmer.
Mohcrmmed und die Kalifen.
Mohammed wurde geboren um 570 zu Mekka in Arabien, aus dem Stamme der Kore'ischiten, die ihren Ursprung von Koreisch, einem Nachkommen Jsmaels, des Sohnes Abrahams, herleiteten. Da er seine Eltern früh verlor, wurde er in dem Hause seines Oheims Abu Talib erzogen, der ihn zum Kaufmann heranbildete und ihn schon als Knaben auf feinen Handelsreisen mit nach Syrien nahm. Später vermählte er sich mit der reichen Kanfmannswitwe Chadidfcha, deren Geschäfte er früher geleitet hatte, und wurde dadurch ein wohlhabender Mann.
Nachdem sich Mohammed drei Jahre tiefen Betrachtungen hingegeben hatte, reifte in ihm in einer einsamen Höhle bei Mekka der Entschluß, als Prophet aufzutreten und eine neue Religion zu stiften. Der Engel Gabriel soll dem frommen Einsiedler einen Brief von Gott ans dem Himmel gebracht und ihn aufgefordert haben, die reine Lehre Abrahams unter den Menschen auf dem
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Extrahierte Personennamen: Alkuin Karl Karl Mohammed Abrahams Abu_Talib Kanfmannswitwe_Chadidfcha Mohammed Gabriel Abrahams
Extrahierte Ortsnamen: England Aachen Mekka Abrahams Syrien Mekka