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Führer war Thomas Münzer. Er hielt sich weder an göttliche noch an menschliche Gebote und sagte, man müsse nur den unmittelbaren Eingebungen Gottes Gehör geben. Er verlangte Gütergemeinschaft, Freiheit des Menschen von allen Gesetzen und verwarf jedes staatliche Ansehen. Überall zog er umher und rief zur offenen Gewalt auf. Seine Lehre nahm besonders das Landvolk gierig auf, da es unter hartem Drucke litt. Im Sundgau predigte Johannes Berner im Geiste Münzers, und überall zündeten feine Worte. Im Anfange des Jahres 1525 fanden die ersten Zusammenrottungen statt. Bald ging man zur That über. Große Haufen durchzogen das Land, plünderten und brannten, wo sie nur hinkamen und verwüsteten besonders Kirchen, Klöster und Schlösser. Da ihre Scharen immer mehr anwuchsen, so suchten sie sich auch der Städte zu bemächtigen. Sie rückten vor Sulz und erzwangen die Aufnahme. Verstärkt durch abscheuliches Gesinbel zogen sie auf Gebweiler los und verlangten Öffnung der Thore. Da das niebere Volk in der Stadt mit den Bauern brausen im Einverstänbnisse war, so mußte ihr Begehren erfüllt werben. Klöster und Kirchen würden gebranbschatzt und was nur von Wertsachen zu finden war, wurde mitgenommen. Die Abtei Murbach hatte basfelbeloos. Der Bauern Versuch, Ensish eim zu nehmen, würde abgeschlagen, ba die Regierung alle Anstalten zur Verteibigung getroffen hatte. Am 30. August würden die Bauern von Ebelleuten bei Jllzach angegriffen und ein großes Blutbab unter ihnen angerichtet. Ihre Wut wurde baburch noch mehr entflammt, wahrhaft gräßlich würden ihre Thaten. Die unerhörtesten Greuel begingen sie beim Nieberbrennen von Klöstern und Schlössern. In Uff holz sperrten sie sämtliche Bewohner in die Kirche, um ungestörter ihre Räubereien begehen zu können. Unterbeffen rüstete sich der Abel bebeutenb, um ihnen entgegen zu treten. Daburch verloren sie ihren Mut und zerstreuten sich, nachbent sie das Land in das größte Elend gebracht hatten.
Ein blutigeres Ende fanden die aufständischen Bauern im Nieberelsasse. Hier hatten sich drei Haufen gebildet, die natürlich ebenfalls die Schätze der reichen Klöster als gute Bente ansahen. Scharenweise flüchteten sich Mönche und Nonnen auf den einsamen Gebirgspässen nach Lothringen. — Der eine Haufe zog unter Erasmus Gerber vor Zabern, die Resibenz der Bischöfe von (Straßburg und verlangte, die Stadt solle die Thore
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johannes_Berner August
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
87
778 Krieg in Spanien. Grndung der spanischen Mark. Die Omajaden in Damaskus waren von den Abbafiden gestrzt worden. Nur Abderrahman entkam und grndete in Cordova ein Kalifat. Die Emirs, welche ihn nicht anerkannten, vertrieben; so der von Saragossa. Karl, von diesem zu Hilse gerufen, ist siegreich, erobert Saragossa und Pampelona, mute aber wegen Emprung der Sachsen heimkehren. Uberfall der Nach-Hut im Thale Roncesvalles durch die Basken. Ro-lands Tod^). Spanische Mark zwischen Pyrenen und Ebro erst sper gegrndet.
79196 Krieg gegen die Avarcn. Grndung der Ost-mark.
Die ruberischen Avaren hatten (788) bte Emprung des Herzogs Thassilo von Bayern untersttzt und machten den beabsichtigten Handelsweg2) nach dem griechischen Kaisertums unmglich. Karl entreit ihnen ihr Land bis zur Raab. Sie verschwinden aus der Geschichte.
800 Karl wird am Weihnachtsseste von Papst Leo Iii. zum rmischen Kaiser gekrnt.
Der aus Rom verjagte und groer Verbrechen angeklagte Papst flehte in Paderborn Karls Hilfe an. Dieser ging nach Italien und setzte ihn wieder ein. nachdem er auf das Evangelium seine Unschuld beschworen hatte. Schein-bar unerwartete Krnung in der Peterskirche, wodurch Karl der hchste Herrscher der Christenheit und Schirm-Herr der Kirche wurde. Dns rmische Reich als christ-liches Reich wieder hergestellt.
Nach Bekriegung der Dnen (Normannen) im Norden und der Slaven^) im Osten des Reiches verbrachte Karl seine letzten Lebensjahre in Frieden und starb 814 zu Aachen, 72 Jahre alt4).
814840 Ludwiq der Fromme.
Dieser schwache, der Geistlichkeit blind ergebene Kaiser teilte bald das Reich unter seine drei Shne Lothar, Pippin und Ludwig, so da Lothar, der lteste, den grten Teil und die Kaiserwrde erhielt. Sein dadurch verkrzter Nesse Bernhard, König von Italien, emprte sich und wurde geblendet, so da er nach drei
1) Roland, Hauptheld der Karlssage. (Rolandslied des Pfaffen Konrad.)
2) Karl wollte den Rhein mit der Donau durch einen Kanal zwischen Altmhl und Regnitz verbinden. Erst König Ludwig I. von Bayern hat diese Idee durch den Ludwigskanal verwirklicht.
3) Unterwerfung der Sorben und der Milzen in Brandenburg.
4) Beisetzung im Dome zu Aachen. Erffnung der Gruft durch Otto Iii., dann durch Friedrich Barbarossa.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Thassilo_von_Bayern Thassilo Karl Karl Karl Karl Leo_Iii Leo Karls Karl Karl Karl Karl Lothar Pippin Ludwig Ludwig Lothar Bernhard Roland Konrad Konrad Karl Karl Ludwig_I._von_Bayern Ludwig_I. Otto Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
- 111
Gutenberg 1401 in Mainz geboren. Dann nach Stra-brg, 1444 wieder nach Mainz. Verbindung mit dem Goldschmied Johann Faust und dem Schnschreiber Peter Schsser. Die Buchstaben ansangs aus Holz-stbchen ausgeschnitten, spter von Metall. Gutenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armut (1468). Das erste gedruckte Buch der lat. Psalter von 1457. 1453 Eroberung Konstantinopels durch Mohammed Ii. Ende des ostrmischen Kaisertums.
Der letzte Kaiser Konstantin Xi. Palologus fallt nach tapferer Gegenwehr. Schon vorher flchten viele griechische Gelehrte vor den Trken nach Italien, was zum Wiederausblhen der Wissenschaften im Abendlande mit beitragt (Hof der Medici in Florenz.)
1476 Karl der Khne, Herzog von Burgund (Herzog-tum und Freigrafschaft Burgund, Niederlande), von den Schweizern bei Granfon und Mutten gefchlagen.
Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Renatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schweizern in Bndnis. Die Besatzung von Granson verrterisch gettet. Daraus siegten die Schweizer bei Granson und Mnrten.
1477 Karl der Khne fllt bei Nancy gegen Schwerzer und Lothringer.
Von dem Besitze Karls fiel das Herzogtum Burgund an den schlauen König Ludwig Xi.1) von Frankreich; die Freigrasschast Burgund und die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem rittet-lichen Maximilian, verheiratetes). So wurden diese Lnder mit sterreich vereinigt.
1492 Entdeckung Amerikas. v.
Der Genuese Christoph Kolumbus hatte die ^dee, Indien aus einem westlichen Wege zu erreichen, statt aus dem weiten Wege um Afrika herum. In Portugal ab-gewiesen, wendet er sich nach Spanien. Jsabella, die Gemahlin Ferdinands des Katholischen3), gewhrt ihm endlich 3 Schiffe.
Abfahrt von Palos den 3. August. Nach muhseliger Fahrt*) wird am 12. Oktober die Insel Guanaham (St. Salvador) entdeckt, sodann Euba und Haiti.
1) Sein Vater Karl Vii., hart bedrngt durch die Englnder, wird durch die Jungfrau von Orleans, Jeanne d'arc aus Dom Remy tn Lothringen, gerettet, (1431 in Rouen verbrannt).
2) Ihre Kinder Philipp und Margarete. ^ _ .. .
3) Durch die Vermhlung der Jsabella von Castll,en mit Ferdinand von Aragonien wurde aus Spanien ein Reich. Die Mauren 1492 au. Granada vertrieben. . m .
4) Unzufriedenheit der Schiffsmannschaft, aber kem Aufstand.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Peter_Schsser Gutenberg Mohammed Konstantin_Xi Palologus Karl_der_Khne Karl Karl Karl Nancy Renatus_von_Lothringen Karl Nancy Karls Ludwig_Xi.1 Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Friedrichs Maximilian Maximilian Christoph_Kolumbus Jsabella Ferdinands August Karl_Vii Karl Jeanne_d'arc Remy_tn Philipp Philipp Margarete Jsabella_von_Castll Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Mainz Mainz Italien Burgund Burgund Niederlande Bndnis Karls Burgund Frankreich Burgund Niederlande Amerikas Indien Afrika Portugal Spanien Haiti Lothringen Rouen Spanien Granada
180
Universitt Bonn^), während die Universitten zu Wittenberg und Halle in Halle vereinigt wurden. In kirchlicher Beziehung erstrebte der König eine Ver-einigung der lutherischen mit der reformierten Kirche und 1817 stiftete 1817 die evangelische Union. Auch wute er die evangelische Kirche vor den bergriffen des Katholizismus krftig zu schtzen, ja er lie den ungehorsamen Erz-bischos von Kln gefangen setzen.
18401861 Friedrich Wilhelm Iv. Vgl. S. 158160.
Er war einer der geistreichsten Fürsten, dabei von deutscher und christlicher Gesinnung ^), jedoch in seinem Wollen unklar und unentschlossen, in der Politik vielfach ohne Verstndnis fr die Forderungen der Zeit.
1861-1888 Wilhelm I. Siehe S. 160-167.
1888 Vom 9. Mrz bis 15. Juni Friedrich Iillfiwu(K 1ft7 1888- Wilhelm Ii. jstehe. 167.
Theologen Schleiermacher und Neander, die Sprachforscher Bckh, Grimm und Lachmann.
*) Mitglied derselben E. M. Arndt.
2) Bei Erffnung des vereinigten Landtages legte er das Bekenntnis ab: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!"
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iillfiwu( Friedrich Wilhelm Schleiermacher Grimm Lachmann Arndt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
290
V. Afrika.
Die ganze Arbeit, die vom Reiche geleistet werden muß, erfährt
wichtige Unterstützung durch die
Tätigkeit der Mission.
Von dieser Wirksamkeit entwirft der Pater Acker folgendes
Bild: Die Mission fängt klein an. Nach einer Reise ins Innere
und der Verabredung mit einem Häuptling wird eine Niederlassung
gegründet. Mit wenigen Mitteln, doch großem Gottvertrauen wächst
die kleine Station in staunenswerter Weise empor. Ein Dorf, das
ein ganz anderes Aussehen hat als die umliegenden Dörfer, mit
Kirche, Schule, Arbeitsstätte, Krankenhaus, Gärten, Pflanzungen,
Fruchtbäumen, die der Eingeborene bis jetzt nicht kannte, ersetzt das wilde
Dickicht. Neue, in den Tropengegenden nie geahnte Genüsse werden
eingeführt, und der Wirtschaftshof wird mit Haustieren bevölkert, die
für den Eingeborenen ebenso bewunderungswürdig sind, wie für uns
die Tiere seiner Wälder. In den Äöfen, Schulen und Feldern sieht
man große Scharen von Kindern, die spielen, schreien, singen, lesen
und sich glücklich fühlen. Vor der Klosterpforte stehen viele Kranke,
die um Arznei bitten. Die Frauen bringen die Erzeugnisse ihrer
Felder und begehren als Austauschwaren Stoffe, Salz, Glasperlen
usw. Der Häuptling fragt um Rat, wenn er in Verlegenheit
kommt. Besonders des Sonntags kommen die Leute von den um-
liegenden Ortschaften scharenweise, um die Kirche, den Gottesdienst
und die ganze Einrichtung des Missionars zu sehen. Alle werden
aufs freundlichste aufgenommen. — Einer nach dem andern von den
Missionaren wird da sein Leben lassen; sie sterben zwar früh, aber
ihr Werk wird fortdauern.
Während der Missionar so das Interesse des Negers erregt
und belehrend wirkt, bringt er ihm auch das „Heilige Buch".
Dies Buch redet von den Fragen über Leben und Tod, über
Äimmel und Erde. Allmählich, nach geraumer Zeit faßt der Gottes-
gedanke doch endlich Wurzel in den einfachen Herzen. Gott ist
ihnen nicht mehr ein weitentrückter Geist, sondern der Vater, der
allerorts zugegen ist. Die „bösen Geister" weichen vor ihm zurück.
Ein anderer deutscher Missionar, Dr. Westermann, schildert das
Wirken der Missionare folgendermaßen: Wo sollten die Regierung
und die Pflanzungen ihre nach Hunderten zählenden farbigen An-
gestellten, Kanzlisten, niederen Post- und Zollbeamte, Ladengehilfen,
Buchhalter, Agenten, Aufseher, Lehrer usw. hernehmen, wenn nicht
die Zöglinge der Mission da wären? Wo die Mission arbeitet,
werden ganz von selbst neue Bedürfnisse bei den Eingeborenen wach:
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407
Die Ortsarmen erhalten in stark 700 Gemeinden Hausnnterstützungen
durch die Armenräte. Die Verteilung geschieht nach Maßgabe der vor-
handenen Mittel lediglich in Rücksicht ans die Hilfsbedürftigkeit. Arme
Hauskranke werden von den Kantonalärzten kostenfrei behandelt und
erhalten ohne Entgelt die nötigen Heilmittel. Unbemittelte Kranke finden
unentgeltliche Aufnahme und Heilpflegc in den Spitälern. Wie gefährlich
und ekelhaft die Krankheit auch sei, das Krankenhaus hat für alle ein Plätzchen,
eine sorgfältige Wartung und eine sachkundige Pflege. Solche „Stätten der
Barmherzigkeit" weisen unsre meisten Städte, oft sogar Ortschaften des
platten Lands auf. Auch für die infolge hohen Alters, körperlicher Gebrechen
oder geistiger Umnachtung dauernd erwerbsunfähigen Armen ist gesorgt. In
Versorgungsheimen wird alten Leuten ein friedlicher und sorgenloser
Lebensabend zilteil, und körperlich gebrechliche Personen, wie Krüppel, unheil-
bare Kranke u. s. w., finden in eigens für sich eingerichteten Anstalten
angemessene Pflege und den nötigen Lebensunterhalt. In den Irren-
anstalten hatdie christlichebarmherzigkeit den Geisteskranken zweckentsprechende
Heimstätte und Versorgung geschaffen. In Saargemünd befindet sich eine
Heilanstalt für die Irren in Lothringen, in Stephansfeld bei Brumath und
in Rnfach solche für diejenigen des Elsaß.
Für arbeitsscheue, verwilderte Menschen hat man auch eine wohltätige
Einrichtung getroffen. Ins Arbeitshaus in Psalzburg werden Landstreicher
und Stromer aufgenommen, an Arbeit und Ordnung, Sitte und Sittlichkeit
gewöhnt und so wieder zu nutzbaren Gliedern der menschlichen Gesellschaft
geschaffen. Die entlassenen Sträflinge in passende Stellungen zu bringen,
damit der „Kampf ums Dasein" diese Armen nicht rückfällig werden läßt,
hat sich der „Verein zur Fürsorge für entlassene Gefangene" zur
hohen Aufgabe gestellt.
Auch noch andre Veranstaltungen und Einrichtungen zugunsten der
Armen hat die liebevolle Barmherzigkeit erdacht. Volksküchen und Suppen-
anstalten sorgen für gute und billige Speisen, während Volksbibliotheken
durch geeignete Lesestoffe dem Geiste eine gesunde Nahrung liefern. Das
schlimme und weitverbreitete Laster der Trunksucht wird in Wort und Schrift
durch die Mäßigkeitsvereine bekämpft, wobei man gleichzeitig Gasträume
schafft, in denen billige Speisen und kräftige Getränke, aber keine geistigen
verabreicht werden. Im Winter lassen größere Städte Notstandsarbeiten
verrichten, damit die Arbeiter nicht brotlos sind, gleichzeitig sorgen Armen-
lotterien dafür, daß die Hausarmcnpflcge in ausgedehnterem Maße ausgeübt
werden kann. Den Arbeitslosen sucht man durch unentgeltlichen Arbeits-
nachweis zur lohnenden Beschäftigung zu verhelfen.
Nicht vergessen seien auch die mannigfachen Hilfsgenosscnschaften
und Unterstützungskassen, deren segensvollen Wirkungen nicht hoch genug
gewertet werden können. Höchst wichtig ist auch die Einrichtung des Armen-
rechts, welches den Armen von allen Gerichtskosten und -gebühren befreit,
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TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
406
mannigfachsten Gestalt tritt uns das menschliche Elend entgegen. Aber nicht
kalt und herzlos gehn die von „des Glückes Gunst Bedachten" an ihren
unglücklichen Mitmenschen vorüber, im Gegenteil, man will möglichst viel
Leid stillen und Elend lindern.
In Krippen, d. h. nach der „Krippe zu Bethlehem" benannten
Bcwahranstalten, erhalten die armen Säuglinge großer Städte gegen eine
geringe Entschädigung gedeihliche Pflege, wodurch sie in der Mehrzahl vor
frühem Tod und langem Siechtum bewahrt bleiben. Diesen Veranstaltungen
werktätiger Liebe reihen sich die Kleinkinderschulen an, in welchen besonders
die armen Kinder von 2—6 Jahren während der Arbeitszeit der Eltern au
trauter Stätte die nötige Aufsicht und passende Beschäftigung finden. Die
Kleinkinderschulen, welche im Steintal ihren Anfang genommen haben, sind
in unserm engern Vaterlande sehr verbreitet. Eine ähnliche und sehr zweck-
mäßige Einrichtung sind in den größern reichsländischcn Städten die Schüler-
horte, durch welche die Schüler, die sich selbst überlassen sind, vor den
Gefahren der Straße geschützt und angemessen beschäftigt werden.
Hat aber das Kind Vater und Mutter verloren, so winkt helfend und
rettend die wichtigste Schöpfung der christlichen Liebe: das Waisenhaus.
Hier werden ihm Liebe und Pflege, Erziehung und Vorbereitung fürs Lehen
zuteil. Noch schlimmer als die Waisen find die Kinder von Verbrechern,
Landstreichern u. s. w. daran. Ohne guten Familicneinfluß wachsen sie auf
und verwahrlosen. Ihrer nehmen sich die Fürsorgevereine und Rettungs-
anstalten an, sowohl diejenigen der Privatwohltätigleit als die staatliche
Besserungsanstalt in Hagenau. Schwachbcfähigte Kinder werden in
besondern Klassen unterrichtet und blödsinnige in besondern Häusern, den
Blödsinnigenanstalten, untergebracht. In den Blindenanstalten zu
Jllzach (Oberels.) und Still (Untercls.) werden die des Augenlichts beraubten
Kinder verpflegt und so weit fürs Leben ausgerüstet, daß sie sich später
selbständig ernähren können. Gleiches wird den taubstummen Kindern in
den Taubstummenanstalten zu Metz, Straßburg-Neudorf und Jscn-
heim (Oberels.) zuteil.
Nicht vergessen sei eine andre Wohlfahrtseinrichtung! Manche arme
Stadtkinder wohnen in dumpfen, ungesunden Wohnungen und leiden
häufig an Skrofeln und andern Krankheiten. Sic werden nun in Ferien-
kolonien, Sol-und Seebäder geschickt. Hier fühlen sich die Kinder überaus
glücklich und kehren meist gekräftigt, oft vollständig geheilt zurück.
In gleicher Weise hat die fürsorgliche Barmherzigkeit aber auch für die
armen Erwachsenen gesorgt. In Lehrlingsheimen erhalten die Lehrlinge,
die nicht im Hanse des Meisters wohnen, gesunde Schlafstütten, billige Kost,
gute Unterhaltung und freundlichen Rat. Die Wandergesellen finden im
Gesellenheim nächtliche Unterkunft, wohlseile Beköstigung, gute Bücher,
eine christliche Hansordnnng und Arbeitsnachweis. Auch für ledige Fabrik-
arbeiter und -arbeiterinnen und stellenlose Dienstmädchen ersetzen ähnliche
Herbergen das mangelnde Heim.
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Vi
Gouber, Kaiser!. Verkehrs-Inspektor, hier; Graes, Ncchnungsrat im
Forsteinrichtungsbureau am Ministerium, hier; Gruber, Direktor der
städt. Sparkasse, hier; vr. Hang, Handelskammersekretär, hier; vr. Aug.
Hcrtzog, Vorsteher der Landw. Winterschule in Metz; Frl. .Hoffn,anu,
Vorsteherin des städt. Handarbeitsunterrichts, hier; Hey, Gewerbeschulrat,
Professor an der technischen Schule, hier; vr. Jessen, Professor der
Zahnheilkunde, hier; vr. Kassel, Kantonalarzt in Hochselden; Kölmel,
Landwirtschaftslehrer in Mülhausen i. E.; Krieg, Küfermeister, hier;
vr. Krzymowski, Landwirtschaftslehrer in Rufach; vr. Kulisch, Pro-
fessor, Direktor der landw. Versuchsstation in Colmar; Leonhardi,
Verbandssekretär, hier; Lessel, Forstafscssor am Ministerium, hier;
vr. Müller-Simonis, Prälat, hier; Nebelung, städt. Bauiuspektor, hier;
Oberlin, Kaiscrl. Ökonomierat in Bcblenhcim; Ottmann, Präsident des
Gcwcrbegerichts, hier; Peters, Landwirtschaftslehrcr in Schlcttstadt;
Rammer, Geschäftsführer der Champagner-Kellerei in Sey b. Metz; Rapp,
Schreinermeister, Fachlehrer an der hiesigen Kunstgewcrbcschule; Nöse,
Direktor der baugcwerbl. Fortbildungsschule, hier; Schach, Landwirt-
schaftslehrer in Altkirch; Schenck, Landwirtschaftslehrer in Schlcttstadt;
Schule, Direktor des Garten- und Obstbaus in Vendenheim bei Straß-
burg; vr. Schwander, Bürgermeister, hier; vr. Stanz, Kreistierarzt
am Ministerium, hier; Wanner, Landwirtschafts-Inspektor, hier; Frau
Wenh-Neuser, Vorsteherin der Koch- und Haushaltuugsschulc des
Vaterländischen Frauenvereins, hier; vr. Zenner, Rechtsanwalt, hier;
Zimmer, Generalsekretär der Stadt Straßburg; Zwilling, General-
sekretär des clsaß-lothr. Bienenzüchtervereins in Mundolsheim.
Wir sprechen die Hoffnung aus, daß das Buch auch fernerhin
gütige Aufnahme und vielseitige Verwendung finden möge. Selbst-
verständlich werden wir jeden Wink, der die Brauchbarkeit des Buchs
fördern kann, auch fernerhin mit Dank entgegennehmen.
Straßburg, im September 1908.
W. Walter.
M. Michel.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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des Rohstoffs bis zum Verkauf des Erzeuguisses streug befolgt wurden.
Durch solche Ordnungen wahrte die Zunft zugleich die Ehre des Hand-
werks. „Die Zünfte müssen sein, als wären sie von Tauben gelesen", lautet
ein bekanntes Sprichwort des Mittelalters.
Damit der Handwerksbetrieb für die Dauer gleichmäßig aufrechterhalten
werden könne, war es nötig, die Ausbildung der künftigen Handwerksmeister
genau zu regeln. Brauchbare Lehrlinge und tüchtige Gesellen zu erziehen,
gehörte zu den wichtigsten Aufgaben der Zunft. Auf diesem Gebiete bewährte
sie die Kraft der sittlichen Gedanken, die ihr inncwohnten; denn die
Bedeutung der Zunft war keineswegs auf ihre wirtschaftlichen Auf-
gaben beschränkt. Es entsprach durchaus mittelalterlichem Sinne, wenn sie
zugleich einen religiösen, sittlichen Verein darstellte. Die Zünfte sind religiöse
Verbände, die gemeinsam an den kirchlichen Festen teilnahmen. So wurde
in der Zunft ein frommer Geist christlicher Liebe lebendig bewahrt, der auch
in der werktätigen Brüderlichkeit der Genossen sich wiederspiegelte. Die
Armen und Kranken, die Witwen und Waisen wurden aus der Kasse der
Zunft unterstützt, und dem dahingeschiedenen Zunftbruder gaben alle Genossen
das letzte Geleite.
Die Zünfte hatten auch eine militärische und eine politische Bedeutung.
Im städtischen Aufgebot haben die Innungen geschlossene militärische Körper
gebildet; bei der Bewachung der Stadt wurden bestimmte Türme oder
Tore dauernd ihrer Obhut zugewiesen. Treu standen sie im Dienste der
Vaterstadt; war doch ihre ganze Ordnung eine Erziehung zu regem Gemein-
sinn. „Einer für alle, und alle für einen" war der Wahlspruch der Zünfte.
Zur Teilnahme am politischen Leben gelangten sie erst seit dem Ausgange
des 13. und vor allem im 14. Jahrh., als sie wirtschaftlich ausgestaltet
und innerlich gefestigt waren. Da kam fast in allen Städten der Augenblick,
wo die bürgerlichen Handwerker den vornehmen Kaufleuten und ritter-
lichen Grundbesitzern gegenübertraten, in deren Händen bisher das Stadt-
regiment ausschließlich war. Es lag den Handwerkern daran, in den
Gemcinderat einzutreten, dessen Mitglieder bis dahin allein aus den Reihen
der „vornehmen Geschlechter" gewählt wurden. Dieser Kampf zwischen
„Patriziern" und Zünften hat sehr häufig, keineswegs überall mit einem Sieg
der letzteren geendet. Nur selten war der Erfolg so vollständig, daß die
Stadtvcrfassung geradezu auf die Zünfte aufgebaut wurde. Auch war es
für die Gesamtentwickelung des städtischen Lebens viel günstiger, wenn —
wie in Straßburg — Geschlechter und Zünfte nebeneinander im Rate saßen
und gemeinsam zum Wohle der Stadt wirkten.
Wie die Zünfte als wirtschaftliche Verbände den Wohlstand des gewerb-
lichen Mittelstands begründet und damit den Reichtum des städtischen
Bürgertums gewahrt und gefestigt haben, so trugen sie auch durch ihr Wirken
in der Verwaltung ihr redliches Teil zum Erblühen der städtischen Macht
bei. In der ruhmreichen Geschichte der deutschen Städte vom 13. bis
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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