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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 195

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordasien. 195 sie Spitze der Elbrus ist, das Uralgebirge an der Nordwestseite und hier eine Grànzwand zwischen Europa und Asien bildend, das Altai-Gebirge an der Süd- seite, das sich in den großen und kleinen Altai theilet und der Ostsibirische Gebirgszug, wozu der Jab lo, noi und der Stannowoi gehören, wovon das letz- tere und das Kamtsch attische Gebirge die nord- östlichsten Gebirge des Landes ausmachen und sich in der Nähe des Ochotskischen Meeres erheben. Die Haupt, abdachung geht gegen Norden, wohin auch die Haupt, flüsse Ob, Ienisey, Lena, Indigirka und Ko- lyma ihren Lauf nehmen, indem sie sich in das Eis- meer ergießen. Von den übrigen Hauptflüssen laufen der Anadyr nordöstlich in das Meer von Kamtschatka, die Wolga und der Kur südöstlich ins Kaspische Meer. Die größten Landseen sind: das Kaspische Meer und der Aralsee, welche beide jedoch nur zum Theil hieher gehören, und der Baikalsee. Der nördlichste Theil des Landes liegt in der nörd- lichen kalten Zone, wo die Kälte äußerst groß, die Winter sehr lang und die Sommer sehr kurz sind; der mittlere weit größere Theil liegt in dem nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten Zone, wo auch noch eine beträchtliche Kälte herrscht, der südlichste kleinere Strich liegt in dem südlichen Theile der nördlichen ge- mäßigten Zone, wo die Luft weit wärmer ist, besonders in den südlich vom Kaukasus gelegenen Gegenden. Die Hauptprodukte des nördlichsten Theiles, wo kein Ackerbau Statt findet, sind Fische und treffliches Pelzwild, daher daselbst auch Jagd und Fischerei die Einwohner hauptsächlich ernähren, wozu noch die Nenn- thierzucht kommt. In den mittlern Gegenden ist die Viehzucht wichtig, wovon vorzüglich die nomadischen Bewohner der ausgedehnten Steppen im südwestlichen Theile Rußlands sich ernähren. In vielen Gegenden hat man Getreide- und Obstbau und in den südlichsten Strichen Weinbau. Einen großen Reichthum des Lan- des machen auch die Waldungen und Bergwerke aus, indem man bier viel Platina, Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen gewinnt. Von den vielen andern Mi- neralien sind besonders die erst kürzlich im Ural entdeck,

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 198

1836 - Eisleben : Reichardt
198 Ii. Mittel- oder Hochasien. Mongolei. Der größere Theil der Einwohner lebt nomadisch, mit Viehzucht, Fischerei und Jagd sich beschäftigend, der kleinere Theil in festen Wohnplätzen, und einigen Acker« bou treibend. Das Land steh: unmittelbar unter dem Chinesischen Kaiser und enthält keine merkwürdigen Städte. Die Mongolei. Die Gränzen sino gegen Norden Sibirien, gegen Osten die Mandschurei, gegen Süden China, Tibet und die kleine Ducharei und gegen Westen Turkestan. Die Größe beträgt an 70 bis 90,000 Qmeilen. Dieses überhaupt noch wenig bekannte, Hochgele« gene Land, das in seinem nördlichen Theile von dem Altai und Khangai, in seinem westlichen Theile von dem Thian-Schan oder Himmelsgebirge und in seinem südlichen Theile von der großen Wüste Gobi oder Sch amo durchzogen wird, besteht meistens aus Steppen, die schlecht bewässert und waldlos sind. Meh- rere große Flüsse verdanken der Mongolei ihren Ursprung, als der Jrtisch (der Hauptnebenfluß des Ob), und der Jene sey, welche nach Sibirien fließen, der Amur, welcher nach der Mandschurei geht und der Hoangho, welcher seinen Lauf nach China nimmt. Es giebt ver- schiedene große Seen, z. D. dem Palkati oder Bal« kasch, an der Gränze von Turkestan, der Kokon or, unweit der Gränze von China. Wiewohl die Mongolei fast ganz im südlichen Theile dernördlichen gemäßigten Zone liegt, so ist das Klima doch, wegen der hohen Lage des Landes, mehr kalt als warm, und die Luft trocken und scharf. Die Produkte bestehen vorzüglich in Vieh aller Art, auch Kameelen, und die Einwohner, etwa 2 bis 3 Millionen an der Zahl, unter dem Namen der Mongolen bekannt, die sich in viele Stämme theilen und sich zur Religion des Fo bekennen, leben nomadisch in Jurten oder Filzzelten, ernähren sich größtentheils von der Viehzucht und von der Jagd. Unter den jagdbaren Thieren giebt es den Dschiggetai (eine Art wilder Esel oder Pferde), wilde Pferde und Esel, wilde Ochsen und Schafe, Pelzwild verschiedener Art. Ackerbau und Gewerbfleiß sind fast ganz unter den Einwohnern unbekannt. Sie stehen un- ter mehreren Fürsten oder Chanen, die dem Chinesischen

3. Quellenbuch - S. 59

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 59 - wichen schnell von der Stätte, überstiegen den nächsten Berg und kamen endlich durch bekannte Wildnis eilig in der Burg an, bereit, entweder tapfer zu sterben oder die Burg mannhaft durch ihre Hand zu verteidigen. Aber der Geistliche nahm den Heribald mit sich, denn sie sahen die Burg von ihrem Berge; und sie kamen in der Morgenstunde an. Da die Wächter noch in der Finsternis sie von fern erblickten, hielten sie die beiden für Späher und riefen die Gefährten. Sie brachen rüstig aus, erkannten zwar den Heribald, waren aber zuerst wegen des Geistlichen bedenklich. Doch nahmen sie ihn in die Mauer auf, und als sie sein trauriges Geschick gehört hatten, pflegten sie ihn gastfrei um Christi und ihres Gefangenen willen, dessen Sprache er verstand. Allmählich erfuhren die Brüder durch diese beiden das ganze Verhalten der frevelhaften Feinde. Der Ungar wurde später getauft und nahm ein Weib. Weil man aus Erfahrung wußte, daß die Ungarn zuweilen zurückkehrten, fällten die in der Burg die Bäume des Waldes auf dem Zugange zur Höhe, warfen einen tiefen Graben auf und gruben an einer Stelle, wo Binsen wuchsen und Wasser anzeigten, einen tiefen Brunnen und fanden sehr reines Wasser. Auch den Wein, welchen die Ungarn dem Heribald zugeteilt hatten, trugen sie in Krügen und allerlei Gefäßen heimlich bei Tage und Nacht in schnellem Laufe herzu. Sie faheu den Himmel in der Runde bei Tag und Nacht vom Feuer gerötet und riefen unablässig den Herrn an. Engelbert wagte nicht mehr Späher auszuschicken und hielt sich in seiner Burg mit den Seinen fest. Nur zuweilen schickte er etliche Beherzte in das Kloster, dort Messe zu lesen und mit Mühe bewahrte er seine Ruhe, bis sie zurückkehrten. Zwischen Furcht und Hoffnung ermutigte die Brüder sehr der eifrige Bericht des Heribald und des Geistlichen über die Feinde. Die klügeren Brüder freuten sich, daß der gute Gott so gnädig gegen die Einfalt gewesen war, und daß er auch die Thoren und Schwachen mitten unter Schwert und Spieß der Feinde zu schützen nicht unterließ. Wenn sie in der Ruhezeit den Heribald fragten, wie ihm so zahlreiche Gäste des heiligen Gallus gefallen hätten, antwortete er: „Ei, sehr gut; glaubt mir, ich habe nie in unserem Kloster lustigere Leute gesehen, denn sie sind ausnehmend freigebige Spender von Speise und Trank. Was ich bei unserem zähen Kellermeister kaum durch Bitten erlangen konnte, daß er mir auch nur einmal einen Trunk reichte, wenn ich durstete, das gaben sie mir, wenn ich bat, im Überfluß." Und der Geistliche versetzte: „Und wenn du nicht trinken wolltest, zwangen sie dich durch Ohrfeigen dazu." „Das ist wahr," bestätigte er, „dies einzige mißfiel mir sehr, daß sie eine so grobe Art hatten. Ich sage euch, fürwahr, nie habe ich in dem Kloster des heiligen Gallus so grobe Leute gesehen; nicht nur in der Kirche und im Kloster, sondern auch draußen auf der Wiese trieben sie es wild. Denn als ich ihnen einmal mit der Hand ein Zeichen gab, sie möchten an Gott denken und in der Kirche schweigsamer wirtschaften, versetzten sie mir schwere Nackenschläge, aber sogleich machten sie gut, was sie gegen mich versehen hatten, denn sie boten mir Wein, was niemals einer von euch gethan hat." So unterhielten sich die Unsern furchtlos von ihrem Unglück,

4. Quellenbuch - S. 193

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 193 — Winter durch hat man Soldaten im Quartier gehabt, im Sommer gab es viel Durchzüge, daß wenn mancher einen Laib Brot in Vorrat gehabt, er doch denselben nie mit Ruhe essen mögen, sondern sorgen müssen, er werde ihm genommen. Und weil es so unsicher gewesen, hat niemand Lust gehabt zu arbeiten; denn hat sich einer ins Feld begeben, ist er von den nächsten Soldaten aufgefangen worden, hat mit ihnen laufen und den Weg zeigen, auch etwa noch Schläge haben müssen. Durch dieses Unwesen sind die Weingärten und Äcker fast alle wüst gelegen, woraus denn Hungersnot und Seuchen unausbleiblich haben erfolgen müssen." Eine Chronik von Stendal berichtet: „Anno 1636 bis 1638. Nachdem durch den fortwährenden Krieg alles aufgezehrt und vollends auf dem Lande und Felde zertreten oder auch die Saat in Zeiten verhindert worden war, galt endlich der märkische Scheffel Roggen zu Stendal und anderen Orten bis 2y2 Reichsthaler. Viele Leute aßen die wilden Feldrüben und andere Wurzeln aus der Erde, machten Eckern, Kohlstauden und Kleien zusammen und aßen das für Brot. O, wie waren da der Armen so viel! Etliche vom Lande hereingeflüchtete Leute, Junker, Prediger und Bauern, nachdem sie ihre Kleiber und übrigen Kleinobe für Brot hingegeben, starben verschmachtet und verhungert ober an der Pest dahin. Auch Soldaten, die im Quartier lagen, starben vor Hunger, und etliche aßen das Aas von Pferden und bergt. Hierüber liefen noch vollenbs aus bent Laube hinweg, welche von der Pest übriggeblieben waren. Und kam es so weit, daß auf zwei, brei, vier Meilen kaum ein Landprediger zu bekommen war, bis acht ober zwölf Dörfer wieber'einen nahmen. O, wie manches Kind ist zu der Zeit in den Wälbern von fremden Prebigern getauft worben, etliche wohl auch ohne Taufe gestorben. Etliche Dörfer und Kirchen würden so gar in diesem Kriege verwüstet, daß fast nicht zu sehen, ob in hnnbert Jahren Leute baselbst gewöhnet. Also liefen die Leute von einanber, und blieb kaum der zehnte Teil Menschen übrig, nachdem sie sich hernach wieber einfanben." Der Superiutenbent Backmeister zu Güstrow entwirft von den Leiben seiner Heimat folgeubes Bilb: „Wie viel heiße Klagen vernimmt man nicht über tyrannische Bebrücknng, über unaufhörlichen Raub, über maßlose Erpressungen, über den Morb von Eblen und Uneblen, über Niederbrennen von Höfen und Dörfern, über Wegtreibung des Viehes, über Afjfchneibeu von Nasen und Ohren und aubere schäubliche Verbrechen! Man schaubert zu berichten von dem, was an Kirchen und Geistlichen, ja selbst an den Gebeinen der Entschlafenen ist verübt worben. Denn in biesem Kriege, wo das Solbatengesinbel jebe Furcht Gottes von sich abgeworfen hat, richtet sich der räuberische Angriff in der Regel zuerst auf die Kirchen. Gewaltsam werben bieselben erbrochen, trotz des Flehens der Prebiger ausgeplünbert und in Pferbeställe ver-wanbelt; die Kanzeln werben umgestürzt, die Kirchenstühle zerschlagen, die Fnß-böben, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, aufgebrochen, die kirchlichen Ge-wänber und heiligen Gefäße geraubt, die heiligen Bücher auf dem Altare zerrissen und besubelt. Der Gottesbienst wirb aus viele Wochen gehinbert, ober die Ver- Richter, Quellenbuch. 1z

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

6. Geschichtsbilder - S. 95

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 95 Üv9 daran, in diesen unterworfenen Gebieten überall die lutherische Lehre zu verdrängen und den Katholiken die Kirchen, die Klöster und die geistlichen Güter wieder zu übergeben. Die deutschen Protestanten wären verloren gewesen, wenn ihnen nicht zu rechter Zeit ein Helfer von fernher gekommen wäre. Als ihnen schon alle Hoffnung geschwunden war, landete an der Küste von Pommern der protestantische Schwedenkönig Gustav Adolf mit einem Heere, um den deutschen Protestanten zu Hilfe zu kommen. Das Heer Gustav Adolfs war zwar der Zahl nach nicht groß, aber es bestand aus lauter Landeskindern des frommen Königs, nicht aus zusammengelaufenen Söldnern wie die Heere, die jetzt in Deutschland gehaust hatten. Und was dem Heere an Zahl fehlte, das ward durch bessere Bewaffnung, vor allem durch strenge Manneszucht und durch frommen Sinn ersetzt. Mit heiliger Begeisterung folgten die Schweden ihrem Könige, der bei seinem Heere auf strenge Zucht und fromme Sitte hielt. Jedes Regiment nutzte früh und abends zum gemeinsamen Gebete unter freiem Himmel antreten. Die Feldprediger hielten besondere Feldgottesdienste. Fluchen und leichtsinniges Schwören war den Soldaten streng untersagt, ebenso Plündern und Rauben. Als Gustav Adolf zuerst den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesichte seines Heeres auf seine Kniee nieder, dankte Gott in brünstigem Gebete für die glückliche Überfahrt und bat um Gottes ferneren Segen für das, was er nun in Deutschland zu vollbringen gedachte. Zunächst gelang es ihm, die kaiserlichen Heerscharen aus Pommern zu vertreiben. Nun wäre er gern der Stadt Magdeburg zu Hilfe gekommen, die von Tilly hart belagert ward, deren Bürger aber sich tapfer verteidigten und bis jetzt jeden Sturm siegreich zurückgewiesen hatten. Er schickte ihnen einen seiner Offiziere, den Oberst Falkenberg, daß er ihnen bei der Verteidigung der Stadt mit seinem Rate beistehe, und er ließ die Bürger ermahnen, tapfer auszuhalten, bis er selbst mit seinem Heere herbeikommen und die Belagerer vertreiben könne. Das war aber leider nicht so bald möglich, denn der Kurfürst von Brandenburg wollte aus Furcht vor dem Kaiser den Schwedenkönig nicht dnrch sein Land ziehen lassen. Gustav Adolf erzwang endlich den Durchzug, als er mit brennenden Lunten vor die Stadt Berlin rückte. Magdeburg zu reiten, kam er aber doch zu spät. Die Stadt war unterdessen von den Kaiserlichen erstürmt worden. Drei Tage lang hatten Tillys Scharen unter furchtbaren Gewalttaten gegen die Bürger in der Stadt geplündert. Zuletzt.wurde sie durch eine schreckliche Feuersbrunst ganz zerstört. Nur der Dom und etliche Fischerhütten an der Elbe blieben von dem Feuer verschont.

7. Geschichtsbilder - S. 99

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 99 eva Diese Nacht, ungefähr um elf Uhr, stand die ganze Stadt Magdeburg im Feuer, und der Vater führte uns aus der Hütte, damit mir die Zeit unseres Lebens davon sagen könnten. Es war im Lager, welches doch so weit von der Stadt gelegen, alles von der großen Feuersglut so hell, daß man einen Brief dabei lesen konnte. Des andern Tags, den 21. Mai, ging der Soldat mit seiner Frau in die Stadt und holte Beute. Die Mutter mußte unterdessen das Kind des Soldaten warten und das Essen besorgen, welches sie auch willig und gern tat. Wir machten die Hütte zu und der Vater saß stets darinnen, damit man ihn nicht kennen mochte. Er aber konnte durch das Glas der Hütte sehen, wie viele gute Freunde, Bekannte, Bürger, auch Weibspersonen gefangen an Stricken durch das Lager geführt wurden. Gegen Abend kamen der Soldat und seine Frau wieder und brachten treffliche Beute an Geschmeide, Gold und köstlichem leinenen Geräte, und sagte der Solbat, es hätte ihm Gott solches beswegen beschert, weil er die kleinen Bübel herausgeführt, hielt es auch seiner Frau vor, daß sie gestern ihm verwiesen, daß er die Hütte voll Kinder gebracht und war wohlzufrieden mit seinem überkommenen Glücke und dankte Gott, welches denn von Soldaten nicht leicht gebräuchlich ist. Er war ein gottes-fürchtiger Mensch und sehr barmherzig. Gott vergelte ihm die Wohltat, die er an uns tat, ewiglich; wir werden auch am jüngsten Taqe solche Wohltat rühmen. Des dritten Tages mußte der Soldat auf die Wache ziehen und konnte uns deswegen nicht nach Gommern bringen, wie er versprochen. Er richtete aber sonst Gelegenheit zu, daß wir mit einem Leutnantswagen nach Wolmirstedt, zwei Meilen von Magdeburg gelegen, kamen." 7. Tilly zog nach der Zerstörung Magdeburgs mit seinem Heere gegen das Kurfürstentum Sachsen. Da schloß der Kurfürst von Sachsen ein^ Bündnis mit dem Schwedenkönige, der dem Heere Tillys folgte. Bei dem Dorfe Breitenfeld, unweit Leipzig, standen sich endlich Tillys Heer und das schwedisch-sächsische Heer zum Kampfe gegenüber. Hier wurde der bisher noch nie besiegte Tilly so geschlagen, daß er sich mit seinem Heere bis nach Bayern zurückziehen mußte. Über die Schlacht bei Breitenfeld (1631) war unter bert beutscheit Protestanten große Freube, und den Schwebenkönig empfing man überall jumnb als den langersehnten Retter. Gustav Adolf wendete sich nun mit seinem Heere nach Thüringen und an den Main, dann zog er durch Bayern auf München los. Am Lech stellte sich ihm Tilly entgegen, um ihm den Übergang über den Fluß zu mehren. Aber wiederum siegte Gustav Adolf, und Tilly fand 7*

8. Geschichtsbilder - S. 101

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 101 6v9 8. Nach Gustav Adolfs Tode dauerte der Kampf noch sechzehn Jahre lang fort. Wallenstein aber war nicht mehr lange daran beteiligt. Er wurde auf Anstiften des Kaisers ermordet, weil der Kaiser fürchtete, Wallenstein möchte ihn verraten und mit den Schweden ein Bündnis schließen. _ In Schweden regierte nach des Königs Tode der Kanzler Oren-stierna für Gustav Adolfs unmündige Tochter, und dieser ließ das schwedische Heer in Deutschland. Auch die Franzosen mengten sich jetzt in den Krieg. Die französische Regierung, die im eigenen Lande die Bekenner der evangelischen Lehre verfolgte, gab vor, ihre Heere sollten in Deutschland die Protestanten vor dem Kaiser schützen In Wahrheit aber war es ihr nur darum zu tun, Deutschland zu schwächen und deutsches Land zu erobern. Und die Schweden, sonst die freudig begrüßten Retter, wurden jetzt zu Bedrückern des Landes. Gottesfurcht und Mannszucht waren nach ihres frommen Königs Tode aus ihren Reihen gewichen. Fluchen und schelten, rauben und plündern, morden und brennen war jetzt ihre Lust. Man sprach in Deutschland nicht mehr von einer Schwedenhilfe, sondern von der Schwedenplage. Die grausamsten Martern erfanden die Schweden, um die Menschen zu peinigen, und das Andenken an die Schwedengreuel lebt heute noch in vielen deutschen Gegenden feit In Sachsen z. B. erzählt man noch heute von dem Bautzener und Pirnaischen Elend und von der Wurzetter Marterwoche. Ein Mann, der als Knabe die Greueltaten der letzten Hälfte des dreißigjährigen Krieges selbst erlebt hat, schildert den Einfall der Soldaten in einen Bauernhof mit folgenden Worten: „Das erste, was die Reiter taten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeder seine besondere Arbeit, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn vb zwar etliche anfingen, zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidung und allerlei Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürr Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Unsere Magd ward dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie

9. Geschichtsbilder - S. 31

1911 - Leipzig : Brandstetter
T)ah* : kli ™ 31 M . W^xwtf Hloah^lcu cutitauu^Mtock* Uidu* 4. Heinrich I. kw*J* [mr4»r- 1. Nach Karls des Großen Tode regierte fein Sohn Ludwig der Fromme, der das große Frankenreich unter seine drei Söhne teilte.lucfa Einer, Ludwig, erhielt die Länber, die man jetzt Deutschland nennt, und - < ^ man nannte ihn daher Ludwig den Deutschen. Unter seinen Nachkommen, die man nach ihrem berühmtesten Vorfahren Karolinger nannte, hat das deutsche Land sehr traurige Zeiten erlebt. Die Nachkommen waren dem großen Könige Karl an Weisheit und Tatkraft nicht gleich. Während Karl der Große viele seiner Nachbarn besiegt und ihre Länder seinem Reiche einverleibt hatte, brachen jetzt mehrere Nachbarn Deutschlands verheerend und erobernd in das deutsche Land ein. Ein solcher Nachbar waren die Slaven, die von Osten, aus dem jetzigen Rußland und Polen, herkamen, über die Weichsel und Ober bis zur Elbe vordrangen und sich in jenen Gegenben festsetzten, die währenb der Völkerwanderung von deutschen Volksstämmen verlassen worben waren. Zwischen der Elbe und Ober hatten z. V. die Langobarben gewohnt, die mit einem Teile des Sachsenvolkes nach Italien gewanbert und bort von Karl b. Gr. besiegt worben waren. Später brangen die Slaven sogar über die Elbe bis nach der Saale vor, und es würde hohe Zeit, daß ein mächtiger Herrscher ihnen entgegentrat und sie wieber zurückbrängte, wenn nicht enblich das ganze beutsche Land von ihnen in Besitz genommen werben sollte. Ein anberer Nachbar, der zur Zeit der Karolinger bent deutschen Lanbe sehr gefährlich würde, waren die Ungarn. Das war ein aus Asien nach Europa eingewanbertes wilbes Reitervolk, das auf seinen raschen Pferben schnell wie der Winb in beutsche Gegenben einbrach, plünberte und raubte, den Einwohnern ihr Vieh forttrieb, ihre Wohnungen verbrannte und sie selbst in die Gefangenschaft fortführte. 2. Wie die Ungarn es trieben, das hat uns recht ausführlich berichtet ein Mönch des Klosters St. Gallen, wo die Ungarn auch einmal einen ihrer gefürchteten Besuche abgestattet haben. In dem Buche, worin der Mönch die Ereignisse seiner Zeit in lateinischer Sprache aufschrieb, erzählt er von diesem Besuche folgendes: „Die Ungarn hatten von der Not des Reiches vernommen, fielen in Bayern ein und verwüsteten es. Sie lagen lange vor Augsburg, wurden dort durch den Bischof Ulrich verscheucht und drangen in Haufen nach Alemannien, ohne daß sie jemand hinderte. Da zeigte unser Abt Engelbert, wie gut er sich gegen Unglück zu wehren wußte. Denn als das Verderben herankam, befahl er den stärkeren Brüdern sich zu bewaffnen, Hui* <-> J> f dt* cu*j

10. Geschichtsbilder - S. 100

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 100 evq hier sogar seinen Tod. Eine Kanonenkugel ritz ihm ein Bein weg, und an der Wunde starb er bald darauf. Der Kaiser war nun in großer Not. Sein bester General war tot, von Bayern her, wo Gustav Adolf als Sieger in München eingezogen war, bedrohten ihn die Schweden, und die mit den Schweden verbündeten Sachsen waren in Böhmen eingefallen und schon weit vorgedrungen. 2n solcher Bedrängnis bat der Kaiser Wallenstein, wieder ein Heer zu sammeln und gegen seine Feinde zu führen. Wallenstein aber ließ sich sehr bitten, bis er zusagte; und dann nahm er das Feldherrnamt nur unter der Bedingung an, daß ihm niemand, selbst der Kaiser nicht, darein reden dürfe. Als Wallenstein die Werbetrommel rühren ließ, strömten ihm bald große Scharen von Söldnern zu, und so gelang ihm auch bald, die Sachsen wieder aus Böhmen zu vertreiben. Da rief der Kurfürst von Sachsen den Schwedenkönig zu Hilfe, und bei Lützen kam es 1632 zur Schlacht zwischen Wallenstein und Gustav Adolf. Es war ein kalter Novembertag, und dichter Nebel lag auf den Fluren. Da bereiteten sich die Schweden nach dem Willen ihres frommen Königs zur Schlacht vor durch Gesang des Liedes: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Als aber der Nebel gefallen war, sprach der König: „Nun wollen wir dran. Das walt' der liebe Gott! Herr Jesus, hilf uns heute streiten zu deines Namens Ehre!" Mutig stürmten die Schweden gegen die kaiserlichen Reihen an. Lange schwankt der Sieg. Endlich dringt der rechte Flügel der Schweden, von dem Könige selbst geführt, siegreich vor und treibt die Feinde in die Flucht. Da erfährt der König, daß sein linker Flügel unter stürmischen Reiterangriffen der Kaiserlichen zu weichen beginne. Sofort eilt er zu der Stelle, wo Gefahr ist. Seine Kurzsichtigkeit läßt ihn zu nahe an die feindlichen Reiter gelangen. Ein Pistolenschuß zerschmettert ihm den linken Arm, ein zweiter trifft ihn in den Rücken. Mit dem Seufzer „Mein Gott, mein Gott!" sinkt er von dem Rosse. Dieses aber stürmt weiter, und an dem herrenlosen Rosse erkennen die Schweden, daß ihr König gefallen sein muß. Das entflammt ihren Mut. Rache wollen sie nehmen für den Tod ihres geliebten Königs. Am Abend gehört das Schlachtfeld ihnen. Wallenstein und die Kaiserlichen sind besiegt. Erst am andern Morgen fand man des Königs Leichnam, von den Hufen der Rosse zertreten und mit Wunden bedeckt. Nicht nur von den Schweden, sondern auch von den deutschen Protestanten ward der Tod des Königs tief beklagt und betrauert. Wer sollte nun gegen den Kaiser standhalten, wer die Religionsfreiheit retten und beschützen?
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