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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 195

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordasien. 195 sie Spitze der Elbrus ist, das Uralgebirge an der Nordwestseite und hier eine Grànzwand zwischen Europa und Asien bildend, das Altai-Gebirge an der Süd- seite, das sich in den großen und kleinen Altai theilet und der Ostsibirische Gebirgszug, wozu der Jab lo, noi und der Stannowoi gehören, wovon das letz- tere und das Kamtsch attische Gebirge die nord- östlichsten Gebirge des Landes ausmachen und sich in der Nähe des Ochotskischen Meeres erheben. Die Haupt, abdachung geht gegen Norden, wohin auch die Haupt, flüsse Ob, Ienisey, Lena, Indigirka und Ko- lyma ihren Lauf nehmen, indem sie sich in das Eis- meer ergießen. Von den übrigen Hauptflüssen laufen der Anadyr nordöstlich in das Meer von Kamtschatka, die Wolga und der Kur südöstlich ins Kaspische Meer. Die größten Landseen sind: das Kaspische Meer und der Aralsee, welche beide jedoch nur zum Theil hieher gehören, und der Baikalsee. Der nördlichste Theil des Landes liegt in der nörd- lichen kalten Zone, wo die Kälte äußerst groß, die Winter sehr lang und die Sommer sehr kurz sind; der mittlere weit größere Theil liegt in dem nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten Zone, wo auch noch eine beträchtliche Kälte herrscht, der südlichste kleinere Strich liegt in dem südlichen Theile der nördlichen ge- mäßigten Zone, wo die Luft weit wärmer ist, besonders in den südlich vom Kaukasus gelegenen Gegenden. Die Hauptprodukte des nördlichsten Theiles, wo kein Ackerbau Statt findet, sind Fische und treffliches Pelzwild, daher daselbst auch Jagd und Fischerei die Einwohner hauptsächlich ernähren, wozu noch die Nenn- thierzucht kommt. In den mittlern Gegenden ist die Viehzucht wichtig, wovon vorzüglich die nomadischen Bewohner der ausgedehnten Steppen im südwestlichen Theile Rußlands sich ernähren. In vielen Gegenden hat man Getreide- und Obstbau und in den südlichsten Strichen Weinbau. Einen großen Reichthum des Lan- des machen auch die Waldungen und Bergwerke aus, indem man bier viel Platina, Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen gewinnt. Von den vielen andern Mi- neralien sind besonders die erst kürzlich im Ural entdeck,

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 198

1836 - Eisleben : Reichardt
198 Ii. Mittel- oder Hochasien. Mongolei. Der größere Theil der Einwohner lebt nomadisch, mit Viehzucht, Fischerei und Jagd sich beschäftigend, der kleinere Theil in festen Wohnplätzen, und einigen Acker« bou treibend. Das Land steh: unmittelbar unter dem Chinesischen Kaiser und enthält keine merkwürdigen Städte. Die Mongolei. Die Gränzen sino gegen Norden Sibirien, gegen Osten die Mandschurei, gegen Süden China, Tibet und die kleine Ducharei und gegen Westen Turkestan. Die Größe beträgt an 70 bis 90,000 Qmeilen. Dieses überhaupt noch wenig bekannte, Hochgele« gene Land, das in seinem nördlichen Theile von dem Altai und Khangai, in seinem westlichen Theile von dem Thian-Schan oder Himmelsgebirge und in seinem südlichen Theile von der großen Wüste Gobi oder Sch amo durchzogen wird, besteht meistens aus Steppen, die schlecht bewässert und waldlos sind. Meh- rere große Flüsse verdanken der Mongolei ihren Ursprung, als der Jrtisch (der Hauptnebenfluß des Ob), und der Jene sey, welche nach Sibirien fließen, der Amur, welcher nach der Mandschurei geht und der Hoangho, welcher seinen Lauf nach China nimmt. Es giebt ver- schiedene große Seen, z. D. dem Palkati oder Bal« kasch, an der Gränze von Turkestan, der Kokon or, unweit der Gränze von China. Wiewohl die Mongolei fast ganz im südlichen Theile dernördlichen gemäßigten Zone liegt, so ist das Klima doch, wegen der hohen Lage des Landes, mehr kalt als warm, und die Luft trocken und scharf. Die Produkte bestehen vorzüglich in Vieh aller Art, auch Kameelen, und die Einwohner, etwa 2 bis 3 Millionen an der Zahl, unter dem Namen der Mongolen bekannt, die sich in viele Stämme theilen und sich zur Religion des Fo bekennen, leben nomadisch in Jurten oder Filzzelten, ernähren sich größtentheils von der Viehzucht und von der Jagd. Unter den jagdbaren Thieren giebt es den Dschiggetai (eine Art wilder Esel oder Pferde), wilde Pferde und Esel, wilde Ochsen und Schafe, Pelzwild verschiedener Art. Ackerbau und Gewerbfleiß sind fast ganz unter den Einwohnern unbekannt. Sie stehen un- ter mehreren Fürsten oder Chanen, die dem Chinesischen

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

4. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 125

1890 - Leipzig : Reichardt
125 1630 Wallcnstews Absetzung auf dem Reichstage zu Regensburg beschlossen. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein bald und zog sich auf seine Gter in Bhmen zurck. Prchtige Hofhaltung. Gustav Adolf, König von Schweden, landet mit 13000 Mann, die aber bald auf 40000 vermehrt wurden, auf Usedom. Gustav Adolf1) hatte sein Heer in mehrjhrigem Kriege mit Rußland und Polen ausgebildet^). Er erschien teils zum Schutze des bedrckten Protestantismus, teils um seine Macht zu vergrern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm^), mu er zwingen, sich ihm anzuschlieen. Whrend er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. 20. Mai In Magdeburg, das wegen des Widerstandes gegen das Restitutionsedikt gechtet worden war, befehligte der schwe-difche Oberst Falkenberg. Erstrmung durch Tilly und den khnen Reitergeneral Pappenheim. Mord, Brand und Plnderung. Zerstrung Magdeburgs bis auf den Dorn4) und etwa 150 Gebude. Von 35 000 Einwohnern kaum 5000 brig5). Gustav Adolf gelobt, das Schicksal Magdeburgs an Tilly zu rchen. Letzterer bedrngte nun den Kurfrsten von Sachsen so sehr, da er sich jetzt notgedrungen mit Gustav Adolf verband. 1631 Tilly bei Breitenfeld (Leipzig) von Gustav Adolf Sept. geschlagen. Gegen Tillys Rat wurde die Schlacht von Pappen-heim erffnet. Zwar wichen die Sachsen vor den Kaiserlichen, desto tapferer waren die Schweden. Tilly verwundet nach Halle gebracht. Die ganze Lage der Dinge in Deutschland verndert. Die Sachsen nahmen Prag und Gustav Adolf zog siegreich durch Franken bis an den Rhein (Mainz), dann gegen Bayern. 1632 Tilly fllt am Lech gegen Gustav Adolf. Durch diese siegreiche Schlacht erzwang Gustav Adolf den x) Enkel des Gustav Wasa, der (seit 1523) die Reformation in Schweden durchgefhrt hatte. 2) Den Frieden mit Polen hatte der Kardinal Richelieu vermittelt, um die Hnde des schwedischen Knigs fr die Einmischung in Deutschland frei zu machen. 3) Seine schwankende Haltung grtenteils das Werk seines Ministers, des katholischen Grafen Schwarzenberg. 4) Tie in denselben Geflchteten von Tilly begnadigt. B) Pappenheim meldet an den Kaiser: Seit Trojas und Jerusalems Eroberung sei keine grere Victoria erfahren und erhret worden."

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 106

1892 - Osterburg : Danehl
106 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 4. Restitiltionsedikt. Absetzung Wallensteins. Bald war die Macht der evangelischen Fürsten Deutschlands völlig gebrochen; der Kaiser hatte sich zum Herrn in ganz Deutschland gemacht und damit triumphierte der Katholizismus über den am Rande des Abgrundes stehenden Protestantismus. — Im Jahre 1629 erließ der Kaiser das berüchtigte Restitutionsedikt (Wiedererstattungsbefehl). In demselben wurde bestimmt, daß die Protestanten alle die Güter, welche seit 1552 in ihrem Besitz waren, den Katholiken wieder zurückgegeben werden sollten. Lausende von Protestanten gerieten dadurch in namenloses Elend, denn sie mußten jetzt ihre blühenden Besitzungen verlassen, die den Katholiken zufielen. Außerdem sollte nach diesem Gesetze noch jeder katholische Fürst das Recht haben, die evangelische Lehre mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln vernichten zu können. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das ganze protestantische Deutschland. Die Protestanten zitterten, denn sie sahen wohl ein, daß der katholische Ferdinand nicht eher ruhen würde, als bis die Forderungen des grausamen Ediktes genau erfüllt feien; dazu war niemand unter deu deutschen Fürsten imstande, der dem Kaiser hätte Widerstand entgegen setzen können, denn der Kaiser besaß große Heere und kriegserfahrene Feldherren, die seinem Befehl durch Blut und Brand Nachdruck verliehen. Jedoch „wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten". Der Kaiser selber sollte dazn mitwirken, daß den Protestanten geholfen wurde. — Wallenstein hatte seinem Ausspruche gemäß das Heer durch Raub und Plünderung erhalten. Seine Soldaten hatten daher in deutschen Landen gräßlich gewütet und weder Frennd noch Feind verschont. Ans diese Weise war auch Wallenstein in den Besitz großer Schätze gelangt, wodurch es ihm möglich wurde, wie etu König leben zu können, indes die armen Leute im Lande dem schrecklichen Hungertode entgegengingen. Über dieses Gebühren der Wallensteinschen Heere wurden von den evangelischen und katholischen Fürsten Deutschlands auf dem Reichstage zu Regensburg die bittersten Klagen geführt. Man bat den Kaiser, diesem gräßlichen Treiben ein Ende zu machen; sonst würde Deutschland in den Abgrund des Elends geraten, aus dem es sich itmt nnb nimmer wieder erheben könnte. Vornehmlich suchte man Ferdinand zu bewegen, den Wallenstein des Oberbefehls zu entbinden und sein Heer bedeutend zu vermindern. Nach langem Zögeru schenkte er diesen Bitten Gehör. Er entsetzte den Gewaltigen seines hohen Amtes und entließ einen großen Teil seiner Söldner. Wallenstein nahm ruhig und gelassen den Absetzungsbefehl entgegen und zog sich auf feine Güter in Böhmen zurück. Der Kaiser sah aber bald ein, daß er durch die Entfernung dieses Mannes sich selbst den größten

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 108

1892 - Osterburg : Danehl
108 Bilder aus der braiidenburgisch-preußischen Geschichte. den kriegsgeübten Schaaren des Schwedenkönigs weichen und verließen daher Pommern nach Verübung vieler Greuel. Mit großer Angst sahen die pommerschen Bauern den Schweden entgegen, aber bald merkten sie den Abstand, der in dem Auftreten der tapferen menschlich gesinnten scharen des L-chwedeukouigs und dem der entmenschten Horden eines Wallenstein und Tilly sich zeigte. Unter diesen waren die schrecklichsten Sünden im Schwange gewesen, dagegen waren die schwedischen Krieger gvttesfürchtig und mild. Jeden Morgen versammelte der König sein Heer zu einem Feldgottesdienst; auch trug jeder schwedische Soldat ein neues Testament bei sich, das sein Schirm und Schild in grausiger Schlacht wurde. Solchen tapferen, frommen Kriegern vermochten die rohen Horden der kaiserlichen Feldherren nicht zu widerstehen. — Man hätte erwarten sollen, die Fürsten Deutschlands würden den freundlichen Retter mit offenen Armen empfangen haben, aber dem war nicht so. Sie wollten mit ihm kein Bündnis eingehen, denn sie fürchteten des Kaisers Zorn; andere meinten wieder, der Schwedenkönig könnte durch ihre Hilfe so mächtig werden, daß er sich für immer zum Herrn Deutschlands machen würde, und so versagten ihm die meisten den von ihm ersehnten Beistand. Daher kam es, daß er nur äußerst langsam vorrücken konnte. Endlich hatte er aber doch die Kaiserlichen aus Pommern völlig vertrieben. Nun kamen ihm auch viele Fürsten und Städte mit größerem Vertrauen entgegen, und manche öffneten ihm ihre Thore. Es war tief zu beklagen, daß die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg so lauge zögerten, ehe sie dem Gustav Adolf den Durchzug durch ihre Länder gestatteten. Daher kam es, daß der tapfere Schwedenkönig die Stadt Magdeburg, welche von Tilly belagert wurde, nicht mehr zu retten vermochte. 6. Zerstörung Magdeburgs. Die Stadt Magdeburg war mit der Reichsacht belegt wordeu, weil sie den Sohn des Kaisers nicht als Erzbischof haben wollte, und General Tilly hatte den Befehl erhalten, die Stadt wegen ihres „Ungehorsams" zu strafen. An der Spitze eines gewaltigen Heeres zog dieser Feldherr heran und belagerte die Stadt. Die Bürger der Stadt scharten sich um den Obersten von Falkenberg, der die Stadt bis aufs äußerste verteidigen wollte. Es war aber nur ein kleines Heer, welches den Verteidigungskampf wagte; dazu fehlte es au Munition, und so kam es, daß Tilly immer weiter vorrückte und zuletzt bis au den äußersten Festungswall gelangte. Mit großer Tapferkeit hatte die Besatzung der Stadt gekämpft, und ganz besonders war der Oberst v. Falkenberg ein Mann großer Thatkraft. Unablässig forderte er hie Kämpfer zum standhaften Ausharren auf und ordnete in

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 105

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 105 Ziel glaubte er dadurch zu erreichen, daß er dem Kaiser in der peinlichen Lage seine Hilfe zusicherte. Da Wallenstein ein reicher Mann war, so nahm der Kaiser sein Anerbieten gern an und gestattete ihm ein großes Heer zu werben. Anfangs sollte dasselbe nur 20000 Mann zählen; aber Walleusteiu genügte diese Stärke nicht, denn er sagte: „Ein Heer, wie dieses, muß vom Brandschatzen leben; 20 000 Mann kann ich aber nicht so ernähren; jedoch mit 50000 kann ich fordern, was ich will." Bald wurde es in allen Teilen Deutschlands und Europas bekannt, daß Wallenstein seine Soldaten gut bezahle, und darum folgten viele seinen Fahnen. Nicht lange währte es, so stand das Heer in der gewünschten Stärke marschbereit da, von Wallenstein geführt, einem Feldherrn, der Jammer und Elend in die Lande trug. — Sem Äußeres schon flößte jedermann „Furcht und Grauen" ein. Die lange, hagere Gestalt war mit einem scharlachroten Mantel umhüllt. Auf dem Haupt trug er den großen Klapphut, mit einer roten Feder geschmückt. In seinem Antlitz lag etwas Geheimnisvolles und Düsteres; Argwohn und Mißtrauen blickte aus den dunkeln stechenden Augen. In den Sternen, meinte er, stehe sein Glück geschrieben, und darum wandelte er iit sternhellen Nächten an einsame Orte, um aus den Sternen sein künftiges Schicksal .zu erfahren. Wenn der Feldherr dann zur Nachtzeit au deu Zelteu feiner Soldaten vorüberschlich, hüllte sich der Soldat, von geheimem Grauen erfüllt, dichter in seinen Mantel, denn es war thut, als husche ein böser Dämon an ihm vorüber. — Von seinen Soldaten forderte er pünktlichen und unbedingten Gehorsam. Über den Widerstrebenden sprach er das Todesurteil mit den Worten aus: „Hängt die Bestie!" Sofort ward der Verurteilte an den nächsten Baum geknüpft. Mit dem gesammelten Heer durchzog er die deutschen Gaue, um sich mit Tilly zu vereinigen und die Macht des Dänenkönigs zu vernichten. Dieser war inzwischen schon von Tilly besiegt worden und eilte seinem Lande zu. Die Heere Tilly's und Wallenstein's verfolgten aber den geschlagenen König, der nun Frieden machen und versprechen mußte, sich hinfort nicht mehr in die deutschen Angelegenheiten mischen zu wollen. — Nach kurzer Zeit trennte sich Wallenstein von Tilly und zog an der Ostsee entlang, um sich zum Herrn der pommerschen Ostseeküste zu machen. Alle Städte öffneten dem Feldherrn willig ihre Thore, nur Stralfuud wagte es, dem Gewaltigen zu trotzen. Da schwur er in seinem Zorn, daß Stralsund erobert werden müsse, „und wenn es mit Ketten an den Himmel gebunden wäre." Nach längerer Belagerung mußte er aber doch abziehen, ohne daß er sein Ziel erreicht hatte. (Gedicht: „Wallenstein vor Stralsund" v. Günther.)

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 109

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brmidenburgisch-preußischeir Geschichte. 109 allen Teilen der Stadt die Verteidigung aufs beste. Jede Aufforderung Tilly's, die Stadt zu übergeben, wurde abgelehnt, weil die Magdeburger auf die Hilfe Gustav Adolfs hofften. Endlich beabsichtigte der kaiserliche General, die Belagerung aufzuheben, um wohlgerüstet und ungeschwächt dem Schwedenkönig entgegen eilen zu können; jedoch im Kriegsrat machte Pappenheim, „der Mann ohne Mitleid", den Vorschlag, noch einen Sturm zu wagen und denselben in der ersten Morgenfrühe ans-znführen, da die Bürger um diese Zeit am leichtesten zu überrumpeln seien. Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und nun wurde der Sturm in aller Stille vorbereitet. Damit nun die Bürger zu der Überzeugung gelangten, Tilly habe die Belagerung aufgehoben, stellten sich die Feinde, als ob sie sich zurückzögen, um sich auf den Kampf mit den Schweden zu rüsten; diese List war aber nur erdacht, um die Bürger recht sorglos zu machen und sie desto sicherer ins Elend zu bringen. Als die Bürger den Abzug der Feinde bemerkten, wurden sie von großer Freude erfüllt, deuu nun hatte ja alle Angst und Not ein Ende. Sie glaubten, der Schwedenkönig sei jedenfalls nahe und brächte ihnen Hilfe. Eine große Anzahl derbürger hatte sich darum am Abend des 9. Mai zur Ruhe begeben. Die wenigen Wachen, welche ans den Schauzeu ausgestellt warnt, gaben sich auch dem Schlummer hüt; doch bald sollte ein entsetzliches Erwachen folgen. Plötzlich ertönt Kanonendonner. Die Bürger fahren erschreckt auf und eilen aus die Wälle; doch es war zu spät. Pappeuheim hatte schou die erste Schanze überstiegen und war mit einem Teil des Heeres im Vorrücken begriffen. Durch eine geheime Pforte gelang es ihm, in die Stadt zu dringen. Mit dem Rufe: „Jesus Maria!" erfüllten die ersten feindlichen Scharen die Straßen der Stadt, und nun erst wurden sich die Bürger der grausigeu Gefahr bewußt, in der sie schwebten. Die Sturmglocken läutetet:, aus Häusern lind Türmen wehten die Kriegsfahnen, und Alles griff zu den Waffen. Falkeuberg, der tapfere Held, sammelte die Bürger um sich und drang gegen Pappenheims Scharen vor, aber bald sank er, von einer Kugel getroffen, tot zu Boden. Die Scharen, jetzt des Führers beraubt, kämpften doch mit Heldenmut weiter, aber es war alles vergeblich, deuu an verschiedenen Seiten der Stadt hatten Tillys Heere einen Vorteil nach dem andern errungen. Bald überstiegen sie die letzten Schanzen, und mit dem Ruf: „All' gewonnen, all' gewonnen!" nahmen die entmenschten Horden das unglückliche Magdeburg in Besitz. Jetzt begauu das grausige Mordwerk der schrecklichen Sieger. Mit teuflischer Freude eilten die Eroberer in die Häuser, schonten weder Alter noch Geschlecht, raubten, plünderten und vernichteten dann alles,

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 110

1892 - Osterburg : Danehl
110 Bilder aus der brandenburglsch-preußischen Geschichte. was sie nicht mitschleppen konnten. Die Feder sträubt sich, die gräßlichen Jammerscenen auszumalen, die ans den Straßen sich ereigneten. Ta sah man wilde Kroaten durch die Stadt eilen, auf ihrer Lanze ein Mint) haltend, das sie dann mit höhnischem Lachen an den Steinen zerschmetterten; an den Straßenecken lagen Kinder neben ihren ermordeten Eltern und schrieen jämmerlich. Um einem schrecklichen Schicksal zu entgehen, stürzten sich 20 edle Jungfrauen in die Elbe; in einer Kirche fand man später 53 Frauen mit abgehackten Köpfen. Mord, Jammer, Thränen und Elend überall. Wegeu der Menge von Leichen konnte man nicht mehr weiter vordringen; daher warf man die Ermordeten in die Elbe, welche dadurch zuletzt sogar in ihrem Laufe gehemmt wurde. Bald loderten an verschiedenen Seiten der Stadt die Feuerflammen empor, und nicht lange währte es, so glich die kurz vorher noch so blühende Stadt einem schrecklichen Flammenmeer. Die Glut des Feuers trieb die grausigen Würger aus der Stadt; diejenigen aber, welche ihren tierischen Leidenschaften nicht widerstehen konnten, kamen in den Flammen um, und daher faud man späterhin viele der unmenschlichen Sieger an der Seite ihrer unglücklichen Opfer. Nach drei Tagen zog Tilly in die zerstörte Stadt ein; dieselbe war jetzt ein großer Trümmerhaufen geworden, ans dein nur noch die Domkirche nebst einigen elenden Häusern hervorragten. Freunde und Feinde versichern, daß Tilly beim Anblick des in Trümmer und Asche gesunkenen Magdeburg, Thränen der Rührung vergossen habe. — Auch aus einigen andern Zügen erkennen wir, daß dieser Feldherr nicht ein so hartherziger lind wilder Mann war, wie er oft geschildert worden ist. Er ließ z. B. an die Armen, die sich während der Zerstörung in den Dom geflüchtet hatten, Brot verteilen und sicherte ihnen seine Gnade zu. Überdies ist nachgewiesen, daß Tilly nicht die Hauptschuld an der Zerstörung trägt, denn er hatte die Absicht, Magdeburg zu einem Hanptwafsenplatz zu machen und mußte es ihm daher lieber sein, wenn er in den Besitz der Stadt auf weniger gewaltsame Weise gelangte. Freilich war Tilly ein strenger und hartherziger Feldherr; jedoch ist ihm dies nicht zum Borwurf zu machen, da er einer Zeit angehörte, in der das rauhe Kriegslebeu jedes Herz verhärtete. Die Hauptschuld an dem Unglück der Stadt ist jedenfalls dem Pappenheim beizumessen, der auch nach der Einnahme mit stolzer Siegesfreude an den Kaiser berichtete, daß „seit Trojas und Jerusalems Zerstörung ein solcher Sieg nicht gesehen worden sei." 7. Breitenfeld. Als Gustav Adolf von dem traurigen Schicksal der Stadt Magdeburg hörte, ward er aufs tiefste bekümmert. Er klagte die Fürsten, die ihn so lange aufgehalten hatten, der Unentschiedenheit

10. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 112

1892 - Osterburg : Danehl
112 Bilder aus der brandenkmrgisch-preußischen Geschichte. kranken nach Ingolstadt, wo er nach kurzer Zeit starb. Nun stand ganz Barern dem Schwedenkönige offen. Das baierische Volk, welches des Königs Zorn durch grausame Ermordung einzelner Schweden erregt hatte, zitterte vor ihm; jedoch mit herzlicher Freundlichkeit empfing er die Abgesandten der Stadt München und sagte zu ihnen: „Mit Recht Hütte ich au eurer Stadt das Unglück Magdeburgs reichen können, allein fürchtet nichts; geht in Frieden und seid eurer Güter und eurer Religion wegen unbesorgt." Der Kurfürst von Baiern, ein Freund des Kaisers, bat um Hilfe; jedoch der Kaiser war selber in großer Verlegenheit, denn kein Feldherr stand ihm zur Seite, der den Oberbefehl über das gesamte Heer hätte übernehmen können. V. Walleusteins Wiedereinsetzung zum Oberfeldherrn. In seiner Not wandte der Kaiser sich abermals an Wallenstein, an den Mann, den er einst seines Amtes entsetzt hatte. Nach einigem Sträuben ging Wallenstein ans den Wunsch des Kaisers ein, aber der Kaiser mußte ihm die Er-füllmtg schwerer Bedingungen versprechen, was auch geschah. Nun sammelte er wiederum ein großes Heer und erschien auf dem Kampfplatz in Deutschland. 10. Lützen. Wallenstein eilte aber nicht dem Maximilian zu Hilfe, wie dieser gehofft hatte, sondern er zog nach dem Kurfürstentum- Sachsen, wohin er den Krieg zu spielen hoffte. Um das wehrlose Sachsen zu retten, eilte Gustav Adolf dem Wallenstein nach, und beide Heere trafen sich dann in der großen Ebene von Lützen, wo es zur Schlacht kam. (6. November 1632.) Dichter Nebel bedeckte am Morgen des Schlachttages die Gefilde. Tiefes Schweigen herrschte noch in den Reihen der Krieger, die sich bald in heißem Ringen einander gegenüberstehen sollten. Um 9 Uhr durchbrachen die Sonnenstrahlen den dichten Nebel. Jetzt wird es im Lager der Schweden lebendig. Sie rüsten sich zum Kamps. Gustav Adolf sprengt an den Reihen seiner Krieger vorüber und ermuntert sie zu treuem Aushalten. Mit dem Gesang: „Ein' feste Bnrg ist unser Gott re.!" ziehen die Krieger in den Kampf. Der König eröffnet den Angriff mit den Worten: „Nun wollen wir d'ran! Das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Nun stürmt er mit den Seinen gegen die Verschanzungen der Feinde, welche die Tapferen mit einem mächtigen Kugelregen empfangen. Viele sinken in den Tod; jedoch die mutigen Scharen dringen unaufhaltsam vorwärts, und es gelingt ihnen auch, die Wallen; steinschen zum Weichen zu bringen. Jetzt aber stürmt Pappenheim mit seinen Reitern daher; die Schweden werden zurückgedrängt; ganz besonders ist der linke Flügel derselben bedrohet. Kaum hat Gustav
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