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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 284

1847 - Leipzig : Engelmann
284 Das christliche Mittelalter. gierde, Ruhmsucht und wilde Leidenschaftlichkeit verdrängten die bessern Regungen und machten einen unbesonnenen, übermüthigen und harten Fürsten aus ihm. — Karls Bestreben war auf die Erweiterung seines schonen von Holland bis zu den Alpen reichenden Herzogthums zu einem austrasischen (gallisch-belgischen) Königreiche mit dem Rhein als Ostgränze gerichtet. Er folgte daher gern der Einladung des von dem Papst entsetzten Erzbischofs von Köln, ihm zur Wiedereroberung sei- nes Bisthums behülstich zu sein, in der Hoffnung, dadurch die Städte am Rhein in seine Gewalt zu bringen. Aber der tapfere Widerstand der Bürger von Neuß und das Anrücken eines Reichsheers unter Kaiser Friedrich Iii. vereitelte diesen Plan und nöthigte ihn zum Abzug. — Kurz vorher hatte Herzog Siegmund von Oestreich, um H75. die Kosten eines unglücklichen Kriegs wider die Eidgenossen, die ihm Thurgau entrissen, zu bestreiten, die habsburgischen Besitzungen (Vorlande) im Elsaß, Sundgau und Breisgau an Karl den Kühnen verpfändet, der einen ungerechten Landvogt darüber setzte. Da vermittelte der staatskluge Ludwig Xi. von Frankreich (§. 350), der die wachsende Größe des Nachbars mit Neid und Besorgniß be- trachtete, und, seitdem ihn Karl in Verbindung mit mehren unzufrie- denen franz. Großen im Felde überwunden, mehr auf Falschheit, Arglist und Treulosigkeit als auf das wechselvolle Glück der Waffen vertraute, zwi- schen Habsburg und den Eidgenossen die „ewige Richtung" (Frieden) und verschaffte dem Herzog von Oestreich das Geld zur Einlösung der verpfän- deten Länder. Als aber Karl mit der Zurückgabe zauderte, vertrieben die gedrückten Elsässer die burgundische Besatzung und schlossen, als jener mit Heeresmacht wider sie zog, um seinen durch ein besonderes Gericht verurtheilten und auf Siegmunds Befehl Hingerichteten Vogt zu rächen, mit dem Herzog von Lothringen und den Eidgenossen unter Frank- reichs Vermittelung ein Bündniß. Da bemächtigte sich Karl Lothrin- gens, nach dessen Besitz ihn schon lange gelüstet und dessen Haupt- stadt Nancy er zu seinem Herrschersitz zu machen gedachte und zog dann mit einem stattlichen, mit vortrefflichem Geschütz versehenen und aufs Reichste geschmückten Heer von Reisigen über den Jura wider die Schweizer. Das Schicksal der tapfern Besatzung von Granson, die der Sieger theils aufhängen, theils im Neuenburger See ertränken là ließ, spornte die Eidgenossen zur Rache. In der Schlacht von Gran- son brachte ihr um die Hälfte schwächeres Heer den Burgundern eine so vollständige Niederlage bei, daß die Ueberlebenden in wilder Flucht sich zerstreuten und die treffliche Artillerie, so wie das prächtige mit kostbaren Stoffen, Gold, Silber und Edelsteinen gefüllte Lager

2. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 775

1847 - Leipzig : Engelmann
Griechenlands Freiheitskampf. 775 seit erinnerte an die Thaten der Vorfahren, so wenig Hellenisches Bült auch in den Adern der Neugriechen fließen mag. Theilnehmend und er- staunt blickten die enrop. Völker auf den Ricsenkampf im Osten, und eilten durch Philhellcnen-Vereine Geldmittel und Streitkräfte zu sammeln, um den Muth der Kämpfer, die sich im Anfang des Jahres 1822 unter Npsilanti und Maurokordato zu einer geordneten republikanischen Staatsforin vereinigt, aufrecht zu erhalten. Galt es doch Cultur und Christenthum gegen rohe Barbaren zu schützen! Die abendländischen Völker zeigten durch die That, daß ihnen christliche Bruderliebe tiefer inwohne, als den Fürsten, die den heil. Bund geschlossen, aber aus Liebe zur Ruhe ein christliches Volk den Streichen ungläubiger Mordbanden bloöstellten. Während der religiös-empfindsame Kaiser Alexander, in Metternichs Jdecn- krcis gebannt, seine Hülfe den Bedrängten vorenthielt, zogen Schaarcn fremder Philhellenen, unter Norm an ns Führung, in das alte Vaterland europäischer Gesittung. Der berühmte englische Dichter Lord Byron widmete sein Talent, sein Geld und seine Thatkraft der Sache Griechen- lands, wo Klima und Anstrengung ihm bald den Tod gaben. — Trotz 1824. der Zwietracht und Selbstsucht der griech. Führer war bis zum Jahr 1825 der Sieg größtenthcils mit den hellen. Waffen, und es schien als ob auf den blutgetränkten und verwüsteten Stätten ein christliches Reich mit geord- netem Staatswescn sich in Freiheit und Selbständigkeit erheben würde. Da erlangte die Pforte eine mächtige Stütze an Michemet Ali, der auf den Trümmern der Mamlnkcn-Herrschaft in Aegypten eine Staats- verwaltung und Kriegsmacht nach enrop. Fuße gebildet und jetzt, einer Auf- forderung des Sultans zufolge, seinen Sohn Ibrahim mit einem be- trächtlichen vielgemischten Heer nach dem Peloponnes schickte. Die kleinen, zwieträchtigen Gricchenschaaren hielten nicht Stand vor dem wohlgerüstctcn Heer des sieggewohnten Aegypticrs; eine Stadt lim die andere fiel in seine Hände; über Blut, Leichen und Brandstätten ging der Zug Jbrahiins und seiner entmenschten Truppen. Von dem festen Tripolizza aus, das sie sich zum Stützpunkt gewählt, wurde der Peloponnes und Livadiens Küste zwei Jahre lang grausenhaft verwüstet. Da schreckte der Fall von Missolonghi die enrop. Kabinette, die bisher nur auf diplomatischem Wege wenig beachtete Vorstellungen gcinacht, ans ihrer Unthätigkeit ans. Als das schwerbcdrängte Missolonghi unhaltbar war, wagten die hclden- müthigen Belagerten mit Weibern und Kindern einen Ausfall auf die ringsum anstürmenden Feinde; der dritte Theil wurde erschlagen, Misso- longhi ging in Flammen auf und alle Zurückgebliebenen fanden unter den Trümmern ihren Tod. 8. 765. Ausgang. Kurz zuvor war Kaiser Alexander ins Grab Dc^. gcsticgen und sein zweiter Bruder Nicolaus führte, da der ältere, Cou- staut in, dem Thron entsagt hatte, das russische Scepter, nach der blu- tigen Unterdrückung einer Militärvcrschwörung, deren Zweck war, durch Uebcrtragung der Krone an Constantiu die unbeschränkte Zaarcnmacht mit einer constitutionellcn Verfassung zu umgeben. In England war das Staatsrudcr den geschickten Händen des hochsinnigen Canning anvertraut, der auf der Höhe des Lebens seine Jugendträume und die Begeisterung

3. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 543

1847 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 543 von Maintenon, bei Ramillies, wo das stanz. Heer theils verwundet oder getödtet, theils gefangen oder zerstreut ward und Geschütz, Fahnen und Kriegsgeräth den Siegern zufielen. Die span. Niederlande mußten sich den Verbündeten ergeben und den bstreich. Thronbewerber als Herrscher anerkennen. Eifersüchtig auf Marlboroughs Glück, suchte Prinz Eugen in Oberitalien, wo an Vendome's Stelle der H e r z o g von Orleans und zwei andere Befehlshaber das aus 80,000 Mann be- stehende stanz. Heer anführten, ähnlichen Kriegsruhm zu erkämpfen. Er vereinigte sich durch einen meisterhaften Marsch mit dem Herzog von Savoyen und brachte dann mit weit geringern Streitkräften den Franzosen bei Turin eine solche Niederlage bei, daß die große Armee Septbr. vernichtet oder zerstreut ward und ganz Oberitalien in die Gewalt der Sieger kam. Eugen's Ruhm erschallte weit hin und sein Name blieb fortan im Munde des Volkes, das seine Thaten in Liedern pries. Von Mailand aus wurde im nächsten Jahr das Königreich Neapel durch einen einzigen leichten Feldzug für Karl von Oestreich ge- iw. Wonnen. — Nur in Deutschland, wo an die Stelle des kurz vorher gestorbenen Ludwig von Baden ein unfähiger Feldherr zum An- führer des langsamen, zwieträchtigen und unschlüssigen Reichsheers ernannt worden, behauptete der Marschall Villars das Feld. Rau- bend und verwüstend durchzogen seine Truppen, von Straßburg aus, Schwaben und Franken. §. 603. Frankreichs Demüthigung. Ludwigxiv., an einem glücklichen Ausgang des Kriegs verzweifelnd und die Noth seines er- schöpften Reiches erwägend, wünschte nunmehr Frieden. Aber durch den Einfluß Eugens und Marlboroughs, die das Kriegsglück zu Frankreichs Demüthigung benutzen wollten, wurden seine Anträge von England, Holland und Oestreich zurückgewiesen. Umsonst hoffte Ludwig durch neue Anstrengungen Frankreichs gesunkene Kriegs- ehre wieder herzustellen und dann wie früher die Friedensbedingungen vorzuschreiben — der glänzende Sieg Eugen's und Marlborough's i?«8- bei Oudenarde an der Schelde über das von zwieträchtigen Anführern befehligte Heer der Franzosen vernichtete die letzte Hoffnung Ludwigs, und da eine durch strenge Winterkälte verursachte Mißernte den ge- drückten Landmann an den Bettelstab brachte und die Minister eine Fortsetzung des Kriegs für unmöglich erklärten, mußte der stolze Mo- narch sich zu den größten Demüthigungen bequemen. Man verlangte von ihm die unbedingte Entsagung auf Spanien, Mailand, die Niederlande und die aussereuropäi sch en Besitzungen, und als er dazu bereit war und für seinen Enkel nur Neapel und Si ci-

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 71

1847 - Leipzig : Engelmann
B. Die griechische Welt. 71 das Geschick seines unglücklichen Gegners und ließ den Mörder, der den Königstitel angenommen, aber bald von den Macedoniern besiegt und gefangen ward, nach persischer Sitte ans Kreuz schlagen. §. 98. Durch die kühnsten Märsche über das schneebedeckte Hin- dukuhgebirg (indischen Kaukasus), wo die Soldaten dem Hunger und der Anstrengung beinahe erlagen, gelang es dem kühnen Eroberer sich 32s. Z28. in den nächsten 2 Jahren der Gebirgsländer (im Südosten des kaspi- schen Sees und an den Flüssen Oxus (Amu) undjaxartes (Sir),) die den Namen Hyrcanien, Bactrien und Sogdiana (Turke- stan, Afghanistan u. a.) führten, zu bemächtigen und durch Anlegung neuer Heerstraßen zugänglich zu machen und mit den übrigen Ländern zu verbinden. Sein hoher Geist war nicht blos auf Krieg und Er- oberung, sondern auch auf Civilisirung der wilden und streitbaren Be- wohner gerichtet. Vier neu gegründete Städte, die seinen Namen tru- gen (Alexandria) und hellenische Cultur in diese äußersten Grenzen der bekannten Erde verpflanzten, wurden fortan der Mittelpunkt des Kara- vanenhandels und haben sich wahrscheinlich bis auf unsere Tage, wenn- gleich unter veränderten Namen (Kandahar, Kelat) erhalten. c) Alexanders Zug nach Indien. §. 99. Obgleich die Macedonier wiederholt ihre Unzufriedenheit über die unbegrenzte Eroberungssucht ihres Gebieters kund gegeben, so zog doch Alex, weiter, um auch die Länder diesseits und jenseits des 3*7. Indus seiner Herrschaft zu unterwerfen. Aber die streitbaren, von ihren Büßern und Priestern angefeuerten Bewohner der Berggegenden des Pendschab setzten ihm einen kräftigern Widerstand entgegen, als die feigen Unterthanen des Perserkönigs. Mehr als einmal schwebte, bei Erstürmung der festen Burgen, Alexanders Leben in der höchsten Gefahr. Die gegenseitige Eifersucht der vielen kleinen Fürsten des Pendschab erleichterte den Macedoniern die Einnahme (wie in unsern Tagen den Engländern). Mehre von ihnen (darunter der ostwärts vom Indus herrschende Taxiles) verbanden sich mit Alexander gegen Porus den mächtigsten dieser Fürsten, jenseits des Hyd asp es (Dsche- lum). Der Uebergang über diesen Fluß im Angesicht des Feindes und die darauf folgende Schlacht, in der Porus gefangen wurde und 20,000 Inder die Wahlstatt deckten, gehören zu den größten Kriegsthaten des Alterthums. Zwei neugegründete Städte, Bucephäla (Alexanders Pferd zu Ehren) und Nicäa (Siegesstadt), sollten auch diese Länder der griech. Cultur erschließen. Auf beschwerlichen Märschen zog er dann immer weiter nach Osten bis zum Hyphässs. Hier murrten aber die

5. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 369

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 369 der Kriegsrüstungen, rasch seine Truppen aufbot und 40,000 Mann ins Feld rücken ließ. Die Protestanten hatten so wenig eine Ahnung von dem Bündnisse des Kaisers, daß der Kurfürst bei seinem Auszug seinem Vetter Moritz die Verwaltung der Kurlande übertrug und daß die Bundeshauptleute, aus Rücksicht für die vermeintliche Neutralität Ferdinands und des Herzogs von Bayern die klugen Pläne des von den oberdeutschen Städten zum Feldherrn gewählten Sebastian Schärtlin von Burtenbach verwarfen. Dieser wollte nämlich durch einen raschen Zug auf Regens bürg, wo sich der Kaiser mit wenigen Truppen befand, eine Entscheidung herbeiführen, aber der Kriegsrath, bei dem Viele zu gebieten hatten, untersagte es ihm, um Bayern nicht zu verletzen. Hierauf wandte sich Schärtlin gegen Tyrol, bemächtigte sich durch einen raschen Angriff der Klause bei Füßen und war im Begriff in Tyrol einzudringen, um den Zugang der italienischen Trup- pen abzuschneiden oder das Concil von Trident zu zersprengen — aber auch dieses Unternehmen wurde nicht gestattet, damit Ferdinand nicht gekränkt würde. So erhielt Karl, der bereits über den Kurfürsten und den Landgrafen wegen Hochverrates an Kaiser und Reich die Acht ausgesprochen, Zeit aus Italien Hülfstruppen herbeizuziehen und in Ingolstadt eine feste Stellung zu nehmen. Die Achtser- klärung machte Anfangs viele bedenklich, zumal da der Kaiser die Idee eines Religionskriegs zu unterdrücken suchte, als aber ein aufgefangenes Ausschreiben des Papstes an die kathol. Stände der Schweiz den Pro- testanten die Augen öffnete - über die Verbindung Karls mit Rom und über das Ziel des Kriegs, da erwachte in dem prot. Heere Zorn und Unwillen über die Täuschung. Eine Vertheidigungsschrift wider- legte die Beschuldigungen der Achtserklärung, eine Reihe heftiger Flug- schriften suchte die Nation aufzureizen wider einen Kaiser ,,der sich aus einem Reichsoberhaupt zum Gehülfen und Beamten des Papstes ge- macht^ und gegen den man daher mit Recht die Waffen ergriffen habe. Indessen hatten der Kurf, und der Landgraf selbst die Führung über- nommen und bekämpften den Kaiser, dem sie noch immer an Zahl überlegen waren, in Ingolstadt. Umsonst rieth Schärtlin hier zu einem Hauptsturm; mit kleinen, fruchtlosen Gefechten vergeudeten sie die Zeit, bis auch die niederländischen Truppen sich mit dem kaiserl. Heere vereinigt, und Karl im Stande war, angriffsweise zu verfahren. Er rückte in Schwaben ein. Noch waren die Streilkräfte gleich, und da die naßkalte Witterung Krankheiten bei den spanischen und italienischen Truppen erzeugte, so durften die Protestanten, die dem Kaiser nicht von der Seite wichen, bald einen billigen Vertrag erwarten, wenn Weber, Geschichte. 24

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 456

1847 - Leipzig : Engelmann
1624. Nvv. 1626. Mai ^56 Das siebenzehnte Jahrhundert. kein Herz für die Leiden des Volkes, aber eine freigebige Hand für den Soldaten hatte? §. 537. Wallenstein 's und Tilly's Siege. Im Früh- jahr eröffnete der von den niederdeutschen Standen zum Kreisobersten gewählte Christian Iv. ander Weser den Krieg gegen Tilly, ohne etwas Nahmhaftes auszuführen. Als aber Wallenstein mit seinen wilden Schaaren die von Krieg bisher unberührte Gegend an der Elbe besetzte und mit Tilly in Verbindung trat, erlangte die kaiferlich-ligistische Kriegsmacht bald die Oberhand über den getheilten und zwieträchtigen Norden und die geschwächten Truppen der Protest. Heerführer. Mans- feld erlitt bei der Dessauer Brücke durch die Friedlandischen eine blutige Niederlage, die ihm alles Geschütz und einen großen Theil sei- nes Kriegsvolkes raubte. Verfolgt von Walleustein zog der unermüdliche Kriegsheld mit dem Reste seines Heeres auf höchst beschwerlichen Märschen nach Ungarn, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen; da aber dieser wankelmüthige Fürst zu derselben Zeit mit Ferdinand einen Frieden abschloß, so mußte Mansfeld weiter ziehen. Er schlug seinen Weg über Bosnien nach Venedig ein, wurde aber auf dem Zuge in Folge der allzugroßen An- strengung von einem Fieber dahingerafft. Im Kriegsgewand und mit dem Schwerte umgürtet erwartete er auf zwei Offiziere gestützt stehend den Tod. Seine Leiche liegt in Spalatro begraben. Wenige Monate vorher war auch der tapfere Christian von Braun schweig im 27. Jahre seines Lebens ins Grab gestiegen, und im August dieses ereignißvollen Jahres erlitt Christian Iv. bei Lutter am Barenberge nach heldenmüthigem Kampfe durch Tilly eine Nie- derlage, bei der er selbst nur mit Mühe der Gefangenschaft entging. Ganz Niederdeutschland war jetzt dem ligistischen Heere blosgestellt und die evangel. Stande eilten, selbst unter harten Bedingungen mit dem Kaiser ihren Frieden zu machen. Zwar erschien Christian Iv., in Ver- bindung mit dem Markgrafen von Baden und unterstützt von England, abermals an der Elbe; als sich aber Tilly mit Wallenstein, der indessen Schlesien erobert und die Herzoge von Meklenburg, weil sie den Dänen beigestanden, aus ihrem Lande getrieben hatte, vereinigte, mußte das dänisch-deutsche Heer der Uebermacht weichen. In Kurzem sielen Holstein, Schleswig und Jütland unter ent- setzlichen Verheerungen in die Hände der Kaiserlichen und Wallenstein ging mit dem Gedanken um, diese Länder ihrem angestammten Fürsten zu entreißen und Ferdinands unmittelbarer Herrschaft zu unterwerfen. Nur die Furcht vor dem hartnäckigen Kriege, in den dadurch der Kaiser mit allen Staaten der Nord- und Ostsee verwickelt worden wäre und

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 457

1847 - Leipzig : Engelmann
Der dreißigjährige Krieg. 457 der Heldenmuth der Stralsunder brachten ihn von dem Vorsatz ab. 1g20. Christian Iv. erhielt im Frieden von Lübeck seine verwüsteten Län- der zurück, mußte aber versprechen, sich jeder weitern Einmischung in die deutschen Angelegenheiten zu enthalten. §. 538. Oestreichs Uebermacht. Nach der Schlacht bei Lutter schien Ferdinands Machtvollkommenheit in Deutschland fest begründet. Die zwietrachtigcn Protestanten waren theils besiegt, theils gewonnen, theils ein- geschüchtert; im Knrfürsteneollegilim waren seit Maximilians Erhebung 5 Katholiken gegen zwei (laue) Protestanten (Sachsen und Brandenburg). Hätte der Kaiser eine Hand zur Versöhnung geboten, so wäre Habsburgs Macht in Deutschland großer gewesen als je. Aber Ferdinands religiöse Befangenheit stand einer großartigen Politik im Wege. Sein Sieg sollte zugleich der Triumph des Katholicismus über die ausgeschiedenen Confes- siouen sein; darum wurden in Böhmen und Oestreich die Gewaltschritte gegen die Ketzer immer härter und nur schleunige Flucht mit Verlust der Habe vermochte den standhaften Protestanten vor dein Besilche der Messe zu retten. Aehnlich verfuhr Maximilian in der ihm vom Kaiser zuerst als Lehn, dann erb- und eigenthümlich überwiesenen Obcrpfalz, und selbst in dem Theil der Unterpfalz, der als Kostenersatz ihm einstweilen zugetheilt worden, trieben die Jesuiten ihr Bekehrungswerk. Dein Norden drohte ein ähnliches Verfahren, seitdem Wallen stein durch kaiserl. Be- lehnung das Hcrzogthum Meklen bürg erhalten und dasselbe nun durch Eroberung der pommersch cn Ostküste zu erweitern trachtete. Das Beispiel des Herzogs von Pommern, der sein Land den verheeren- den Truppen des Friedländerö einräumen mußte und des dem Kaiser bis- her treuergebenen Kurfürsten von Brandenburg, in dessen Staaten ebenfalls kaiserliche Besatzung gelegt wurde, schreckte alle Protest. Fürsten. Und als nun gar Wallcnstein Anstalten traf, an dem baltischen Meer eine deutsche Seemacht zu gründen, um die Feinde des Kaisers vom Ostseehandcl auszuschließen, da geriethen nicht nur die Hanseaten und alle Ostsee-Staaten, sondern auch die Niederländer und Engländer in die größte Besorgniß. 8. 539. Das Restitutionsedikt und Wallensteins Ab- setzung. In dieser Noth gab Stralsund ein erhebendes Beispiel von Vaterlandsliebe und Heldenmuth. Standhaft weigerte sich die Bürgerschaft friedländische Besatzung in ihre Mauern aufzunehmen. Da rückte Wallenstein mit seinen furchtbaren Kriegsschaaren vor die Stadt und schwur, sie zu erobern, wäre sie auch mit Ketten an den Himmel gebunden. Aber alle Stürme scheiterten an der festen Lage und an dem Heldenmuth der Bürgerschaft, die geschworen hatte, Gut und Blut hinzugeben für die Erhaltung der Religion und der alten Rechte und Freiheiten. Von Dänemark und Schweden unterstützt, . trotzte Stralsund 10 Wochen lang allen Stürmen; 12,000 Menschen opferte der kaiserliche Feldherr umsonst.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 459

1847 - Leipzig : Engelmann
Der dreißigjährige Krieg. 459 Polen zugeschickt, und besorgt um die durch Walleustcins Pläne bedrohte Herrschaft der Ostsee, beschloß Gustav Adolf sich in den deutschen Krieg zu mischen, theils um den gefährdeten evangel. Glauben in Deutschland zu erhalten, theils um Schwedens Macht zu sichern und über die ganze Ost- secküste auszudehnen. Der Kardinal Richelieu, der Unterdrücker der stanz. Hugnenotten, trug kein Bedenken, zum Schutze der deutschen Protestanten mit Gustav Adolf ein Bündniß einzugehen und demselben zur Bekämpfung des in Deutschland und Italien*) immer mächtiger aufstrebenden Habs- burgs Hülfögelder zu liefern. *) In Italien bestritt das spanisch-östreich. Haus die gegründeten Erbansprüche des von Frankreich unterstützten Herzogs v. Revers (aus der Familie Gonzaga) auf das erledigte Herzogthum Mantua. Oestreich. Truppen besetzen Graubünd- ten und das Veltlin, erstürmten Mantua und übten die gewohnten Kriegsgräuel; aber dennoch wurde der Mantuanische Erbfolgekrieg nach Richelieu's Wunsch geendigt. Der Kaiser belehnte den stanz. Prätendenten mit Mantua und Montserat (1631). Nach einer unter stanz. Vermittelung zwischen Schweden und Polen geschlossenen Waffenruhe erfolgte Gustav Adolfs Landung an Pommerns Küste. Der alte Herzog dieses von den kaiscrl. Truppen grausenhaft verheerten und mißhandelten Landes schloß mit den Schwe- den einen Vertrag, worauf diese Stettin einnahmen, die Feinde vertrie- den und ganz Pommern mit Rügen besetzten. Gustav's Frömmigkeit und die strenge Mannszucht seiner Soldaten, die sich zweimal täglich zur Andacht um ihre Feldprediger sammelten, bildete einen auffallenden Contrast gegen die landerverwüstende Kriegsweise Tilly's und Wallen- steins; daher das Volk die Schweden und ihren hochsinnigen König überall als Retter und Befreier begrüßte. Nicht so die Fürsten, die, aus Furcht vor des Kaisers Rache, das angebotene Bündniß zu- rückwiesen und auf dem Leipziger Fürstentag den Beschluß faß- ten, eine neutrale Stellung zu beobachten, aber die Vollziehung des Restitutionsedikts mit Waffengewalt zu hindern; nur Magdeburg, die Herzoge von Lüneburg, Sachsen-Weimar und Lauenburg und der Landgraf von Hessen-Cassel schlossen sich dem Könige an. §. 541. Magdeburgs Zerstörung und die Leipziger Schlacht. Während die Schweden an der Oder heraufzogen und Frankfurt erstürmten, rückte Tilly, dem nunmehr auch der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übergeben war, vor Magdeburg, wo der in schwedischen Diensten stehende Oberst Falkenberg die Vertheidigungsanstalten leitete. Gustav Adolf versprach der Stadt bal- dige Hülfe. Um aber im Rücken gedeckt zu sein, mußte er den ihm verschwägerten Kurfürsten von Brandenburg, der bisher mit dem Kaiser in Frieden gewesen, so wie Sachsen zu einem Vertrag bringen. Der Ftbr. 1631.

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 460

1847 - Leipzig : Engelmann
460 Das siebmzehnte Jahrhundert. erstere räumte nach einigem Zögern den Schweden Spandau als Waffenplatz ein; da aber der Kurfürst von Sachsen hartnäckig den Durchzug durch sein Land verweigerte und sich daher der Schwedenkönig mit Unterhandlungen aufhielt, wurde Magdeburg nach wiederholten ^Mai Stürmen von Tilly und Pappenheim erobert und zerstört. Von Raubsucht und Rachgier getrieben stürmten die entmenschten Kriegs- schaaren, denen eine dreitägige Plünderung zugesagt war, in die un- glückliche Stadt, die nunmehr der Schauplatz entsetzlicher Gräuel ward, bis eine, von allen Seiten unaufhaltsam sich fortwälzende Feuersbrunst sie zuletzt in einen Aschenhaufen verwandelte. Die Domkirche, wo der Sieger ein Te Deum singen ließ, das Liebfrauenkloster und einige Fischerhütten waren die einzigen Reste der blühenden Reichsstadt. Fal- kenberg war unter den Erschlagenen. Während sich hierauf Gustav Adolf des Landes zwischen der Oder und Elbe bemächtigte und die Herzoge von Meklenburg wieder in ihre Staaten einsetzte, wendete sich Tilly gegen Hessen und Weimar, um diese Fürsten wegen ihres Bündnisses mit Schweden zu züchtigen und kehrte dann seine Waffen gegen Kursachsen, das Haupt des Leipziger Bundes. Schon waren Halle, Merseburg, Naumburg und andere Orte in den Handen der Kaiserlichen, als der Kurfürst in seiner Bedrängniß mit Gustav Adolf ein Bündniß schloß und dessen Beistand gegen Tilly's mordbrennerische Schaaren anflehte. Da kam es zu der blutigen Schlacht Sept. von Leipzig und Breitenfeld, wo die kampfgeübten kaiserl. Schaaren durch das überlegene Feldherrntalent des Königs und die standhafte Tapferkeit seiner Krieger eine schwere Niederlage erlitten. Tilly, der selbst in Lebensgefahr schwebte, verlor 7000 seiner tapfersten Streiter und mußte eilig nach dem Süden ziehen, indeß die Sachsen in Böhmen einrückten und Gustavadolf, dem nunmehr ganz Deutschland offen stand, sich dem Main und Rhein zuwandte. Noch vor Ablauf des Winters war das Bisthum Würzburg und der größte Theil der Unter- pfalz in schwedischen Händen. §. 542. Gustav' s Siegeszug. Das von seinem Bischof ver- lassene Stift Würzbnrg mußte dem König huldigen und empfing eine schwedische Landesregierung. Die reiche Iesuitenbibliothek wan- derte nach Upsala. Hierauf zog Gustav über Hanau nach der kaiser- lichen Krönungöstadt Frankfurt, bewerkstelligte bei Oppenheim einen beschwerlichen Uebergang über den Rhein (wobei 500 Spanier er- schlagen wurden), besetzte Mainz, Worms, Mannheim, Spcier und viele pfälzische Orte. Dieser glanzende Fortgang scheint in Gustav's Seele allerlei hochstrebende Plane geweckt zu haben. Daß er sich an verschiedenen Orten als Lehnsherr huldigen ließ, daß er den geächteten Kurfürsten von der

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 462

1847 - Leipzig : Engelmann
462 Das siebenzehnte Jahrhundert. und Religionsmeinungen unter seine Fahne geführt, übernahm er das Commando nur unter Bedingungen, die ihm fast kaiserliche Gewalt einräumten*). Allgemein erwartete man, Wallenstein würde sogleich die Schweden aus Bayern vertreiben; aber sei es aus Groll gegen Maximilian, den Urheber seiner Absetzung, sei es daß er andere Kriegs- pläne verfolgte, er zog nach Böhmen, wo die Sachsen nach der Einnahme von Prag unthätig und in zweideutiger Haltung gegen Gustav Adolf ver- harrten. Erst als er Prag wieder erobert und das ganze Land mit leichter Mühe von den Feinden befreit hatte, beachtete er die dringenden Bitten Maximilians und die Mahnungen des Kaisers, indem er sich der bayerischen Grenze näherte und nach der Vereinigung mit den bayerischen Truppen dem Schwedenkönig, der mittlerweile eine feste Stellung in der Nähe des befreundeten Nürnberg bezogen, nach Franken folgte. Unter Brand und Verheerung rückten die Wallenstein'schen Truppen herbei, schlugen zwei Stunden von Nürnberg auf einer Anhöhe ein festes Standlager und schnitten dem Feinde jede Zufuhr ab. Umsonst bot Gustav Adolf, nachdem er seine zerstreuten Truppenabtheilungen an sich gezogen, dem Gegner eine Schlacht an; Wallenstein verharrte in seiner Stellung Monate lang. Bald war alles Land auf 7 Meilen in der Runde ausgezehrt und verwüstet und die reichen Vorräthe Nürnbergs, womit bisher die Bedürfnisse des schwedischen Heeres befriedigt worden, fingen an zu schwinden. Dies bestimmte Gustav zu einem Angriff auf Wallensteins Lager; aber vor den furchtbaren Feuerschlünden erlagen die kühnen Stürmer. Nach schweren Verlusten mußte der Plan aufgegeben werden, worauf die Schweden, nachdem sie Nürnberg durch eine gute Besatzung geschützt, sich wieder nach der Donau wendeten, in der Hoffnung den Feind nachzuziehen. ') Die Bedingungen waren: ,,Dcr Herzog von Friedland erhält als kaiserlicher Generalissimus den Oberbefehl in absolutissima forma und ertheilt Begna- digungen und verhängt Consiskationen im Reich nach eigenem Ermessen. Als or- dentliche Belohnung wird ihm ein östreich. Erbland zugesagt, als außcrordentl. erhält er die Oberlehnshcrrschaft über die künftig zu erobernden Länder. Im Frie- den wird ihm Meklenburg wieder überwiesen". §. 544. Schlacht bei Lützen. Aber Wallenstein verfolgte an- dere Plane. Nachdem er sein Lager angezündet, rückte er unter wilder Verheerung über Bamberg (wo ihn Maximilian mit seinen Truppen verließ) in Sachsen ein, eroberte Leipzig und vereinigte sich mit Pappenheim. Dringend flehte der bedrohte Kurfürst Gustav's Hülfe an und dieser zog abermals zur Rettung des zweideutigen Bundes- genossen an die Saale. Da ereignete sich an einem neblichen Novem-
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