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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 253

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordamerika. 255 Menge von Flüssen, und überdies ist das Land mit Seen reichlich versehen, die größtentheils durch Flüsse mitein- ander in Verbindung stehen, und daher eine schissbare Wasserstraße gewähren. Die größten unter diesen Seen sind: der große Bärensee, im hohen Norden, gerade unter dem nördlichen Polarkreise, zwischen dem Macken- zie und Kupferminenflusse; der große Sklaven jee, südöstlich vom vorigen und vom Sklavenflusse durchfloj- sen, der bei seinem Ausflusse den Namen Mackenzie er- hält; der schmale aber lange Athapeskowsee, südlich vom Sklavensee und der Winipegsee, südöstlich vom vorigen und vom Saskatschewin durchflossen, der nach seinem Ausflusse Nelson heißt. In den nördlichsten Gegenden, besonders in der Nähe des Eismeeres, ist ein äußerst kaltes Klima, wo aller Baumwuchs aufhört, in den südlichen Theilen, vorzüglich je weiter man sich von der Hudsonsbai ent- fernt, und gegen Westen vordringt, wird das Klima milder und der Boden fruchtbar, wenigstens mit herrli- chen Waldungen und einer Menge von wilden Stau- dengewächsen und Gesträuchen bedeckt. Von Thieren finden sich vornehmlich Musethiere (Elenthiere), Bisons, Bisamochsen, Rennkhiere, Hirsche, Rehe, Bären, Wölfe, Pelzwild, vielerlei Geflügel, Fische. Auch giebt es meh- rere schätzbare Mineralien, worunter besonders Kupfer, Eisen, Blei. Der Hauptreichthum jedoch besteht in dem Pelzwerk, welches das in großem Ueberflusse verhandene Pelzwild aller Art liefert, und die Britten veranlaßt, von Canada und von der Hudsonsbai aus in das In- nere dieser Länder einzudringen, zu welchem Zwecke sich Pelzhandelsgesellschaften derselben gebildet haben, und verschiedene Faktoreien oder Handels-Niederlassungen von ihnen daselbst angelegt worden sind. Außer diesen Euro- päern, die sich des Pelzhandels wegen hier aufhalten, bestehen die Einwohner aus Indianern von vielerlei Voiksstämmen und eine nomadische Lebensart führend, deren Oberhäupter Kaziken heißen. Den nördlichsten Strich, am Eismeere, bewohnen Eiskimos. Die Länder an der Nordwestküste. Man versteht darunter die an der Nordwestküste Amerikas längs des großen Weltmeeres und der Berings-

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 250

1836 - Eisleben : Reichardt
250 I. Nordamerika. Nordpolar länder. 1. Nordamerika. Die Nordpolarlandcr. Man versteht darunter die im nördlichen Eismeere, und dem Nordpole nahe gelegenen Länder, doch ist das nächste derselben noch fast 10 Breitengrade oder 150 Mellen vom Nordpole entfernt. Es sind die traurig- sten Länder der Erde, die von Frost und Schnee star- ren, nur wenige Gewächse hervorbringen, bei ihrer Ar» mukh an Landlhieren einen Reichrhum von Seethieren besitzen, und nur hier und da von wenigen Menschen bewohnt werden, die zu dem auf der untersten Stufe der Kultur stehenden Volke der Eskimos gehören. Dem- ohngeachtet haben sich in dem einen dieser Länder Euro« päische Kolonisten niedergelassen. Vorzüglich bemerkens« werrh sind von diesen Ländern: 1) Spitzbergen, eine Gruppe von Inseln, und das bis jetzt bekannte nördlichste Land der Cstbc, nordöstlich von Island und nördlich von Norwegen, voll spitziger, mit ewigem Eise und Schnee bedeckter Berge, erzeugt nur einige Arten von Moosen und Kräutern und ist unbewohnt , doch halten sich der Jagd und des Fischfanges wegen Russen, die alle Jahre durch Andere ab» gclöser werden, einen Theil des Jahres daselbst auf. 2) Grönland, wahrscheinlich eine Insel oder vielmehr Gruppe von Inseln, an der Ostseite der Bassinsbai und westlich von Spitzbergen, von Gebirgen durchschnitten, und an den Küsten mit unzähligen Inseln und Klippen besetzt, arm an Produkten, wohin vorzüglich Rcnntbiere, Bären, Hunde, Hasen, Geflügel, Wallsische , Seehunde, Wallrossc, Seekühe, Fische, Weiden und Birken, vielerlei Moose, eßbare Beeren, Löffelkraut, mehrere Mi- ncralicn, gehören, ist von Eskimos und von Dänischen Kolonisten bewohnt, deren Niederlassungen sich auf der am meisten bekann- ten Westküste befinden. Daher auch die Dänen sich als die Her- ren Grönlands ansehen. Die wichtigste unter diesen Dänischen Niederlassungen, deren Gesammtbevölkcrung in 6000 Menschen besteht, heißt Julia ns ha ab. Südöstlich davon liegt das Vor- gebirge Farewell, der südwestlichste Punkt Grönlands. 3) die arktischen Hochlande, erst 1818 entdeckt, an der Nordostscite der Bafsinsbai gelegen und wahrscheinlich eine nord- westliche Fortsetzung Grönlands und von gleicher Beschaffenheit, sind von Eskimos bewohnt und nur an wenigen Punkten untersucht. 4) Norddevon, ein großes Land oder wahrscheinlich eine oder mehrere Inseln, gleichfalls nicht lange entdeckt, an der Nord- westseite der Bafsinsbai, hat im Süden den Lancastersund und die Barrowstraße und im Westen den Wellingtonskanal. 5) an der Westseite der Bafsinsbai und der Davisstraße zieht sich vom Lancastersunde und der Barrowstraße bis zu den Sera-

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 254

1836 - Eisleben : Reichardt
2.54 / Länder an der Nordwestküste. straße, von der Insel Quadra oder Vancouver an bis zum Eiskap gelegenen Lander, wovon man nur die Kü- sten kennt, vor welchen viele durch tiefe Einschnitte des Meeres gebildete Inseln liegen. Eine lange Reihe von Gebirgen, worunter der über 17,000 Fuß hohe Vulkan St. Elias, zieht sich mit der Küste gleichlaufend in nicht sehr weiter Entfernung hin, und mehr im Innern sieht man die Kelten des Felsen geb irges sicherheben. Im nördlichen zur Polarzone gehörenden Theile dieser Länder herrscht eine große Kälte, in dem weit größern südlichen Theile, der in der nördlichen gemäßigten Zone liegt, ist das Klima ziemlich mild, und überhaupt milder als in den östlichen Ländern Amerikas und Nord- asiens unter gleicher Breite. Die Produkte bestehen außer schönen Wäldern, eßbaren Beeren und einigen von Europa dahin verpflanzten Gemüse, Arten, vorzüg« lich in Wallfischen, Fischen und kostbaren Pelzwerk. Von Metallen hat man Kupfer und Eisen gefunden. Die Einwohner sind Indianer, die unter unumschränk, kern Gebietern, Tais genannt, stehen, und vom Fisch- fang und von der Jagd leben. In den nördlichsten Gegenden finden sich Eskimos. Von Europäern haben sich vorzüglich Russen niedergelassen. Man theilt ge- wöhnlich diese Länder in die Russische Nordwestküste, welche die Russen als ihre Besitzung ansehen, in die Brittische und in die den vereinigten Freistaaten von Nordamerika gehörende Nordwestküste; doch leben über, Haupt die Eingebauten in völliger Freiheit, außer daß die auf der Russischen Nordwestküste lebenden Indianer- stämme einen gewissen in Pelzwerk bestehenden Tribut an die Russen abgeben müssen. ») die den vereinigten Staaten von Nordamerk, ka gehörende .Nordwestkü ste, welche einen Theil dieser Staaten ausmacht, das Gebiet Oregon bildet, aber fast ganz von frei lebenden Indianern besetzt ist, und worin der große Strom Columbia oder Oregon sich in das stille Meer mündet. b) die Brittische Nordwcstküstc begreift den Theil der Küste von der großen Insel Quadra oder Vancouver an bis zu der Prinz-Wales-Insel, die schon zur Russischen Nordwestküste gehört. , c) die Russische Nordwcstküste begreift den nördlichen Theil, und erstreckt sich von der Prinz-Wales-Insel bis zum Eiskap. Die südlichste Niederlassung der Russen ist die Stadt Neu-Archangelsk, mit einem Hafen und einer Festung, und

4. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 256

1836 - Eisleben : Reichardt
256 Brittisches Nordamerika. len weit hört. Oer St. Lorenz erhält zuletzt eine große Breite, und mündet sich in den St. Lorenzbusen, einen Theil des Atlantischen Meeres, welches hier auch die tief ins Land eindringende Fundybai bildet. Das Brittische Nordamerika liegt zwar zum Theil mit Jrar lien unter gleicher Breite, hat aber ein weit rauheres Klima, als man nach dieser Lage erwarten sollte, und die Winter sind sehr strenge und anhaltend. An den Küsten ist die Luft immer nebeligt. Die Produkte sind vorzüglich: Hausthiere, Pelzwild, Wallfische, Wall« rosse, Robben, Bisons, Musethiere, wildes Geflügel (worunter besonders wilde Truthühner), Fische, vor- nehinlich Kablj.au oder Stockfische, deren Fang haupt- sächlich auf der großen Bank bei der Insel New- foundland getrieben wird, und viele Menschen beschäf« ligt; Getreide. Gartengewächse, Flachs, Hanf, Tabak, ansehnliche Waldungen, Zuckerahornbäume, Eisen, Ku- pfer, Blei, Steinkohlen. Die Einwohner, deren Zahl 1,200,000 beträgt, sind größtenteils Europäer, meistens von Britlischec und Französischer Abstammung; auch giebt es noch In- dianer, doch in keiner bedeutenden Zahl; und ein Theil derselben ist zur Civilisation und zum Christenthum über- gegangen. Ackerbau und Viehzucht werden in vielen Gegenden getrieben; die Industrie ist geringe, desto wich- tiger der Fischfang und der Handel, vorzüglich mit Holz, Fischen und Pelzwerk. Die Pelzhändler dringen bis in die innersten Theile von Nordamerika, und kaufen den Wilden ihr Pelzwerk ab. Die einzelnen Länder des Brittischen Nordamerikas sind: a) die Insel Newfoundland, vor dem St. Lorenzbusen und durch die Belle -Jsle- Straße von Labrador getrennt, größer als Portugal und von dreieckiger Gestalt, mit der Hauptstadt St. Johns, an der Ostküste, der Sitz des Gouverneurs, hat einen Hafen und ist die vornehmste Stockfisch-Niederlage. b) die Insel Kap Breton, südwestlich von Newfoundland und vor dem St. Lorenzbusen gelegen. c) die Insel St. Johns oder Prinz Eduard, westlich vom Kap Breton, liegt im St. Lorenzbusen. cl) die Halbinsel 9t e u -S ch o t t l a n d, südlich von der vori- gen Insel, ist durch die Fundybai von dem Festlande getrennt, mit welchem sie jedoch durch eine Landenge zusammenhangt, und enthält die Hauptstadt Halifax, Sitz des Gouverneurs und mit einen, großen Hafen, an der Ostküste gelegen. «)

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 194

1861 - Stuttgart : Hallberger
194 unter dem Schnee liegt. Mit den Füßen scharren sie den Schnee auf und heulen laut, um die Mönche und Laienbrüder zum Bei- stände aufzufordern. Um den ermatteten und erstarrten Reifenden schnell in's Leben zurückzurufen und stärken zu können, hat jeder von diesen Hunden am Halse eine Flasche mit starkem Branntwein, und sein Begleiter trägt einen warmen Ueberrock. Tressen diese Hunde auch nicht immer einen Lebenden an, so entdecken sie doch die Leiche, welche von ihren Freunden wieder erkannt werden kann, da die Ge- sichtszüge in diesem kalten Klima wohl zwei Jahre nach dem Tode noch kenntlich sind. — Einer dieser edeln Hunde, Barry genannt, trug eine Medaille, weil derselbe das Leben von 22 Personen ge- rettet hatte. Viele Reisende haben noch in den Jahren 1814 und 1815 diesen Hund gesehen und beim Wärmefeuer der Mönche die Geschichte seines wohlthätigen Lebens gehört. Er starb im Jahre 1816 bei der Begleitung eines piemontesischen Postcouriers, der gern baldmöglichst zu seiner, wegen seines langen Ausbleibens sich äng- stigenden Familie zurückkehren wollte, so sehr ihm auch die Mönche wegen des heftigen Sturmes davon abriethen. Von Sehnsucht nach den Seinigen getrieben, ließ er sich nicht aufhalten, und die menschenfreundlichen Mönche gaben ihm zwei Be- gleiter nebst zwei Hunden mit. Aber kaum hatten sie das Kloster verlassen, so wurden sie von zwei Lawinen bedeckt — und diese ver- schütteten auch unten im Thale die Familie des armen Postillons, die sich herausgewagt hatte, um dem Vater entgegen zu gehen. Einer dieser nützlichen Klosterhunde soll einst eine von einer La- wine verschüttete Mutter mit ihrem noch lebenden Knaben angetroffen haben, und das gute Thier ruhete nicht eher, bis der Knabe aus seinen Rücken stieg, damit er ihn in das Kloster zurücktragen konnte. 4. Azor. In den ersten Jahren der Besitznahme von Algier durch die Franzosen geschah es häufig, daß in der Nacht die Vorposten auf eine unbegreifliche Weise überfallen und ermordet wurden. Die Soldaten suchten daher herrenlose Hunde, die in allen muhameda- nischen Städten zu Hunderten herumlaufen, an sich zu ziehen, um sich derselben als Warner zu ihrem Schutze zu bedienen, und wirklich leisteten diese Hunde bald den Soldaten vortreffliche Dienste, indem sie bei Annäherung eines B eduineu in ein furchtbares Ge- heul ausbrachen und so die nahe Gefahr und die Gegend, woher sie kam, anzeigten. Ein junger Soldat Namens B achard (sprich Baschar) hatte eines Abends, als es schon dunkel war, mit seinem Hunde Azor den äußersten Wachposten bezogen. Es dauerte nicht lange, so hörte

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 390

1860 - Stuttgart : Hallberger
390 scheu der Oder und Elbe Alles sv verwüstet wäre, daß daselbst weder Hund noch Katze, geschweige Menschen und Pferde sich aufhalten könnten." Und wie ist es denn in jener schweren Zeit unserem Württembergerland gegangen? Das hat leider auch seinen redlichen Antheil an dem damals in Deutschland herr- schenden Elend getragen. Es übersteigt allen Glauben, wenn man die Beispiele von Grausamkeit und Wnth liest, die an den armen Württembergern verübt wurden. Die erste Hälfte der Kriegsjahre war für Württemberg die erträglichere Zeit. Freilich wurde das Land auch damals wiederholt von feindlichen Truppen heimge, sucht, und im Jahr 1620 wurden unter ihrem Schutze katholische Prälaten und Mönche wieder in das Land eingeführt. Auch führte die Noth zu Verschlechterung der Münze, z. B. die Hirschgulden waren kaum zehn Kreuzer werth. Bald nach der Mitte des laugen Kriegs geschah die Nördlinger Schlacht, auch 4000 Württem- berger sielen dort. Nun war es, als wäre ein Geist der Hölle ausgegangen, der die kaiserlichen Truppen fortriß. Da kamen ausgesuchte Qualen, mehr als viehisches Wüthen; und kaum die Sorge um die eigene Erhaltung konnte die Soldaten dahin bringe», einer kleinen Zahl von Bürgern ihr armes Leben zu lassen, damit diese ihnen frohnen könnten. Auf die Nachricht von jener Schlacht floh Herzog Eberhard nach Straßburg. Kaiser Ferdinand kam nach Stuttgart und übergab einer Statthalterschaft das Re- giment. Da kam nun eine traurige Zeit. Es ist vielleicht in Schwaben fast keine auch noch so kleine Gemeinde, der nicht aus dieser Zeit ein Denkmal übrig geblieben wäre, wenigstens in den Todtenregistern. Das platte Land war hauptsächlich der Schauplatz der Greuel und der Zerstörung; aber auch die ummauerten Orte entgingen nicht immer demselben Schicksal. Waiblingen, das mit dem dazu gehörigen Amt 2350 Bürger gezählt hatte, behielt nach der ersten Verheerung, die auf die Nörd- linger Schlacht folgte, nur 145. Ein Theil der Weiber und Kinder ertrank auf der Flucht in der Rems, an den übrigen -kühlten die Soldaten ihre Wuth. In Nürtingen lebte damals noch die siebzigjährige Wittwe des Herzogs Ludwig. Die Stadt, wo- hin sich die Leute aus der Umgegend geflüchtet hatten, ward erobert, das Schloß geplündert; an den Haaren schleppten die Kroaten die greise Herzogin umher, und nur mit Mühe entriß sie der Oberst Grüne ihren Händen und der äußersten Miß- handlung. Unter den nach Nürtingen entflohenen Geistlichen befand sich Georg Wölflin, Pfarrer von Owen. Als die Stadt erstürmt war, floh er in den Fürften- stand, die sogenannte „Schloßkirche". Ein Spanier traf ihn, wie er sich, die Bibel in der Hand, auf die letzte Stunde bereitete. Mit solcher Wuth durchbohrte ihn der wilde Soldat, daß das Schwert auch die Bibel noch durchdrang und die Stelle L Timoth. 4,7. (Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glau- den gehalten) mit seinem Blut gezeichnet ward. Die Kaiserlichen nahmen einen festen Platz nach dem andern, der Kaiser ver- schenkte Herrschaften, Städte und Aemter in Württemberg an seine Getreuen. Kost- barkeiten, Geräthschaftcn, Kunftsachen, Bibliotheken, Archive wurden in langen Wa- genzügen aus dem Lande nach Innsbruck, Wien und Mnncheu geschickt, in den herzoglichen Schlössern und Gärten wurden muthwillige Zerstörungen angerichtet. In den Dörfern wurde fast Alles vernichtet, die Wohnhäufer verbrannt oder doch abgedeckt, die Brunnen verschüttet, selbst die Kirchen ihres Schmucks, ihrer Kanzeln und Altäre beraubt oder auch gänzlich zerstört, das Haus- und Fcldgerathe, so wie die Vorräthe von Wein und Früchten verderbt, das Vieh weggesühri, Reben

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 387

1860 - Stuttgart : Hallberger
387 Herzen. Er versprach zu kommen, und wenn Gott ihm beistehe, Hülfe zu bringen. Vorab sandte er schon der schwerbedrängten Stadt Stralsund einigen Beistand. Wallenstein hätte sich nemlich gar zu gern in den Besitz dieser blühenden und wohl- befestigten Stadt gesetzt; sie aber weigerte sich hartnäckig, kaiserliche Besatzung auf- . zunehmen. Ihr Bürgermeister, ein entschlossener Mann, reiste selbst zu ihm nach Prag, um ihm Vorstellungen zu machen. Walleustein empfing ihn unter königlicher Pracht und schrie mit Donnernder Stimme: „Ihr müßt kaiserliche Besatzung ein- nehmen." Ruhig antwortete der Bürgenneister: „Das thun wir nicht." — „Dann müßt ihr Geld schaffen." — „Das haben wir nicht." — „Dann will ich euch züch- tigen, ihr Ochsen." — „Das sind wir nicht." Wallenstein hatte dann wirklich Stralsund belagert und wollte es durchaus nicht lassen. „Und wenn die Stadt mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie herunter", sagte er. Trotzdem mußte er nun vor den Schweden nach großem Verlust abziehen, ja er wurde zwei Jahre darnach vom Kaiser wegen seiner ausgelassenen Raubwuth des Oberbefehls förmlich entsetzt. Als dies geschah, stand Gustav Adolph bereits auf deutschem Boden. Das war ein Mann von seltener Seelengröße. Ihm war Alles, was er in jenen wichtigen Zeiten bedurfte, in Fülle gegeben: ein Heller, klarer Verstand, besonnene Ruhe, schöne Bildung, leutselige Freundlichkeit neben überwältigender Majestät, Kraft der Rede, ein großes Kriegstalent und Unerschrockenheit im Schlachtengewühl, und die Krone von Allem, eine seine ganze Handlungsweise durchdringende Frömmigkeit. Nachdem er auf einem Landtag in Schweden von Ständen und Volk rührend Abschied ge- nommen, schiffte er sich ein und landete am 4. Juli (24. Juni nach dem alten Ka- lender) 1630 zu Usedom mit nur 15,000 Manu. Angesichts seines Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. „Weinet nicht!" sagte er zu den umstehenden Offizieren, welchen Thränen in den Augen standen, „sondern betet inbrünstig von ■ Grund eures Herzens. Je mehr Betens, je mehr Siegs. Fleißig gebetet ist halb gefochten!" Der Kaiser machte sich anfangs nicht viel aus dem Auftreten Gustavs. „Wir hkben wieder ein kleines Feinde! bekommen", soll er gesagt haben; und der stolze Wallenstein hatte sich früher einmal geäußert: „Kommt mir der Schneekönig (so nannte man spottweise den Schwedenkönig) nach Deutschland, gewiß ich lasse ihn mit Ruthen wieder nach Hause peitschen." Nun war er da. Tilly brannte vor Begierde, den König zu einer Schlacht zu bringen; aber dieser ging mit aller Vor- sicht zu Werke. Er konnte auch nicht rasch vorwärts schreiten; denn die evangelischen Fürsten von Brandenburg und von Sachsen wollten sich anfangs nicht mit ihm ver- binden, theils aus Furcht vor dem Kaiser, theils aus Besorgniß, Gustav Adolph möchte deßwegen nach Deutschland gekommen sein, um für sich selbst Eroberungen zu machen. Da belagerte Tilly die Stadt Magdeburg, um den König herbeiziiziehen. • Als dieser aber nicht kam, weil er noch immer aufgehalten ward, erstürmte Tilly die unglückliche Stadt und plünderte Ae. Bald brach Feuer aus und legte diese reiche Stadt in Asche. Entsetzlich war das Loos ihrer Bewohner. Kroaten und Wallonen vergnügten sich, Kinder in die Flammen zu werfen, Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter zu spießen. Die Zahl der Umgekommenen wird ans 30,000 an- gegeben. — Diese Greuelthat machte überall den tiefsten Eindruck. Unbedenklich schlossen sich nun die pri'tcßaittiicijeit Fürsten au ihren Retter, König Gustav von Schweden, au, und diejer eilte nun, seinen Gegner zu treffen. Am 17. September 163 l kam es bei Leipzig zu einer großen Schlacht. Tilly wurde geschlagen, und sein Heer 25'

10. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 125

1890 - Leipzig : Reichardt
125 1630 Wallcnstews Absetzung auf dem Reichstage zu Regensburg beschlossen. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein bald und zog sich auf seine Gter in Bhmen zurck. Prchtige Hofhaltung. Gustav Adolf, König von Schweden, landet mit 13000 Mann, die aber bald auf 40000 vermehrt wurden, auf Usedom. Gustav Adolf1) hatte sein Heer in mehrjhrigem Kriege mit Rußland und Polen ausgebildet^). Er erschien teils zum Schutze des bedrckten Protestantismus, teils um seine Macht zu vergrern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm^), mu er zwingen, sich ihm anzuschlieen. Whrend er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. 20. Mai In Magdeburg, das wegen des Widerstandes gegen das Restitutionsedikt gechtet worden war, befehligte der schwe-difche Oberst Falkenberg. Erstrmung durch Tilly und den khnen Reitergeneral Pappenheim. Mord, Brand und Plnderung. Zerstrung Magdeburgs bis auf den Dorn4) und etwa 150 Gebude. Von 35 000 Einwohnern kaum 5000 brig5). Gustav Adolf gelobt, das Schicksal Magdeburgs an Tilly zu rchen. Letzterer bedrngte nun den Kurfrsten von Sachsen so sehr, da er sich jetzt notgedrungen mit Gustav Adolf verband. 1631 Tilly bei Breitenfeld (Leipzig) von Gustav Adolf Sept. geschlagen. Gegen Tillys Rat wurde die Schlacht von Pappen-heim erffnet. Zwar wichen die Sachsen vor den Kaiserlichen, desto tapferer waren die Schweden. Tilly verwundet nach Halle gebracht. Die ganze Lage der Dinge in Deutschland verndert. Die Sachsen nahmen Prag und Gustav Adolf zog siegreich durch Franken bis an den Rhein (Mainz), dann gegen Bayern. 1632 Tilly fllt am Lech gegen Gustav Adolf. Durch diese siegreiche Schlacht erzwang Gustav Adolf den x) Enkel des Gustav Wasa, der (seit 1523) die Reformation in Schweden durchgefhrt hatte. 2) Den Frieden mit Polen hatte der Kardinal Richelieu vermittelt, um die Hnde des schwedischen Knigs fr die Einmischung in Deutschland frei zu machen. 3) Seine schwankende Haltung grtenteils das Werk seines Ministers, des katholischen Grafen Schwarzenberg. 4) Tie in denselben Geflchteten von Tilly begnadigt. B) Pappenheim meldet an den Kaiser: Seit Trojas und Jerusalems Eroberung sei keine grere Victoria erfahren und erhret worden."
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