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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

2. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 338

1860 - Stuttgart : Hallberger
33s denn morgen sind wir todt (1 Kor. 15, 32.)* So betäubten sie sich gegen alle ernsten Betrachtungen, und man hörte mitten unter dem gellenden Angstgeschrei der Sterbenden die wilden Töne zügelloser Lust. Auch die Geistlichen, die ohnehin an dieser tiefen Versunkenheit des Volkes große Schuld hatten und freilich fast ebenso unwissend waren, machten es nicht besser, und in den Klöstern hörte alle Zucht und Ordnung auf. Anstatt die Sündenschnld bei sich selbst auszu- suchen, warf man sie ans die Juden, die wegen ihres Reichthums ver- haßt waren und auf denen schon längst der Fluch haftete, daß sie von jedenl Unglücksbecher die Hefe austrinken mußten. Man warf ihnen vor, sie hätten die Brunnen und Quellen vergiftet, und fiel mir unmenschlicher Wuth über sie her. In Augsburg, Ulm, Constanz, schwäbisch Hall u. a. O. wurden Tausende von Juden lebendig ver- brannt, und ihre Häuser und Begräbnißplätze verwüstet. In Basel wurden alle Juden in ein eigen dazu erbautes, hölzernes Behält- niß gesperrt und mit diesem lebendig verbrannt. So ging es mit 2000 Juden in Straßburg. In Mainz kamen 12,000 um. In Eßlingen verschlossen sich sämtliche Juden in die Synagoge und zün- deten sie selber an. In andern Städten wurden sie wenigstens nackt und bloß von Haus und Hof vertrieben. Der Kaiser mußte endlich die strengsten Befehle erlassen, um dieses-Wuth zu steuern, und mehrere Fürsten, worunter auch die Grafen von Württemberg, er- griffen gemeinschaftliche Maßregeln, um der Verfolgung ein Ende zu machen. ) Aber auch diejenigen, welche das Strafgericht Gottes zu tiefe- rem Ernst und zur Erkenntniß ihrer Sündhaftigkeit und Verschuldung führte, wußten den rechten Weg nicht zu finden, um von Schuld und Strafe los zu werden, weil es eben damals allenthalben an der evangelischen Einsicht in das Geheimniß der freien Gnade Gottes in Christo mangelte, und die trostreiche Lehre von der Versöhnung der Menschen durch Christum mit einer Menge thörichter Menschensatzuu- gen zugedeckt war. Die armen Leute glaubten den Zorn Gottes durch selbst ersonnene Büßungen versöhnen zu müssen. Schon hundert - Jahre vorher, als eine Reihe unfruchtbarer Jahrgänge große Theu- ruug und Noth über die Völker brachte, waren in Italien die Ge- sellschaften der Geißelbrüder entstanden, die sich dann schnell über Deutschland bis nach Polen und England verbreiteten. Diese Geiß- ler erhoben sich nun in Folge der furchtbaren Pest aufs neue, und ihre Zahl nahm bald erstaunlich zu. Sie zogen paarweise in schwär-

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 268

1860 - Stuttgart : Hallberger
1 Makkab. 1.). Da erweckte Gott das Geschlecht der Makkabäer, die Söhne des Priesters Mattathias, welche besonders unter dem tapfern Judas Makkabäns (d. i. der Hammer) die glänzendsten Siege wider die Syrer erfochten und schon im Jahr 164 den Tempel wieder reinigten. Judas fiel drei Jahre darauf; aber Jona- than, sein Bruder, brachte (158) einen günstigen^Friedensschlnß zu Stande und war siebzehn Jahre lang Hoherpriester. Nach Jonathans Ermordung (142) wurde sein Bruder Simon als Hoherpriester und Fürst bestätigt. Endlich unter Johannes Hyrkanns, dem Sohn Si- mons, (seit 135) erlangte das Volk völlige Unabhängigkeit; und seine Nachfolger nahmen sogar den Königstitel an. Allein der Haß zwi- schen den gesetzlichen Pharisäern und den freidenkenden Saddu- cäern, zwei religiösen Parteien, die in dieser Zeit entstanden, veran- laßte die schrecklichsten Bürgerkriege, welche die Nachblüthe des jüdi- schen Staats schon in ihrem Keim erstickten. Die Ränkesncht in der herrschenden Familie überstieg alle Grenzen. Als einmal Alexander Jannäus, der Sohn Hyrkans, ein Feind der Pharisäer, das Volk aufforderte, ein Mittel zur Aussöhnung zu nennen, rief es ihm zu, das beste wäre, er stürbe, worauf er gegen 800 Aufrührer ans Kreuz schlagen ließ. Seit dem Jahre 70 zankten sich in mörderischen Bürgerkriegen die Brüder Hyrkan Ii. und Aristobul, ein Sadducäer, um den Thron. Letzterer wurde im Tempel hart belagert; und der fromme Priester Onias, der vom Volk aufgefordert wurde, die Be- lagerten zu verfluchen, wurde gesteinigt, als er sagte: „Da die Be- lagerer und Belagerten Brüder wären, so möchte Gott weder diese noch jene erhören, wenn sie wider einander bitten." Beide Brüder riefen die Römer, die in Syrien standen, zu Hülfe. Der Nönwr Pompejus kam, eroberte Jerusalem (63) und setzte Hyrkan zum Hohenpriester und Fürsten ein. Unter den fortdauernden Reibungen aber wußte sich allmählich Antipater, ein Edomiter, emporzuschwingen; und sein Sohn, Her ödes der Große, hatte es durch die ver- schlagenste List und die kriechendste Schmeichelei unter unerhörten Frevelthaten bis zum Jahr 39 vor Christo dahin gebracht, daß er zum unumschränkten König von ganz Judäa und vielen Nachbargebie- ten ernannt wurde. Aber viele Juden unterzogen sich lieber den grausamsten Todesqualen, als daß sie den Edomiter König genannt hätten. Trotz solcher Widersetzlichkeit behauptete sich Herodes durch Schrecken und scheinbare Güte auf dem Thron. Um das über seine vielen Schandthaten erbitterte Volk sich wieder geneigt zu machen.

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 270

1860 - Stuttgart : Hallberger
den bewohnt war. Hier hatten sie während des ganzen jüdischen Kriegs eine sichere Freistätte. Der damalige römische Kaiser Nero übertrug jetzt dem Vespasian, einem berühmten Feldherrn, den Oberbefehl gegen die Juden, und mit 6«,000 Streitern zog dieser gegen das empörte Land. Allein die Juden ließen den Muth nicht sinken; und obwohl sie den kriegserfahrenen Römern an Macht weit nachstanden, so wäre doch vielleicht ihr wilder Eifer und ihr Religionshaß gegen die verachteten Heiden im Staude gewesen, das Fehlende zu ersetzen. Allein ein zweiter Uebelstand mußte immer fühlbarer werden. Zu einem siegreichen Widerstand hätte das Volk eines obersten Anführers, eines von Allen anerkannten Messias, bedurft; dieser aber fehlte und konnte gar nicht kommen. Mehrere warfen sich zu Führern auf, von denen jeder sich selbst für den Messias ausgab, dagegen von den andern wieder verwor- fen wurde. So lähmte die innere Zwietracht, die öfters in offene Feindseligkeit aus- brach, den Widerstand der Juden gegen die ohnehin übermächtigen Römer. Vespasian wandte sich zuerst nach Galiläa, wo der jüdische Geschichtschreiber Josephus die Heeresmacht gegen die Römer befehligte. Hier eroberte er die festen Städte und Flecken, wobei schon über 40,000 Juden um das Leben kamen, und Josephus selbst gefangen wurde. Unterdessen hatte Kaiser Nero ein Ende mit Schrecken gefunden, und das römische Heer in Syrien rief seinen Feldherrn Vespasian zum Kaiser aus. Dieser ging nach Nom, um sich die Krone zu sichern und überließ seinem Sohn Titus die Fortsetzung des jüdischen Kriegs. Durch die Einnahme der Hauptstadt sollte dieser geendigt werden. Als Titus vor dieselbe rückte, hatte das Werk der Zwietracht in ihrem Innern bereits begonnen. Den Neichen und Vornehmen wurde bang für ihren Reichthum und ihr gemächliches Leben; sie wünschten daher dem Krieg durch zeitige Unterwerfung ein Ende zu machen und die Zerstörung der Stadt abzuwenden. Dadurch wurden aber die Eiferer um das Gesetz, welche die Uebermacht in der Stadt hatten, nur desto mehr ausgebracht, so daß sie über die Häupter der friedliebenden Partei her- sielen und eine große Anzahl derselben, darunter auch die Hohenpriester, ermordeten. Aber auch diejenigen, welche in dem Entschluß, den Widerstand bis aufs Aeußerfte fortzusetzen, übereinstimmten, waren unter sich in mehrere Parteien getheilt, und öfters, wenn die Feinde von außen unthätig waren, brach der Parteihaß im Innern der Stadt in offenen Bürgerkrieg aus. Tag und Nacht währte das Geschrei und Toben der Kämpfenden, und in der heillosen Verwirrung verbrannte eine solche Menge Getreide in der Stadt, daß dadurch hauptsächlich die später entstandene, ent- setzliche Hungersnoth veranlaßt wurde. Es war gerade Osterzeit des Jahres 70 nach Chr. Geburt; und des Festes wegen war eine Menge fremder Inden in Jerusalem zusammengeströmt. Josephus schätzt die ganze Zahl der Anwesenden auf fast 3,000,000. Diese Fluth von Menschen wurde durch das anrückende Heer in den engen Raum der Stadt zusammengedrängt, und als in Folge der inneren Unordnung und des Aufruhrs Mord und Brand die belagerte Stadt heimsuchte, da mußte bald unter jener Masse von Menschen die schreck- lichste Hnngersnoth einreißen. Der beispiellose Kampf dauerte vom 12. Mai bis zum 11. Sept. Am fünf- zehnten Tag der Belagerung war es den Römern gelungen, die erste Mauer, welche den Stadttheil Bezetha umschloß, zu nehmen, und neun Tage später eroberten sie auch die zweite Mauer und mit derselben die untere Stadt Akra, so daß die Inden nur noch die Burg Antonia, den Tempel und die obere Stadt Zion behaupten -

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 400

1860 - Stuttgart : Hallberger
400 Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh- renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt, die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je- mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte stch Beata bekannt, für diese sorgte ste nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen, diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte ste Essen, Trinken und was ihre Hand fand; diesen suchte ste durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen und ihre Seelen durch die leiblichen Wohthaten aufwärts zu den geistlichen Gütern und zu Gott zu ziehen. Als ste einst einem armen Weibe Etwas zu essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät- tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch- staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen. Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand. Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus- gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver- band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten ging sie mit Beten, d. i. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in eine Gebetsversammlung ging, bereitere sie sich vorher darauf mit Beten und Fürbitten für sich und die Mitversanimelten. Hörte ste in ihrem Hause in die Rathversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge- henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater- land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.). In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser. „Wenn gute Freund-e von einander scheiden müssen", sagte sie öfters, „so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen." Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er- mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge- freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 338

1854 - Stuttgart : Hallberger
338 denn morgen sind wir todt (1 Kor. 15, 32.). So betäubten sie sich gegen alle ernsten Betrachtungen, und man hörte mitten unter dem gellenden Angstgeschrei der Sterbenden die wilden Töne zügelloser Lust. Auch die Geistlichen, die ohnehin an dieser tiefen Versunkenheit des Volkes große Schuld hatten und freilich fast ebenso unwissend waren, machten es nicht besser, und in den Klöstern hörte alle Zucht und Ordnung auf. Anstatt die Sündenschuld bei sich selbst aufzu- suchen, warf man sie auf die Juden, die wegen ihres Reichthums ver- haßt waren und auf denen schon längst der Fluch haftete, daß sie von jedem Unglücksbecher die Hefe austrinken mußten. Man warf ihnen vor, sie hätten die Brunnen und Quellen vergiftet, und fiel mit unmenschlicher Wuth über sie her. In Augsburg, Ulm, Konstanz, schwäbisch Hall u. a. O. wurden Tausende von Inden lebendig ver- brannt, und ihre Häuser und Begräbnißplätze verwüstet. In Basel wurden alle Juden in ein eigen dazu erbautes, hölzernes Behält- niß gesperrt und mit diesem lebendig verbrannt. So ging es mit 2000 Juden in Straßburg. In Mainz kamen 12,000 um. In Eßlingen verschlossen sich sämtliche Juden in die Synagoge und zün- deten sie selber an. In andern Städten wurden sie wenigstens nackt und bloß von Haus und Hof vertrieben. Der Kaiser mußte endlich die strengsten Befehle erlassen, um dieser Wuth zu steuern, und mehrere Fürsten, worunter auch die Grasen von Württemberg, er- griffen gemeinschaftliche Maßregeln, um der Verfolgung ein Ende zu machen. Aber auch diejenigen, welche das Strafgericht Gottes zu tiefe- rem Ernst und zur Erkenntniß ihrer Sündhaftigkeit und Verschuldung führte, wußten den rechten Weg nicht zu finden, um von Schuld und Strafe los zu werden, weil es eben damals allenthalben an der evangelischen Einsicht in das Geheimniß der freien Gnade Gottes in Christo mangelte, und die trostreiche Lehre von der Versöhnung der Menschen durch Christum mit einer Menge thörichter Menschensatzun- gen zugedeckt war. Die armen Leute glaubten den Zorn Gottes durch selbst ersonnene Büßungen versöhnen zu müssen. Schon hundert Jahre vorher, als eine Reihe unfruchtbarer Jahrgänge große Theu- rung und Roth über die Völker brachte, waren in Italien die Ge- sellschaften der Geißelbrüder entstanden, die sich dann schnell über Deutschland bis nach Polen und England verbreiteten. Diese Geiß- ler erhoben sich nun in Folge der furchtbaren Pest aufs neue, und ihre Zahl nahm bald erstaunlich zu. Sie zogen paarweise in schwär-

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 270

1854 - Stuttgart : Hallberger
270 den bewohnt war. Hier hatten sie wahrend des ganzen jüdischen Kriegs eine sichere Freistätte. Der damalige römische Kaiser Nero übertrug jetzt dem Vcspasian, einem berühmten Feldherrn, den Oberbefehl gegen die Inden, und mit 60,000 Streitern zog dieser gegen das empörte Land. Allein die Juden ließen den Muth nicht sinken; und obwohl sie den kriegserfahrenen Römern an Macht weit nachstanden, so wäre doch vielleicht ihr wilder Eifer und ihr Religionshaß gegen die verachteten Heiden im Stande gewesen, das Fehlende zu ersetzen. Allein ein zweiter Uebclstand mußte immer fühlbarer werden. Zu einem siegreichen Widerstand hätte das Volk eines obersten Anführers, eines von Allen anerkannten Messias, bedurft; dieser aber fehlte und konnte gar nicht kommen. Mehrere warfen sich zu Führern ans, von denen jeder sich selbst für den Messias ausgab, dagegen von den andern wieder verwor- fen wurde. So lähmte die innere Zwietracht, die öfters in offene Feindseligkeit ans- brach, den Widerstand der Inden gegen die ohnehin übermächtigen Römer. Vespasian wandte sich zuerst nach Galiläa, wo der jüdische Geschichtschreiber Joscphns die Heeresmacht gegen die Römer befehligte. Hier eroberte er die festen Städte und Flecken, wobei schon über 40,000 Inden um das Leben kamen, und Josephus selbst gefangen wurde. Unterdessen hatte Kaiser Nero ein Ende mit Schrecken gefunden, und das römische Heer in Syrien ries seinen Feldherrn Vespasian zum Kaiser ans. Dieser ging nach Nom, um sich die Krone zu sichern und überließ seinem Sohn Titus die Fortsetzung des jüdischen Kriegs. Durch die Einnahme der Hauptstadt sollte dieser geendigt werden. Als Titus vor dieselbe rückte, hatte das Werk der Zwietracht in ihrem Innern bereits begonnen. Den Neichen und Vornehmen wurde bang für ihren Reichthum und ihr gemächliches Leben; sie wünschten daher dem Krieg durch zeitige Unterwerfung ein Ende zu machen und die Zerstörung der Stadt abzuwenden. Dadurch wurden aber die Eiferer um das Gesetz, welche die Ucbermacht in der Stadt hatten, nur desto mehr aufgebracht, so daß sie über die Häupter der friedliebenden Partei her- fielen und eine große Anzahl derselben, darunter auch die Hohenpriester, ermordeten. Aber auch diejenigen, welche in dem Entschluß, den Widerstand bis aufs Äußerste fortzusetzen, übereinstimmten, waren unter sich in mehrere Parteien getheilt, und öfters, wenn die Feinde von außen unthätig waren, brach der Parteihaß im Innern der Stadt in offenen Bürgerkrieg aus. Tag und Nacht währte das Geschrei und Toben der Kämpfenden, und in der heillosen Verwirrung verbrannte eine solche Menge Getreide in der Stadt, daß dadurch hauptsächlich die später entstandene, ent- setzliche Hnngersnoth veranlaßt wurde. Es war gerade Osterzeit des Jahres 70 nach Chr. Geburt; und des Festes wegen war eine Menge fremder Juden in Jerusalem zusammengeströmt. Joscphns schätzt die ganze Zahl der Anwesenden auf fast 3,000,000. Diese Fluth von Menschen wurde durch das anrückende Heer in den engen Raum der Stadt zusammengedrängt, und als in Folge der inneren Unordnung und des Aufruhrs Mord und Brand die belagerte Stadt heimsuchte, da mußte bald unter jener Masse von Menschen die schreck- lichste Hnngersnoth einrcißen. Der beispiellose Kampf dauerte vom 12. Mai bis zum 11. Sept. Am fünf- zehnten Tag der Belagerung war cs den Römern gelungen, die erite Mauer, welche den Stadttheil Bczctha umschloß, zu nehmen, und neun Tage später eroberten sie auch die zweite Mauer und mit derselben die untere Stadt Akra, so daß die Inden nur noch die Burg Antonia, den Tempel und die obere Stadt Zion behaupte-

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1854 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sill- unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken , Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische / Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen großer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ge- 1
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