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1. Quellenbuch - S. 68

1885 - Leipzig : Brandstetter
Sühne seiner Schuld von dem Könige die Gnade, daß er die Königin in seiner Kirche weihen dürfe. Nach vollendeter Wahl beeilten sich alle, den König nach Mainz zu geleiten, damit er dort die hochheilige Salbung empfange. Jubelnd zogen sie dahin; die Geistlichen stimmten lateinische Hymnen, das Volk deutsche Lieder au. So viel Preis wurde wohl noch nie an einem Tage Gott von den Menschen dargebracht. Wäre Karl der Große mit seinem Scepter leibhaftig erschienen, so hätte das Volk nicht fröhlicher sein können. Bei dem Einzuge in Mainz wurde der König mit der schuldigen Ehrerbietung empfangen, und er harrte dort der von allen ersehnten Feier. Als dieselbe am Tage der Geburt Mariä stattfand, richtete der Erzbischof vou Mainz während der heiligen Handlung der königlichen Salbung folgende Worte an den König: „Zur höchsten Würde bist du gelangt, du bist Christi Stellvertreter. Ein großes Glück ist es, auf Erden König zu sein, das größte aber, im Himmel zu triumphieren. Wie viel auch Gott nun von dir fordert, so verlangt er doch vor allem, daß du Recht und Gerechtigkeit und den Frieden des Vaterlandes handhabest, daß du eiu Beschützer der Kirchen und ihrer Geistlichen seiest, ein Hort der Witwen und Waisen. Durch solche und andere gute Handlungen wird dein Thron fest begründet für Zeit und Ewigkeit. Und jetzt, Herr König, bittet die ganze heilige Kirche mit uns dich für die, welche bisher gegen dich gefehlt und durch irgend welche Beleidigung deine Gunst verloren haben. Für sie bitten wir dich um deiue Gnade, daß du ihnen verzeihest um Gottes willen, der es hinwiederum dir thun möge für alle deine Fehler." Bei diesen Worten seufzte der König unter Thränen tief auf. Darauf verzieh er, wie Bischöfe und Herzöge samt allem Volk begehrten, allen, was sie gegen ihn gefehlt hätten. Und wiewohl er ihm zugefügtes Unrecht hätte rächen können, auch wenn er nie König geworden wäre, ließ er sich doch durch kein Vertrauen auf seine große Gewalt verleiten, etwas der zukünftigen Rache vorzubehalten. Als der Gottesdienst vollzogen war, eröffnete der König den Zug. Und wie man von dem König Saul liest, daß er eines Hauptes länger gewesen sei als alles Volk, so schritt auch König Konrad einher wie umgewandelt, in einer Haltung, wie man sie früher noch nicht an ihm gesehen hatte, als er im Geleite der Priester zu der königlichen Pfalz zurückkehrte. An der Tafel wurde er mit königlicher Pracht empfangen, und so vollbrachte er den ersten Tag seines Königtums in genauester Beobachtuug aller üblichen Formen." 31 Herzog Ernsts Ende. 1030. Derselbe Geistliche Wipo, der über die Königswahl Konrads Ii. berichtet, erzählt von dem Ende des Herzogs Ernst von Schwaben das Folgende: „Im Jahre 1030 feierte Kaiser Konrad das Osterfest in der Pfalz zu Ingelheim. Dort empfing der Herzog Ernst von Schwaben, nachdem er der Hast entledigt war, sein Herzogtum zurück unter der Bedingung, daß er seinen Dienstmann Werner, der durch häufige Empörungen Unruhe im Reiche erregt hatte, als einen

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Geschichtsbilder - S. 15

1911 - Leipzig : Brandstetter
f>va 15 fm? Anfang des im sechsten Capitel des Evangeliums des Matthäus enthaltenen Vaterunsers lautet da: Atta unsar thu in himinam, veihnai namo thein. Vater unser du in (den) Himmeln, geweihet werde Name dein. Manche deutsche Volksstämme wurden Christen, als sie zur Zeit der großen Völkerwanderung aus ihrer Heimat auswanderten und sich nach Süden in das römische Reich begaben. Hier lernten sie das Christentum kennen und bekehrten sich auch dazu. So geschah es z. B. bei den Langobarden (-Langbärten), die aus ihrer Heimat zwischen Elbe und Oder nach Italien wanderten, und bei den Burgunden, die in das südöstliche Frankreich eingewandert waren, von wo noch heute der sogenannte Burgunderwein zu uns kommt./ 2. Auch die Franken wurden bald Christen. Sie wohnten zuerst am Niederrhein, an der Maas und Schelde und wanderten dann südlich nach dem jetzigen Frankreich, das von ihnen den Namen hat. Der erste christliche König der Franken war Chlodwig. Er war noch ein Heide, als er sich mit Chlothilde, einer Tochter des burgundischen Königs, die schon Christin war, vermählte. Seine Gattin wünschte sehr, datz auch er Christ werden möchte, und sie erzählte ihm viel von dem wahren Gotte und von seinem Sohne Jesus Christus. Als sie ihm einst erzählte, wie die Inden den Herrn Jesus Christus gekreuzigt hätten, fuhr er rasch dazwischen: „Wenn ich nur mit meinen Franken dabei gewesen wäre, so hätte das gewiß nicht geschehen sollen." Aber Christ wollte Chlodwig noch immer nicht werden. Da hatte er einst Krieg mit dem deutschen Volksstamme der Alemannen, die am Oberrhein und am Bodensee wohnten. Vor der Schlacht betete er zu seinen Göttern um Sieg; aber in der Schlacht stand es mit ihm und seinem Heere schlecht, und es schien, als würden die Alemannen siegen. Da erinnerte sich Chlodwig dessen, was ihm Chlothilde von der Macht des Christengottes erzählt hatte. Er betete nun zu diesem und versprach, ihm fortan dienen zu wollen, wenn er ihm den Sieg verleihe, nachdem seine Götter ihn nicht erhört hätten. Die Franken siegten, und Chlodwig erzählte den Vornehmsten seines Heeres, wie er zu dem Christengotte gebetet habe. Niemand freute sich mehr als Chlothilde, daß Chlodwig nun Christ werden wollte. Ein Bischof unterrichtete ihn zunächst noch gründlicher in der christlichen Lehre, und am Weihnachtsfeste des Jahres 498 wurde er getauft. Bei der Taufe sprach der Bischof zu dem Könige: „Beuge deinen Nacken, stolzer Franke! Bete an, was du verbrannt hast, und

4. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 86

1861 - Stuttgart : Hallberger
86 Mit der ganzen Wildheit jener Zeiten brach nun der Haß der Heiden in die grausamsten Verfolgungen gegen die Christen aus. Den Anfang machte Kaiser Nero, der Muttermörder, eines der größten Scheusale, von welchen die Weltgeschichte erzählt. Wir haben schon früher gehört, daß er Rom anzünden ließ und die Schuld davon auf die Christen schob. Eine Menge derselben wurden den wilden Thieren vorgeworfen; Viele, und unter diesen selbst der heilige Petrus, wurden gekreuzigt; der heilige Paulus wurde mit vielen Andern durch das Schwert hingerichtet; noch Andere wurden in Säcke genäht, die man mit Werg ausstopfte und von außen mit Pech übergoß; so grub man sie in die Erde und zündete sie an, um des Nachts den kaiserlichen Garten zu beleuchten (J34). Nach Nero's schmachvollem Ende genossen die Christen unter den Kaisern Vespasicm und Titus Ruhe, bis nach dem frühen Tode des Letzteren dessen Bruder Domitian den Thron bestieg und den Nero an Grausamkell noch zu übertreffen suchte. Der folgende Kaiser Newa that den Christen Nichts zu leid, aber der auf ihn folgende Kaiser Trajau glaubte die Christen schon aus Klugheit verfolgen zu müssen, um sich bei dem Volk nicht verhaßt zu machen. Unter seiner Regierung wurden Viele, die sich weigerten den Götzen zu opfern, gemartert und getödtet, unter diesen auch die römischen Bischöfe Clemens und Evaristus, der 120 Jahre alte Bischof Simeon von Jerusalem, ein Anverwandter Jesu, und der heilige Ignatius, Bischof von Alexandrien, ein Schüler der Apostel Pe- trus und Johannes. Der folgende Kaiser Hadrian milderte nach und nach die Ver- folgung, die mehr durch die Bosheit der Statthalter, als nach des Kaisers Willen noch fortdauerte. Unter feiner Regierung errangen der heilige Eustachius mit seiner Gattin und seinen beiden Söhnen, sowie Symphorosa mit ihren sieben Söhnen die Märtyrerkrone. Unter dem Kaiser Antonius Pins, der dem vorigen im Jahre 138 n. Chr. folgte, genossen endlich die Christen eine längst ersehnte Ruhe; aber schon im Jahre 161 begannen unter seinem Nachfolger Marc Aurel, der sonst mit vielen trefflichen Eigenschaften begabt war, die Christenverfolgungen mit erneuter Wuth, weil der Kaiser glaubte, daß nur in dem Heidenthume für Rom Heil zu finden sei. Statins, der Statthalter zu Smyrna, begann die Verfolgung, indem er alle nur erdenkliche Martern gegen die Christen anwandte. Er ließ unter andern auch den 86jährigen Greis Polykarp ns, der seit 70 Jahren der Kirche von Smyrna als Bischof vorstand, vor sich rufen und befahl ihm, den Götzen zu opfern und Jesum zu lästern. Allein Polykarpus sprach: „Wie soll ich meinen Herrn lästern, der mich selig gemacht hat?" — Der Statthalter drohte ihm mit den furchtbarsten Qualen; allein Polykarpus blieb stand-

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 96

1861 - Stuttgart : Hallberger
96 beide in einen eisernen. Darauf begrub man ihn mit Pferdezeug und Waffen unter kriegerischen Gesängen; dann wurden Alle, welche an seinem Grabe gearbeitet hatten, umgebracht, damit Niemand ver- rathe^, wo der große Hunnenkönig begraben liege. Die Herrschaft der Hunnen zerfiel und sie zerstreuten sich wieder in den weiten Steppen Asiens. 32. Die Glaubensboten in Deutschland. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war das Licht der Christuslehre in Süddeutschland eingedrungen, denn schon im Anfang des vierten Jahrhunderts werden der heilige Florian und die heilige Afra als die ersten Märtyrer in Deutsch- land genannt, und im folgenden Jahrhundert finden wir den heiligen Valentin in Passau und den heiligen Severin in Oesterreich rastlos thätig die Lehre Christi zu verbreiten. Im mittleren und nördlichen Deutschland dagegen herrschte noch allgemein das Heiden- thum. Da kamen aus dem fernen Irland herüber, wo schon früher der heilige Patricius die göttliche Lehre verbreitet hatte, fromme, gotterlenchtete Männer; diese scheuten weder Mühseligkeiten noch Gefahren, um den Heiden das Licht des Evangeliums zu bringen. Einer der ersten dieser Glaubensboten war der heilige Fridolin, der aus einer der vornehmsten Familien Irlands abstammte, aber dem Herrn zulieb auf Reichthümer, äußeren Glanz und alle Ge- nüsse des Lebens verzichtete, um Schätze höherer Art zu gewinnen und auch Andere derselben theilhaftig zu machen. Er durchzog lehrend und predigend ganz Frankreich und kam von dorther nach Deutschland, wo er besonders aus dem Schwarzwald segensvoll für das Christenthum wirkte, und mehrere Kirchen und Klöster griindete. Ein Jahrhundert später kam der heilige Columb an mit seinem Schüler Gallus und zehn andern Gefährten ebenfalls nach Frank- reich und von da in die Schweiz. In Bregenz fanden sie ein der heiligen Aurelia geweihtes Kirchlein, das aber inzwischen in einen heidnischen Tempel umgewandelt worden war. Als in demselben eben viel Volk versammelt war, fieng Gallus an zu predigen und verkündigte die reine Lehre des Evangeliums, worauf er die Götzen- bilder zertrümmerte und in den See warf. Daraus weihte er die Kapelle wieder zum christlichen Gottesdienste ein. Drei Jahre ver- weilten die frommen Glaubcnsboten in dieser Gegend; allein die Hartnäckigkeit der verblendeten Heiden vertrieb sie endlich wieder. Der heilige Gallus mußte, von einer Krankheit ergriffen, zurück- bleiben. Nach seiner Genesung zog er sich in das Gebirge zurück, baute dort eine Zelle, lehrte von da aus das Volk und legte den

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 131

1861 - Stuttgart : Hallberger
131 gönnen hatte, und mit Karl V. beginnt die Geschichte der neue- ren Zeit. Diese erzählt uns schon auf ihren ersten Blättern ein ungemein folgenreiches Ereigniß, nämlich die Geschichte der Kirchen- trennung oder Reformation, worüber wir hier das Wichtigste anführen. Schon in den ersten Zeiten des Christenthums hatte die Kirche besonders auf solche Sünden, die in der Christengemeinde Aergerniß gaben, gewisse Strafen gesetzt, durch welche solche öffentliche Ver- gehungen auch öffentlich gesühnt und um so eher verhindert werden sollten. Solchen Büßern war z. B. die Theilnahme an dem öffent- lichen Gottesdienste versagt; sie mußten am Eingang der Kirche stehen und flehten, in ein Bußkleid gehüllt, die Hineingehenden um ihre Fürbitte an. Solche Kirchenbußen dauerten oft mehrere Jahre lang, bisweilen wurden sie aber auch von dem Bischöfe nach- gelassen, wenn der Büßende wahre, große Reue zeigte, woher das Wort „Ablaß" entstand, oder die Bußzeit wurde abgekürzt, oder es wurde dafür die Uebung guter Werke, wie Beten, Fasten' oder Almosen geben aufgelegt. Auch denjenigen wurden Ablässe, d. h. Nachlaß zeitlicher Strafen ertheilt, die gottgefällige Werke, wie z. B. die Erbauung von Kirchen und Kapellen durch Beiträge beförderten, und so ließ einst auch Papst Leo X. allen Jenen einen Ablaß verkündigen, die zur Vollendung der herrlichen Peterskirche in Rom einen Beitrag geben würden. Allerdings * gab es in jener Zeit der Unwissenheit gar Viele, die über den »Ablaß eine ganz irrige Ansicht hatten und glaubten, daß durch denselben die Sün- denschuld selbst nachgelassen werde, was die katholische Kirche niemals geglaubt und gelehrt hat. Martin Luther (geboren zu Eisleben 1483), ein Augustiner- mönch und damals Professor zu Wittenberg, schrieb 95 Sätze gegen den Ablaß, sandte sie seinem Erzbischof zu, heftete sie an die Kirch- thüre an und vertheidigte sie in seinen Predigten. Der Papst ließ ihn durch seinen Gesandten zu Augsburg ermahnen, seinen Irr- thümern zu entsagen, was Luther anfangs versprach; da aber seine Lehre immer mehr Anhänger fand, so gieng er auch immer weiter und verwarf endlich gar die heiligen Sakramente der Firmung, Oelung, Priesterweihe-und Ehe. Der Papst erklärte in einer Bulle eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer und bedrohte ihn mit dem Banne, wenn er während 60 Tagen die- selben nicht widerrufen werde. Luther war aber keineswegs zum Nachgeben bereit; er errichtete vielmehr einen Scheiterhaufen und warf die Bannbulle sammt dem kirchlichen Gesetzbuch in's Feuer. Kaiser Kar! V., der wohl voraussah, daß diese Streitigkeiten für das Wohl der Kirche und des Reiches gefährlich werden könnten,

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 282

1860 - Stuttgart : Hallberger
282 jährlichen Zeiten täglich, wurde dastzheilige Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde. Theil nahm. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues gottgeheiligtes Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vor- bereitenden Unterricht standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung gegeben hatte. Vor dem Abendmahl genossen die Christen ein gemeinschaftliches Mahl, das Liebesmahl, griechisch Agape genannt. Jeder brachte dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und Alles wurde gemeinschaftlich vertheilt. Der Reiche aß von dem Brod des Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dies Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruderkuß. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an festgesetzten Zeiten zum Gebet gebunden. Doch hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genuß der Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tag des Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an die- sem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe aus Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet. Christliche Feste waren: das Auferstehnngsfest, dem zwei stille Tage, zum Andenken des Todes Jesu, vorangingen; das Fest des heiligen Geistes, und etwas später auch das Weihnachtsfest. Außer- dem pflegte auch jede Gemeinde die Tage, an welchen ihre frommen Lehrer oder Christen ans ihrer Mitte als Märtyrer geblutet hatten, als ihre Gcdächtnißtage auszuzeichnen. Die christliche Gemeinde übte strenge Kirchenzucht; die unordent- lichen Glieder wurden erinnert und ermahnt; wenn aber Jemand durch offenbare Sünden Aergerniß gab, oder in der Verfolgung Christum verleugnete, der wurde als ein des Christennamens Un- V

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 260

1860 - Stuttgart : Hallberger
260 fuhr er fort, «es ist Zeit, dass wir gehen, ich, um zu sterben, ihr, um wei- ter zu leben. Wer aber von uns beiden zum Besseren hingehe, das ist Allen verborgen, ausser dem Gott.» Nach diesen Worten ward er in den Kerker geführt und gefesselt. Seine Freunde waren darüber trostlos. Einer rief verzweifelnd aus: «Nein, so un- schuldig sterben zu müssen!» Da entgegnete Sokrates lächelnd: «Möchtest du etwa lieber, dass ich schuldig wäre?» Den Tag vor seinem Tode ent- deckte ihm Kriton, einer seiner Freunde, er habe eine Summe Geldes zusam- mengebracht, die Wächter zu bestechen, dass sie die nächste Nacht die Thüre offen liessen. «0 Kriton», antwortete ihm Sokrates, «in welches Land konnte ich wohl dem Tode entrinnen?» — Ruhig und fest setzte er den Becher mit Schierlingssaft (denn damit pflegte man damals in Athen Verbrecher hinzu- richten) an den Mund und war bald darauf eine Leiche. Es geschah dieses gerade 400 Jahre vor der Geburt dessen, der am Kreuze sein Leben gelassen hat für das Leben der Welt. — Wenn Sokrates dem Herrn Jesus persönlich unter die Augen hätte treten können, er hätte vielleicht auch aus dem Munde der wesentlichen Wahrheit das Wort vernommen, das jener Schriftgelehrte (Marc. 12, 34.) vernommen hat: «Du bist nicht ferne vom Reich Gottes!» 121. Die Spiele -er Griechen. Wenn in Jerusalem die Israeliten von allen Seiten an ihren großen Festen zusammen trafen (5 Mose 16, 16.), Gott gemeinsam dienten und von ihm hörten, so lernten sie sich dabei als Brüder kennen und lieben, und freuten sich um so mehr, Gottes Volk zu sein. Auch die alten Griechen hatten solche Feste, bei denen die Männer aus allen Theilen des Landes zusammen kamen. Da hörten alle Streitigkeiten auf, da fühlten sie sich immer wieder als ein zu- sammengehöriges Volk, wie sehr sie auch sonst unter einander zerstreut und zersplittert sein mochten. Weil sie aber Heiden waren und den lebendigen, heiligen Gott nicht kannten, so hatten darum diese griechi- schen Volksfeste ein ganz anderes Ansehen, als jene Feste des zu Jerusalem feiernden Israel. Die Hauptsache war ihnen dabei Spiele zu spielen und die Kraft, die Gewandtheit, die Schnelligkeit ihrer Leiber zu zeigen) daneben wurden wohl auch die Erzeugnisse ihres Geistes in Gedichten, Kunstwerken u. dergl. zur Schau gestellt. Unter diesen griechischen Volksfesten waren die sogenannten olympischen Spiele, welche alle vier Jahre wiederkehrten, die berühmtesten. Der Schauplatz dieser Spiele lag in der wohlhabendsten und bestbe- bauten Gegend Griechenlands, im Westen der südlichen Halbinsel, die jetzt Morea heißt. Da .lag Olympia in einem stillen, bewaldeten Thale. Olvmpia war nicht eine Stadt, sondern ein ummauerter heiliger Raum. Innerhalb desselben sah man Tempel aus Marmor,
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