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1. Quellenbuch - S. 173

1885 - Leipzig : Brandstetter
- 173 - Sonst kamen auch von andern Fürsten und Ständen des Reichs, so teils persönlich erschienen, teils ihre Abgesandten dahin schickten, unterschiedliche Klagen über die Kriegsdrangsale und die Grausamkeiten der Soldaten ein. Sonderlich haben die pommerscheu Abgesandten nachfolgendes im Namen ihrer Fürsten der Kaiserl. Majestät übergeben: Es zweifle der Herzog in Pommern nicht, I. Kais. Maj. würde noch im Gedächtnis haben, wie er zu unterschiedlichen Malen sich höflichst beklagt über die unerhörten Drangsale und unaussprechlichen Grausamkeiten, welche wider ihn und seine Unterthanen nunmehr fast drei Jahre durch die einquartierten Soldaten verübt würden. Welche Last nunmehr so gar schwer geworden, daß er dieselbe länger zu tragen nicht vermöchte. Denn obwohl er vermöge der Reichsversassnngen in feine-wege verbunden wäre, ein Heer allein zu unterhalten, hätte er dennoch in seinem Herzogtum von I. Kais. Maj. Armee nunmehr fast drei Jahre über einhundert und mehr Kompagnien allein unterhalten, auch wohl daneben zuzeiten an fremde Örter Proviant liefern und allerhand beschwerliche Märsche täglich über seine Lande gehen lassen müssen. Daher denn die darauf gewandte Summe sich nunmehr, und zwar allein in der Fürstl. Stettinischen Regierung wohl auf 10 Millionen Gulden erstrecke, wie zu jeder Zeit könne bewiesen werden. Durch wie beschwerliche Gewaltmittel aber die monatlich angeordneten Kontributionen von seinen Landsassen und Unterthanen erpreßt worden und was für Drangsale dabei verübet, und daß ein Teil der Offiziere die Eintreibung so scharf anzurichten befohlen, wenn auch die Einwohner kein Hemd auf dem Leibe behalten sollten. Jngleichen was für Ärgernis vorgegangen mit Verhinderung des Gottesdienstes, Beraubung der Kircheu, Öffnung der Gräber, allerhand Eingriffe in seine Hoheit, Entwaffnung der Unterthanen, Schmälerung der fürstlichen Einkünfte, welche nunmehr also abgenommen, daß er seinem fürstlichen Stande gemäß aus dem ganzen Lande keine fürstliche Tafel halten könne, dagegen aber ein Rittmeister oder Hauptmann aus einem Quartier so viel zu genießen hätte, daß er sich mehr denn fürstlich traktieren könne, ohne was er zuzeiten an großen Summen wegschicke. Auch, wie in tyrannischer und barbarischer Weise wider die armeu Leute mit Prügeln, Brennen und Plündern vorgegangen werde, und wie endlich durch Entziehung notdürftiger Lebensmittel die bekümmerten Leute mit unnatürlicher Speise, als mit Trübern, Knospen von den Bäumen und Gras sich zu sättigen gezwungen werden." 94. Botschaft Gustav Adolfs an den Kurfürsten von Brandenburg. 1631. Der Kurfürst von Brandenburg hatte an den König Gustav Adolf einen Gesandten abgeschickt, um den König zu einem Waffenstillstände mit dem Kaiser zu überreden. Über seine Aufnahme bei dem König und über dessen Ansichten berichtet der Gesandte: „Nachdem Seine Königliche Majestät mich gnädigst angehört, aber, da ich an

2. Quellenbuch - S. 172

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 172 — K'irche zurückzuführen. So geschah es auch in Glogau. Man entwarf dort zu diesem Zwecke eine Beichtformel, welche so viel Anklang fand, daß auch manche Fürsten in Süd- und Westdeutschland sich dieselbe mitteilen ließen, um ihre Landeskinder selig zu wissen. Sie lautet nach einer gleichzeitigen Handschrift: „Großglogauifche Beichte, so die abgefallenen Lutheraner thun sollen. 1629. Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß ich so viele Jahre der verdammten gottlosen Lutherschen Lehre beigewohnt und in solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen Sakrament nichts anderes empfangen als gebacken Brot und ein Trünklein Wein aus einem Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdammlicher Lehre widersage und widerspreche ich nun und nimmermehr in alle Ewigkeit beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe und alle Heiligen! Artikel, so sie halten sollen: 1. Wir glauben, wie die katholische Kirche befiehlt, es sei in der Schrift gegründet oder nicht. — 2. Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung. — 3. Wir glauben, daß ein Fegefeuer ist. — 4. Wir glauben an die sieben Sakramente. — 5. Wir glauben an die heilige Jungfrau Maria. — 6. Wir schwören zu Gott, daß die lutherische Lehre falsch und verdamm-lich sei, und wolleu's die Zeit unseres Lebens thun, auch unsere Kinder davon abhalten. 7. Wir schwören, daß wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens nicht gebrauchen wollen oder denselben treiben. — 8. Wir schwören, daß wir in die katholische Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu uns Gott Vater, Sohn und heiliger Geist helfe. Amen!" 93. Der Kurfürstentag zu Regensburg. 1630. Eine Zeitschrift, welche unter dem Titel „Europäisches Theater" im siebzehnten Jahrhundert zu Frankfurt erschien, berichtet über die Klagen, welche die Kurfürsten wider Wallenstein erhoben, folgendes: „Die Kurfürsten gaben genugsam zu verstehen, daß an den trübseligen Zeiten, an Schanden und Lastern, greulichen und unerhörten Kriegsdrangsalen, so täglich vorkamen, der neue Herzog aus Mecklenburg als General über die kaiserliche Armee einzig und allein die Ursache wäre, indem man demselben ohne der Stände Bewilligung eine solche Gewalt aufgetragen, die noch kein einziger vor ihm gehabt hatte. So wäre auch das unsägliche geworbene Kriegsvolk zu nichts dienlich, als das allgemeine Vaterland zu verwüsten. Überdies hätte man diejenigen mit Kriegsmacht überzogen, wider welche solches niemals beschlossen worden. Die Kontributionen wären nach des Herzogs eigenem Wohlgefallen angesetzt und mehr als barbarischerweise den Leuten abgezwungen worden. Weiter ward bestätigt, daß Kurbrandenburg allein diese wenigen Jahre her nur an Kontribution auf die 20 Millionen Gulden hergeschossen hätte. Nicht weniger hat man sich zum höchsten beschwert wegen des großen Prachts, so der Herzog samt seinen Obersten und Befehlshabern sowohl an Kleidung, goldenem und silbernem Geschirr, als auch an schönen und köstlichen Pferden verübt und getrieben.

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

4. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

5. Geschichtsbilder - S. 54

1911 - Leipzig : Brandstetter
bvz 54 eva Herrn auf die Jagd, zum Turnier und in den Krieg zu begleiten. Auf solchen Fahrten trug er die Lanze des Herrn und führte das Streitrotz am Zügel neben sich, denn die Ritter hatten immer neben dem Rosse, auf dem sie den Weg zurücklegten, noch ein zweites bei sich, das sie erst kurz vor dem Kampfe bestiegen, und das dann noch bei frischen Kräften war, weil es bisher die Last des schwer gerüsteten Ritters nicht zu tragen gehabt hatte. Vor dem Auszuge zum Kampfe hatte der Knappe dem Ritter beim Anlegen der Rüstung zu helfen und die Riemen darin festzuschnallen. Während des Kampfes aber, mochte es nun der Wettkampf des Turniers oder der Ernstkampf der Schlacht sein, hatte der Knappe mit spähenden Augen auf seinen Herrn zu achten, beim Unbrauchbarwerden einer Waffe eine neue darzureichen, im Falle der Verwundung oder des Sturzes sofort Hilfe zu leisten. 6. War der Knappe einundzwanzig Jahre alt geworden, so konnte er nun selbst ein Ritter werden. Dazu machte man ihn in feierlicher Weise durch den Ritterschlag oder die sogenannte Schwertleite. Er wurde dabei wirklich geschlagen und erhielt bei dieser Feierlichkeit das Recht zugesprochen, das Schwert nun nach eigenem Ermessen zu führen oder, wie man in der alten Sprache sagte, zu leiten. Nachdem der Knappe durch Gebet und Gottesdienst sich zu der Feier-vorbereitet hatte, wurde er in der Kirche vor den Altar geführt. Dort hielt ihm ein Geistlicher in feierlicher Rede noch einmal alle die Pflichten vor, die ein rechter Ritter zu erfüllen habe: Ein Ritter soll die Kirche und ihre Geistlichen, die Witwen und Waisen in ihren Rechten verteidigen, er soll ein Beschützer des Volkes sein. Er soll seine Waffen gern gebrauchen im Dienste Gottes und im Dienste seines Herrn, in rechtmäßigen Fehden, in Turnieren und ritterlichen Übungen, aber er soll sie nicht mißbrauchen zu Taten, die ihm Schande bringen. Er soll gerecht und freigebig sein. Er soll die Frauen ehren und die Gesellschaft ehrbarer Leute aufsuchen. Er soll gern hören, was fromme und weise Männer erzählen, und namentlich soll er gern vernehmen die Taten der alten Helden, damit er auch zu großen Taten begeistert werde. Hatte der Knappe feierlich gelobt, alle Ritterpflichten treulich zu erfüllen, so trat ein älterer Ritter hervor und schlug ihn mit dem flachen Schwerte über die Schultern. Das sollte der letzte Schlag sein, den er ungerächt hinnahm. Dann wurde ihm das Schwert umgegürtet, und die Sporen wurden ihm angeschnallt; damit war er in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen.

6. Geschichtsbilder - S. 95

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 95 Üv9 daran, in diesen unterworfenen Gebieten überall die lutherische Lehre zu verdrängen und den Katholiken die Kirchen, die Klöster und die geistlichen Güter wieder zu übergeben. Die deutschen Protestanten wären verloren gewesen, wenn ihnen nicht zu rechter Zeit ein Helfer von fernher gekommen wäre. Als ihnen schon alle Hoffnung geschwunden war, landete an der Küste von Pommern der protestantische Schwedenkönig Gustav Adolf mit einem Heere, um den deutschen Protestanten zu Hilfe zu kommen. Das Heer Gustav Adolfs war zwar der Zahl nach nicht groß, aber es bestand aus lauter Landeskindern des frommen Königs, nicht aus zusammengelaufenen Söldnern wie die Heere, die jetzt in Deutschland gehaust hatten. Und was dem Heere an Zahl fehlte, das ward durch bessere Bewaffnung, vor allem durch strenge Manneszucht und durch frommen Sinn ersetzt. Mit heiliger Begeisterung folgten die Schweden ihrem Könige, der bei seinem Heere auf strenge Zucht und fromme Sitte hielt. Jedes Regiment nutzte früh und abends zum gemeinsamen Gebete unter freiem Himmel antreten. Die Feldprediger hielten besondere Feldgottesdienste. Fluchen und leichtsinniges Schwören war den Soldaten streng untersagt, ebenso Plündern und Rauben. Als Gustav Adolf zuerst den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesichte seines Heeres auf seine Kniee nieder, dankte Gott in brünstigem Gebete für die glückliche Überfahrt und bat um Gottes ferneren Segen für das, was er nun in Deutschland zu vollbringen gedachte. Zunächst gelang es ihm, die kaiserlichen Heerscharen aus Pommern zu vertreiben. Nun wäre er gern der Stadt Magdeburg zu Hilfe gekommen, die von Tilly hart belagert ward, deren Bürger aber sich tapfer verteidigten und bis jetzt jeden Sturm siegreich zurückgewiesen hatten. Er schickte ihnen einen seiner Offiziere, den Oberst Falkenberg, daß er ihnen bei der Verteidigung der Stadt mit seinem Rate beistehe, und er ließ die Bürger ermahnen, tapfer auszuhalten, bis er selbst mit seinem Heere herbeikommen und die Belagerer vertreiben könne. Das war aber leider nicht so bald möglich, denn der Kurfürst von Brandenburg wollte aus Furcht vor dem Kaiser den Schwedenkönig nicht dnrch sein Land ziehen lassen. Gustav Adolf erzwang endlich den Durchzug, als er mit brennenden Lunten vor die Stadt Berlin rückte. Magdeburg zu reiten, kam er aber doch zu spät. Die Stadt war unterdessen von den Kaiserlichen erstürmt worden. Drei Tage lang hatten Tillys Scharen unter furchtbaren Gewalttaten gegen die Bürger in der Stadt geplündert. Zuletzt.wurde sie durch eine schreckliche Feuersbrunst ganz zerstört. Nur der Dom und etliche Fischerhütten an der Elbe blieben von dem Feuer verschont.

7. Geschichtsbilder - S. 94

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 94 ev9 stein, hatte dem Kaiser angeboten, ans seine eigenen Kosten ein Söldnerheer anzuwerben, und der Kaiser hatte das Anerbieten gar gern angenommen. Mit diesem Heere drang Wattenstein bis an die Küste der Ostsee vor. Die protestantischen Herzöge von Mecklenburg vertrieb er, und er selbst wurde dann vom Kaiser als Herzog von Mecklenburg eingesetzt. Aber er behielt diese Würde nur ein 3ahr. Sein stolzes und herrisches Wesen verdroß die übrigen deutschen Fürsten, die schon barüber erzürnt waren, daß einer, der bis vor wenigen Iahren ein armer Ebelmann gewesen war, ihnen nun an Ehren und Würben gleich sein sollte. Reich und zwar so reich, daß er aus eigenen Mitteln ein Heer anwerben konnte, war Wallenstein erst baburch geworben, daß er viele Güter der in Prag hingerichteten ober aus Böhmen vertriebenen Protestanten für einen sehr billigen Preis gekauft hatte. Man bars auch nicht glauben, daß Wallenstein so uneigennützig war, feinen Reichtum dem Kaiser zu Diensten stellen zu wollen, ohne selbst einen Nutzen bavon zu haben. Sein Grunbsatz war: „Der Krieg mutz den Krieg ernähren“, und was er seinen Söldnern an Werbegeld und Sold auszahlte, das forderte er für sich doppelt und dreifach zurück in den gewaltigen Summen, die er auf seinen Kriegszügen Dörfern und Städten als Kriegs steuern auferlegte. Die Ortschaften wurden gebr and-schatzt, d. h. die Führer der Soldaten forderten von den Einwohnern eine hohe Summe Geldes unter dem Androhen, die Hauser niederzubrennen, wenn das Geld nicht herbeigeschafft werde. Dazu kam, daß die einzelnen Soldaten, wohin sie kamen, auch für sich noch Beute machen wollten und den armen Einwohnern auch dar Letzte nahmen, was sie noch besaßen, oder Hab und Gut der Bürger und Bauern durch Brand und mutwillige Zerstörung vernichteten. Selbst ihr Leben mußten viele Einwohner unter den Händen der zügellosen, raub- und beutegierigen Söldner lassen. Die gerechten Klagen der Bevölkerung Benutzten viele deutsche Fürsten, um damit zugleich den Herzog Wallenstein bei dem Kaiser anzuklagen und seine Absetzung zu verlangen. Der Kaiser ging endlich, wenn auch ungern, auf das Verlangen der Fürsten ein und setzte Wallenstein ab, der sich nun grollend auf seine Güter in Böhmen zurückzog. Wallenstein hoffte, es werde schon die Zeit kommen, wo der Kaiser seiner wieder bedürfen würde. Dann wollte er aber seine Bedingungen stellen, ehe er dem Kaiser wieder zu Hilfe kam. 5. Der größte Teil Mittel- und Nord-Deutschlands war durch Tilly und Wallenstein dem Kaiser unterworfen worden. Nun dachte der Kaiser

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 400

1860 - Stuttgart : Hallberger
400 Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh- renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt, die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je- mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte stch Beata bekannt, für diese sorgte ste nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen, diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte ste Essen, Trinken und was ihre Hand fand; diesen suchte ste durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen und ihre Seelen durch die leiblichen Wohthaten aufwärts zu den geistlichen Gütern und zu Gott zu ziehen. Als ste einst einem armen Weibe Etwas zu essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät- tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch- staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen. Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand. Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus- gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver- band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten ging sie mit Beten, d. i. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in eine Gebetsversammlung ging, bereitere sie sich vorher darauf mit Beten und Fürbitten für sich und die Mitversanimelten. Hörte ste in ihrem Hause in die Rathversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge- henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater- land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.). In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser. „Wenn gute Freund-e von einander scheiden müssen", sagte sie öfters, „so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen." Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er- mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge- freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1854 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sill- unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken , Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische / Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen großer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ge- 1
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