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1. Quellenbuch - S. 90

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 90 — 47 Die Regel des deutschen Ordens. Aus dem von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeten Hospital unserer lieben Frauen hervorgegangen, übte der 1190 gegründete Ritterorden der „Brüder vom deutschen Hause" Ritterschaft und Krankenpflege. Im Jahre 1198 bestätigte Papst Innocenz Iii. die bis dahin von ihnen bereits geübte Regel. Dieselbe zerfällt in drei Teile; der erste spricht von den drei vornehmen Gelübden, der zweite von dem Spitalwesen und der dritte von besonderen Pflichten der Brüder. „Drei ^,inge sind , so fängt des Ordens Regel an, „die Grundfesten eines jeglichen geistlichen Gebens, das erste, das ist Keuschheit ewiglich, das andere ist Verzicht eigenes Willens, das ist Gehorsam bis in den Tod, das dritte ist Angelobung der Armut, daß der ohne Eigentum lebe, der da empfängt diesen Orden. An diesen drei Dingen, Keuschheit, Gehorsam, zu leben ohne Eigentum, liegt der Regel Kraft so gar (ganz), daß der Meister des Ordens nimmer Gewalt hat, jemand Urlaub zu geben wider diese drei Dinge. Wenn man da eins zerbräche, so wäre wohl die Regel ganz zerbrochen. Nur der Orden in seiner Gesamtheit darf besitzen Gut und Erbe, Land und Äcker, Weingärten Mühlen, Festen, Pfarren, Kapellen, Zehnten und sogethane Dinge, nach dem, daß ihm seine Privilegien verliehen sind. Er mag auch Leute, Weib und Mann, Knechte und Diener zu ewigem Rechte besitzen. Da der Orden eher Spital hatte denn Ritterschaft, so soll er in dem obersten Hanse, oder wo der Meister mit dem Kapitel zu Rate geht, ein Spital haben für alle Zeiten. Jeder Sieche, der in das Spital ausgenommen wird, soll, wenn er noch kräftig dazu ist, seine Sünde beichten, und wenn der Beichtiger dazu rät, Gottes Leichnam empfangen. Man soll den Siechen liebreich und getreulich dienen. Man soll Ärzte halten nach dem Vermögen des Hauses und nach der Zahl der Siechen. Die Komture sollen sorgen, daß den Siechen an ihrer Kost und ihrer Notdurft nichts gebreche. Mit Erlaubnis des Meisters oder des Landkomturs mag man Almosenbitter aussenden, Leute, die geistlichen Lebens, zu solchem Berufe tüchtig und dabei mäßig sind. Die Pfaffen- und Laien - Brüder sollen den Gottesdienst gemeinsam halten zu ihren acht Gezeiten. Nur den Brüdern, die da Amt haben, ist erlaubt, daß sie zuweilen davonbleiben. Siebenmal in dem Jahre sollen alle Brüder Gottes Leichnam empfangen. Nach dem Tode eines Bruders soll man einem Armen seine besten Kleider geben und Speise und Trank, wie man ihm zu geben pflegte, vierzig Tage lang. Alle Brüder sollen sich befleißigen, in brüderlicher Minne einmütiglich in dem Geiste der Sanftmut zu leben. Keine Übel- oder Afterrede, keine Prahlerei, kein Lug, kein Fluch, kein Schelten oder (Streitwert soll aus ihrem Munde kommen. Keiner soll dem andern mit Schlägen oder Drohen Ungemach anthun. Hat aber ein Bruder sich gegen den andern vergangen, so soll er die Sonne nicht untergehen fassen über seinem Zorn. Sind die Brüder ans der Wegfahrt oder ziehen sie gegen

2. Quellenbuch - S. 227

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 227 - 121. Das General-Land-Schul-Neglement. 1763. Schon am 8. Februar 1763, also sieben Tage vor dem Abschluß des Hubertus-burger Friedens, schrieb Friedrich der Große von Leipzig aus nach Berlin, daß er „bei der bald herzustellenden öffentlichen Ruhe sein Augenmerk mit darauf gerichtet habe, daß die bisher so gar schlecht bestellten Schulen auf dem Lande nach aller Möglichkeit verbessert werden müßten". Am 23. September desselben Jahres ließ er das auf diese Verbesserung bezügliche General-Land-Schul-Reglement veröffentlichen. Die Einleitung desselben lautet: „Wir Friedrich, von Gottes Gnaden zc., thun kund und fügen hiermit jeder-männiglich zu wissen: Nachdem wir zu unserem höchsten Mißfallen selbst wahrgenommen, daß das Schulwesen und die Erziehung der Jugend auf dem Lande bisher in äußersten Verfall geraten und insonderheit durch die Unerfahrenheit der meisten Küster und Schulmeister die jungen Leute auf den Dörfern in Unwissenheit und Dummheit aufwachsen, so ist unser so wohlbedachter als ernster Wille, daß das Schulwesen auf dem Lande in allen unseren Provinzen auf einen besseren Fuß als bisher gesetzet und verfasset werden soll. Denn so angelegentlich wir nach wiederhergestellter Ruhe und allgemeinem Frieden das wahre Wohlsein unserer Länder in allen Ständen uns zum Augenmerk machen, so nötig und heilsam erachten wir es auch zu sein, den guten Grund dazu durch eine vernünftige sowohl als auch christliche Unterweisung der Jugend zur wahren Gottesfurcht und zu anderen nützlichen Dingen in den Schulen legen zu lassen. Demnach befehlen wir hierdurch und kraft dieses aus höchsteigener Bewegung, Vorsorge und landesväterlicher Gesinnung zum besten unserer gesamten Unterthanen, allen Regierungen, Konsistorien und übrigen Kollegien unseres Landes, welche dazu ihres Ortes alles mögliche beitragen sollen, allergnädigst und ernstlichst, auf nachstehendes General-Land-Schul-Reglement fest zu halten und alles ins künftige danach einzurichten, damit der so höchst schädlichen und dem Christentum nicht anstehenden Unwissenheit vorgebeugt und ab geholfen werde, um auf die folgende Zeit in den Schulen geschicktere und bessere Unterthanen bilden und erziehen zu können." Der erste Paragraph des Reglements lautet: „Zuvörderst wollen wir, daß alle unsere Unterthanen, es mögen sein Eltern, Vormünder oder Herrschaften, denen die Erziehung der Jugend obliegt, ihre eigenen sowohl als auch die ihrer Pflege anvertrauten Kinder, Knaben oder Mädchen, wo nicht eher, doch spätestens vom fünften Jahre ihres Alters an in die Schulen schicken, auch damit bis ins dreizehnte und vierzehnte Jahr fortfahren und sie so lange zur Schule halten sollen, bis sie nicht nur das Nötigste vom Christentum gefasset haben und fertig lesen und schreiben, sondern auch von demjenigen Rede und Antwort geben können, was ihnen nach den von unseren Konsistorien verordneten und genehmigten Lehrbüchern beigebracht werden soll." 15*

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

4. Geschichtsbilder - S. 27

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 27 6v9 Am Palmsonntage sollte der Amtmann das Geld, das er aus dem Verkaufe von Getreide, Vieh, Wein, Butter, Eiern usw. gelöst hatte, an den königlichen Hof abliefern; um Weihnachten aber sollte er ein Verzeichnis alles dessen einreichen, was auf dem Gute an Vieh und Geräten vorhanden war. Die eingesandten Rechnungen prüfte der König meist selbst. 10. Wie für die leibliche, so sorgte Karl der Große namentlich auch für die geistige Wohlfahrt seines Volkes. Er gründete nicht nur Kirchen und Klöster, sondern wachte auch streng darüber, daß das Volk fleißig in den Wahrheiten des Christentums unterwiesen wurde. Damit es in den Klosterschulen nicht an tüchtigen Lehrern fehle, ließ er gelehrte Männer aus England und Italien an seinen Hof kommen; von ihnen wurden junge Männer unterrichtet, die dann als Lehrer nach den verschiedenen Klöstern geschickt wurden. Die Kinder seiner Hofbeamten, der vornehmsten rote der geringsten, mußten alle die an seinem Hofe bestehende Schule besuchen, und der König überzeugte sich oft selbst von den Fortschritten, die sie machten. Wie er da einst unter den Kindern der vornehmsten Hofbeamten die faulsten Schüler, unter den ärmeren aber die fleißigsten fand, das hat der deutsche Dichter Gerok in folgenden Versen erzählt: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. 1. Als Kaiser Karl zur Schule lam und wollte visitieren, Da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, Ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; Zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, Zu seiner Rechten hietz er stehn die Fleißigen, die Braven. Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. 3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, Und wies sie mit erhabner Hand zur Linken, in die Ecke. Da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, Manch ungezognes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. 4. Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben. Ihr sollt in mir den gnäb'gen Herrn, den güt'gen Vater haben; Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtessöhne seid, In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleib." 5. Dann blitzt sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tabel: „Ihr Tauchenichtse bessert euch, ihr schänbet euern Abel! Ihr feinen Püppchen, trotzet nicht aus euer Milchgesicht, Ich frage nach des Manns Derbienst, nach seinem Namen nicht.

5. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 102

1861 - Stuttgart : Hallberger
102 35. Karl der Große. Pipin starb zu Aachen im Jahre 768 und hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann. Als aber Letzterer schon im dritten Jahre nach des Vaters Tod gleichfalls starb, wurde Karl der alleinige Regent der großen Monarchie. Dieser Fürst ist einer jener außerordentlichen Männer, die unsere Bewunderung rmd unsern Dank zugleich in Anspruch nehmen und deren Fehler und Schwächen man bei ihren überwiegenden Verdien- sten gerne vergißt. Schon seine äußere Gestalt gab den Herrscher zu erkennen. Er maß sieben Fuß; sein Leib war vollkräftig und ebenmäßig, sein Auge groß und lebhaft, seine Stirne breit, seine Haare blond. Bei Tisch war er mäßig, und mehr als Speise und Trank behagte ihm während des Mahles das Saitenspiel oder die Vorlesung der Thaten alter Helden. In Führung der Waffen, im Jagen, Reiten und Schwimmen galt er für den Besten der Franken. Unablässig war er bemüht, sich und sein Volk auszubilden und seine Kenntnisse zu vermehren; deshalb gieng er gerne mit gelehrten Män- nern um und lernte selbst noch im Alter schreiben. Mit größter ^ Sorgfalt betrieb er die Erziehung der Jugend und legte nicht nur * in Städten und Klöstern, sondern auch in Dörfern Schulen an, die er öfters selbst besuchte, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen. Als Karl nun einst bei einem solchen Besuche wahrnahm, daß die Kinder der Reichen meistens faul und unwissend, die der Ar- men aber fleißig und geschickt waren, stellte er diese zur Rechten und jen-e zur Linken und sprach zu den Kindern der Armen: „Ihr lieben, guten Kinder armer Leute, der allmächtige Gott wolle euern Verstand und euern Fleiß segnen und vermehren! Fahret fort wie ihr angefangen k>abt und lasset die Furcht Gottes in euern Herzen wohnen, so will ich euch ein guter und gnädiger Herr seyn und euch einst mit Gut und Ehrenstellen lohnen." Darauf wandte er sich aber zürnend zu denen, die zur Linken standen und sprach mit donnernder Stimme: „Ihr aber, ihr geputzten, zarten Herrlein, die ihr auf den Glanz und den Reichthum eurer Eltern stolz seid und den Müßiggang und andere Laster den Wissenschaften und der Tugend vorzieht; bei dem König des Himmels! wofern ihr eure Faulheit nicht bald durch Fleiß wieder gut macht, so werdet ihr an mir einen strengen Richter finden." Karl bewies sich als Regent besonders thatkräftig. Schon früher hatten nämlich die neben den Franken wohnenden Sachsen wiederholte Einfälle in das fränkische Reich unternommen; er hatte sie deshalb mehrere Male hart gezüchtigt; aber dennoch erhoben sie

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 400

1860 - Stuttgart : Hallberger
400 Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh- renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt, die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je- mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte stch Beata bekannt, für diese sorgte ste nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen, diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte ste Essen, Trinken und was ihre Hand fand; diesen suchte ste durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen und ihre Seelen durch die leiblichen Wohthaten aufwärts zu den geistlichen Gütern und zu Gott zu ziehen. Als ste einst einem armen Weibe Etwas zu essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät- tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch- staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen. Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand. Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus- gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver- band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten ging sie mit Beten, d. i. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in eine Gebetsversammlung ging, bereitere sie sich vorher darauf mit Beten und Fürbitten für sich und die Mitversanimelten. Hörte ste in ihrem Hause in die Rathversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge- henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater- land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.). In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser. „Wenn gute Freund-e von einander scheiden müssen", sagte sie öfters, „so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen." Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er- mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge- freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 452

1860 - Stuttgart : Hallberger
452 Schon früh hatte er die Nachtheile bemerkt, welche die jüngeren Kinder leiden, während die älteren die Schule besuchen, die Eltern aber ihren Berufsarbeiten nachgehen. Nicht bloß Gefahren für Leben und Gesundheit sind die unbeaufsichtigten Kleinen ausgesetzt, sondern ihr Geist kann sich in der Einsamkeit nicht entwickeln, deßhalb bleiben sie zurück. Oberlin machte seine Frau auf dieses Uebel aufmerksam, und diese, welche eben so menschenfreundlich dachte, als ihr Gatte, bestellte Aufseherinnen, welche die Kinder von zwei bis sechs Jahren um sich sammelten und dieselben mit Spiel und kleinen Arbeiten be- schäftigten. Unter diesen Aufseherinnen befand sich ein junges Bauern- mädchen, welches als die eigentliche Begründerin der Bewahranstalten zu betrachten ist, weil sie nach dem bald erfolgten Tode der Pfarrerin die Gedanken derselben ausführte und verbesserte. Dieses tugendhafte Mädchen, welches zugleich in dem Hause des Pfarrers Oberlin zuerst als Magd, dann als Haushälterin seine jüngeren Kinder erzog und ohne alle Belohnung sich allen Diensten unterzog, bald die Kleinen beaufsichtigte, bald Kranke besuchte, Arme unterstützte und in alle seine menschenfreundlichen Plane einging, und darum von ihm als Tochter angenommen wurde, hieß Luise Schepler, und ist eins der schönsten Beispiele weiblicher Vortrefflichkeit. Auch wurden ihre Ver- dienste, so wie die ihres Pflegvaters um das Steinthal nicht bloß von der Gemeinde selbst, sondern zuletzt auch von der französischen Regie- rung anerkannt. Luise Schepler erhielt einen Preis von 5000 Franken, die ein edler Mann in Paris für diejenigen ausgesetzt hatte, welche sich um das Wohl der Menschheit am meisten verdient machten. Sie bestimmte dies Kapital ihrer Kleinkinderschule und behauptete, der Ruhm gebühre nicht ihr, sondern der verstorbenen Pfarrerin. Der alte Oberlin erhielr einen Orden und wurde in den Stand gesetzt, sein wohlthätiges Leben fortzusetzen, ohne solche Entbehrungen wie früher zu leiden. Die schönste Anerkennung aber fand er bei seinem Tod im Jahr 1826. Nicht bloß seine Pfarrkinder von dem ältesten bis zum jüngsten begleiteten mit Thränen die Leiche des Vaters Oberlin, sondern auch eine ungeheure Zahl seiner Verehrer ans der Umgegend. Und zwar machte das Glaubensbekenntniß dabei keinen Unterschied. Katholische Frauen, in Trauer gekleidet, knieeten rings um den Begräbnißplatz in stillem Gebete, und mehrere katholische Geistliche saßen in ihrer Kirchenkleidung unter den protestantischen in der Kirche. Und damit sein Werk nicht untergehe, wurden Beiträge zu einer Stiftung, die Oberlins Namen führt, gesammelt.

10. Die deutsche Kultur - S. 156

1907 - Leipzig : Brandstetter
lich die Frau dem Manne durchaus wie früher untergeordnet war, so erhöhte das Rittertum das Weib doch zur Krone der Schöpfung und führte die Frau als alles beherrschende Herrin in die Gesellschaft ein. Während früher die Frauen bescheiden zurückstanden, bewegten sie sich jetzt im Mittelpunkte des Lebens. „Willst du dein Leben schmücken", so riet ein Ritter seinem Sohne, „so minne und ehre gute Frauen." Das köstlichste Vermächtnis des Frauendienstes ist die Minnedich -tung. Edle Sänger, wie Walter von der Vogelweide, Hartmann von der Aue u. a. sangen das Lob der Frauen in reizenden, anmutigen Liedern. Auf die Erziehung der Mädchen wurde mehr Sorgfalt verwendet, als auf die wissenschaftliche Ausbildung der Jünglinge. Die Mädchenerziehung bezweckte vor allem die Aneignung tüchtiger Kenntnisse in den Haushaltsgeschäften und Fertigkeit in Handarbeiten. Nicht nur die Führung des Haushalts und die Besorgung von Küche und Keller lag der Hausfrau ob, sondern auch die Instandhaltung der Kleiderkammer, und namentlich diese mußte die weibliche Sorge und Geschicklichkeit fortwährend aneifern. Fürstliche Töchter übergab man gewöhnlich einer Erzieherin und gesellte ihnen während der Lehrjahre eine Schar von Mädchen gleichen Alters zu, die den Unterricht mitgenossen. Wer seine Töchter nicht bei Hofe unterbringen konnte, gab sie zur Erziehung in die Frauenklöster. Hier beschränkte sich vielfach der Unterricht nur auf Erlernung weiblicher Handarbeiten, Gebetformeln, einiger biblischen Geschichten und sehr vieler Heiligenlegenden. 3n besseren Klosterschulen wurde aber auch allerlei Wissenswertes aus der Geschichte und Geographie gelehrt, Musik geübt, vor allem aber die Kunst des Lesens und Schreibens getrieben. Die Frauentracht hatte gegen früher an Feinheit und Schönheit gewonnen. Das faltenreiche, farbige Obergewand wurde vom Gürtel zusammengehalten. Farbiger, Gold- oder Pelzbesatz belebte den Farbenton der Gewandung. Die Schuhe waren, obgleich sie vom Unterkleide gänzlich verdeckt sein sollten, von feinem farbigem Leder, von Samt, Seide oder Goldstoff. Das in der Mitte gescheitelte Haar ließ die Frau in jungen Jahren frei über den Nacken herabwallen. Über der Stirne wurde es durch einen Stirnreif oder ein Stirnband oder durch ein Kränzlein von lebenden Blumen zurückgehalten. Ältere Frauen steckten das Haar auf und schmückten den Kops durch eine mit Perlen und Edelsteinen bestickte Haube. In der Zeit der Auslösung staatlicher Ordnung (10. Jahrhundert) litt das Familienleben der besseren Stände nicht minder wie das des Bauern und Bürgers. Die Männer überließen sich rohester Jagd- und Rauflust. Die feinen Umgangsformen wurden vergessen oder geradezu verachtet, dafür wurde der plumpste, schmutzigste Ton 156
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