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1. Quellenbuch - S. 173

1885 - Leipzig : Brandstetter
- 173 - Sonst kamen auch von andern Fürsten und Ständen des Reichs, so teils persönlich erschienen, teils ihre Abgesandten dahin schickten, unterschiedliche Klagen über die Kriegsdrangsale und die Grausamkeiten der Soldaten ein. Sonderlich haben die pommerscheu Abgesandten nachfolgendes im Namen ihrer Fürsten der Kaiserl. Majestät übergeben: Es zweifle der Herzog in Pommern nicht, I. Kais. Maj. würde noch im Gedächtnis haben, wie er zu unterschiedlichen Malen sich höflichst beklagt über die unerhörten Drangsale und unaussprechlichen Grausamkeiten, welche wider ihn und seine Unterthanen nunmehr fast drei Jahre durch die einquartierten Soldaten verübt würden. Welche Last nunmehr so gar schwer geworden, daß er dieselbe länger zu tragen nicht vermöchte. Denn obwohl er vermöge der Reichsversassnngen in feine-wege verbunden wäre, ein Heer allein zu unterhalten, hätte er dennoch in seinem Herzogtum von I. Kais. Maj. Armee nunmehr fast drei Jahre über einhundert und mehr Kompagnien allein unterhalten, auch wohl daneben zuzeiten an fremde Örter Proviant liefern und allerhand beschwerliche Märsche täglich über seine Lande gehen lassen müssen. Daher denn die darauf gewandte Summe sich nunmehr, und zwar allein in der Fürstl. Stettinischen Regierung wohl auf 10 Millionen Gulden erstrecke, wie zu jeder Zeit könne bewiesen werden. Durch wie beschwerliche Gewaltmittel aber die monatlich angeordneten Kontributionen von seinen Landsassen und Unterthanen erpreßt worden und was für Drangsale dabei verübet, und daß ein Teil der Offiziere die Eintreibung so scharf anzurichten befohlen, wenn auch die Einwohner kein Hemd auf dem Leibe behalten sollten. Jngleichen was für Ärgernis vorgegangen mit Verhinderung des Gottesdienstes, Beraubung der Kircheu, Öffnung der Gräber, allerhand Eingriffe in seine Hoheit, Entwaffnung der Unterthanen, Schmälerung der fürstlichen Einkünfte, welche nunmehr also abgenommen, daß er seinem fürstlichen Stande gemäß aus dem ganzen Lande keine fürstliche Tafel halten könne, dagegen aber ein Rittmeister oder Hauptmann aus einem Quartier so viel zu genießen hätte, daß er sich mehr denn fürstlich traktieren könne, ohne was er zuzeiten an großen Summen wegschicke. Auch, wie in tyrannischer und barbarischer Weise wider die armeu Leute mit Prügeln, Brennen und Plündern vorgegangen werde, und wie endlich durch Entziehung notdürftiger Lebensmittel die bekümmerten Leute mit unnatürlicher Speise, als mit Trübern, Knospen von den Bäumen und Gras sich zu sättigen gezwungen werden." 94. Botschaft Gustav Adolfs an den Kurfürsten von Brandenburg. 1631. Der Kurfürst von Brandenburg hatte an den König Gustav Adolf einen Gesandten abgeschickt, um den König zu einem Waffenstillstände mit dem Kaiser zu überreden. Über seine Aufnahme bei dem König und über dessen Ansichten berichtet der Gesandte: „Nachdem Seine Königliche Majestät mich gnädigst angehört, aber, da ich an

2. Quellenbuch - S. 172

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 172 — K'irche zurückzuführen. So geschah es auch in Glogau. Man entwarf dort zu diesem Zwecke eine Beichtformel, welche so viel Anklang fand, daß auch manche Fürsten in Süd- und Westdeutschland sich dieselbe mitteilen ließen, um ihre Landeskinder selig zu wissen. Sie lautet nach einer gleichzeitigen Handschrift: „Großglogauifche Beichte, so die abgefallenen Lutheraner thun sollen. 1629. Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß ich so viele Jahre der verdammten gottlosen Lutherschen Lehre beigewohnt und in solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen Sakrament nichts anderes empfangen als gebacken Brot und ein Trünklein Wein aus einem Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdammlicher Lehre widersage und widerspreche ich nun und nimmermehr in alle Ewigkeit beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe und alle Heiligen! Artikel, so sie halten sollen: 1. Wir glauben, wie die katholische Kirche befiehlt, es sei in der Schrift gegründet oder nicht. — 2. Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung. — 3. Wir glauben, daß ein Fegefeuer ist. — 4. Wir glauben an die sieben Sakramente. — 5. Wir glauben an die heilige Jungfrau Maria. — 6. Wir schwören zu Gott, daß die lutherische Lehre falsch und verdamm-lich sei, und wolleu's die Zeit unseres Lebens thun, auch unsere Kinder davon abhalten. 7. Wir schwören, daß wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens nicht gebrauchen wollen oder denselben treiben. — 8. Wir schwören, daß wir in die katholische Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu uns Gott Vater, Sohn und heiliger Geist helfe. Amen!" 93. Der Kurfürstentag zu Regensburg. 1630. Eine Zeitschrift, welche unter dem Titel „Europäisches Theater" im siebzehnten Jahrhundert zu Frankfurt erschien, berichtet über die Klagen, welche die Kurfürsten wider Wallenstein erhoben, folgendes: „Die Kurfürsten gaben genugsam zu verstehen, daß an den trübseligen Zeiten, an Schanden und Lastern, greulichen und unerhörten Kriegsdrangsalen, so täglich vorkamen, der neue Herzog aus Mecklenburg als General über die kaiserliche Armee einzig und allein die Ursache wäre, indem man demselben ohne der Stände Bewilligung eine solche Gewalt aufgetragen, die noch kein einziger vor ihm gehabt hatte. So wäre auch das unsägliche geworbene Kriegsvolk zu nichts dienlich, als das allgemeine Vaterland zu verwüsten. Überdies hätte man diejenigen mit Kriegsmacht überzogen, wider welche solches niemals beschlossen worden. Die Kontributionen wären nach des Herzogs eigenem Wohlgefallen angesetzt und mehr als barbarischerweise den Leuten abgezwungen worden. Weiter ward bestätigt, daß Kurbrandenburg allein diese wenigen Jahre her nur an Kontribution auf die 20 Millionen Gulden hergeschossen hätte. Nicht weniger hat man sich zum höchsten beschwert wegen des großen Prachts, so der Herzog samt seinen Obersten und Befehlshabern sowohl an Kleidung, goldenem und silbernem Geschirr, als auch an schönen und köstlichen Pferden verübt und getrieben.

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 130

1865 - Eisleben : Reichardt
130 16<9—1637 Ferdinand 11. Seine Wahl zum Kaiser wurde hauptsächlich dadurch be- wirkt, daß der Kurfürst von Sachsen von der katho- lischen Partei gewonnen wurde. 1619 Die Böhmen unter Matthias von Thurn vor Wien. v). Ferdinand abgesetzt w) und Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böh- men erwählt. Friedrich tder Winterkönig) nimmt die Würde an, haupt- sächlich durch seine stolze Gemahlin Elisabeth, eine englische Prinzessin, bewogen. Bon der evang. Union wurde er im Stiche gelassen, ja der Kurfürst von Sachsen schloß sich sogar der Liga an! Friedrichs Hanptvorkämpfer waren der Markgraf Frie- drich von Baden, der Herzog Christian von Braunschweig x) und der als Feldherr bedeutende Gras Ernst von Mansfeld. 1620 Friedrich wird ans dem weißen Berge bei Prag geschlagen. Prag erobert. Grausamkeiten. Der Majestätsbrief zer- schnitten und der Katholicismus gewaltsam eingeführt, y) Der nach Holland geflohene Friedrich und seine Anhän- ' ger werden in die Acht erklärt, welche durch Til ly voll- zogen wird. (Schlacht bei Wimpfen gegen Friedrich von Baden gewonnen, Christian bei Höchst und Stadt-Lohn besiegt.) Die pfälzische Kurwürde erhielt (í 623) Maxi- milian. z) (1625) Der durch Tilly bedrohte niedersächsische Kreisa) wählt den König Christian kv. von Dänemark zum Anführer. Albrecht von Wallenstein, Herzog von Fried- land, wirbt für den Kaiser unter der Bedingung eines unbeschränkten Oberbefehles ein Heer von 50000 Mann. 1626 Wallenstein schlägt den Grafen von Mansfeld an der dessaner Brücke, Tilly den König Chri- stian bei Lutter am Barenberge. v) Ferdinand durch Boucgnoi ans persönlicher Gefahr gerettet. <Um terschrift.) w) „Als Erbfeind der Gewissensfreiheit und Sklave der Jesuiten." x) Kühn und ritterlich. „Gottes Freund, der Pfaffen Feind" y) Der Jesuitenpaten Lamormain schürte den Eifer Ferdinands an. 7.) Die Heidelberger Bibliothek nach Rom. a) Nach der Besiegung Christians blieb Tilly in Westphalen und suchte das Land-zu katholisiren.

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

6. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 133

1865 - Eisleben : Reichardt
— 133 — allmächtige Minister Ludwigs Xiii.) in ein Bündniß ein- ließen. Deutschland schrecklich verheert, besonders durch die Schweden, die nach einander von Horn, Bauer, Tor- stens on und Wrangel geführt wurden. 1634 Wollenstem auf kaiserlichen Befehl in Eger er- mordet. Schlacht bei Nördlingen. Hier siegten des Kaisers Sohn Ferdinand und Gal- . las über Bernhard von Weimar und Horn. Letzterer gefangen. Nun Schwaben und Franken verwüstet. 1635 Friede zu Prag. Dieser Separatfriede wurde zunächst zwischen dem Kaiser und Sachsen geschlossen, aber auch Georg Wilhelm von Brandenburg trat demselben bei. ' Jetzt die furchtbarste Verheerung Norddentschlands k) durch die Schweden, welche Pommern eingenommen hatten. Dazu noch die Pest. 1637-1657 Kaiser Ferdinand Iii. (1640—1645) Die Franzosen in Süddeutschland. Elsaß erobert. Bernhard von Weimar hatte sich im südwestlichen Deutschland festgesetzt l), und Richelieu hatte ihm den Elsaß versprochen. Doch 1639 plötzlicher Tod Bernhards. Frankreich nimmt den Elsaß für sich und dringt unter Cond^ und Tu renne in Süddeutsch- land ein. Die Schweden nnterdeß ebenfalls siegreich. Zuletzt drang General Königs mark in Böhmen ein und hatte schon einen Theil von Prag erobert. Da endlich 164b! Friede zu Osnabrück und Münster, m) (Westphä- li scher Friede.) Den Protestanten wurde der angsbarger Religions- friede bestätigt. Der geistliche Vorbehalt fiel weg, und auch die Reformirten wurden in diesen Frieden mit eingeschlossen. Frankreich erhielt den Elsaß mit Ausnahme der freien Reichsstädte, z. B. Straßburgs. Schweden be- kam Vorpommern mit Rügen, ferner Wismar, Bremen und Verden. Brandenburg erhielt Hin- k) Besonders Brandenburgs. 1636 Bauers Sieg bei Wittstoü. l) 1638 schlug er das ligistische Heer unter Jan von Werth bei Rheinselden. ' , w) In Münster wurde nur der Friede zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche verhandelt.

7. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

8. Geschichtsbilder - S. 94

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 94 ev9 stein, hatte dem Kaiser angeboten, ans seine eigenen Kosten ein Söldnerheer anzuwerben, und der Kaiser hatte das Anerbieten gar gern angenommen. Mit diesem Heere drang Wattenstein bis an die Küste der Ostsee vor. Die protestantischen Herzöge von Mecklenburg vertrieb er, und er selbst wurde dann vom Kaiser als Herzog von Mecklenburg eingesetzt. Aber er behielt diese Würde nur ein 3ahr. Sein stolzes und herrisches Wesen verdroß die übrigen deutschen Fürsten, die schon barüber erzürnt waren, daß einer, der bis vor wenigen Iahren ein armer Ebelmann gewesen war, ihnen nun an Ehren und Würben gleich sein sollte. Reich und zwar so reich, daß er aus eigenen Mitteln ein Heer anwerben konnte, war Wallenstein erst baburch geworben, daß er viele Güter der in Prag hingerichteten ober aus Böhmen vertriebenen Protestanten für einen sehr billigen Preis gekauft hatte. Man bars auch nicht glauben, daß Wallenstein so uneigennützig war, feinen Reichtum dem Kaiser zu Diensten stellen zu wollen, ohne selbst einen Nutzen bavon zu haben. Sein Grunbsatz war: „Der Krieg mutz den Krieg ernähren“, und was er seinen Söldnern an Werbegeld und Sold auszahlte, das forderte er für sich doppelt und dreifach zurück in den gewaltigen Summen, die er auf seinen Kriegszügen Dörfern und Städten als Kriegs steuern auferlegte. Die Ortschaften wurden gebr and-schatzt, d. h. die Führer der Soldaten forderten von den Einwohnern eine hohe Summe Geldes unter dem Androhen, die Hauser niederzubrennen, wenn das Geld nicht herbeigeschafft werde. Dazu kam, daß die einzelnen Soldaten, wohin sie kamen, auch für sich noch Beute machen wollten und den armen Einwohnern auch dar Letzte nahmen, was sie noch besaßen, oder Hab und Gut der Bürger und Bauern durch Brand und mutwillige Zerstörung vernichteten. Selbst ihr Leben mußten viele Einwohner unter den Händen der zügellosen, raub- und beutegierigen Söldner lassen. Die gerechten Klagen der Bevölkerung Benutzten viele deutsche Fürsten, um damit zugleich den Herzog Wallenstein bei dem Kaiser anzuklagen und seine Absetzung zu verlangen. Der Kaiser ging endlich, wenn auch ungern, auf das Verlangen der Fürsten ein und setzte Wallenstein ab, der sich nun grollend auf seine Güter in Böhmen zurückzog. Wallenstein hoffte, es werde schon die Zeit kommen, wo der Kaiser seiner wieder bedürfen würde. Dann wollte er aber seine Bedingungen stellen, ehe er dem Kaiser wieder zu Hilfe kam. 5. Der größte Teil Mittel- und Nord-Deutschlands war durch Tilly und Wallenstein dem Kaiser unterworfen worden. Nun dachte der Kaiser

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 133

1861 - Stuttgart : Hallberger
133 ihrer Conmon bauen zu dürfen. Die Protestanten giengen hierin aber bald weiter, als ihnen eingeräumt worden war, und erbauten auf dem Gebiet des Erzbischofs von Prag und des Abts von Braunau zwei Kirchen. Der Erzbischof und der Abt untersagten den Bau, aber vergebens. Darauf ließ der Erzbischof, mit Bewilligung des Hofes, die auf seinem Gebiet erbaute Kirche niederreißen, und der Abt von Braunau ließ die dortige sperren. Dadurch wurden die Protestanten auf's Höchste erbittert, drangen in das Schloß zu Prag ein, warfen die kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus, kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf und drangen selbst m die österreichi- schen Staaten ein. In dieser gefahrvollen Zeit kam, nach dem Tode des Kaisers Mathias, Ferdinand 11. auf den Thron. Dieser unterdrückte schnell den Aufstand und verlangte durch das Restitutionsedikt (oder Wiederherstellungsgesetz), daß die protestantischen Fürsten alle seither eingezogenen katholischen Kirchengüter zurückgeben sollten. Die Pro- testanten waren aber hiezu nicht geneigt, riefen den schwedischen König Gustav Adolph um Hilfe an, und dieser landete bald mit 15,000 Mann ausgesuchter Truppen in Deutschland. Er ver- band sich mit den Protestanten und erhielt selbst von Frankreich Unterstützung, woraus der Krieg mit der größten Heftigkeit fort- geführt wurde. Schlachten um Schlachten wurden geschlagen; Städte und Dörfer wurden eingeäschert, Mord und Raub waren überall an der Tagesordnung. Zwei Drittheile der Bevölkerung Deutsch- lands kamen während dieses unheilvollen Krieges durch das Schwert, durch Seuchen, Hungersnoth und Elend aller Art um das Leben. Die Fluren unseres unglücklichen Vaterlandes lagen öde; die einst so wohlhabenden Städte waren verarmt; Handel und Gewerbe lagen darnieder; Gottesdienst, Schulen und Iustizpflege hatten aus- gehört; Noth und Elend waren allgemein: kurz, Deutschland stand am Rand des Verderbens, und sein Wohl schien für alle Zukunft vernichtet zu seyn. Als Heerführer hatten sich in diesem Kriege auf Seite der Pr o te- st anten nebst dem Könige Gustav Adolph, der in der Schlacht bei Lützen, unweit Leipzig, das Leben verlor, Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, kath olischerseits aber die Feldherren Wallenstein und Tilly ausgezeichnet. Besonders aber ist es Letzterer, der durch seinen Heldenmuth, seinen biedern Charakter und seine Frömmigkeit unsere Hochachtung und Bewunderung in vollem Maaße in Anspruch nimmt. Tilly war ein Mann von hagerer Statur mit derben Knochen, eingefallenen Wangen, großer Nase und lebhaft blitzenden Augen. Das graue Haar hieng ihm stets borstenartig über die gerunzelte Stirne und um dm Kopf, auf dem er einen grauen, spitzigen Hut trug, von welchem seitwärts eine rothe Straußseder über den Rücken

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-
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