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1. Quellenbuch - S. 172

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 172 — K'irche zurückzuführen. So geschah es auch in Glogau. Man entwarf dort zu diesem Zwecke eine Beichtformel, welche so viel Anklang fand, daß auch manche Fürsten in Süd- und Westdeutschland sich dieselbe mitteilen ließen, um ihre Landeskinder selig zu wissen. Sie lautet nach einer gleichzeitigen Handschrift: „Großglogauifche Beichte, so die abgefallenen Lutheraner thun sollen. 1629. Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß ich so viele Jahre der verdammten gottlosen Lutherschen Lehre beigewohnt und in solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen Sakrament nichts anderes empfangen als gebacken Brot und ein Trünklein Wein aus einem Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdammlicher Lehre widersage und widerspreche ich nun und nimmermehr in alle Ewigkeit beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe und alle Heiligen! Artikel, so sie halten sollen: 1. Wir glauben, wie die katholische Kirche befiehlt, es sei in der Schrift gegründet oder nicht. — 2. Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung. — 3. Wir glauben, daß ein Fegefeuer ist. — 4. Wir glauben an die sieben Sakramente. — 5. Wir glauben an die heilige Jungfrau Maria. — 6. Wir schwören zu Gott, daß die lutherische Lehre falsch und verdamm-lich sei, und wolleu's die Zeit unseres Lebens thun, auch unsere Kinder davon abhalten. 7. Wir schwören, daß wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens nicht gebrauchen wollen oder denselben treiben. — 8. Wir schwören, daß wir in die katholische Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu uns Gott Vater, Sohn und heiliger Geist helfe. Amen!" 93. Der Kurfürstentag zu Regensburg. 1630. Eine Zeitschrift, welche unter dem Titel „Europäisches Theater" im siebzehnten Jahrhundert zu Frankfurt erschien, berichtet über die Klagen, welche die Kurfürsten wider Wallenstein erhoben, folgendes: „Die Kurfürsten gaben genugsam zu verstehen, daß an den trübseligen Zeiten, an Schanden und Lastern, greulichen und unerhörten Kriegsdrangsalen, so täglich vorkamen, der neue Herzog aus Mecklenburg als General über die kaiserliche Armee einzig und allein die Ursache wäre, indem man demselben ohne der Stände Bewilligung eine solche Gewalt aufgetragen, die noch kein einziger vor ihm gehabt hatte. So wäre auch das unsägliche geworbene Kriegsvolk zu nichts dienlich, als das allgemeine Vaterland zu verwüsten. Überdies hätte man diejenigen mit Kriegsmacht überzogen, wider welche solches niemals beschlossen worden. Die Kontributionen wären nach des Herzogs eigenem Wohlgefallen angesetzt und mehr als barbarischerweise den Leuten abgezwungen worden. Weiter ward bestätigt, daß Kurbrandenburg allein diese wenigen Jahre her nur an Kontribution auf die 20 Millionen Gulden hergeschossen hätte. Nicht weniger hat man sich zum höchsten beschwert wegen des großen Prachts, so der Herzog samt seinen Obersten und Befehlshabern sowohl an Kleidung, goldenem und silbernem Geschirr, als auch an schönen und köstlichen Pferden verübt und getrieben.

2. Quellenbuch - S. 138

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 138 — ich war überzeugt, ich würde in demselben Stande und mit solcher harten, sauern Arbeit Gott einen großen Dienst thun. Und war doch mein Gelübde nicht einer Schlehen wert, denn ich zog mich damit aus Gewalt und Willen der Eltern, die mir von Gott geboten waren. Es hat aber Gott gewollt, wie ich nun sehe, daß ich der hohen Schulen Weisheit und der Klöster Heiligkeit aus eigener und gewisser Erfahrung, das ist aus vielen Sünden und gottlosen Werken erführe, daß das gottlose Volk nicht wider mich, ihren zukünftigen Gegner, zu prangen hätte, als der unerkannte Dinge verdammet. Darum bin ich ein Mönch gewesen und noch." „Mein Vater war übel zufrieden und wollte mir's nicht gestatten; er antwortete mir schriftlich wieder und hieß mich Du — vorher hieß er mich Ihr, weil ich Magister geworden — und sagte mir alle Gunst ab." „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe meinen Orden so streng gehalten, daß ich's nicht aussagen kann. Ist je ein Mönch in den Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineinkommen sein. Das müssen mir bezeugen alle Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte mich, wo es länger gewährt hätte, noch zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." „Zu Erfurt fiel ich, ein junger Theologns, im Kloster auf der Liberei in ein Buch, da die Reden des Johannes Hus ausgezeichnet und darin geschrieben standen; ward aus Fürwitz lüstern, zu sehen, was doch der Erzketzer gelehrt hätte, weil das Buch in öffentlicher Liberei unverbrannt erhalten wäre. Da fand ich wahrlich so viel, daß ich mich davor entsetzte, warum doch solcher Mann verbrannt wäre, der so christlich und gewaltig die Schrift führen konnte. Aber weil sein Name so greulich verdammet war, daß ich dazumal dachte, die Wände würden schwarz und die Sonne müßte den Schein verlieren, wo man des Namens Hus wohl gedächte, schlug ich das Buch zu und ging mit verwundetem Herzen davon, tröstete mich aber mit solchen Gedanken: Vielleicht hat er solches geschrieben, ehe denn er ist Ketzer worden, denn ich des Konstanter Konzils Geschichte noch nicht wußte." „Ich las zu Erfurt im Kloster allein die Bibel, da schicket es Gott wunderbar-lich wider aller Menschen Gedanken, daß ich von Erfurt gen Wittenberg mußte; da ward ich wohl versetzet." „Ich wollte nicht hunderttausend Gulden dafür nehmen, daß ich nicht Rom gesehen hätte; ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht; aber was wir sehen, das reden wir." „Ich wollte nur wünschen, daß ein jeder, der Priester werden soll, zuvor in Rom gewesen wäre und gesehen hätte, wie es da zugehe. Ich habe zu Rom von etlichen Hofleuten selbst sagen hören, es sei unmöglich, daß es länger so sollte stehen, es müsse brechen. Es ist gar nicht zu sagen und zu glauben, wie arg es dort ist. Ist eine Hölle, so ist Rom daraus gebauet. Rom ist die heilige Stadt gewesen, aber die allerärgste geworden." „Ich habe in Rom viele Messen halten sehen, so daß mir grauet, wenn ich daran denke. Es ekelte mir, daß sie so rips, raps Messe lesen konnten, als trieben

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

4. Geschichtsbilder - S. 81

1911 - Leipzig : Brandstetter
ßva 81 6v3 sollte er da die Rechtswissenschaft studieren, und er war in seinen Studiert so fleißig, daß er schon nach wenigen Jahren Magister wurde und als solcher jüngere Studenten unterrichten durfte. Dabei war er aber auch fröhlich, wie es der Jugend gebührt. Seine Freunde nannten ihn einen „guten Musikus", denn er sang noch so schön wie als Schüler und verstand auch trefflich die Laute zu spielen. Zu seinem Fleiße und seiner Fröhlichkeit kam als Bestes die Frömmigkeit. Ein Zeitgenosse erzählt von ihm: „Ob er wohl ein fröhlicher junger Gesell war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchengehen an, wie denn dies sein Sprichwort gewesen: -Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert/" Oft war der junge Student in der Bibliothek der Universität. Da fand er einst eine lateinische Bibel. Er hatte bis dahin noch nie eine vollständige Bibel gesehen und wunderte sich sehr, daß viel mehr darin stand, als die Evangelien und Episteln, worüber nur in der Kirche gepredigt wurde. Beim ersten Aufschlagen dieser Bibel fand er die Geschichte von Samuel und seiner Mutter Hanna. Die las er sogleich, und sie gefiel ihm sehr; und er wünschte nichts sehnlicher, als daß er einmal selbst eine solche Bibel besitzen mochte. Von übereifrigem Studieren wurde Luther schließlich krank. Da bemächtigten sich seiner Seele allerlei trübe Gedanken. Er dachte und glaubte immer an seine Sündhaftigkeit, wenn er auch keineswegs ernstere Vergehen sich vorzuwerfen hatte. Als einst einer seiner Freunde .ermordet in den Straßen Erfurts aufgefunden wurde, legte er sich die bange Frage vor, wie er wohl vor Gottes Richterstuhle bestehen würde, wenn ihn ein solches Geschick dahin gerufen hätte. Dieselbe Frage legte er sich vor, als er einst aus der Heimkehr von einer Reise zu seinen Eltern kurz vor Erfurt von einem Gewitter überrascht wurde und ein Blitzstrahl krachend vor ihm niederfuhr. Er meinte wie viele Leute seiner Zeit, daß man ein Gott besonders wohlgefälliges Leben am besten in der Abgeschiedenheit des Klosters führen könne, und er beschloß daher, in ein Kloster zu gehen. Trotz alles Abredens seiner Freunde führte er seinen Entschluß aus und trat als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Sein Vater war damit gar nicht einverstanden, denn er wußte gar wohl, daß viele Mönche nicht ein frommes, sondern nur ein faules und bequemes Leben führten. Luther aber nahm es mit den Klosterpflichten eben so streng wie mit seinem Lernen. Anfangs mußte er die niedrigsten Dienste leisten; er mußte die Kirche und die Zellen der Mönche fegen, die Glocken läuten A. Richter, Geschichtsbilder. q

5. Geschichtsbilder - S. 53

1911 - Leipzig : Brandstetter
ev9 53 6v9 Fingern an, und Brei ah man, indem man Brotstücke mit den Fingern in die Schüssel tauchte. Auch nach dem Essen erschien daher ein Edelknabe mit dem Waschbecken, und ein anderer reichte das Handtuch dar. Von einem Unterrichte, wie ihn jetzt deutsche Knaben erhalten, war bei den Edelknaben nicht die Rede. Lesen und Schreiben konnte ein Ritter sehr selten. Wenn ein Ritter einen Brief bekam, mußte er gewöhnlich warten, bis der Burgkapellan oder sonst jemand ihn vorlas. Wollte er jemand brieflich eine Nachricht geben, so mußte wieder der Geistliche auf der Burg den Brief schreiben. Ja, viele Ritter konnten nicht einmal ihren Namen schreiben. Galt es, eine wichtige Urkunde zu unterzeichnen, so drückte der Ritter wohl gar seine Handfläche, die er zuvor mit etwas Farbe bestrichen hatte, unter dem Schriftstück ab, und der Kaplan bemerkte dazu: „Dies ist das Handzeichen des Ritters 3e. 2)., der nach Ritterwürde des Schreibens unkundig." Öfter als die Knaben lernten die Mädchen lesen und schreiben, und sie wurden darin von dem Kapellan unterrichtet. Alle aber, Knaben und Mädchen, unterrichtete der Geistliche wenigstens in den Hauptstücken der christlichen Religion. Durch Vor- und Nachsagen lernten sie das Vaterunser, das Ave Maria und etliche andere Gebete, auch den christlichen Glauben und die zehn Gebote. Der Geistliche erzählte ihnen auch vom Herrn Jesus, von seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem, von seinem Kreuzestode und von seiner Auferstehung, und er zeigte ihnen Bilder, auf denen das alles abgebildet war. Damit war aber das Lernen für einen Ritterknaben abgeschlossen. 5. War der Knabe vierzehn Jahre alt, so begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben, er wurde nun Knappe. Als solcher sollte er seine ritterliche Zucht im Dienste der Frauen und seine ritterliche Waffentüchtigkeit im Dienste des Herrn mit der Tat erweisen. Die für die Herrin zu leistenden Dienste mehrten sich; insbesondere hatte der Knappe die Falken zu pflegen, deren die Herrin zur Jagd bedurfte. Und ritt man zur Jagd aus, so mußte der Knappe den Falken, der mit einem Kettchen am Fuße gefesselt war, und dem man eine lederne Kappe über den Kopf gezogen hatte, auf der Hand tragen, bis er ihn am Orte der Jagd der Herrin übergab, die dann den Falken vom Kettchen löste und ihm die Haube abnahm. War der Falke in die Lüfte aufgestiegen und hatte aus der Höhe niederstoßend einen Vogel erlegt, so mußte der Knappe das erlegte Wild und den wieder eingefangenen Falken zurückbringen. Auch die Dienste für den Herrn mehrten sich. Der Knappe hatte für die Reinhaltung und den Glanz der Rüstung und der Waffen zu sorgen, die Rüstkammer zu beaufsichtigen, die Pferde zu pflegen und bett

6. Geschichtsbilder - S. 82

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 82 eva und mit dem Sacke in der Stadt umherziehen, denn das Augustinerkloster war ein Bettelmönchskloster. Dabei zermarterte er sich mit Fasten und Kasteien, daß sein Leib dahinschwand, und er wie ein Schatten durch die Klostergänge schlich. Die niedrigsten Dienste wurden ihm endlich abgenommen. Dann studierte er umsomehr, und zwar am liebsten in der Bibel, deren er auch im Kloster eine gefunden hatte. 4. Luther galt bald als der frömmste und gelehrteste Mönch im Kloster. Und als einst der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen den Vorsteher des Augustinerklosters, den gelehrten Doktor Stäup itz, fragte, ob er ihm nicht einen tüchtigen Gelehrten vorzuschlagen wisse, den man als Professor an die neugegründete Universität Wittenberg berufen könnte, da nannte Staupitz den Bruder Martin im Augustinerkloster zu Erfurt. So kam Luther im Jahre 1508 als Professor an die Universität zu Wittenberg. Dort hörten die Studenten bald keine Vorlesungen lieber als die Luthers; und als Luther später auch Prediger an der Stadtkirche zu Wittenberg wurde, da genügten oft die Räume der Kirche kaum, um die Zuhörer zu fassen, die erschienen waren, seinen von Herzen kommenden Worten zu lauschen. Mönch blieb Luther auch in Wittenberg, und da es auch hier ein Augustinerkloster gab, so wohnte er darin. Bei seinen Ordensbrüdern stand er in großem Ansehen, und als diese einst eine Angelegenheit beim Papste in Rom zu ordnen hatten, schickten sie Luther dahin. Der freute sich auf den Besuch der Stadt Rom, denn er meinte, dort das frommste Leben und die frommsten Geistlichen zu finden. Aber er hatte sich geirrt, und er nutzte zu seinem Bedauern erkennen, daß der Papst und seine Geistlichen ein recht weltliches und üppiges Leben führten. Fast hätte Luther bedauert, daß seine Eltern noch lebten, als er nach Rom reiste, denn er glaubte auch noch wie andere Leute seiner Zeit, daß ein Gebet in Rom Gott angenehmer sei als ein Gebet an einem andern Orte, und daß eine Messe, die ein Priester zu Rom lese, wirksamer sei als eine andere. So meinte er, er hätte durch eine Messe in Rom seine Eltern wohl eher aus dem Fegefeuer erlösen können. Freilich würde Luther dabei andächtiger gebetet haben als die römischen Geistlichen, von denen er sagte, er hätte mit Schmerzen gesehen, wie sie ihre Messe nur „rips, raps" läsen, und römische Priester wären mit ihren Gebeten schon fertig gewesen, ehe er nur die Hälfte davon gesprochen. Luthers Ansichten über die römische Frömmigkeit hatten sich sehr geändert, und er sprach nach seiner Heimkehr: „Rom ist die heilige Stadt

7. Geschichtsbilder - S. 87

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 87 eva Aus Briefen, die seine Freunde in Wittenberg ihm durch die nach der Wartburg gehenden kurfürstlichen Boten zusandten, erfuhr er, daß einzelne Anhänger der neuen Lehre allerlei Unordnung anrichteten, vorschnelle Neuerungen trafen und z. B. keine Bilder in den Kirchen mehr dulden wollten. Da ward Luther bange, daß das Werk der Erneuerung der Kirche auf falsche Wege geraten könnte; er verließ seine sichere Burg und kehrte trotz Bann und Acht nach Wittenberg zurück. Unterwegs schrieb er von Borna bei Leipzig einen Brief an den Kurfürsten Friedrich den Weisen, der ihn ängstlich gewarnt hatte, nach Wittenberg zu reisen. Luther dankte darin für den Schutz, den er auf der Wartburg genossen hatte, fügte aber voll Gottvertrauen hinzu: „Ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höheren Schutze denn des Kurfürsten. Hier kann kein Schwert raten oder helfen, Gott mutz hier allein schaffen ohne alles menschliche Sorgen und Zutun." Als er in Wittenberg ankam, stillte er die Unruhe bald. Er predigte eine Woche lang jeden Tag, und immer konnte die Kirche die Zuhörer kaum fassen. Von den Bildern aber sagte er, man solle sie zwar nicht anbeten, wie es früher geschehen sei, aber man solle sich ihrer freuen als eines Schmuckes der Kirchen, der die Herzen zur Andacht stimme. 9. In Wittenberg wohnte Luther noch immer in dem Augustinerkloster, obgleich die meisten Mönche daraus fortgezogen waren, weil sie wie Luther meinten, datz man Gott in der treuen Erfüllung eines weltlichen Berufes eben so wohl oder noch besser dienen könne als im Kloster. Und als Luther im Jahre 1525 sich verheiratete, schenkte ihm der Kurfürst das unterdessen ganz leer gewordene Kloster zur Wohnung. Luthers Gemahlin war Katharina von Bora. Sie war schon als Kind in das Kloster Nimptschen bei Grimma gebracht worden. Als Luthers Schriften über das Klosterleben auch in diesem Kloster bekannt wurden, hatten neun Nonnen und unter ihnen auch Katharina den Wunsch, aus dem Kloster ins Leben zurückkehren zu können. Sie wendeten sich an Luther mit der Bitte, für ihre Befreiung zu sorgen, und unter Luthers Vermittlung wurden sie durch den Torgauer Bürger Leonhard Koppe heimlich befreit. Katharina fand ein Unterkommen in der Familie des Stadtschreibers Reichenbach in Wittenberg, und hier lernte sie Luther kennen. Dieser dachte gar nicht daran, sich zu verehelichen, vielmehr ließ er Katharina, um sie versorgt zu wissen, vorschlagen, einen seiner Freunde, einen Prediger, zu heiraten. Sie aber erklärte, nie werde sie diesen heiraten, wohl aber könnte sie sich entschließen, Luthers Weib zu werden. Als Luther das erfuhr, entschloß er sich rasch, und er hat seinen Entschluß nie bereut. Er schrieb später einmal: „Mir ist's, Gott Lob, wohlgeraten,

8. Geschichtsbilder - S. 88

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v3 88 6vq d°nn ich habe ein frommes, getreues Übeib." Auch in feinem T-stament-nrfjmt er von feinet Gattin, daß sie ihn „allezeit lieb und wert gehalten “ Zur Hochzeit waren auch Luthers Eltern geladen, die sich dieser Verändern», tm Leben ihres Sohnes von Herzen freuten. In dem Klostergebäude schaltete Katharina nun als tüchtige Hausfrau arbeitsam und sparsam. In ihrem Garten pflanzte, goß und jätete sie fleißig, um das Gemüse für die Mahlzeiten zu erbauen, sie fütterte ein Schwein heran, um für den Winter Fleisch und Wurst im Vorrat zu halsen, sie nahm Kostgänger ins Haus und vermehrte so die Einnahmen der Wirtschaft. Ihr Fleiß und ihre Sparsamkeit waren recht nötig, da Luthers Einnahmen gering waren, er aber gern sehr freigebig war. Kein Notleidender ging ungespeist und unbeschenkt aus dem Hause. Einmal, als seme Gattin krank war, verschenkte er sogar, da er sonst kein Geld hatte, ^ner Kinder Patengeld, das die Mutter immer sorglich gehütet hatte. Uienn Luther, wie es bei seinem übermäßigen Arbeiten oft der Fall war, barntederiag, pflegte sie ihn sorgsam, und sie verstand sogar verschiedene kräftige Heiltränke und Stärkküchlein zu bereiten. Von diesen Heilmittels-, deren Wirkung er oft erprobt hatte, nahm er auch auf seine Reisen mit 10. In dem Jahre, als Luther heiratete, verlor er seinen Beschützer, den Kurfürsten Friedrich den Weisen, durch den Tod. Aber der nächste Kurfürst. Johann der Beständige, Friedrichs des Weisen Bruder, war Luther und seinem Werke ein ebenso eifriger Beschützer. Auf Luthers Anraten veranstaltete Kurfürst Zohann eine Untersuchung, wie es in seinem Lande um Kirchen und Schulen bestellt sei. Luther, sein freund Melanchthon und andere fromme Männer durchreisten die einzelnen Bezirke des Kurfürstentums. Da fanden sie freilich viel Unwissenheit. Luther schrieb damals: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre, sonderlich auf den Dörfern!" Auf einem Dorfe fand man einen Pfarrer, der kaum das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis hersagen konnte. In einem andern Dorfe konnten die Bauern nicht ein einziges Gebet. Da ließ Luther die Kirchenpostille drucken, ein Predigtbuch, aus dem die Pfarrer lernen sollten, wie man eine Predigt mache, und die Geistlichen, die das gar nicht konnten, sollten daraus der Gemeinde wenigstens vorlesen. Luther schrieb auch den großen Katechismus, worin er den Pfarrern und Lehrern Anweisung gab, wie sie in der Predigt und im Unterrichte die Hauptstücke der^ christlichen Lehre erklären sollten. Und für die Kinder schrieb er den fletnen Katechismus, worin er die christlichen Hauptstücke kurz in Fragen und Antworten erklärte.

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 479

1860 - Stuttgart : Hallberger
3. n. Chr. 1346 Stiftung der ersten deutschen Universttlt zu Prag. Der schwarze Tod. Die Geißlersahtten. Verfolgung der Juden. 1356 Die goldene Bulle: Festsetzuug der Rechte der Kurfürsten. Wiklef in England, gegen die Mißbräuche der Kirche. 1373 Die große Kirchenspaltung: Päbste in Rom und Avignon. Fauftrecht; Fürsten- und Ritter-Vereine; Städtebünde. Der Meistergesang, die Volkslieder. 1386 Sieg der Schweizer bei Sempach. Arnold von Winkelried. 1400 Johannes Huß in Prag, gegen Mißbräuche der Kirche. Drei Päbste. 4410 Käfter Sigismund. 1414 Kirchen Versammlung zu Constanz. Ende der großen Kirchenspaltung. 1415 Verbrennung von Huß. 1419 Hussitenkriege. 1438 Die Kaiserwürde beim Hause Habsburg. 1440 Johannes Guttenbeu; bewegliche Lettern. Buchdruckerkunst. Thomas von Kempe-, ; das Buch von der Nachfolge Chriftr. Böh- mische Brüder. Italien, Mittelpunkt des europäftchen Handels, der Künste und Wissen- schaften. 1453 Eroberung Constantiuopels durch die osmanischen Türken. Sultan Muhammed Ii. Ende des griechr,chen Kaiserthums. Vertreibung der Engländer aus Frankreich. 1476 Sieg der Schweizer über Karl den Kühnen von Burgund bei Murten. Die Niederlande hcbsburgftch. 1483 Geburt Martin Luthers. 1484 Geburt Ulrich Zwinglis. 1492 Christoph Kolumbus: Eutdeckung Amerikas. Eroberung Granadas, des letzten maurischen Königreichs in Spanien, durch König Ferdinand den Katholischen. Kaiser Maximilian I. 1495 Landfriede zu Worms; Ende des Faustrechts. 1498 Entdeckung des Seewegs nach Ostindien. 1500 Die Maler Raphael Sanzio in Rom, Albrecht Dürer in Nürnberg. 1517 Dr. Martin Luthers Sätze gegen den Ablaß. Die deutsche Nesornla- tion. Pabst Leo X. 1519 Kaiser Karl V., König von Spanten.
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