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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 90

1855 - Heidelberg : Winter
90 §. 93. Das Frankenreich und. d. Merovingern. §. 94. Muhammed. Garibald von Bayern, 'und deren zweitem Gemahl Agilulf vom Arianismus zum katholischem Christenthum über. 4. Das Frankenreich unter den Merovingern. §. 93. Das von Chlodwig gegründete Frankenreich, das sich nach sei- nem Tode in Neustrien und Anstrasien d. i. in Westfranken und Ostfranken theilte, erfuhr in der' Folge noch mehrmalige Theilungen, und wurde besonders durch den Haß zweier Königsweiber, Fredegunde und Brunhilde, in schreckliche Bruder- und Bürgerkriege gestürzt. Bei der zunehmenden Schwäche der Könige .bekam an jedem der fränkischen Höfe der Majordomus (Hausmayer), d. h. der Auf- seher über die Krongüter, allmählig. die Leitung des Staats in die Hand. Anfangs lebten diese Hausmay'er vielfach mit einander im Kampf, bis Pipin von Heristall, der Majordomus von Anstrasien sich unter dem Titel „Herzog und Fürst der Franken" zum alleini- 687 gen Hausmayer des ganzen Frankenlandes machte. Dabei war es aber mit dem Christenthum unter den Franken sehr schlimm bestellt; ja dasselbe wäre wohl ganz in Verfall gerathen, wenn nicht eifrige Glaubensboten von Irland und England nach Fran- ken und Deutschland gekommen wären, um den Samen des Evange- liums aufs Neue auszustreuen. Die wichtigsten dieser treuen, unermüdeten Missionare waren Columbai» (590—615) in Allcmannien, dessen Schüler Gallus das Kloster St. Gal- len stiftete, Kilian in Franken, Emmeran in Bayern, Willibrord mit cilf Gehilfen bei den Friesen. 2. Das Morgenland unter dem Einfluß des Islam. Dtttmar'ö htstor. Atlas. Taf. Ix. vergl. mit V. u. Vf. b. 1. Muhammed und die drei ersten Chalifen. §.94. Aaum war das oströniische Reich unter dem Kaiser Heraklius durch die Schlacht bei Ninive (627) der Noth und Gefahr ent- gangen, welche ihm die Neuperser unter Kosru 1!. bereitet hatten, als ein neuer noch schwererer Sturm über dasselbe hereinbrach. Die christ- liche Kirche des Morgenlandes war nämlich so ausgeartet, daß der Herr derselben in seinem Nathe beschloß, den Leuchter des Evangeliums da- selbst umzustoßen. Dies geschah durch die von Muhammed gestif- tete neue muhammedanische Religion. Muhammed wurde im Jahr 571 zu Mecca geboren und widmete sich dem Kausmannöstande. Er machte mehrere Handelsreisen und führte zuletzt

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 100

1855 - Heidelberg : Winter
100 §. 102. Die Kreuzzüge. mit Ring und Stab, der Kaiser sie in Ansehung ihrer weltlichen (Graf- schafts-) Rechte mit der Lanze belehnen solle. Heinrich starb kinderlos und hinterließ seine Erblande dem Hohenstaufischen Hause. In dieser Zeit kam das Ritterwesen zu seiner völligen Ausbildung. Wer Ritter werden wollte, mußte aus adeligem Stande sein und einem Rit- ter 14 Jahre lang zuerst als Edelknabe, dann als Knappe dienen. Rach längerer Vorbereüung mit Beten, Fasten und dem Genuß des h. Abendmahls erhielt er den Ritterschlag, und mußte den Rittereid schwören, der ihn zu einem untadeligen Leben, zur Treue gegen die Kirche und deren Diener, zum Ge- horsam gegen den Oberherrn, zur Vertheidigung der Unschuldigen, der Wittwen und Waisen verpflichtete. Nun hatte er das Recht, an den Tur- nieren, d. h. ritterlichen Wettspielen, selbständig Theil zu nehmen. 2. Die Kreuzzüge. §.102. Iur Erhebung der geistlichen Macht über die weltliche trugen hauptsächlich die Kreuzzüge bei, d. h. die Kriege, welche die abend- ländischen Christen mit den Muhammedanern führten, um das heil. Land wieder zu erobern. Schon vor der Eroberung Jerusalems durch den Chalifen Omar (637) waren die Wallfahrten in das gelobte Land sehr häufig geworden, weil die- selben als ein großes Verdienst vor Gott galten. Sie nahmen auch unter der Herrschaft der Araber nicht ab, weil diese die Pilger ungestört ließen. Später wurden aber diese von den ägyptischen Chalifen vielfach bedrückt; doch nahmen die Wallfahrten besonders ums Jahr 1000 sehr zu, weil die Christen erwarteten, daß Christus nun zum jüngsten Gericht wieder kommen werte, und glaubten, daß es von großem Werth sey, wenn man alsdann schon im heiligen Lande sich befinde. Als aber 1070 Jerusalem unter die Herrschaft der Seldschu- cken (oder Sarazenen) kam, wurden die christlichen Pilger so sehr gedrückt und mißhandelt, daß ihre Klagen ganz Europa füllten. Das Mitleid und die Entrüstung der Christen wurde vollends durch den französischen Pilger Peter von Amiens und feine feurige Beredtfamkeit auf der Kirchenver- sammlung zu Clermont zur That getrieben. So begann nach dem Untergang mehrerer voransziehender zucht- loser Haufen i. I. ;der erste Krenzzug unter der Anführung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon. Ueber Constantino- pel, wo sie dem griechischen Kaiser Alexius den Lehenseid schwören mußten, zogen die Kreuzfahrer nach Kleinasien, eroberten daselbst Nicäa, dann Ed es sa, hierauf Antio chia. In letzterer Stadt kamen sie durch ein sie belagerndes Sarazenenheer in die größte Noth, aus der sie aber die „Auffindung der heil. Lanze", welche die Ermatteten zu einem letzten Ausfall begeisterte, rettete. Endlich erblickten sie nach unsäg-

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 95

1865 - Eisleben : Reichardt
95 899—911 Ludwig das Kind. Bei des Vaters Tode erst 7 Jahr alt. Erzbischof Hatto von Mainz x) und Otto der Erlauchte vou Sachsen verwalten das Reich, welches durch bestän- dige Fehden geschwächt wird (Adalbert von Babenberg). Einfälle der Ungarn in Thüringen, Franken, bis an den Rhein. 911 Mit Ludwig dem Kinde sterben die Karolinger in D ent schland aus. y) 911 —919 Konrad 1 von Franken. Zwar kräftig, kann aber die Ordnung im Reiche nicht berstellen. Lothringen fällt zu Frankreich ab, nur den Elsaß gewann Konrad wieder. Kämpfe mit aufrühreri- schen Herzogen > Sachsen, Schwaben, Baieru» und den Ungarn. -Vor seinem Tode empfahl er seinen Gegner, den Herzog Heinrich von Sachsen, zu seinem 'Rach- folger. z) ' ' 919—1024 Die sächsischen Kaiser. 919 -930 Heinrich La) Sohn Otto's des Erlauchten. Er schließt nach Gefan- gennehmuug eines Häuptlings mit den Magyaren einen neunjährigen Waffenstillstand. Während dessel- den Anlegung von Bürgend), Bildung einer Reiterei, ' Kriege gegen die Wenden jenseits der Elbe. 925 Erobe- rung von Brannibor. c) Gründung der Markgrafschaften Nordsachsen (Nordmark, Salzwcdell, Meißen und Schleswig. 925 wird Lothringen wieder d e u t s ch. ll) Herzog Giselbrecht heirathet Heinrichs Tochter Gerberga. 933 Heinrich schlägt die Ungarn bei Merseburg. Der räudige Hund statt des Tributes. Der eine Haufen der Magyaren bei Sonders hausen, das Hauptheer bei Merseburg (Keuschberg) geschlagen, e • Heinrich stirbt zu Mein leben a. d. Unstrut. Sein Grab in dem von ihm gegründeten Ouedlinburg. x) Derselbe, vo» dem die Sage vom Mäusethurm erzählt wird. y) nn Italien waren sie schon srüher ausgestorben; in Frankreich erst. 978 mit Ludwig dem Faulen. Eo folgt Hngocapet, Stanim Vater der Bourbonen. z) Durch seinen Bruder Eberhard schickt er ihm die Reichsinsignien. a) Die Beinamen „Städteerbauer" oder gar „Bogetsteller, Finkler" ge nügen nicht. Man könnte ihn den Großen nennen. b) Lo entstehen Ouedlinburg, Wittenberg, Merseburg, Nordhausen. <;) Fürst Tugumir. Ein plötzlicher Frost erleichtert die Eroberung, ä) Erst 1735 fiel es wieder an Frankreich, e) Das Engelsbanner. Befreiung vieler Gefangenen,

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 117

1865 - Eisleben : Reichardt
- 117 1439- 1493 Friedrich 111 (Iv). Schwach und träge.e) Während seiner langen Regierung erreicht das Faustrecht in Deutschland seinen Gipfel. 1455 der sächsische Prinzenraub f). Angriffe der Türken auf Oestreich (Capistrano, Hunyad >. Nach dem Tode des jungen Ladislaus l Albrechts Sohn) wählten die Böhmen Georg Podiebrad, die Ungarn Matthias- Corvinus (Sohn des tapfern Türkensie- gers Johann Hunyad» zum König, der auch Oestreich einnahm. 1449 Erfindung der Bucbdruckerknnft durch Johann Gut- tenberg G. 1401 in Mainz geboren. Verbindung mit dem Gold- schmied Johann Faust und dem Schönschreiber Peter Schöffe r. Die Buchsmben anfangs auf Holzstäben aus- geschnitten, später von Metall. Guttenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armuth (1456). 1453 Eroberung Eonstantinvpels durch Muhamed 11. Ende des o st r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m s. Der letzte Kaiser Constantin Iv. P a l ä o l o g u s fällt nach tapferer Gegenwehr. Biele griechische Gelehrte flüch- ten nach Italien; in Folge dessen Wiederaufblühen der Wissenschaften. «Hof der'medici in Florenz.) 1476 Karl der Kühne, Herzog von Burgund, von den Schweizern bei Granson und Murten geschlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Reuatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schwei- zern im Bündniß. Die Besatzung von Granson verrä- therisch getödtet. Darauf die beiden Schlachten. 1477 Karl der Kühne fällt bei Nancy gegen Schweiß zer and Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel Burgund an den schlauen König Ludwig Xi. von Frankreich; die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem ritterlichen Maximilian, verheiratete. So wur- den die Niederlande mit Oestreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas Der Genueser Christoph Columbus hatte die Idee, e) Trotz seines Wahlspruches Austriae est imperare orbi universo. i A. E. J. 0. ü.) f) Bruderkrieg zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanstmüthigen und seinem Bruder Wilhelm Kunz von Kaufungen raubt die Söhne des ersteren, Ernst und Albrecht. Der wackere „Triller." Die Prinzen sind die Stammväter der ernestinischen und alber- rinischen Linie.

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 281

1860 - Stuttgart : Hallberger
281 130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten. Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter- schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü- thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran- ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge- pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er- bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer. Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri- sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge- meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 400

1860 - Stuttgart : Hallberger
400 Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh- renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt, die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je- mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte stch Beata bekannt, für diese sorgte ste nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen, diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte ste Essen, Trinken und was ihre Hand fand; diesen suchte ste durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen und ihre Seelen durch die leiblichen Wohthaten aufwärts zu den geistlichen Gütern und zu Gott zu ziehen. Als ste einst einem armen Weibe Etwas zu essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät- tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch- staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen. Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand. Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus- gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver- band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten ging sie mit Beten, d. i. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in eine Gebetsversammlung ging, bereitere sie sich vorher darauf mit Beten und Fürbitten für sich und die Mitversanimelten. Hörte ste in ihrem Hause in die Rathversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge- henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater- land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.). In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser. „Wenn gute Freund-e von einander scheiden müssen", sagte sie öfters, „so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen." Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er- mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge- freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber

8. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 105

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 19. § 95. König Heinrich I. Städtebau. Kriegswesen. 105 großen Lehen möglichst mit Verwandten zu besetzen, suchte er die Einheit des Reichs zu fördern und das Uebergewicht der weltlichen Macht über die geistliche anzubahnen. Als seine nächste Aufgabe sah er an, die Reichseinheit zu begründen und die ihr widerstrebenden herzoglichen Gewalten zur Anerkennung seiner Herrschaft zu bringen. Er erreichte sein Ziel teils durch Strenge, wie bei dem Herzog Burkhard von Schwaben, teils durch herzgewinnende Vorstellungen, wie bei dem Herzog Arnulf Ii von Baiern. Arnulf, von geistlichen Chronisten „der Böse" genannt, weil er den Bischöfen zu streng und eigenmächtig erschien, war der Sohn des tapfern Markgrafen Luitpold, der 907 bei einem Einfall der Magyaren gefallen war. In dem Vergleiche, den er mit dem König Heinrich schloß, verzichtete er auf den Königstitel, den er sich gegeben hatte, und erhielt dafür die Landeshoheit in Baiern und das Recht, darin die Bischöfe zu ernennen und sie im Namen des Königs zu belehnen. Er blieb fortan dem sächsischen Königshause treu und hals ihm die Böhmen bekämpfen. Hieraus brachte König Heinrich im Jahre 924 das Herzogtum Lothringen, welches sich nach dem Absterben der deutschen Karolinger an die französischen angeschlossen hatte, wieder an das deutsche Reich. Auch den Herzog Giselbert von Lothringen, welcher sich durch die Verbindung mit Frankreich seine Unabhängigkeit lange Zeit zu wahren gewußt hatte, verknüpfte er durch die Vermählung mit seiner Tochter Gerberga eng mit seinem Hause (925). Seitdem blieb Lothringen über 800 Jahre mit dem deutschen Reich verbunden (bis 1738). Noch hatte Heinrich die lothringische Angelegenheit nicht zum völligen Abschluß gebracht, als die Magyaren einen ihrer verheerenden Raubzüge in das Innere von Deutschland wiederholten, den sie diesmal sogar bis nach Sachsen ausdehnten (924); da die nur an den Kampf zu Fuß gewöhnten Sachsen dem ungarischen Reitervolk in offener Schlacht nicht Stand hielten, so warf sich Heinrich in seine feste Burg Werla (in der Nahe von Goslar am Fuß des Harzgebirges). Von hier aus gelang es ihm, bei einem Ausfall einen angesehenen Fürsten der Magyaren gefangen zu nehmen, die sich darauf bereit erklärten, gegen dessen Auslieferung und gegen Zahlung eines jährlichen Tributs einen neunjährigen Waffenstillstand mit ihm abzuschließen. Die Zeit dieses Waffenstillstandes (der sich übrigens nur auf Sachsen und Türingen bezog) benutzte er zur Ausführung großartiger Verteidigungsanstalten. Denn um das Land gegen feindliche Verheerungen besser schützen zu können, legte er feste Plätze im Innern an, aus denen sich in späterer Zeit Städte mit bürgerlichen Einrichtungen erhoben. Und um den stürmischen Angriff der ungarischen Reiterschwärme bestehen zu können, gewöhnte er die Sachsen an den Reiterdienst und verbesserte die deutsche Kriegsweise. Unter den von ihm neu gegründeten festen Plätzen, die sich in der Folge zu Städten ausbildeten (daher auch sein von neueren Geschichtschreibern ihm erteilter Beiname „der Städtegründer"), werden Quedlinburg und Goslar, auch Meißen, Wittenberg und Soest genannt; unter den Orten, die er mit Mauern umgab: Merseburg, Nordhausen, Gronau ic. Je der neunte Mann vom Lande wurde zur Anlegung und Verteidigung dieser festen Plätze einberufen; die andern acht Teile der Bevölkerung mußten jährlich den dritten Teil ihres Fruchteinkommens zur Anlegung von Vorräten in jene Orte abliefern, damit die hinter den Mauern

9. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 251

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 30. § 171. Karls des Kühnen Plan zur Vergrößerung seiner Macht. 251 wollte es jene Pfandschaft wieder einlösen, aber Karl verweigerte die Herausgabe. Überhaupt herrschte in mehreren deutschen Reichsländern noch immer große Verwirrung. In Brandenburg erregte das strenge Auftreten des neuen Markgrafen Albrecht Achilles unter den Städten wegen neuer Auflagen viele Unruhen. Des Kaisers Erblande wurden von den Türken heimgesucht, und im Reiche trotzte Kurfürst Friedrich von der Pfalz nach wie vor. Da die Städte keine Steuern für des Reiches Not bewilligen wollten, die Reichstage aber keinen Erfolg hatten, so wollte der Kaiser ohne die Kurfürsten feinen Plan durchsetzen und ließ sich zu persönlicher Unterhandlung mit Karl dem Kühnen herbei, der seinerseits den Kaiser zur Erreichung seines Planes benutzen wollte. Die Zusammenkunft beider fand in Trier statt (1478), und Karl trat dabei mit der ganzen Pracht seines Hauses auf. Da der Kaiser ihm ohne Schwierigkeit die Belehnung mit Zütphen und Geldern gewährte, so glaubte Karl in Betreff der neuen Königswürde eben so leicht zum Ziele zu kommen. Schon hatte er zur erwarteten Krönung eine neue Krone samt Scepter mitgebracht und einen Thron in der Kirche aufschlagen lassen, als Friedrich, der die Gefahr für Deutschland erkannte, plötzlich in der Nacht abreiste, um sich der übermütigen Anforderung des Burgunders zu entziehen und dem Reiche nichts zu vergeben. Aus Rache nahm daher der Herzog in dem Kölner Bistumsstreit Partei gegen den Kaiser und belagerte die Stadt Neuß, die sich jedoch heldenmütig verteidigte, während Karls Vogt, Peter von Hagenbach, den Elsaß schwer bedrückte. Deshalb schlossen auf Betrieb des Königs von Frankreich, Ludwig Xi, welcher an Karl dem Kühnen seinen gefährlichsten Gegner hatte, der Herzog Rene von Lothringen, die Schweiz, der östreichische Herzog Sigismund und der Kaiser ein Bündnis gegen ihn (1474), in Folge dessen sogleich die Schweizer in Südburgund einfielen, die Elsäßer jenen bur-gundischen Vogt hinrichteten und die Besatzung des Burgunbers vertrieben, der Kaiser aber ein Reichsheer gegen den noch vor Neuß liegenben Herzog sanbte. Diesem gelang es jeboch, sowohl den Kaiser durch Wiederanknü-pfung der gebrochenen Heirotsunterhanblungen von jenem Bünbnis abzubringen, als auch den König von Frankreich zu einem neunjährigen Waffen-stillstanb zu vermögen. So im Rücken gedeckt, brach Karl zunächst gegen Lothringen auf, Vertrieb den Herzog Rene, besetzte das Land und gedachte Nancy (Nanzig) zum Hauptsitz seines neuen Reichs zu machen. Und weil sein gefährlichster Nachbar die Schweiz war, die eben in Burgund eines seiner Heere geschlagen hatte, so brach er in leidenschaftlichem Ungestüm mit einem glänzenden Heere von 50,000 Mann über den Jura ins Waadtland ein. Aber die Eidgenossen waren gerüstet: sie brachten ihm 1476 zuerst am 3. Mai bei Granson eine schmähliche Niederlage bei, die ihn seine großen Schätze kostete, und schlugen ihn darauf am 22. Juni bei Putten so gänzlich, daß er in unsinniger Wut nach Südburgund zurückeilte, um ein neues Heer zu sammeln. Das Städtchen G r a n s o n am Neuenburger See hatte sich aus das Wort eines burgundischen Befehlshabers gegen freien Abzug ergeben; aber der Herzog ließ die

10. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 364

1880 - Heidelberg : Winter
364 Kap. 38. § 231. Christian v. Halberstadt. Maximilian Kurfürst. Schon hoffte man, daß die verbündeten Heere den geschlagenen Feind, der bis Heilbronn zurückgetrieben mar, vollends vernichten würden, als sich plötzlich Mansfeld von dem Markgrafen trennte (sei's weil sich beide im Kriegsrat, oder ihre Raubscharen sich im Lande nicht neben einander vertrugen), so daß nun der Markgraf in dem gleichen Jahre bei Wimpfen von Tilly geschlagen wurde. Nach einer erst im folgenden Jahrhundert entstandenen Sage sollte der Markgraf nur durch den freiwilligen Heldentod der 400 Pforzheimer (unter ihrem Bürgermeister Deimling) vom eigenen Untergang gerettet fein. In dieser Schlacht fiel auch der junge Herzog Magnus von Württemberg. 231. Wäre nun Prinz Christian von Halberstadt nicht gewesen, so wäre vielleicht der Krieg jetzt zu Ende gegangen, da Mansfeld damit umging, in des Kaisers Dienste zu treten. Allein weil Christian noch sein Wesen am Main trieb, so mußte die Liga sich gegen diesen wenden, und obgleich in kurzer Frist Tilly den Prinzen Christian bei Höchst, das dieser durch einen Raubzug durch Fulda und Würzburg eingenommen hatte, überraschte und ihm eine schwere Niederlage beibrachte, so gab doch Christians nunmehrige Vereinigung mit Mansfeld dem Kriegsfeuer neuen Stoff zur allmählich größeren Ausbreitung. Denn beide zogen unter greulichen Verheerungen ins Elsaß, während die verlassene Pfalz von Tilly hart mitgenommen, insbesondere die Städte Mannheim und Heidelberg erobert und geplündert wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde in Heidelberg die berühmte Bibliothek geplündert, viele Bücher wurden verderbt oder um einen Spottpreis verkauft. Die wichtigsten Werke schenkte der Herzog Maximilian auf die Bitte des Nuntius Caraffa dem Papste Gregor Xv (bibliotheca Palatina); ein Teil wanderte nach Wien. Kurz vorher hatte Friedrich V die Pfalz wieder verlassen; denn seine Sache war zu Ende. Der Markgraf von Baden, dies erkennend, entließ sein Heer und blieb vom Kaiser uubelästigt. Auch Friedrich suchte des Kaisers Verzeihung dadurch zu erlangen, daß er Mansfeld aus seinem Dienste entließ und die Verbindung mit dem Prinzen Christian aufgab. Dagegen erklärten sich Mansfeld und Christian bereit in des Kaisers Dienste zu treten, wenn man ihren Heeren den rückständigen Sold gebe; wenigstens solle man die Acht gegen sie ausheben und ihnen Amnestie erteilen; dann wollten sie das Reich verlassen. Als man sie keiner Antwort würdigte, zogen sie unter Brandschatzungen und Verheerungen durch Lothringen und Flandern und erreichten mit den Trümmern ihres Heeres das holländische Gebiet, um in die Dienste der niederländischen Union zu treten. Die Verhandlungen Friedrichs V mit dem Kaiser gediehen nicht zum gewünschten Ziele. Weil er, anstatt den Rechtsweg zu betreten, den Kriegsweg vorgezogen hatte, waren seine und seines Schwiegervaters Schritte vergebens. Da auch keiner der Fürsten es wagte, sich seiner anzunehmen, so wurde auf dem deutschen Kurfürstentage 1623 die pfälzische Kurwürde an Maximilian von Patern übertragen, und am 25. Febr. desselben Jahres verrichtete der neue Kurfürst bei der Festtafel zum erstenmal dem Kaiser den Dienst des Erztruchfeßeuamtes. Doch erhielt Maximilian die pfälzische Kurwürde, auf Kursachsens ausdrückliche Forderung, damals nur auf Lebenszeit, und ausdrücklich wurden den Kindern
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