Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 73

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Bonifatius. 73 sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward. War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk. Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet. War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge. Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter. Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden. Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume. In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache. Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten. Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen. so fand er im Kloster liebevolle Pflege. Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen. &,tc #7. (W : - v.*- >, yvw l\\ h hx- ^ %; "j } . ' ' J . 7 ; -

2. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 77

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
77 Kommst du in diese oder jene norddeutsche Stadt, so erblickst du wohl am Rathause oder auf dem Markte aus Stein oder Holz ein Ritter-standbild aus alter Zeit, das nennen die Leute den Roland. Ob aber dies Bild den tapfern Helden Karls darstellt, ist nicht gewi. * Durch siegreiche Kriege hatte Karl ein mchtiges Frankenreich Kaiserkrnung geschaffen. Im Herbste 799 ging er nach Rom, um den Papst, den seine Feinde vertrieben hatten, wieder in seine Wrde einzusetzen. Am Christtage des Jahres 800 das war damals der erste Tag des Jahres besuchte der König den Gottesdienst in der Peterskirche. Da trat der Papst hinzu, setzte ihm unter dem Jubel des Volkes eine goldne Krone aufs Haupt und huldigte ihm als Kaiser. Nunmehr fhrte der Herrscher des groen Frankenreiches den Titel Rmischer Kaiser und war der oberste Herr der ganzen Christenheit. * Kaiser Karl konnte in den vielen Gauen seines weiten Reiches nicht Die Beamten berall nach dem Rechten sehen. Im Mai eines jeden Jahres traf Staate, mit den Groen des Reiches auf dem Maifelde zusammen. Da wurden Kriege beschlossen, auch wurde Gericht gehalten, und die neuen Gesetze wurden bekannt gegeben. Tchtige Männer setzte er als Gaugrafen der die einzelnen Teile des Landes, aber an die Grenzen, in die Marken, die oft der Feind bedrohte, schickte er die kampferprobten Markgrafen. Sendboten des Kaisers kamen bald hierhin, bald dorthin und sahen nach, ob die Grafen des Herrschers Befehle ausfhrten. Karl trachtete darnach, fromme und kluge Untertanen zu haben. Karls Frsorge Darum lie er viele Kirchen und Klster erbauen. Snger muten aus Untertanen. Italien kommen und seine Franken schnen Kirchengesang lehren. Den Mnchen gab er auf, in den Klstern Schulen zu errichten und die Kinder aus der Umgegend zu unterweisen. Auch an seinen Pfalzen muten gelehrte Klosterbrder den Shnen seiner Hofbeamten Unterricht erteilen. In der Hosschule sah der Kaiser wohl selbst einmal nach, wie es mit dem Lesen und Schreiben ging. Im Jahre 814 starb Karl. Man trauerte lange um diesen Karls Tod gewaltigen Herrscher und nannte ihn den Groden. 14' Sein Sohn und Nachfolger war aber ein schwacher Mann. Unter Vertrag zu ihm zerfiel das Reich. Im Jahre 843 wurde es durch den Vertrag zu " Verdnn in drei Teile zerlegt. Teutschland, Frankreich und Italien sind daraus geworden.

3. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 115

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vom Dreiigjhrigen Kriege. 115 General des neuen Heeres und gab ihm den Titel eines Herzogs von Friedland. Wollenstem sandte Werber von Ort zu Ort, die lieen auf Markt und Straen die Trommel rhren, und einer verkndete den Herzugelaufnen mit lauter Stimme: Der Friedlnder sammelt ein Heer; wer Lust hat. Soldat zu werden, mag mit uns kommen, er kann im Kriege reiche Beute erwerben!" Da meldete sich so mancher, der daheim nicht Lust zu rechtschaffner Arbeit hatte, mancher auch, den jeder ehrliche Mensch verachtete, weil er ein Bsewicht war. Sie bekamen Werbegeld und wurden auf den Sammelpltzen aus-gerstet. Der eine wurde ein Krassier und sah in seiner Rstung bald wie ein Ritter aus. der andre ein Musketier, er trug die schwere Muskete, die er beim Abfeuern auf eine Gabel legte. Wieder ein andrer erhielt eine lange Pike als Waffe. An die 50000 verwegner Gesellen eilten zu den Fahnen des Friedlnders. Es war wohl keiner darunter, der vor dem General nicht gewaltigen Respekt gehabt htte, wenn der lange, hagre Mann mit den stechenden dunkeln Augen, dem groen Schlapphut mit der wallenden roten Feder und dem scharlachroten Mantel durchs Lager schritt. Denn er war furchtbar streng, schon bei kleinen Vergehen sprach er: Hngt die Bestie!", und bald baumelte der arme Snder am Galgen. Mit seinen Scharen durchzog Wallenstein die deutschen Lande bis zur Ostsee. Wenn die Kunde kam: Der Friedlnder naht!", so stellten sich die Stdter kampfbereit auf die Mauer, schlssen die Tore, zogen die Zugbrucken hoch und fllten die Stadtgrben mit Wasser; viele Bauern aber flohen mit ihren Habseligkeiten und ihrem Vieh in die dichten Wlder oder in die nahen Berge und vergruben ihr Geld in die Erde. Und wagten sie sich dann nach bangen Tagen wieder herzu, so fanden sie cker und Grten zerstampft. Huser und Kirchen nieder-gebrannt und die Zurckgebliebnen schndlich gemordet. Auf seinem Zuge besiegte Wallenstein manchen Feind in offner Feldschlacht; doch die feste Stadt Stralsund an der Ostsee bot ihm Trotz. Und wenn die Stadt mit Ketten an den Himmel geschlossen wre, so mu sie herunter!" verma er sich in seinem Zorne zu sagen jedoch er bezwany sie nicht. Aber die deutschen Fürsten waren Wallenstein nicht wohlgesinnt. Wallensens Sie warfen thin vor. da er seine Soldaten berall, bei Freund und Absetzung. Femd groe Greuel verben lasse. Ihre Klagen teilten sie dem Kaiser mit. der sah sich gezwungen Wallenstein abzusetzen. 8*

4. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 116

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
116 Vom Dreiigjhrigen Kriege. Nun sa der Gestrzte wieder auf einem seiner Schlsser und las aus den Sternen, da ihn der Kaiser bald wieder holen werde. * König An einem Sommertage des Jahres 1630 landeten schwedische uftat Adolf, schiffe Soldaten und Kanonen an Pommerns Kste. Zuerst betrat ein stattlicher Mann im Spitzbart, mit groem Schlapphut, ledernem Wams und hohen Reiterstiefeln den deutschen Boden. Er kniete nieder und betete. Das war der Schwedenknig Gustav Adolf. Er hatte von der Not der Lutherischen in Deutschland gehrt und wollte ihnen helfen, auch wollte er im Kriege ein Stck deutsches Land gewinnen. Am Kaiserhofe in Wien lchelte man der den Schneeknig" aus dem Norden. Doch bald kam die Kunde: Gustav Adolf hat den sieg-gewohnten Tilly bei Breitenfeld geschlagen", dann wieder hie es: Die Schweden haben Gebiete am Rhein besetzt", endlich: Die Feinde stehlt schon in Bayern und rcken auf Wien los." Gustav Adolfs Da ward's dem Kaiser gar ngstlich zumute, und er bat Wallen-1632 stein um Hilfe in der Not. Der sammelte ein Heer und zog aus, den Kampf mit dem neuen Feinde zu wagen. Bei Ltzen in der Nhe Leipzigs trafen die Gegner einander an einem nebligen Novembertage. Kaum hatte die Sonne den Nebelschleier zerrissen, so schritten die Schweden nach Gesang und Gebet zum Angriff. Grimmig tobte die Schlacht. Auf seinem Braunen war der Schwedenknig bald hier, bald da im dichten Gewhle. Da trafen ihn mehrere feindliche Kugeln, er sank vom Rosse, und das ledige Tier verkndete den Seinen den Tod ihres Fhrers. Am Abende waren die erbitterten Schweden Herren des Schlachtfeldes, der Friedlnder kehrte nach Bhmen zurck. Hier schmiedete ^er Plne, die dem Kaiser und seinem Anhange nicht gefielen. Er wollte dte lutherischen Fürsten in Deutschland zum Frieden bewegen und mit ihnen die Schweden aus dem Lande weisen. Dabei hoffte er fr sich ein deutsches Frstentum zu erringen. Wallensteins Der Kaiser setzte darum Wallenstein ab. Nun verlie der grte Ermordung ^ der den Friedlnder; mit wenig Getreuen marschierte er nach der bhmischen Stadt Egcr. Hier lie ihn einer seiner Obersten ermorden. Noch vierzehn Jahre wtete der Krieg. Schwedische Heere, kaiser-liche Heerhaufen, dazu franzsische Armeen durchzogen unser armes Vater- land und raubten, was noch zu rauben war. *

5. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 110

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
110 Von Martin Luther. Mit den Worten: .Hier stehe ich, ich kann nicht onberg, Gott helfe mit. Amen!" schlo er feine mchtige Rede. Viele, die ihm zugehrt, zrnten dem dreisten Mnch; viele wieder wurden durch seine Worte mit herzlicher Freude erfllt, und sie besuchten den Mutigen in der Herberge. * Luther auf der Nach einigen Tagen verlie Luther Worms. Als er in seinem Ur9' Wagen durch den Thringer Wald fuhr, fielen ihn pltzlich verkappte Ritter an, hoben ihn heraus und brachten ihn nach der nahen Wartburg. Das hatte Kurfürst Friedrich der Weise, sein treuer Beschtzer, angeordnet. Auf der Burg legte Luther Ritterkleider an und lie sich Bart und Haupthaar wachsen; die Leute daselbst nannten ihn Junker Jrg. Oft erging er sich im Walde, der die stolze Burg umgibt; meist sa er aber in seinem stillen Stbchen, das noch heute gezeigt wird. Dort bersetzte er das Neue Testament in die geliebte Muttersprache, damit jeder Deutsche das Wort Gottes lesen knne. So blieb er fast ein Jahr auf der stillen Hhe im Thringer Walde; nur wenige Freunde kannten seinen Aufenthalt. Das war alles vom Kurfrsten sehr wohl bedacht; denn der Kaiser hatte die Reichsacht der Luther verhngt. Da durfte ihn niemand im Hause aufnehmen oder ihm Speise und Trank reichen, sondern wer ihn fnde, mute ihn dem Kaiser zur Bestrafung ausliefern. * Luthers Aber nach Jahresfrist kehrte Luther nach Wittenberg zurck, unwirken. bekmmert um Acht und Bann; er vertraute Gott und hatte keine Furcht vor Menschen. Bald vertauschte er die Mnchskutte mit dem Priesterrock und heiratete Katharina von Bora, die einst im Kloster Nimbfchen bei Grimma Nonne gewesen war. Bei seiner lieben Kthe", im Kreise frhlicher Kinder erblhte dem vielgeplagten Manne das reinste husliche Glck. Wie konnte er mit den Kleinen spielen und scherzen! Oft erzhlte er ihnen Mrchen und Fabeln, oft griff er auch zur Laute und sang mit ihnen schne Lieder; denn Frau Musika" stand bei ihm hoch in Ehren. Gern sah Luther Gste in seinem Hause. Obwohl er nicht mit Glllcksgtern gesegnet war, lud er fter arme Studenten zu Tische; auch seine Witten-berger Freunde, vor allem sein vertrautester, Melanchthon, weilten hufig

6. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 113

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vom Dreiigjhrigen Kriege. 113 rhrige Tuchmacher und Schleierweber, die durch ihren Gewerbflei Sachsen reichen Segen brachten. Eine arme Vertriebne so erzhlt die Sage kam auch zu Frau Barbara Uttumttn, der Witwe eines reichen Bergherrn in Annaberg, und Barbara fand liebevolle Aufnahme. Zum Danke lehrte sie ihre Wohltterin das Uttmann-Spilzenklppeln, diese unterwies Frauen und Mdchen Annabergs in der neuen Kunst, und bald gab es in vielen Husern des Erzgebirges den Klppelsack, der guten Verdienst brachte. Eine Brunnenfigur auf dem Markte zu Annaberg und ein Denkmal auf dem Friedhofe mit der Inschrift: Ein sinniger Geist, eine ttige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland!" erinnern an Frau Barbara, die Wohltterin des Erzgebirges. * Durch das rastlose Mhen des edlen Frstenpaares war Sachsen Sachsens zum reichsten deutschen Lande emporgeblht. Allenthalben sah man wohl- Wohlstand, gepflegte Wlder, wogende Saatfelder, reiche Obstgrten und fette Wiesen, auf denen zahlreiche Rinder und Schafe weideten. In den Stdten ge-langten die geschftigen Brger zu hohem Wohlstande, gingen in Samt und Seide einher, feierten kostspielige Feste, bauten sich stattliche Wohnhuser und hielten darauf, da herrliche Kirchen und schne Rathuser die Städte zierten. Auf den Landstraen brachten lange Wagenzge die Erzeugnisse des Gewerbfleies nach den groen Handelspltzen, bewaffnete Reiter, die der Kurfürst fr Geld stellte, begleiteten sie zum Schutze. berall ehrte man das Frstenpaar hoch, nannte den Kursrsten Vater Augusts Vater August und seine Gemahlin Mutter Anna. Gro war die J?nb Mutter Trauer, als sie bald nacheinander starben. nnn n e' Leider hat ein bser Krieg, der bald nachher das deutsche Land dreiig Jahre lang verwstete, vieles vernichtet, was Vater August und Mutter Anna geschaffen haben. 15. Vom Dreiigjhrigen Kriege. Wer die Umgegend von Leipzig durchstreift, der findet bei Breiten-seld einen schlichten Gedenkstein mit dem Namen Gustav Adolf und bei dem Stdtchen Ltzen den sogenannten Schweden st ein nebst einer groen Kapelle. In der Schsischen Schweiz zeigt man dem Wanderer die Schwedenlcher, eine Felsschlucht, in die die Bauern der Gegend einst ihr Hab und Gut vor den bsen Schweden retteten. Auf irgend einem Dorfe im Erzgebirge oder Vogtland erzhlt ihm wohl der Pfarrer: Sedkert. Geschtchtl. Erzhlungen (Sachsen, Ausgb. B.). o

7. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 68

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
68 Von bm alten Germanen. gewhrten Luken in der Wand der Luft und dem Lichte Eintritt, aber im Winter wurden die ffnungen verstopft; der brennende Kienspan erhellte die dstre Halle, und das prasselnde Herdfeuer durchwrmte sie. * Die Germanin. Im Hause schaltete die Frau. Fr sie gab es alle Hnde voll zu tun: sie erzog die Mdchen und die kleinen Knaben, während sich die groen, mit den Waffen in der Hand, in Wald und Wiese tummelten; dazu wies sie die Dienstboten zu allerhand Verrichtungen an: da mute ein Knecht aus Honig den sen Met oder aus Hopfen und Gerste Bier bereiten, eine Magd Getreidekrner zwischen glatten Steinen zer-mahlen, eine andre Brot backen, eine dritte das Feuer schren und Wild-bret am Spiee braten, eine vierte Flachs spinnen. Ihrem Manne war die Germanin eine treue Gehilfin: er fragte sie um Rat in wichtigen Dingen, und ihre verstndigen Worte galten viel. Allenthalben begegnete ihr der Mann mit hoher Achtung; von manchen Frauen glaubte man, da sie den Willen der Götter verknden und weissagen knnten. Nicht selten zog die Germanenfrau mit in den Krieg, feuerte die Entmutigten zu neuem Kampfe an und pflegte die Verwundeten. Der Germane. Der Germane kmmerte sich nicht um die Ttigkeit in Haus und Hof. Er war ein freier Mann, seiner war alle Arbeit unwrdig; die mochten die Unfreien verrichten, die waren ja zum Arbeiten da. Er ging mit andern freien Mnnern hinaus in den Wald. Dort jagte er den stark gehrnten Ur und den zottigen Wisent, erlegte den plumpen Elch und den flinken Hirsch, prschte auf Bren und Wlfe und manch andres Wild. Am liebsten war dem Germanen der Krieg. Keule und Steinaxt, Speer und Schwert sowie ein hlzerner Schild waren seine Waffen. Mit wildem Schlachtgefange zog er in den Kampf, seinem Fhrer nach, dem er Treue bis zum Tode gelobt hatte. Der Tod von Feindes-Hand schreckte ihn nicht; denn den Gefallnen trugen Gtterjungfrauen hinauf zu den Wonnen Walhallas, so hatte man ihn in seiner Jugend gelehrt. Ruhten die Waffen, so lag der Germane daheim auf der Bren-haut". Zuweilen besuchten ihn die Nachbarn, da ergtzte man sich am Wrfelspiel und trank aus groen Hrnern sen Met oder schumendes Bier. Oft wurde in Spiel und Trunk des Guten zuviel getan.

8. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 107

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Martin Luther. 107 vor den Tren der Huser geistliche Lieder; dafr spendeten mildttige Hnde ein wenig Speise oder einige Pfennige. Eines Tages erbarmte sich eine wohlhabende Frau des kleinen bleichen Sngers, sie lie ihn fter an ihrem Tische essen. In Eisenach schnallte nach beendeter Schulzeit der Jngling sein Erfurt. Bndel und zog gen Erfurt. An der Universitt sollte er nach dem Wunsche des Vaters die Rechtswissenschaften studieren. Ein echter und rechter Student sa er fleiig der den Bchern, war aber auch gern bei Gesang und Lautenspiel im Kreise froher Freunde. Glnzend bestand er die erste Prfung, und bald hoffte der Vater seinen Sohn als tchtigen Nechtsgelehrten zu sehen. Da trat eine entscheidende Wendung ein. * In stillen Stunden qulte Luthern der Gedanke, da er nicht fromm. Luther genug sei und da ihm Gott darob zrne. Dazu berraschte ihn einst m er' auf der Landstrae ein schweres Gewitter, ein greller Blitz fuhr dicht vor ihm in die Erde. Da ward es ihm klar, wie schnell der Tod ihn htte von der Erde wegnehmen und vor den himmlischen Richter führen knnen. Sein Entschlu stand fest: er trat in Erfurt ins Kloster ein, hier wollte er fr die Seligkeit seiner Seele sorgen. Der aber, hinter dem sich die Klosterpforte schlo, war fr die brige Welt verloren. Er lebte da in Gemeinschaft vieler Mnche, trug Sandalen und eine grobe Kutte, die ein Strick zusammenhielt, und lie sich das Haupt-haar in der Mitte des Kopfes scheren. Eine enge Zelle mit kahlen Wn-den war sein Wohnraum. Oft war er des Tages in der Klosterkirche, lag auf den Knteen, betete und sang; auch in der Nacht wurde er mehr-mals geweckt, um vor dem Altare Gott und die Heiligen anzurufen. Einfach waren die gemeinsamen Mahlzeiten, manchen Tag wurde gefastet, da gab es wenig oder gar nichts zu essen. Die Mnche, in deren Kloster Luther eingetreten war, bettelten ihre Nahrung bei den Brgern und Bauern der Nachbarschaft zusammen. So ging auch Bruder Martinus mit dem Bettelsack durch die Straen Erfurts, und die ihn kannten, schttelten wohl die Kpfe; der Vater aber war mit dem ungehorsamen Sohne bel zufrieden und sagte ihm alle Gunst ab." In der Klosterzelle fastete und betete Luther, geielte auch seilten Leib bis aufs Blut; doch die Seele wollte nicht stille werden. Endlich verwies ihn ein ltrer Freund auf die Heilige Schrift; Luther las mit Eifer darin, da stand es geschrieben: Gott ist ein lieber und barm-

9. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 114

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
114 Vom Dreiigjhrigen Kriege. In dem alten Kirchenbuche werden bis in die erste Hlfte des siebzehn-tcn Jahrhunderts eingepfarrte Drfer erwhnt, aber dann liest man nichts mehr von ihnen." Alles das erinnert an einen furchtbaren Krieg, der vor nahezu drei-hundert Jahren unser deutsches Vaterland dreiig Jahre lang heimsuchte und zu dem die Streitigkeiten zwischen Katholiken und Lutheranern den Anla boten. * Beginn des Der katholische Kaiser hatte den evangelischen Bhmen versprochen, ^L6i8^ da ihnen wegen ihres Glaubens kein Leid geschehen solle. Als diese aber an zwei Orten Kirchen gebaut hatten, lie der Erzbischof von Prag die eine schlieen und die andre niederreien. Da klagten die Bedrckten dem Kaiser die Not, der aber verhalf ihnen nicht zu ihrem Rechte. Erbitterte bhmische Edelleute drangen darauf ins Prager Schlo ein; dort fanden sie zwei kaiserliche Rte und deren Schreiber, die warfen sie zum Fenster hinaus. Mit dem Fenstersturze begann der lange Krieg. Tilly. Die Bhmen sagten sich vom Kaiser los und whlten den Kur-frsten von der Pfalz zu ihrem Könige. Nur kurze Zeit whrte seine Herrlichkeit; denn der General Tilly, den der katholische Bayernherzog ins Feld schickte, vertrieb nicht nur den neuen König, sondern besiegte auch die evangelischen Fürsten, die gegen den Kaiser aufgestanden waren. Aber immer neue Feinde traten dem Kaiser entgegen, und er selbst besa kein Heer. Da sah er sich nach einem Manne um, der ihm Hilfe bringe. * Wallenstein, Es lebte damals in Bhmen ein sehr reicher Edelmann, Albrccht Dort Wattcustein, dem gehrte neben vielen Besitzungen auch die Herr-schast Friedland. Er feierte auf seinen Schlssern glnzende Feste, von deren Pracht man weit und breit erzhlte. In den sternenhellen Nchten aber sa er mit seinem Sterndeuter in einem Turmzimmer eines seiner Schlsser und beobachtete den Lauf der Gestirne. Er glaubte fest daran, da ein Mensch sein Schicksal aus den Sternen lesen knne; ihm weissagten sie, da er noch ein gar mchtiger und berhmter Herr werde. Das Heer des Wallenstein hrte von des Kaisers Not und sprach zu ihm: Ich Friedlndcrs. ^ bm meinem Gelde ein Heer ausrsten, das fr Eure Majestt kmpfen soll." Da ward der Kaiser froh, ernannte Wallenstein zum

10. Deutsche Sozialgeschichte - S. 2

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2 Einleitung. Privat- eigentum. Zähmung der Tiere. Ackerbau. Heimat. Aristoteles sagt, d. h. zu geordnetem Zusammenleben und Verkehr mit anderen Bestimmt (dafür ist auch die Sprache ein wichtiger Beweis); erst im engen Anschluß an andere entfalten sich unsere sehr verschieden gearteten geistigen und körperlichen Fähigkeiten. Die selbstsüchtigen Beweggründe beim menschlichen Thun und Lassen brauchen also nicht etwa ursprünglicher oder natürlicher zu sein, als die aus die Gemeinschaft bezüglichen. Auch Tieren wohnt der Trieb, mit anderen ihresgleichen zusammenzuleben, inne, aber ihre Bedürfnisse sind in enge Grenzen gebannt und Selbstbewußtsein geht ihnen wohl völlig ab. Im Unterschied von ihnen streben die Menschen stets darnach, ihr Dasein in jeder Beziehung zu vervollkommnen. Ihre Bedürfnisse sind unendlich steigerungsfähig. Deshalb befanden sich viele wohl nicht lange auf der Stufe der Jäger- und Fischervölker, sondern gingen bald zum nomadischen Hirtenleben über; deshalb erwuchs auch srüh aus der (bei Tieren nicht so hervortretenden) Neigung, sich Vorräte zu sammeln, das Privateigentum. Der einzelne fertigt sich Waffen, Geräte, Kleidung — alles natürlich anfangs sehr roh — selbst an und leitet aus dieser Arbeit ein Recht auf Sondereigentum ab. Der rücksichtslose Selbsterhaltungstrieb tritt allmählich zurück, und dann wird auch das Eigentumsrecht der anderen anerkannt. Einen sehr wichtigen Fortschritt aber bildete die Zähmung der Tiere. Damit erreichten die Menschen die erste Stufe zu höherer Gesittung, wenn sie auch noch immer hordenweise auf der Suche nach besseren Wohnsitzen und Weideplätzen herumzogen. Sie besaßen aber doch schon mehr Sondereigentum, nämlich die Herde und die verschiedenen Gegenstände, die sie nötig hatten, um die Einrichtungen ihres jeweiligen Aufenthaltes, der Hütten oder Zelte, herzustellen. Bald erkannte man, wie wichtig für Fristung eines wahrhaft menschenwürdigen Daseins der Ackerbau war. Aus ihm
   bis 10 von 618 weiter»  »»
618 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 618 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 9
1 10
2 68
3 6
4 16
5 25
6 14
7 101
8 25
9 4
10 40
11 7
12 1
13 7
14 0
15 5
16 20
17 44
18 108
19 82
20 1
21 11
22 40
23 3
24 27
25 5
26 13
27 24
28 2
29 6
30 32
31 20
32 16
33 18
34 17
35 5
36 23
37 94
38 66
39 4
40 6
41 33
42 17
43 8
44 22
45 24
46 106
47 11
48 38
49 85

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 49
1 29
2 0
3 52
4 14
5 35
6 90
7 16
8 6
9 16
10 7
11 16
12 58
13 3
14 0
15 1
16 29
17 118
18 11
19 8
20 14
21 109
22 4
23 24
24 14
25 10
26 10
27 17
28 25
29 1
30 4
31 0
32 3
33 12
34 49
35 5
36 2
37 18
38 3
39 17
40 1
41 12
42 32
43 16
44 9
45 31
46 13
47 21
48 53
49 61
50 72
51 2
52 5
53 3
54 35
55 1
56 12
57 23
58 17
59 2
60 3
61 13
62 18
63 0
64 24
65 31
66 19
67 3
68 17
69 18
70 168
71 24
72 6
73 17
74 7
75 14
76 22
77 62
78 6
79 6
80 18
81 9
82 36
83 116
84 38
85 48
86 23
87 9
88 4
89 10
90 10
91 17
92 109
93 31
94 27
95 56
96 14
97 5
98 31
99 12

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 184
1 47
2 116
3 65
4 62
5 98
6 397
7 170
8 56
9 239
10 175
11 99
12 157
13 197
14 249
15 146
16 164
17 57
18 119
19 185
20 97
21 122
22 114
23 58
24 299
25 326
26 89
27 159
28 182
29 136
30 76
31 109
32 246
33 715
34 452
35 64
36 113
37 148
38 111
39 134
40 92
41 130
42 206
43 202
44 112
45 88
46 131
47 231
48 102
49 56
50 285
51 531
52 201
53 124
54 198
55 147
56 49
57 55
58 120
59 529
60 32
61 73
62 171
63 34
64 57
65 144
66 119
67 110
68 77
69 216
70 128
71 111
72 98
73 101
74 60
75 110
76 151
77 120
78 200
79 101
80 110
81 1431
82 14
83 363
84 192
85 147
86 145
87 200
88 119
89 157
90 210
91 253
92 174
93 160
94 145
95 264
96 120
97 153
98 142
99 62
100 880
101 137
102 288
103 150
104 208
105 52
106 54
107 160
108 139
109 418
110 151
111 157
112 105
113 124
114 106
115 64
116 159
117 97
118 129
119 409
120 71
121 212
122 99
123 114
124 207
125 179
126 89
127 263
128 93
129 124
130 120
131 382
132 126
133 259
134 223
135 85
136 313
137 94
138 151
139 183
140 100
141 88
142 260
143 168
144 70
145 211
146 143
147 45
148 70
149 100
150 114
151 98
152 389
153 207
154 95
155 127
156 189
157 109
158 88
159 383
160 304
161 96
162 138
163 101
164 169
165 86
166 138
167 96
168 68
169 54
170 76
171 243
172 53
173 208
174 143
175 856
176 161
177 343
178 168
179 343
180 178
181 114
182 185
183 544
184 326
185 97
186 135
187 145
188 201
189 159
190 55
191 191
192 173
193 694
194 68
195 302
196 350
197 171
198 109
199 125