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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 13

1881 - Gießen : Roth
- 13 — konnte Karl nicht dulden. Er zog mit 3 Heeren gegen ihn, um ihn zu züchtigen. Als Thassilo nirgends einen Ausweg sah, unterwarf er sich seinem gewaltigen Gegner, übergab ihm sein Herzogthum und empfing es als Lehen zurück. Aber diese Untwersung war nur Heuchelei; heimlich verband er sich mit den Sachsen und Schwaben, ja sogar mit den heidnischen Avaren an der mittleren Donau. Doch der Wachsamkeit Karls entgingen die geheimen Rüstungen nicht und plötzlich lnd er den ungetreuen Vasallen auf das Maifeld uach Ingelheim zur Verantwortung. Zwar glaubte Thassilo den Gewaltigen durch Scheinheiligkeit abermals täuschen zu können, als aber selbst seine Baiern gegen ihn zeugten, sprachen die Großen des Reiches die Todesstrafe gegen ihn aus. Karl begnadigte ihn und wies ihm das Kloster Lorsch als Gefängniß an, „damit er seine Schmach in Vergessenheit begrabe." b) Nächst Aachen, das Karl den Großen durch seine warme Quelle besonbers anzog, war Nieber-Jngelheim sein Lieblingsaufenthalt. Hier ließ er sich zwischen 768 und 774 einen herrlichen Palast bauen, der mit dielen Säulen aus Granit, die er aus Ravenna hatte kommen lassen, Marmor und Porphyr geziert war. Mit dem Geschlecht der Karolinger zerfielen auch die stolzen Schlösser, welche Karl zu Tribur, Mainz, Worms und Ingelheim hatte bauen lassen. Zwar ließ Friedrich Barbarossa (1154) das Schloß zu Ingelheim wieber herstellen, aber in der „kaiserlosen Zeit" des Interregnums würde es abermals und zwar von Richarb von Cornwallis, an welchen die Großen des Reiches die Krone verschachert hatten, zerstört. Unter Karl Iv. erhob es sich nochmals aus seinem Schutte, aber die Morbbrcnnerlmnben Lubwigs Xiv., welche gegen Ende des 17. Jahrhuuberts die Pfalz verwüsteten, ließen nur noch wenige Trümmer von dem Zeugen ehemaliger Kaiserherrlichkeit übrig. Bei Gernsheim, Ni er stein und Heppenheim bestauben zu Karls des Großen Zeit kaiserliche Kammergüter, ans welchen Musterwirthschaften betrieben würden, beren Beispiel verbessert und anregenb auf die Umgebung einwirkte. Die ganze Ebene zwischen Rhein, Main und Obenwalb nahm zu jener Zeit der kaiserliche Reichsforst „Fo rehahi" (Föhren- [Staunen] tu alb) ein, wo Karl und noch seine Nachfolger nach der Last der Regierungsgeschäfte sich mit dem eblen Waibwerk ergötzten. Die großartigen Trümmer des Jagbschlosses Dreieichenhain ■— vom Volke noch heute scherzhaft „kaiserlicher Hunbestall" geheißen — geben Kunbe von einstiger Herrlichkeit. Auf den Pfeilern der zerstörten Römerbrücke bei Mainz ließ Karl der Große eine hölzerne Brücke aufführen, die jeboch kurz nach ihrer Vollenbung ein Raub der Flammen würde (803). Der weitere Plan Karls v. Gr., die beiben Ufer des Rheines durch eine steinerne Brücke zu verbiuben, kam nicht zur Ausführung. An Karl

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 45

1881 - Gießen : Roth
— 45 — Sachsen-Weimar und Horn bei Nördlingen von den Kaiserlichen waren geschlagen worden, zogen sie sich gegen Mainz zurück, verfolgt von den Siegern. Die Gegenden zu beiden Seiten des Rheines wurden nun gänzlich verwüstet. Unerhört sind die Gräuel, welche die Bewohner von den verwilderten Schaaren beider Heere zu erdulden hatten. Sie verließen ihre Wohnungen und suchten in Hohlen, Steinbrüchen, Wäldern und den befestigten Schlössern Schutz. Hier füllten sie alle Räume, selbst Höfe und Winkel, allen Einflüssen der Witterung preisgegeben. Hierzu kam der gänzliche Mangel an Nahrung, welcher die Menschen nöthigte ungenießbare, ja geradezu ekelhafte Dinge, wie Aas, Leder re. zu verzehren. Nach kurzer Zeit brachen verheerende Seuchen aus, welche Tausende und Tausende in kurzer Zeit wegrafften, sodaß manche Dörfer ganz entvölkert wurden. Biele Dörfer, deren Namen man heute noch nennt, verschwanden damals gänzlich vom Erdboden. In jener Zeit ordnete der Landgraf das Zehn-, Zwölf- und Fünfnhrlänten an, als Mahnung, das Herz im Gebet zu Gott zu erheben. Wegen Mangel an Saatfrucht und Zuchtvieh blieb das Feld unbestellt, es lösten sich alle Bande, Unwissenheit, Aberglauben und Lasterhastigkeit nahmen überhand. — Noch aber war das Maß des Leidens nicht voll. Frankreich, darauf bedacht die Macht des österreichischeu Kaiserhauses zu schwächen und seine Ostgrenze zu erweitern, hatte kluger Weise gewartet, bis beide Gegner erschöpft waren, bctnn verband es sich mit Schweden und verlängerte dadnrch den unseligen Krieg noch um volle 12 Jahre. Auch die letzte Periode brachte dem Hessenlande schwere Heimsuchungen, so namentlich, als der französische General Türenne (1644) die Bergstraße brandscbatzte und Darmstadt einnahm. Der Landgraf hatte anfangs in Lichtenberg, später in Gießen und Marburg eine Zufluchtsstätte gefunden. d) Der westfälische Friede machte bekanntlich jener Schreckenszeit ein Ende und gleichzeitig kam auch zwischen Kassel und Darmstadt ein Vergleich zu Stande (1648), welcher dem mehr als vierzigjährigen unnatürlichen Bruderkampfe ein Ende machte und Darmstadt einen beträchtlichen Gebietszuwachs brachte. Bei allen Schrecknissen des traurigsten aller Kriege hatte der Landgraf das Wohl seines Landes nicht aus dem Auge verloren und durch Gründung des Gymnasiums in Darmstadt und die Abfassung einer verbesserten Kirchenordnung gezeigt, daß man auch in der traurigsten Zeit das Ideale nicht dürfe untergehen lassen.

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 53

1881 - Gießen : Roth
— 53 — Vergebens verlangte sein Vater, der dem österreichischen Kaiserhause, und ganz besonders Maria Theresia, treu ergeben war, daß Ludwig den preußischen Kriegsdienst verlasse. Er entschloß sich vielmehr (1750) die Stadt Prenzlan in der Uckermark, wo sein Regiment in Garnison lag, zu seinem und seiner Familie Wohnsitz zu erwählen. c) Da brach (1756) der siebenjährige Krieg ans. Ludwig, den der König zum Generallieutenant ernannt hatte, wünschte als Befehlshaber einer Armeeabtheilung daran theilznnehmen, aber politische Erwägungen veranlaßten ihn dem Wunsche seines Vaters nachzukommen und den preußischen Dienst zu verlassen. Frankreich, dessen Grenze seiner Grafschaft so nahe lag, hatte sich nämlich mit Oesterreich gegen Preußen verbunden und dessen Heere würden in erster Lime seine Grafschaft überschwemmt haben. Der Soldat mußte sich dem Landesvater unterordnen. Ludwig kehrte 1757 mit seiner Familie nach Pirmasens zurück, das er von jetzt an zu seinem fast ununterbrochenen Aufenthaltsorte machte und das er zu einer Militärcolouie umschuf. d) Bekannt ist seine Vorliebe für langgewachsene Leute, die er aus aller Herren Länder, oft um schweres Geld, für sein Grenadierregiment anwerben ließ. Er ließ sich ein großes Exercier-hans bauen, in welchem seine Truppe auch im Winter ihre Uebungen ausführen konnte. Ein Augenzeuge berichtet, daß das Regiment so vortrefflich einexereiert gewesen sei, daß man, wenn es in Front stand, von einem Flügel bis zum anderen nicht eine krnmme Linie habe bemerken können. Damit jedoch die für theures Geld angeworbenen Leute nicht befertirten, war es ihnen streng untersagt die Stadt zu verlassen, die außerdem beständig von Husaren umritten wurde. Auch ein Freund von Musik war Ludwig, namentlich von Militärmusik. Für seiu Regiment componirte er 'sast alle Märsche selbst und er soll deren eine fast unglaubliche Anzahl zu Stande gebracht haben. Einst hörte er in Aachen einen Marsch, der ihm ganz besonders gefiel. Da er sich denselben nicht ausbitten lassen wollte, vielleicht auch annahm, daß man ihm denselben nicht überlassen würde, so verlängerte er seinen Aufenthalt daselbst, bis er im Stande war, denselben aus dem Gedächtniß niederzuschreiben. Der längere Aufenthalt hatte 6000 Gulden gekostet und der Marsch führte daher den Namen Sechstausendguldenmarsch. e) Ludwigs geistvolle Gemahlin, welche die militärische Liebhaberei ihres Gemahls nicht theilte, zog vor, den größten Theil des Jahres in dem reizend gelegenen Buchsweiler zu wohnen. Als je-

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 43

1881 - Gießen : Roth
— 48 — 3. Georg Ii., der Gelehrte. (1626—1661.) a) Erst 21 Jahre alt, übernahm Georg nach seines Vaters Tod die Regierung des von den Stürmen des Krieges zerrütteten Landes. Er hatte sich ans seinen Beruf wohl vorbereitet und besaß nicht allein ausgedehnte Kenntnisse, welche ihm den Beinamen „der Gelehrte" verschafften, sondern hatte auch durch größere Reisen ins Ausland sich Erfahrungen gesammelt. Wie sein Vater und Großvater war auch er durch eine große Frömmigkeit ausgezeichnet und las gerne und oft in der Bibel, die er während seines Lebens 28—30 Mal und zwar in deutscher, lateinischer, französischer und spanischer Sprache durchgelesen haben soll. In den lutherischen Anschauungen seines Hauses aufgewachsen, konnte er mit der reformirten Lehre, die sein Vetter Moritz und nach diesem sein Sohn Ludwig V. von Hessen-Kassel mit übermäßiger Strenge in ihrem Lande eingeführt hatten, sich nicht befreunden. Hieraus erklärt sich zur Genüge die Erbitterung, mit welcher, in der an sich schon traurigen Zeit des 30jährigen Krieges, die beiden verwandten Staaten sich wegen der Marburgei* Erbschaft bekämpften. Während dieser Kämpfe war es, wo die Stadt Alsfeld (1646) von den Niederhessen belagert, aber von ihren wackern Bürgern unter Anführung des Bürgermeisters Haas mit Heldenmuth vertheidigt und ihrem rechtmäßigen Herrn erhalten wurde. b) Zwar hatte Tilly's Sieg über Christian von Braunschweig und Ernst von Mattsfeld bei Höchst deren zügellose Schaaren aus dem Gebiet der oberen Grafschaft verdrängt und den Kriegsschauplatz nach Norddeutschland verlegt, aber Gustav Adolphs Sieg bet Breitenfeld (1631) führte ihn im Sturmschritt zum Rhein und Main. Aschaffenburg, Hanau, Offeubach und Frankfurt öffneten dem Sieger ihre Thore, Höchst a. M. mußte sich ergeben, ebenso die Orte an der Bergstraße: Bensheim, Heppenheim, die Starkenburg it. a. Nun galt es Mainz zu nehmen. Jedoch der Ueber-gang über den Rhein bot scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten dar, denn auf dem linken Ufer standen Baient, Lothringer und Spanier, nachdem sie alle Fahrzeuge auf dem rechten Ufer verbrannt, oder versenkt hatten in festen Stellungen zur Vertheidigung und zum Angriff bereit. Gustav Adolph durchstreifte selbst die Gegend rheinanf- und abwärts, um eine geeignete Stelle zum Uebergang zu finden. Mit einem Nachen, den er in Stockstadt aufgetrieben; fuhr er selbst über den Strom um eine geeignete Stelle zum Landen auszukundschaften. Kaum ans Land gestiegen

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 16

1881 - Gießen : Roth
— 16 — am Abend seines Lebens, besorgt um das Wohl des Reiches, seinen Bruder Eberhard veranlaßte, auf die Krone zu verzichten und für die Wahl des thatkräftigen Heinrich von Sachsen, Otto des Erlauchten Sohn, zu wirken. Obgleich mit Eberhards Tode das Herzog-Ihum Franken nicht ganz einging, so erstreckte sich doch die Herrschaft der fränkischen Herzöge nicht mehr auf Hessen. Hier traten vielmehr eine größere Anzahl von adeligen Geschlechtern neben einander auf, von denen die Gisonen, Grafen von Gndensberg, bald alle andern überragten, sodaß, als Ludwig I. Landgraf von Thüringen, ein Sohn Ludwigs des Springers, die Erbtochter Geiso's Iv. von Gudensberg heirathete, alle hessischen Großen denselben als ihren Landesherrn anerkannten. Kaiser Lothar belehnte ihn (1130) in feierlicher Versammlung zu Quedlinburg durch Ueberreichung der Fahne mit der Landgrafschaft Thüringen und er nannte sich fortan Ludwig I., Landgras von Thüringen. Die Landgrafschaft Thüringen war aber in folgender Weise entstanden: Ein Nachkomme Karls des Großen aus Frankreich, Ludwig der Bärtige, erwarb um 1039 große Güter am Thüringer Wald, in deren Besitz ihn sein Verwandter, der fränkische König Konrad Ii. bestätigte. Sein Sohn Ludwig der Salier, von seinem sagenhaften Sprung von der Burg Giebichen-stein in die Saale auch der Springer genannt, erbaute auf einer Bergkuppe die Wartburg, welche durch ihre Schicksale eine heilige Stätte geworden ist. Sein Sohn war der obengenannte Ludwig I., Landgraf von Thüringen (und Hessen). 2. Ludwig Ii., der Eiserne. (1140—1172.) a) Woher der Sohn Ludwigs I. den Beinamen „der Eiserne" erhalten hat, ist ungewiß. Einige sagen: „Als Landgraf Ludwig noch jung war, bekümmerte er sich wenig um sein Land. Die adeligen Herren gingen ganz übel mit den Bauern um, sodaß diese, wenn sie kein Zugvieh mehr hatten, sich selber vor den Pflug spannen mußten. Einst verirrte sich Ludwig auf der Jagd, und konnte nach langem Umherirren keine andere Unterkunft finden, als in einer einsamen Waldschmiede. Der Schmied, welcher den späten Gast nicht kannte, nahm ihn gleichwohl freundlich aus und setzte ihm vor, was er hatte. Nach dem Nachtessen setzte der Schmied seine Arbeit fort; er zog den Blasebalg, netzte die Kohlen mit Wasser und als das Eisen glühend war, hämmerte er darauf los, daß die Funken weit umher stoben. Dabei sang er die Worte: „Landgraf Ludwig werde hart!" Das hörte der Fürst mit großer Verwunderung, doch ließ er

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 51

1881 - Gießen : Roth
— 51 — des Kaisers begeben hatte, als dieser seinen Sohn Joseph (Ii.) nach Frankfurt geleitete, damit er zum römischen König gewählt und gekrönt werde. Franz erkannte das von dem 74jährigen, altersschwachen Greise gebrachte Opfer dankbar an und äußerte dabei: „Landgraf Ludwig sei sein bester Freund." b) Wie sein Vater, war auch Landgraf Ludwig ein großer Freund der Jagd und wohnte deshalb größtenteils in seinem Jagdschloß Kranichstein, von wo er zuweilen in einem mit 6 weißen Hirschen bespannten Wagen nach Darmstadt fuhr, um der Aufführung einer Oper anzuwohnen, denn auch die Musik liebte er leidenschaftlich. Zu bestimmten Zeiten zog Ludwig mit großem Gefolge zur Jagd nach Oberhessen, namentlich ins Jägerthal bei Romrod, zur Klendelbnrg und nach Neujägersburg bei Batteuberg, zuweilen auch vom Jagdschloß Zwiefalten aus in den Oberwald. Er schoß gewöhnlich mit einer Windbückse. Besonders interessant mögen die schon von seinem Vater eingeführten Parforcejagden gewesen sein. „ Das Wesentliche der Parforcejagden — die zur Zeit Ludwigs Xi V. in Frankreich aufkamen — bestand darin, daß ein bestimmter Hirsch in einen mit Rothwild reich bevölkerten Forst gebracht wurde. Nur dieser tourte angejagt, nur dieser durfte von allem Wild verfolgt werden. Ihn von jedem andern Hirsche genau zu unterscheiden, ihn, wenn seine Spur verloren war, mit Sicherheit wieder zu finden, war die eigentliche Kunst. Die Verfolgung geschah zu Pferde und dauerte so lange, bis der Kirsch so er-ichopft war, daß er von den Hunden (der Meute) „gestellt" werden konnte worauf die Erlegung desselben durch den fürstlichen Jäger erfolgte. Diese ^agd konnte nur in einer ebenen Gegend stattfinden und erforderte großen Aufwand an Pferden und Hunden. c) Bei alledem vergaß Ludwig nicht die Regierung seiues Landes. Obgleich wohlwollend, gerecht und milde, hielt er doch strenge auf Ordnung, Zucht und Sitte. Zur Besserung der Verbrecher ließ er ein „Spinnhaus" bauen, ebenso verdankt das „Landeswaisenhaus" ihm seine Entstehung. erzählt, daß er einst den Haß einer Zigeunerbande nch zugezogen habe, weil er ihren Hauptmauu, den man bei einem Drebstahl ertappte, habe aufhängen lassen. Die Baude beschloß hierauf, ihn, wenn er abends von Kranichstein nach Darmstadt fahre, in seinem Wagen zu erschießen. Ein junger Zigeuner aber entdeckte dem Landgrafen den Anschlag auf sein Leben. Man ergriff hierauf geeignete Maßregeln, nahm die ganze Bande gefangen und überlieferte sie der wohlverdienten Strafe. Das unschuldige Kind des Anführers ließ der Landgraf — ein Beweis seines vortrefflichen 4*

7. Kurze Geschichte von Hessen - S. 14

1881 - Gießen : Roth
— 14 — den Großen erinnert anch das Denkmal im Mainzer Dom, das er seiner 794 in Frankfurt a. M. verstorbenen zweiten Gemahlin Fastrade hatte errichten lassen. Auch die Sachsenkriege berührten theilweise hessischen Boden, indem Karl der Große 778 einem sächsischen Heere bei Battenfeld an der Eder eine Niederlage beibrachte. Ludwig der Fromme, Karls des Großen jüngster und zugleich der einzige ihn überlebende Sohn, war zu schwach, um das große Frankenreich im Geiste seines Vaters zu regieren. Schon 817 theilte er es unter seine drei erstgeborenen Söhne und gab damit die Veranlassung zu all den Unruhen und Streitigkeiten, welche unter seiner Regierung den Wohlstand des Reiches vernichteten und einen der traurigsten Abschnitte der Geschichte bilden. Die Geburt eines weiteren Sohnes veranlaßte ihn zu einer wiederholten Theilung des Reiches mit neuen Bruderkriegen. Als er zur Schlichtung der Streitigkeiten einen Reichstag nach Worms ausschrieb, starb er unterwegs (840) auf einer Rheininsel bei Ingelheim. c) Der Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard, mochte bei den Fehlern, welche Ludwig der Fromme in der Regierung machte und von denen er bald erkannte, daß sie das Werk seines verstorbenen Herrn vernichten müßten, nicht weiter mitwirken und erbat sich als Ruheplatz die „Villa Mühlheim" am Main, wo er eine stattliche Abtei gründete, deren Reste in Seligenstadt noch zu sehen sind. Die Sage erzählt: Eginhard sei Kaiser Karls Schwiegersohn gewesen. Nach dieser Sage habe Kaiser Karl, erzürnt über die Liebe seiner Tochter Emma zu einem „Schreiber", beide aus seiner Umgebung verbannt. Sie seien dann zusammen fortgewandert und hätten sich au einem einsamen Ort im Mainthal niedergelassen, wo sie zwar arm, aber zufrieden und glücklich gelebt hätten. Kaiser Karl aber habe sein übereiltes Verfahren sehr bereut, beim beide seien ihm sehr lieb gewesen. Nach einigen Jahren fei er aus der Jagd von seinem Gefolge abgekommen und habe sich verirrt. Der Zufall habe ihn in die Nähe der Wohnstätte feiner Tochter geführt und diese finden lassen. Dabei soll er in feiner Freude gerufen haben: „O selige Statt, wo ich meine Tochter wiedergefunden!" Hieraus sei der Name Seligenstadt entstanden. Ludwig des Frommen Enkel, Karl der Dicke, vereinigte zwar durch Erbschaft nochmals fast das ganze Reick Karls des Großen in seiner Hand, wurde jedoch wegen Unfähigkeit auf dem Reichstag zu Tribur (887) abgesetzt. Unter Karls des Großen Regierung war das ganze Land in Gaue getheilt, denen Grasen (Gaugrafen) vorstanden. Diese leiteten den Gerichts- und Heerbauu und führten im Kriege ihre Mannen dem königlichen Heere zu. Königliche Sendboten (Sendgrafeu) aus den erfahrensten Männern geistlichen und weltlichen Standes ausgewählt, bereiften das Land nach

8. Kurze Geschichte von Hessen - S. 31

1881 - Gießen : Roth
— 31 — in der Seite verwnndet und mußte seine Burg übergeben. Die Fürsten fanden den gebeugten Löwen sterbend in einer Mauerhöhle. Angesichts des Todes verschwand Philipps Zorn und er vermochte es sogar tröstende Worte an seinen ehemals grimmigen Feind zu richten. Die gemachten Eroberungen gab er später an die Familie des früheren Besitzers zurück, um, wie er sagte, mit Ruhe und Zuversicht beten zu können: Vergieb uns unsere Schuld, wie wir unsern Schuldigem vergeben. c) Im März 1521 erschien der 17jährige Landgraf mit stattlichem Gefolge auf dem Reichstag zu Worms, wo er für sich und seine Nachkommen die Belehnung über die Landgrafschaft vom Kaiser empfing. Hier wurde er von der Macht der evangelischen Wahrheit, wie sie Dr. Martin Luther verkündigte, tief ergriffen und fein Geist von dem göttlichen Lichte erleuchtet. Das Evangelium wurde von da an die Richtschnur seines Lebens, der er bis zu seinem Tode treu zugethan blieb. Schon zu Worms hatte er unter einem warmen Händedruck zu Luther das männliche Wort gesprochen: „Habt ihr Recht, Herr Doktor, so helf euch Gott! und ihm treues und sicheres Geleit durch fein Gebiet gewährt. ä) Nur innere Ueberzeugung, nicht eigennützige, oder politische Beweggründe hatten Philipp der evangelischen Lehre zugeführt und dieses veranlaßte ihn, auch seinem Lande die Segnungen der Reformation zu sichern. Aber nicht auf fürstlichen Befehl, sondern aus freier Entschließung sollten feine Unterthanen sich zur neuen Lehre bekennen. Deshalb schrieb er 1526 eine Synode nach Homberg aus. Hier erschienen die Grafen, Ritter, Abgeordnete der Städte, Prälaten, Vorsteher re. um die Grundzüge einer Verfassung der evangelischen Kirche der Landgraffchaft zu berathen. Das Evangelium wurde die Grundlage des Glaubens, die Ehelosigkeit der Priester aufgehoben, das Abendmahl in beiderlei Gestalt vertheilt, die Ohrenbeichte abgeschafft und der Gottesdienst in deutscher Sprache gehalten. Etwa 50 Klöster mit über 1000 Mönchen und Nonnen, wurden hieraus aufgehoben und deren Einkünfte theilweise für Kirchen und Schulen verwendet; ferner wurden Hospitäler für Kranke, Gepreßte und Wahnsinnige errichtet, darunter auch das zuhosheim bei Crumstadt, sowie die Festung Ziegenhain erbaut und die Universität Marburg gegründet, damit aus ihr „unerschrockene Bekenner Christi und Vertheidiger der evangelischen Wahrheit" hervorgingen. e) Mit den evangelischen Fürsten, mit welchen Philipp bereits 1526 ein Büudniß zu Torgau geschlossen hatte, unterzeichnete er auch 1529 in Speier die „Protestation," welche den Evangelischen den Ehrennamen „Protestanten" verschaffte und als kräftigster

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 44

1881 - Gießen : Roth
— 44 — wurde er von der spanischen Wache bemerkt nnb es ist fast ein Wnnber zu nennen, daß er bereu zahlreichen Schüssen entkam. Er hatte aber gefnnben was er suchte, eine Stelle, wo nahes Holz eine Lanbung zu begünstigen schien. Mittlerweile war es zwei Schiffern aus Gerusheim und Nierstein gelungen zwei versenkte Schiffe zu heben und auszubesseru, auf biefe würden Scheuueuthore gelegt und stehenb fuhr morgens am 17. December 1631 Graf Brahe mit 300 Manu der Garbe über den Strom. Kaum hatten diese das steile Ufer etwas bequemer zum Lauben abgegraben und einige Schanzen aufgeworfen, als sie von mehr als 1000 spanischen Kürassieren mit großer Wuth augegriffen würden. Ihre Lage war peinlich, allein sie hielten aus, bis die gebrechlichen Fahrzeuge Hülse brachten und die Spanier zusammen-gehaueu, oder versprengt würden. Noch am Abend mußten sich die in der sogenannten Sternschanze aufgestellten Spanier ergeben. Am 18. December führte Gustav Adolph neue Schaaren nebst Geschütz über den Rhein und griff die Stadt Oppenheim an. Die Bürger, des spanischen Druckes überdrüssig, stammten sich gegen ihre Bedränger und_ erschlugen ihrer viele. Bon außen und innen bedroht wagte der Kommandant nicht zu widerstehen und zog ab, nicht ohne vorher den Feuerbraud in die Häuser der Stadt geworfen zu haben. Nach tapferer Gegenwehr der Besatzung wurde auch das nahe Schloß „Landskrone" bezwungen. Die Bewohner Oppenheims kamen Gustav Adolph mit Bereitwilligkeit entgegen. Mit ihrer Hülfe gelang es ihm eine Schiffbrücke zu errichten, auf der er den Rest seines Heeres überführen konnte. An der Stelle, wo er seinen Uebergang bewerkstelligte, lieö er eine 14 M. hohe Säule mit einem gekrönten Löwen zum ewigen Gedächtniß ausrichten. Schon am Abend des 19. December stand Gustav Adolph mit feinein Heere vor Mainz. Vier Tage flogen die Bomben hin und her. Die Spauier machten zwar Ausfälle, aber die Schweden rückten unaufhaltsam vor. Schon schickten sie sich zum Sturme an, als der Kommandant die weiße Fahne aufzog. Die Besatzung erhielt freien Abzug. Dieser wurde jedoch erst bewerkstelligt, nachdem die Stadt rein ausgeplünbert war. Anfangs März brachen die Schweden von Mainz auf nach Baiern. c) So lange Gnstav Abolph seine Schweden führte, Hielt er strenge Mannszucht und bulbete weber Raub noch Plünderung. Deshalb würde er von der Bevölkerung auch überall mit Frenben empfangen und geradezu verehrt. Anders war es jedoch, als er 1632 bei Lützen gefallen und sein wohlthätiger Einfluß geschwunden war. Nachdem die Schweden (1634) unter Herzog Bernhard von

10. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 210

1877 - Berlin : Herbig
210 Mittlere Geschichte, Erste Periode. 558—5g1. Wiedervereinigung de» ganzen Frankenreiches mit Burgund und Thüringen unter Chlotar I., der seine drei Brüder überlebt. Nach seinem Tode 561. unter Chlodwigs Enkeln zweite, Theilung des Frankenreiches in vier, später (569?) in drei Theile: Austrasien, Neustrien, Burgund. Innere Gräuelkriege. Brunhilde (Brunichildis) von Austrasien, westgothische Königstochter, gegen Fredegunde (Fredegunthis) von Neustrien (f 597), frühere Leibeigene, dann Gemahlin von Chilperich I. 613. Zweite Wiedervereinigung des ganzen Frankenreichs durch Chlotar Ii. von Neustrien, Chlodwigs Urenkel. Brun- hilde wird gefangen, gemartert und zu Tode geschleift. Ursprung der Macht der Maiores domus (Himsmeier),1 erst Aufseher des königlichen Hofstaats, dann Anführer der Lehnsleute (Leudes). Das rein deutsche2 Geschlecht der Pipine (später Karolinger) erhebt sich zur Erblichkeit der Majordomuswürde, erst in Austrasien, dann in Neustrien. 622. Dritte Theilung des Frankenreichs nach den zwei Theilen, in welche dasselbe inzwischen sich gesondert hat: 1) Austrasien (wesentlich germanisch), getrennt durch die Schelde von 2) Neustrien (romanisch, Nordfrankreich bis zur Loire, ohne die unabhängige Bretagne) mit Burgund. Aufserdem das Herzogthum Aquitania mit Vasconia (Guyenne und Gascogne), zwischen Loire und Pyrenäen, fast unabhängig. §. 3. Muhammed Und Das Ciialifat. 622. Muhammeds Flucht (Hedschra) von Mokka nach 16. Juli. Medina. Muhammed (d. h. der Vielgepriesene), geh. zu Mekka 57l aus der Familie Haschern, Kaufmann, Gemahl der reichen Chadidja, auf seinen Koisen mit der jüdischen und christlichen lteligion bekannt geworden, tritt unter dem Stamme der Kureischiten als Prophet auf. 1 Pertz, Geschichte der fränkischen Hausmeier. * Bonneil, Die Anfänge des Karolingischen Hauses. 1866.
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