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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 29

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 29 Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart und Bildung. §. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker-- bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge- wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma- den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An- sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in bloßen Hütten oder Häusern bestehen. — Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb- kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh, zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri- ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten. Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun, gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern, sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern, die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen. Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig- keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte, wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han- delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern, Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind. Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 167

1836 - Eisleben : Reichardt
Rußland. 167 Meerbusen und der Jmandra, tm hohen Norden, südlich vom Eismeere. Rußland, welches sowohl kn der nördlichen mäßigten, als in der nördlichen kalten Zone liegt, läßt sich, in Hinsicht seines Klimas, in drei sehr verschie» dene Landstriche theilen, den warmen, wo sogar Wein fortkommt, den gemäßigten, wo der Reichthum an Ge- treibe sehr groß ist und den kalten, wo zuletzt nur der Mensch und das Rennthier fortkommen, und der erstere zwergartig wird. Die vorzüglichsten Produkte sind: alle gewöhnlichen Hausthiere, auch Rennthiere und Ka, meele, Speise- und Pelzwild, von Raubwild Wölfe und Bären, Walisisch-Arten, Seehunde, zahmes und wil- des Geflügel, auch Eidergänse, eine ungeheure Menge von Fischen (worunter Störe, Hausen); Getreide, viel Flachs und Hanf, etwas Tabak, Obst und Wein, große Waldungen, Essen, Salz, Torf, Mineralquellen, Stein- und Braunkohlen. Die Anzahl der Einwohner beträgt an 40 bis 42 Millionen, wovon die Russen, wozu auch die Ko» saken gehören, die bei Weitem größere Zahl ausmachen und eine eigne Sprache reden. Ferner giebt es Polen, Litthauer, Letten, Kuren, Finnen und Lappen, Tata- ren rc. Der größte Theil der Einwohnner bekennt sich zur Griechisch-katholischen Kirche. Außerdem findet man Römisch-Katholische, Protestanten, Juden und Mu- hamedaner. Die in dem nordöstlichsten Theile wohnen- den wenigen Samojeden sind noch Heiden. Ackerbau wird allenthalben getrieben, wo es das Klima und der Boden erlauben; in den Steppen nährt Viehzucht und in den nördlichsten Gegenden Jagd und Fischerei die Bewohner. Sowohl die Landwirthschaft als die Fabri» ken haben sehr große Fortschritte gemacht; und der Han» del ist bedeutend und ausgebreitet. Für den gelehrten und Volksunterricht geschieht immer mehr, so daß in neuern Zeiten wissenschaftliche Bildung höher ge- stiegen ist. Sowohl das Europäische als Asiatische Rußland, die beide zusammen 350,000 Qm eilen mit 54 Millio» nen Menschen enthalten, bilden ein Kaiserthum, wozu auch noch das Königreich Polen und ein beträchtlicher Landstrich auf der Nordweftküstr von Amerika gehören,

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 253

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordamerika. 255 Menge von Flüssen, und überdies ist das Land mit Seen reichlich versehen, die größtentheils durch Flüsse mitein- ander in Verbindung stehen, und daher eine schissbare Wasserstraße gewähren. Die größten unter diesen Seen sind: der große Bärensee, im hohen Norden, gerade unter dem nördlichen Polarkreise, zwischen dem Macken- zie und Kupferminenflusse; der große Sklaven jee, südöstlich vom vorigen und vom Sklavenflusse durchfloj- sen, der bei seinem Ausflusse den Namen Mackenzie er- hält; der schmale aber lange Athapeskowsee, südlich vom Sklavensee und der Winipegsee, südöstlich vom vorigen und vom Saskatschewin durchflossen, der nach seinem Ausflusse Nelson heißt. In den nördlichsten Gegenden, besonders in der Nähe des Eismeeres, ist ein äußerst kaltes Klima, wo aller Baumwuchs aufhört, in den südlichen Theilen, vorzüglich je weiter man sich von der Hudsonsbai ent- fernt, und gegen Westen vordringt, wird das Klima milder und der Boden fruchtbar, wenigstens mit herrli- chen Waldungen und einer Menge von wilden Stau- dengewächsen und Gesträuchen bedeckt. Von Thieren finden sich vornehmlich Musethiere (Elenthiere), Bisons, Bisamochsen, Rennkhiere, Hirsche, Rehe, Bären, Wölfe, Pelzwild, vielerlei Geflügel, Fische. Auch giebt es meh- rere schätzbare Mineralien, worunter besonders Kupfer, Eisen, Blei. Der Hauptreichthum jedoch besteht in dem Pelzwerk, welches das in großem Ueberflusse verhandene Pelzwild aller Art liefert, und die Britten veranlaßt, von Canada und von der Hudsonsbai aus in das In- nere dieser Länder einzudringen, zu welchem Zwecke sich Pelzhandelsgesellschaften derselben gebildet haben, und verschiedene Faktoreien oder Handels-Niederlassungen von ihnen daselbst angelegt worden sind. Außer diesen Euro- päern, die sich des Pelzhandels wegen hier aufhalten, bestehen die Einwohner aus Indianern von vielerlei Voiksstämmen und eine nomadische Lebensart führend, deren Oberhäupter Kaziken heißen. Den nördlichsten Strich, am Eismeere, bewohnen Eiskimos. Die Länder an der Nordwestküste. Man versteht darunter die an der Nordwestküste Amerikas längs des großen Weltmeeres und der Berings-

4. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 250

1836 - Eisleben : Reichardt
250 I. Nordamerika. Nordpolar länder. 1. Nordamerika. Die Nordpolarlandcr. Man versteht darunter die im nördlichen Eismeere, und dem Nordpole nahe gelegenen Länder, doch ist das nächste derselben noch fast 10 Breitengrade oder 150 Mellen vom Nordpole entfernt. Es sind die traurig- sten Länder der Erde, die von Frost und Schnee star- ren, nur wenige Gewächse hervorbringen, bei ihrer Ar» mukh an Landlhieren einen Reichrhum von Seethieren besitzen, und nur hier und da von wenigen Menschen bewohnt werden, die zu dem auf der untersten Stufe der Kultur stehenden Volke der Eskimos gehören. Dem- ohngeachtet haben sich in dem einen dieser Länder Euro« päische Kolonisten niedergelassen. Vorzüglich bemerkens« werrh sind von diesen Ländern: 1) Spitzbergen, eine Gruppe von Inseln, und das bis jetzt bekannte nördlichste Land der Cstbc, nordöstlich von Island und nördlich von Norwegen, voll spitziger, mit ewigem Eise und Schnee bedeckter Berge, erzeugt nur einige Arten von Moosen und Kräutern und ist unbewohnt , doch halten sich der Jagd und des Fischfanges wegen Russen, die alle Jahre durch Andere ab» gclöser werden, einen Theil des Jahres daselbst auf. 2) Grönland, wahrscheinlich eine Insel oder vielmehr Gruppe von Inseln, an der Ostseite der Bassinsbai und westlich von Spitzbergen, von Gebirgen durchschnitten, und an den Küsten mit unzähligen Inseln und Klippen besetzt, arm an Produkten, wohin vorzüglich Rcnntbiere, Bären, Hunde, Hasen, Geflügel, Wallsische , Seehunde, Wallrossc, Seekühe, Fische, Weiden und Birken, vielerlei Moose, eßbare Beeren, Löffelkraut, mehrere Mi- ncralicn, gehören, ist von Eskimos und von Dänischen Kolonisten bewohnt, deren Niederlassungen sich auf der am meisten bekann- ten Westküste befinden. Daher auch die Dänen sich als die Her- ren Grönlands ansehen. Die wichtigste unter diesen Dänischen Niederlassungen, deren Gesammtbevölkcrung in 6000 Menschen besteht, heißt Julia ns ha ab. Südöstlich davon liegt das Vor- gebirge Farewell, der südwestlichste Punkt Grönlands. 3) die arktischen Hochlande, erst 1818 entdeckt, an der Nordostscite der Bafsinsbai gelegen und wahrscheinlich eine nord- westliche Fortsetzung Grönlands und von gleicher Beschaffenheit, sind von Eskimos bewohnt und nur an wenigen Punkten untersucht. 4) Norddevon, ein großes Land oder wahrscheinlich eine oder mehrere Inseln, gleichfalls nicht lange entdeckt, an der Nord- westseite der Bafsinsbai, hat im Süden den Lancastersund und die Barrowstraße und im Westen den Wellingtonskanal. 5) an der Westseite der Bafsinsbai und der Davisstraße zieht sich vom Lancastersunde und der Barrowstraße bis zu den Sera-

5. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 254

1836 - Eisleben : Reichardt
2.54 / Länder an der Nordwestküste. straße, von der Insel Quadra oder Vancouver an bis zum Eiskap gelegenen Lander, wovon man nur die Kü- sten kennt, vor welchen viele durch tiefe Einschnitte des Meeres gebildete Inseln liegen. Eine lange Reihe von Gebirgen, worunter der über 17,000 Fuß hohe Vulkan St. Elias, zieht sich mit der Küste gleichlaufend in nicht sehr weiter Entfernung hin, und mehr im Innern sieht man die Kelten des Felsen geb irges sicherheben. Im nördlichen zur Polarzone gehörenden Theile dieser Länder herrscht eine große Kälte, in dem weit größern südlichen Theile, der in der nördlichen gemäßigten Zone liegt, ist das Klima ziemlich mild, und überhaupt milder als in den östlichen Ländern Amerikas und Nord- asiens unter gleicher Breite. Die Produkte bestehen außer schönen Wäldern, eßbaren Beeren und einigen von Europa dahin verpflanzten Gemüse, Arten, vorzüg« lich in Wallfischen, Fischen und kostbaren Pelzwerk. Von Metallen hat man Kupfer und Eisen gefunden. Die Einwohner sind Indianer, die unter unumschränk, kern Gebietern, Tais genannt, stehen, und vom Fisch- fang und von der Jagd leben. In den nördlichsten Gegenden finden sich Eskimos. Von Europäern haben sich vorzüglich Russen niedergelassen. Man theilt ge- wöhnlich diese Länder in die Russische Nordwestküste, welche die Russen als ihre Besitzung ansehen, in die Brittische und in die den vereinigten Freistaaten von Nordamerika gehörende Nordwestküste; doch leben über, Haupt die Eingebauten in völliger Freiheit, außer daß die auf der Russischen Nordwestküste lebenden Indianer- stämme einen gewissen in Pelzwerk bestehenden Tribut an die Russen abgeben müssen. ») die den vereinigten Staaten von Nordamerk, ka gehörende .Nordwestkü ste, welche einen Theil dieser Staaten ausmacht, das Gebiet Oregon bildet, aber fast ganz von frei lebenden Indianern besetzt ist, und worin der große Strom Columbia oder Oregon sich in das stille Meer mündet. b) die Brittische Nordwcstküstc begreift den Theil der Küste von der großen Insel Quadra oder Vancouver an bis zu der Prinz-Wales-Insel, die schon zur Russischen Nordwestküste gehört. , c) die Russische Nordwcstküste begreift den nördlichen Theil, und erstreckt sich von der Prinz-Wales-Insel bis zum Eiskap. Die südlichste Niederlassung der Russen ist die Stadt Neu-Archangelsk, mit einem Hafen und einer Festung, und

6. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 198

1836 - Eisleben : Reichardt
198 Ii. Mittel- oder Hochasien. Mongolei. Der größere Theil der Einwohner lebt nomadisch, mit Viehzucht, Fischerei und Jagd sich beschäftigend, der kleinere Theil in festen Wohnplätzen, und einigen Acker« bou treibend. Das Land steh: unmittelbar unter dem Chinesischen Kaiser und enthält keine merkwürdigen Städte. Die Mongolei. Die Gränzen sino gegen Norden Sibirien, gegen Osten die Mandschurei, gegen Süden China, Tibet und die kleine Ducharei und gegen Westen Turkestan. Die Größe beträgt an 70 bis 90,000 Qmeilen. Dieses überhaupt noch wenig bekannte, Hochgele« gene Land, das in seinem nördlichen Theile von dem Altai und Khangai, in seinem westlichen Theile von dem Thian-Schan oder Himmelsgebirge und in seinem südlichen Theile von der großen Wüste Gobi oder Sch amo durchzogen wird, besteht meistens aus Steppen, die schlecht bewässert und waldlos sind. Meh- rere große Flüsse verdanken der Mongolei ihren Ursprung, als der Jrtisch (der Hauptnebenfluß des Ob), und der Jene sey, welche nach Sibirien fließen, der Amur, welcher nach der Mandschurei geht und der Hoangho, welcher seinen Lauf nach China nimmt. Es giebt ver- schiedene große Seen, z. D. dem Palkati oder Bal« kasch, an der Gränze von Turkestan, der Kokon or, unweit der Gränze von China. Wiewohl die Mongolei fast ganz im südlichen Theile dernördlichen gemäßigten Zone liegt, so ist das Klima doch, wegen der hohen Lage des Landes, mehr kalt als warm, und die Luft trocken und scharf. Die Produkte bestehen vorzüglich in Vieh aller Art, auch Kameelen, und die Einwohner, etwa 2 bis 3 Millionen an der Zahl, unter dem Namen der Mongolen bekannt, die sich in viele Stämme theilen und sich zur Religion des Fo bekennen, leben nomadisch in Jurten oder Filzzelten, ernähren sich größtentheils von der Viehzucht und von der Jagd. Unter den jagdbaren Thieren giebt es den Dschiggetai (eine Art wilder Esel oder Pferde), wilde Pferde und Esel, wilde Ochsen und Schafe, Pelzwild verschiedener Art. Ackerbau und Gewerbfleiß sind fast ganz unter den Einwohnern unbekannt. Sie stehen un- ter mehreren Fürsten oder Chanen, die dem Chinesischen

7. Die Erde und ihre Bewohner - S. 534

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
534 Asia. Das asiatische Rußland. überaus begünstigt hat, sind die Länder sehr stark, zum Theil außer» ordentlich, angebaut und bewohnt. Geschichte und Sage weisen darauf hin, daß von hier aus das Menschengeschlecht sich über die Erde verbreitet habe. Wenn gleich in vielen Gegenden Asias noch Jäger- und Hirtenvölker leben, welche auf der untersten Bildungsstufe stehen, sind dagegen die Bewohner Chinas und Indiens vor Jahrtausenden in mancher Hinsicht weiter gewesen, als die Bewohner Europas es noch vor wenigen Jahrhunderten waren. §. 2. Das asiatische Rußland. Das, unter Rußlands Hoheit stehende, nördliche Asia umfaßt 248.926 lh Meilen, also fast '/, von der Oberfläche dieses Erdtheils. Es dacht gegen Norden zum Polarmeer sich ab, ist unwirthlich, aber sehr metallreich, reich an Salz, und nur in seinen südlichen Theilen de- Anbaues fähig, weshalb es auch, im Verhällniß zu seiner Ungeheuern Größe, so wenig bevölkert ist. Von den wilden Thieren zeichnen viele durch ihre hochgeschätzten Pelze sich aus, und werden deßhalb gejagt und gefangen. Mehre Fuchsarten, Zobel und Hermeline werden in den kältesten Strichen häufig angetroffen. Dem Lande eigenthümlich ist der Zwerghase oder Baikalhase, und das kleinste Säugethier, die ssibirische Spitzmaus. Der wilde Esel oder Dsiggetai so wie der Ku- lan, werden im südlichen Theile, wo auch Antilopen, Bisamthiere und Pantherkatzen sind, angetroffen. Es hat nur 4.200.000 Einwohner, welche sehr verschiedenen Völkerschaften angehören, denn es sind Russen, Kosacken, Finnen, Permier, Wogulen, Tschuwaschen, Tsche» remissen, Wotjäken, Mordwinen, Ostjäken, Karakalpaken, Baschkiren, Kirgisen, Teleuten, Jakuten, Lesgier, Kisten, Osseten, Tscherkessen, Georgier, Grusier, Kalmüken, Bu- räten, Tungusen, Lamuten, Samojeden, Kamtschatkaer, Korjäken, Tschuktschen, Kurilen, Aleuten. Rußlands Sprache ist bei diesen Völkern die Schriftsprache, in welcher auch die Gesetze ab- gefaßt werden. Jagd ist die Hauptbeschäftigung der nördlichsten Völ- ker, welche daneben im Sommer auch Fischerei treiben. Die Bewohner der südlichern Striche dagegen beschäftigen sich besonders mit der Vieh- zucht, ein kleiner Theil auch mit dem Feldbau. Bei den Nomaden- Völkern trifft inan eine erstaunliche Menge Pferde an. Selten hat ein Daschkir weniger als 50, viele haben einige hundert, manche etliche tausend Stück. Die Pferde werden hier nicht nur zumreiten gebraucht,

8. Die Erde und ihre Bewohner - S. 537

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
Asia, das asiatische Rußland. 537 Die Nasen sind platt, die Augen klein und die großen Ohren stehen vom Kopfe ab. Sie sind gute, gewandte Reiter. Ihre Zelte sind ge- räumig und reinlich. 50 und manchmal an hundert solcher Zelte bil- den ein Aul oder Dorf. Die Baschkiren nennen sich selbst Basch kurt. Sie haben ein schmales, plattes Gesicht, große Ohren, kleine Augen und dunkelbrau- nen Bart, stärkeren Knochenbau als die Tataren, und sind fleischiger als diese. Die meisten von ihnen wohnen um den südlichen Theil des Uralgebirges (im Orenburgifchen), im Sommer in Filzjurten, im Win- ter in Dörfern von 30 bis 40 Hütten. Die verschiedenen Stämme haben Aelteste, als Vorsteher, denen die russische Regierung einen Schreiber zutheilt, um ihre Befehle bekannt zu machen. Die Baschki- ren zahlen der Regierung keinen Tribut, sondern leisten dafür Kriegs- dienste, wozu sie sich selbst mit Pferden und Waffen versehen müssen. Sie dürfen sich ihre Befehlshaber über 10, 50 und 100 Mann selbst wäh- len. Die Anführer der Regimenter bestimmt aber die russische Regie- rung aus diesen Vorgesepten. Da sich jeder Baschkir nach Belie- den kleiden kann, haben die Regimenter ein buntes, wenig militä- risches Aussehen. Alle sind mit Säbeln, ein Theil mit Pistolen und Flinten, lmd ein anderer Theil mit Bogen und Lanzen bewaffnet. Auf dein Marsche reiten sie unordentlich, wie eine Heerde, durcheinander, und stellen sich erst in Reihen, wenn Halt gemacht wird. Sre dienen im Felde als leichte Truppen und zu Hause als Gränzwächter gegen die Kirghisen. Beide Geschlechter tragen lange, weite, mit Pelz eingefaßte Röcke, meist von rothem Tuch, und im Winter Schafpelze, oder Kleider aus Pferdehäuten, die so zubereitet sind, daß die Mähne den Rücken hinab hängt. Die Mühe ist spihig, von Tuch, und hat einen aufwärts gebogenen, abstehenden Pelzrand. Auf Reisen tragen die Männer so weite Hosen, daß alle Kleider in dieselben hineingestopft werden können. Vorzüglich beschäftigen sich die Baschkiren mit der Pferdezucht; ei- nige treiben auch nebenher etwas Ackerbau und viele Bienenzucht, so daß manche einige hundert Bienenstöcke haben. Ihre reichen Eisen- und Kupferminen überlassen sie den Russen zu bebauen, während sie es vorziehen, sich mit ihren Windhunden und Falken auf der Jagd herumzutreiben. Wenige Baschkiren haben mehr, als zwei Frauen. Der gewöhn- liche Preis einer Braut ist 15 bis 200 Stück Vieh. Die Kuralinzen, welche im westlichen Theile des asiatischen

9. Die Erde und ihre Bewohner - S. 541

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
Asia, das asiatische Rußland. 541 er eine zahlreiche Familie hat, Achtung, und nehmen Rath und Ermah- nungen, aber keine Befehle und Strafen von ihm an. Die Korjäken, welche im Jahr 1822 nur noch etwa 1.400 Köpfe stark waren, gehören zum mongolischen Menschenschläge, sind klein, ha- den eine kurze Nase und einen großen Mund, dünnen Bart, lange Augenbraunen und dunkle Haut. Sie wohnen zwischen dem Anadir, dem Meere und Kaintschatka und theilen sich, wie die Tschuktschen, in Um- herziehende und Ansäßige, von denen diese in großen, bedeckten Erd- hütten, jene unter Jurten, die mit Häuten bedeckt sind, leben. Die Nomaden beschäftigen sich mit der Jagd, die Ansäßigen mit der Renn- thierzucht; Fischerei treiben sie weniger, als ihre Nachbarn. Die Kor- jäken sind aufrichtig und gastfrei, muthig und kriegslustig und unter- einander treu, wenn sie gleich einen Diebstahl, am Fremden begangen, eben für kein Laster halten. Sie glauben an zwei höchste Gottheiten, von denen die eine gut, die andere böse ist, die aber beide gleich stark sind. Vom Leben nach dem Tode meinen sie, daß es in einer unun- terbrochenen Glückseligkeit bestehe. Ihre Geistlichen sind, wie alle Scha- manen der heidnischen Völker des nördlichsten Asias, zugleich Aerzte, Wahrsager und Zauberer. Die Kamtschatka er, welche zum mongolischen Menschenschläge gehören, sind klein, haben einen dicken Kopf, ein breites, flaches Ge- sicht mit hervortretenden Backenknochen, kleine (häufig entzündete) Au- gen, dünne Lippen und wenige, schwarze, Haare. Sie haben in der neuern Zeit nach und nach russische Sitten und Gebräuche angenom- men, haben aber nicht viel Lust zu Ackerbau und Viehzucht, sondern treiben lieber, wie früher, Jagd und Fischerei. Sie sind jetzt fast alle Kristen, lieben aber die Russen, weil sie von den Beamteten oft hart behandelt und arg gedrückt werden, so wenig, daß sie sich oft entleiben, weil sie der Meinung sind, daß diesem Leben ein glücklicheres folge und es dort keine Russen gebe. Ihre Anzahl ist nicht groß, denn ganz Kaintschatka hat kaum 5.000 Einwohner, von denen noch ein Theil aus Russen, Korjäken und Jakuten besteht. Die Jakuten, die vorzugsweise im Gebiete der Lena und im nörd- lichsten Asia wohnen, sind tatarischer Abkunft und reden eine tatarische Mundart. Sie haben mittlere Größe und einen starken Wuchs, ein ma- geres, plattes Gesicht, wenig Haar und kleine Augen. Ihre Wohnungen sind den oben beschriebenen, der Völker des nördlichen Asias ähnlich, und in die Fensterlöcher werden Eisscheiben, oder Blasen, auch geöltes Pa- pier und Marienglas eingesetzt, weßhalb im Innern selbst bei Tage wenig Helle ist. Auf dem Herde (in der Mitte) wird fortwährend

10. Die Erde und ihre Bewohner - S. 543

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
I Asia, da- asiatische Rußland. 548 türkische Mundart reden, sind tatarischer Abkunft und treiben Ackerbau, Viehzucht und Jagd. Die Aleuten sind den Bewohnern von Kamtschatka sehr ähnlich, sehr schmutzig, und nähren sich von Jagd und Fischfang. Eben so die Kurilen. In dem Theile des russischen Asias, welches im Süden des Kau- kasus liegt, wohnen mehre verschiedene Völkerschaften. Die Georgier, oder Grusier, welche für Nachkommen der alten Tataren gehalten werden, sind von den jetzigen Tataren, sowohl in Sprache, als in Sitten, sehr verschieden, bekennen sich zur griechischen Kirche, sind streitsüchtig, verrätherisch, raublustig und sehr abergläu- bisch. Die Adeligen, welche ihre Leibeigenen hart bedrücken, ahmen den Persern nach. Die Osseten, die sich selbst Jrvn nennen, gehören zu den vielen halbwilden Völkern, welche den Kaukasus bewohnen, von denen einige noch ganz unabhängig unter eigenen Oberhäuptern leben, andere von Rußland geschützt werden, und demselben dafür Tribut entrichten. Sie sind von mittelgroßem Wüchse, kräftig und ziemlich gut gebaut, breit- schulterig und fleischig, doch selten dick. Sie haben gewöhnlich blaue Augen und blonde oder röthliche Haare. Schwarze Haare sind selten. Die Osseten sind ganz unabhängig, leben größtentheils in einzelnen Häu- sern oder Dörfern (welche sie Gau nennen) zerstreut, genießen Vrod und Kuchen aus Getraide, und Rind- und Hammelfleisch. Die Armen essen auch Schweinefleisch. Obgleich sie gewöhnlich Flußwasser trinken, brauen sie doch auch Gerstenbier, und bereiten, aus Gerste und Rog- gen, Branntwein, und ein gegohrenes Getränk aus Roggengrütze, wel- che» Busa genannt wird. Außer den gewöhnlichen Getraidearten bauen die Osseten auch Mais, Bohnen, Erbsen, Gurken, Taback und Hanf, und treiben, neben dem Ackerbau, Viehzucht. Vorzüglich halten sie Schafe, für welche sie in Jmerethi und Grusien Leinwand, Baum- wollenwaaren und Seidenzeug, Gefäße, Werkzeuge und Salz ent- täuschen. Obgleich sie gewöhnlich mit Flinten bewaffnet sind, wissen sie dessen ungeachtet Bogen, Pfeile und Dolche zu gebrauchen. Bei den geschwätzigen, zanksüchtigen und lärmmachenden Osseten soll die Blutrache so tief eingewurzelt sein, daß noch nach vielen Jahren der Ermordete gerächt wird. Die Kurden und Turkinanen beschäftigen sich mit der Pferde-, Rmdvieh-, Schaf- und Ziegenzucht und sind Nomaden. Die Armenier, treiben Ackerbau, Obstbau, Weinbau und Handel.
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