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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 19

1906 - München : Oldenbourg
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. 19 und Bergnamen weisen aus die einstigen keltischen Bewohner des Landes zurück, wie die der Isar, des Lechs, Inns u. a. Die Erhaltung aller dieser Namen beweist auch, daß die keltische Bevölkerung keineswegs von den Römern ausgerottet wurde, wie man früher vielfach annahm, sondern daß sie unter römischer Herrschaft im Lande wie bisher fortlebte. Die Zivilisation des Volkes war eine augenscheinlich sehr entwickelte, die Wohnstättenfuude lassen auf eine gewisse Behaglichkeit der Wohnungen und auf deren Ausstattung mit vielem Luxnsgeräte, wie Spiegeln, Bronzefiguren, Glasgefäßen, Zierat aller Art schließen; die Körperpflege wird durch die in Grabfunden vorkommenden Bartmesser, Haarscheren, Züngelchen u. a. als eine schon verfeinerte erwiesen. Gewebespuren an den Eisen- und Holzresten der Gräbersunde sowie die vielen Fibeln deuten auf das Tragen von Leibröcken und Mänteln, von langen Frauenkleidern und Kopfschleiern 2c. hin. Der reiche Frauenschmuck steht dem der provinzial-römischen Zeit nicht nach. Auch die von Cäsar geschilderten gallischen Verteidigungsanlagen und Zufluchtsstätten (oppida) finden wir in unserem Lande. Der große Ringwall von Manching ist solch eine Volksberge in Kriegsnöten, wie ähnliche in Baden (Zarten) und Böhmen (Stradonitz) bekannt sind. Auch die eigentlichen Befestigungen an Flüssen, wie z. B. an der Isar, der Mangs all, dem Lech, welche unter dem Namen Bürgen, Burgen im Volke bekannt sind, rühren aller Wahrscheinlichkeit nach von den Vindelikern her und stammen vielleicht aus deren letzten blutigen Kümpfen mit den Römern um ihre Unabhängigkeit. Wir finden also unmittelbar vor der römischen Eroberung des Landes das Volk ans einer hochentwickelten, national eigentümlichen Kulturstufe, mehr oder-minder zivilisiert, in festem staatlichen Gefüge, mit gegliederten sozialen Ständen, einem entwickelten Industrie- und Handwerksbetrieb, einem eigentümlichen, ausgebildeten Ackerban, in Städten und Dörfern wohnend, mit Verteidigungsanlagen und Volksburgen. Zum erstenmal ist der Schleier, der über den Völkern der Vorgeschichte lagert, etwas gelüftet. Wir kennen die Stammeszugehörigkeit und den Namen des Volkes und vieler seiner Städte. Weit abgerückt ist seine Kultur von den uns mythologisch anmutenden dunklen Lebensverhaltnissen der vorgeschichtlichen namenlosen Völker, die aus unserem Boden vorher wohnten. Diesen keltischen Stämmen der Vindeliker und Noriker, die ihre Wohnsitze noch behauptet hatten, als ihre nördlich angesessenen Stammverwandten, die Helveter und Bojer, schon dem Ansturm der Germanen weichen mußten, war es beschieden, daß sie mit den erprobten, festgefügten Legionen und der überlegenen Staatskunst Roms den Kamps aufnehmen mußten. Der Ausgang war schon mit Rücksicht auf die beiderseitigen Machtverhältnisse nicht zweifelhaft, auch wenn die keltischen Stämme nicht, wie wir dies von den Galliern durch Cäsar bezeugt wissen, an steter Uneinigkeit gelitten hätten und politisch in fester Hand zusammengehalten gewesen wären. Die Vindeliker erlagen im Jahre 15 v. Chr.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 52

1906 - München : Oldenbourg
52 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. zusammengebrochen, mit welchem die Deutschen zwar ebenfalls viele blutige Kriege geführt hatten, das ihnen aber doch als Vormauer gegen Osten gedient hatte. Noch im nämlichen Jahre dehnten die Ungarn ihre Streiszüge bis in das Herz Sachsens aus. Die Bayern sahen sich somit bereits auf ihrer ganzen Ostfront hinauf bis nach Nordosten von dem gefährlichen Feinde umfaßt. Diese drohende Lage, die fortwährenden Verwüstungen ihres Landes scheinen sie zu dem Entschlüsse gebracht zu haben mit dem gefürchteten heidnischen Feinde einmal gründlich abzurechnen; vielleicht trugen dazu auch die inneren Verhältnisse Ungarns bei. Denn just war der große König Arpad aus dem Leben geschieden, er, dessen kräftiger Arm den Magyaren ihr Reich erstritten hatte; sein Sohn Zoltan aber war noch minderjährig und mehrere Parteien standen sich mißgünstig gegenüber. Im Juni 907 sammelte sich der gesamte bayerische Heerbann iit der Ostmark, bei ihm befand sich der junge König Ludwig, genannt das Kind, den Oberbefehl führte der Uugarnfieger, Markgraf Luitpold. In der Ennsburg blieb der König mit seinem Hofe zurück, das bayerische Heer rückte den Feinden entgegen und am 5. Juli kam es zur Schlacht, deren Ausgang entscheidend für das Geschick des bayerischen Stammes wurde. Aventin gibt einen sehr umständlichen, aber durchaus unglaubwürdigen Bericht über sie; allein wir erfahren weder durch ihn noch durch einen der Chronisten weder etwas über den Ort, an dem sie vorfiel, noch die Ursache, warum gerade diese Hauptschlacht mit der gänzlichen Niederlage der Bayern endete, während sonst stets beim Zusammenstoß der Heere die Magyaren den kürzeren zogen. Von den Bayern war die ganze waffenfähige Mannschaft, das Aufgebot des Heerbannes, ins Feld gerückt und das ganze Heer, die Blüte des Stammes, blieb im Blute liegen auf der schrecklichen Walstatt. „Der bayerische Stamm ist nahezu aufgerieben", schrieb ein gleichzeitiger Chronist; mit dessen Söhnen fiel der Führer des Heeres, der erste Fürst im Bayernlande, der tapfere Markgraf Luitpold, es fielen mit ihm der erste kirchliche Würdenträger, der Erzbischof Theotmar von Salzburg, die Bischöfe von Freising und ©eben, Udo und Zacharias, und zahlreiche Grafen, Äbte und edle Herren; Aventin nennt die Namen von 19 Grafen. Vom König Ludwig erzählt er, daß er mit genauer Not nach Passau entkommen sei. Die Folgen der Niederlage waren entsetzlich. Zunächst fielen die Ungarn sofort in Bayern ein, überschritten den Inn und verwüsteten das Land. Aventin nennt als Klöster, welche damals eingeäschert wurden: St. Pölten, St. Florian, Matsee, Otting, Chiemsee, Tegernsee, Schliersee, Schäftlarn, Benediktbeuern, Schledorf, Staffelsee, Polling, Dießen, Wessobrunn, Sandau, Siverstatt, Thier-haupten, Ilmmünster, Münchsmünster, Oberaltaich, Niederaltaich. Der König flüchtete in die Rheinlande. Schlimmer noch wogen die politischen Einbußen. Wie zu den Zeiten der ersten Einwanderung der Bajuwaren ward die Enns wieder zur Ostgrenze,

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 49

1906 - München : Oldenbourg
12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg. 49 12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg (am 5. Juli 907). Von Friedrich Beck.') 1. Die Völker des Ostens, sie bringen heran, Sie zeichnen mit Flammen und Blut die Bahn, Sie brausen einher wie Sturmesroinb — Weh Deutschland bir, bich leitet ein Kind! 2. Und Ludwig bebt: „Wer schützt mir die Mark? Auf, Bayerns Herzog, so kühn und stark!“ Der spricht: „Ich wahre bir treuen Sinn, Und willst bu mein Leben, ich geb' es bir hin!" 3. Sie rüsten die Waffen, die spiegelnbe Wehr, An der Ennsburg schart sich der Deutschen Heer. Wo die Donau strömet vorbei mit Macht, Da lagern im Felb sie bei bunkler Nacht. 4. (Ermattet vom Zuge, wie schlafen sie tief! Doch roarnenb die Stimme des Wachters rief: „Die Feinde stürmen !" Er rief es in Eil'; Schon stürzt er, getroffen vom Tobespfeil. 5. Und im Flusse, so schaurig, ba rauscht es und schäumt, Erwacht, ihr (Betreuen! Nicht länger gesäumt! Dort schwimmt es und klimmt es am Uferranb ; Schnell greifet zum Schwerte, zum Eisengewanb! 6. Unholben vergleichbar im nächtlichen Traum Umschwammen die Heiben des Lagers Raum. Mit funkelnbem Blick in die (Ehristenfchar Stürzt gierig des Morbes der toilbe Magyar. 7. Rings schallt es von Hieben, Geschrei und Stoß, Aus tiefen Wunben das Blut entfloß. Und wie sich die (Ebne vom Morgen erhellt, Deckt manche Leiche das Würgefelb. 8. Und als sich nun Freunb und Feind erkannt, Ist Heller am Tage ihr Zorn entbrannt. Sie ringen in grauser Vertilgungsschlacht — Da bunkelt aufs neue hernieber die Nacht. 9. Doch stünblich mehrt sich des Feinbes Wut Und Horb' um Horde, sie lechzt nach Blut. Nicht wanken die Deutschen am zweiten Tag; Am britten enblich die Kraft erlag. l) Gedichte, S. 189 ff. München 1844. Lit. art. Anstalt. Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 4

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 50

1906 - München : Oldenbourg
50 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 10. Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt, Manch Bischof, edel und mutbegabt. Der Markgraf teilte der Seinen Not Und sank mit ihnen im Heldentod. 11. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn, Der erste auf Wittelsbachs Ehrenbahn. Er gab sein Leben dem Vaterland; Drum bleibe sein Name mit Preis genannt! 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht (907). Don Hugo Arnold. *) Schlimme Tage sah Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts; denn sein Szepter führten die schwachen Hände eines 13 jährigen Knaben und im Osten und Westen an seinen Grenzen erhoben sich mächtige Feinde, deren Ansturm die Schöpfung des großen Karl mit schweren Gefahren bedrohte. Mit festen Bollwerken hatte dieser das Reich gegen Osten gesichert, ein Gürtel von Marken schirmte es: die böhmische Mark im bayerischen Nordgau, die Ostmark im Lande von der Enns bis zum Wienerwalde nebst Ober- und Unterpannonien bis zur Drau in dem Gebiete, welches den wilden Avaren in drei Kriegen abgenommen worden war, und Kärnten nebst seinen Neben- ländern. Die Avaren zwar waren seitdem verschwunden, aber statt ihrer waren in den ungarischen Tiefebenen die Magyaren oder Ungarn erschienen, ein Volk finnisch-uralischen Stammes, welches die Petschenegen aus ihren Siedelungen zwischen den Mündungen der Donau und des Dniepr verdrängt hatten. Sie suchten neue Wohnsitze im Westen. Das erstemal erschienen sie im Jahre 862 an den deutschen Grenzen, 894 sielen sie in die pannonische Mark ein und richteten große Verheerungen an. Sechs Jahre später erfolgte ihr erster Einbruch in Bayern, wobei sie einen Landstrich von zehn Meilen in der Länge und Breite mit Feuer und Schwert verwüsteten. Ans die Nachricht davon wurde der bayerische Heerbann aufgeboten, aber vor seinem Eintreffen war bereits das ungarische Hauptheer mit seiner Bente heimgekehrt und nur eine Seitenkolonne wurde auf dem linken Donauufer von den Bayern eingeholt und in einem glänzenden Kampfe vernichtet. Zum Schutze der Grenze erbauten dann die Sieger eine starke Feste, die Ennsburg, wozu sie die Bausteine aus den Trümmern der alten, in Ruinen liegenden Römerbefestigung Lauriacum (d. H. Lorch) herbeiholten. Luitpold hieß der glückliche Feldherr der Bayern. Er war mit den Karolingern nahe verwandt, wahrscheinlich durch Kaiser Arnulfs Mutter Liutswinde, und nahm unter den bayerischen Großen durch seine Macht die erste Stelle ein; denn er war Gras im Donaugau und hatte von Kaiser *) Ssgl. „Das Bayerland", 3. Jahrgang, 1892, Nr. 5, S. 51 ff.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 208

1906 - München : Oldenbourg
208 38. Tillys letzte Tage. Das war am Tage der Schlacht bei Horch, wie es brauset und heult und Prag, klirrt Das war der König von Böhmen; Er hatte gesessen beim Festgelag' Und draußen floß Blut in Strömen. Und weiße Flocken stieben! Der flüchtige Winterkönig irrt Aus seinem Reiche vertrieben. 38. Tillys letzte Tage. Von Hugo Arnold?) Die Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631, seit jener am Weißen Berge bei Prag der wichtigste Entfcheidungskampf, hat den Nimbus der Unbesiegbarkeit, der bisher Tillys Haupt umstrahlte, zerstört. Von diesem Tage an hat das Glück dem säst 73 jährigen, unermüdlichen und bis dahin unbesiegten Heerführer den Rücken gewandt. Aber Stillt) blieb, wie er allezeit gewesen, gefaßt, unverzagt, ergeben, ohne Bitterkeit gegen diejenigen, die zunächst das Unglück verschuldet. Mit Wunden bedeckt und von seinen treuen Wallonen aus dem Getümmel der Schlacht geführt schreibt er einen Brief, den selbst einer seiner eifervollsten Ankläger, der englische Geistliche und Geschichtschreiber Harte, ein Muster christlicher Gelassenheit an einem großen, sieggewohnten Heerführer nennt. „Es ist Gottes Ratschluß gewesen" — sagt Tilly in dem Schreiben -„unseren Sachen ein anderes Ansehen zu geben und uns endlich mit einer augenscheinlichen Züchtigung heimzusuchen. . . . Dieses kann mit Recht der Umsturz unseres Glückes genannt werden, nach welchem wir uns, statt unsere Absichten mutig durchzusetzen, den Schlummer erlaubten. Gott, der uns vielleicht auszuwecken und durch dies Unglück zu ermuntern gedenkt, kräftige uns inskünftige mit einer doppelten Aufmerksamkeit und doppeltem Eifer." Aber es kamen weitere Prüfungen. Der Verrat umlauert ihn. Bei Gunzenhausen legte ein von den Schweden bestochener Konstabler Feuer unter ein Pulversaß und der ganze Pulvervorrat von 125 Zentnern flog in die Luft mit unsäglicher Verwüstung. In schmerzlichem Gram ries der alte Feldherr aus: „Ich sehe, daß das Glück mir nimmer wohl will!" Die Entscheidung rückt näher und Tilly bedarf vor allem Hilfstruppen-Jeder Kränkung unetngedenf wendet er sich an Wallenstein mit herzlich eindringlichen Bitten, „jetzt in der Stunde der Not gemeinsam mit ihm zu operieren, ihm Hilfe aus Böhmen zuzuschicken". Aber der arglose Mann muft. das Bittere über sich ergehen lassen, von dem tückischen Wallenstein, dem gegenüber er sich jederzeit edelsinnig, willfährig, opferwillig wie ein ganzer Ehrenmann gezeigt hatte, mit schönen Worten hingehalten, getäuscht, hilflos verlassen, verraten zu werden. Er ertrug es klaglos. !) Vgl. „Das Bayerland", 3. Jahrg. 1892, Nr. 3, S. 31 ff. München, R. Oldenbonrg.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 210

1906 - München : Oldenbourg
210 38. Tillys letzte Tage. liche Kraft nach Maßgabe der Umstände zur Linderung der unsäglichen Not der Zeit vermochte, das hatte er geleistet und der Umschwung der Dinge konnte einen Mann nicht unvorbereitet treffen, den keiner seiner Siege übermütig gemacht. Er ordnete seine irdischen Dinge um mit der Welt abzuschließen. Über seine älteren Besitztümer hatte er schon einige Jahre zuvor die letztwillige Verfügung getroffen. Zu seinen Erben setzte er die Kinder seines Bruders Jakob, vorzugsweise den Grafen Werner v. Tilly ein. Das Besitztum Tillys war gering. Der Uneigennützige hatte nie danach getrachtet, und was er etwa erworben, gern verschenkt. Namentlich sein Lieblingsort Altötting, seine nunmehrige Ruhestätte, wurde zu verschiedenen Malen bedacht. Die Infantin Jfabella hatte ihm einst eine kostbare Halskette mit prachtvollen Diamanten übersendet; alsbald weihte er sie der Heiligen Jungfrau zu Altötting, der „Freude meines Herzens, meiner lieben Frau und Gebieterin". Die Stadt Hamburg hatte ihm einmal unerwartet ein Geschenk von 1000 Rosenobel (engl. Goldmünze) verehrt; er bestimmte sie zu einer täglichen Messe in Altötting. Endlich erwähnen mehrere Geschichtschreiber noch einer Summe von 60000 Reichstalern, welche Tilly sterbend seinen Wallonen vermacht habe, die ihn, „ihren Vater Johann", in der Schlacht bei Breitenfeld mit ihren eigenen Leibern gedeckt hatten. Während der greise Held ergeben seinem Ende entgegenharrte, tobte draußen vor den Mauern der Stadt der Schwede. Gustav Adolf war vor Jugolftadt erschienen und hatte die Laufgräben zum Sturme eröffnet. Aber noch vom Sterbebette aus wirkte der Geist des alten Heerführers auf seine Truppen und sein Neffe, Werner Tilly, entflammte mit eigenem Beispiele den Mut der Soldaten. In der letzten Nacht, welche Tilly auf dieser Erde ver- brachte, liefen die Schweden zweimal Sturm gegen die Stadt. Während dieser schreckensvollen Stunden hörte der Sterbende nicht auf, die Offiziere, welche ihn umgaben, zur Pflichterfüllung aufzumuntern; er schickte sie bis auf den letzten nach den Wällen und schien noch einmal aufzuleben um am Kampfe teilzunehmen. Seine Worte riefen, als sie den Soldaten hinterbracht wurden, die lebhafteste Begeisterung hervor. Die Schweden wurden mit ungeheuren Verlusten zurückgeschlagen und noch einmal schien dem großen Manne der Sieg lächeln zu wollen, der ihn so lange begleitet hatte. So kam der 30. April herauf, der seinem Leben die Marke setzte. Sein Beichtvater war beständig um ihn, nach dein eigenen Willen des Feldherrn. Gegen die Abenddämmerung gab Tilly, indem er das Kreuz machte, ein Zeichen, daß die Todesstunde näher rücke. In diesem Angenblicke ließ er seinen Neffen Werner an sein Bett treten, reichte ihm znm letzten Male die Rechte und segnete ihn. Seine altert Freunde Witzleben und Ruepp ließen sich, mit Tränen in den Augen, jetzt auf die Kniee nieder und baten gleichfalls um feinen Segen. Er erteilte ihn und empfahl Ruepp, dem Generalkommiffar, der ihn seit langen

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 213

1906 - München : Oldenbourg
39. Ein bayerischer Reitergeneral im Dreißigjährigen Kriege. 213 Im folgenden Jahre (1636) stieß Werth mit 11 bayerischen Regimentern — 5 zu Fuß, 5 zu Pferd und 1 Dragonerregiment — zu dem Kardinal-infauten Thomas von Savoyen um von den Niederlanden aus einen Vorstoß ins Herz von Frankreich zu machen. Bei Capelle vereinigen sich Werth, Piccolomini und der Herzog Franz von Lothringen mit dem Kardinal-infanten, der mit spanischen Truppen diese Stadt belagerte. Capelle kapitulierte. Auf die Nachricht, daß der Gras vou Soissous mit 8000 Mann und 5 Geschützen in La Fere liege, rückte Werth mit 3000 Pferden an Guise vorüber um den Grasen zu überfallen. Werth hatte schon mit seinen Dragonern einen „Paß" geöffnet, als die spanische Reiterei plötzlich „tornetetta" machte. Hierdurch war sein Auschlag vereitelt. Werth erobert hierauf Ribemont, rückt wieder bei der Armee ein und wohnt der Eroberung von Catelet bei. Nachdem er den Übergang über die Somme zwischen Bray und Corbie forciert hatte, vernichtete er das Regiment Raymond. Dann verfolgte er die Franzosen mit einigen tausend Pferden, ereilte ihre Nachhut bei Noyon, hieb 150 Mann nieder, eroberte 2 Standarten und machte viele Gefangene. Der Feind zog nach Compiegne, wo er sich verschanzte. Am 1. September vernichtete Werth das Regiment Psartcy zwischen Compiegne und Montdidier und am 2. eine Kompagnie Kürassiere, „so sich zu Paris von des Königs Gesindlein zusammengeschlagen". Werths Name verbreitete solchen Schrecken, daß sich ein großer Teil der Bewohner von Paris nur hinter der Loire sicher glaubte und aus der Hauptstadt floh.1) Paris wäre mit leichter Mühe erobert worden, wenn der Kardinalinsant dem Rate Werths gefolgt und statt sich vor Corbie aufzuhalten den Schrecken in Paris benutzt hätte. Als aber Richelieu sah, daß die Gefahr, welche Paris bedrohte, nur von einigen tausend Reitern, die sich in der Umgebung *) „Vorläufer des „Marschall Vorwärts" schlug er dein Kardinalinsanten vor stracks auf Paris loszugehen und auf dem Louvre den kaiserlichen Doppeladler aufzupflanzen. Schon verbreitete sich der Schrecken vor den wilden bayerischen Reitern bis in die Hauptstadt und die von Paris nach Süden und Westen führenden Landstraßen bedeckten sich mit Fliehenden. In dem Volksliede: »Petits enfants, qui pleurera? Voici Jean de Vert, qui s’avance !< lebt noch heute in Frankreich das Andenken des schrecklichen Reitergenerals fort: > Jean de Vert ötant un brutal, Qui fit pleurer le roi de France, Jean de Vert ötant gönöral A fait trembler le Cardinal. < Den Ruhm; der 1870 den kühn vorausschwärmenden Ulanen in denselben Gegenden zu teil ward, haben in diesem pikardischen Feldzuge von 1636 die bayerischen Reiter geerntet." Siegm. v. Riezler, Gesch. Bayerns V, S. 515.

8. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 65

1900 - München : Oldenbourg
V ölkerwan derung. 65 »Zöllner und Sünder«, wie sie im Neuen Testament heifsen, die sich, wie die Engländer heutzutage, bald zum Odium generis humani auswuchsen. Schon zu Marius’ Zeiten muss der Staat seine Zuflucht zu Söldnern nehmen, die mehr und mehr aus den Reihen der urwüchsigen nordischen Barbaren hervorgehen. So wurde das kernfaul gewordene »ewige« Rom eine sichere Beute der jugendkräftigen Germanen. b) Die Völkerwanderung und das allmähliche Hineinwachsen der Germanen in die römischen Verhältnisse. In vielen Geschichtslehrbüchern ist es wunderschön geschildert, wie unsere tapferen Vorfahren, ergriffen von einem unerklärlichen und unwiderstehlichen Wandertriebe nach dem sonnigen Süden (so etwa ä la Mignon) sich erhuben, Frauen und Kinder, Hab und Gut auf ihre Karren luden, und nun unwiderstehlich, wie Donars Hammer Mjölnir, das morschgewordene Römerreich in Trümmer schlugen; wie auf diese Weise das Alte stürzte, die Zeiten sich änderten und neues Leben aus den Ruinen blühte. Das ist ja alles ganz schön; aber betrachten wir die Sache genetisch! Die Geschichte ist ein Stück Natur, wie alles menschliche Werden; die Natur kennt aber keine Sprünge; wo gewaltsame, nichtorganische Fortschritte thatsächlich stattfinden, rufen sie unfehlbar eine Reaktion hervor (siehe »französische Revolution« !), und erst aus diesem Hin- und Herwogen entwickelt sich dann der wirkliche, naturgemäfse Fortschritt. So auch hier. Der scharfsinnige Tacitus sagt einmal: »Die germanischen Mütter werden Rom besiegen«. Damit haben wir den Ausgangspunkt. Die Fruchtbarkeit der Germanen erzeugt naturnotwendig Übervölkerung, der Abgang durch natürlichen oder gewaltsamen Tod (Kriege, Schlachten) ist nicht so gross wie der Zugang zur Bevölkerungsziffer. Die wirtschaftlichen Verhältnisse (Ackerbau, Viehzucht, Jagd u. s. w.) gestatten aber nur eine gewisse Maximalzahl von Einwohnern (sehr interessant ist hier der Vergleich mit modernen Industrieländern und -städten, die auf die Ausfuhr von Industrieartikeln und dafür Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen sind). Die überschüssige Bevölkerung muss also auswandern, und zwar, da der einzelne im Auslande »recht- und friedlos« ist, in grösseren Massen, die sich durch Waffenmacht Achtung verschaffen können. Dazu kommt noch die Gravitation der Naturvölker nach Lorenz, Moderner Geschichtsunterricht. 5

9. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

10. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 110

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
110 Afrika. die beste Grundlage für ein Aufkeimen der Kultur und für die starke Ausfuhr von Landeserzeugnissen auf der Ugandabahn. Im allgemeinen sind aber nur wenige Bantustämme zu einigen: Wohlstande gelangt, weil sie wie ihre Volksgenossen in Kamerun in eine Unzahl kleiner und kleinster politischer Gemeinschaften zersplittert sind, die gegen überall drohende äußere Feinde zu schwach waren und ihnen keinen nachhaltigen Widerstand zu leisten vermochten. Die Wadschagga z. B. teilen sich in 37 meist orographifch abgegrenzte Miniaturstaaten. Aus diesem Grunde wählten die arabischen Sklaven Händler und die kriegerischen Grenzvölker Deutsch-Ostafrika mit Vorliebe znin Ziel ihrer Raub- und Eroberungszüge. Hieraus erklärt sich wohl auch die dünne Besiedlung des ungeheueru Gebietes, das unter jenen Menschenjagden außer- ordentlich zu leiden hatte. Denn der hohe Gewinn, der mit dein Sklaven- und Elfenbeinhandel verbunden war, reizte zu immer weiterer Ausdehnung der Raub - züge, zu welchem Zwecke die Araber 1846 als binnenländischen Hauptstützpunkt Tabora gründeten. Manche Stämme wurden ganz, andere größtenteils aus- gerottet, und der früher allgemein herrschenden Unsicherheit entspricht es, daß die Siedlungen vielfach einen festungsartigen Charakter tragen. Entweder baute man die Häuser im Tembestil^), oder man verschanzte sich hinter Wall und Graben, hinter Holzpalisadeu und lebenden Dornbuschhecken in sogenannten Bomas, innerhalb deren die Lehm- und Fachwerkhütten mit ihren flachen oder kegel- förmigen Dächern errichtet wurden. Die Wadschagga und Wapare haben sich in schwer zugängliche Gebirge, andere in Pfahlbaudörfer zurückgezogen, und das verachtete, schnmtzige Jägervolk der den Massai ähnelnden Wandorobbo, das zersplittert unter andern Stämmen haust, hielt es für geraten, zu den Sie- gern in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zu treten. Die erobernden Völker sind von Norden und Süden her so tief eingedrungen, daß sie sich stellenweise berühren, und der furchtbare Ruf, der insbesondere den Massai- und Sulu- stammen vorausging, veranlaßte viele von Haus aus friedliche Völkerschaften, es ihnen gleichzutun. Sie paßten sich in Kleidung und Lebensweise den Gewohnheiten der Eroberer so vollständig an, daß sie von ihnen fast gar nicht mehr zu unterscheiden sind und gänzlich in deren unstetes Freibeuter- leben hineingezogen wurden. Tatsächlich gelang es ihnen durch diese Nach- äffung, die ihnen nach Friedrich Ratzels Vorschlag den Namen Massai- und Suluassen eingebracht hat, daß sie ebenfalls Furcht und Schrecken unter den Nachbarn verbreiteten und dadurch schon von vornherein den Erfolg auf ihrer Seite hatten. Die ältesten Einwanderer hamitischen Ursprungs sind die wahrscheinlich den Galla verwandten ackerbautreibenden Wafiomi. Zu ihnen gesellen sich die ebenfalls hamitischen, aber teilweise stark mit Elementen der Nilvölker und mit x) Die Temben sind große rechteckige Lehmhäuser, die bei plötzlichen Überfällen mit Vor- teil als Festungen benutzt werden können.
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