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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 29

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 29 Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart und Bildung. §. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker-- bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge- wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma- den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An- sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in bloßen Hütten oder Häusern bestehen. — Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb- kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh, zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri- ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten. Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun, gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern, sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern, die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen. Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig- keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte, wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han- delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern, Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind. Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 167

1836 - Eisleben : Reichardt
Rußland. 167 Meerbusen und der Jmandra, tm hohen Norden, südlich vom Eismeere. Rußland, welches sowohl kn der nördlichen mäßigten, als in der nördlichen kalten Zone liegt, läßt sich, in Hinsicht seines Klimas, in drei sehr verschie» dene Landstriche theilen, den warmen, wo sogar Wein fortkommt, den gemäßigten, wo der Reichthum an Ge- treibe sehr groß ist und den kalten, wo zuletzt nur der Mensch und das Rennthier fortkommen, und der erstere zwergartig wird. Die vorzüglichsten Produkte sind: alle gewöhnlichen Hausthiere, auch Rennthiere und Ka, meele, Speise- und Pelzwild, von Raubwild Wölfe und Bären, Walisisch-Arten, Seehunde, zahmes und wil- des Geflügel, auch Eidergänse, eine ungeheure Menge von Fischen (worunter Störe, Hausen); Getreide, viel Flachs und Hanf, etwas Tabak, Obst und Wein, große Waldungen, Essen, Salz, Torf, Mineralquellen, Stein- und Braunkohlen. Die Anzahl der Einwohner beträgt an 40 bis 42 Millionen, wovon die Russen, wozu auch die Ko» saken gehören, die bei Weitem größere Zahl ausmachen und eine eigne Sprache reden. Ferner giebt es Polen, Litthauer, Letten, Kuren, Finnen und Lappen, Tata- ren rc. Der größte Theil der Einwohnner bekennt sich zur Griechisch-katholischen Kirche. Außerdem findet man Römisch-Katholische, Protestanten, Juden und Mu- hamedaner. Die in dem nordöstlichsten Theile wohnen- den wenigen Samojeden sind noch Heiden. Ackerbau wird allenthalben getrieben, wo es das Klima und der Boden erlauben; in den Steppen nährt Viehzucht und in den nördlichsten Gegenden Jagd und Fischerei die Bewohner. Sowohl die Landwirthschaft als die Fabri» ken haben sehr große Fortschritte gemacht; und der Han» del ist bedeutend und ausgebreitet. Für den gelehrten und Volksunterricht geschieht immer mehr, so daß in neuern Zeiten wissenschaftliche Bildung höher ge- stiegen ist. Sowohl das Europäische als Asiatische Rußland, die beide zusammen 350,000 Qm eilen mit 54 Millio» nen Menschen enthalten, bilden ein Kaiserthum, wozu auch noch das Königreich Polen und ein beträchtlicher Landstrich auf der Nordweftküstr von Amerika gehören,

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 253

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordamerika. 255 Menge von Flüssen, und überdies ist das Land mit Seen reichlich versehen, die größtentheils durch Flüsse mitein- ander in Verbindung stehen, und daher eine schissbare Wasserstraße gewähren. Die größten unter diesen Seen sind: der große Bärensee, im hohen Norden, gerade unter dem nördlichen Polarkreise, zwischen dem Macken- zie und Kupferminenflusse; der große Sklaven jee, südöstlich vom vorigen und vom Sklavenflusse durchfloj- sen, der bei seinem Ausflusse den Namen Mackenzie er- hält; der schmale aber lange Athapeskowsee, südlich vom Sklavensee und der Winipegsee, südöstlich vom vorigen und vom Saskatschewin durchflossen, der nach seinem Ausflusse Nelson heißt. In den nördlichsten Gegenden, besonders in der Nähe des Eismeeres, ist ein äußerst kaltes Klima, wo aller Baumwuchs aufhört, in den südlichen Theilen, vorzüglich je weiter man sich von der Hudsonsbai ent- fernt, und gegen Westen vordringt, wird das Klima milder und der Boden fruchtbar, wenigstens mit herrli- chen Waldungen und einer Menge von wilden Stau- dengewächsen und Gesträuchen bedeckt. Von Thieren finden sich vornehmlich Musethiere (Elenthiere), Bisons, Bisamochsen, Rennkhiere, Hirsche, Rehe, Bären, Wölfe, Pelzwild, vielerlei Geflügel, Fische. Auch giebt es meh- rere schätzbare Mineralien, worunter besonders Kupfer, Eisen, Blei. Der Hauptreichthum jedoch besteht in dem Pelzwerk, welches das in großem Ueberflusse verhandene Pelzwild aller Art liefert, und die Britten veranlaßt, von Canada und von der Hudsonsbai aus in das In- nere dieser Länder einzudringen, zu welchem Zwecke sich Pelzhandelsgesellschaften derselben gebildet haben, und verschiedene Faktoreien oder Handels-Niederlassungen von ihnen daselbst angelegt worden sind. Außer diesen Euro- päern, die sich des Pelzhandels wegen hier aufhalten, bestehen die Einwohner aus Indianern von vielerlei Voiksstämmen und eine nomadische Lebensart führend, deren Oberhäupter Kaziken heißen. Den nördlichsten Strich, am Eismeere, bewohnen Eiskimos. Die Länder an der Nordwestküste. Man versteht darunter die an der Nordwestküste Amerikas längs des großen Weltmeeres und der Berings-

4. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 250

1836 - Eisleben : Reichardt
250 I. Nordamerika. Nordpolar länder. 1. Nordamerika. Die Nordpolarlandcr. Man versteht darunter die im nördlichen Eismeere, und dem Nordpole nahe gelegenen Länder, doch ist das nächste derselben noch fast 10 Breitengrade oder 150 Mellen vom Nordpole entfernt. Es sind die traurig- sten Länder der Erde, die von Frost und Schnee star- ren, nur wenige Gewächse hervorbringen, bei ihrer Ar» mukh an Landlhieren einen Reichrhum von Seethieren besitzen, und nur hier und da von wenigen Menschen bewohnt werden, die zu dem auf der untersten Stufe der Kultur stehenden Volke der Eskimos gehören. Dem- ohngeachtet haben sich in dem einen dieser Länder Euro« päische Kolonisten niedergelassen. Vorzüglich bemerkens« werrh sind von diesen Ländern: 1) Spitzbergen, eine Gruppe von Inseln, und das bis jetzt bekannte nördlichste Land der Cstbc, nordöstlich von Island und nördlich von Norwegen, voll spitziger, mit ewigem Eise und Schnee bedeckter Berge, erzeugt nur einige Arten von Moosen und Kräutern und ist unbewohnt , doch halten sich der Jagd und des Fischfanges wegen Russen, die alle Jahre durch Andere ab» gclöser werden, einen Theil des Jahres daselbst auf. 2) Grönland, wahrscheinlich eine Insel oder vielmehr Gruppe von Inseln, an der Ostseite der Bassinsbai und westlich von Spitzbergen, von Gebirgen durchschnitten, und an den Küsten mit unzähligen Inseln und Klippen besetzt, arm an Produkten, wohin vorzüglich Rcnntbiere, Bären, Hunde, Hasen, Geflügel, Wallsische , Seehunde, Wallrossc, Seekühe, Fische, Weiden und Birken, vielerlei Moose, eßbare Beeren, Löffelkraut, mehrere Mi- ncralicn, gehören, ist von Eskimos und von Dänischen Kolonisten bewohnt, deren Niederlassungen sich auf der am meisten bekann- ten Westküste befinden. Daher auch die Dänen sich als die Her- ren Grönlands ansehen. Die wichtigste unter diesen Dänischen Niederlassungen, deren Gesammtbevölkcrung in 6000 Menschen besteht, heißt Julia ns ha ab. Südöstlich davon liegt das Vor- gebirge Farewell, der südwestlichste Punkt Grönlands. 3) die arktischen Hochlande, erst 1818 entdeckt, an der Nordostscite der Bafsinsbai gelegen und wahrscheinlich eine nord- westliche Fortsetzung Grönlands und von gleicher Beschaffenheit, sind von Eskimos bewohnt und nur an wenigen Punkten untersucht. 4) Norddevon, ein großes Land oder wahrscheinlich eine oder mehrere Inseln, gleichfalls nicht lange entdeckt, an der Nord- westseite der Bafsinsbai, hat im Süden den Lancastersund und die Barrowstraße und im Westen den Wellingtonskanal. 5) an der Westseite der Bafsinsbai und der Davisstraße zieht sich vom Lancastersunde und der Barrowstraße bis zu den Sera-

5. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 254

1836 - Eisleben : Reichardt
2.54 / Länder an der Nordwestküste. straße, von der Insel Quadra oder Vancouver an bis zum Eiskap gelegenen Lander, wovon man nur die Kü- sten kennt, vor welchen viele durch tiefe Einschnitte des Meeres gebildete Inseln liegen. Eine lange Reihe von Gebirgen, worunter der über 17,000 Fuß hohe Vulkan St. Elias, zieht sich mit der Küste gleichlaufend in nicht sehr weiter Entfernung hin, und mehr im Innern sieht man die Kelten des Felsen geb irges sicherheben. Im nördlichen zur Polarzone gehörenden Theile dieser Länder herrscht eine große Kälte, in dem weit größern südlichen Theile, der in der nördlichen gemäßigten Zone liegt, ist das Klima ziemlich mild, und überhaupt milder als in den östlichen Ländern Amerikas und Nord- asiens unter gleicher Breite. Die Produkte bestehen außer schönen Wäldern, eßbaren Beeren und einigen von Europa dahin verpflanzten Gemüse, Arten, vorzüg« lich in Wallfischen, Fischen und kostbaren Pelzwerk. Von Metallen hat man Kupfer und Eisen gefunden. Die Einwohner sind Indianer, die unter unumschränk, kern Gebietern, Tais genannt, stehen, und vom Fisch- fang und von der Jagd leben. In den nördlichsten Gegenden finden sich Eskimos. Von Europäern haben sich vorzüglich Russen niedergelassen. Man theilt ge- wöhnlich diese Länder in die Russische Nordwestküste, welche die Russen als ihre Besitzung ansehen, in die Brittische und in die den vereinigten Freistaaten von Nordamerika gehörende Nordwestküste; doch leben über, Haupt die Eingebauten in völliger Freiheit, außer daß die auf der Russischen Nordwestküste lebenden Indianer- stämme einen gewissen in Pelzwerk bestehenden Tribut an die Russen abgeben müssen. ») die den vereinigten Staaten von Nordamerk, ka gehörende .Nordwestkü ste, welche einen Theil dieser Staaten ausmacht, das Gebiet Oregon bildet, aber fast ganz von frei lebenden Indianern besetzt ist, und worin der große Strom Columbia oder Oregon sich in das stille Meer mündet. b) die Brittische Nordwcstküstc begreift den Theil der Küste von der großen Insel Quadra oder Vancouver an bis zu der Prinz-Wales-Insel, die schon zur Russischen Nordwestküste gehört. , c) die Russische Nordwcstküste begreift den nördlichen Theil, und erstreckt sich von der Prinz-Wales-Insel bis zum Eiskap. Die südlichste Niederlassung der Russen ist die Stadt Neu-Archangelsk, mit einem Hafen und einer Festung, und

6. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 198

1836 - Eisleben : Reichardt
198 Ii. Mittel- oder Hochasien. Mongolei. Der größere Theil der Einwohner lebt nomadisch, mit Viehzucht, Fischerei und Jagd sich beschäftigend, der kleinere Theil in festen Wohnplätzen, und einigen Acker« bou treibend. Das Land steh: unmittelbar unter dem Chinesischen Kaiser und enthält keine merkwürdigen Städte. Die Mongolei. Die Gränzen sino gegen Norden Sibirien, gegen Osten die Mandschurei, gegen Süden China, Tibet und die kleine Ducharei und gegen Westen Turkestan. Die Größe beträgt an 70 bis 90,000 Qmeilen. Dieses überhaupt noch wenig bekannte, Hochgele« gene Land, das in seinem nördlichen Theile von dem Altai und Khangai, in seinem westlichen Theile von dem Thian-Schan oder Himmelsgebirge und in seinem südlichen Theile von der großen Wüste Gobi oder Sch amo durchzogen wird, besteht meistens aus Steppen, die schlecht bewässert und waldlos sind. Meh- rere große Flüsse verdanken der Mongolei ihren Ursprung, als der Jrtisch (der Hauptnebenfluß des Ob), und der Jene sey, welche nach Sibirien fließen, der Amur, welcher nach der Mandschurei geht und der Hoangho, welcher seinen Lauf nach China nimmt. Es giebt ver- schiedene große Seen, z. D. dem Palkati oder Bal« kasch, an der Gränze von Turkestan, der Kokon or, unweit der Gränze von China. Wiewohl die Mongolei fast ganz im südlichen Theile dernördlichen gemäßigten Zone liegt, so ist das Klima doch, wegen der hohen Lage des Landes, mehr kalt als warm, und die Luft trocken und scharf. Die Produkte bestehen vorzüglich in Vieh aller Art, auch Kameelen, und die Einwohner, etwa 2 bis 3 Millionen an der Zahl, unter dem Namen der Mongolen bekannt, die sich in viele Stämme theilen und sich zur Religion des Fo bekennen, leben nomadisch in Jurten oder Filzzelten, ernähren sich größtentheils von der Viehzucht und von der Jagd. Unter den jagdbaren Thieren giebt es den Dschiggetai (eine Art wilder Esel oder Pferde), wilde Pferde und Esel, wilde Ochsen und Schafe, Pelzwild verschiedener Art. Ackerbau und Gewerbfleiß sind fast ganz unter den Einwohnern unbekannt. Sie stehen un- ter mehreren Fürsten oder Chanen, die dem Chinesischen

7. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 111

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
24. Die einheimische Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas. Iii Negerblut durchsetzten Massai). Infolge der Naturbedingungen ihres Wohn- gebietes haben sie keine festen Wohnsitze und leben als ein ausgeprägtes Hirten- Volk vornehmlich von ihren Rinderherden, von der Jagd und früher vor allem vom Raub und Krieg. Milch, Blut und halbrohes Fleisch bildeten die Hauptnah- rung. Durch strenge körperliche Ausbildung, durch eine stramme militärische Organisation, die den Kriegerstand scharf von den Nichtkriegern trennte, und durch ihre ungestüme Tapferkeit waren sie der Schrecken der Eingeborenen und der Karawanen. Wohl erlagen viele den Feuerwaffen der Europäer. Aber trotz zahlreicher Gefechte und schwerer Verluste konnten die wilden Gesellen nicht Aus „Lichtbilder f. d. fleoflr. Unterricht." Th, Benzinger, Stuttgart. Massaidorf. gebändigt werden, bis die verheerende Rinderpest, die 1891 ganz Ostafrika heim- suchte, mit der Vernichtung ihres einzigen Reichtums und ihrer einzigen Nah- rungsgrundlage, der Herden, auch die Kraft der Maffai völlig gebrochen hat. Zwei Drittel des gesamten Stammes gingen zugrunde, und da dem Rest jedes Anpassungsvermögen an einen andern Erwerb sehlt, so befinden sich die stolzen Krieger in einer tieftraurigen Lage. Der Versuch, Massai in die Schutztruppe einzustellen, ist gescheitert. Die Zeiten, in denen die Massai die Geißel des nörd- lichen Deutsch-Ostasrika waren, gehören wohl der Vergangenheit an. Doch wächst, ihnen neuerdings langsam wieder ein Viehstand heran, und auch durch räuberische x) Hauptmann Meister, der eine wertvolle Monographie über die Massai geschrieben hat, hält sie für semitischer Herkunft, was aber von anderen entschieden bestritten wird. Die ethnische Zugehörigkeit der Massai ist also noch unbestimmt.

8. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 193

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
41. Die Besiedelung und Umbildung des Landes in Rußland. 193 Teil beschränkt. Nach dem alten Dogma, das auch heute noch viele Köpfe be- herrscht, sind sie wie die Germanen ursprünglich nomadisierende Hirten gewesen und erst allmählich zum Ackerbau übergegangen; aber wir können uns schwer vorstellen, wie Wanderhirten mit ihren Herden überhaupt in den nordischen Urwald hätten eindringen sollen; vielmehr werden sie — wir können allerdings noch nicht sagen, wo und wie — von der rein okkupatorischen Wirtschaft unmittel- bar zum Ackerbau übergegangen sein, mit dem sich gleich oder später die Vieh- zucht verband. Ursprünglich haben sie sich vermutlich in den kleinen natürlichen Lichtungen des Waldes niedergelassen, die besonders im südlichen Randgebiete gegen die Steppe häufiger vorhanden sind; aber wohl schon früh müssen sie be- gönnen haben, ihr Siedelungsgebiet durch Rodung zu erweitern. Etwa seit den: Jahre 1000, seit der warägischen^) Staatengründung und der Aufnahme byzan- tinischer Kultur, drangen sie kolonisierend in das östlich und nordöstlich angren- zende Gebiet der finnischen Völkerschaften ein, die zwar wohl auch nicht mehr auf der Stufe des Jäger- und Fischerlebens, aber doch auf ziemlich primitiver Kulturstufe stehen geblieben waren, weit voneinander wohnten und daher dem Vordringen der Russen keinen erfolgreichen Widerstand entgegenfetzen konnten. Diese Kolonisation wurde durch verschiedene Motive geleitet und ist auf verschiedene Weise erfolgt. Im Norden sind, ähnlich wie einige Jahrhunderte später für die Franzosen in Kanada, die Pelztiere das hauptsächliche Lockmittel gewesen. Uber das ganze Gebiet bis an und über den Ural gründeten die Kauf- leute von Nowgorod und Pskow im späteren Mittelalter ihre Handelsnieder- lassungen, in denen sie von den finnischen Jägern das Pelzwerk gegen Erzeug- nisse des westlichen Gewerbes eintauschten; von welcher Bedeutung diese Ko- lonisation gewesen ist, zeigt der Umstand, daß im ganzen nördlichen Rußland jenseits einer von Pskow in ostsüdöstlicher Richtung südlich von Twer, Wladimir und Nowgorod vorbeilaufenden Linie der Nowgoroder Dialekt gesprochen wird. Dem Händler folgte der Ackerbauer. Die Klöster sind, nach Miljnkow, nicht eigent- lich, wie in den deutschen Waldlandschaften, Träger der Urbarmachung des Landes gewesen, sondern sind der Kolonisation erst nachgefolgt und haben es verstanden, durch Handel ihren Wohlstand zu vermehren. Besonders im Zentrum, im heu- tigeu Großrußland, mag der Staat mit Eroberung und Bauernansiedelung vor- gegangen sein. Mehr und mehr sind einzelne, die dem Zwange und der grausamen Härte des Staates entfliehen wollten, namentlich Altgläubige und religiöse Sek- tierer (Raskolniki), entlaufene Leibeigene und Verbrecher, in die Wälder ge- gangen und haben sich dort, lange unbemerkt, unter den Finnen oder in den wei- ten Zwischenräumen zwischen den finnischen Ansiedelungen niedergelassen. So schob sich die russische Ansiedelung allmählich immer weiter nach Norden und Osten vor und kam dabei in immer unwirtlichere Gegenden. Die entlegeneren Gegenden des Nordens und Ostens sind nicht nur jüngere *) Waräger nannten sich die früh vom Westen her eindringenden Skandinavier (Nor- mannen), denen im 9. Jahrhundert Finnen und Slaven ihre Fürsten entnahmen. — D. H. Wütschke, Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen. 13

9. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 3

1897 - München : Oldenbourg
2. Die Vorzeit. 3 Japhetiten nahmen Mittelasien bis nach Indien ein oder wanderten nach Europa aus. Eben diese drei Vlkerklassen, welche sprachgeschichtlich gewhnlich nur in einen semitisch-hamitischen und einen indogermanischen oder arischen Stamm geteilt werden, machen aber zugleich die gesamte Kaukasische oder Weie Menschenrasse aus. 3. Aas Keidentum. Auch den gottentfremdeten Menschen der-blieb noch das Bewutsein eines hheren Wesens und das Bedrfnis, sich vor Gewalten zu verdemtigen, denen sie sich unterworfen fhlten. Aber statt des Schpfers verehrten sie die geschaffenen Werke, namentlich tue Gestirne des Himmels und tue sinnenflligen Naturkrfte, als gtt-liehe Wesen. Damit entstand Die Vielgtterei oder der Polytheismus, auch Heidentum genannt. Nur das Volk der Israeliten bewahrte den Glauben an den einen Gott des Himmels und der Erde und wurde so der Trger des Monotheismus. 4. Atteste Lebensweise. Je nach dem Klima und der sonstigen Beschaffenheit des Landes, das die einzelnen Stmme auf ihrer Wnde-rnng antrafen, gestaltete sich auch ihre Eruhruugs- und Lebensweise sehr verschieden. Doch lassen sich fast allerwrts Jger, Hirten (ober Nomaden) und Ackerbauern, welche teils neben-, teils nacheinander bestehen, als die Vertreter der ltesten Kulturstufen erkennen. In Wald- und Gebirgsgegenden richteten sich die Menschen Hhlen zu Wohn-statten ein (Trvglodytenleben und betrieben die Jagd sowohl zur Verteidigung des Lebens wie auch zur Beschaffung der Nahrung. In Wiesen- und Steppen-gegenden entwickelte sich die Biel,zucht, die es oftmals notwendig machte, das; Hirt und Herde mitsamt' den Zelten und Hrden ihren Aufenthaltsort wechselten (Nomadenleben). An Seen und Meeren wurde der Fischfang zur nchst-liegenden Nahrung- und Beschftigungsweise. Wohlbewsserte Thalstrecken luden zur dauernden Niederlassung und zum ckerbau ein; hierdurch entstanden die frhesten Anfnge von Dorfgemeinschaften, welche sich alsbald auf Arbeitsteilung angewiesen sahen und damit die Ausbildung der notwendigsten Gewerbe sr-derten. Die Drfer wuchsen zu Stdten; durch Steigerung der Bedurfnisse stellte sich der Warenaustausch unter den benachbarten Orten oder' Stmmen ein: es entstanden Schiffahrt und H a n d e l. Genieinsame Interessen fhrten zur Vereinigung stammverwandter Drfer und Städte zu einem Staatswesen, das sich gemeinntzige Gesetze und Behvbeit gab und neben Die bisherigen Familien und Dorfltesten ein regierendes Oberhaupt setzte. Diesem oblag vor allem die Verteidigung des Landes gegen feindliche Nachbarn und damit die Oberleitung kriegerischer Unternehmungen, ferner die Ausbung des obersten Richter- und' Priester-amtes. 5. Die ltesten Staatswesen. Die ersten Staatswesen, von denen die Geschichte wei, entstanden im Orient und zwar in den fruchtbaren ^hlern und Ebenen der greren Flsse sowie auf den angrenzenden l*L

10. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 552

1895 - München : Oldenbourg
552 102. Wohnsitze und Lebensweise der ältesten Völker. Anders hie und anders dorten fand ich Welt und Menschenthun, Eins nur traf ich allerorten, fern und nahe, längst und nun: Das ist — über Land und Wolke Gottes Himmel um und um; Das ist — unter allem Volke manch ein Herz voll Christentum! (A. Stöber.) B. Geschichtliches. 102. Wohnliche und Lebensweise der ältesten Wötker. f Nach der Verschiedenheit der Wohnsitze, welche die Menschen in den ältesten Zeiten einnahmen, wählten sie auch verschiedene Lebensweisen und Beschäftigungen. Die Be- wohner der Steppen und Wüsten, in welchen sich nur hie und da fruchtbare Weideplätze finden, waren Hirten und zogen als wandernde Stämme, Nomaden, unter einem Stammes-Ältesten oder Patriarchen mit ihren Zelten und Herden von Ort zu Ort. Die in fruchtbaren Ebenen wohnten, widmeten sich dem Ackerbau und den Künsten des Friedens, während die rauhen, abgehärteten Berg- bewohner sich der Jagd ergaben und an Raub und Krieg Gefallen fanden. Oft versanken solche Jagdvölker in einen Zustand tierischer Roheit, weshalb sie im Gegensatz zu den gebildeten (zivilisierten, kultivierten) Völkern wilde genannt werden. Wo die nächsten Bedürfnisse des Lebens sich reichlich fanden, baute man zum Schutz gegen räuberische Eindringlinge ummauerte Städte, deren Bewohner zur Bereicherung und Verschönerung des Lebens sich auf Ge- werbe und Erfindungen legten oder Künste und Wissen- schaften pflegten. Durch Austausch der natürlichen oder künstlichen Erzeugnisse zwischen den Völkern entstand der Handelsverkehr und zwar zunächst der Land- oder Binnen- handel, dessen ausgedehnteste Gattung der dem Morgen- lande, dem Vaterlande des Kamels, „des Schiffs der Wüste", eigentümliche Karawanenhandel ist. Die Anwohner wohl- gelegner Meeres- oder Flußnfer gelangten frühzeitig durch
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