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1. Allgemeine Erdkunde - S. 192

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 192 — auf die Verbreitung ihrer Arten und die Vennehrung der Jndi- viduen. Jede Pflanze bedarf in ihrer Vegetationsperiode eines gewissen Maßes von Feuchtigkeit, und sie kann andauernde Trockenheit nur ertragen, wenn sie vor Eintritt derselben ihre Lebensäußerungen schcm beendet hat, oder wenn sie durch besondere Einrichtungen befähigt ist, diese ohne Nachteil zeitweilig zu unter- brechen. Da gerade die Verteilung der Niederschläge von so vielen Faktoren abhängig ist, so ist sie auch in der Pflanzen- geographie bezüglich der Verbreitung der Vegetation ein sehr wichtiges Moment. — Während die klimatischen Einflüsse die Ausbreitung der Pflanzenarten über große Erdräume bestimmen, ist die Verteilung derselben innerhalb eines Gebietes nebenbei von der Beschaffenheit des Erdbodens abhängig. Sowohl die physikalischen Eigenschaften desselben (Aufnahmefähigkeit für Wärme und Wasser, Durchlässigkeit u. s. w.), als auch seine chemische Zusammensetzung sind bei vielen Gewächsen von Be- deutung für die Verteilung der Arten und die Bildung der Formen. Wenn auch manche Pflanzen so ziemlich auf jedem Boden gedeihen, weil sie fähig sind, sich ihn: anzupassen, so ist das Vorkommen anderer Arten auf bestimmte Bodenarten beschränkt (Salzpflanzen, Kalkpflanzen. Kieselpflanzen). Doch ist zu beachten, daß auch hierbei die klimatischen Verhältnisse und mancherlei andere Umstände (Böschungswinkel des Bodens, Stand des Grundwassers u. a.) niitsprecheu, so daß z. V. Pslauzeu, die in trockenen Gebieten auf jedem Boden fortkommen, sich in feuchten Gegenden auf den verhältnismäßig trockenen und warmen Kalkboden zurückziehen. Obgleich die einzelne Pflanze — abgesehen von den im Wasser schwimmenden — an ihren Standort gebunden ist im Gegensatz zu den frei sich bewegenden Tieren und Menschen, so verbreiten sich doch die Arten der Pflanzen nach und nach über alle Erd- räume, die ihren Lebensbedingungen entsprechen. Die Pflanzen- Wanderung wird von der Natur durch verschiedene Mittel bewirkt. Die natürlichste und allgemeinste Art der Verbreitung ist die, daß ältere Pflanzen neue erzeugeu durch Bildung von Schößlingen oder Wurzelrauken und durch Ausstreuung von Samern Diese Ausbreitung geht nur iu der nächsten Umgebung der Mutterpflanze und schrittweife vor sich. Wenn auch einzelne Ge- wächse durch besondere Einrichtungen imstande sind, ihre Samen- körner etwas weiter zu verstreuen, so müssen doch die meisten der in der Nähe der Mutterpflanze niederfallenden Samen wegen Mangels an Raum zur Entwicklung zu Gruude geheu. Es würde deshalb die Verbreitung der Pflauzen nur sehr langsam erfolgen, wenn nicht der Wind, das strömende Wasser, die Vögel und der Mensch die Pflanzenwanderung begünstigten. Der Wind führt nicht nur die mikroskopisch kleinen und ungemein leichten Sporen der Kryptogamen iueit fort, sondern er kann auch viel schwerere

2. Allgemeine Erdkunde - S. 220

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 220 — Vorbedingungen und nach den geistigen Eigenschaften ganz ver- schieden. Die Verschiedeuheit der materiellen Kultur offenbart sich in den Kulturstufen, in die man die Menschen nach ihrer Lebensweise und der Art, wie sie die Naturprodukte zur Be- friedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse benutzen, zu gliedern pflegt. Mit den Kulturstufen stehen wieder die Entwicklung der mensch- lichen Wohnstätten und die Herausbildung von Staatsformen in enger Beziehung. Die geistige Kultur siudet ihren höchsten Aus- druck in der Religion, mit deren Entwicklung in der Regel die Entfaltung und Pflege der übrigeu geistigen Errungenschaften, Recht und Sitte, Kunst und Wissenschaften, gleichmäßig fortschreiten. 1. Kulturstufen. Ohne jede Kultur ist kein Volk. Auch das tiesststeheude ist in: Besitze des Feuers; es kennt den Begriff des Eigentunis und hat eiufache Geräte, um solches zu erwerben, wie auch einige Waffen, um es gegen Feinde zu verteidigen. Je mehr ein Volk sich vom Naturzwange losgemacht, und in je größerem Maße es dafür die Natur iu seinen Dienst gestellt hat, auf desto höherer Stufe steht seine Kultur. Nach den Kulturstufen teilt man die Menschen in folgende Gruppen: a. Naturvölker. Sie sind in ihrem Nahrungserwerb noch ganz abhängig von der natürlichen Beschaffenheit des Landes und habeu keiuen dauernden Wohnsitz. Auf der niedrigsten Stufe unter ihnen stehen die sogenannten Sammelvölker (Australier, Buschmänner, Feuerländer), die als Nahrung das nehmen, was sie gerade finden, sei es eine wildwachsende Beere, Wurzel oder Frucht, sei es eiu ihuen erreichbares Tier. Sie kennen weder eine Pflege des Bodens noch den Besitz eines Haustieres. Etwas höher stehen die Naturvölker mit einer bestimmten Form des Nahrungserwerbs, die Jäger- und Fischervölker (Indianer, Eskimos, die Stämme Nordasiens, Polpnesier). Sie haben be- stimmte, wenn auch nicht dauernde Wohnplätze und zum Teil auch in Hund oder Renntier schon Haustiere. Ihnen folgen die Hirtenvölker oder Nomaden, die nach den Bedürfnissen ihrer Herden von Ort zu Ort ziehen. Bei ihnen finden sich hin und wieder schon Anfänge des Ackerbaues. Wenn ihnen auch der Pflug mit dem Zugtiere noch fehlt, so sind sie doch hänfig schon zum Hackbau gelangt. Mit dem einfachsten Gerät, der Hacke, reißen die Hackbauer die oberste Erdschicht dürftig aus; aber von einer Düngung und Pflege des Bodens verstehen sie meist nichts. Ihr Bodenbau ist demnach Raubbau, der zum häufigen Wechsel der Felder und später der Wohnstätten führen muß. Die Hirtenvölker und die Hackbauer bilden den Übergang zur zweiten Gruppe. b. Halbkulturvölker. Sie sind zum Teil noch Nomaden, in der Mehrzahl aber seßhaft. Zum Ackerbau benutzen sie den

3. Allgemeine Erdkunde - S. 222

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 222 — Nahrungsabfälle) kenntlich sind. Die Nomadenvölker wechseln ihre Wohnplätze ebenfalls; sie nehmen ihre Behausungen (Zelte, Jurten) mit sich. Regelmäßig besuchte Weidestelleu erhalten Namen und mituuter bleibeude Btfutm. Die Jäger- und Fischer- Völker samt den Hackbauern habeu bestimmte Wohnplätze mit oft kunstvoll erbauten Hütten. Wenn aber die Wohnstätten nach kürzerer oder längerer Zeit verlassen werden, so verschwinden auch die aus ihnen stehenden leichten Bauten schnell und oft ohue bleibende Spuren. Zur Anlage dauernder Wohnplätze gibt erst der Ackerbau Aulaß, der deu Meuscheu au eine bestimmte Stelle der Erdoberfläche fesselt. Da hauptsächlich auf ihm die Kultur beruht, so haben alle Kulturvölker bleibeude Wohusitze, ebenso von deu Halbkulturvölkeru diejenigen, welche vornehmlich den Boden bebauen. Die Arteu der festen Siedelungen sind folgende: Die einfachste Form ist der Eiuzelhos iumitten des von seinem Be- sitzer angebauten Geländes. Seine Anlage ist teils, wie im Hoch- gebirge, auf geographische Gründe zurückzuführen, teils deutet sie aus eine Vorliebe für diese Siedelungsart bei einzelnen Volks- stämmen hin. Mehrere Einzelsiedeluugen dicht beieinander bilden eine Gruppeusiedelung, welche Weiler oder, bei größerer Aus- dehuuug, Dorf heißt. In der Regel sind die Dörfer von Leuteu bewohnt, die vorwiegend Ackerbau und Viehzucht treiben; sie ver- größern sich dann wenig, da der zu ihueu gehörige Bodeu nur eine bestimmte Zahl der Bewohner zu ernähren vermag. Finden aber in größerem Maße, etwa infolge günstiger Verkehrs- bedingungen, von Bodenschätzen u. dgl., Industrie und Haudel eine Heimstätte im Dorfe, so entwickelt dieses sich bald zu eiuem Flecken oder zur Stadt. Die Städte sind dichtgedrängte Siede- hingen, in denen vielerlei Berufsarteu verewigt siud. Je mehr in ihnen der Ackerbau gegen Handel, Gewerbe und Großindustrie zurücktritt, desto schneller erwächst aus der kleiueu Landstadt unter rascher Zunahme der Bevölkerungszahl die Mittel-uud die Großstadt. Für die Auswahl des Ortes einer Siedelung sind mancherlei Gründe maßgebend gewesen. Bei den ländlichen Siedeluugeu, Einzelhöfen, Weilern und Dörfern, ist vor allem die Beschaffenheit des zur Ausnutzung geeigneten Bodens be- stimmend geworden. Die offenen, gut bewässerteu und srucht- baren Ebenen, insonderheit die Flnßniederuugeu, wurden in der Regel zuerst besiedelt; später draugen die Ansiedler in waldige, bergige oder sumpfige Striche vor. Natürlich wurdeu dabei viele audere Umstände mit in Rechnung gezogen, so das Vorhanden- sein guten Trinkwassers, die leichte Erreichbarkeit des bebauteu Ackers, die Möglichkeit zur Anlegung bequemer Wege oder zur Benutzung natürlicher Wasserstraßen, der Schutz vor Uubildeu der Witterung, vor Überschwemmungen u. a. mehr. Daraus er- klärt sich, um nur einige Beispiele anzusühreu, die stärkere Be- siedeluug der sonnigen Berghalden gegenüber den kalten

4. Allgemeine Erdkunde - S. 79

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 79 — so nimmt es tri seiner Strömung die feinen Sinkstoffe meist mit sich weit ins Meer hinaus. An den Seiten dieses Stromes, wo sich Salz- und Süßwasser mischen, fallen die schwebend mitge- führten Stoffe aber viel früher zu Boden und häufen zu beiden Seiten der Flußrinne fubmarine Bänke auf, die allmählich höher wachsen und landfest werden, so daß sie gleichsam eine Fortsetzung der Flußufer darstellen. Aus diese Weise schiebt ein Fluß (z. B. der Mississippi) sein Delta fingerförmig ins Meer vor (Atlas!). Eine solche Deltabildung kann natürlich' nur auftreten, wenn der Fluß seine Mündung wenig ändert. Im andern Falle, wenn die Ab- lagerung der Sinkstoffe bald hier, bald dort geschieht, wächst das Delta gleichmäßig an. Von Einfluß auf die Art der Delta- bildung ist außerdem die Gestalt des überlagerten Untergrundes; ebenso wirken dabei die Beschaffenheit und Menge der Sinkstoffe und die Eigenart des betreffenden Meeres und seiner Küste mit. Alle diese angeführten Umstände sind neben den positiven und negativen Niveauveränderungen zugleich bedeutsam für die Schnelligkeit, mit der ein Delta sich vergrößert. Von den großen Stromdeltas wächst das Mississippidelta wohl am raschesten, aber nicht an allen Mündungsarmen (Pässen) des Flusses gleichmäßig. Der Südwestpaß schiebt sich jährlich um etwa 100 in vor, während der Südpaß um 85 m, der Ostpaß sogar nur um 40 m jährlich wächst. Beim Podelta betrug der Zuwachs in den Jahren von 1300—1600 jährlich 53 ha, von da ab bis 1830 aber 135 ha. Diese Beschleunigung in dem Wachstum des Deltas rührt daher, daß mit der fortschreitenden Eindeichung des Flusses mehr Sink- stosse dem Meere zugeführt werden, während sie früher bei den Überschwemmungen zum großen Teile im Stromgebiete abgelagert wurden. Am schnellsten vergrößert sich wohl das Delta des Terek, das jährlich um sast 500 m weiter ins Kaspische Meer hinaus wächst. Durch das Anwachsen des Flußdeltas werden mitunter vor- gelagerte Inseln landfest, und benachbarte Flüsse bilden zusammen ein Delta (Ganges und Brahmaputra; Rhein, Maas und Scheide). Auch können dadurch selbständige Flüsse zu Nebenflüssen ihrer Nachbarn werden, wie es z. B. mit dem Pruth (Donau) und Red River (Mississippi) geschehen ist. Die Meerescrrbeit cm den Küsten. Gleich den fließenden arbeiten auch die stehenden Gewässer beständig an der Umgestaltung der festen Erdrinde, indem sie sowohl bestehende Oberflächenformen zerstören, als auch durch Ab- lagerungen neue schaffen. Diese doppelte Leistung nimmt mit der Größe der Gewässer zu und ist beim Meere viel bedeutender als bei den kleinen Landseen. Wenn im folgenden nur von der Arbeit des Meeres geredet wird, fo ist von vornherein zu be- achten, daß die gleichen Erscheinungen, freilich in geringerem

5. Allgemeine Erdkunde - S. 91

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 91 — hin (ansteigender Strand), so werden statt einzelner Sand- Hügel ganze Wälle aufgeschichtet, die der Küste parallel laufen und oft in mehreren Reihen hintereinander liegen. An Küsten mit vorherrschenden Landwinden (z. B. Pommern) fehlen die Dünen. Da an einer vegetationslosen Stranddüne der Seewind den Sand fortgesetzt die flache Böschung hinaustreibt und ihn im Windschatten des Hügels an der dem Lande zugekehrten Seite fallen läßt, so verschiebt sich die Düne weiter landeinwärts — sie wandert. Die Geschwindigkeit dieses Fortschreitens ist je nach der Stärke des Windes, nach der Beschaffenheit des Sandes und nach der Gestalt des hinterliegenden Geländes verschieden; sie beträgt z. V. auf der Kurischen Nehrung jährlich 5—6 in. Da die wandernden Dünen das hinter ihnen liegende Kultur- land samt den Wohnstätten der Menschen mit völliger Vernichtung bedrohen, so sucht man sie festzulegen. Das geschieht durch An- Pflanzung von Gewächsen mit langen Wurzeln (Strandhalm, Strandhafer u. a.), die sich mit dem dürstigen Nährboden be- gnügen und mit der Zeit durch ihre verweseuden Reste dem dürren Sande eine dünne Humusschicht geben, wodurch dann die Anlegung von Kiefernwaldungen ermöglicht wird. Die Binnenlandsdünen sind nach Entstehung und Be- schassenheit den Stranddünen ganz ähnlich; nur wird ihr Bau- Material nicht vom Meere herbeigeschafft, fondern entsteht aus der Zertrümmerung der binnenländischen Gesteine. Der Ursprungs- ort ihres Sandes ist also nach der Richtung hin zu suchen, von welcher der vorherrschende Wind kommt. Selbstredend haben sie auch nach dieser Seite hin ihre flache Böschung, so daß z. B. die Dünen am Westrande der Sahara ihren Steilabsall dem Ozean zukehren. An Höhe übertreffen die Binnenlandsdünen die Strand- dünen oft ganz bedeutend. 2. Staubablagerung. Die feinsten Teile zerstörter Ge- steine, namentlich Kalk- und Tonpartikelchen, werden als Staub vom Winde lange schwebend erhalten und ost sehr weit fort- geführt; schließlich fallen aber auch sie zur Erde nieder. Ablage- rungen von Staub kommen überall vor, selbst auf Inseln in- mitten der Ozeane; aber nur in grasreichen Ebenen und in ab- flußlosen,^ größeren Wüsten benachbarten Gebieten erlangen sie große Mächtigkeit. Auf geneigten Flächen entfernt die Abspülung den niedergefallenen Staub sehr schnell wieder, und auf kahlem Boden wirbeln die folgenden Windstöße ihn wieder aus und sichren ihn weiter. Besonders _ erfolgreich ist die Staubablagerung aus Gras- steppen, wenu sie in der Nähe von Wüsten liegen, in welchen durch das Zerfallen der Gesteine viel Staub erzeugt wird. Jede Staubwolke überzieht die Pflanzen mit einer feinen Schicht. Der Regen reißt den Staub aus der Luft gleichsam hernieder und spült ihn von den Blättern und Halmen der Pflanzen zu Boden,

6. Allgemeine Erdkunde - S. 191

1907 - Halle a. S. : Schroedel
der Arten und der Beschaffenheit der einzelnen Gewächse sehr große Unterschiede. Wenn auch viele Pflanzenfamilien sich über einen großen Teil der Erde ausgebreitet haben, so gibt es doch noch mehr derselben, die an ganz bestimmt umgrenzte Gebiete gebunden sind. So zeigt die armselige und einförmige Vegetation einer Polarlandschast nicht die geringste Ähnlichkeit mit der außer- ordentlichen Fülle und Großartigkeit eines tropischen Urwaldes, und ein Hochgebirge weist ganz andern Pflanzenwuchs auf als die benachbarte Ebene. Es sind die Pflanzen in ihren einzelnen Arten mehr als andere Organismen abhängig von gewissen Lebens- bedingungen, und nur solche Gebiete, die diesen entsprechen, können von ihnen besetzt werden. Freilich vermögen auch viele Pflanzenarten bis zu einem bestimmten Grade sich andern _ als den gewohnten Verhältnissen anzupassen; aber doch sind in dieser Hinsicht sür sie die Grenzen enger gezogen als sür manche Tier- gattungen und namentlich für den Menschen. Als geographische Momente, die sür die Verbreitung der Pflanzen besonders von Einfluß sind, kommen hauptsächlich das Klima und die Beschaffen- heit des Bodens in Frage. Bezüglich des Klimas handelt es sich dabei um Licht, Wärme und Feuchtigkeit. Wie sehr das Licht die Gestaltung der Vegetation beeinflußt, zeigt schou der Unistand, daß uuter den gewaltigen Baumriesen der tropischen Urwälder mit ihrer starken Belaubung noch überall Unterholz und Blumen vielgestaltig und farbenprächtig vorkommen, während in unfern Breiten unter dichten Baumkroueu nur wenige und unansehnliche Pflanzenarten im Schatten gedeihen. Neben dem Lichte ist die Wärme von großer Bedeutuug für die Vegetation. Nicht nur verlaugt jede Pflanzenart eine ihr zusagende Temperatur, sondern es sind alle Äußerungen des Pflanzenlebens an besiimmte Wärmegrade gebunden. Bei allen Pflanzen wechseln Zeiten ge- steigerter Lebenstätigkeit mit solchen der Ruhe. Für die ersteren, die Vegetationsperioden, ist eine bestimmte Mitteltemperatur nach Höhe und Dauer besonders wichtig und für die Verbreituug der Pflanzen mehr ausschlaggebend als große Kälte in den Ruhe- zeiteu. Darum können z. B. Birke und Lärche weiter in polare Gegenden hinein vordringen als Eiche und Buche, weil diese eiue Vegetationsperiode von süns Monaten gegen drei bei jenen haben. Die Verschiedenheit der Pflanzenarten in den einzelnen Höhengürteln der Gebirge beruht auf ähnlichen Ursachen. Frei- lich können viele Arten in Anpassung an klimatische Verhältnisse ihre Vegetationsperiode verlängern oder verkürzen. Beiin Mais z. B. vergehen von der Keimung bis zur Fruchtreife in den Tropen 7, an der Polargrenze seines Vorkommens aber nur 3 Monate. Durch diese Akklimatisation wird die Verbreitung der Pflanzen sehr begünstigt, namentlich nach wärmeren Gegen- den hin, da Gewächse kälterer Striche leichter einen kleinen Wärmeüberschuß ertragen als umgekehrt. Endlich ist die Feuch- tigkeit vom größten Einfluß auf das Gedeihen der Pflanzen,

7. Allgemeine Erdkunde - S. 193

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 193 — Samen tragen, wenn sie durch Haarkronen oder andere Vorrich- tnngen zum Schweden in der Luft geeignet sind (z. B. Löwen- zahn, überhaupt die Korbblüter, u. v. a.). Auch die Vögel tragen zur sprunghaften Verbreitung der Pflanzen bei, indem sie Samen im Gefieder, in den. Erdballen an ihren Füßen, im Kropf oder im Verdauungskanal mit sich fortnehmen und in oft großer Ent- fernung wieder absetzen. Die Flüsse führen Samen und ganze Pflanzen mit sich fort und bewirken nicht nur eine Wanderung der Pflanzenarten längs chrer Ufer, sondern sie bringen auch manches Samenkorn bis ins Meer, wo es dann durch Meeres- strömuugen weiter verfrachtet wird (S. 149). Endlich fördert nicht am wenigsten der Mensch die weite Verbreitung der Pflanzenarten. Er führt nicht nur absichtlich die verschiedensten Zier- und Nutzpflanzen in alle Landstriche, die nur irgend zu ihrem Anbau geeignet sind, sondern fast noch mehr trägt er un- absichtlich durch den von ihm bewirkten Warenverkehr zur Ver- schleppung von allerlei Pflanzen bei. Es ist eine bekannte Tat- sache, daß in der Nähe von überseeischen Häfen und längs der Eisenbahnlinien fremde Gewächse angetroffen werden, deren Samen beim Entladen der Schiffe verstreut oder durch den Lustzug aus den Gepäck- und Frachtwagen entführt wurden. Außer den Faktoren, die noch heute die Pflanzenwanderung bedingen, find noch die geologischen und klimatischen Veränderungen in srüheren Zeiten der Erdgeschichte sür die Verbreitung der Pflanzen bedeutsam. Während in einzelnen Ge- bieten, z. B. in vielen tropischen Ländern, im Kapland, auf dem Festlande Australiens, die Pflanzenwelt sich seit der Tertiärzeit ziemlich ungestört entwickeln konnte und deshalb ihr altes Gepräge vielfach bewahrt hat, wurde in anderen, z. B. im Mittelmeer- gebiet, durch Änderungen des Klimas oder des geologischen Baues eine Mischung älterer und jüngerer Arten bewirkt, und in den zur Eiszeit von Gletschern oder abflußlosen Binnenseen bedeckten Räumen (Nordeuropa, aralo-kaspische Senke) verschwand die alte Pflanzenwelt gänzlich. Auf die Eiszeit zurück führt auch die Ähnlichkeit der polaren Flora mit der unserer Hochgebirge. Daß die geringere oder größere Übereinstimmung der Vegetation einer Insel mit der des benachbarten Festlandes (Großbritannien und Irland — Belgien und Deutschland) auf eine frühere oder spätere Lostrennung der Insel hindeutet, wurde schon erwähnt (S. 104). 2. Wegetntionstypen. Gebiete mit gleichen Lebensbedingungen sür die Pflanzenwelt sind vorherrschend mit Pflanzenarten besetzt, die in ihrer An- Passungsfähigkeit an jene sich nähern. Sie bilden zusammen- gehörige Pflanzengruppen, die man zu Vegetatiousformatiouen zusammenfaßt, um diese, wenn es sich um einen Überblick über W. Techter, Allgemeine Erdkunde. 13

8. Allgemeine Erdkunde - S. 197

1907 - Halle a. S. : Schroedel
Moospolster von beträchtlicher Dicke. Jede Pflanze treibt zahl- reiche Zweige, die schnell wachsen und sich wieder durch Seiten- sprossen stark vermehren. Die dicken Moospolster saugen das at- mosphärische Wasser ein und bilden unten eine breiartige, braune Modermasse, die allmählich durch die Last der oben innner weiter wachsenden Pflanzen ganz unter Wasser gedrückt wird und ver- kohlt. In seinen mittleren Partien wächst ein Hochmoor rascher als an den Rändern, wo nicht so viele Generationen abgestorbener Moose die Unterlage bilden. Dadurch erhält das Hochmoor eine Aufwölbung nach der Mitte zu und unterscheidet sich darin vont Niederungsmoor, das stets eben oder in der Mitte etwas ein- gesenkt ist. Ein weiterer Unterschied besteht in dem gänzlichen Fehlen der sür das Niederungsmoor charakteristischen Grasnarbe. Die Pflanzen des Hochmoores sind außer Moosen die Glocken- Heide, die gewöhnliche Heide, der Sumpfporst, das Wollgras, der Sonnentau, die Moosbeere und andere, die nur geringe An- forderungen an Kalk, Kali und ähnliche Nährstoffe stellen ; auf hochgelegenen Stellen des Moores kommen auch Zwergkiefern und'birken vor. *) Noch geringere Vegetation als Tundren und Moore haben die Wüstensteppen und 'Wüsten. Wo in regenarmen Gebieten der Boden eine dünne Humusdecke besitzt, kommen noch dürftige Grassteppen vor. Ist die obere Erdschicht salzhaltig, so entsteht eine Salzsteppe mit dickblättrigen oder blattlosen Salzpflanzen, die eine lange Trockenzeit überstehen können. Wo dürrer Sandboden, der die wenige ihm zukommende Feuchtigkeit schnell einsickern läßt, sich ausdehnt, können nur Dornsträncher mit verkümmertem Laube oder ganz blattlose Gewächse fortkommen, allenfalls noch Zwiebel- oder Saftgewächfe (Kakteen). Das ist die Sand steppe, die gleich der Salzsteppe den Übergang zur gänzlich pflanzen- armen, jedoch selten vollkommen pflanzenlosen Wüste darstellt. In der Sahara ist nur der bewegliche Dünensand ganz pflanzen- leer; die Syrische Wüste hat Salzpflanzen und gleich der Arabischen Wüste stellenweise spärlichen Graswuchs, der die Herden der Beduinen ernährt. Armer an Pflanzen sind manche der Wüsten auf dem Hochlande von Iran, während die innerasiatischen viel- fach Steppencharakter haben. Bei einzelnen der genannten Vegetationstypen hat der Mensch seit langer Zeit ihre räumliche Ausdehnung an vielen Stellen geregelt und im Kulturland einen eigenen Typus geschaffen. Pamentlich ist das aus Kosten des Waldlandes geschehen, da im allgemeinen überall, wo Wald gedeiht, auch sür den Ackerbau die Verhältnisse günstig liegen, wie ja auch umgekehrt Kulturland *) Nach denuntersuchungen der Moorversuchsstation in Bremen enthalten in Norddeutschland im Durchschnitt: die Niederungsmoore: 2,5 °/g Stickstoff, 0,25 °/<> Phosphorsäure, 0,10°/« Kali, 4^ Kalk und lo«/0 andere Mineralien, die Hochmoore: 1,3 °/«Stickstoff. 0,l0 °/y Phosphorsäure, 0,05 Kali, 0,35 °l0 Kalk und 3°/» andere Mineralien.

9. Deutsche Kulturgeographie - S. 165

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
29. Heimatpflege und Naturdenkmalpslege. 165 geschaffen hat, wie sie ihre Gebilde umgestaltet, was von oben herab die Erdoberfläche verändert, rvas aus der Tiefe heraufwirkt und -drängt, wie die Gletscher ihre Tröge aushöhlen und ihren Untergrund schrammen und polieren, wie die Flüsse im Antlitz der Erde nagen, wie die Pflanzen- und Tierwelt ihren Wohnsitz einnimmt und verändert. Welch' interessante Einblicke gewähren uns die erratischen Blöcke (Findlinge) in das Geschichtsbuch der Erde. Auch sie fallen, je größer und schöner sie sind, der Steingewinnung zum Opfer. Nur selten gelingt es, sie zu retten. Die Zwergbirke (Betula nana), die sich noch als Rest der Eiszeit in Hochmooren Norddeutschlands findet, ist an ihren beiden Standorten in Westpreußen und in der Lüneburger Heide geschützt. Die Mistel, schon in der germanischen Göttersage erwähnt, wächst auf vielen Bäumen. Ihre Nordgrenze erreicht sie in Norddeutschland und wird in Schleswig-Holstein nur an einer Stelle auf einer Birke gefunden. Die Feststellung solcher Verbreitungsgrenzen ist auch für die Idee des Naturdenkmalschutzes wichtig, denn an vor- geschobenen Standorten gilt eine Pflanze als Naturdenkmal, nicht aber da, wo sie in großen Mengen auftritt. Ein l1/2 ha großer Bergabhang im Nahetal bei Waldböckelheim in der Rheinprovinz ist wegen der westlichen Ausstrahlung der pontischen Flora durch Ankauf geschützt. In der Tucheler Heide der Provinz Westpreußen besteht ein forstfiskalisches Naturschutzgebiet, das rund 5000 Eiben enthält. In der Provinz Brandenburg wird das Plagefenn und der Plagesee in einem Umfange von etwa 160 da von der Forstverwaltung geschützt. Die Holzbestände sollen mit Rücksicht auf die Erhaltung des natürlichen Landschaftsbildes im Pländer- betrieb bewirtschaftet werden, Jagd und Fischerei im Gelände ruhen. _ Inzwischen ist die Untersuchung des Bodens, der Pflanzen- und Tierwelt, durch Forscher der Berliner Hochschulen erfolgt. Das „Königliche Moor", die sog. Miste bei Montjoie im Hohen Venn, % ein nahezu 70 ha großes Gebiet, bleibt ebenfalls als ein wichtiges Naturdenkmal bestehen, einmal als Beispiel der ursprünglichen Beschaffenheit des Hohen Venns und sodann als Studiengebiet. Das größte Naturschutzgebiet (Reservat) ist das Zehlaubruch in der Oberförsterei Gauleden in Ostpreußen. Es umfaßt 2300 ha und ist ein fast noch völlig unberührtes Hoch- moor. So bleibt ein noch unverändert fortlebendes Moor in Deutschlands Grenzen auch für die Forscher künftiger Menschen- alter erhalten und als notwendiger Anschauungsgegenstand für den Pfleger der Heimatkunde. Die großen Moore sind die letzten Zufluchtsstätten einst in Deutschland herrschender Pflanzen, die letzten Denkmäler des Zustande?, den der Kulturmensch bei seinem Einzüge vorfand. Ein Waldreservat von 47 ha Größe wurde am Kubany durch Fürst Schwarzenberg geschaffen, damit der Nachwelt nicht das Bild eines mitteleuropäischen

10. Deutsche Kulturgeographie - S. 73

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur. 17. Der deutsche Landbau und die deutsche Viehwirtschaft. Wie bei jedem modernen Kulturstaat ist auch für Deutschland die Landwirtschaft das Urgewerbe, das Grundgewerbe. Trotz der fortschreitenden Industrialisierung bleibt sie als wichtigstes Fundament für den Staat bestehen, ist sie doch eine unerschöpfliche Quelle der mannigfachsten, ja der wichtigsten Nahrungsmittel unsers Volkes und ein Jungbrunnen für eine gesunde, arbeits- und waffenfähige Bevölkerung. Gern vergleicht man den Staat mit einem Baum, dessen Wurzel die Landwirtschaft ist und dessen Aste und Zweige Industrie und Handel bilden. Ist die Wurzel gesund und lebenskräftig, alsdann wird es auch gut um Zweige, Blätter und Blüten stehen. Diese Erkenntnis fördert die wohlweisen Maßnahmen zu Erhaltung und Kräftigung einer gesunden Wurzel. In den letzten Jahrzehnten haben auch Staat und Volk außerordentlich viel getan, um die Wurzel gesund und stark zu erhalten und sie immer lebenskräftiger zu gestalten. Die reichen Ernteerträge und die bedeutende Steigerung unserer Viehzucht sind ein beredtes Zeugnis dafür. Indessen sind noch nicht alle Gebiete des Deutschen Reichs, die einen land- schaftlichen Betrieb gestatten, erschlossen. Weite Moorgebiete und ausgedehnte Heiden harren noch des kräftigen Armes, der sie in landwirtschaftlich brauchbare Flächen umwandelt. Hier ist der innern Kulturarbeit noch ein großes Feld der Betätigung und vielen Menschen noch Gelegenheit zur Arbeit innerhalb der Neichsgrenzen gegeben. Bodenbeschaffenheit und Klima weisen im Deutschen Reiche tiefgehende Verschiedenheiten auf*). Sie sind, wie es bereits die Betrachtung der deutschen Kultur- und Wirtschaftslandschaften erwies, von größtem Einfluß auf die Art und die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betätigung. Deutschland ist ein Land landwirtschaftlicher Gegensätze. Graswüchsige Niederungen und graswüchsiges Hügelland wechseln mit fruchtbaren getreide- erzeugenden Ebenen und Geländen, trostlose Heiden und öde *) Vgl. Karte der Landbauzonen der Erde; Nr. 5 im Kleinen Atlas der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie.
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