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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 195

1836 - Eisleben : Reichardt
I. Nordasien. 195 sie Spitze der Elbrus ist, das Uralgebirge an der Nordwestseite und hier eine Grànzwand zwischen Europa und Asien bildend, das Altai-Gebirge an der Süd- seite, das sich in den großen und kleinen Altai theilet und der Ostsibirische Gebirgszug, wozu der Jab lo, noi und der Stannowoi gehören, wovon das letz- tere und das Kamtsch attische Gebirge die nord- östlichsten Gebirge des Landes ausmachen und sich in der Nähe des Ochotskischen Meeres erheben. Die Haupt, abdachung geht gegen Norden, wohin auch die Haupt, flüsse Ob, Ienisey, Lena, Indigirka und Ko- lyma ihren Lauf nehmen, indem sie sich in das Eis- meer ergießen. Von den übrigen Hauptflüssen laufen der Anadyr nordöstlich in das Meer von Kamtschatka, die Wolga und der Kur südöstlich ins Kaspische Meer. Die größten Landseen sind: das Kaspische Meer und der Aralsee, welche beide jedoch nur zum Theil hieher gehören, und der Baikalsee. Der nördlichste Theil des Landes liegt in der nörd- lichen kalten Zone, wo die Kälte äußerst groß, die Winter sehr lang und die Sommer sehr kurz sind; der mittlere weit größere Theil liegt in dem nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten Zone, wo auch noch eine beträchtliche Kälte herrscht, der südlichste kleinere Strich liegt in dem südlichen Theile der nördlichen ge- mäßigten Zone, wo die Luft weit wärmer ist, besonders in den südlich vom Kaukasus gelegenen Gegenden. Die Hauptprodukte des nördlichsten Theiles, wo kein Ackerbau Statt findet, sind Fische und treffliches Pelzwild, daher daselbst auch Jagd und Fischerei die Einwohner hauptsächlich ernähren, wozu noch die Nenn- thierzucht kommt. In den mittlern Gegenden ist die Viehzucht wichtig, wovon vorzüglich die nomadischen Bewohner der ausgedehnten Steppen im südwestlichen Theile Rußlands sich ernähren. In vielen Gegenden hat man Getreide- und Obstbau und in den südlichsten Strichen Weinbau. Einen großen Reichthum des Lan- des machen auch die Waldungen und Bergwerke aus, indem man bier viel Platina, Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen gewinnt. Von den vielen andern Mi- neralien sind besonders die erst kürzlich im Ural entdeck,

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 198

1836 - Eisleben : Reichardt
198 Ii. Mittel- oder Hochasien. Mongolei. Der größere Theil der Einwohner lebt nomadisch, mit Viehzucht, Fischerei und Jagd sich beschäftigend, der kleinere Theil in festen Wohnplätzen, und einigen Acker« bou treibend. Das Land steh: unmittelbar unter dem Chinesischen Kaiser und enthält keine merkwürdigen Städte. Die Mongolei. Die Gränzen sino gegen Norden Sibirien, gegen Osten die Mandschurei, gegen Süden China, Tibet und die kleine Ducharei und gegen Westen Turkestan. Die Größe beträgt an 70 bis 90,000 Qmeilen. Dieses überhaupt noch wenig bekannte, Hochgele« gene Land, das in seinem nördlichen Theile von dem Altai und Khangai, in seinem westlichen Theile von dem Thian-Schan oder Himmelsgebirge und in seinem südlichen Theile von der großen Wüste Gobi oder Sch amo durchzogen wird, besteht meistens aus Steppen, die schlecht bewässert und waldlos sind. Meh- rere große Flüsse verdanken der Mongolei ihren Ursprung, als der Jrtisch (der Hauptnebenfluß des Ob), und der Jene sey, welche nach Sibirien fließen, der Amur, welcher nach der Mandschurei geht und der Hoangho, welcher seinen Lauf nach China nimmt. Es giebt ver- schiedene große Seen, z. D. dem Palkati oder Bal« kasch, an der Gränze von Turkestan, der Kokon or, unweit der Gränze von China. Wiewohl die Mongolei fast ganz im südlichen Theile dernördlichen gemäßigten Zone liegt, so ist das Klima doch, wegen der hohen Lage des Landes, mehr kalt als warm, und die Luft trocken und scharf. Die Produkte bestehen vorzüglich in Vieh aller Art, auch Kameelen, und die Einwohner, etwa 2 bis 3 Millionen an der Zahl, unter dem Namen der Mongolen bekannt, die sich in viele Stämme theilen und sich zur Religion des Fo bekennen, leben nomadisch in Jurten oder Filzzelten, ernähren sich größtentheils von der Viehzucht und von der Jagd. Unter den jagdbaren Thieren giebt es den Dschiggetai (eine Art wilder Esel oder Pferde), wilde Pferde und Esel, wilde Ochsen und Schafe, Pelzwild verschiedener Art. Ackerbau und Gewerbfleiß sind fast ganz unter den Einwohnern unbekannt. Sie stehen un- ter mehreren Fürsten oder Chanen, die dem Chinesischen

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 131

1865 - Eisleben : Reichardt
131 Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un- zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte nach Venedig und von da nach England gehen. Im Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein Freund Christian von Braunschweig. — Ver- wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland. 1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen- burg und Admiral des baltischen Meeres, bela- gert Stralsund vergeblich.c) 1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her» ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage eingezogenen Kirchengüter. Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten 1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu Re g e ns b u r g. Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung. Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit 15000 Mann auf Usedom. Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen, sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt 1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly. io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken- stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter- general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung. Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa 150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000 1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung. c) Wallensteins vermessene Worte? d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs. e) Kanonen vor Berlin ausgefahren. 0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt. 9*

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 286

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 286 — Stadt und der Abtei Streit über gegenseitige Rechte, welche durch die Reformation, der Höxter, 1533 durch den evangelischen Predi- ger Johann Winnigstedt angeregt, eisrig beitrat, neuen Zündstoff dem eifrig katholischen Stifte gegenüber erhielt. Der lang verhal- tene Haß brach im Jahre 1600 in blutige Tätlichkeiten aus, und die Abtei wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen. Wie die Lage Höxters an einer Haupthandelsstraße und seine Brücke über die Weser die Stadt blühend gemacht hatte, so diente derselbe Umstand später dazu, nicht endende Kriegsdrangsale über sie zu bringen. Früher wiederholt Werbeplatz für deutsche Lands- knechte, die mau dem Dienste der Ligue iu den französischen Reli- gionskriegen und Karl Ix. gewinnen wollte, ward sie im dreißig- jährigen Kriege nach einander von allen streitenden Parteien und Völkern genommen und gebrandschatzt; der tolle Christian von Braunschweig kam zuerst mit seinem Heerhausen von 10 000 Mann, den er angeworben hatte ohne mehr als zehn Thaler in seiner Tasche, dann zweimal Tilly, und nach einander Dänen, Schweden, Hessen; 'endlich stürmten am 13. April 1634 die Kaiserlichen den Ort und hausten so, daß nur dreißig Bürger aus dem „Blutbad von Höxter" das Leben gerettet haben sollen; 1673 war Höxter Turennes Hauptquartier. Von den Bauwerken Höxters sind nur die Kilianskirche mit zwei schlanken romanischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert, die kleine, jetzt unbenutzte srühgotische Minoritenkirche, das Tillyhaus mit reichem Schnitzwerk und das hübsche alte Corvey-Thor zu er- wähnen. Eine schnurgerade Kastanien-Allee sührt zu der 1/2 Stunde entfernten uns schon bekannten Abtei Corvey. Dort be- sehen wir uns den großen Saal der Abtei mit seinen Fresken ans der biblischen Geschichte und den Kaiserbildern, die fünfzehn Bib- liothekssäle, die zwar nicht mit der alten Klosterbücherei gefüllt sind, die ins Provinzialarchiv und nach Berlin überführt wurden, wohl aber mit Mahagoni-Schränken, die viele 1000 Bände enthalten, die aus den letzten 2 Jahrhunderten stammen und vom Landgrafen Hessen-Rotenburg gestiftet sind. Verwalter dieser Bibliothek war

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 404

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 404 — am Morgen stark mitgenommenen Reiter unter dem Schutze der Infanterie vorführen sollte, überhaupt nicht gehorchte und im nörd- lichen Gehölze Deckung zu gewinnen suchte. Immer größer wurde die Verwirrung, und schon eilten die entmutigten Söldner Christians haufenweise nach den Berkelübergängen, die aber bald durch Bagage und Fuhrwerke aller Art verstopft waren. Die Masse der Infanterie jedoch hielt, wenn auch stark erschüttert, noch stand, namentlich dort, wo tapfere Führer, wie Bernhard und Wilhelm von Weimar, ein vorleuchtendes Beispiel gaben. Christian selbst setzte sich mit der größten Furchtlosigkeit, wie im Jahre zuvor bei Fleurus, dem feindlichen Feuer aus; mit abgezogenem Hute ritt er durch die Regimenter, beschwor sie, stand zu halten und suchte schließlich mit den noch gefechtsfähigen Truppen wenigstens einen geordneten Rückzug zu erkämpfen. Indessen ein stürmischer Angriff des Kürassierregiments, welches an diesem Tage vom jungen Grafen Tilly geführt wurde, zersprengte auch die letzte geordnete Truppe, während Anholt gleichzeitig nach gänzlicher Auf- lösung des feindlichen rechten Flügels der weichenden Mitte in den Rücken fiel. Nun war kein Halten mehr; die ganze braun- schweigische Armee löste sich auf und suchte in wilder Flucht nur das Leben zu retten. Die Sümpfe und das Wasser der Berkel er- schwerten jedoch ein rasches Entkommen, und so hielt der Tad eine fürchterliche Ernte unter den dicht zusammengedrängten Haufen. „Wie es aber zum Metzgen gekommen, — schreibt ein Zeitgenosse — ist unglaublich zu sagen, wie mancher ins Gras gebissen, welches ein jämmerlich Spektakel gewesen, darin die Krabaten (Kroaten) sich meisterlich gebrauchen lassen." Mit ihren langen Krummsäbeln „säbelten sie alles nieder, was ihnen vorkommen; endlich, wie man des Schlachtens fast müde geworden, auch der Herr General (Tilly) solches stark verboten, ist der Rest gefangen gonommeu." Tilly erklärte später, es sei in der Schlacht am weißen Berge nicht so viel Volk geblieben, wie hier bei Stadtlohn; nach seiner Angabe betrug der Verlust auf Seiten der Gegner 6900 Tote und 4000 Gefangene, während ihm selbst der Sieg nur 1700 Mann gekostet hatte. Weitere Mannschaften des Halberstädters waren

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 443

1900 - Minden i. W. : Volkening
In dem Mittelbau soll ein einziger Saal so groß ge- Wesen sein, daß ein vierspänniger Wagen in ihm nm- wenden konnte. Der sah dann die üppigen Festgelage der erregten Anhänger und Feinde des Kurfürsten Gebhard Trnchseß> der die Reformation einführte. Er wurde abgesetzt, und sein Nach- folger Ernst von Baiern unterdrückte ihn und seine Bestrebungen, konnte es aber nicht hindern, daß die Niederländer einfielen und schreckliche Verwüstungen anrichteten. Dazu brach die Pest aus, und am Trinitatisfeste 1600 ging fast die ganze Stadt in Flammen auf. Der Landesfürst bekümmerte sich wenig um die Not und lag in feinem Lieblingsschlosse Arnsberg und dem nahen Jagdschlosse Hirschberg vor allem der Jagd ob; soll auch mit Jungfer Gertrud von Plettenberg, der er in Arnsberg den Landsberger Hof baute, als mit seiner Hofdame und Geliebten, gern vergnügten Verkehr gehabt haben. Im dreißigjährigen Kriege war Stadt und Schloß zweimal dem Verderben nahe. Am Hirschberger Thor meldet eine Tafel: „Durch Blitz und Regen hat Gottes Segen in St. Norberti Nacht den Becker- mann verjagt." Beckermann, ein geborener Arnsberger, hatte die Hessen zum Angriff aus seine Vaterstadt geführt. Da wurde ihm eines Abends, als er am Grabe seines Vaters stand, zu Wedding- hausen durch eine feindliche Kugel der Hut vom Kopse gerissen. Ent- setzt nahm er nun ein bald ausbrechendes schweres Gewitter zum Vorwande, um seine Truppen angeblich wegen der anschwellenden Ruhr ins Hauptquartier zurückzuführen. Diese Errettung wird noch am Norbertitage durch eine Prozession zum Schloßberge gefeiert. Sonst hat das Herzogtum in dem Kriege entsetzlich gelitten. Kamen die Hessen, die Braunschweiger, die Weimaraner und nament- lich die Schweden als Feinde des katholischen Ländchens, brannten, verwüsteten, mordeten und raubten, so erschienen die Kaiserlichen als Freunde, wollten aber ebensogut wie jene unterhalten sein, trieben unermeßliche Summen ein und marterten, erschossen und vertrieben, wenn sie nicht bezahlt werden konnten. Aus den gleichzeitigen Be- richten nur einen Notschrei: „Wir wichen mit Weib und Kindern ins Gewäld, lagen darin wiederumb 5 Wochen, im Walde brach unter uns die Pest aus; der Feind siel in die nackten Mauern ein,

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 503

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 503 — einen kleinen Teil der Nordgrenze und nimmt hier von Südosten den Unterlauf der Geseke in sich auf. Der Mittellauf der Emscher durchfließt von Südosten nach Nordwesten den Kreis. Über die Hälfte ist Ackerland an dem fruchtbaren Hellwege, 1/1 ist Holzung. Ackerwirtschast und Industrie sind ungefähr gleichmäßig vertreten. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Pferde, Rinder, Schweine, vor- zügliches Getreide, reiche Steinkohlenlager, Zink, Roheisen, Eisen- waren, Kalk. Die Zahl der Bewohner beträgt 97 905, von denen 54 979 evangelisch, 42 386 katholisch, 540 jüdisch, in 1 Stadt: Lünen, in 6 Ämtern: Lünen, Brakel, Kastrop, Dorstfeld, Lütgendortmund. Die Stadt Lünen mit 5685 Bewohnern, von denen 3182 katholisch, 2420 evangelisch, 83 jüdisch, an der Lippe, treibt Ackerbau, aber auch Industrie, namentlich in Eisengießerei, Eisen-, Blech- waren- und Seisensabrikation. 1672 rückte vor das damals befestigte Städtchen Bernhard von Galen zu Münster, um es wider alles Recht unter seine Bot- Mäßigkeit zu bringen. Allein die Bürger widersetzten sich tapser und wagten es sogar im Vertrauen auf die Festigkeit ihrer Mauern, den Bischof zu verspotten. Da verdoppelte dieser seine Mannschaft, brach mit Sturm in die Stadt ein und gab seinen Soldaten den Befehl, die Mauern zu schleifen, die Häuser anzuzünden und die ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Vergeblich flehten Scharen von Bürgern die Gnade des siegreichen Bischofs an, ver- gebens demütigten sich die Vornehmen der Stadt vor ihm, und ohne Erfolg bot man ihm alle Reichtümer, gelobte auch ewigen Gehorsam; das harte Herz des Bischoss wurde durch nichts be- wegt, und er beharrte in seinem grimmigen Vorsatze, die Stadt gänzlich zu vertilgen. Da versammelten sich die Frauen der Stadt und suchten zwölf von ihren jungen Töchtern aus, welche die schönsten und lieblichsten waren. Diese kleideten sie in schneeweiße Gewänder, flochten ihnen Kränze in das Haar und sandten sie so zum Bischöfe. Hier fielen sie zu seinen Füßen und sprachen mit Thränen in den Augen: „Herr, du hast den Untergang unserer

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 541

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 541 — dem genannten Grafen, der sie mit 9 Türmen, von denen )etzt nur noch 3 vorhanden, 1345 ausstattete. Von der ursprünglichen Burg der Herren von Plettenberg, von denen wir schon früher hörten, ist leider nichts mehr vorhanden. Aus dem Amte bemerken wir noch die gleichnamige Land- sowie evangelische und katholische Kirchengemeinde mit 4331 und die Land- und evangelische Kirchengemeinde Ohle mit 759 Eingesessenen. Im nordöstlichen Amte Neuenrade treffen wir die gleichnamige Stadt von 1855, 1454 evangelisch, 398 katholisch, 3 jüdisch, an der Hönnequelle, ein Fabrikstädtchen, und die Land- und evan- gelische Psarrgemeinde Dahle mit 916 Einwohnern. Aus den östlichen Ämtern merken wir noch in Werdohl die gleichnamige Land- sowie evangelische und katholische Psarr- gemeinde mit 6264, und in Herscheid die gleichnamige Land- und evangelische Pfarrgemeinde mit 3116 Eingesessenen. Das große Dorf Werdohl, rechts an der Lenne, hat zwei große Walzwerke und eine Heu- und Dunggabelfabrik. Ihm gegenüber, am linken Ufer, stand einst auf der Höhe die Burg Pungelscheid, der Wohnsitz der Familie von Neuhof. Ein jüngerer Nachkomme dieser Familie hatte sich gegen Ende des siebenzehnten Jahrhunderts mit seinen Angehörigen entzweit und war endlich nach Frankreich gezogen, wo er Kriegsdienste nahm. Diesem wurde 1696 zu Metz ein Sohn geboren, Theodor von Neuhof, der schon während seiner ganzen Jugendzeit ein sehr bewegtes, abenteuerliches Leben führte. Er soll in Münster und Köln studiert und in dieser letztern Stadt einen jungen Mann im Zweikampfe erschlagen haben und da- durch genötigt worden sein, in das spanische Heer einzutreten, welches gerade damals gegen die maurischen Bewohner Nordafrikas zu Felde zog. Aber als er eben Hauptmann geworden war, geriet er bei einem Ausfall aus der Festung Oran in die Gefangenschaft der Feinde, welche ihn dem Bey von Algier auslieferten. Achtzehn Jahre lang versah er bei diesem die Dienste eines Dolmetschers. Als aber die Bewohner der Insel Eorsika sich gegen ihre bisherigen Gebieter, die Genuesen, empörten, zog er ihnen mit Schiffen und

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 137

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 137 — begann doch schon 1529 die sogenannte Kommission zur Untersuchung des Kirchenwesens damit, die Martini- und Simeonskirche als an- gebliche Kollegiat- resp. Klosterkirchen zu schließen und im folgen- den Jahr die Protestanten auch aus der Marienkirche zu vertreiben, so daß die Bürgerschaft sich auf die ausschließliche Benutzung der Paulinerkirche beschränkt sah. Ein Versuch der Jesuiten, das seit der Reformation protestantisch gewordene adelige Fräuleinstift zu St. Marien zur Gegenreformation noch heranzuziehen, wurde glück- lich abgewiesen; als im Jahre 1634 die Schweden unter Bauer und dem Herzog Georg von Brannschweig von Nienburg aus auf Minden heranrückten und letzterer am 10. Juli die Belagerung er- öffnete, empfand man dies als eine Erlösung. Kaiserlicher Kommandant war hier der General Stephan Albrecht, welcher sich zu einer tapferen Gegenwehr rüstete, und da er mit Recht der Haltung der Bürgerschaft mißtraute, dieselbe den Eid der Treue schwören ließ und die wehrhaften Männer auf den Wällen unter die kaiserlichen Soldaten verteilte. Nun folgte eine Zeit schwerer Not, und obwohl die Schweden, am 30. Juli mittels einer Batterie am Weferthore das Feuer er- öffneten und an diesem Tage über zweihundert Schüsse auf die Stadt abfeuerten, gelang es ihnen erst am 30. Oktober, durch eine große Batterie am Simeonsthore die Bresche zu schießen, welcher dann am 3. November die Kapitulation und am 10. November der Auszug der noch zweitausend Mann starken kaiserlichen Besatzung folgte. Aus dieser Zeit stammt eine viereckige silberne Münze mit der Aufschrift „Minda obsessa" und der Jahreszahl 1634, welche am 12. September zum ersten Male zur Befriedigung der kaiserlichen Soldateska verausgabt wurde. Während des Restes des dreißigjährigen Krieges verblieb Mtiv= den ungestört in schwedischem Besitz und erfreute sich unter der Regie- rung der beiden schwedischen Gouverneure, Generalmajor von Sabelitz und Graf Otto Steenbock, deren erste Regierungshandlung natürlich die Herausgabe der Kirchen an die Evangelischen war, einer ebenso einsichtigen wie humanen Verwaltung.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 209

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 209 — dem Magistrate, et wolle die Stadt haben. Kein Sträuben half, Tilly besetzte mit 600 Mann den Ort. Herford litt fürchterlich unter dem Kriegsdrucke. Im Jahre 1627 kam die Besatzung von Minden in die Nähe der Stadt und raubte alles Vieh aus den Werrekämpen. Zur selben Zeit wütete die Pest in dem Orte, und ein großer Teil der Bürger starb. Zu diesen Drangsalen aller Art kam bald neue Not. Im Jahre 1629 befahl der deutsche Kaiser Ferdinand, alle eingezogenen kirch- lichen Güter den Katholiken zurückzugeben. Wirklich langten bald darauf kaiserliche Bevollmächtigte in Herford an, um die Stadt- kircheu, die Klöster und Güter den Lutherischen wegzunehmen und die Herforder zum katholischen Bekenntnisse zurückzuführen. Her- ford weigerte sich standhaft, diesen Befehl zu befolgen. Die An- kunft des schwedischen Königs Gustav Adolf in Deutschland und seine Siege änderten die Sache. Auch die Herforder blieben im Besitze ihrer kirchlichen Güter. Am 4. Februar 1633 besetzte der schwedische General von Kniephansen mit seinen Truppen die Stadt; bald kamen die Kaiser- lichen und trieben die Schweden zurück. Nun rückte der schwedische Feldherr Alexander von Leslie vor, warf die Feinde ums Jahr 1636 aus Herford und schlug bei der Stadt ein Lager auf. Hier stand er sechs Wochen. Auf der Schildefcher Heide lagerten die Kaiserlichen. Die Kriegsvölker sogen die Gegend bis aufs Blut aus. Herford mußte den Schweden Steuern über Steuern bezahlen, Brot, Bier, Getreide und andere Lebensmittel liefern und obendrein Plün- derungen und Grausamkeiten erdulden. Der Wohlstand sank, die Stadt kam tief in Schulden. Um diese Zeit verlor Herford auch die Reichsuumittelbarkeit. Der große Kurfürst beschloß, da das umschließende Ravens- berger Land, seit 1609, wenn auch nur erst vorläufig, zu Branden- bürg gehörte, Herford ihm beizufügen. Er befahl am 11. August 1647 seinem Kommandanten Wolf Ernst von Eller, sich der Stadt mit Gewalt zu bemächtigen, sie mit Reitern und Fußvolk zu be- setzen, ohne Plünderung die Bürger zu entwaffnen und ihnen zu S ch ul z e, Heimatskunde.
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