Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 34

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
34 bei ertappt, so erhielten sie Strafe. Diese Erlaubni sollte den Knaben Gelegenheit geben, sich in der List zu den. Die Jugend wurde von den frhesten Jhren an durch Leibesbungen und Abhrtung gestrkt. Die neugeborenen Kinder wur-den geprft, ob sie krperlich stark wren, und es bestand sogar die harte Einrichtung, da die schwchlichen Kinder am Berge Taygetus ausgesetzt wurden, damit in dem Staate keine schwch-liehen. Brger aufwchsen. Bis zum siebenten Jahre blieben die Kinder im elterlichen Hause unter der Obhut der Mtter; von da an aber wurden sie der ffentlichen Erziehung oder dem Staate ganz bergeben. In Abtheilungen eingereiht wurden sie in jeder Art von Leibesbung, im Schwimmen, Wettlaufen, Ringen, Kmpfen unterwiesen. Sie dursten karte verweichlichenden Gewohnheiten annehmen, muten auf Schilf schlafen und diesen sich selbst aus dem Eurotas holen, Hunger, Durst, Hitze, Klte geduldig ertragen; ja sogar jedes Jahr an einem bestimmten Tage fand am Altare der Artemis eine Geielung der Jnglinge statt, und es galt als ein Schimpf, wenn man durch eine Miene den Schmerz zu erkennen gab. Es wird erzhlt, da manche tobt zusammengesunken seien, ohne durch einen Laut den Schmerz zu ver-rathen. Auch die spartanischen Mdchen erhielten eine hnliche Erziehung, wie die Knaben; sie muten den Krper den durch Schwimmen, Laufen, Ringen und selbst durch den Gebrauch der Lanze. So wurden die Mtter der Spartaner eben so krftig und vaterlandsliebend, wie die Männer, und von ihnen geachtet zu werden, galt den spartanischen Mnnern sehr viel. Eme Sparta-nert gab ihrem Sohne, als er zum Kampfe auszog, den Schild mit den Worten: Mit diesem oder aus diesem!" Als einer an-deren Spartaner in die Kunde gebracht wurde, da ihr Sohn ge-fallen sei, so fragte sie nur, ob er gesiegt habe; und als man ihr dies bejahte, sagte sie frohes Sinnes: Dazu habe ich einen Sohn geboren, da einer wre, der fr das Vaterland zu sterben wte." Auf die Ausbildung des Geistes wurde weniger Sorgfalt verwendet; denn krftige Brger und tapfere Krieger heranzuziehen war die Hauptaufgabe des spartanischen Staates. Die spartanische Jugend lernte hauptschlich Kriegslieber auswendig; aber sie wurde auch daran gewhnt, die Dinge schnell zu erfassen und bestimmt und kurz darber sich auszusprechen. Daher sagt man sprchwrt-lich lakonisch reden, um einen recht kurzen und bndigen Gedankenausdruck zu bezeichnen. Strenger Gehorsam des Jngern dem Aertem gegenber war ein Hauptgebot; jeder Jngere mute sich unbebingt dem Acltern unterwerfen, und dieser hatte das Recht, selbst auf ffentlicher Strae denselben zu strafen. Die Bevlkerung des spartanischen Staates bestand aus Spar-

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 139

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
139 Die Sueven, welche schon Csar bei seinem Uebergang der den Rhein kennen lernte, waren ein durchaus kriegerischer Stamm. Sie hatten keine zu bleibendem Eigenthum bestimmte Lndereien, sondern ihre Fürsten theilten den Familien jhrlich so viel Land zu, als ihnen gut schien, und jhrlich muten ^ sie diesen Besitz unter einander wechseln, damit keiner durch langjhrige Gewohn-Bett den Boden, den er bebaute, lieb gewnne und die Lust zum Kriege mit der Liebe zum Ackerbau vertauschte. Keiner bekam mehr als der andere; so sollte es dem Einzelnen unmglich ge-macht werden, sich mehr zu erwerben und als Mchtigerer den Aermeren zu verdrngen oder durch die Begierde nach Reichthmern Parteiungen zu erregen. Jhrlich mute ein Theil in den Krieg ziehen, die brigen bebauten die Felder, und wenn jene heim-kehrten, zogen diese in den Kampf. So wurde bei der Gesammt-heit die Uebung in den Waffen, wie der Feldbau bestndig gepflegt und die Sueven waren ebenso im Angriff gefrchtet, als in der Verteidigung der eigenen Grenzen stark. Der Stamm der Sachsen, welcher Name ungefhr seit dem 3. Jahrhundert als der gemeinsame fr alle Vlkerschaften zwischen dem Niederrhein und der unteren Elbe vorkommt, war in manchen Dingen ganz verschieden von dem suevischeu Stamme. Die Sachsen hatten feste Wohnsitze, jeder Einzelne hatte sein bestimmtes, bleiben-des Eigenthum in Haus und Feld. Ackerban war ihre Haupt-beschftigung. Sie wohnten zechreut in einzelnen Hfen; die Feld-mark lag um den Hof herum und war eingezunt. Jeder Haus-vater war alleiniger Herr in feiner Familie, in Haus und Hof, die er durch seinen Arm beschtzte. Das ganze Leben war nicht sowohl ein fast ausschlielich kriegerisches, sondern mehr patriarcha-lisches. Mehrere Gehfte bildeten zusammen eine Gemeinde, und die Gemeinden einen Gau. Diese in Vereinzelung wohnenden Vlkerschaften des schsischen Stammes waren mehr den Angriffen der eroberungsschtigen Rmer ausgesetzt, als die mchtige Krieger-schaar der Sueven. Da aber Kraft und Tapferkeit ihnen nicht fehlten, dies bewiesen die wiederholten Kmpfe mit den eindringen-den rmischen Legionen, welche nur mhsam ein Stckchen Land nach dem anderen erobern konnten und aus der Eroberung in Kurzem wieder ganz verjagt wurden. Der Stamm der Gothen war in seinen ferneren Wohn-sitzen im Osten von Deutschland vor der groen Vlkerwanderung wenig bekannt. Wie die beiden anderen Stmme, zhlte derselbe mehrere Vllerschaften. Die Gothen waren ein uerst bildungs-fhiger Stamm; sie lernten auch zuerst unter den deutschen Vl-kern durch ihre Berhrung mit dem rmischen Reiche an der untern Donau das Christenthum kennen. Das lteste deutsche

3. Erzählungen aus der Geschichte - S. 143

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Hunnen waren ein furchtbar wildes und hliches Volk. Sie hatten einen festen Gliederbau, breite Schulrern, dicke Hlse und eine kleine Statur; ihr ganzes Aussehen war so unfrmlich, da man sie mit grob zugehauenen Brckenpfosten vergkch. Sie waren immer zu Pferde und zeichneten sich als wilde Reiter aus. In Htten giengen sie nur in der grten Noth. Hunger, Durst und Klte lernten sie von Kindheit auf ertragen. Von Ackerbau wuten sie nichts; sie schweiften wild umher, raubten und pln-derten, ohne feste Wohnsitze, ohne Gesetz und bleibende Sitte. Die Treue kannten sie nicht; was ihnen die wilde Begierde vorhielt, das erjagten sie. Sie lebten von Wurzeln und dem Fleische eines jeden Thieres, das ihnen der Znsall zufhrte; sie brauchten aber kein Feuer, sondern legten das Fleisch nur unter den Sattel, um es mrbe zu reiten. Wie ihre Natur, so war ihr Kampf wild .und ungeregelt. Pltzlich griffen sie aus ihren schnellen Rossen an, gebrauchten Wurfgeschosse, deren Spitzen nicht ohne Kunst aus Knochen verfertigt waren, in der Nhe Schwerter und Schlingen, die sie dem Feinde um den Kopf warfen, um ihn so fortzn-schleppen. Ursprnglich wohnten sie in der heutigen Mongolei und beherrschten einen groen Theil des nrdlichen und stlichen Asiens. Sie gehrten zu jenen Raubschaaren, gegen welche schon um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Chinesen die groe chinesische Mauer lngs ihrer Nordgrenze hin errichtet hatten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Hun-nen von den Chinesen ganz aus ihren Wohnsitzen verjagt und ge-nthigt, sich westwrts zu ziehen. Im Jahr 375 waren sie bis an die Wolga vorgedrungen und stieen hier auf die Alanen, welche zwischen der Wolga und dem Don lebten. Diese wurden leicht besiegt, und mit ihnen vereint drangen die Hunnen weiter in das jetzige Rußland vor. Ein Theil des deutschen Volles der Gothen, die Ostgothen, hatten ihre Wohnsitze bis gegen das schwarze Meer hin; sie waren daher zuerst den Angriffen der Hunnen ausgesetzt. Ihr greiser König Hernmnrich, welcher das Unglck seines Volkes nicht ber-leben wollte, tdtete sich selbst. Die Ostgothen _ wurden groenteils unterworfen, ein kleiner Theil zog sich in die Karpathen zurck und drngte sich ans die Westgothen. Die letzteren aber, da sie Widerstand fr unmglich hielten, erbaten sich durch Ge-sandte, an deren Spitze der gothische Bischof Ulfilas stand, von dem rmischen Kaiser Valens in Konstantinopel Land und Weiden auf dem rechten Donauufer und versprachen dasr Schutz und Bei-stand. Valens wies ihnen Wohnsitze in Msien (Serbien und Bulgarien) an. Die Hunnen trieben sich jetzt der 50 Jahre lang in den sdlichen Steppen von Rußland, in Polen und

4. Erzählungen aus der Geschichte - S. 160

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
160 98. Tie Völker und Reiche zur Zeit Karls des Groen. Als Karl der Groe König des mchtigen Frankenreiches wurd^ waren die Volker in Europa in folgender Weise vertheilt-, c Das frnkische Reich umfate das ganze heutige Frankreich, mdem ihm auch die Herrschaft der Burgunder und Westaothen erlag ferner Belgien, Niederlande, Alemannien, Bauern, Thringen An der nordlichen Grenze des Frankenreichs, von der Ems Ms zur Elbe und vom Meere bis Thringen herauf wohnten die Sachsen, em starkes Volk und noch immer treu der alten Religion ^=ernr?alet/ rro^renb an ihren westlichen und sdlichen Grenzen das Chnstenthum schon Eingang gestmden hatte. In Italien herrschten die Langobarden; der sdliche Theil und Sinnen gehrten zum byzantinischen Kaiserreich. Letzteres umfate damals noch ganz Griechenland, Dalmatien, Macedonlen, Thrazren bis an den Ballan und Kleinasien bis an den oberen Euphrat. In Spanien hatte das Khalifat von Cordova fast alles Land in Besitz; auch ein Theil der Nordkste von Asrika war demmen unterworfen. Die Westgothen hatten sich in die nord-westlichen Gebirge zurckgezogen und behaupteten hier ihre Unab-hangigkeit. ' England war in mehrere angelschsische Herrschaften mit eigenen^ Knigen getheilt; dort hatte das Christenthum schon frhe festen Fu gefat. , ^ie Völker der nrdlichen Lnder von Europa waren noch wenig bekannt. Ans Skandinavien und Dnemark kamen die ae-furchteten Nordmnner oder Normannen und waren durch ihre ruberischen Emflle der Schrecken der Kstenvlker. Auf langen schmalen schiffen erschienen sie an den Mndungen der Flsse ^ cvv a-nen ff1 ,^ef ins Land. So kamen sie aus der Seine bis Paris, auf der Loire bis Orleans, auf der Garonne bis Toulouse und auf dem Rheine bis Kln und Bonn. Sie sollen sogar qe-wandt darin gewesen fem, ihre Schiffe groe Strecken weit der das Land sortzufchaffeu und in andere Flsse zu bringen Von einer normannischen Niederlassung erhielt ein Theil der Nordkste Frankreichs den Namen Normandie. Oestlich von der Elbe wohnten unter verschiedenen Namen die zahlreichen Stmme der Slaven. Sie blieben noch lange dem Heidenthume treu, nachdem fast in ganz Europa schon das

5. Erzählungen aus der Geschichte - S. 167

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
167 stliche und mittlere Schweiz und die Städte Speier, Worms und Mainz; Lothar erhielt Friesland, alles Land zwischen dem Rhein, der Schelde, Maas, Saone und Rhone, Italien und die Kaiser-wrde; Karl, welcher den Beinamen des Kahlen hatte, bekam alles Land westlich von dem Reiche Lothars und die spanische Mark. Durch diese Theilung wurden die Völker im karolingischen Reiche im Wesentlichen nach ihrer Stammverschiedenheit getrennt. Das Reich Karls des Kahlen hie fortan das Frankenreich oder Frankreich; die Franken hatten hier Sprache und Sitten ge-ndert und waren romanisiert worden. Ludwig der Deutsche be-herrschte alle Völker deutscher Zunge, welche ihre Sprache und Sitten rem deutsch erhalten hatten; Lothars gleich, das in einem schmalen Strich Landes von der Nordsee bis nach Italien sich ausdehnte und im nrdlichen Theile den Namen Lotharingen ^r-hielt, schlo theils romanisierte, theils deutsche Vlkerschaften in sich, zerfiel aber schon 870, als das karolingische Geschlecht daselbst ausgestorben war. Es wurde von Ludwig dem Deutschen und Kahlen in der Weise getheilt, da Ludwig , das ganze linke Rheinufer von Basel an nebst Friesland, oder den von den Deutschen bewohnten Theil, und Karl den brigen, romanischen Theil erhielt. Die Grenze beider Reiche waren die Maas und die Boges en. In Frankreich folgten auf Karl den Kahlen schwache Regenten, und 987 starb hier das karolingische Haus ganz aus. Die Groen erhoben jetzt den ^Herzog Hugo Gap et, den Stammvater der spteren franzsischen Kmge, aus 'Iben Thron. Auch in Deutschland, wo noch Ludwig der Deutsche mit vieler Kraft das Reich gegen die Einflle der Slaven und Nor-mannen geschtzt hatte, sank unter den folgenden Knigen die Macht und das Ansehen der Karolinger, und das Haus starb 911 mit Ludwig dem Kind aus. . 103. Alfred der Groe Nicht lange nachher, als Karl der Groe das Frankenreich zu groer Macht und Blthe erhoben hatte, bestieg in England Alfred der Groe den Knigsthron und machte durch die Kraft feines Geistes, durch Tapferkeit und edle Gesinnung sein Vaterland stark im Innern und sicher gegen uere Feinde. Er regierte 872901.

6. Erzählungen aus der Geschichte - S. 219

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
219 Dritte Wtheitung, Pic Neuzeit, . 128. Die Reformatio. Martin Luther. Schon auf den frheren Kirchenversammlungen zu Konstanz (14141418) und zu Basel (14311449) war der Abstellung von Mibruchen, welche sich im Laufe der Zeit in kirchliche Dmge eingeschlichen hatten, berathen worden; aber es wurde fem Zrel erreicht. Whrend daher das Bedrfni bessernder Aenderungen immer mehr gefhlt wurde, gaben den nchsten ueren Ansto zu der groen Reformation des 16. Jahrhunderts die Ablapredigten des Dominikaners Johann Tetzel. Der Papst Leo X. hatte nmlich einen Abla ausgeschrieben und bestimmt, da die bei demselben geschenkten Gaben zur Voll-endung der schon von dem Papst Julius Ii. begonnenen pracht-vollen Peterskirche in Rom verwendet werden sollten. In Deusch-land aber predigte Tetzel diesen Abla in so entstellender Weise, da viele zu dem Jrrthum verfhrt wurden, man knne sich fr Geld von den Snden loskaufen. Daher erregte das Verfahren Tetzels bald allgemeinen Unwillen. Zuerst trat gegen diesen Mi-brauch Martin Luther aus und machte damit den ersten An-fang zur Reformation. Martin Luther war am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater, ein armer Bergmann, lie ihn die Kloster-schule zu Magdeburg besuchen und schickte ihn 1501 auf die Universitt zu Erfurt mit dem Wunsche, da er die Rechtswissen-schast studiere. Da aber Luther dazu keinen Berufs in sich fhlte, gerieth er mit sich selbst in einen inneren Kampf und entschlo sich zuletzt, wider den Willen seines Vaters in das Augustiner-kloster zu Erfurt einzutreten, um hier dein geistlichen Leben sich zu widmen. Unter der Leitung seines Ordensvorstandes Johann von Staupitz bildete er sich hier weiter aus und fand in feinen vielen inneren Kmpfen Ruhe. Im'jahre 1508 wurde er auf Empfehlung seines Vorgesetzten von dem Knrsrsten Friedrich dem Weisen von Sachsen an die neu gestiftete Universitt Wittenberg als Lehrer der Weltweisheit berufen und dann Professor der Theologie. In dieser Stellung nun lie er am Vorabend des Aller-heiligenfestes 1517 nach damaliger Sitte fnfundneunzig Thesen oder theologische Stze an der Schlokirche zu Wittenberg an-

7. Erzählungen aus der Geschichte - S. 220

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
220 schlagen, um seine Lehre und seinen Widerspruch gegen Tetzel zu begrnden. Anfangs schenkte man der Sache keine besondere Auf-merksamkeit. Bald aber entstand darber ein weiter gehender Streit, und man blieb nicht mehr bei jenen fnfundneunzig Thesen stehen.^ An Luther schloffen sich so viele Anhnger sowohl aus den Burgern der Städte, als aus dem Adel an, da durch eine ppstliche Bulle der Alle, welche Luthers Lehre annehmen wrden, der groe Bann ausgesprochen und Luther selbst zum Widerruf nach Rom vorgeladen wurde. Er verbrannte aber 1520 die ppst-liche Bulle und das rmische Kirchenrecht ffentlich zu Wittenberg und sagte sich dadurch frmlich vom Papste los. Jetzt wurde Luther von dem neu gewhlten Kaiser Karl V. (15191556), welcher eben einen Reichstag nach Worms berufen hatte (1521), zur Verantwortung dahin vorgeladen. Seine Freunde erinnerten ihn an das Schicksal des Johannes Hus und des Hierony-mus von Prag; er konnte aber in dem festen Vertrauen auf seine Sache nicht erschttert werden. Von der glnzenden Reichsversammlung in Worms zum Widerruf aufgefordert, berief er sich aus die Bibel als die einzige Quelle seiner Lehre und schlo standhaften Muthes seine Verteidigung mit den Worten: Hier stehe ich ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!" Luther mute sofort Worms verlassen; aber sein Gnner und Freund, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte fr seine Sicherheit gesorgt. Er wurde unterwegs von fnf ver-kappten Rittern aufgegriffen und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht. Hier lebte er zurckgezogen 152122, und da er sich in seiner Lehre auf die heilige Schrift als die einzige Grundlage derselben bezog, bersetzte er während seines Aufenthaltes auf der Wartburg zuerst das neue Testament und dann die ganze Bibel in die deutsche Sprache. Diese erste deutsche bersetzung der Bibel fand, da kurz vorher die Buchdruckerkunst erfunden worden war, schnelle und vielfache Verbreitung; fr die deutsche Sprache ist sie wichtig geworden, weil von jetzt an sich eine allgemeine sogenannte hochdeutsche Schriftsprache bildete, während srher in den einzelnen Dialekten oder Mundarten geschrieben wurde. Die Lehre Luthers verbreitete sich bald durch ganz Deutsch-land. Doch galten bei der Annahme wie bei der Bekmpfung der-selben nicht immer blo die Rcksichten aus Religion und Kirche, sondern auch der Gewinn oder der Verlust weltlicher Vortheile und Rechte. Daher kam es bald zu so groen Streitigkeiten im deutschen Reiche, da das Reich zwei Heerlagern glich, in welchen die Anhnger der neuen Lehre und des Papstes einander gegen-ber standen. Luther selbst erlebte den Ausbruch des Kampfes nicht mehr. Er starb in seiner Vaterstadt Eisleben am 18. Feb-

8. Erzählungen aus der Geschichte - S. 172

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
172 fast ganz aufgerieben. Die andere Schaar war in der Gegend von Merseburg. Gegen sie zog Heinrich selbst. Nachdem er die Seinen durch feurige Worte begeistert hatte, begann er den Kampf, und mit voller Siegeszuversicht rckten die Deutschen in die Schlacht. Die Ungarn wurden 933 bei Merseburg vollstndig geschlagen und ihr ganzes, mit Beute angeflltes Lager fiel tu die Hnde der Sieger. Heinrich aber wurde von seinen Leuten Vater des Vater-lauds" genannt und sein Ruhm war groß bei allen Vlkern. . 105. Otto der Groe. Nach Heinrich I. wurde sein Sohn Otto I. gewhlt; er regierte 936973 und erhielt den Beinamen des Groen. Schon bei seiner Krnung trat die hohe Achtung zu Tage, welche man vor dem neuen König hatte. Otto I. wurde nmlich zu Aachen, welche Stadt von jetzt an der gewhnliche Krnungsort fr die deutschen Könige blieb, unter ganz besondern Feierlichkeiten ge-krnt; es erschienen dabei gewisse Hofmter, welche in der Folge als die ersten Ehrendienste galten und bis in die letzten Zeiten der Kaiserkrnungen bestanden. Der Herzog von Lothringen bernahm als Erzkmmerer die Sorge fr die kniglichen Gemcher; der Herzog von Bayern war Erzmarschall und hatte als solcher das knigliche Heer- und Hoflager zu besorgen; der Herzog von Franken bediente als Truchse die knigliche Tafel; der Herzog von Schwaben war Mundschenk. Als Otto der Groe die Regierung des Reiches antrat, suchten einzelne Herzoge durch Unruhen und Emprungen den neuen König zu verdrngen und ihre eigene Macht zu erweitern. Aber Otto warf diese aufrhrerischen Versuche mit krftiger Hand nieder und gab dem Reich aufs Neue Strke im Innern. Nicht minder krftig trat er gegen die ueren Feinde auf. Die Ungarn, von aufrhrerischen Groen herbeigerufen, fielen wieder, wie unter Heinrich I., ins Reich ein und^.drangen 955 in verheerendem Zug bis Augsburg vor. Hier aber auf dem Lechfelde wurden sie von Otto so geschlagen, da sie von jetzt an die deutschen Grenzen nicht mehr berschritten. Wie im Reich, so verschaffte Otto auch bei den auswrtigen Vlkern dem kniglichen Namen des deutschen Reichsoberhauptes ein gebieterisches Ansehen. In Oberitalien waren zwtschen einzelnen Groen, welche nach der Herrschast strebten, groe Fehden ausgebrochen. Adelheid, die Wittwe des Herzogs Lothar, war vor den Verfolgungen Berengars, des Herzogs von Jvrea, der

9. Erzählungen aus der Geschichte - S. 225

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
225 . 132. Der dreiigjhrige Krieg. Tilly. Wallenstein. Gustav Adolf. Als nach Maximilian Ii. Tod Rudolf Ii. 1576 Kaiser geworden war, trbte sich das friedliche Verhltni zwischen Katho-liken und Protestanten immer mehr. Die Protestanten, welche zu dem von den Jesuiten geleiteten Kaiser kein Vertrauen hatten und fr ihre Sache frchteten, schlssen 1608 die Union und stellten den Kurfrsten Friedrich Iv. von der Pfalz an ihre Spitze. Die katholischen Stnde dagegen traten zu der katholischen Liga zusammen und nahmen Maximilian von Bayern zu ihrem Fhrer. Unter Rudolf Ii. Nachfolger Mathias endlich brach 1618 der lange genhrte Zwiespalt zum offenen Kriege aus; eine an sich unbedeutend erscheinende Veranlassung hatte die aufs Hchste gereizten Gemther zum Kampfe mit den Waffen entzndet. Eine protestantische- Kirche in Klostergrab in Bhmen war niedergerissen und in Braunau der Bau einer solchen verwehrt worden. Dar-ber emprten sich die Protestanten und warsen die kaiserlichen Rthe in Prag zum Fenster hinaus. Dieser Gewaltthat folgte der Krieg, und nachdem einmal das Schwert gezogen war, ruhte es nicht wieder, bis Erschpfung auf beiden Seiten die Fortsetzung des Krieges unmglich machte. Der Krieg nahm seinen Anfang zu Prag, und Bhmen war von 16181620 der Schauplatz desselben. Die Bhmen hatten nmlich den 1619 gewhlten Kaiser Ferdinand Ii. nicht an-erkannt und das Haupt der protestantischen Union, Kursrst Fried-rich V. von der Pfalz, zu ihrem König erwhlt. Aber sie wur-den durch die Schlacht am weien Berg bei Prag wieder unterworfen, gezchtigt und Friedrich gechtet; die vertriebenen Jesuiten wurden zurckgefhrt, und Kaiser Ferdinand zerschnitt mit eigener Hand den Majesttsbrief, in welchem Kaiser Mathias den Protestanten in Bhmen ihre Rechte verbrieft hatte. Der Protestantismus sollte aus Bhmen vertilgt werden. Hierauf wurde der Krieg trt die Pfalz verlegt; von 1621 bis 1623 kmpften daselbst fr den aus Deutschland verban" Kurfrsten Friedrich und die Sache der Protestanten der Christian von Braunschweig, der Markgraf Friedr ,-c Baden-Durlach und Ernst von Mansfeld gegen dcn General Tserclas Tilly, welcher das Heer der katholischen Liga fhrte. Nach anfnglichem Glcke wurde Friedrich von Baden bei Kappes, Erzhl, a. d. Gesch. 4. Aufl. 15

10. Erzählungen aus der Geschichte - S. 226

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
226 Wimpfen von Tilly vllig geschlagen und nur durch den freiwilli-gen Heldentod von 400 Pforzheimer Brgern gerettet. Nach der Unterwerfung der Pfalz rckte Tilly nach Nord-deutschland vor und besiegte auch Christian von Braunschweig. Da jetzt die Sache der Protestanten auch in Norddeutschland ver-loren schien, erhob sich fr dieselben Christian Iv. von Dnemark als Herzog des deutschen Reichslandes Holstein und Schwager des gechteten Friedrich von der Pfalz. Auch England und die Niederlande leisteten Hilfe. Der Kaiser hatte beim Anfange des Krieges die ganze Leitung dem Haupte der katholischen Liga, dem Herzog Maximilian von Bayern bertragen und denselben nach der Aechtung Friedrichs von der Pfalz mit dessen Kurwrde be-lohnt. Um indessen von Maximilian und der Liga, welche bis jetzt allein ein Heer unter Tilly den Protestanten entgegen-gestellt hatte, unabhngig zu sein, wollte der Kaiser ein eigenes Heer ausstellen, und da kam ihm das Anerbieten eines bhmischen Edelmannes erwnscht. Albrecht von Wallenstein war 1583 zu Prag geboren, ausgezeichnet durch besondere Geistesanlagen, durch viele Reisen gebildet, in Kriegen gegen die Trken, Venetianer und in Bhmen als tchtiger Fhrer bewhrt, sehr reich durch V.erheirathung und die Herrschaft Friedland an der Nordgrenze Bhmens, welche ihm nebst dem Herzogtitel Ferdinand Ii. fr seine Verdienste und die Haltung eines Regimentes geschenkt halte, dabei ehrgeizig und nach Herrschaft begierig. Dieser hervorragende Mann versprach dem Kaiser 50,000 Mann zu stellen; und in kurzer Zeit hatte sein Name alle kriegs- und beutelustigen Leute um feine Fahne versammelt. Mit auerordentlicher Vollmacht im Oberbefehl aus-gestattet, zog er zu Felde nach Norddeutschland, wo auch noch Tilly mit der ligistischen Armee stand. Der König Christian von Dne-mark wurde besiegt und 1629 zum Frieden gezwungen. Aber auch die beiden Herzoge von Mecklenburg wurden durch Wallen-stein aus ihrem Lande vertrieben und auf Verlangen des Letzteren vom Kaiser ihres Herzogthums entsetzt. Wallenstein wurde mit Mecklenburg belehnt. Von jetzt an suchte Wallenstein seine Herrschaft zu befestigen und der Pommern auszudehnen. Aber die Stadt Stralsund leistete ihm krftigen Widerstand. Und wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel gebunden wre, so mte es herunter!" hatte Wallenstein gesagt. Er hatte sich getuscht. Wiederholte Strme wurden mit harten Verlusten fr Wallenstein zurckge-schlagen, und er sah sich genthigt die Belagerung aufzuheben, als noch 2000 Schweden der Stadt zu Hilfe kamen. Inzwischen hatten das herrische Verfahren Wallensteins und
   bis 10 von 111 weiter»  »»
111 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 111 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 31
3 0
4 3
5 1
6 0
7 0
8 0
9 1
10 12
11 4
12 0
13 0
14 1
15 1
16 4
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 4
26 12
27 35
28 1
29 0
30 2
31 2
32 0
33 9
34 4
35 1
36 5
37 23
38 5
39 1
40 1
41 1
42 5
43 8
44 0
45 5
46 28
47 2
48 13
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 19
2 1
3 0
4 2
5 0
6 0
7 3
8 0
9 17
10 0
11 3
12 0
13 4
14 1
15 3
16 2
17 24
18 0
19 4
20 2
21 1
22 2
23 15
24 0
25 9
26 4
27 0
28 2
29 0
30 2
31 0
32 0
33 0
34 15
35 3
36 0
37 3
38 0
39 11
40 0
41 3
42 0
43 0
44 1
45 7
46 2
47 1
48 0
49 1
50 0
51 0
52 1
53 0
54 14
55 0
56 2
57 1
58 6
59 13
60 0
61 0
62 1
63 0
64 2
65 11
66 0
67 5
68 10
69 10
70 0
71 18
72 10
73 3
74 2
75 2
76 0
77 7
78 1
79 0
80 5
81 0
82 11
83 25
84 1
85 27
86 27
87 2
88 1
89 2
90 25
91 0
92 5
93 0
94 6
95 0
96 5
97 1
98 4
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 30
1 2
2 46
3 9
4 48
5 24
6 5
7 29
8 7
9 62
10 52
11 0
12 11
13 8
14 0
15 55
16 49
17 14
18 35
19 61
20 6
21 54
22 94
23 22
24 7
25 3
26 14
27 76
28 0
29 11
30 32
31 6
32 1
33 141
34 6
35 48
36 0
37 81
38 5
39 57
40 50
41 15
42 6
43 23
44 39
45 15
46 3
47 5
48 31
49 33
50 28
51 12
52 18
53 8
54 72
55 51
56 24
57 16
58 37
59 140
60 19
61 34
62 56
63 23
64 22
65 50
66 0
67 44
68 18
69 0
70 2
71 46
72 39
73 62
74 19
75 10
76 23
77 23
78 3
79 43
80 45
81 182
82 14
83 0
84 1
85 72
86 8
87 11
88 44
89 5
90 1
91 36
92 1
93 18
94 4
95 1
96 0
97 27
98 24
99 15
100 63
101 0
102 26
103 67
104 5
105 45
106 15
107 4
108 35
109 1
110 7
111 27
112 50
113 2
114 13
115 53
116 31
117 7
118 28
119 6
120 53
121 105
122 16
123 24
124 7
125 10
126 26
127 26
128 50
129 32
130 3
131 15
132 33
133 6
134 11
135 2
136 62
137 6
138 28
139 2
140 48
141 29
142 20
143 95
144 19
145 116
146 81
147 18
148 26
149 4
150 47
151 35
152 33
153 2
154 19
155 58
156 110
157 24
158 34
159 1
160 1
161 27
162 54
163 50
164 1
165 41
166 76
167 23
168 12
169 58
170 15
171 68
172 36
173 44
174 15
175 20
176 43
177 60
178 1
179 22
180 2
181 45
182 38
183 68
184 36
185 13
186 19
187 29
188 6
189 37
190 37
191 32
192 75
193 2
194 37
195 2
196 24
197 54
198 34
199 13