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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 143

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Hunnen waren ein furchtbar wildes und hliches Volk. Sie hatten einen festen Gliederbau, breite Schulrern, dicke Hlse und eine kleine Statur; ihr ganzes Aussehen war so unfrmlich, da man sie mit grob zugehauenen Brckenpfosten vergkch. Sie waren immer zu Pferde und zeichneten sich als wilde Reiter aus. In Htten giengen sie nur in der grten Noth. Hunger, Durst und Klte lernten sie von Kindheit auf ertragen. Von Ackerbau wuten sie nichts; sie schweiften wild umher, raubten und pln-derten, ohne feste Wohnsitze, ohne Gesetz und bleibende Sitte. Die Treue kannten sie nicht; was ihnen die wilde Begierde vorhielt, das erjagten sie. Sie lebten von Wurzeln und dem Fleische eines jeden Thieres, das ihnen der Znsall zufhrte; sie brauchten aber kein Feuer, sondern legten das Fleisch nur unter den Sattel, um es mrbe zu reiten. Wie ihre Natur, so war ihr Kampf wild .und ungeregelt. Pltzlich griffen sie aus ihren schnellen Rossen an, gebrauchten Wurfgeschosse, deren Spitzen nicht ohne Kunst aus Knochen verfertigt waren, in der Nhe Schwerter und Schlingen, die sie dem Feinde um den Kopf warfen, um ihn so fortzn-schleppen. Ursprnglich wohnten sie in der heutigen Mongolei und beherrschten einen groen Theil des nrdlichen und stlichen Asiens. Sie gehrten zu jenen Raubschaaren, gegen welche schon um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Chinesen die groe chinesische Mauer lngs ihrer Nordgrenze hin errichtet hatten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Hun-nen von den Chinesen ganz aus ihren Wohnsitzen verjagt und ge-nthigt, sich westwrts zu ziehen. Im Jahr 375 waren sie bis an die Wolga vorgedrungen und stieen hier auf die Alanen, welche zwischen der Wolga und dem Don lebten. Diese wurden leicht besiegt, und mit ihnen vereint drangen die Hunnen weiter in das jetzige Rußland vor. Ein Theil des deutschen Volles der Gothen, die Ostgothen, hatten ihre Wohnsitze bis gegen das schwarze Meer hin; sie waren daher zuerst den Angriffen der Hunnen ausgesetzt. Ihr greiser König Hernmnrich, welcher das Unglck seines Volkes nicht ber-leben wollte, tdtete sich selbst. Die Ostgothen _ wurden groenteils unterworfen, ein kleiner Theil zog sich in die Karpathen zurck und drngte sich ans die Westgothen. Die letzteren aber, da sie Widerstand fr unmglich hielten, erbaten sich durch Ge-sandte, an deren Spitze der gothische Bischof Ulfilas stand, von dem rmischen Kaiser Valens in Konstantinopel Land und Weiden auf dem rechten Donauufer und versprachen dasr Schutz und Bei-stand. Valens wies ihnen Wohnsitze in Msien (Serbien und Bulgarien) an. Die Hunnen trieben sich jetzt der 50 Jahre lang in den sdlichen Steppen von Rußland, in Polen und

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 181

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
181 5n in alter Zeit gab es unter dem Adel der Germanen solche, imfie wegen geringeren Besitzes anderen mchtigen Adeligen nachstanden. Diese traten nicht selten zu den Mchtigeren in ein Dienstverhltni und wurden deren Lehensleute. Ein solcher adeliger Lehensmann hie Ritter, d. i. Reiter, weil er seinen Heer-dienst mit seinem Herrn zu Rosse leistete. In diesem adeligen Lehensverhltnisse war der Anfang zu dem spter so einflureichen Ritterthum gegeben. Heinrich I. hatte wesentlich dazu beigetragen, da der Ritter-stand eine bevorzugte Stellung vor dem Volle erhielt. Diejenigen, welche den Dienst zu Ro im Kriege whlten, wurden von ihm durch besondere Auszeichnungen vor den Uebrigen geehrt, damit so die Lust an dem viel kostspieligeren Reiterdienst geweckt wrde. Am glnzendsten erscheint aber das Ritterthum zur Zeit der Kreuz-zge. In diesem groen Ereignisse fanden gerade die Tugenden, welche als besonderes Eigenthum der Ritter angesehen wurden, Treue, Muth, Ehrenhaftigkeit, Kampf fr die christliche Religion gegen die Unglubigen, Beschtzung der Unschuld, der Schwachen, Frauen und Waisen, die reichste Gelegenheit, sich zu bewhren. Der Ritter zeichnete sich schon uerlich vor dem brigen Volke aus. Er trug einen Ring- oder Schuppenpanzer um die Brust, einen Helm mit einem Visir, das der das Gesicht herab-gelassen werden konnte, am linken Arm einen dreieckcgen Schild, welcher wie' der Helm das Wappenbild des Geschlechtes zeigte, eine Lanze und das gerade Schwert, goldene Sporen, Armschienen und Handschuhe. Dazu kam noch ein Wappenrock, welcher den Krper bis zu den Knieen deckte und wie Schild und Helm, mit dem Wappenbilde geziert war. Wie die Stellung des Ritters, so war auch die Heranbildung zum Ritter eine besondere. Der Knabe von adeligem Geschlecht verblieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut der Mutter. Vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre that er als Edelknabe oder Bube an dem Hofe eines vornehmen Ritters Dienste, um das Leben des Ritters durch eigene Anschauung und Hebung kennen zu lernen und sich jung an Rittersitte zu gewhnen. Ein Pferd tummeln, die Waffen führen, den Krper in Kraft und zierlichem Anstand den, gehrte jetzt schon zur Aufgabe des adeligen Knaben. Mit dem vierzehnten Jahre durfte er als Junker (Jungherrlin) oder Knappe mit seinem Herrn in den Kampf ziehen; er mute demselben die Rstung tragen und das Pferd vorfhren. Im ein-undzwanzigsten Jahre, wenn er in ritterlicher Sitte und Tapfer-feit gebt war, erhielt er in feierlicher Weise den Ritterschlag. Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Beten vorbereitet hatte, gelobte er, Gott zu frchten, tglich die Messe zu hren,

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 134

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Mittelmeer wehrten des Knigs Flotten die normannischen und maurischen Seeruber ab. 5. Karl der Groe als Friedens fr st. 1. Auch im Innern seines Reiches brachte der König seinen Willen kraftvoll zur Geltung. Den Heerbann jedes Gaues sammelte und fhrte der Graf, der zugleich au Knigs Statt das Gaugericht leitete und die kniglichen Gter beaufsichtigte. Er leistete in des Knigs Hand den Treueid und erhielt von ihm als Lohn ein Gut zu Lehen, ^eine Amtsfhrung berwachten Knigsboten oder Sendgrafen, welche Karl aus seinen Bischfen und Grafen whlte. Auf dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes. Er hatte sich fr den Feldzug, der ihu den Sommer hindurch seinem Berns entzog, selbst auszursten und zu verpflegen. Zum Dank wahrte ihm der König das Recht, nur von Richtern (Schffen) seinesgleichen gerichtet zu werden und in den Heeresversammlungen, die jetzt im Mai stattfanden, der Krieg und Frieden mitzuentscheiden. Dennoch trieb die Not immer mehr Bauern, ihre Hufe an einen Groen (etwa den Grafen) oder eine Kirche abzutreten. Whrend diese Grundholden" sich ganz dem Landbau widmeten, konnte der Lehensherr mit seinen freien oder unfreien Reisigen fr sie der Kriegspflicht gengen. Diese Vasallen bildeten sein Gefolge, wie er selbst als Vasall zum Knigsgesinde gehrte. 2. Der König war der grte Grundbesitzer, aber auch der beste Landwirt seines Reiches. Auf seinen Gtern erhoben sich ganze Drfer, deren freie oder hrige Bauern an einen Bevoll-mchtigten aus ihrer Mitte, den auf dem Fronhof sitzenden Meier, Schlachtvieh, Korn und Wein zinsten oder als Hand-werker und Landwirte fronten. Die Bebauung der Pfalzgter leitete der König selbst mit genauer Sachkenntnis. Unter seinen Augen entwickelten sich die Knigshfe mit ihren Hhnern und Schwnen, ihren Bienenstcken und schellenbehangenen Rindern, ihrem Obst- und Gemsebau zu Musteranstalten fr den Land-bau, der immer tiefer eindrang in den gerodeten Wald. 3. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den steinernen Herrenhusern seiner Hofgter, den Pfalzen (palatium), mit Lauben, Obergeschossen und Nebengebuden von Holz: Attigny an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rheine Nimwegen und Ingelheim, Speier und Worms. Eine auergewhnlich hohe Gestalt von kraftvollem, ebenmigem Gliederbau, mit starker Nase und hellen, freundlichen Augen,

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 114

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
114 einer Verschwrung verwandter Fürsten, die seine Gre nicht ertrugen. Das Volk aber feierte noch jahrhundertelang in seinen Schildgesngen den Namen seines groen Befreiers, dem auch Rom seine Ehrfurcht nicht versagte. Ii. Die Vlkerwanderung. 1. Die Vlkerbnde und die Hunnen. 1. Die zahlreichen Stmme, in welche das Germanenvolk nach Armins Tode neuerdings zerfiel, konnten die Lande am Oberrhein nicht schtzen vor fremder Herrschaft. Seit den Tagen Hadrians deckte die rmischen Grenzprovinzen ein 60 Meilen langer Wall, der von der Mudung der Sieg und Lahn bis zur Altmhl und Donau reichte und den Schwarzwald samt seinen Pssen zu einem Vorlande Roms, dem Zehntlande" machte. Baden und Wiesbaden wurden Rmerbder". So wurde der Germane an seinen Raubzgen verhindert; von rmischen Kriegsgefangenen und dem gallischen Nachbar lernte er manche Verbesserung in Haus und Feld. Die Jagd wich dem Landbau, die Wildschur dem Leinenrock. Das hlzerne Wohnhaus, manchmal Stallung und Scheuern unter einem Dach umfassend wie heute noch in Westfalen, wurde mit farbigem Thon anmutig verziert; mit dem umzunten Garten bildete es das persnliche Eigentum des Hofmannes", der indes nach Bedarf und Belieben auch in den Wald hiueinrodete, um fr sich oder seine Shne Hufen" zu gewinnen: Gter von etwa 30 Morgen, deren Ertrag der Eigentmer zu heben" hatte-Auch der halbfreie (hrige") Mann geno in besonderer Htte seine eigene Huslichkeit; nur da er seinem Herrn Vieh und Getreide zinsen oder mit gebtem Handwerksgriffe Kleidungsstcke und Gerte fr Ackerbau, Jagd und Krieg fertigen mute. Die Sitten wurden allmhlich milder. Die hergebrachte Blutrache wurde durch das Wergeld verdrngt: eine allgemein gltige Ab-findung, welche an den Geschdigten oder dessen Angehrige, gewhnlich in Rindern, entrichtet werden mute. 2. Wie die Hufe der Sippen zu Drfern, so schlssen sich benachbarte Stmme zu V l kerbu d eu zusammen. In Sd-deutschland, vom Grenzwall bis zum Bhmerwalde breiteten sich die Sueben (Schwaben) oder Alemannen ans, und aus Bhmen kamen spter die von den Markomannen stammenden

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 212

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 212 - 1631 Umschlag brachte erst Gustavs glanzvoller Sieg bei Breiten-seld. Hlflos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vierecke seiner Lanbsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer-sprengt von den schwebischen Bauernshnen, die ihr König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden eingeteilt hatte. 3. Whrenb die Sachsen unter Arnim Bhmen eroberten zog der König wie ein Blitz durch die Pfaffengasse", die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg, an den Rhein; als die Verhanblnngen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im Frhjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr ber-schreiteub, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont ge-blieben war; er zog in Mnchen ein und bedrohte Wien. Knr-frst Maximilian war ein heimatloser Mann; der Kaiser zitterte. 4. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten und Städte suchten das Bndnis des Lwen ans Mitternacht". Das Volk jubelte dem Nordlandsknige zu, dessen mchtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle berragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Krieg-fhrung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er tglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunbe mit seinem Heer; er hate die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Strenge. Er schtzte Kunst und Wissenschaft und erfreute sich gern am Lauten-spiel. Auer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Mutter-sprche, beherrschte er ein halbes Dutzend Sprachen; im Thuky-dides und Xenophon suchte er [eine Vorbilder. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewhrte er mich dein katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der grte Feldherr seines Jahrhunderts, fhrte er wohl auch, deu Degen in der Faust, persnlich seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde jhm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, fast in derselben stunde, in der Tilly zu Regensburg seinen Wnnden erlag. 5. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wal-lenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergrndliche Mann aus seinen bhmischen Schlssern biesen Augenblick erharrt. Jetzt warb er, im Besitze weitgehenber Vollmacht, ein neues Heer und fhrte es, die wachsen aus Bhmen drngend, nach Bayern-Gustav Adolf mute innehalten auf seiner Siegesbahn. Monate-lang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nrnberg den Fried-lndischen^ gegenber, bis e an Brot fehlte und an Totengrbern fr die Soldaten und Brger, welche von Hunger und Pest

8. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 137

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
137 2. Ein Vergleich schien den Zwist zu beenden, als die Kunde kam, der Sultan von Mossnl fem Tigris) habe das im ersten Kreuzzuge gegrndete christliche Frstentum Edessa vernichtet. Diesmal ergriff die Bewegung auch die Deutschen; um die Weihnachtszeit 1146 nahm König Konrad nach langem 1146 Widerstreben aus der Hand des Cisterzienser-Abtes Bernhard von Clairvaux weinend Kreuz und Fahne: Dem Herrn will ich dienen, der mich ruft." Von Regensburg fhrte er sein Heer an der Donau abwrts. Ludwig Vii. von Frankreich folgte ihm nach. Der Griechenkaiser setzte die Fremden rasch der den Bosporus. In den Wsten Kleinasiens zwangen Hunger und Krankheit und die Pfeile der Trkenreiter den König zur Umkehr. Haufen toter Menschen und Tiere bezeichneten seinen Weg; er selbst kam krank nach Konstantinopel zurck. 3. Kaum genesen, ging er mit dem König von Frankreich zu Schiff nach Akkon und lie sich zu einem Feldzuge gegen Damaskus verleiten. Dort trafen ihn erneute Verluste; die Untreue des Knigs von Jerusalem zwang ihn abzuziehen. 3. Das Rittertum. 1. Die Bauern hatten seit Karl dem Groen ihre Freiheit allmhlich eingebt; das letzte Bauernheer hieben die Anhnger Rudolfs von Schwaben am Neckar zusammen. Bischse, Grasen, Klster belehnten jngere Bauernshne, fr die sich lngst kein rodbarer Wald mehr sand, mit Teilen ihres Grundbesitzes; kleine Hofleute stellten sich freiwillig unter den Lehensschutz eines mchtigen Nachbars.' Dafr lieferten diese Grnndholden" dem Grundherrn" oder seinen Meiern Zins-wein und Ziuskoru oder arbeiteten fr ihn als Handwerker. Der Grundherr als Graf oder der Meier bte die Gerichts-barkeit. Der Ritterschaft" lag auch die Kriegspflicht ob. Die geistlichen und weltlichen Fürsten bildeten mit den Grafen den ersten, die Gemeinsreien (Freiherren) den zweiten Schild; aus den waffentchtigen Reitern", die von den Grundherren des hohen Adels Land zu Lehen erhielten und sich ihnen dafr in Treue angelobten wie die Gefolg-schaften der Urzeit, erwuchs der niedere Adel: aus den freien Dienstmannen bestand der dritte, aus den unfreien der vierte Schild. Auf den Kreuzzgen entwickelten sich nach romanischem Vorbild eigene Bruche, Rechte und Anschauungen dieses Standes. 2. Der zum Schildesamt" bestimmte Knabe erhielt vom siebten Jahr an im Edeldienst" eines Fürsten oder Edeln,

9. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 122

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
zu Lehen. Seine Amtsfhrung berwachten Knigsboten oder Sendgrafen, die Karl aus seinen Bischfen und Grafen whlte. Auf dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes; er hatte sich fr den Feldzug selbst auszursten und zu verpflegen. Zum Dank wahrte ihm der König das Recht, nur von Richtern (Schffen) seinesgleichen gerichtet zu werden und in den Heeresversammlungen, die seit Pippin im Mai stattfanden, der Krieg und Frieden mitzuentscheiden. Dennoch trieb die Not immer mehr Bauern, ihre Hufen an einen Groen (etwa den Grafen) oder eine Kirche abzutreten. Whrend diese Gruudholdeu" sich dem Landbau widmeten, ge-ngte der Lehensherr mit seinen freien oder unfreien Reisigen fr sie der Kriegspflicht. Diese Vasallen bildeten sein Ge-folge, wie er selbst als Vasall zum Knigsgesinde gehrte. 2. Der König war der grte Grundbesitzer, aber auch der beste Landwirt seines Reiches. Auf feinen Gtern, berall im Reich, erhoben sich ganze Drfer, deren freie oder hrige Bauern an einen Bevollmchtigten aus ihrer Mitte, den auf dem Fronhof fitzenden Meier, Schlachtvieh, Korn und Wein zinsten oder als Handwerker und Landwirte fronten. Die Bebauung der Pfalzgter leitete der sachkundige König selbst. Die Knigshfe entwickelten sich mit ihren Hhnern und Schwnen, ihren Bienenstcken und schellenbehangenen Rindern, ihrem Obst- und Gemsebau zu Musteranstalten fr den Landbau, der immer tiefer in den Wald eindrang. 3. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den steinernen Herrenhusern seiner Hofgter, den Pfalzen (palatium), mit Lauben, Obergeschossen und Neben-gebnden von Holz: Attigny an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rheine, der Hauptverkehrsader seines Reiches, Nimwegen und Ingelheim, Speier und Worms. Eine auer-gewhnlich hohe Gestalt von kraftvollem, ebenmigem Glieder-bau, mit starker Nase und hellen, freundlichen Augen, prch-tigern Silberhaar um das schne Haupt, aufrecht einher-schreitend, in einfacher Kleidung, welche die eigenen Tchter gesponnen und genht hatten, ein Feind aller Unmigkeit und Ziererei, die er wohl auf der Jagd im Ardennerwalde verhhnte: so lebte der Monarch in stetem Wechsel von Arbeit und Erholung. Ihn umgaben seine Angehrigen und zahllose Hofbeamte: Kmmerer und Truchse, Schenk und Mareschalk (Stallmeister), Pfalzgraf und Kapellanus (Hofpfarrer); Knstler und Gelehrte verschiedener Lnder belebten die frnkische oder lateinische Unterhaltung; seine Tchter Rotmut, Bertha, Gisela sangen zu Laute und Harfenspiel. Der Hof war die Pflege-

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 97

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
I. Die Germanen \ _ 1. Land und Leute. 1. Bor zwei Jahrtausenden war unser Paterland klter und feuchter als heutzutage. Den grten Teil bedeckten Moore und Walder. Die uralten Eichen faten, zu Booten Ein-bumen) ausgehhlt, bis zu 30 Mann. An Quell und Bach lagen vereinzelt die Hfe auf gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rin-dern und Gnsen machten des Mannes Reichtum, die kleinen, aber dauerhaften Pferde seine Freude aus. Als Hauptnahrung diente Hafermus, Fleisch und Wildpret, als Getrnke Milch, bis man Gerste anbauen und Gerstenwein" Bier), sowie aus wildem Honig Met bereiten lernte. Spter pflanzte man Flachs, Obst und groe Rettiche, die sich Kaiser Tiberins regelmig aus Germanien kommen lie. Salz lieferten Quellen oder das Meer. Allmhlich kam bei den stlichen Stmmen die Kunst aus. Eisen zu graben und zu sthlen. 2. Die Germanen fielen den Rmern auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mchtigen Strhnen wallten die goldfarbigen Haare; die flachs-kpfigen Kinder kamen den Sdlndern wie Greise vor. Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenhte Tierfelle, nachmals in kurze, enge Leinen-rcke und Mntel, die eine Schnalle oder ein Dorn auf der Schulter zusammenhielt. Die Frauen spannen und woben mit eigenen Hnden; ihr schmuck war der schmale Purpur-saum ihrer Kleider. Mann und Frau trugen gern erbeutete Spangen und Ringe von Gold. Der Männer Hauptzierde aber waren die Waffen: bemalte Schilde, Speere, die sie Framen nannten, mit kleiner Eisenspitze, auch Messer, Doppel-xte und Wnrfkenlen. Nur Vornehme und Wohlhabende trugen Schwerter, Panzer und Eisenhelme. 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-mend) der auf mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde l Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame ..Mark", der tiefe Wald, welcher die Flur umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang ac-hrte allen.
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