1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorbegriffe.
29
Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart
und Bildung.
§. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die
Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt
verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und
Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker--
bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in
solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge-
wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma-
den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An-
sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in
bloßen Hütten oder Häusern bestehen. —
Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es
Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb-
kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh,
zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche
nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri-
ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten.
Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun,
gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder
Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder
Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern,
sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder
Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen
sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich
hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel
ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern,
die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen.
Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig-
keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte,
wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat,
Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom
Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han-
delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel
und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das
vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte
und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern,
Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind.
Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt
es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),
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- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
154
Nhelnprov inz.
Die vorzüglichsten Gebirge sind auf der rechten Rhein-
seile der Westerwald und das Sieb en geb irge;
und auf der linken Rheinseite, das hohe Veen, eine
Fortsetzung der Ardennen, die Ei ffel und der Hunds-
rück. Der Hauptfluß ist der die Provinz in zwei un-
gleiche Hälften scheidende Rhein, welcher, nachdem er
die Nahe mit sich vereinigt hat, hieher gelangt und
daselbst vorzüglich aufnimmt: die Mosel mit der Saar;
die Sieg, Erft, Ruhr und Lippe. Auch die
Lahn, gleichfalls ein Nebenfluß des Rheins, berührt
ein getrenntes Stück dieser Provinz; und die Roer,
ein Nebenfluß der Maas, durchfließt einigein der Nähe
der Niederländischen Gränze gelegenen Gegenden. Fünf
Regierungsbezirke machen diese Provinz aus, welche 480
Qmeilen mit 2,400,000 Einwohnern, worunter die
Katholiken bei Weitem die Mehrzahl bilden, enthält.
1) der Regierungsbezirk Koblenz, welcher den süd-
östlichen Theil begreift. Koblenz, Hauptstadt der Provinz,
nordwestlich von Mainz, in einer der schönsten Rheingegcnden,
am linken Ufer des Rheins, welcher hier die Mosel aufnimmt, ist
befestigt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat mit Ehrenbrcit-
stein 18,000 Einwohner. — Ehrenbreitftein, starke Festung,
Koblenz gegenüber, auf dem rechten Rheinufer, ist auf einem hohen
Felscnberae erbaut, an dessen Fuße die Stadt Thal-Ehren-
b reitstein liegt. — Andernach, gcwcrbsame Stadt, nord-
westlich von Koblenz, am linken Uter des Rheins, treibt Schiff-
fahrt und Handel mit den in der Gegend gewonnenen vorzüglichen
Mühlsteinen. In der Nahe sind die Mineralbrunncn von T ö -
nes stein und Heilbrunn, so wie auch der Laach er See,
der ausgebrannte Krater eines vormaligen feuerspeienden Berges.—•
Neuwied, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von Andernach
am rechten Ufer des Rheins, mit dem Restdcnzschlosse des Fürsten
von Neuwied, einer Hcrrnbuterkolonie, vielen Fabriken, Handel
und Schifffahrt. In der Nahe ist Monrepos, ein fürstliches
Lustschloß. — Boppard, Stadt, südlich von Koblenz, am linken
Rhcinufcr, mit Schifffahrt. — St. Goar, Stadt südöstlich von
Boppard, in einer der schönsten Rheingegenden, am linken Ufer
des Rheins, in welchem'hier ein Strudel ist, treibt Schifffahrt.
Auf einem hohen Felsen über der Stadt stand sonst die Festung
Rheinfels. — Oberw esel und Bacharach, zwei Städte,
südöstlich von St. Goar, am linken Ufer des Rheins, wo guter
Wein wächst. — Kreuznach, gewerbsame Stadt, südlich von
Bingen, an der Nahe, treibt Handel und hat Salzwcrke. —
Kochem, Stadt, südwestlich von Koblenz, an der Mosel, wo
vortrefflicher Wein wächst. In de» Nähe, südwestlich davon, liegt
Bertrich, ein Dorf mit warmen Mineralquellen. —Maycn,
Stadt, westlich von Koblenz, in dem fruchtbaren Mayenselde, hat
vortreffliche Mühlsteindrüche. — Wetzlar, Stadt, ganz getrennt
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Rußland. 167
Meerbusen und der Jmandra, tm hohen Norden,
südlich vom Eismeere.
Rußland, welches sowohl kn der nördlichen
mäßigten, als in der nördlichen kalten Zone liegt, läßt
sich, in Hinsicht seines Klimas, in drei sehr verschie»
dene Landstriche theilen, den warmen, wo sogar Wein
fortkommt, den gemäßigten, wo der Reichthum an Ge-
treibe sehr groß ist und den kalten, wo zuletzt nur der
Mensch und das Rennthier fortkommen, und der erstere
zwergartig wird. Die vorzüglichsten Produkte sind:
alle gewöhnlichen Hausthiere, auch Rennthiere und Ka,
meele, Speise- und Pelzwild, von Raubwild Wölfe und
Bären, Walisisch-Arten, Seehunde, zahmes und wil-
des Geflügel, auch Eidergänse, eine ungeheure Menge
von Fischen (worunter Störe, Hausen); Getreide, viel
Flachs und Hanf, etwas Tabak, Obst und Wein, große
Waldungen, Essen, Salz, Torf, Mineralquellen, Stein-
und Braunkohlen.
Die Anzahl der Einwohner beträgt an 40 bis
42 Millionen, wovon die Russen, wozu auch die Ko»
saken gehören, die bei Weitem größere Zahl ausmachen
und eine eigne Sprache reden. Ferner giebt es Polen,
Litthauer, Letten, Kuren, Finnen und Lappen, Tata-
ren rc. Der größte Theil der Einwohnner bekennt sich
zur Griechisch-katholischen Kirche. Außerdem findet man
Römisch-Katholische, Protestanten, Juden und Mu-
hamedaner. Die in dem nordöstlichsten Theile wohnen-
den wenigen Samojeden sind noch Heiden. Ackerbau
wird allenthalben getrieben, wo es das Klima und der
Boden erlauben; in den Steppen nährt Viehzucht und
in den nördlichsten Gegenden Jagd und Fischerei die
Bewohner. Sowohl die Landwirthschaft als die Fabri»
ken haben sehr große Fortschritte gemacht; und der Han»
del ist bedeutend und ausgebreitet. Für den gelehrten
und Volksunterricht geschieht immer mehr, so daß
in neuern Zeiten wissenschaftliche Bildung höher ge-
stiegen ist.
Sowohl das Europäische als Asiatische Rußland,
die beide zusammen 350,000 Qm eilen mit 54 Millio»
nen Menschen enthalten, bilden ein Kaiserthum, wozu
auch noch das Königreich Polen und ein beträchtlicher
Landstrich auf der Nordweftküstr von Amerika gehören,
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- Geschlecht (WdK): Jungen
I. Nordamerika.
255
Menge von Flüssen, und überdies ist das Land mit Seen
reichlich versehen, die größtentheils durch Flüsse mitein-
ander in Verbindung stehen, und daher eine schissbare
Wasserstraße gewähren. Die größten unter diesen Seen
sind: der große Bärensee, im hohen Norden, gerade
unter dem nördlichen Polarkreise, zwischen dem Macken-
zie und Kupferminenflusse; der große Sklaven jee,
südöstlich vom vorigen und vom Sklavenflusse durchfloj-
sen, der bei seinem Ausflusse den Namen Mackenzie er-
hält; der schmale aber lange Athapeskowsee, südlich
vom Sklavensee und der Winipegsee, südöstlich vom
vorigen und vom Saskatschewin durchflossen, der nach
seinem Ausflusse Nelson heißt.
In den nördlichsten Gegenden, besonders in der
Nähe des Eismeeres, ist ein äußerst kaltes Klima, wo
aller Baumwuchs aufhört, in den südlichen Theilen,
vorzüglich je weiter man sich von der Hudsonsbai ent-
fernt, und gegen Westen vordringt, wird das Klima
milder und der Boden fruchtbar, wenigstens mit herrli-
chen Waldungen und einer Menge von wilden Stau-
dengewächsen und Gesträuchen bedeckt. Von Thieren
finden sich vornehmlich Musethiere (Elenthiere), Bisons,
Bisamochsen, Rennkhiere, Hirsche, Rehe, Bären, Wölfe,
Pelzwild, vielerlei Geflügel, Fische. Auch giebt es meh-
rere schätzbare Mineralien, worunter besonders Kupfer,
Eisen, Blei. Der Hauptreichthum jedoch besteht in dem
Pelzwerk, welches das in großem Ueberflusse verhandene
Pelzwild aller Art liefert, und die Britten veranlaßt,
von Canada und von der Hudsonsbai aus in das In-
nere dieser Länder einzudringen, zu welchem Zwecke sich
Pelzhandelsgesellschaften derselben gebildet haben, und
verschiedene Faktoreien oder Handels-Niederlassungen von
ihnen daselbst angelegt worden sind. Außer diesen Euro-
päern, die sich des Pelzhandels wegen hier aufhalten,
bestehen die Einwohner aus Indianern von vielerlei
Voiksstämmen und eine nomadische Lebensart führend,
deren Oberhäupter Kaziken heißen. Den nördlichsten
Strich, am Eismeere, bewohnen Eiskimos.
Die Länder an der Nordwestküste.
Man versteht darunter die an der Nordwestküste
Amerikas längs des großen Weltmeeres und der Berings-
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- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Leitfaden
zum methodischen
Unterricht in der Geographie
oder
erster geographischer Cursus
zu in
Gebrauch in den untern Klassen der Gymnasien
und für Bürgerschulen
von
F. G. F. Sauvadlch,
Pfarrer zu Bendcleben bei Frankcnhauscn, im Fürstenthum
Schwarzburg - Sondershauscn.
' , >- • ■•Josgiut ' vriog
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.
Eisleben, 183 6.
Verlag von Georg Nei char dt.
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- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Mitteleuropa. Frankfurt a. M. rc. 117
ches auch nebft Mainz ziemlich lebhaften Handel unter-
hält. Regent ist ein Großherzog.
Darmstadt, Haupt« und Residenzstadt, westlich von Würz-
burg, südlich vom Main und östlich vom Rhein, mit dem Rc-
sidcnzschlcsse, einem prächtigen Opernhause und großem Zeug-
hause, hat sich in neuern Zeiten sehr vergrößert und verschönert
und hat jetzt 22,060 Einwohner. — Worms, alte Stadt, süd-
westlich von Darmstadt, auf der linken Seite des Rheins, unweit
von demselben, mit einer merkwürdigen Domkirche. — Bingen,
Stadt, nordwestlich von Worms und südwestlich von Mainz, am
linken Ufer des Rheins, wo derselbe die Nahe aufnimmt. Im
Rhein ist hier das bekannte Binger - Loch und der Mäuse-
thurm. — Mainz, größte Stadt des Landes und eine der
stärksten Festungen Deutschlands, nordwestlich von Darmstadt,
am linken Ufer des Rheins, mit welchem sich hier der Main
vereinigt, hat eine sehenswürdige Domkirche, treibt Rheinschiff-
fahrt und Handel und hat 30,000 Einwohner. — Offenb ach,
Stadt, nordöstlich von Darmstadt, am linken Ufer des Mains,
hübsch gebaut, hat ein schönes Schloß, des Fürsten von Isen-
burg - Birstein, viele Fabriken, 2 Messen und einen lebhaften
Handel. — Gießen, Stadt, nördlich von Offcnbach, an der
Lahn, einem Nebenflüsse des Rheins, hat eine Universität. —
Alsfeld, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gießen, und am
nördlichen Fuße des Vogelsbergcs.
8. Die freie Stadt Frankfurt am Main.
Diese große und ansehnliche Stadt, welche mit ihrem kleinen
aber fruchtbaren und wohl angebauten Gebiete eine Republik,
deren Bewohner größtentheils Lutheraner sind, bildet, liegt nörd-
lich von Darmstadt, in einer schönen Gegend, zu beiden Seiten
des Mains, über welchen eine lange steinerne Brücke führt, ist
der Sitz der Deutschen Bundesversammlung, enthält viele schöne
Gebäude, treibt einen sehr wichtigen Handel, und hält jährlich
2 berühmte Messen. In der Domkirche wurden sonst die Deut-
schen Kaiser gewählt und gekrönt. Die Stadt allein hat 47,000
und mit ihrem Gebiete 54,000 Einwohner.
9. Die Landgrafschaft Hessen - Homburg.
Ein kleines, 5 Qmeilen großes Land, das nicht
einmal zusammenliegt, sondern aus 2 getrennten Stücken
besteht, wovon das größere auf der linken Seite des
Rheins, südwestlich von Bingen, und das kleinere auf
der rechten Seite des Mains, nordwestlich von Frank-
furt, und in der Nähe des Taunus oder der Ham-
burger Höhe, eines zum Theil hiehec gehörigen Ge
birges, liegt. Es ist im Ganzen fruchtbar und wohl
angebaut, und hat auch ansehnliche Waldungen, Elsen
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- Geschlecht (WdK): Jungen
118 Ii. Mitteleuropa. Herzogth. Nassau.
und Steinkohlen. Die Einwohner, deren Zahl
22,000 beträgt, sind größtemheiis evangelische Christen.
Landesherr ist ein Landgraf.
Homburg, mit dcm Beinamen vor der Höhe, kleine
Haupt - und Residenzstadt am Fuße der Homburger Höhe, liegt
etwas nordwestlich von Frankfurt, und hat 3000 Einwohner.
10. Das Herzogthum Nassau.
Es wird größtentheils von Preußischen Provinzen,
und zum kleinern Theile vom Kurhessischen, Großher-
zoglich Hessischen, Homburgischen und Frankfurtischen
Gebiete begränzt, enthält 85 Qmeilen, ist theils der»
gig, theils eben, und überhaupt ein schönes fruchtbares
Land. Den südlichen Theil durchzieht das Gebirge der
Taunus oder die Höhe genannt, welches nördlich
vom Main läuft und sich bis zum Rhein erstreckt, wo
es die schöne, durch ihren Weinbau berühmte. Gegend,
der Rheingau genannt, bildet; den nördlichen Theil
des Landes bedeckt der Westerwald, ein Gebirge, das
auf der Nordsrite der Lahn sich ausbreitet, und nur
zum Theil hieher gehört. Der Hauptstuß,ist der Rhein,
welcher das Land bogenförmig umfließt, und daselbst im
nördlichen Theile des Landes die Lahn aufnimmt. Auch
der ansehnliche Nebenfluß des Rheins, der Main, be-
rührt, ehe er bei Mainz sich mit dem Rheine vereinigt,
eine kleine Strecke des Herzogthuws. Das Land ist
wohl angebaut und reich an herrlichen Produkten, wor-
unter die edelsten Deutschen Weine, vortreffliches Obst
(auch Mandeln und Kastanien), die kräftigsten und be-
rühmtesten Mineralwasser. Desgleichen sind die Wal-
dungen und der Bergbau bedeutend, und letzterer liefert
nicht allein Eisen, sondern auch Blei, Kupfer und Sil-
der, an Salz fehlt es. Fabriken und Handel sind nicht
beträchtlich. Die Eiwohner, deren Zahl 360,000 be-
trägt, sind theils evangelisch, theils katholisch. Regent
ist ein Herzog.
Wiesbaden, Hauptstadt, nordwestlich von Mainz und am
südlichen Fuße des Taunus, ist nicht groß und hat berühmte
warme Bäder und 8000 Einwohner — Biebrich, Flecken, süd-
lich von Wiesbaden, am Rhein, mit dcm herzoglichen Residenz-
schlosse. — Rüdes h ei m, Stadt, am Rhein und Johannis-
berg, Dorf, am Rhein, liegen km Rhcingau und sind wegen
ihres herrlichen Weins berühmt. — Ems, Flecken, nordwestlich
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Ii. Mitteleuropa. Luxemburg, re. 119
ven Wiesbaden, ander Lahn, mit bekannten warmen Bädern.—
Biederselters, Dorf, östlich von Eins und südlich von der
Labn, hat einen der berühmtesten Sauerbrunnen, dessen Wasser
weit und breit verschickt wird.
11. Das Großherzogthum Luxemburg.
Es Ist das westlichste Land Deutschlands, und wird
südlich vom Französischen und östlich vom Preußischen
Gebiete begränzt, und auf den beiden übrigen Seiten
stößt es mit den Niederlanden zusammen. Es enthält
118 Qmeilen, wird von den Ardennen, einem aus
Frankreich hieher kommenden waldigen und steinigen Ge-
birge durchzogen und ist daher gebirgig und waldig, wo
der Boden sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau
eignet; doch ist der südlichste Theil fruchtbar und erzeugt
sogar Wein und vieles Obst. Von den vielen Minera»
lien sind das Eisen und die Schiefern am wichtigsten.
Der größte Fluß ist die Mosel, welche eine Strecke
die Gränze macht. Die übrigen Flüsse sind nicht be-
deutend. Die Einwohner, gegen 800,000, theils Deut-
sche, theils Wallonen, bekennen sich zur katholischen Kir-
che, betreiben wenige Fabriken und sind überhaupt noch
sehr in der Kultur zurück. Regent ist der König der
Niederlande, und das Großherzogthum bildet einen Theil
dieses Königreichs, doch soll nach den neuesten Bestim-
mungen, die indeß noch nicht zur Ausführung gekom«
men sind, ein Theil dieses Großherzoglhums zu Bel-
gien kommen.
Luxemburg, Hauptstadt und eine der stärksten Festungen
Deutschlands, nördlich von Metz, zwischen der Mosel und der
Maas, hat 10,000 Einwohner.
12. Das Kurfürstenthum Hessen.
Das weit größere zusammenhängende Stück erstreckt
sich im Norden von der Weser bis zum Main im Sü»
den, und wird vom Preußischen, Hannöverischen, Wei>
marischen, Baierischen, Grvßherzoglich Hessischen, Frank-
furtischen, Naussauischen und Waldeckschen Gebiete be-
gränzt. Der im Ganzen mehr bergige als ebene Bo-
den enthält viele Gebirge, die mit ihren Bergreihen
fast das ganze Land bedecken. Der höchste Berg ist der
Meißner, westlich von der Werra; doch ein noch hö-
1836 -
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78
Westeuropa.
Künsten und Wissenschaften weit gebracht, so wie auch
ihr Hände! ausgebreitet ist.
Frankreich ist ein Königreich, wozu auch noch eine
Italienische Insel (Corsica) und einige Besitzungen in
Afrika, Asien und Amerika gehören, worunter die in
Amerika die meiste Wichtigkeit haben. Der jetzige Kö,-
nig heißt Ludwig Philipp i.
a) im nordwestlichsten Theile: Paris, die Haupt-
stadt und Residenz des Königs, eine der größten und merkwür-
digsten Städte Europas', hu beiden Seiten der Seine, hat mit
den Vorstädten 5 Meilen im Umfange, wichtige Fabriken, eine
Universität, eine der größten Bibliotheken und Kunstsammlungen,
30,000 Häuser und fast 800,000 Einwohner. Das prachtvolle
königliche Schloß heißt die Tuilcrien; andere besonders merk-
würdige Gebäude sind das Louvre, das Palais royal (palä royal)
das große Jnvalidenhaus. —Verfailles (spr. Wcrsalj), Stadt
in der Nähe von Paris und südwestlich von derselben, mit einem
prachtvollen königlichen Schlosse. — Nantes (Nangt), südwest-
lich von Paris, große wichtige Handelsstadt an dem rechten Ufer
der Loire, unweit ihrer Mündung, hat 80,000 Einwohner. —
Brest, nordwestlich von Nantes, feste Seestadt an einer Bai
des Atlantischen Meeres, am westlichsten Ende Frankreichs, ist
ein wichtiger Kriegshafen. — Rouen, große Handelsstadt nord-
westlich von Paris und an der Seine, 88,000 Einwohner. —
Calais, feste Seestadt, an der gleichnamigen Meerenge, über
welche hier die gewöhnliche Ueberfahrt nach England ist, liegt
nordöstlich von Rouen. — Lille, südöstlich von Calais, große
Stadt und wichtige Festung an der Deule (Döl), einem Neben-
flüsse der Schelde, unterhält viele Fabriken und hat 70,000 Einwohner.
b) im nordöstlichen Theile: Rheims, Stadt nord-
östlich von Paris, an der Vesle, im Flußgebiete der Seine, ist
merkwürdig, weil in der dasigen Domkirche sonst die Könige von
Frankreich gesalbt wurden. — Metz, Stadt und starke Festung
im Flußgebiete des Rheins, an der Mosel, liegt östlich von Rheims.
Nancy (spr. Nangßi), eine der schönsten Städte Frankreichs,
südlich von Metz, an der Meurthe, die nördlich davon in die
Mosel fließt, liegt westlich von den Vogesen. — Straßburg,
große Stadt und starke Festung, V2 Stunde vom Rhein, östlich
vom Bogesengebirge, in einer fruchtbaren Ebene, an den Flüssen
Breusch und Iii, hat eine Universität und eine merkwürdige Kir-
che, der Münster genannt, mit dem höchsten Thurme der Erde
und 50,000 Einwohner.
c) im süd östlich kn Theiler Lyon, nächst Paris die
größte Stadt in Frankreich, südwestlich von Straßburg, am Rho-
ne, der hier die Saone (spr. Sohne) aufnimmt, hat sehr wich-
tige Seidenfabriken und 140,000 Einwohner. — Nimes (spr.
Nihm), Stadt, südlich von Lyon und westlich vom Rhone, öst-
lich von den Scvenncn, in der Nähe des Mittelländischen Mee-
res, mit bedeutenden Seidenfabriken und vielen Römischen Al-
terthümern, worunter ein großes wohlerhaltenes Römisches Am-
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Ii. Mitteleuropa.
151
Schule und Kösen, Dorf, mit einem wichtigen Salzwcrke. —
Artern, kleine Stadt, östlich von Frankcnhausen, an der Un-
strut, hat ein Salzwerk. — Qu erfurt, Stadt, östlich von
Artern, bekannt wegen ihres berühmten Markts.— Sänger -
hausen, gewerbsame Stadt, nördlich von Artern. — S tol-
berg am Harz, Stadt, nordwestlich von Sangerhausen, an
der Südseite des Harzes, mit dem Residenzschloffe des Grafen
von Stolberg. — Eislebe n, Stadt, nordöstlich von Songer-
hauscn, hat Bergbau und ist der Geburtsort des Doctor Martin
Luther, der daselbst 1483 geboren wurde. In der Gegend von
Eislebcn sind der süße und salzige See. — Wettin, Stadt,
nordöstlich von Eislebcn, am rechten Ufer der Saale, hat ein
wichtiges Steinkohlenbergwerk und in der Nähe den Peters-
berg. — Halle, große Stadt, südöstlich von Wettin, am rech-
ten Ufer der Saale, hat eine Universität, ein großes Waisenhaus,
ein wichtiges Salzwerk, viele Fabriken und 26,000 Einwohner. —
Eilenburg, gewerbsame Stadt, südöstlich von Halle, auf einer
von der Mulde gebildeten Insel. — Wittenberg, Stadt und
Festung, nördlich von Eilenburg, an der Elbe, mit einem schö-
nen Denkmale Luthers auf dem Markte, der in der dasigen
Schloßkirche begraben liegt. — Sorg au, Stadt und Festung,
südöstlich von Wittenberg, am linken Ufer der Elbe, treibt Han-
del und Schifffahrt.'— Mückenberg, Marktflecken, südöstlich
von Torgau, in der Nähe der Brandenburgischen und Schlesischen
Gränze, hat ein schönes Schloß, eine große Tuchfabrik und in
der Nähe eine vorzügliche Eisengießerei.
3) der Regierungsbezirk Erfurt, welcher den süd-
westlichen Theil begreift. Erfurt, Hauptstadt, westlich von
Weimar, und am nördlichsten Fuße des Steiger, in einer frucht-
baren Ebene, an der Gera, ist groß und befestigt, und hat eine
merkwürdige Domkirche mit der bekannten großen Glocke, aus-
gezeichneten Gemüsebau, viele Fabriken und 23,000 Einwohner. —
Schleusingen, Stadt, nördlich von -yildburghausen, am süd-
lichen Fuße des Thüringer Waldes. — Su hla, gewerbsame
Stadt, nordwestlich von Schlcusingen, an der Südseite des Thü-
ringer Waldes, hat besonders Gewehr- und Barchcntfabrikcn. —
Langensalza, gewerbsame Stadt, nordwestlich von Erfurt, in
einer sehr fruchtbaren Gegend, hat ein Schwefelbad. — Tenn-
stedt, Stadt, nordöstlich von Langensalza, in einer fruchtbaren
Gegend, mit einem Schwefelbade. — Mühlhausen, gcwerb-
same Stadt, nordwestlich von Langensalza, an der Unstrut, hat
Fabriken, Handel und über 11,000 Einwohner. — Heiligen-
ftadt, Stadt, nordwestlich von Mühlhausen, an der Leine. —
Nordhausen, gewerbsame Stadt, nördlich von Sondershausen,
an der Südseite des Harzes und am Anfange der goldenen Aue,
ist durch ihre Branntweinbrennereien und starken Getreidehandel
berühmt, und hat 11,000 Einwohner.
e) Die Provinz Wcstphalen.
Sie gränzt gegen Nordwesren an die Niederlande,