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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 34

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
34 bei ertappt, so erhielten sie Strafe. Diese Erlaubni sollte den Knaben Gelegenheit geben, sich in der List zu den. Die Jugend wurde von den frhesten Jhren an durch Leibesbungen und Abhrtung gestrkt. Die neugeborenen Kinder wur-den geprft, ob sie krperlich stark wren, und es bestand sogar die harte Einrichtung, da die schwchlichen Kinder am Berge Taygetus ausgesetzt wurden, damit in dem Staate keine schwch-liehen. Brger aufwchsen. Bis zum siebenten Jahre blieben die Kinder im elterlichen Hause unter der Obhut der Mtter; von da an aber wurden sie der ffentlichen Erziehung oder dem Staate ganz bergeben. In Abtheilungen eingereiht wurden sie in jeder Art von Leibesbung, im Schwimmen, Wettlaufen, Ringen, Kmpfen unterwiesen. Sie dursten karte verweichlichenden Gewohnheiten annehmen, muten auf Schilf schlafen und diesen sich selbst aus dem Eurotas holen, Hunger, Durst, Hitze, Klte geduldig ertragen; ja sogar jedes Jahr an einem bestimmten Tage fand am Altare der Artemis eine Geielung der Jnglinge statt, und es galt als ein Schimpf, wenn man durch eine Miene den Schmerz zu erkennen gab. Es wird erzhlt, da manche tobt zusammengesunken seien, ohne durch einen Laut den Schmerz zu ver-rathen. Auch die spartanischen Mdchen erhielten eine hnliche Erziehung, wie die Knaben; sie muten den Krper den durch Schwimmen, Laufen, Ringen und selbst durch den Gebrauch der Lanze. So wurden die Mtter der Spartaner eben so krftig und vaterlandsliebend, wie die Männer, und von ihnen geachtet zu werden, galt den spartanischen Mnnern sehr viel. Eme Sparta-nert gab ihrem Sohne, als er zum Kampfe auszog, den Schild mit den Worten: Mit diesem oder aus diesem!" Als einer an-deren Spartaner in die Kunde gebracht wurde, da ihr Sohn ge-fallen sei, so fragte sie nur, ob er gesiegt habe; und als man ihr dies bejahte, sagte sie frohes Sinnes: Dazu habe ich einen Sohn geboren, da einer wre, der fr das Vaterland zu sterben wte." Auf die Ausbildung des Geistes wurde weniger Sorgfalt verwendet; denn krftige Brger und tapfere Krieger heranzuziehen war die Hauptaufgabe des spartanischen Staates. Die spartanische Jugend lernte hauptschlich Kriegslieber auswendig; aber sie wurde auch daran gewhnt, die Dinge schnell zu erfassen und bestimmt und kurz darber sich auszusprechen. Daher sagt man sprchwrt-lich lakonisch reden, um einen recht kurzen und bndigen Gedankenausdruck zu bezeichnen. Strenger Gehorsam des Jngern dem Aertem gegenber war ein Hauptgebot; jeder Jngere mute sich unbebingt dem Acltern unterwerfen, und dieser hatte das Recht, selbst auf ffentlicher Strae denselben zu strafen. Die Bevlkerung des spartanischen Staates bestand aus Spar-

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 42

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
42 Indes auch der fragen des Alltagslebens verbreitete er vernnftige Anschauungen, namentlich durch sein eigenes Vorbild. Er selbst nahm tglich ein Bad und drang bei seinen Freunden auf sorgsame Krperpflege; denn Gesundheit des Leibes sei zu allen Dingen gut und notwendig, auch zum richtigen Gebrauch der Geistesgaben. Eindringlich warnte er vor Verweichlichung. Als ein Bekannter der die Beschwerden einer Wanderung klagte, die er soeben gemacht, fragte Sokrates, ob er auch etwas getragen habe. Nein," war die Antwort. Da hattest du einen Sklaven bei dir?" Ja." Ging er leer?" O nein, ertrug Teppiche und das andere Gepck." Und wie ist ihm der Aus-flug bekommen?" Bester als mir." So mute der Freie das beschmende Gestndnis thuu, da er weniger ausdauernd sei als ein Sklave! Auch deu Haushalt fate er ins Auge. Durch sein Beispiel lehrte er die Kunst, mit wenigem zufrieden zu sein. Besonders empfahl er genaue Ordnung im Hause: jedes Ding msse seinen festen Platz haben wie jede Person im Reigen, wie jeder Mann im Heer und jeder Ruderer auf dem Schiffe. So war er thtig vom frhen Morgen bis in die spte Nacht. Auf Straen und Ringpltzen, in Hattert und Lden leitete er die Brger durch wohlerwogene Fragen zur Erkenntnis des wahren Wesens der Dinge. Ein jeder msse sich und seine Fhigkeiten genau prfen, wie es die Inschrift auf dem Tempel zu Delphi gebot: Lerne dich selbst kennen!" Wie viel Unheil und Schande werde von einzelnen und Vlkern angestiftet, wenn sie Dinge unternhmen, die sie nicht verstnden! Er selbst kannte sich genau; eine Gottesstimme im Innern, ein Daimonion", pflegte er zu sagen, warne ihn vor jedem Schritte, der ihm nicht anstehe. 3. Um von ihm die Wahrheit suchen zu lernen, schlssen sich ihm ltere und jngere Männer an; andere zog er selbst an sich. Von keinem nahm er Bezahlung an; aber alle vergalten ihm mit Siebe und Hingebung. In einem Zerwrfnis mit dem kleinen Jsthmusstaate Megaris, welches dem Peloponnesischen Kriege voranging, bedrohte Athen jeden Megarer, den man in der Stadt betrete, mit dem Tode. Dennoch wagte sich der jugendliche Eukleides allabendlich in Verkleidung zu Sokrates und schlick sich morgens wieder nach Hause. Selbst den jungen Alcibiades fesselte sein Gesprch und seine Persnlichkeit; innige Liebe verband den schnen, stolzen, unermelich reichen Jngling mit dem hlichen, bescheidenen, armen Greise. In einer Schlacht auf der Chalkidike rettete der Weise seinem Liebling das Leben und dieser seinem Meister auf einem - Schleich tf et de Botiens.

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 15

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
15 - ronten). Mit ihnen berieten sie die Vorschlge, welche dann die spartiatische Volksversammlung ohne Besprechung annahm oder verwarf. Die wichtigste Aufgabe der Spartiaten und Lacedmonier (Periken) war die Fhrung der Waffen. Auf den Krieg wies den Spartaner seine Erziehung hin, die erst mit dem dreiigsten Lebensjahr abschlo. Vom siebenten Jahr an wurden die Knaben gemeinsam erzogen. Den Tag fllten kriegerische bungen, wobei sie Anstrengungen und Schmerzen lautlos ertragen muten. Ihr Nachtlager war Schilf, das sie selbst im Eurotas holten. Der Anblick trunkener Heloten sollte zur Migkeit, knappe Nahrung zum Diebstahl und anderer Kriegslist anspornen. In der Leitung und berwachung der Knaben bereiteten sich die Jnglinge zum Amte des Befehlshabers vor; die Alten sahen lobend oder tadelnd zu. In der Schule lehrte man unter reich-lich bemessenen Streichen ein wenig Lesen und Schreiben, Lykurgs Gesetze, die Gesnge Homers, welche der Gesetzgeber selbst aus Asien heimgebracht hatte, und Kriegslieder, die auf Mrschen und vor den Schlachten zum Fltenspiel gesungen wurden. Auch die Männer widmeten sich ausschlielich kriegerischen bungen und der Jagd; die Bestellung ihrer ziemlich gleich groen Landgter verblieb den vom Staat entliehenen Heloten. Nur die Nacht verbrachten sie im eigenen Hause; dagegen speisten sie gemeinsam, stets in derselben Gesellschaft von je 15 Mann, der Syssitie, mit der sie in die Schlacht ziehen sollten. Zur ge-meinsamen Kche steuerte jeder monatlich bei: Wein und Fleisch, Kse und Mehl. Die Hauptmahlzeit war die Schwarze Suppe, die freilich nur dem mundete, der im Eurotas gebadet hatte. Das Mahl wrzten furze und treffende, lakonische" Aussprche; diese durften die Knaben mitunter anhren, aber nicht weiter er-zhlen. Hier," sagte der Tisch lteste, aus die Thr zeigend, geht kein Wort hinaus." Die Mdchen wurden ebenfalls durch Laufen und Werfen abgehrtet und durch Reigen, wobei sie fromme Lieder sangen, zu anmutiger Haltung gewhnt. Die Spartanerin dachte und ein-Pfand wie die Männer; sie war stolz, wenn einer der Ihrigen dm Tod fand in bev Schlacht. Eine Mutter bergab ihrem ohne, der in den Krieg zog, seinen Schild mit dem lakonischen Wort: Damit ober darauf!" 3. Einfach war auch Bau und Einrichtung des Hauses. Am Dach durfte nur das Beil, an der Thr nur die Sge gebraucht werben. Ein Spartanerknig fragte feinen Gastfreund in Korinth, als ihm die kunstvolle Arbeit seiner Zimmerbecke auffiel: Wachsen bei euch die Bume viereckig?"

5. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 11

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
11 sollte zur Migkeit, knappe Nahrung zu Diebstahl und anderer Kriegslist anspornen. In der Leitung und ber-wachung der Knaben bereiteten sich die Jnglinge zum Amte des Befehlshabers vor; die Alten sahen lobend oder tadelnd zu. In der Schule lehrte mau unter reichlich bemessenen Streichen ein wenig Lesen und Schreiben, Lykurgs Gesetze, die Gesnge Homers, welche der Gesetzgeber selbst aus Asien heimgebracht hatte, und Kriegslieder, die auf den Mrschen und vor den Schlachten zum Fltenspiel gesungen wurden. Auch die Männer widmeten sich ausschlielich kriegerischen bungen und der Jagd; die Bestellung ihrer ziemlich gleich bemessenen Landgter verblieb den Heloten, die man vom Staat entlieh. Nur die Nacht verbrachten sie zu Hause; dagegen speisten sie gemeinsam, stets in derselben Gesellschaft von je 15 Mann, der Syssitie (Kameradschaft), mit der sie in die Schlacht ziehen sollten. Zur gemeinsamen Kche steuerte jeder monatlich bei: Wein und Fleisch, Kse und Mehl. Die Hauptmahlzeit war die schwarze Suppe, die freilich nur dem mundete, der im Eurotas gebadet hatte. Das Mahl wrzten kurze und treffende, lakonische" Aus-sprche; diese durften die Knaben mitunter anhren, aber nicht weiter erzählen. Hier", sagte der Tischlteste, auf die Thr zeigend, geht kein Wort hinaus." Die Mdchen wurden ebenfalls durch Laufen und Werfen abgehrtet und durch Reigen, wobei sie fromme Lieder sangen, zu anmutiger Haltung gewhnt. ' Die Spartanerin dachte und empfand wie die Männer; sie war stolz, wenn einer der Ihrigen den Tod fand in der Schlacht. Eine Mutter bergab ihrem Sohne, der in den Krieg zog, seinen Schild mit dem lakonischen Wort: Damit oder darauf!" 3. Einfach war auch Bau und Einrichtung des Hauses. Am Dach durfte nur das Beil, an der Thr nur die Sge gebraucht werden. Ein Spartanerknig fragte seinen Gast-freund in Koriuth, als ihm die kunstvolle Zimmerdecke auffiel: Wachsen bei euch die Bume viereckig?" Um ppigkeit fernzuhalten, verblieb man bei dem her-kmmlichen eisernen Geld. So verbot sich Diebstahl und Raub von selbst, aber auch Handel und Reichtum. Die Hfen und Straen lagen de; Knstler und Dichter mieden ein Land, in dem ihr Schaffen keine Anerkennung und Beloh-uuug fand. Dafr lenkten die Brger ihren Sinn dem Vaterlande zu. Nur im gemeinsamen Leben und Wirken fanden sie ihr Behagen wie die Bienen. Mit Helm und Panzer, Bein-

6. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 131

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
131 4. Die Klster. 1. Die wichtigsten Pflanzsttten der Bildung waren die Klster. Schon die Heideubekehrer hatten Schottenklster" gegrndet und der heilige Benedikt von Nursia zunchst 539 fr ein kampanisches Kloster eine Regel ausgestellt. Gewhnlich durch einen Fürsten oder einen Groen ge-stiftet und mit ^Besitz ^ ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche, sowie Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Fremdenhuser mit Zellen, Schul- und Wirt-schastsgebude, dazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute, die sich selbst einen Abt whlten, unter den Gelbden Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was der einzelne erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen erweiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme und Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sic rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau; in den Kloster-grten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blhten die ersten Edelroseu und Lilien in deutschen Landen. Auch im Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in grere Auf-nhme kam. Die Beschftigung whlte jeder selbst. Einer be-cutsfichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrder, die oft vornehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Klosterbcherei oder auf Bestellung reicher Leute la-teiuische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangs-buchstaben (Initialen) ab, ein dritter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein, ein vierter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals erfundenen mehrstimmigen Gesang; andere zogen mit Spie und Keule aus die Jagd oder den Rubersang; und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer. _ 3- Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren" die Kinder vornehmer Huser fr das Leben herangebildet. In beiden hatte die Rute viel zu thuu; auch fr die Mnche hielt jedes Kloster seine Geiel-kammer bereit. Der Unterricht umfate Andachtsbungen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Es bestanden auch 9*

7. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 83

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
— sr — mit Anstand und Mäßigung genossen werden, Alle» wohl zu gönnen sind. 14. Die Winterabende. Draußen stürmte der Decemberwind, der Schnee fiel in dichten Flocken vom Himmel und die Fenster w-ren mit so« vie^ Eis belegt, daß Niemand durchsehen konnte, da saßen um den warmen Ofen gedrängt Karl, Wilhelm, Gottlieb, Heinrich, die wackersten jungen Bursche des Dorfs, und Marie, Dorothee, Julie, Christine dreheten fleißig das schnurrende Rädchen und mehrten das Garn auf der schwellenden Spule. Hört, rief Karl, wir wollen doch ein Liedchen miteinander singen, und Bursche und Mädchen stimm- ten fröhlich ein, Heinrich aber bließ die Clarinette dazu, so daß Vater und Mutter des Hauses» die zur Aussicht der jun- gen Leute dabei saßen, ihre einzige Freude daran hatten und sich fröhlich in die eigne Jugendzeit zurückdachten. Das Lied- chen war verklungen und noch eins, und noch eins von dem muntern Chore hinzugesetzt worden, da bat Julie den Vater, ihnen Etwas aus seinem frühern Leben zu erzählen» Vater Gottfried war in seiner Jugend als Webergefrlle in der Fremde gewesen, hatte viele ferne Städte und Länder gesehen, und war, da er mit offenen Augen und Ohren ge- reiftt war, bereichert mit vielen Kenntniffen und Erfahrungen zurückgekehrt, so daß er schon oft die Wißbegierde der Ju- gend hatte befriedigen können» Er that es auch jetzt mit Vergnügen und unterhielt die junge Versammlung so ange- nehm, daß es an die sonst beliebten Pfänder- und Kartenspiele gar nicht mehr kam; um so weniger, da er auch mehrere nützliche Bücher sich angeschafft hatte, aus welchen die jun- gen Bursche der Reihe nach über die Landwirthschaft,, die ■ Einrichtungen in fremden Ländern, die Begebenheiten' der Vorzeit, die Naturkunde u. dgl» der Gesellschaft Etwas vor- lasen. Die Tagesneuigkeiten erfuhr man aus einem Zei- tungsblatte, welches der alte Vater gewöhnlich mit feinen Anmerkungen erläuterte. So wurden die oft verrufenen Spinnstuben in Gottfrieds Hause eine wahre Schule, die eben so lehrreich als erheiternd war und »ach und nach in dem ganzen Dorfe nachgeahmt wurde. <

8. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 167

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
— 167 Um (Manne, Sache), sondern von etwas Unbestimmtem (Person oder Sache) rede; und deßwegen nicht sage der (bestimmte) Mann, sondern ein (unbestimmter) Mann. 6. Zeitwörter zeigen an, daß Etwas gethan oder gelitten wird; oder auch nur einen Zustand, in welchen sich die Person oder Sache befindet, von welcher die Rede ist; die erstern heißen Thätigkeitszeitwörter, die an- dern Zustandszeitwörter. Thätigkeitszeitwörter zeigen also ein Thun an, dieses Thun geht bald auf das Thuende selbst zurück, z. B. ich besinne mich, ich entschließe mich u. dergl. (zurückgehende Zeitwörter) bald auf einen Gegenstand, der außer dem Thuenden, Handelnden ist. Z. B. ich liebe — meine Aeltern; ich schreibe — einen Brief; ich lese — ein Buch u. de,gl. (zielende Zeit- wörter)» Die letzter» können auch umgekehrt von dem Gegenstände gesagt werden, auf welchen das Thun übergeht, dann zeigen sie ein Leiden dessen an, was der Handelnde thut. Z. B. die Aeltern — werden geliebt, der Brief wird geschrieben, das Buch — wird ge- lesen. Zustandswörter zeigen nur ein Seyn oder Werden an, ohne Thätigkeit; einen Zustand, in dem sich Person oder Sache befindet. Z. B. ich bin, ich werde, ich wache, ich trauere, ich hungere, ich durste. Weil alles Thun oder Seyn entweder eben jetzt Statt findet, oder schon vorüber ist, oder erst künftig Statt finden wird; so bestimmen die Zeitwörter zugleich, ob das Thun oder Seyn in die gegenwärtige, vergan- gene oder zukünftige Zeit fallt. Z. B. ich liebe, ich habe geliebt, ich werde lieben; ich lese, ich habe gelesen, ich werde lesen; ich werde geschlagen, ich bin geschlagen worden, ich werde geschlagen werden. 7. Beiwörter zeigen einen Umstand an, oder eine Be- schaffenheit, und stehen bei den Zeitwörtern, oder auch den Eigenschaftswörtern. Z. B. schön; der Knabe schreibt schön; das Mädchen spinnt schlecht; der Adler fliegt hoch; der Hirsch läuft schnell.; der Mann ist sehr groß; dev Winter allzu kalt. 8. Vorsetzwörter zeigen ein Verhältniß, oder eine äußere Verbindung der Personen, Sachen, Handlungen an. Z. B. an, außer, aus, bei, durch, für, gegen,

9. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 213

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
213 — bewegliche Eigenthum ferner zu verwalten und zu Nieß- brauches Zum Behufe dieser unserer Haushaltung soll jedes un- serer drei Kinder 4 Acker, wie solche in Beilage namhaft ge- macht sind, in den verschiedenen Feldern uns zur Nutznießung so überlassen, daß wir dieselben ganz allein bearnten, aber die Bearbeitung, Besaamung, Düngung und Abgaben, so wie alle Unkosten, die darauf, oder auf ihre Bearbeitung fallen können, den Kindern eben so verbleiben, wie bei ihren übri- gen Aeckern. Wogegen auch alles Geströhde, Graserei und Futter ihnen zum Behufe der Düngung zurückgegeben werden soll; es wäre denn, daß wir selbst einen kleinen Viehstand forthalten wollten und die Düngung liefern könnten. Sollte eins oder das andere unserer Kinder diese unsere österliche Anordnung nicht anerkennen, und uns die ausbe- Lungenen Aecker und dazu nöthigen Arbeiten nicht gewahren wollen, so behalten wir uns vor, das Ganze, was auf ein solches Kind fallt, zurückzuziehen und anderweitig darüber zu verfügen. Wir haben indessen die Hoffnung, daß keins unserer Kin- der unsere Liebe verkennen und die schuldige Dankbarkeit ver- leugnen werde; und haben in dieser Hoffnung diese Urkunde wohlbedächtig unterschrieben und wollen sie zu gerichtlicher .Bestätigung einreichen lassen. Winterfeld, den 18. Mai 1816. Ehrenfried Sonntag, Sabine Sonntag, geb. Wichmann. D. Desgleichen. ich nach dem Ableben meines Ehemannes bei zunehmm- dem Alter und Schwäche mein geringes Vermögen selbst zu verwalten nicht mehr im Stande bin, so habe ich mich ent- schlossen, meine gesammte liegende und fahrende Habe mei- nem Sohne Christian Laubmann unter der Bedingung zu über- geben, daß ich in seinem Hause den Nest meines Lebens zu- bringen und die nothwendigen Lebensbedürfnisse, auch die Wartung und Pflege meines Alters aus seiner Hand und auf - seine Kosten empfangen möchte. Ich übergebe demnach von heute an Alles was mein ist, Nichts ausgenommen, als meine Äutc>un£?flmfc und

10. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 136

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
£ 133 Pflicht als Gebot des höher» Wesens, und jede- Ereigm'ß als eine Veranstaltung von ihm zu unserm Beßlen betrach- tet. Die Lehrer in der Kirche heißen daher auch Religions- lehrer. Alle Lehrer, sowohl in Schulen als in der Kirche, be- dürfen nicht nur einer großen Menge mannichfalliger Kennt- nisse, sondern auch noch der Gabe ihre erworbenen Einsich- ten Andern mittheilen zu können. Dazu gehört aber außer einer vieljährigen Vorbereitung, ein fortgesetztes Nachden- ken, Einsammeln von Kenntnissen und Erfahrungen, und einer Uebung, welche sie das Geschäft immer besser einsehen und sie so wirken lehrt, daß der Zweck ihres Berufs erleich- tert und erreicht wird. Der Lehrberuf ist einer der schwersten, daher auch unstreitig einer der ehrwü'digsten, der die ganze Kraft ei- nes fähigen und thätigen Mannes erheischt, daher aber auch den gerechten Anspruch hat, daß ihm mit vvrrügli'cher Ach- tung und einem Einkommen gelohnt werde, wie es zur Be- friedigung der leiblichen Bedürfnisse, für welche die Lehrer selbst nicht sorgen können; nöthig ist. 36. Der Wehr stand. «3um Wehrstande gehören alle diejenigen Personen, welchen die bürgerliche Gesellschaft die Besorgung ihrer gemeinsa- , men Geschäfte aufgetragen hat. Man nennt sie Staatsbe- amte oder Staatsdiener, weil sie im Dienste der ganzen Gesell- schaft stehen. Da nun aber der Zweck der bürgerlichen Gesell- schaft ist, die Rechte der Einzelnen durch die Kraft Aller zu beschützen, so gibt es zwei Hauptclassen vou Staatsdienern, nämlich solche, welche die im Slaatsvertrage oder der Staate Verfassung zum gemeinsamen Schutze bestimmten Mit- tel erheben und vereinigen, die öffentlichen Ein- nehmer, und solche, welche mit dieser Kraft die Rechte der Bürger schützen, die Richter. Die Richter sollen nun aber daö Recht beschützen sowohl gegen Gewaltthätig- keit der Mitbürger, als auch gegen Fremde; Theils, indem sie das Unrecht verhüten, Theils das begangene bestrafen. In sofeme dieß nur gegen Einzelne oder Einheimische ge- schieht, so macht es die bürgerliche Gere chi igle its- pflege aus, welche das Recht und die öffentliche Sicher- heit warnend und strafend beschützt, ist aber eine Bcwah-
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