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1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 73

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Bonifatius. 73 sollten den Heiden den Weg zu Christo weisen. Er selbst durchzog das germanische Land und predigte ohne Unterla, grndete christliche Ge-meinden und setzte Bischfe der sie, lie Kirchen erbauen und errichtete Klster, unter denen ihm das zu Fulda das liebste ward. War der Ort ausgewhlt, an dem ein Kloster erstehn sollte, so Das Kloster, kamen Mnche mit allerlei Werkzeug herbei. Mit Axt und Sge fllten sie die Baumriesen des dichten Waldes oder hoben Grben aus und leiteten das Wasser des Sumpfes ab. Dann brachen sie Steine und schleppten sie herzu, brannten Ziegel und lschten Kalk. Um einen vierseitigen Hof, an dessen Seiten der berwlbte Kreuz-gang hinfhrte, wurden die Klosterkirche und verschiedne andre Ge-bude errichtet. Die ganze Anlage wurde mit einer schtzenden Mauer umgrtet. War das Kloster fertig, so hrten die Leute der Gegend gar oft das Glcklein der Kirche erklingen, das die Mnche bei Tag und Nacht zum Gottesdienste rief. Des Sonntags wandelten sie selbst zur Kloster-kirche, lauschten der Predigt und dem schnen Gesnge. Aber die Kuttentrger waren nicht nur fromme Beter. Wenn sie am Morgen aus der Klosterpforte traten, so schritten die einen zu den Htten der Umwohnenden und redeten zu ihnen von Gott und dem Herrn Jesus, andre zogen mit Pflug und Egge aufs Kloster-feld, wieder andre gingen aus, um Wege und Brcken zu bauen oder im Walde Bume zu roden. Im Klostergarten gruben unterdes fromme Brder das Erdreich um, pflanzten Kohl, steckten Bohnen und Rben, Verschnitten und pfropften die Obstbume. In der Klosterschule unterwiesen manche die Knaben benachbarter Leute im Lesen, Schreiben und in der lateinischen Sprache. Endlich saen gelehrte Mnche in ihren einsamen Zellen und schrieben Bcher ab, andre schmckten Kirche und Kreuzgang mit Bildern und geschnitzten Holzflguren, die den Heiland und seine Jnger darstellten. Kam ein Wanderer des Weges, so nahmen ihn die Mnche freund-lich auf und gaben ihm Herberge; ward jemand von Krankheit befallen. so fand er im Kloster liebevolle Pflege. Bald merkten die Germanen, da von diesen Sttten reicher Segen fr sie ausstrmte, und die Zahl der Christen wuchs bestndig unter ihnen. &,tc #7. (W : - v.*- >, yvw l\\ h hx- ^ %; "j } . ' ' J . 7 ; -

2. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 77

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
77 Kommst du in diese oder jene norddeutsche Stadt, so erblickst du wohl am Rathause oder auf dem Markte aus Stein oder Holz ein Ritter-standbild aus alter Zeit, das nennen die Leute den Roland. Ob aber dies Bild den tapfern Helden Karls darstellt, ist nicht gewi. * Durch siegreiche Kriege hatte Karl ein mchtiges Frankenreich Kaiserkrnung geschaffen. Im Herbste 799 ging er nach Rom, um den Papst, den seine Feinde vertrieben hatten, wieder in seine Wrde einzusetzen. Am Christtage des Jahres 800 das war damals der erste Tag des Jahres besuchte der König den Gottesdienst in der Peterskirche. Da trat der Papst hinzu, setzte ihm unter dem Jubel des Volkes eine goldne Krone aufs Haupt und huldigte ihm als Kaiser. Nunmehr fhrte der Herrscher des groen Frankenreiches den Titel Rmischer Kaiser und war der oberste Herr der ganzen Christenheit. * Kaiser Karl konnte in den vielen Gauen seines weiten Reiches nicht Die Beamten berall nach dem Rechten sehen. Im Mai eines jeden Jahres traf Staate, mit den Groen des Reiches auf dem Maifelde zusammen. Da wurden Kriege beschlossen, auch wurde Gericht gehalten, und die neuen Gesetze wurden bekannt gegeben. Tchtige Männer setzte er als Gaugrafen der die einzelnen Teile des Landes, aber an die Grenzen, in die Marken, die oft der Feind bedrohte, schickte er die kampferprobten Markgrafen. Sendboten des Kaisers kamen bald hierhin, bald dorthin und sahen nach, ob die Grafen des Herrschers Befehle ausfhrten. Karl trachtete darnach, fromme und kluge Untertanen zu haben. Karls Frsorge Darum lie er viele Kirchen und Klster erbauen. Snger muten aus Untertanen. Italien kommen und seine Franken schnen Kirchengesang lehren. Den Mnchen gab er auf, in den Klstern Schulen zu errichten und die Kinder aus der Umgegend zu unterweisen. Auch an seinen Pfalzen muten gelehrte Klosterbrder den Shnen seiner Hofbeamten Unterricht erteilen. In der Hosschule sah der Kaiser wohl selbst einmal nach, wie es mit dem Lesen und Schreiben ging. Im Jahre 814 starb Karl. Man trauerte lange um diesen Karls Tod gewaltigen Herrscher und nannte ihn den Groden. 14' Sein Sohn und Nachfolger war aber ein schwacher Mann. Unter Vertrag zu ihm zerfiel das Reich. Im Jahre 843 wurde es durch den Vertrag zu " Verdnn in drei Teile zerlegt. Teutschland, Frankreich und Italien sind daraus geworden.

3. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 115

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vom Dreiigjhrigen Kriege. 115 General des neuen Heeres und gab ihm den Titel eines Herzogs von Friedland. Wollenstem sandte Werber von Ort zu Ort, die lieen auf Markt und Straen die Trommel rhren, und einer verkndete den Herzugelaufnen mit lauter Stimme: Der Friedlnder sammelt ein Heer; wer Lust hat. Soldat zu werden, mag mit uns kommen, er kann im Kriege reiche Beute erwerben!" Da meldete sich so mancher, der daheim nicht Lust zu rechtschaffner Arbeit hatte, mancher auch, den jeder ehrliche Mensch verachtete, weil er ein Bsewicht war. Sie bekamen Werbegeld und wurden auf den Sammelpltzen aus-gerstet. Der eine wurde ein Krassier und sah in seiner Rstung bald wie ein Ritter aus. der andre ein Musketier, er trug die schwere Muskete, die er beim Abfeuern auf eine Gabel legte. Wieder ein andrer erhielt eine lange Pike als Waffe. An die 50000 verwegner Gesellen eilten zu den Fahnen des Friedlnders. Es war wohl keiner darunter, der vor dem General nicht gewaltigen Respekt gehabt htte, wenn der lange, hagre Mann mit den stechenden dunkeln Augen, dem groen Schlapphut mit der wallenden roten Feder und dem scharlachroten Mantel durchs Lager schritt. Denn er war furchtbar streng, schon bei kleinen Vergehen sprach er: Hngt die Bestie!", und bald baumelte der arme Snder am Galgen. Mit seinen Scharen durchzog Wallenstein die deutschen Lande bis zur Ostsee. Wenn die Kunde kam: Der Friedlnder naht!", so stellten sich die Stdter kampfbereit auf die Mauer, schlssen die Tore, zogen die Zugbrucken hoch und fllten die Stadtgrben mit Wasser; viele Bauern aber flohen mit ihren Habseligkeiten und ihrem Vieh in die dichten Wlder oder in die nahen Berge und vergruben ihr Geld in die Erde. Und wagten sie sich dann nach bangen Tagen wieder herzu, so fanden sie cker und Grten zerstampft. Huser und Kirchen nieder-gebrannt und die Zurckgebliebnen schndlich gemordet. Auf seinem Zuge besiegte Wallenstein manchen Feind in offner Feldschlacht; doch die feste Stadt Stralsund an der Ostsee bot ihm Trotz. Und wenn die Stadt mit Ketten an den Himmel geschlossen wre, so mu sie herunter!" verma er sich in seinem Zorne zu sagen jedoch er bezwany sie nicht. Aber die deutschen Fürsten waren Wallenstein nicht wohlgesinnt. Wallensens Sie warfen thin vor. da er seine Soldaten berall, bei Freund und Absetzung. Femd groe Greuel verben lasse. Ihre Klagen teilten sie dem Kaiser mit. der sah sich gezwungen Wallenstein abzusetzen. 8*

4. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 116

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
116 Vom Dreiigjhrigen Kriege. Nun sa der Gestrzte wieder auf einem seiner Schlsser und las aus den Sternen, da ihn der Kaiser bald wieder holen werde. * König An einem Sommertage des Jahres 1630 landeten schwedische uftat Adolf, schiffe Soldaten und Kanonen an Pommerns Kste. Zuerst betrat ein stattlicher Mann im Spitzbart, mit groem Schlapphut, ledernem Wams und hohen Reiterstiefeln den deutschen Boden. Er kniete nieder und betete. Das war der Schwedenknig Gustav Adolf. Er hatte von der Not der Lutherischen in Deutschland gehrt und wollte ihnen helfen, auch wollte er im Kriege ein Stck deutsches Land gewinnen. Am Kaiserhofe in Wien lchelte man der den Schneeknig" aus dem Norden. Doch bald kam die Kunde: Gustav Adolf hat den sieg-gewohnten Tilly bei Breitenfeld geschlagen", dann wieder hie es: Die Schweden haben Gebiete am Rhein besetzt", endlich: Die Feinde stehlt schon in Bayern und rcken auf Wien los." Gustav Adolfs Da ward's dem Kaiser gar ngstlich zumute, und er bat Wallen-1632 stein um Hilfe in der Not. Der sammelte ein Heer und zog aus, den Kampf mit dem neuen Feinde zu wagen. Bei Ltzen in der Nhe Leipzigs trafen die Gegner einander an einem nebligen Novembertage. Kaum hatte die Sonne den Nebelschleier zerrissen, so schritten die Schweden nach Gesang und Gebet zum Angriff. Grimmig tobte die Schlacht. Auf seinem Braunen war der Schwedenknig bald hier, bald da im dichten Gewhle. Da trafen ihn mehrere feindliche Kugeln, er sank vom Rosse, und das ledige Tier verkndete den Seinen den Tod ihres Fhrers. Am Abende waren die erbitterten Schweden Herren des Schlachtfeldes, der Friedlnder kehrte nach Bhmen zurck. Hier schmiedete ^er Plne, die dem Kaiser und seinem Anhange nicht gefielen. Er wollte dte lutherischen Fürsten in Deutschland zum Frieden bewegen und mit ihnen die Schweden aus dem Lande weisen. Dabei hoffte er fr sich ein deutsches Frstentum zu erringen. Wallensteins Der Kaiser setzte darum Wallenstein ab. Nun verlie der grte Ermordung ^ der den Friedlnder; mit wenig Getreuen marschierte er nach der bhmischen Stadt Egcr. Hier lie ihn einer seiner Obersten ermorden. Noch vierzehn Jahre wtete der Krieg. Schwedische Heere, kaiser-liche Heerhaufen, dazu franzsische Armeen durchzogen unser armes Vater- land und raubten, was noch zu rauben war. *

5. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 106

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
106 Von Martin Luther. Das Ei des Die letzten Lebensjahre brachte Colnmbus in Spanien zu. Es gab Columbus. ktc den khnen Entdecker bewunderten und verehrten, viele Neider und Hasser aber meinten, jeder andre habe solche Fahrten auch unter-nehmen knnen. Als einst Columbus bei einem Gastmahle solche ab-sprechende Worte hrte, lie er sich, so wird erzhlt, ein Ei bringen und sagte: Jeder versuche, dies Ei auf die Spitze zu stellen." Keinem gelang es, da drckte Columbus dem Ei die Spitze ein, und so blieb es stehn. Ja, so htten wir es auch fertig gebracht", meinten die andern. Gewi, gekonnt httet ihr es schon", entgegnete Columbus, ich aber habe es getan; bers Meer httet ihr auch segeln knnen, aber ich habe es ge-wagt." Da schwiegen die Neider, das Ei des Columbus" hatte sie belehrt, da sie Maulhelden waren. Mehr und mehr wurde im fernen Westen Land entdeckt, und bald wurde es zur Gewiheit, da Columbus nicht Indien, sondern einen neuen Erdteil gefunden hatte. der denselben verffentlichte der Italiener Amerigo und Aluengo die ersten Berichte, aus seinem Namen ist auf Vorschlag eines Amerika. deutschen Gelehrten der Name Amerika abgeleitet worden. 13. Von Martin Luther. Luthers Wohl ein jeder kennt den teuern Gottesmann Martin Luther. Jugend.^ rauchgeschwrzten Eisleben im Mansfeldischen steht ein altes Haus, daran verkndet eine Tafel: In diesem Hause wurde geboren Dr. Martin Luther den 10. November 1483. Eisleben, Er war armer Leute Kind, eines Bergmanns Sohn. Der alte Hans Luther war mit seinem Weibe aus Thringen nach Eisleben ge-kommen, um bessern Verdienst zu finden; aber die drckende Armut wich auch hier nicht von ihm. Erst spter kam er in Mansseld zu einigem Wohlstand. Martins Jugendjahre waren nicht wonnig. Die Eltern meintcn's herzlich gut mit ihrem ltesten, waren aber sehr streng, wegen kleiner Vergehen wurde er hart gestupt". Als der Vater merkte, da Martin ein kluger Kopf sei, nahm er sich vor, ihn etwas Rechtes lernen zu lassen. Er schickte den Kleinen in die Schule; waren die Wege mit Schnee be-deckt, trug er ihn wohl auf den Armen hin. Auch bei dem strengen Lehrer lernte der Knabe die Rute kennen. Eisenach. Spter tat der Vater den Knaben auf die Lateinschule, zuerst nach Magdeburg, dann nach Eisenach. Auch hier war die Armut sein Ge-fhrte. Da sang er mit armen Kameraden unter Fhrung eines Lehrers

6. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 108

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
108 Von Martin Luther. herziger Vater, der dem Snder. vergibt. Nun ward sein gequltes Herz wieder froh, und er studierte mit Eifer die Schrift und andre fromme Bcher. * ^ther Der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen brauchte um diese in Wittenberg. Zeit einen gelehrten Mann, der die Studierenden an der Universitt zu Wittenberg in der Gottesgelahrtheit unterrichtete. Man empfahl ihm Martin Luther, und der Fürst ernannte ihn zum Professor an der Hoch-schule. Luther wohnte nun im Wittenberger Augustinerkloster, unterwies die Studenten, predigte auch in der Kirche und hatte hier wie da bald viele aufmerksame Hrer. Der Abla- Nach einigen Jahren zogen Mnche im Auftrage des Papstes in Handel. Deutschland herum. In Dorf und Stadt, unter freiem Himmel und in Gotteshusern verkndeten sie einen neuen ppstlichen Abla^; denn der Papst konnte nach dem Glauben det Kirche von den guten Werken, die fromme Männer und Frauen frher im berflu getan hatten, einen Teil an bufertige Christen abgeben und ihnen so den Weg zum Himmel ffnen. Jetzt aber verkndeten diese herumziehenden Mnche, da man fr Geld solchen Abla erhalten knne. Da kamen viele, kauften Abla, erhielten einen Zettel und gingen dann in dem Glauben heim, da Bue und Besserung nicht mehr ntig seien. Einer dieser Ablaprediger, Johann Tetzel mit Namen, erschien auch in der Nhe Wittenbergs. Die 95 Streit- Da ergrimmte Luther und schrieb 95 Siiize gegen den Ablag in 1517' lateinischer Sprache auf einen groen Bogen. Den heftete er am Abende des 31. Oktobers 1517 an die Tr der Wittenberger Schlokirche, damit die Gelehrten die Stze lsen und ihre Meinung darber sagten. So tat man in jenen Tagen, in denen es noch keine Zeitungen und Anschlagsulen gab und die Bcher selten waren. Am nchsten Tage, einem hohen Feiertage, drngten sich die Leute herzu und hrten aus dem Munde derer, die Latein verstanden, was an der Tr geschrieben stand, sie erzhlten es weiter und weiter, und bald wute man in ganz Deutschland davon. Die einen lobten den khnen Mnch, andre schmhten ihn mit harten Worten. Endlich hrte auch der Papst in Rom davon. Er schickte nach einiger Zeit einen Gesandten nach Deutschland und darnach einen zweiten, die sollten den Wittenberger Mnch zum Schweigen bringen. Luther und Eck. tm* wre es gelungen; jedoch der Professor Dr. Eck griff Luthers Stze heftig an. Da sagte ihm denn Luther bei einem Gelehrtenstreit auf

7. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 110

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
110 Von Martin Luther. Mit den Worten: .Hier stehe ich, ich kann nicht onberg, Gott helfe mit. Amen!" schlo er feine mchtige Rede. Viele, die ihm zugehrt, zrnten dem dreisten Mnch; viele wieder wurden durch seine Worte mit herzlicher Freude erfllt, und sie besuchten den Mutigen in der Herberge. * Luther auf der Nach einigen Tagen verlie Luther Worms. Als er in seinem Ur9' Wagen durch den Thringer Wald fuhr, fielen ihn pltzlich verkappte Ritter an, hoben ihn heraus und brachten ihn nach der nahen Wartburg. Das hatte Kurfürst Friedrich der Weise, sein treuer Beschtzer, angeordnet. Auf der Burg legte Luther Ritterkleider an und lie sich Bart und Haupthaar wachsen; die Leute daselbst nannten ihn Junker Jrg. Oft erging er sich im Walde, der die stolze Burg umgibt; meist sa er aber in seinem stillen Stbchen, das noch heute gezeigt wird. Dort bersetzte er das Neue Testament in die geliebte Muttersprache, damit jeder Deutsche das Wort Gottes lesen knne. So blieb er fast ein Jahr auf der stillen Hhe im Thringer Walde; nur wenige Freunde kannten seinen Aufenthalt. Das war alles vom Kurfrsten sehr wohl bedacht; denn der Kaiser hatte die Reichsacht der Luther verhngt. Da durfte ihn niemand im Hause aufnehmen oder ihm Speise und Trank reichen, sondern wer ihn fnde, mute ihn dem Kaiser zur Bestrafung ausliefern. * Luthers Aber nach Jahresfrist kehrte Luther nach Wittenberg zurck, unwirken. bekmmert um Acht und Bann; er vertraute Gott und hatte keine Furcht vor Menschen. Bald vertauschte er die Mnchskutte mit dem Priesterrock und heiratete Katharina von Bora, die einst im Kloster Nimbfchen bei Grimma Nonne gewesen war. Bei seiner lieben Kthe", im Kreise frhlicher Kinder erblhte dem vielgeplagten Manne das reinste husliche Glck. Wie konnte er mit den Kleinen spielen und scherzen! Oft erzhlte er ihnen Mrchen und Fabeln, oft griff er auch zur Laute und sang mit ihnen schne Lieder; denn Frau Musika" stand bei ihm hoch in Ehren. Gern sah Luther Gste in seinem Hause. Obwohl er nicht mit Glllcksgtern gesegnet war, lud er fter arme Studenten zu Tische; auch seine Witten-berger Freunde, vor allem sein vertrautester, Melanchthon, weilten hufig

8. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 111

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Vater August und Mutter Anna. 111 bei ihm. Da wurde im trauten Kreise manch bedeutendes Wort ge-sprachen, manch herrliches Lied gesungen, das war fr Luther Erquickung nach drckenden Sorgen, Erholung von schwerer Arbeit. Denn er war ein vielbeschftigter Mann: er lehrte seine Studenten, predigte in den Kirchen und ordnete den Gottesdienst, bersetzte auch das Alte Testament, verfate den Katechismus und dichtete schne Kirchenlieder, wie Ein' feste Burg" und Vom Himmel hoch". Art Fürsten und Ritter, Brgermeister und Ratsherren schrieb er Briefe und erteilte ihnen Ratschlge in den verschiedensten Dingen. Und solcher Arbeit wurde immer mehr; denn seine Lehre breitete sich fast der ganz Deutsch-lernt) und die Lnder des Nordens aus. Dazu wollte der Streit mit den Anhngern des Papstes nicht zur Ruhe kommen. Am 18. Februar 1546 starb Luther in seiner Vaterstadt Eisleben. Luthers Tod. Seine Leiche wurde in feierlichem Zuge nach Wittenberg gebracht und in der Schlokirche beigesetzt. Eine schlichte Messingtafel deckt das Grab des groen Mannes. 14. Von Vater Angust und Mutter Anna. Dort, wo die beiden Flsse Zschopau und Flha einander zueilen, thront auf bewaldetem Vergesrcken das alte Schlo Augustusburg mit Augustusburg. massigen Mauern und vier kurzen Ecktrmen. Kursrst Angust von Sachsen hat es vor mehr als dreihundert Jahren gebaut. In den Wldern am Schlosse lag er dem edeln Waidwerk ob, von den Fenstern berschaute er sein blhendes Sachsenland, und in der reinen Hhenluft erholte er sich von den Anstrengungen der Regierung; denn angelegen lie sich Augusts Kurfürst August sein Frstenamt sein, wie wohl selten ein Herrscher. e9terun3-Nicht nach eitlem Kriegsruhme trachtete er; seine Untertanen wohlhabend, sein Land blhend zu sehen, das hatte er sich zum Ziele gesetzt. Seine Gemahlin Anna, eine dnische Prinzessin, war ihm dabei die treueste Gehilfin. Des Kurfrsten erste Sorge galt der Landwirtschaft. Es gab Sorge um die damals in unserm Vaterlande noch so manche wste Strecke vom schlimmen an rctr Hussitenkriege her, auch verstanden die Bauern noch nicht, cker und Vieh eintrglich genug auszuntzen. Da lie der Kurfürst solche Wstungen in fruchtbares Ackerland umwandeln und Gter anlegen. Dort lernten die Bauern aus der Nachbarschaft, wie man auf einen wilden Obstbaum edle Reiser pfropfe,

9. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 113

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vom Dreiigjhrigen Kriege. 113 rhrige Tuchmacher und Schleierweber, die durch ihren Gewerbflei Sachsen reichen Segen brachten. Eine arme Vertriebne so erzhlt die Sage kam auch zu Frau Barbara Uttumttn, der Witwe eines reichen Bergherrn in Annaberg, und Barbara fand liebevolle Aufnahme. Zum Danke lehrte sie ihre Wohltterin das Uttmann-Spilzenklppeln, diese unterwies Frauen und Mdchen Annabergs in der neuen Kunst, und bald gab es in vielen Husern des Erzgebirges den Klppelsack, der guten Verdienst brachte. Eine Brunnenfigur auf dem Markte zu Annaberg und ein Denkmal auf dem Friedhofe mit der Inschrift: Ein sinniger Geist, eine ttige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland!" erinnern an Frau Barbara, die Wohltterin des Erzgebirges. * Durch das rastlose Mhen des edlen Frstenpaares war Sachsen Sachsens zum reichsten deutschen Lande emporgeblht. Allenthalben sah man wohl- Wohlstand, gepflegte Wlder, wogende Saatfelder, reiche Obstgrten und fette Wiesen, auf denen zahlreiche Rinder und Schafe weideten. In den Stdten ge-langten die geschftigen Brger zu hohem Wohlstande, gingen in Samt und Seide einher, feierten kostspielige Feste, bauten sich stattliche Wohnhuser und hielten darauf, da herrliche Kirchen und schne Rathuser die Städte zierten. Auf den Landstraen brachten lange Wagenzge die Erzeugnisse des Gewerbfleies nach den groen Handelspltzen, bewaffnete Reiter, die der Kurfürst fr Geld stellte, begleiteten sie zum Schutze. berall ehrte man das Frstenpaar hoch, nannte den Kursrsten Vater Augusts Vater August und seine Gemahlin Mutter Anna. Gro war die J?nb Mutter Trauer, als sie bald nacheinander starben. nnn n e' Leider hat ein bser Krieg, der bald nachher das deutsche Land dreiig Jahre lang verwstete, vieles vernichtet, was Vater August und Mutter Anna geschaffen haben. 15. Vom Dreiigjhrigen Kriege. Wer die Umgegend von Leipzig durchstreift, der findet bei Breiten-seld einen schlichten Gedenkstein mit dem Namen Gustav Adolf und bei dem Stdtchen Ltzen den sogenannten Schweden st ein nebst einer groen Kapelle. In der Schsischen Schweiz zeigt man dem Wanderer die Schwedenlcher, eine Felsschlucht, in die die Bauern der Gegend einst ihr Hab und Gut vor den bsen Schweden retteten. Auf irgend einem Dorfe im Erzgebirge oder Vogtland erzhlt ihm wohl der Pfarrer: Sedkert. Geschtchtl. Erzhlungen (Sachsen, Ausgb. B.). o

10. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 68

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
68 Von bm alten Germanen. gewhrten Luken in der Wand der Luft und dem Lichte Eintritt, aber im Winter wurden die ffnungen verstopft; der brennende Kienspan erhellte die dstre Halle, und das prasselnde Herdfeuer durchwrmte sie. * Die Germanin. Im Hause schaltete die Frau. Fr sie gab es alle Hnde voll zu tun: sie erzog die Mdchen und die kleinen Knaben, während sich die groen, mit den Waffen in der Hand, in Wald und Wiese tummelten; dazu wies sie die Dienstboten zu allerhand Verrichtungen an: da mute ein Knecht aus Honig den sen Met oder aus Hopfen und Gerste Bier bereiten, eine Magd Getreidekrner zwischen glatten Steinen zer-mahlen, eine andre Brot backen, eine dritte das Feuer schren und Wild-bret am Spiee braten, eine vierte Flachs spinnen. Ihrem Manne war die Germanin eine treue Gehilfin: er fragte sie um Rat in wichtigen Dingen, und ihre verstndigen Worte galten viel. Allenthalben begegnete ihr der Mann mit hoher Achtung; von manchen Frauen glaubte man, da sie den Willen der Götter verknden und weissagen knnten. Nicht selten zog die Germanenfrau mit in den Krieg, feuerte die Entmutigten zu neuem Kampfe an und pflegte die Verwundeten. Der Germane. Der Germane kmmerte sich nicht um die Ttigkeit in Haus und Hof. Er war ein freier Mann, seiner war alle Arbeit unwrdig; die mochten die Unfreien verrichten, die waren ja zum Arbeiten da. Er ging mit andern freien Mnnern hinaus in den Wald. Dort jagte er den stark gehrnten Ur und den zottigen Wisent, erlegte den plumpen Elch und den flinken Hirsch, prschte auf Bren und Wlfe und manch andres Wild. Am liebsten war dem Germanen der Krieg. Keule und Steinaxt, Speer und Schwert sowie ein hlzerner Schild waren seine Waffen. Mit wildem Schlachtgefange zog er in den Kampf, seinem Fhrer nach, dem er Treue bis zum Tode gelobt hatte. Der Tod von Feindes-Hand schreckte ihn nicht; denn den Gefallnen trugen Gtterjungfrauen hinauf zu den Wonnen Walhallas, so hatte man ihn in seiner Jugend gelehrt. Ruhten die Waffen, so lag der Germane daheim auf der Bren-haut". Zuweilen besuchten ihn die Nachbarn, da ergtzte man sich am Wrfelspiel und trank aus groen Hrnern sen Met oder schumendes Bier. Oft wurde in Spiel und Trunk des Guten zuviel getan.
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