Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 143

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Hunnen waren ein furchtbar wildes und hliches Volk. Sie hatten einen festen Gliederbau, breite Schulrern, dicke Hlse und eine kleine Statur; ihr ganzes Aussehen war so unfrmlich, da man sie mit grob zugehauenen Brckenpfosten vergkch. Sie waren immer zu Pferde und zeichneten sich als wilde Reiter aus. In Htten giengen sie nur in der grten Noth. Hunger, Durst und Klte lernten sie von Kindheit auf ertragen. Von Ackerbau wuten sie nichts; sie schweiften wild umher, raubten und pln-derten, ohne feste Wohnsitze, ohne Gesetz und bleibende Sitte. Die Treue kannten sie nicht; was ihnen die wilde Begierde vorhielt, das erjagten sie. Sie lebten von Wurzeln und dem Fleische eines jeden Thieres, das ihnen der Znsall zufhrte; sie brauchten aber kein Feuer, sondern legten das Fleisch nur unter den Sattel, um es mrbe zu reiten. Wie ihre Natur, so war ihr Kampf wild .und ungeregelt. Pltzlich griffen sie aus ihren schnellen Rossen an, gebrauchten Wurfgeschosse, deren Spitzen nicht ohne Kunst aus Knochen verfertigt waren, in der Nhe Schwerter und Schlingen, die sie dem Feinde um den Kopf warfen, um ihn so fortzn-schleppen. Ursprnglich wohnten sie in der heutigen Mongolei und beherrschten einen groen Theil des nrdlichen und stlichen Asiens. Sie gehrten zu jenen Raubschaaren, gegen welche schon um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Chinesen die groe chinesische Mauer lngs ihrer Nordgrenze hin errichtet hatten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Hun-nen von den Chinesen ganz aus ihren Wohnsitzen verjagt und ge-nthigt, sich westwrts zu ziehen. Im Jahr 375 waren sie bis an die Wolga vorgedrungen und stieen hier auf die Alanen, welche zwischen der Wolga und dem Don lebten. Diese wurden leicht besiegt, und mit ihnen vereint drangen die Hunnen weiter in das jetzige Rußland vor. Ein Theil des deutschen Volles der Gothen, die Ostgothen, hatten ihre Wohnsitze bis gegen das schwarze Meer hin; sie waren daher zuerst den Angriffen der Hunnen ausgesetzt. Ihr greiser König Hernmnrich, welcher das Unglck seines Volkes nicht ber-leben wollte, tdtete sich selbst. Die Ostgothen _ wurden groenteils unterworfen, ein kleiner Theil zog sich in die Karpathen zurck und drngte sich ans die Westgothen. Die letzteren aber, da sie Widerstand fr unmglich hielten, erbaten sich durch Ge-sandte, an deren Spitze der gothische Bischof Ulfilas stand, von dem rmischen Kaiser Valens in Konstantinopel Land und Weiden auf dem rechten Donauufer und versprachen dasr Schutz und Bei-stand. Valens wies ihnen Wohnsitze in Msien (Serbien und Bulgarien) an. Die Hunnen trieben sich jetzt der 50 Jahre lang in den sdlichen Steppen von Rußland, in Polen und

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 181

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
181 5n in alter Zeit gab es unter dem Adel der Germanen solche, imfie wegen geringeren Besitzes anderen mchtigen Adeligen nachstanden. Diese traten nicht selten zu den Mchtigeren in ein Dienstverhltni und wurden deren Lehensleute. Ein solcher adeliger Lehensmann hie Ritter, d. i. Reiter, weil er seinen Heer-dienst mit seinem Herrn zu Rosse leistete. In diesem adeligen Lehensverhltnisse war der Anfang zu dem spter so einflureichen Ritterthum gegeben. Heinrich I. hatte wesentlich dazu beigetragen, da der Ritter-stand eine bevorzugte Stellung vor dem Volle erhielt. Diejenigen, welche den Dienst zu Ro im Kriege whlten, wurden von ihm durch besondere Auszeichnungen vor den Uebrigen geehrt, damit so die Lust an dem viel kostspieligeren Reiterdienst geweckt wrde. Am glnzendsten erscheint aber das Ritterthum zur Zeit der Kreuz-zge. In diesem groen Ereignisse fanden gerade die Tugenden, welche als besonderes Eigenthum der Ritter angesehen wurden, Treue, Muth, Ehrenhaftigkeit, Kampf fr die christliche Religion gegen die Unglubigen, Beschtzung der Unschuld, der Schwachen, Frauen und Waisen, die reichste Gelegenheit, sich zu bewhren. Der Ritter zeichnete sich schon uerlich vor dem brigen Volke aus. Er trug einen Ring- oder Schuppenpanzer um die Brust, einen Helm mit einem Visir, das der das Gesicht herab-gelassen werden konnte, am linken Arm einen dreieckcgen Schild, welcher wie' der Helm das Wappenbild des Geschlechtes zeigte, eine Lanze und das gerade Schwert, goldene Sporen, Armschienen und Handschuhe. Dazu kam noch ein Wappenrock, welcher den Krper bis zu den Knieen deckte und wie Schild und Helm, mit dem Wappenbilde geziert war. Wie die Stellung des Ritters, so war auch die Heranbildung zum Ritter eine besondere. Der Knabe von adeligem Geschlecht verblieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut der Mutter. Vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre that er als Edelknabe oder Bube an dem Hofe eines vornehmen Ritters Dienste, um das Leben des Ritters durch eigene Anschauung und Hebung kennen zu lernen und sich jung an Rittersitte zu gewhnen. Ein Pferd tummeln, die Waffen führen, den Krper in Kraft und zierlichem Anstand den, gehrte jetzt schon zur Aufgabe des adeligen Knaben. Mit dem vierzehnten Jahre durfte er als Junker (Jungherrlin) oder Knappe mit seinem Herrn in den Kampf ziehen; er mute demselben die Rstung tragen und das Pferd vorfhren. Im ein-undzwanzigsten Jahre, wenn er in ritterlicher Sitte und Tapfer-feit gebt war, erhielt er in feierlicher Weise den Ritterschlag. Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Beten vorbereitet hatte, gelobte er, Gott zu frchten, tglich die Messe zu hren,

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 212

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 212 - 1631 Umschlag brachte erst Gustavs glanzvoller Sieg bei Breiten-seld. Hlflos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vierecke seiner Lanbsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer-sprengt von den schwebischen Bauernshnen, die ihr König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden eingeteilt hatte. 3. Whrenb die Sachsen unter Arnim Bhmen eroberten zog der König wie ein Blitz durch die Pfaffengasse", die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg, an den Rhein; als die Verhanblnngen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im Frhjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr ber-schreiteub, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont ge-blieben war; er zog in Mnchen ein und bedrohte Wien. Knr-frst Maximilian war ein heimatloser Mann; der Kaiser zitterte. 4. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten und Städte suchten das Bndnis des Lwen ans Mitternacht". Das Volk jubelte dem Nordlandsknige zu, dessen mchtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle berragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Krieg-fhrung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er tglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunbe mit seinem Heer; er hate die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Strenge. Er schtzte Kunst und Wissenschaft und erfreute sich gern am Lauten-spiel. Auer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Mutter-sprche, beherrschte er ein halbes Dutzend Sprachen; im Thuky-dides und Xenophon suchte er [eine Vorbilder. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewhrte er mich dein katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der grte Feldherr seines Jahrhunderts, fhrte er wohl auch, deu Degen in der Faust, persnlich seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde jhm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, fast in derselben stunde, in der Tilly zu Regensburg seinen Wnnden erlag. 5. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wal-lenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergrndliche Mann aus seinen bhmischen Schlssern biesen Augenblick erharrt. Jetzt warb er, im Besitze weitgehenber Vollmacht, ein neues Heer und fhrte es, die wachsen aus Bhmen drngend, nach Bayern-Gustav Adolf mute innehalten auf seiner Siegesbahn. Monate-lang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nrnberg den Fried-lndischen^ gegenber, bis e an Brot fehlte und an Totengrbern fr die Soldaten und Brger, welche von Hunger und Pest

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 262

1873 - Hildburghausen : Gadow
260 einem Alpenstock, einer tüchtigen Büchse und einem Fernrohr. In der Jagdtasche hat er Brod und Käse, auch wohl ein Fläschlein mit Wein oder Branntwein. Kaum daß die Sonne die Gletscher röthet, durchspäht er schon mit dem scharfen Auge oder Fernrohr die höheren Gebirgsregionen und wandert gegen den Wind, welchen er erforscht, indem er ein Haar im Winde spielen läßt. Hat er endlich eine oder mehrere Gemsen erspäht, so stellt er sich an einen Fel- sen und wartet mit vieler Geduld, bis die Gemse sich von dem Weideplätze zurückzieht, um sie sichrer auf's Korn zu nehmen. Sobald er die Hörner unterscheiden kann, schießt er. Geht die Gemse mit vorrückendem Tage höher hinauf, so sucht er unvermerkt höher zu kommen und schneidet ihr den Weg ab. Schwer ist es dem Jäger, einer ganzen Heerde beizukommen, eine einzelne nur ist meistens seine Beute. Sie hat ein sehr zähes Leben, und wenn er nicht Kopf oder Brust trifft, so hat er gewöhnlich das Nachsehen. Oesters stürzt auch die Gemse in einen Abgrund, daß sie gänzlich unbrauchbar wird. Am gefährlichsten für den Jäger wird das Verfolgen, wenn die Gemse auf flache und steile Felsen- massen flüchtet und der Jäger nachsteigt. Hier versteigt er sich oft so, daß er weder vor- noch rückwärts kann und froh sein muß, wenn er nach stundenlangem Bemühen sich retten kann. Er soll sich dann öfters Hände und Füße aufschneiden, um durch das klebende gerinnende Blut sich besser anhalten zu können. Hat der Jäger nun endlich eine oder gar zwei Gemsen erlegt, so fängt die Last und Noth erst an; denn er muß nun mit der schweren Bürde wegsame Gegenden aufzufinden suchen. Zuerst weidet er die Thiere aus, bindet die vier Füße zusammen und hängt sie quer über die Stirn, so daß der Körper der Thiere über den Rücken des Jägers hängt. So beladen, steigt er, an den Alpenstock sich lehnend, behutsam hinunter. Eisige Winde, Schneegestöber, dichter, undurchdringlicher Nebel und Stürme bereiten dem Gemsenjäger Gefahren, denen er selten auf die Dauer entgeht. Allein die Leiden- schaft ist bei diesen Menschen so stark, daß mancher auf der Jagd gestürzte Jäger, kaum geheilt, wieder in die Gebirge eilt, um frische Wunden oder den Tod zu holen. Der ganze Gewinnst beträgt drei bis vier große Thaler, welche man für eine Gemse zahlt. Das Fleisch von jungen, nicht zu alten Thieren ist sehr schmackhaft, und aus dem Leder werden vortreffliche Handschuhe verfertigt.

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 56

1873 - Hildburghausen : Gadow
54 seinen Beleidiger, Jetzt fuhr er schnell mit der Hand in die Tasche; jetzt griff er nach dem Stein; jetzt hob er ihn schon in die Höhe, um ihn wieder nach seinem Beleidiger zu werfen, und wie von einem guten Geiste gewarnt, liess er ihn wieder fallen und ging mit einem bewegten Gesicht davon. Daraus kann man lernen: Erstens man soll im Glück nicht übermüthig, nicht unfreundlich und beleidigend gegen geringe und arme Menschen sein. Denn es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Mor- gen war, und ,,wer dir als Freund nichts nützen kann, der kann vielleicht als Feind dir schaden.“ Zweitens man soll seinem Feind keinen Stein in der Tasche und keine Rache im Herzen nachtragen. Denn als der arme Mann den seinen auf die Erde fallen liess und davon ging, sprach er zu sich selber so: „Rache an dem Feind ausüben, so lange er reich und glücklich war, das war thöricht und gefährlich; jezt wo er unglücklich ist, wäre es unmenschlich und schändlich.“ 23. Der Wilde. Ein Kanadier, der noch Europens Uebertünchte Höflichkeit nicht kannte Und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben, Von Kultur noch frei, im Busen fühlte. Brachte, was er mit des Bogens Sehne Fern in Quebeck's übereis'ten Wäldern Auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe. Als er ohne schlaue Rednerkünste, So wie man ihm bot, die Felsenvögel Um ein Kleines hingegeben hatte, Eilt' er froh mit dem geringen Lohne Heim zu seinen tief versteckten Horden In die Arme seiner braunen Gattin. Aber ferne noch von seiner Hütte Ueberfiel ihn unter freiem Himmel Schnell der schrecklichste der Donnerstürme. Aus dem langen rabenschwarzen Haare Troff der Guß herab auf seinen Gürtel, Und das grobe Haartuch seines Kleides Klebte rund an seinem hagern Leibe. Schaurig zitternd unter kaltem Regen Eilet? der gute, ryackre Wilde

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 247

1873 - Hildburghausen : Gadow
245 selten anders als selbander auf die Löwenjagd, und recht fertige Schützen, die ihres Schusses gewiß sind und sich dar- auf verlassen können, daß ihr Gewehr nicht versagt, wagen es auch wohl, ganz allein die Spur eines Löwen zu ver- folgen und ihn ' in seinem Schlupfwinkel aufzusuchen. Ge- fährlich bleibt ein solches Unternehmen allerdings, und man erlebt häufige Unglücksfälle. Hier ein paar Beispiele. Der Feld-Kommandant Tjaard van der Wald und sein Bruder Johannes verfolgten nicht weit von ihren Wohnplätzen, am östlichen Abhange der Schneeberge, die Spur eines großen Löwen, der unter ihren Heerden großen Schaden angerichtet hatte, und fanden ihn endlich in einer mit rauhem Gebüsche bewachsenen Schlucht. Sie nahmen ihre Stellung zu beiden Seiten des Ausgangs und schickten ihre Hunde hinein, um den Löwen heraus- zujagen. Das glückte denn auch; der Löwe stürzte nach der Seite des letztgenannten Bruders hervor, legte sich zum Sprunge und ward von ihm geschossen. Unglück- licher Weise hatte aber der Schuß nicht recht getroffen, sondern nur das Ohr und die eine Seite der Brust gestreift. Nach einer kurzen Betäubung von wenigen Sekunden erholte sich das Thier und stürzte nun wüthend vor Schmerz mit solchem Grimm auf den Jäger, daß er kaum Zeit hatte, sich auf's Pferd zu werfen und noch einen Versuch zum Entfliehen zu machen. Aber in wenig Sätzen hatte ihn der Löwe ereilt, war dem Pferde auf den Rücken gesprungen, das nun, niedergedrückt von der Last, nicht mehr von der Stelle kommen konnte, und schlug seine Tatzen dem Unglücklichen in die Schenkel, mit den Zähnen zugleich ihn an den Unterkleidern packend. Indessen er sich mit aller Kraft an das Pferd klammert, um nicht heruntergerissen zu werden, hört er seinen Bru- der hinter sich herangalopiren und ruft ihm zu, nur um Gotteswilleu loszuschießen, möge es treffen, wen es wolle. Der wackere Tjaard springt vom Pferde, legt ruhig au und schießt den Löwen durch den Kopf, und wunderbar glücklich schlägt die Kugel durch den Sattel, ohne weder Roß noch Reiter zu verletzen. Nicht so glücklich war ein Anderer, Namens Rends- burg, der mit einem Vetter eben dieses Namens auf die Löwenjagd ging. Das Abenteuer nahm ganz denselben Gang, aber der Löwe sprang von der Seite auf den Reiter los und packte mit den Zähnen dessen linken Arm. Der feige Gefährte, statt dem Unglücklichen beizustehen,

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 305

1873 - Hildburghausen : Gadow
303 diesem Geschäfte, und ein jedes zieht mit mehreren Hun- den aus, die ihm eigenthümlich gehören, und die nur sei- nen Worten allein folgen. Die vorigen Wächter kommen dann mit den hungrigen Hunden zurück. Daher ist es nicht selten, dass acht, zehn oder zwölf Hunde zugleich in der Garn me über die Köpfe der Ruhenden wegsteigen, für sich selbst bequeme Ruhestellen zu suchen. Sie be- dürfen freilich der Ruhe; denn so lange sie draussen mit dem Herrn dieheerde bewachen, sind sie in fortdauernder Bewegung. Auf ihnen beruht das Heil und die Sicherheit der Heerde. Nur durch sie wird dieselbe auf bestimmten Plätzen zusammengehalten, oder wenn es nöthig ist, nach andern geführt; nur durch sie treibt man die Wölfe, die fürchterlichsten Feinde der Lappen, von denrennthieren zurück. Das furchtsame Rennthier läuft erschrocken in der Wildniss umher, wenn sich der Wolf nähert; die Hunde dagegen bellen und klaffen die Heerde in die Enge zusammen, und so wagt der Wolf nicht leicht einen An- griff. Wenn daher für den Lappen das Rennthier ist, was für den Bauer der Acker; so ist, was für diesen der Pflug, für den Lappen der Hund. Kömmt er aber nun ermüdet in die Gamme zurück, so wird er auch immer willig sein Rennthierfleisch und seine Suppe mit dem Hunde theilen, aber schwerlich mit Vater oder Bruder. Es ist ein neuer und schöner Anblick, wenn des Abends die Heerde sich des Melkens wegen um die Gam- me versammelt. Auf allen Hügeln bis fern hin ist plötz- lich Alles voll Leben und Bewegung. Die geschäftigen Hunde klaffen überall und bringen die Masse näher und näher; und die Rennthiere springen und laufen, stehen, springen auf’s Neue in unbeschreiblichermannigfaltigkeit der Bewegungen. Wenn das fressende Thier, durch den Hund erschreckt, den Kopf hebt und das grosse stolze Ge- weih nun hoch in die Luft steht, wie schön und wie herr- lich! Und wenn die Gestalt nun über den Boden hin- läuft, wie schwebend und leicht! Man hört nie den Fuss auf dem Boden, sondern nur das ewige Knistern in den Kniekehlen, wie von überschlagenden elektri- schen Funken — ein sonderbares und weit hörbares Geräusch von so vielen Rennthieren zugleich. Und wenn dann alle drei oder vier Hundert endlich die Gamme erreicht haben, sie nun stehen oder ruhen oder vertrau- lich von einem zum andern hinlaufen, die Geweihe gegen einander versuchen oder in Gruppen ein Moosfeld umge-

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 97

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
I. Die Germanen \ _ 1. Land und Leute. 1. Bor zwei Jahrtausenden war unser Paterland klter und feuchter als heutzutage. Den grten Teil bedeckten Moore und Walder. Die uralten Eichen faten, zu Booten Ein-bumen) ausgehhlt, bis zu 30 Mann. An Quell und Bach lagen vereinzelt die Hfe auf gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rin-dern und Gnsen machten des Mannes Reichtum, die kleinen, aber dauerhaften Pferde seine Freude aus. Als Hauptnahrung diente Hafermus, Fleisch und Wildpret, als Getrnke Milch, bis man Gerste anbauen und Gerstenwein" Bier), sowie aus wildem Honig Met bereiten lernte. Spter pflanzte man Flachs, Obst und groe Rettiche, die sich Kaiser Tiberins regelmig aus Germanien kommen lie. Salz lieferten Quellen oder das Meer. Allmhlich kam bei den stlichen Stmmen die Kunst aus. Eisen zu graben und zu sthlen. 2. Die Germanen fielen den Rmern auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mchtigen Strhnen wallten die goldfarbigen Haare; die flachs-kpfigen Kinder kamen den Sdlndern wie Greise vor. Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenhte Tierfelle, nachmals in kurze, enge Leinen-rcke und Mntel, die eine Schnalle oder ein Dorn auf der Schulter zusammenhielt. Die Frauen spannen und woben mit eigenen Hnden; ihr schmuck war der schmale Purpur-saum ihrer Kleider. Mann und Frau trugen gern erbeutete Spangen und Ringe von Gold. Der Männer Hauptzierde aber waren die Waffen: bemalte Schilde, Speere, die sie Framen nannten, mit kleiner Eisenspitze, auch Messer, Doppel-xte und Wnrfkenlen. Nur Vornehme und Wohlhabende trugen Schwerter, Panzer und Eisenhelme. 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-mend) der auf mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde l Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame ..Mark", der tiefe Wald, welcher die Flur umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang ac-hrte allen.
   bis 10 von 18 weiter»  »»
18 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 18 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 3
3 0
4 0
5 2
6 0
7 4
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 4
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 3
27 2
28 0
29 0
30 4
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 4
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 2
46 2
47 0
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 22
2 1
3 5
4 7
5 1
6 7
7 15
8 3
9 18
10 0
11 17
12 0
13 2
14 1
15 3
16 11
17 47
18 4
19 4
20 8
21 9
22 2
23 24
24 0
25 7
26 7
27 1
28 2
29 0
30 1
31 0
32 2
33 0
34 22
35 2
36 0
37 8
38 1
39 11
40 0
41 13
42 3
43 3
44 1
45 10
46 1
47 3
48 1
49 1
50 10
51 1
52 3
53 0
54 20
55 0
56 9
57 1
58 10
59 11
60 1
61 3
62 5
63 0
64 14
65 21
66 6
67 5
68 16
69 15
70 7
71 23
72 9
73 14
74 5
75 4
76 2
77 18
78 7
79 5
80 6
81 1
82 18
83 71
84 16
85 40
86 34
87 4
88 3
89 3
90 5
91 3
92 28
93 2
94 17
95 25
96 9
97 2
98 24
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 30
3 2
4 9
5 0
6 10
7 0
8 1
9 1
10 9
11 0
12 17
13 6
14 0
15 10
16 2
17 0
18 2
19 3
20 0
21 3
22 5
23 4
24 2
25 2
26 3
27 9
28 1
29 4
30 3
31 1
32 0
33 18
34 1
35 3
36 0
37 14
38 1
39 3
40 1
41 2
42 8
43 7
44 0
45 1
46 3
47 0
48 1
49 0
50 20
51 19
52 0
53 0
54 2
55 0
56 5
57 0
58 3
59 32
60 4
61 0
62 5
63 0
64 1
65 3
66 0
67 0
68 2
69 0
70 1
71 2
72 1
73 0
74 2
75 1
76 0
77 2
78 0
79 0
80 2
81 53
82 1
83 0
84 5
85 16
86 0
87 2
88 1
89 2
90 0
91 2
92 0
93 2
94 0
95 0
96 0
97 8
98 0
99 0
100 21
101 0
102 14
103 2
104 0
105 4
106 3
107 0
108 1
109 0
110 1
111 3
112 59
113 0
114 5
115 3
116 14
117 0
118 3
119 0
120 5
121 37
122 0
123 11
124 3
125 3
126 0
127 5
128 10
129 5
130 0
131 15
132 4
133 2
134 2
135 0
136 7
137 0
138 5
139 0
140 3
141 1
142 4
143 31
144 1
145 9
146 11
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 21
153 0
154 0
155 10
156 13
157 3
158 1
159 0
160 0
161 1
162 4
163 2
164 0
165 3
166 6
167 4
168 7
169 22
170 0
171 6
172 1
173 5
174 0
175 25
176 1
177 11
178 0
179 3
180 0
181 6
182 3
183 5
184 5
185 9
186 0
187 3
188 0
189 0
190 7
191 5
192 11
193 0
194 2
195 14
196 9
197 3
198 0
199 0