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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 444

1868 - München : Lindauer
444 Beilagen zum dritten Zeitraum. Zum dritten Zeitraum gehörig von Ziffer 21—23 incl. 21. Sein Grab deckt ein Stein mit folgender Inschrift: Note sub hac magni servantur membra Geroldi Hujus jura loci cunctis qui juribus auxit Pannoniis, verae ecclesiae pro pace peremptus; Oppetiit Saevo Septembribus ense Kalendis, Syderi.busque animam dedit. Artus Saxo fideliä Abstulit, huc retulit, dignoque hic clausit honore. 22. Dieser Markgraf Ernst wird in Annal. Puld. ad annum 849. Bouq. Tora. Vii. Dux partium illarum (i. e. Boemanis confinium) ge- nannt. Seine Tochter Luits winde ward von Karlmann, der seine recht- inäßige Gemahlin Hildegarde verstieß, gcehelicht und gebar bcn nachmaligen König Arnulf. 23. Die älteren Genealogen führen eine Abstammung Luitpolds von den Karolingern männlicher Seits auf, haben aber ihre Widerlegung in der Angabe des gleichzeitigen Regino znm Jahre 911, daß mit Ludwig dem Kinde in Deutschland der Karolingische Mannesstamm erloschen sei, und in dem Umstande, daß nach dem Tode desselben Herzog Arnulf sicher nicht unterlassen hatte, diese Verwandtschaft für seine Bestrebungen geltend zu machen. Man ist also auf eine Ableitung von weiblicher Seite hinge- wiesen, die ebenfalls in verschiedener Weise versucht worden ist. A. D. Lipowsky der Aeltere (Genealogische Abhandlung von den Vor- eltern Otto's des Großen, in den Abh. d. k. Akad. d. W. 10. Bd. S. 1. München 1776) nimmt Luitpold an als Sohn des entsetzten Markgrafen Engildeo Ii und der Hildegarde, der Tochter Ludwigs Iii, Enkelin Ludwigs des Deutschen, und A. Büchner (Gesch. v. B. Ii. 124. Documente Ii, 24 u. sf.) pflichtet dieser Hypothese als der wahrscheinlichsten bei. Nach dieser Hypothese ist Luitpold wirklich der nepos regis Arnulii, als den ihn die Fuldaer Annalen znm Jahre 895 nennen, wie sich aus der ans Seite 445 stehenden genealogischen Tafel ergiebt. Zum vierten Zeitraum gehörig van Ziffer 24—31 incl. 24. Arnulf ernannte 923, als der Erzbischof Piligrim von Salzburg gestorben war, Adalbert ans dem Geschlechte der Traungau'schen Mark- grafen znm Erzbischöfe von Salzburg; 926 erhob er seinen Hofkaplan Wolfram ans den bischöflichen Stuhl von Freysing, der durch den Tod Dracholfs erledigt war; im gleichen Jahre gab er dem Bisck)of Meginbert von Seben einen Nachfolger in der Person des Nithart, und 930 und 931 den verstorbenen Bischöfen von Negensburg und Passau in den Personen Jsangrim und Gerhard. 25. Die Frenndestreue und der Heldensinn des Herzogs Ernst Ii machten ihn später zum Gegenstand einer märchenhaften Volksdichtung, von der wir nur eine Umarbeitung aus dem 13. Jahrhundert vollständig besitzen. Es findet sich in ihr eine willkürliche Mischung heterogener Dinge und ver- schiedener Zeiten und Personen. Namentlich wird mit dem Herzoge Ernst Ii der weit ältere Ernst, der Markgraf des Nordgaues, Vater der Lnitö- winde, und Schwiegervater des Königs Karlmann, verschmolzen. Besonders spielt die durch die Kreuzzüge erregte Phantasie lebhaft darin, indem sie den Helden in'ö Morgenland führt, wo er mit allen Schrecken der Natur und mit verzerrten Menschen und Thiergestaltcn kämpfen muß. Es ist dies eine allegorische Darstellung seines Unglücks. Jene Ungeheuer sind nämlich seine Feinde und Verräther, der finstere Berg, in welchen er kommt, ist sein Ge- fängniß, der Greif, der ihn durch die Wolken entführt, sein Ehrgeiz, das Schiff, welches an dem Magnetberge strandet, der Kaiser, die Nägel, welche jener Berg aus dem Schiffe zieht, sind die Vasallen. Vgl. Gervinus Gesch.

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 25

1868 - München : Lindauer
Innere Zustände Bñjoariens unter d. Agilolfingern. 25 Haft waren. Einen Beweis liefert die bekannte Taufsormel eines Pfarrers, der aus Unkenntniß der lateinischen Sprache stets in folgender Weise taufte: „ baptizo te in nomine patria et filia et spiritus (ua?) sancti (a?).“ Um die nöthigen Bücher theils für die Studien, theils für den öffentlichen Gottesdienst §u erhalten, war das Bücherabschreiben und die Berichtigung der Abschriften eine Hauptbeschäftigung in den Klöstern. Von den in den Handschriften angebrachten Zierrathen und der Pracht- schreiberei war nur ein schwacher Uebergang zur Malerei. Die Landwirthschaft war zur Agilolfingerzeit, wie ihre Gesetze entnehmen lassen, in gutem Stande: man trieb Wein-, Obst- und Gemüsebau und hatte zum Betrieb wilder Bienenzucht eigene Zeidler. Die Gewerbe trieben die Leibeigenen und das weibliche Geschlecht, das vorzüglich Linnen und Wolle webte und daraus Kleider fertigte, doch verlegten sich Freie auch auf die hoch- geschätzte Schmiedekunst. Mau wusch Gold aus der Isar und dem Inn, man sammelte die europäische Cochenille zum Roth- färben und bereitete Salz aus der Soole von Reichenhall. Den Handel trieben meist in Städten Freie und Juden, das Münz- und Wechslerwesen nur die Freien. Die Lieblingsbeschäftigung der Freien war die Jagd, namentlich aus wilde Stiere, deren es in den Wäldern eine Menge gab. Welchen Aufwand sie hie- sür machten, zeigen uns wieder ihre Gesetze, in welchen eine Menge von Hunden und Stoßvögeln ausgesührt ist, auf deren Entwendung oder Verletzung bedeutende Geldbußen gesetzt waren. Mit dem Grundbesitze hing das Heerwesen innigst zu- sammen. Der freie Besitzer eines Erbgutes (Allodium von al oder all — ganz, und dem ahd. ot — eigen, also ganz eigen) war zur Heerfolge, wenn sie gebannt, d. h. geboten wurde, ver- bunden, und dieß hieß man den Heerbann. Der Heerbann- soldat mußte sich selbst ausrüsten und für den Felddienst aus drei Monate mit Lebensmitteln versehen. Die Waffen waren entweder voller Harnisch, oder Lanze und Schild, oder Bogen mit zwei Sehnen und zwölf Pfeilen. Die Bestimmung, daß d?7 Heerbann nur mit Einwilligung der ganzen Nation aufgeboten werde, rief das Lehens wesen

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 89

1868 - München : Lindauer
89 Aintsherzögen des deutschen Reiches. Schulen der Hochstifter fort, an welch' letzteren immer der dem Probst und dem Dechant an Rang zunächst stehende Canonikns der Scholastiker oder Meister der Schulen (scholasticus, maxister scholarum) war. Man lernte in diesen Schulen vor- zugsweise lateinisch, das Griechische ward nebenbei betrieben. Man bediente sich des Lateinischen zu höchst zahlreichen und mit- unter interessanten Stilübungen (äictarniua) in Prosa imb ge- bundener Rede (historischen und geistlichen Gedichten — Epik und Lyrik), zur Geschichtschreibung und Lebensbeschreibungen, zu philosophischen und theologischen Werken, die noch vorderhalb des Eintrittes der Scholastik liegen. An lateinische Dichterwerke reihte sich die klösterliche Dichtkunst in deutscher Sprache als Vorläuferin der Ritterpoesie des nächsten Zeitraumes. Mit großartigster und theilweise unsäglicher Mühe wurde das Bücherabschreiben im Bunde mit Schönschreibeknnst, Zeichnung und Miniaturmalerei getrieben zur Vervielfältigung der für den Gottesdienst nöthigen, der theologischen und der altklassischen Werke. Ein höchst blühender Kulturpunkt war Passau, dessen be- rühmter Bischof Piligrim (970—991) durch seinen Schreiber- Meister Konrad, d.h. durch jenen Passauer Domherrn, welcher an der Spitze der bischöflichen Kanzlei und der Passauer Dom- schule stand, die uralte, im deutschen Heidenthume wurzelnde Sage von den Nibelungen lateinisch aufschreiben ließ, woraus die deutschen Umdichtungen und das glänzendste der deutschen mit- telalterlichen Heldengedichte, das Nibelungenlied, hervorgegan- gen sind. Zudem der Passauer Bischof Altmann (1065—1091) ganz besonders zur Zeit des Kampfes zwischen Papst Gregor Vii und Kaiser Heinrich Iv auf Umgestaltung und Neubildung des kirchlichen und klösterlichen Lebens drang, veranlaßte er in den österreichischen Klöstern jene geistlich-dichterische Bildung, deren Denkmäler auch in deutscher Sprache neuerlichst aus den hand- schriftlichen Schätzen der österreichischen Klöster hervorgezogen worden sind. Die wichtigste Bildungsstätte der Passauer Diözese aber in den heute noch bayerischen Landen war das Kloster Niederaltaich, besonders durch den dort eingebornen heiligen Godehard, der in der Klosterschule zu Niederaltaich unter dem Magister Odalgisus gebildet, anfänglich dem 988 wieder her-

4. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 94

1868 - München : Lindauer
94 Innere Zustände Bayerns unter erzogen ward einer der größten Gottesgelehrten seiner Zeit. Gerhohus, nachdem er Domscholaster in Augsburg gewesen war, zuletzt Probst im Kloster Reichersberg im Junviertel (1132 — 1169), woher er seinen Beinamen erhielt, äußerst fruchtbarer Schriststellcr in der Gottesgelehrsamkeit und eilt Orakel seiner Zeit. In Wessobrunn lebten im Laufe des 12. Jahrhunderts die Norme Dietmud und die Mönche Ludwig und Ratkis, deren Eifer im Bücherabschreiben nach Menge und Zierlichkeit fast in's Unglaubliche geht. (Dietmud schrieb über 50, Ludwig über 60 Bände.) Noch höherer Ruhm zeichnet im Regensburger Kirchensprengel, dessen Erhöher auch in wissenschaftlicher Hinsicht der hl. Wolf- gang (973—994) war, das Kloster St. Emmeram inrcgens- burg aus, wo um 1040 der Prior Arnulf aus dem vohbur- gischen Hause seine in geschichtlicher Hinsicht wichtigen zwei Bücher über den hl. Emmeram nebst anderen Stilarbeiten verfaßte; eben da entwickelte der schon genannte Othlon oder Otloch den größten Theil seiner gelehrten Thätigkeit, hier ward der hl. Wil- helm, in Regensburgs Nachbarschaft um 1026 geboren, erzogen und eingekleidet, bis er, durch Frömmigkeit, philosophische und theologische Wissenschaft, Kenntniß der mittelalterlichen Musik und Himmelskunde gleich ausgezeichnet, vom In- intb Auslande bewundert, das gänzlich verfallene alemannische Kloster Hirschau (im heutigen Königreiche Württemberg bei Calw im Schwarz- waldkreise, Speyerer Spreugels) von 1069 — 1091 wiederher- stellte und dieses Hirschau zu einem Musterkloster für Schwaben, Franken, Bayern, Oesterreich, Steyermark, Kärnthen machte, mit dem sich kaum ein anderes Benediktinerkloster in Deutschland vergleichen konnte. Das Bisthum Eichstätt hatte an seinem Bischöfe Reginold (965—989) einen iit hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache bewanderten Schriftsteller, der für den besten Musikver- ständigen seiner Zeit galt. Unter Bischof Heribert (1021 — 1042) war ein gewisser Gunteramnus Vorsteher der Dom- schule, dessen Trefflichkeit der zu jener Zeit im größten Rufe stehende Würzburger Schulvorstand Pernolf anerkannte und dessen täglicher Zuhörer er zu sein wünschte. Aus solcher Schule

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 303

1868 - München : Lindauer
303 Bayern unter Maximilian Iii Joseph. Die größte und nachhaltigste Sorge widmete Max Iii den Wissenschaften und der geistigen Bildung seines Volkes, für welches Ziel schon vor ihm einige Vereine in's Leben ge- treten waren. Seit 1702 wirkte in diesem Sinne die „Nutz und Lust erweckende Gesellschaft der vertrauten Nachbarn am Jsarstrome" mit politisch-historischer Färbung, daher ihre Mit- glieder wegen der damals in den Staatshändeln eintretenden kritischen Periode erdichtete Namen führten (nur von dreien, H eckenstall er, Agnellus Kandler und Lüttich, weiß man die wahren Namen). Im Jahre 1720 gründete der Au- gustiner-Chorherr von Polling, Eusebius Amort (ge- boren unweit Tölz 1692, gestorben 1775) im Verein mit zwei Augustiner-Mönchen von München, Agnellus Kandler und Gelasius Hieb er, eine gelehrte Gesellschaft unter dem Namen „H.eaclomia Carola-Albertina“, deren gesammelte Schriften in sieben Octav-Bänden unter dem Titel „Parnassus boicus“ höchst lehrreiche Aufsätze enthalten. (Einige wollen wissen, die Aoackemia Car olo-Alb ertina sei nur eine Fortsetzung der auf Betrieb Oesterreichs um das Jahr 1704 unterdrückten Ge- sellschaft der vertrauten Nachbarn am Jsarstrome gewesen). Sehr viel zur Verbreitung der Bildung trug auch die von dem Benediktiner Abte Placidus Ii neben seinem Kloster zu Ettal gestiftete Nit t er ak a demie bei, die sich bis zum Klosterbrande 1744 einer großen Frequenz adeliger Jünglinge aus Bayern, Tyrol, Italien, Oesterreich, Ungarn, Böhmen und andern Ländern zu erfreuen hatte. Bei der Vorliebe, die Max Iii für die Wissenschaften an den Tag legte, faßten zwei hervorragende Männer, Hofrath Georg von Lori und Bergrath Dominik von Linbrnnn, dieser der Sohn eines Landgerichtsschreibers aus Viechtach im Wald, jener der Sohn eines Bauern vom Dorfe Gründel unweit Steingaden, den Entschluß, einen Verein von gelehrten Männern des Jn- und Auslandes zu gründen, dessen Zweck es sein sollte, die Naturkunde zu betreiben, die vaterländische Geschichte aufzuklären, die Denkmale der Geschichte und des klassischen Alterthums an's Licht zu ziehen, das Wahre und Gute aus allen Wissenschaften sie 1749 als eine Staatsanstalt. Unter der Regierung des Königs Maxi- milian I Joseph erhielt diese Militärakademie eine andere Einrichtung und ihre ursprüngliche Benennung Kadetten corps.

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 342

1868 - München : Lindauer
342 Bayern unter Maximilian Iv Joseph. Pensionsverpflichtung an die Mitglieder der aufgelösten Hoch- stifter und Klöster eingezogen wurden. Die Art und Weise, wie einzelne Kommissäre gegen den Willen des Kurfürsten bei der Aufhebung der Klöster verfuhren, minderte den erwarteten finanziellen Gewinn und verletzte vielfach sowohl Personen als ganze Gemeinden. Aus den Kunstschätzen, Bibliotheken, Archiven und wissenschaftlichen Sammlungen der Klöster wurde zwar Manches, was einer schnellen und oberflächlichen Untersuchung als werthvoll erschien, der Akademie der Wissenschaften, der Ge- mälde-Gallerie in München, der Landesuniversität und einzelnen Lehranstalten zugewendet, allein es gingen dabei viele unersetzliche Werke der Wissenschaft und Kunst und manches Denkmal der Geschichte zu Grunde. Die Mitglieder der aufgehobenen Klöster wurden theils pensionirt, theils für den Unterricht und Kirchen- dienst verwendet, theils in sogenannten Centralklöstern (be- sonders Mendikanten und Nonnen) untergebracht. Der nämliche Zeitgeist, welcher rücksichtslos Stifter und Klöster zertrümmerte, waltete auch vom Jahre 1800— 1806 in allen religiösen und kirchlichen Verhältnissen. Daher zu meist jene vielen Verordnungen über Aufhebung und Beschränkung der Bitt- und Kreuzgänge, der Wallfahrten und Bruderschaften, der Feiertage, Kirchenfeste und Gottesdienste, über Abbrechung von Kirchen, Kapellen, religiösen Denkmälern, über Aufhebung und Errichtung von Pfarreien u. s. w., welche häufig den religiösen Sinn des Volkes wie die Rechte der kirchlichen Behörden, die dabei selten gehört wurden, verletzten. Die Landschaft zeigte sich zwar diesen und anderen Neuerungen abgeneigt und trug auf einen Landtag an, allein die Wirksamkeit der Landschaft, welcher seit Aufhebung der Klöster der ganze geistliche oder Prälaten-Stand fehlte, befand sich selbst im Zustande des Erlöschens. Für die Pflege des Unterrichts und der Wissenschaften wollte Max Iv viel geleistet wissen, aber die mit dem Vollzüge seiner Instruktionen Betrauten verfuhren häufig ohne die nöthige Rücksicht auf den National-Charakter, auf die Sitten, Gebräuche und den kirchlichen Glauben des Volkes. Die vielen Veränder- ungen, welche in dieser Beziehung erfolgten, begannen mit der Versetzung der Landes-Universität von Ingolstadt nach

7. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 305

1868 - München : Lindauer
305 Bayern unter Maximilian Iii Joseph. hätten, Anstellung im Staatsdienste finden sollten. Jckstadt und der aus dem Kloster Tegernsee in den kurfürstlichen geistlichen Rath berufene Heinrich Braun suchten auch die deutschen Schulen zu mehren und zu heben und die sich anreihenden Anstalten in gutem Stande zu erhalten. Der deutschen Schulen gab es bis daher auf dem Lande nur wenige, und selbst diese waren meistens nur Winterschulen, von Einsiedlern, Leinwebern, Maurern, mitunter auch von Hirten besorgt. Die deutsche Sprache wurde selbst in den lateinischen Schulen sehr vernachlässigt. Heinrich Braun, ein kenntniß- reicher und erfahrner Mann, entwarf einen neuen Schulplan für die deutschen Schulen, schrieb (1765) die erste deutsche Sprach- lehre in Bayern, ein deutsches Wörterbuch und andere zweckmäßige Lehrbücher und ließ solche auch vou Anderen abfaßen. In München wurde eine Musterschule errichtet, in welcher die angehenden deutschen Schullehrer für ihren wichtigen Beruf sowohl die erforderlichen Kenntnisse, als eine gute Lehrmethode erhalten sollten. — Ebenso würden die lateinischen Schulen, die Gymnasien und Lyzeen von dem Kurfürsten und seinen Rath- gebcrn sorgfältig bedacht. Dich erwies sich besonders in dein Zeitpunkte höchst wohlthätig, als Papst Clemens Xiv (1769 — 1774) int Jahre 1773 den Orden der Jesuiten aushob, von welchem seit langer Zeit die gelehrten Schulen geleitet waren. Mar Iii wendete sogleich den größeren Theil der Ordensgüter (Gesammtwerth 7^- Millionen) dem Stiftungsfonde für die ge- lehrten Schulen zu. Auch für diese wurde durch Heinrich Braun ein neuer Studienplan entworfen, der die Bildung der Jugend durch Einführung in den Geist der alten Klassiker anbahnte. Das Lehramt wurde seitdem nicht mehr ausschließlich einer Klasse von Männern anvertraut, sondern man wählte hiefür jeden fähigen Mann, der sich vorfand. Die neue Einrichtung der gelehrten Schulen fand manchen Widerspruch, doch Mar Iii änderte deshalb die getroffenen Anordnungen nicht. — Im Jahre 1769 ordnete er auch ein Büchercensur-Collegium an, aber keineswegs in einem der wissenschaftlichen Forschung hemmenden Sinne, sondern lediglich dazu, frivolem Uebermuthe zu steuern. — Aus religiösem Gebiete wirkte Mar Iii dadurch, daß er in Rom eine Verminderung der Feiertage erwirkte und zur Bildung guter Prediger förmliche Preisaufgaben stellen ließ. Auch die Kunst blieb vou Max Iii nicht unbedacht. Er- gründete eine Maler- und Zeichnungs-Akademie und machte die (von Herzog Albrecht V angelegte und vor: Max Ii Sattler, bayer. Geschichte. Q()

8. Erzählungen aus der Geschichte - S. 34

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
34 bei ertappt, so erhielten sie Strafe. Diese Erlaubni sollte den Knaben Gelegenheit geben, sich in der List zu den. Die Jugend wurde von den frhesten Jhren an durch Leibesbungen und Abhrtung gestrkt. Die neugeborenen Kinder wur-den geprft, ob sie krperlich stark wren, und es bestand sogar die harte Einrichtung, da die schwchlichen Kinder am Berge Taygetus ausgesetzt wurden, damit in dem Staate keine schwch-liehen. Brger aufwchsen. Bis zum siebenten Jahre blieben die Kinder im elterlichen Hause unter der Obhut der Mtter; von da an aber wurden sie der ffentlichen Erziehung oder dem Staate ganz bergeben. In Abtheilungen eingereiht wurden sie in jeder Art von Leibesbung, im Schwimmen, Wettlaufen, Ringen, Kmpfen unterwiesen. Sie dursten karte verweichlichenden Gewohnheiten annehmen, muten auf Schilf schlafen und diesen sich selbst aus dem Eurotas holen, Hunger, Durst, Hitze, Klte geduldig ertragen; ja sogar jedes Jahr an einem bestimmten Tage fand am Altare der Artemis eine Geielung der Jnglinge statt, und es galt als ein Schimpf, wenn man durch eine Miene den Schmerz zu erkennen gab. Es wird erzhlt, da manche tobt zusammengesunken seien, ohne durch einen Laut den Schmerz zu ver-rathen. Auch die spartanischen Mdchen erhielten eine hnliche Erziehung, wie die Knaben; sie muten den Krper den durch Schwimmen, Laufen, Ringen und selbst durch den Gebrauch der Lanze. So wurden die Mtter der Spartaner eben so krftig und vaterlandsliebend, wie die Männer, und von ihnen geachtet zu werden, galt den spartanischen Mnnern sehr viel. Eme Sparta-nert gab ihrem Sohne, als er zum Kampfe auszog, den Schild mit den Worten: Mit diesem oder aus diesem!" Als einer an-deren Spartaner in die Kunde gebracht wurde, da ihr Sohn ge-fallen sei, so fragte sie nur, ob er gesiegt habe; und als man ihr dies bejahte, sagte sie frohes Sinnes: Dazu habe ich einen Sohn geboren, da einer wre, der fr das Vaterland zu sterben wte." Auf die Ausbildung des Geistes wurde weniger Sorgfalt verwendet; denn krftige Brger und tapfere Krieger heranzuziehen war die Hauptaufgabe des spartanischen Staates. Die spartanische Jugend lernte hauptschlich Kriegslieber auswendig; aber sie wurde auch daran gewhnt, die Dinge schnell zu erfassen und bestimmt und kurz darber sich auszusprechen. Daher sagt man sprchwrt-lich lakonisch reden, um einen recht kurzen und bndigen Gedankenausdruck zu bezeichnen. Strenger Gehorsam des Jngern dem Aertem gegenber war ein Hauptgebot; jeder Jngere mute sich unbebingt dem Acltern unterwerfen, und dieser hatte das Recht, selbst auf ffentlicher Strae denselben zu strafen. Die Bevlkerung des spartanischen Staates bestand aus Spar-

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 131

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
131 4. Die Klster. 1. Die wichtigsten Pflanzsttten der Bildung waren die Klster. Schon die Heideubekehrer hatten Schottenklster" gegrndet und der heilige Benedikt von Nursia zunchst 539 fr ein kampanisches Kloster eine Regel ausgestellt. Gewhnlich durch einen Fürsten oder einen Groen ge-stiftet und mit ^Besitz ^ ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche, sowie Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Fremdenhuser mit Zellen, Schul- und Wirt-schastsgebude, dazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute, die sich selbst einen Abt whlten, unter den Gelbden Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was der einzelne erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen erweiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme und Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sic rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau; in den Kloster-grten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blhten die ersten Edelroseu und Lilien in deutschen Landen. Auch im Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in grere Auf-nhme kam. Die Beschftigung whlte jeder selbst. Einer be-cutsfichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrder, die oft vornehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Klosterbcherei oder auf Bestellung reicher Leute la-teiuische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangs-buchstaben (Initialen) ab, ein dritter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein, ein vierter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals erfundenen mehrstimmigen Gesang; andere zogen mit Spie und Keule aus die Jagd oder den Rubersang; und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer. _ 3- Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren" die Kinder vornehmer Huser fr das Leben herangebildet. In beiden hatte die Rute viel zu thuu; auch fr die Mnche hielt jedes Kloster seine Geiel-kammer bereit. Der Unterricht umfate Andachtsbungen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Es bestanden auch 9*
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