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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 143

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Hunnen waren ein furchtbar wildes und hliches Volk. Sie hatten einen festen Gliederbau, breite Schulrern, dicke Hlse und eine kleine Statur; ihr ganzes Aussehen war so unfrmlich, da man sie mit grob zugehauenen Brckenpfosten vergkch. Sie waren immer zu Pferde und zeichneten sich als wilde Reiter aus. In Htten giengen sie nur in der grten Noth. Hunger, Durst und Klte lernten sie von Kindheit auf ertragen. Von Ackerbau wuten sie nichts; sie schweiften wild umher, raubten und pln-derten, ohne feste Wohnsitze, ohne Gesetz und bleibende Sitte. Die Treue kannten sie nicht; was ihnen die wilde Begierde vorhielt, das erjagten sie. Sie lebten von Wurzeln und dem Fleische eines jeden Thieres, das ihnen der Znsall zufhrte; sie brauchten aber kein Feuer, sondern legten das Fleisch nur unter den Sattel, um es mrbe zu reiten. Wie ihre Natur, so war ihr Kampf wild .und ungeregelt. Pltzlich griffen sie aus ihren schnellen Rossen an, gebrauchten Wurfgeschosse, deren Spitzen nicht ohne Kunst aus Knochen verfertigt waren, in der Nhe Schwerter und Schlingen, die sie dem Feinde um den Kopf warfen, um ihn so fortzn-schleppen. Ursprnglich wohnten sie in der heutigen Mongolei und beherrschten einen groen Theil des nrdlichen und stlichen Asiens. Sie gehrten zu jenen Raubschaaren, gegen welche schon um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Chinesen die groe chinesische Mauer lngs ihrer Nordgrenze hin errichtet hatten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Hun-nen von den Chinesen ganz aus ihren Wohnsitzen verjagt und ge-nthigt, sich westwrts zu ziehen. Im Jahr 375 waren sie bis an die Wolga vorgedrungen und stieen hier auf die Alanen, welche zwischen der Wolga und dem Don lebten. Diese wurden leicht besiegt, und mit ihnen vereint drangen die Hunnen weiter in das jetzige Rußland vor. Ein Theil des deutschen Volles der Gothen, die Ostgothen, hatten ihre Wohnsitze bis gegen das schwarze Meer hin; sie waren daher zuerst den Angriffen der Hunnen ausgesetzt. Ihr greiser König Hernmnrich, welcher das Unglck seines Volkes nicht ber-leben wollte, tdtete sich selbst. Die Ostgothen _ wurden groenteils unterworfen, ein kleiner Theil zog sich in die Karpathen zurck und drngte sich ans die Westgothen. Die letzteren aber, da sie Widerstand fr unmglich hielten, erbaten sich durch Ge-sandte, an deren Spitze der gothische Bischof Ulfilas stand, von dem rmischen Kaiser Valens in Konstantinopel Land und Weiden auf dem rechten Donauufer und versprachen dasr Schutz und Bei-stand. Valens wies ihnen Wohnsitze in Msien (Serbien und Bulgarien) an. Die Hunnen trieben sich jetzt der 50 Jahre lang in den sdlichen Steppen von Rußland, in Polen und

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 181

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
181 5n in alter Zeit gab es unter dem Adel der Germanen solche, imfie wegen geringeren Besitzes anderen mchtigen Adeligen nachstanden. Diese traten nicht selten zu den Mchtigeren in ein Dienstverhltni und wurden deren Lehensleute. Ein solcher adeliger Lehensmann hie Ritter, d. i. Reiter, weil er seinen Heer-dienst mit seinem Herrn zu Rosse leistete. In diesem adeligen Lehensverhltnisse war der Anfang zu dem spter so einflureichen Ritterthum gegeben. Heinrich I. hatte wesentlich dazu beigetragen, da der Ritter-stand eine bevorzugte Stellung vor dem Volle erhielt. Diejenigen, welche den Dienst zu Ro im Kriege whlten, wurden von ihm durch besondere Auszeichnungen vor den Uebrigen geehrt, damit so die Lust an dem viel kostspieligeren Reiterdienst geweckt wrde. Am glnzendsten erscheint aber das Ritterthum zur Zeit der Kreuz-zge. In diesem groen Ereignisse fanden gerade die Tugenden, welche als besonderes Eigenthum der Ritter angesehen wurden, Treue, Muth, Ehrenhaftigkeit, Kampf fr die christliche Religion gegen die Unglubigen, Beschtzung der Unschuld, der Schwachen, Frauen und Waisen, die reichste Gelegenheit, sich zu bewhren. Der Ritter zeichnete sich schon uerlich vor dem brigen Volke aus. Er trug einen Ring- oder Schuppenpanzer um die Brust, einen Helm mit einem Visir, das der das Gesicht herab-gelassen werden konnte, am linken Arm einen dreieckcgen Schild, welcher wie' der Helm das Wappenbild des Geschlechtes zeigte, eine Lanze und das gerade Schwert, goldene Sporen, Armschienen und Handschuhe. Dazu kam noch ein Wappenrock, welcher den Krper bis zu den Knieen deckte und wie Schild und Helm, mit dem Wappenbilde geziert war. Wie die Stellung des Ritters, so war auch die Heranbildung zum Ritter eine besondere. Der Knabe von adeligem Geschlecht verblieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut der Mutter. Vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre that er als Edelknabe oder Bube an dem Hofe eines vornehmen Ritters Dienste, um das Leben des Ritters durch eigene Anschauung und Hebung kennen zu lernen und sich jung an Rittersitte zu gewhnen. Ein Pferd tummeln, die Waffen führen, den Krper in Kraft und zierlichem Anstand den, gehrte jetzt schon zur Aufgabe des adeligen Knaben. Mit dem vierzehnten Jahre durfte er als Junker (Jungherrlin) oder Knappe mit seinem Herrn in den Kampf ziehen; er mute demselben die Rstung tragen und das Pferd vorfhren. Im ein-undzwanzigsten Jahre, wenn er in ritterlicher Sitte und Tapfer-feit gebt war, erhielt er in feierlicher Weise den Ritterschlag. Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Beten vorbereitet hatte, gelobte er, Gott zu frchten, tglich die Messe zu hren,

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 164

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
164 strafen werde. Hat es nicht das Ansehen, als ob diese Leute mich geradezu zu ihrem Abgotte machen?" 2. Gustav Ad olfs Tod. Bei Lützen, nicht weit von Leipzig, hatte Gustav seine Truppen zusammengezogen; hier lagerte er sich am 15. November dem Wallenstein'schen Heere gegenüber. Die Nacht brachte er im Gespräch mit dem Herzoge Bernhard von Weimar in einem Wagen zu. Am Morgen des 16. November lag ein dichter Nebel auf dem Gesilde. Sobald der Morgen graute, befahl der König seinem Feldprediger, Gottesdienst zu halten. Die Trompeten bliesen die Melodie einiger geistlichen Lieder: „Ein' feste Burg ist unser Gott;" „Es woll' uns Gott gnädig sein;" „Verzage nicht, du Häuflein klein." Das ganze Heer sang die Strophen andächtig mit. Endlich gegen 10 Uhr blitzten die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel. Nach kurzem Gebete schwang sich der König auf sein Roß, stellte sich an die Spitze des Heeres und rief: „Nun wollen wir dran, das walt' der liebe Gott! Jesu! Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr'!" Den Brustharnisch wies er zurück mit den Worten: „Gott ist mein Harnisch!" — Der Sieg neigte sich bald auf den meisten Punkten auf die Seite der Schweden; aber der linke Flügel wurde zurückgedrängt. Schnell eilte er an der Spitze seiner tapfern Reiter nach dem bedrohten Orte, den Bedrängten zu helfen. Sein kurzes Gesicht brachte ihn aber zu nahe an den Feind. Sein Pferd bekommt einen Pistolenschuß durch den Hals, ein zweiter zer- schmettert ihm den linken Arm. Er bittet den Herzog vonlauen- burg, der hinter ihm reitet, ihn aus dem Getümmel zubringen; aber in diesem Augenblicke erhält er noch einen Schuß in den Rücken. Mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein Gott!" sinkt er entseelt vom Pferde, das ihn noch eine Strecke mit sich fortschleift. Wiehernd rennt des Königs Roß, mit Blut bedeckt, durch die Reihen der Schweden und bringt ihnen zuerst die Kunde von dem Tode ihres Führers. Mit namenloser Erbitterung dringen nun die Schweden abermals in den Feind. Schon weicht dieser, da erscheint Pappenheim mit neuen Truppen. Da beginnt eine neue Schlacht, aber die Kaiserlichen werden geworfen, und Pappenheim selber fällt. Als sich die Kunde von dem Tode des Königs verbreitete, war Freund und Feind gleich erschüttert, und der Kaiser selbst soll geweint haben, als ihm das blu- tige Koller Gustav Adolfs gezeigt wurde. 3. Gustav Adolfs Denkmal. Lange Zeit bezeichnete auf dem Lützcner Felde ein einfacher Stein den Ort, wo Gustav Adolf fiel. 1838 ist auf der Stelle ein gußeisernes Denkmal errichtet worden. Ein noch schöneres Denkmal indeß ist dem Vertheidiger des evangelischen Glaubens dadurch hergestellt worden, daß sich im deutschen Vaterlande ein Verein gebildet hat, dessen Mitglieder jährlich einen Beitrag an Geld geben, um den unter den Katholiken zerstreut wohnenden Glaubensgenossen zu Kirchen und Schulen zu verhelfen. Dieser Verein nennt sich „Gustav-Adolfs-Verein".

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 194

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
194 worin Freiwillige aufgefordert wurden, sich zum Schutze des Vaterlandes zu bewaffnen. Es war nicht gesagt, wem es gelte; es war auch nicht nöthig; jeder wußte es. Die Begeisterung ergriff alle Stände. Jüng- linge und Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien. In Berlin allein meldeten sich 9000 Jünglinge zum freiwilligen Kriegsdienste. Als der König von solcher Begeisterung hörte, entrollten Thränen seinen Augen. Nicht länger zauderte er, den schweren Kampf zu beginnen. Am 16. März wurde der Krieg an Frankreich erklärt. Am 17. erließ er den „Ausruf an mein Molk". Darin heißt es: „Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs; der Friede schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes' ward ausgesogen; der Ackerbau, so wie der Kunstfleiß der Städte gelähmt; die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was Euer trauriges Loos sein wird, wenn wir den Kampf nicht ehrenvoll endigen. Große Opfer werden von allen gefordert wer- den ; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet sie aber lieber bringen für das Vaterland, für Euren angebornen König, als für einen fremden Herrscher." Dieses Wort des Königs fiel wie ein zündender Funke in aller Herzen, und ein wahrer Sturm der Begeisterung flog über das ganze Vaterland. Jeder wurde davon mit fortgerissen. Jünglinge und Männer, vierzehn-, fünfzehnjährige Knaben und Greise, sogar Jungfrauen, als Männer verkleidet, drängten sich zu den Waffen. Männer aus jedem Stande, Prediger, Lehrer, Studenten, Adelige und Bürgerliche und Landleute eilten herbei, um das schmachvolle Joch der Franzosen abzuschütteln. „Der König rief, und alle, alle kamen!" ist das er- hebende Gedenkwort jener herrlichen Zeit geblieben. Wer nicht mit dem Schwerts erscheinen konnte, der opferte freudig von seiner Habe, um den erschöpften Kräften des Staates zu Hülfe zukommen; auch der Aermste brachte seinen Sparpfennig, Frauen und Jungfrauen verkauften ihr Geschmeide; ja eine Jungfrau*), die nichts anderes zu bringen hatte, ließ ihr schönes, langes Haar abschneiden und brachte den Erlös dem Vaterlande. Dichter feuriger Kriegslieder, wie T h e o d o r Körner, Max von Schenkendorf, E. M. Arndt, F. Förster, ent- flammten die deutsche Nation zur höchsten Begeisterung. Der Major von Lütz o w bildete ein Freikorps, die „schwarzen Jäger" oder „Lützow's wilde Jagd" ge- nannt, eine Schaar, die sich durch kühne Todesverachtung auszeichnete. Es wurde die Landwehr und der Landsturm gebildet, und der Feldruf in diesem heiligen Kriege war: „Mit Gott für König und Vaterland." — 62. Lützow’s wilde Jagd. 1. Was glänzt dort im Walde im Sonnenschein? Hör’s näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düstern Eeih’n, Und gellende Hörner schallen darein Und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 2. Was zieht sich dort durch den finstern Wald? Was streift von Bergen zu Bergen ? *) Nanette von Schmettau in Schlesien, gest. 1875 in Breslau.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 121

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Zweite Abtheilung. A. Geschichten aus der Geschichte. 1. Das alte Deutschland und seine Bewohner. 1. Das alte Deutschland war den Wildnissen des jetzigen Nordamerikas zu vergleichen. Das südliche gebirgige Hochland war größtentheils mit Wald bedeckt, das nördliche ebene Tiefland eine Einöde, von großen Morästen durchschnitten. Rauher war das Klima, als jetzt, denn Waldungen halten die Sonnenstrahlen ab, lassen den Boden nicht austrocknen und kühlen daher die Luft. Daher hat man schon längst die Erfahrung gemacht, daß das Klima eines Landes durch Aus- hauen der Wälder und ausgebreiteten Anbau selbst milder wird. So ist es auch mit Deutschland geschehen. Die Einwohner dachten wenig an Ackerbau; die meisten unserer Getreide-, Gemüse- und Obstarten waren damals noch gar nicht dort einheimisch, und eine Weintraube kannte kein Deutscher; aber Heerden, vorzüglich von Rindern, waren das Hauptbesitzthum der Bewohner. Dazu kam der große Reichthum au wilden Thieren und Wildpret, den die endlosen Waldungen enthielten; damals hauseten in Deutschlands Forsten noch der Bär, das Elenn- thier und der Auerochse; selbst das Reunthier soll dort gelebt haben. 2. Die alten Deutschen. Der Deutsche war den Indianern Nordamerikas ähnlich; die gleiche Beschaffenheit des Vaterlandes zwang sie zu ähnlicher Lebensart. Groß und kräftig war ihr Körper, abgehärtet gegen die Rauhheit der Luft und die Beschwerden der Jagd und des Krieges. Ihr Kleid war das Fell erlegter Thiere, deren Gehörn ihnen selbst zum Kopfschmuck diente; dadurch schon erschienen sie den an schöne Gewänder und schimmernden Waffenschmuck gewöhnten Römern fürchterlich. Keulen, Lanzen, Streitäxte, S chwerter waren ihre Waffen; kein Panzer, wohl aber gewaltige Schilde schützten sie gegen den Feind. Hütten von Baumstämmen oder Thierfelleu gaben ihnen hinreichenden Schutz gegen die Witterung, deren Rauhheit sie so wenig achteten, daß sie ihre Versammlungen, Schmausereien und Feste stets im Freien hielten. Städte kannte man nicht; jeder bauete sich an, wo ein bequemer Platz ihn einlud; jedoch bildeten ihre Wohnungen Dorfschaften, die aber weit von einander getrennt lagen, denn nur schwach war die Bevölkerung des Landes. Jagd und Krieg war das Hauptgeschäft des freien Mannes; für den nothdürftigen Acker-

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 195

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
195 Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt, Das Hurrah jauchzt, und die Büchse knallt; Es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 3. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, Der Wüthrich geborgen sich meinte; Da naht es schnell mit Gewitterschein Und wirft sich mit rüstigen Armen hinein Und springt an’s Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 4. Was braust dort im Thale die laute Schlacht? Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht Und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd. 5. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, Unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, Doch die wackern Herzen erzittern nicht, Das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefall’nen fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd. 6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd Auf Henkers Blut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt, Das Land ist ja frei und der Morgen tagt, Wenn wir’s auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt: Das war Lützow’s wilde, verwegene Jagd! Th. Körner. 63. Kämpfe bei Lützen, Bautzen und der Waffenstillstand. Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen, bei dem Dorfe Groß-Görschen, die erste Schlacht in den Befreiungskriegen statt. Die jungen preußischen Krieger kämpften im Verein mit den Russen mit der größten Kühnheit und Todesverachtung. 70,000 Mann behaupteten gegen 120,000 Franzosen das Schlachtfeld. Keine Fahne, keine Kanone hatten die Preußen verloren. Aber einen besonders schweren Verlust erlitt an diesem Tage das Vaterland. Der General Scharnhorst, von dem die guten neuen Einrichtungen im Heere aus- gegangen waren, wurde tödllich verwundet und starb bald darauf in Prag. Bald nach der Schlacht bei Lützen griff Napoleon die Verbündeten am 20. Mai bei Bautzen mit einer weit überlegenen Macht an, aber es gelang ihm auch hier nicht, dieselben zu überwinden. Da bot er einen Waffenstillstand an, der auch abgeschlossen wurde und 6 Wochen dauern sollte. Darüber war man in Preußen unzufrieden, denn man befürchtete, der schlaue Napoleon möchte durch Hinterlist die Fürsten bethören. Der König und seine Verbündeten benutzten diese Zeit, um sich besser zu rüsten und auch Oestreich zur Theilnahme am Kampfe zu bewegen. Aber Oestreichs Kaiser Franz wollte erst den Versuch machen, ob er seinen Schwiegersohn Na- poleon nicht für den Frieden stimmen könnte. Der aber wies alle Friedens- 13*

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 212

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 212 - 1631 Umschlag brachte erst Gustavs glanzvoller Sieg bei Breiten-seld. Hlflos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vierecke seiner Lanbsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer-sprengt von den schwebischen Bauernshnen, die ihr König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden eingeteilt hatte. 3. Whrenb die Sachsen unter Arnim Bhmen eroberten zog der König wie ein Blitz durch die Pfaffengasse", die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg, an den Rhein; als die Verhanblnngen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im Frhjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr ber-schreiteub, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont ge-blieben war; er zog in Mnchen ein und bedrohte Wien. Knr-frst Maximilian war ein heimatloser Mann; der Kaiser zitterte. 4. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten und Städte suchten das Bndnis des Lwen ans Mitternacht". Das Volk jubelte dem Nordlandsknige zu, dessen mchtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle berragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Krieg-fhrung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er tglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunbe mit seinem Heer; er hate die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Strenge. Er schtzte Kunst und Wissenschaft und erfreute sich gern am Lauten-spiel. Auer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Mutter-sprche, beherrschte er ein halbes Dutzend Sprachen; im Thuky-dides und Xenophon suchte er [eine Vorbilder. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewhrte er mich dein katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der grte Feldherr seines Jahrhunderts, fhrte er wohl auch, deu Degen in der Faust, persnlich seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde jhm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, fast in derselben stunde, in der Tilly zu Regensburg seinen Wnnden erlag. 5. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wal-lenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergrndliche Mann aus seinen bhmischen Schlssern biesen Augenblick erharrt. Jetzt warb er, im Besitze weitgehenber Vollmacht, ein neues Heer und fhrte es, die wachsen aus Bhmen drngend, nach Bayern-Gustav Adolf mute innehalten auf seiner Siegesbahn. Monate-lang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nrnberg den Fried-lndischen^ gegenber, bis e an Brot fehlte und an Totengrbern fr die Soldaten und Brger, welche von Hunger und Pest

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 97

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
I. Die Germanen \ _ 1. Land und Leute. 1. Bor zwei Jahrtausenden war unser Paterland klter und feuchter als heutzutage. Den grten Teil bedeckten Moore und Walder. Die uralten Eichen faten, zu Booten Ein-bumen) ausgehhlt, bis zu 30 Mann. An Quell und Bach lagen vereinzelt die Hfe auf gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rin-dern und Gnsen machten des Mannes Reichtum, die kleinen, aber dauerhaften Pferde seine Freude aus. Als Hauptnahrung diente Hafermus, Fleisch und Wildpret, als Getrnke Milch, bis man Gerste anbauen und Gerstenwein" Bier), sowie aus wildem Honig Met bereiten lernte. Spter pflanzte man Flachs, Obst und groe Rettiche, die sich Kaiser Tiberins regelmig aus Germanien kommen lie. Salz lieferten Quellen oder das Meer. Allmhlich kam bei den stlichen Stmmen die Kunst aus. Eisen zu graben und zu sthlen. 2. Die Germanen fielen den Rmern auf durch hohen, kraftvollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mchtigen Strhnen wallten die goldfarbigen Haare; die flachs-kpfigen Kinder kamen den Sdlndern wie Greise vor. Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammengenhte Tierfelle, nachmals in kurze, enge Leinen-rcke und Mntel, die eine Schnalle oder ein Dorn auf der Schulter zusammenhielt. Die Frauen spannen und woben mit eigenen Hnden; ihr schmuck war der schmale Purpur-saum ihrer Kleider. Mann und Frau trugen gern erbeutete Spangen und Ringe von Gold. Der Männer Hauptzierde aber waren die Waffen: bemalte Schilde, Speere, die sie Framen nannten, mit kleiner Eisenspitze, auch Messer, Doppel-xte und Wnrfkenlen. Nur Vornehme und Wohlhabende trugen Schwerter, Panzer und Eisenhelme. 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-mend) der auf mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde l Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame ..Mark", der tiefe Wald, welcher die Flur umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang ac-hrte allen.
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