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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 34

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
34 bei ertappt, so erhielten sie Strafe. Diese Erlaubni sollte den Knaben Gelegenheit geben, sich in der List zu den. Die Jugend wurde von den frhesten Jhren an durch Leibesbungen und Abhrtung gestrkt. Die neugeborenen Kinder wur-den geprft, ob sie krperlich stark wren, und es bestand sogar die harte Einrichtung, da die schwchlichen Kinder am Berge Taygetus ausgesetzt wurden, damit in dem Staate keine schwch-liehen. Brger aufwchsen. Bis zum siebenten Jahre blieben die Kinder im elterlichen Hause unter der Obhut der Mtter; von da an aber wurden sie der ffentlichen Erziehung oder dem Staate ganz bergeben. In Abtheilungen eingereiht wurden sie in jeder Art von Leibesbung, im Schwimmen, Wettlaufen, Ringen, Kmpfen unterwiesen. Sie dursten karte verweichlichenden Gewohnheiten annehmen, muten auf Schilf schlafen und diesen sich selbst aus dem Eurotas holen, Hunger, Durst, Hitze, Klte geduldig ertragen; ja sogar jedes Jahr an einem bestimmten Tage fand am Altare der Artemis eine Geielung der Jnglinge statt, und es galt als ein Schimpf, wenn man durch eine Miene den Schmerz zu erkennen gab. Es wird erzhlt, da manche tobt zusammengesunken seien, ohne durch einen Laut den Schmerz zu ver-rathen. Auch die spartanischen Mdchen erhielten eine hnliche Erziehung, wie die Knaben; sie muten den Krper den durch Schwimmen, Laufen, Ringen und selbst durch den Gebrauch der Lanze. So wurden die Mtter der Spartaner eben so krftig und vaterlandsliebend, wie die Männer, und von ihnen geachtet zu werden, galt den spartanischen Mnnern sehr viel. Eme Sparta-nert gab ihrem Sohne, als er zum Kampfe auszog, den Schild mit den Worten: Mit diesem oder aus diesem!" Als einer an-deren Spartaner in die Kunde gebracht wurde, da ihr Sohn ge-fallen sei, so fragte sie nur, ob er gesiegt habe; und als man ihr dies bejahte, sagte sie frohes Sinnes: Dazu habe ich einen Sohn geboren, da einer wre, der fr das Vaterland zu sterben wte." Auf die Ausbildung des Geistes wurde weniger Sorgfalt verwendet; denn krftige Brger und tapfere Krieger heranzuziehen war die Hauptaufgabe des spartanischen Staates. Die spartanische Jugend lernte hauptschlich Kriegslieber auswendig; aber sie wurde auch daran gewhnt, die Dinge schnell zu erfassen und bestimmt und kurz darber sich auszusprechen. Daher sagt man sprchwrt-lich lakonisch reden, um einen recht kurzen und bndigen Gedankenausdruck zu bezeichnen. Strenger Gehorsam des Jngern dem Aertem gegenber war ein Hauptgebot; jeder Jngere mute sich unbebingt dem Acltern unterwerfen, und dieser hatte das Recht, selbst auf ffentlicher Strae denselben zu strafen. Die Bevlkerung des spartanischen Staates bestand aus Spar-

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 144

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 144 Gewhnlich durch einen Fürsten ober einen Groen gestiftet und mit Besitz ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche und um biesen Mittelpunkt Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Frembenhnser mit Zellen, Schul- und Wirt-schaftsgebnde, bazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute unter einem selbstgewhlten Abt (btissin) unter den Gelbben Armut, Gehorsam, Ehe-losigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was beieinzelne Bruder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen er-weiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme ttnb Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der schnen Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Wein-bau; in den Klostergrten reiften die ersten Pfirsiche und Apri-kosen, blhten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Fischsang, Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister des Volkes. Die Beschftigung whlte jeder nach Neigung und Geschick. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, Knechte und die Laienbrder, die oft vor-nehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Kloster-bcherei ober auf Bestellung vornehmer Leute lateinische ober griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Jni-tialen) ab, ein britter verlegte sich auf Malerei ober Schnitzerei in Holz ober Elfenbein, ein vierter auf Harfen- und Orgel-spiel und leitete den b am als erfunbenen mehrstimmigen Gesang; anbere zogen mit Spie und Keule auf die Jagd oder den Ruberfang; und kam ein Feind ins Land etwa die Ungarn, so trug auch der ehrwrdige Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer in starker Faust. 3. Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren", minder strengen, die Kinder vor-nehmer Huser fr das weltliche Leben herangebildet. In beiden Schulen hatte die Rute viel zu thurt, wie benn auch fr die Mnche jebes Kloster seine Geielkammer bereit hielt. Neben der Anleitung zu den Andachtsbnngen umfate der Unterricht Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, auch lehrte man eine Zeichensprache, da zu gewissen Tageszeiten das Sprechen verboten war. Das Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker, verstanden und schrieben auch vornehme Frauen, wie denn auch zahlreiche Frauenklster bestanden. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Kaiserin Adelheid pstegte ihrem Lwen", dem des Lesens kaum kundi-gen Kaiser, die einlaufenden lateinischen Briefe vorzulesen; der

3. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 33

1901 - Berlin : Weidmann
Tie Zeit Karls des Großen. 33 tragen, der neue Papst Leo sandte die Schlüssel St. Peters und die Fahnen der Stadt Rom als Zeichen der Unterwürfigkeit an den König. Seine Kinder wuchsen stattlich heran, die drei Söhne waren wieder einmal unter den Augen des Vaters versammelt. Der älteste,, Karl, hatte sich in den sächsischen Kriegen als kämpf-tüchtig bewährt; Pippin, König von Italien, war gerade jetzt als neunzehnjähriger Jüngling mit dem Avarengolde und grünem Siegeskranze in der Pfalz von Aachen eingezogen; Ludwig, der 781 als dreijähriger Knabe auf ein Pferd gefetzt und den Aquitaneni als König über die Grenze geschickt worden, war schon vier Jahre darauf lustig mit einer Schar seiner Gespielen in dem sächsischen Lager des Vaters eingeritten, in Baskentracht, mit rundem Mäntelchen, mit Bansckärmeln und Hosen, mit Sporenstiefeln, in der Hand feinen Wurfspeer schwenkend, und der Vater hatte sich seines frischen Knaben gefreut und arbeitete seitdem, ihn in der Fremde, in spanischen Kriegszügen und zu Haufe etwas Tüchtiges lernen zu lassen. Auch auf den blühenden Töchtern ruhte freudig des Vaters Blick; die nnmilde Königin Fastrada war gestorben, und der Stern der schönen Luitgard war im Aufgehn; die Hofsthule Alkuins hatte ihre Wirkung gethan, aus seinen Geistlichen und den Edlen des Hofes war ein Kreis von jungen Gelehrten herausgewachsen; das Gefühl irdischer Macht und die Freude an der neu erworbenen Bildung hob die Gemüter zu fast poetischem Schwünge. Es waren kurze Jahre, wo der gute Geist unserer Nation von dem Hofe des großen Fürsten so helles Licht ausstrahlte, wie niemals seitdem im Hause eines deutschen Herrschers, nicht unter der ritterlichen Umgebung der Hohenstaufen, und nicht unter den französischen Schöngeistern des großen Friedrich. Auch der Musenhof Weimars, an welchem sich merkwürdig ähnliche Verbindung der Dichter und Gelehrten mit altem Hofbrauch vollzog, war doch nur die Stätte, wo geistige Helden der Nation gastlich gepflegt und eingebürgert wurden. Damals aber war es der Fürst selbst, der die Bildung seinem Volke schuf und das Wachstum der besten Geister mit väterlicher Sorge überwachte. Die Jüngeren alle waren 1 einer Gedanken Werk, und die an seinem Hofe Verse machten und deutsche Geschichte schrieben, waren zugleich seine Staatsmänner, -Gesandte, sogar Heerführer. Der gelehrte Angelsachse oder der Scheel, Lesebuch. 3

4. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 101

1901 - Berlin : Weidmann
Reformation und 16. Jahrhundert. 101 im Jahre 1530 Einfluß auf das Leben des Sohnes. Als sein Martin mit 22 Jahren heimlich in das Kloster gegangen war, zürnte der Alte heftig, er hatte damals schon daran gedacht, den Sohn durch gute Heirat zu versorgen. Und als es endlich Freunden gelang, den empörten Vater zur Versöhnung zu bringen, als er dem flehenden Sohne wieder gegenüber trat und dieser gestand, daß eine furchtbare Erscheinung ihn zum stillen Gelübde des Klosters getrieben hatte, warf ihm der Vater die bekümmerten Worte entgegen: „Gott gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst war." Und noch mehr erschütterte er das Herz des Mönches dnrch die zürnende Frage: „Du glaubtest einem Gebot Gottes zu gehorchen, als du in das Kloster gingst, hast du nicht auch gehört, daß man den Eltern gehorsam sein soll?" Tief stach dies Wort in den Sohn. Und als er viele Jahre darauf auf der Wartburg saß, aus der Kirche gestoßen, vom Kaiser geächtet, da schrieb er an seinen Vater die rührenden Worte: „Willst du mich noch aus der Möncherei reißen? Du bist noch mein Vater, und ich noch dein Sohn, aus deiner Seite steht göttliches Gebot und Gewalt, aus meiner Seite steht menschlicher Frevel. Und steh, damit du dich vor Gott nicht rühmst, ist er dir zuvorgekommen, er selbst hat mich herausgenommen." Von da ab war dem Alten, als wäre ihm sein Sohn wiedergeschenkt. Von solchem Vater bekam der Sohn für das Leben mit, was Gruudzug seines Wesens geblieben ist, die Wahrhaftigkeit, den beharrlichen Willen, treuherziges Verständnis und umsichtige Be-handlung der Menschen und Geschäfte. Rauh war sein Kinderleben, viel Herbes hat er in der lateinischen Schule und als Chorsänger erfahren, aber auch Wohlwollen und Liebe, und ihm blieb, was in den kleinen Kreisen des Lebens leichter bewahrt wird, ein Herz voll Glauben an die Güte menschlicher Natur und voll Ehrfurcht vor allem Großen dieser Erde. Aus der Universität Erfurt vermochte sein Vater ihn schon reichlicher zu unterstützen, er fühlte sich in Jugendkraft, war ein fröhlicher Kamerad bei Saitenspiel und Gesang. Von seinem innern Leben in jener Zeit wissen wir wenig, nur daß der Tod ihm nahe trat, und daß er bei einem Gewitter mit „erschrecklicher Erscheinung vom Himmel gerufen wurde". In Angst des Todes gelobte er in ein Kloster zu gehen, schnell und verstohlen führte er feinen Entschluß aus.

5. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 42

1901 - Berlin : Weidmann
42 Die Zeit Karls des Großen. Arithmetik, Musik, Geometrie, Astronomie. Dieser römische Lehr-kursus dauerte durch das gauze Mittelalter, nur die Musik erhielt neue Gesetze in nationaler Entfaltung. Außerdem wurde noch manches andere gelehrt, das aus unsern Schulen geschwunden ist. Die Schüler lernten durch schnelles Zusammenlegen und Beugen der Finger Buchstaben, Worte und Zahlen in Zeichen ausdrücken. Als Verstandesübungen waren Rechenaufgaben und Rätselfragen beliebt, welche noch heut unser Volk unterhalten 1). Streng war die Schulzucht, viele Streiche wurden ausgeteilt, bisweilen die Fehler aufsummiert und zusammen an schwerem Streichtage aus die Rücken gemessen. In St. Gallen zündete im Jahre 937 an solchem Strastage ein Schüler, um den Schlägen zu entgehen, die Schule an, die Flamme verbreitete sich und verzehrte einen Teil der Klostergebäude. Viele Mühe ward auf lateinische Verse verwandt; sie leicht und schön, wie der Zeitgeschmack war, zu verfertigen, galt für die rühmlichste weltliche Leistung des Gelehrten. Wie die letzten römischen Dichter unter Franken und Goten lateinische Lobgedichte aus ihre Gönner gemacht hatten, feierten jetzt auch fromme Mönche die Beschützer ihres Klosters durch Gedichte in Hexametern oder Distichen. Die Verse waren ein seines Mittel, sich Vornehmen zu empfehlen, von diesen Geschenke imd unter den Brüdern Ansehn zu erwerben. Zu den Pflichten der Benediktiner gehörte das Abschreiben alter Handschriften, und wir haben Ursache, mit innigem Dank aus diese emsige Thätigkeit zu blicken, denn ihr verdanken wir fast unsere gesamte Kunde des Altertums. In seiner Klosterzelle saß der Schönschreiber der Abtei, glättete und linierte sein Pergament, schrieb unermüdlich die Worte nach, die er nicht immer verstand. *) Schon um das Jahr 700 wurde in den Klosterschulen die Frage vorgelegt: Der Sohn eines Mannes freit eine Witwe, sein Vater ihre Tochter, wie sind die Kinder aus diesen Ehen mit einander verwandt? Oder: Wie führt ein Mann einen Wolf, eine Ziege, einen Kohlkopf über den Fluß, wenn er nur eines auf einmal überführen kann und verhüten will, daß unterdes eines das andere frißt? Dazu ein Drittes: Drei Männer wollen über einen Fluß, jeder mit seiner Schwester, der Kahn faßt nur zwei Personen, keine der Schwestern soll ohne den Schutz des Bruders unter den fremden Männern weilen.

6. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 63

1901 - Berlin : Weidmann
Das Mittelalter. (1100—1250.) 63 wo der Glanz und Müßiggang vornehmen Dienstes verweichlichte, sondern bei einem festen und erprobten Lehrmeister. Jetzt ward der Knappe im Reiterhandwerk unterwiesen; dazu gehörte außer den alten Turnübungen: Steinstoß, Wurf, Sprung, vor allem Gebrauch der Waffen, dann die vornehme Jagd mit Falken und mit Winden,1) höfischer Tanz und ritterlicher Dienst bei Frauen durch Liederdichtung und Gesang. Der junge Knecht nahm teil an den Fahrten seines Herrn und wartete ihm auf bei Spiel, Fehde und Krieg. Es scheint, daß der Jüngling als Knecht einen Beinamen erhielt, mit dem er von seinen Gesellengerusen wurde; wenigstens sind in den höfischen Kreisen charakterisierende Beinamen sehr häufig, welche aus Laune, Spott, Haß beigelegt werden, zuweilen als Pseudonyme den wirklichen Namen ihres Besitzers verstecken. Der junge Knecht turnierte eifrig mit seinen Gefährten die Ritterschaft zu lernen um besondere Knechtspreise. In jedem Berus wird streng unterschieden zwischen dem Herrn, der das Amt mit allen Rechten ausübt, und den lernenden und helfenden Arbeitern, Kind und Knecht sind überall die Vorstuseu zur Ehre des Herrn, beim Bauer, Handwerker, Kaufmann, sogar die Mönche waren in Würden und Rechten abgestuft. Und sehr früh muß der systematische Sinn der Germanen und ihre Freude an bedeutsamem Brauch in jedem dieser Lebenskreise die Rechte der einzelnen Stufen sorglich bestimmt und die Einführung mit weihendem Eeremoniel umgeben haben. Hatte sich der Knecht in Ritterschaft wacker geübt, stammte er von einem Vater, welcher selbst den Ritterschlag erhalten hatte, oder war er seinem Herrn besonders wert geworden, so erhielt er feierlich die Ritterwürde. Von dem Brauch, der sich allmählich dabei ausbildete, war der älteste das Umgürten mit dem Ritterschwert durch den Herrn, seit den Kreuzzügen unter kirchlicher Weihe der Waffen und Ablegung eines Gelübdes, wodurch der Ritter sich verpflichtete, treu gegen das Reich zu fein, Frauen zu ehren, Gotteshäuser, Witwen und Waisen zu schirmen. Diese Ceremonie der Schwertleite war bei Vornehmen, den geistlichen Crden und in späterer Zeit feierlicher. J) Zu dem altertümlichen Wort „Wind"-Windhund, das in späterer Zeit nicht mehr verstanden wurde, ist dann »Hund" zur Erklärung hinzuaesetzt, wie „Wurm" in Lindwurm u. a.

7. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 41

1901 - Berlin : Weidmann
Die Zeit Karls des Großen. 41 nur kleine Minderzahl, aber auch Dienstleute, Arbeiter, Schüler, Knechte und Gäste mußten sich der strengen Ordnung fügen, welche außerhalb der Klausur galt. Ju der Nähe endlich lag das Dors mit pflichtigen Landleuten und darin andere Handwerker und Diener des Klosters, und unweit die Burg eines reisigen Dienstmanns, welchem der nächste kriegerische Dienst und Schutz seiner Patrone oblag. (S’r war vornehmen Brüdern verwandt und ohne Zweifel einer der wohlhäbigsten Landgenossen. Nächst den Meiereien des Königs waren die Klostergüter damals ant sorgfältigsten bewirtschaftet; in den Gärten der Mönche hat die deutsche Sonne zuerst den Pfirsichen und Aprikosen rote Bäckchen gemalt, die weiße Lilie und die volle Rose der Römer wurden hier zuerst bewundert und in den lateinischen Versen zum Schmuck himmlischer Schönheit verwandt. Trotz der strengen Regel verstanden die Brüder auch für die seltenen Tage eines Conviviums und für den Tisch ihres Abtes gute Dinge zu bereiten, Kochkunst und Pflege des Weines wurden mit derselben pedantischen Sorgsalt geübt, welche alle Thätigkeit der alten Klöster bezeichnet. Aber auch höherem Künstlertalent bot die heilige Genossenschaft den sichersten Schutz, Maler und Baukünstler erlangten ant leichtesten als Mönche Ruf, sie wurden zur Ausübung ihrer Kunst auch aus dem Kloster versendet und arbeiteten bei Bischöfen und in Fürstenhäusern zu Ehren ihres Heiligen. Die segensreichste Thätigkeit der Benediktiner aber war die Einrichtung von Klosterschulen; überall waren die Angelsachsen als Lehrer thätig gewesen. Die Schule war stets eine zwiefache, eine innere und äußere. In der äußeren, der kanonischen, wurden die Söhne der Edlen und Freien aus der Umgegend in einer Pension unter strenger Zucht gehalten, die Schüler der innern trugen die dunkle Mönchskutte und lebten in der Klausur und unter dem Zwange der Klosterregel. Der weltliche Unterricht war Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem Latein; ein tüchtiger Lehrer hielt darauf, daß nicht nur in den Lehrstunden, sondern auch sonst von den ältern Schülern nur Latein gesprochen wurde. Das scheidende Altertum hatte seine zusammengeschrumpfte Schulweisheit in Lehrbüchern überliefert, welche das Material derselben in sieben „freien Künsten" zusammenschlossen: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, dann

8. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 56

1901 - Berlin : Weidmann
56 Das Mittelalter. (1100—1250.) Die Einwirkung dieser Fahrenden auf das Volk war nicht gering; jedes neue Ereignis verkündeten sie in Liedern, alle Neuigkeit, nach dem Geschmack der Hörer aufgefaßt und umgewandelt, trugen sie durch die Länder. In einer Zeit, wo keine regelmäßige Verbindung durch Boten und Schrift zwischen Staat und Land lief, regte jede große Nachricht, die aus der Fremde kam, die Menschen unverhältnismäßig auf. Zog in unruhiger Zeit ein Reiter, ein fremder Wanderer die Straße, so eilten die Leute von der Burg oder aus dem Felde herzu, hielten das Pferd an und forschten, was er Neues bringe'); in den Städten sammelten sich die Bürger um ihn, und er mußte wohl gar der Obrigkeit berichten, was er Neues wußte. Groß war auch Wirkung und Zauber wohlgefügter Worte. Nicht nur der Gesang riß die Zuhörer hin, daß ihnen in Rührung der Männertrotz schmolz oder im Zorn die Faust sich ballte, auch der Volksprediger vermochte die Menge aufzuregen, zu zerknirschen und zu begeistern. Noch war die Predigt kein regelmäßiger Bestandteil des Gottesdienstes und dürftig in der Regel die schöpferische Arbeit des Predigers. Trat einer vor das Volk, dem die Worte voll und warm aus der Seele drangen, und verstand er Töne anzuschlagen, welche in dem lebensfrischen, poetisch empfindenden Geschlechte stark wiederklangen, so war die Wirkung eine ungeheure. Mit Herrengewalt zog er die Seelen an sich, eine einzige Bußpredigt konnte viele zu dem Entschluß geistlicher Entsagung, zur Ablegung von Gelübden treiben, welche ihr ganzes Leben bestimmten. Und nicht das Volk allein war so geartet, daß ihm die Eindrücke einer Stunde übermächtig wurden, es ging den Vornehmen trotz weltlicher Lift und hartem Egoismus oft nicht anders. Gering war die Zahl der großen Jdeeen, an denen das Leben der Menschen hing, aber gewaltig war ihr Einfluß. — Dieser Zustande muß man eingedenk sein, wenn man die Kreuzfahrten der abendländischen Völker nach dem Orient begreifen will. ’) So wird uns im „Ruodlieb", dem lateinischen Heldengedicht des 11. Jahrhunderts, erzählt; die Vermutung Freytags über den Verfasser (vgl. S. 48) schließt sich an Schmeller an, ist aber jetzt aufgegeben.

9. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 93

1901 - Berlin : Weidmann
Vom Interregnum zur Reformation. 93 die Begharden und Begumen, sind in Häusern angesiedelt. Sie üben Frömmigkeit nach neuer Regel, aber sie stehn nicht in gutem Ruf, selbst nicht die Begumen. Neben frommen Frauen, welche Wolle spinnen und fasten linb wenig ärgere Sünde zu beichten haben als ihre Träiune, treiben sich andere auf den Gassen umher, saufen in die Mönchsklöster und halten verstohlene Zusammenkünfte mit Schülern. Denn die Stadt hat nicht nur eitrige Stadtschulen, welche von den Psarrgeistlichen beaufsichtigt werden, auch eine höhere lateinische Schule mit einem lateinischen Lehrer, einem angesehenen Mann, der nicht mehr wie bei den alten Domschulen von der Kirche unterhalten wird, sondern vom Rat. Er lehrt seine Schüler Lateinisch aus der Grammatik des Donat, und nach alter Mönchsweise die vier Wissenschaften des Quadriviums?) Er hat großen Zulauf von armen Schülern aus der Fremde, welche bei den Bürgern betteln und durch fromme Almosen erhalten werden, darunter sind alte Knaben; viele verbringen ihr Leben, indem sie von einer Stadt zur andern ziehen, Söhne der Bürger unterrichten oder Schreiberdienste thun; sie sind weit umher gekommen, in Frankreich und Italien, unter Polen und Ungarn, sie verfertigen Gedichte für ihre Gönner, erzählen Lügen und reden Übles nach, sie sind mit allen Geheimnissen der Stadt und den Schlupfwiukelu wohl bekannt und in jedem Schelmenstreiche wohl erfahren, aber sie sind nicht nur frech und verschlagen, auch lustig und als witzige Possenreißer oft die gelehrteste Unterhaltung der geistlichen Herren. Denn die Wahrheit zu sagen, in diesem Jahrhundert steht die gesamte Geistlichkeit, die Orden und was irgend Kleriker heißt, in sehr schlechtem Ruf als profan und frech und mit allen ungeistlichen Neigungen übermäßig behaftet, und je vornehmer um so ärger. Der Stadtrat hat bittere Beschwerden über Unzucht, nächtlichen Straßenlärm gegen sie gesammelt. Die wenigen Gottseligen unter ihnen aber werden von den Laien sehr geachtet und haben großen Zulauf von bedrängten Seelen. Auch für ihr eigenes Regiment baut die Stadt gerade jetzt ein schönes Rathaus, zierlich und schmuckvvll, darin einen Saal für die großen Feste der Stadt und ansehnlicher Bürger. Aber zwischen Dom und Rathaus verhalt sich eine kunstlose Wasserpfütze *) Die artes reales: Musik, Geometrie, Arithmetik, Astronomie.

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 131

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
131 4. Die Klster. 1. Die wichtigsten Pflanzsttten der Bildung waren die Klster. Schon die Heideubekehrer hatten Schottenklster" gegrndet und der heilige Benedikt von Nursia zunchst 539 fr ein kampanisches Kloster eine Regel ausgestellt. Gewhnlich durch einen Fürsten oder einen Groen ge-stiftet und mit ^Besitz ^ ausgestattet, umfate das Kloster eine Kirche, sowie Speisesaal (Refektorium) und Abtswohnung, Schlaf- und Fremdenhuser mit Zellen, Schul- und Wirt-schastsgebude, dazwischen Hfe und Grten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. 2. Hier fhrten fromme Leute, die sich selbst einen Abt whlten, unter den Gelbden Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit ein gemeinsames, Gott wohlgeflliges Leben. Was der einzelne erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen erweiterten den Besitz. Die Mnche pflegten Arme und Kranke und waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sic rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau; in den Kloster-grten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blhten die ersten Edelroseu und Lilien in deutschen Landen. Auch im Huserbau und Gewerbeleben waren die Mnche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in grere Auf-nhme kam. Die Beschftigung whlte jeder selbst. Einer be-cutsfichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrder, die oft vornehmen Husern entstammten; ein anderer schrieb fr die Klosterbcherei oder auf Bestellung reicher Leute la-teiuische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangs-buchstaben (Initialen) ab, ein dritter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein, ein vierter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals erfundenen mehrstimmigen Gesang; andere zogen mit Spie und Keule aus die Jagd oder den Rubersang; und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegrteten Kutte den Panzer und fhrte Schwert und Speer. _ 3- Die segensreichste Einrichtung der Klster waren die Schulen. In der inneren" wurden die knftigen Mnche erzogen, in der ueren" die Kinder vornehmer Huser fr das Leben herangebildet. In beiden hatte die Rute viel zu thuu; auch fr die Mnche hielt jedes Kloster seine Geiel-kammer bereit. Der Unterricht umfate Andachtsbungen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein, damals die Sprache der Gebildeten aller Völker. Mit lateinischen Versen ehrten die Klster ihre Gnner und Schutzvgte. Es bestanden auch 9*
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